Maria und Elisabeth

 

 

 

 

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Stand: 19. Mai 2024

 

 

 

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Nr.

 

Überschrift   online
     

 

2024

 

3

 

Ankunft im Haus des Zacharias

   
3.1 Jetzt kommt Maria in das Dorf NEU 19.05.

 

2

 

Von Jerusalem zum Haus des Zacharias

 

 

07.05.

 

1

 

Maria und Josef auf dem Weg nach Jerusalem

 

 

28.04.

       

 

 

Ankunft im Haus des Zacharias

 

 

 

Beitrag 3.1

 

  • Jetzt kommt Maria in das Dorf

 

 

  • Ich befinde mich in einer bergigen Gegend. Es sind keine hohen Berge, aber auch nicht mehr Hügel. Es gibt da Gipfel und Schluchten, wie im echten Gebirge, wie in unserem toskanisch-umbrischen Apennin.
  • Die Vegetation ist üppig und prachtvoll und es ist reichlich frisches Wasser vorhanden, das die Weiden und die gepflegten Obstgärten grün erhält. In der Nähe der Häuser gibt es auch Reben. Es muß Frühling sein, denn die Trauben sind schon groß wie Wickenkörner. Die Äpfel haben schon die Blüten verloren und grüne Kügelchen an-gesetzt, und an den Spitzen der Feigenäste werden schon die ersten kleinen Früchte sichtbar. Die Wiesen gleichen einem weichen, tausendfarbigen Teppich. Auf ihnen weiden die Herden, weiße Flecken auf dem grünen Smaragd des Grases.
  • Maria reitet auf ihrem Eselchen auf einem ziemlich guten Weg, der wohl die Hauptstraße des Ortes ist; die Ortschaft, die ganz ansehnlich zu sein scheint, liegt auf einer Anhöhe.
  • Meine übliche innere Stimme sagt mir, daß dieser Ort Hebron sei. An einer Kreuzung steht auf einem Stein geschrieben: Hebron. Man sprach mir von „Montana“. Aber ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Mir wird die-ser Name angegeben. Ich weiß nicht, ob Hebron die ganze Gegend be-deutet oder nur der Name der Ortschaft ist.

 

Jetzt kommt Maria in das Dorf.

 

Frauen unter den Türen – es ist gegen Abend – bemerken die Ankunft der Fremden und machen sich gegenseitig darauf aufmerksam.

Sie folgen ihr mit den Blicken und haben keine Ruhe, bis sie sehen, daß sie vor einem der schönsten Häuser mitten in der Ortschaft anhält. Vor dem Haus befindet sich ein Garten. Dahinter und ringsum sind gut gepflegte Obstbäume. Weiter hinten liegt eine weite Wiese, die, der Gebirgsformation folgend, steigt und fällt; sie endet schließlich an einem Wald mit hohen Bäumen, die den wei-teren Blick versperren. Der ganze Bereich ist eingezäunt von Maulbeerbäumen und wilden Rosensträuchern.

  • Ich kann nicht gut unterscheiden, was sie tragen; da die Blüten und Blätter der dornigen Sträucher sich sehr ähnlich sehen, kann man sich, solange keine Früchte auf den Zweigen sichtbar sind, leicht täuschen.

Vor dem Haus, also auf der dem Dorf zugewandten Seite, ist der Platz mit ei-nem weißen Gemäuer umgeben, auf dem sich echte Rosenstöcke befinden, zwar ohne Blüten, aber voller Knospen. In der Mitte ein geschlossenes Eisen-gitter.

  • Man sieht sofort, daß dieses Haus einem Vornehmen des Ortes oder je-denfalls wohlhabenden Leuten gehört, denn alles zeugt, wenn nicht von ausgesprochenem Reichtum, so doch von einer gewissen Wohlhabenheit. Alles ist in guter Ordnung.

Maria steigt vom Esel und nähert sich dem Gitter. Sie schaut durch die Eisen-stangen, sieht aber niemanden. So sucht sie, sich bemerkbar zu machen. Ein Frauchen, neugieriger als alle übrigen, ist ihr gefolgt und weist sie hin auf ei-nen eigenartigen Gegenstand, der als Glocke dient.

  • Es sind zwei Metallstücke an einer Achse. Wenn man die Achse mittels einer Kordel bewegt, schlagen sie aneinander und erzeugen einen Klang wie den einer Glocke oder eines Gongs.

Maria zieht an der Kordel, aber so sanft, daß niemand auf das zarte Klingeln aufmerksam wird. Da kommt die kleine Alte mit ihrer großen Nase, dem vor-stehenden Kinn und dazwischen einem Mundwerk für zehn, greift nach der Kordel und zieht und zieht.

  • Sie läutet, als wolle sie einen Toten erwecken.

»So muß man ziehen! Wie wollen Sie sich sonst bemerkbar machen? Wissen Sie, Elisabet ist alt, ebenso Zacharias. Dazu ist er auch noch stumm und taub. Auch die beiden Diener sind alt; das müssen Sie wissen. Sind Sie niemals hier

gewesen? Kennen Sie Zacharias? Sind Sie . . . «

Vor einem Redeschwall und einer Flut von Fragen wird Maria durch einen her-beihinkenden Alten gerettet, der wohl Gärtner oder Bauer ist, denn er hält ein Rebenmesser in der Hand und trägt an der Seite eine Hippe. Er öffnet, und Maria tritt ein, dankt dem Frauchen, aber, oh weh, sie beantwortet die Frage nicht.

  • Welch eine Enttäuschung für die Neugierige!

Kaum eingetreten, sagt Maria: »Ich bin Maria, die Tochter des Joachim und der Anna aus Nazareth, eine Nichte eurer Herren.«

 

Der Alte verneigt sich, grüßt und ruft alsdann: »Sara! Sara!« Dann öffnet er das Gitter, um das Eselchen hereinzulassen, das draußen geblieben war; denn Maria war, um sich von der aufdringlichen Frau zu befreien, schnell eingetre-ten, und der Gärtner hatte ebenso schnell das Gitter vor der Nase der Alten geschlossen. Und während er den Esel hereinführt, sagt er: »Ah! Ein großes Glück und ein großes Unglück sind über dieses Haus gekommen. Der Him-mel hat der Unfruchtbaren einen Sohn geschenkt, und der Allerhöchste sei da-für gebenedeit! Aber Zacharias ist vor sieben Monaten ungefähr stumm von Jerusalem zurückgekehrt. Er macht sich verständlich durch Zeichen oder schriftlich. Habt ihr das vielleicht schon gewußt? Meine Herrin hat sich so sehr nach dir gesehnt in dieser Freude und in dieser Mühsal. Immer wieder hat sie mit Sara von euch gesprochen und gesagt: „Hätte ich doch meine kleine Maria bei mir! Wäre sie doch noch im Tempel! Ich hätte Zacharias geschickt, um sie holen zu lassen. Aber nun hat der Herr gewollt, daß sie die Braut Josefs von Nazareth werde. Sie allein könnte mir in dieser Mühsal Trost sein und mir hel-fen, zu Gott zu beten; denn sie ist so gut. 

 

 

Und im Tempel wird sie vermißt.

 

Als ich am vergangenen Festtag mit Zacharias nach Jerusalem ging, um Gott dafür zu danken, daß er mir einen Sohn gegeben hat, hörte ich ihre Lehrerin sagen: ‚Der Tempel scheint die Kerubim der Herrlichkeit Gottes verloren zu haben, seit die Stimme Marias nicht mehr in seinen Mauern erklingt‘.“

Sara! Sara! Meine Frau ist etwas schwerhörig. Aber komm, komm, ich werde dich führen.«

  • Anstelle Saras erscheint oben an der Treppe an der Hausseite eine sehr betagte Frau voller Runzeln und mit sehr ergrautem Haar, das früher wohl tiefschwarz gewesen sein muß; denn sie hat noch  schwarze Wimpern und Augenbrauen. Einen eigenartigen Kontrast zu ihrem offenbaren Alter bildet die trotz des weiten Gewandes sichtbare Schwangerschaft.

Sie blickt nach unten, indem sie die Hand zum Schutz gegen die Sonne vor die Augen hält. Da erkennt sie Maria, hebt ihre Arme mit einem freudigen und er-staunten Ausruf zum Himmel und eilt, so gut sie kann, Maria entgegen. Auch  Maria, die sonst in ihren Bewegungen immer ruhig ist, läuft nun schnell wie ein junges Reh und erreicht den Treppenabsatz gleichzeitig mit Elisabet.

 

FORTSETZUNG FOLGT

 

 

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Beitrag 2

 

 

  • Von Jerusalem zum Haus des Zacharias

 

Wir sind in Jerusalem.

  • Ich erkenne es gut mit seinen Straßen und seinen Toren.

Das Ehepaar begibt sich zuerst zum Tempel.

  • Ich erkenne die Stallung, wo Josef den Esel am Tag der Darstellung im  Tempel eingestellt hat.

Auch jetzt läßt er die beiden Tiere dort, nachdem er sie hat grasen lassen; dann geht er mit Maria, um den Herrn anzubeten.

  • Nun kommen sie wieder, und Maria geht mit Josef in ein Haus von Beka-nten, wie mir scheint.

Dort stärken sie sich.

Maria ruht sich aus, bis Josef mit einem alten Mann kommt.

»Dieser Mann  nimmt denselben Weg wie du. Nur wenig hast du dann noch allein zurückzulegen, um zu deiner Base zu kommen. Du kannst dich ihm an-vertrauen; ich kenne ihn.«

Sie steigen wieder auf die Esel, und Josef begleitet Maria bis zum Tor (nicht zu demselben, durch das sie gekommen sind, sondern zu einem anderen). Dort verabschieden sie sich, und Maria nimmt ihren Weg zusammen mit dem Alten auf, der ebenso gesprächig ist, wie Josef schweigsam; er interessiert sich für tausend Dinge. Maria antwortet ihm geduldig.

Jetzt hat sie die kleine Truhe, die der Esel von Josef getragen hatte, vorn auf dem Sattel. Sie trägt nicht mehr den großen Mantel und auch nicht den Schal, der jetzt gefaltet auf der Truhe liegt.

  • Sie ist sehr schön in ihrem tiefblauen Gewand und dem weißen Schleier,  der sie vor der Sonne schützt. Wie schön ist sie doch!

Der Alte ist wohl etwas schwerhörig; denn um sich verständlich zu machen,    muß Maria recht laut sprechen; sie, die nicht laut zu sprechen gewohnt ist. Aber nun ist er müde geworden. Er hat das ganze Register seiner Fragen und Neuigkeiten erschöpft und schlummert, auf dem Sattel sitzend, während er sich von seinem Esel führen läßt, der die Straße gut kennt. Maria benützt die-se Pause, um sich in ihren Gedanken zu sammeln und um zu beten.

  • Es muß wohl ein Gebet sein, was sie da mit leiser Stimme singt, wobei sie zum blauen Himmel aufschaut und die Arme über der Brust hält.

Ihr Gesicht ist Licht und Seligkeit, Ausdruck ihres seelischen Zustandes.

  • Mehr sehe ich nicht.
  • Auch jetzt, da die Vision unterbrochen ist, wie gestern, bleibt die Mutter bei mir, sichtbar meinem inneren Blick, und zwar so klar, daß ich die rosi-ge Tönung ihrer ein wenig vollen, doch sanften Wangen, das lebhafte Rot ihres kleinen Mundes und den schönen Glanz ihrer himmelblauen Augen unter den dunkelblonden Lidern beschreiben kann.
  • Ich kann sagen, wie die gescheitelten Haare prächtig in drei Wellen zu bei den Seiten herabfallen und teilweise bis zur Hälfte die rosigen Öhrchen bedecken, um dann in ihrem blassen leuchtenden Gold unter dem Kopf-schleier zu verschwinden.
  • (Ich sehe sie nämlich, den Schleier über den Kopf gelegt, bekleidet mit ei-nem Gewand von paradiesischer Seide und einem leichten Mantel, der fein wie der Schleier und doch undurchsichtig ist.)
  • Ich kann auch sagen, daß das Kleid um den Hals von einem Saum mit ei-ner Kordel gehalten wird, deren Enden vorn an der Halswurzel geschnürt sind. Das Gewand wird um die Hüfte zusammengehalten durch ein breites Band von weißer Seide, dessen Enden auf der Seite herabhängen. Ferner kann ich sagen, daß das an Hals und Hüften zusammengehaltene Ge-wand auf der Brust sieben abgerundete, weiche Falten schlägt, der einzi-ge Schmuck an diesem überaus keuschen Gewand.
  • Ich kann sagen, daß die ganze Erscheinung Marias mit ihrer harmoni-schen und zarten Gestalt den Eindruck einer engelhaften Keuschheit er-weckt.
  • Je mehr ich sie anschaue, um so mehr leide ich bei dem Gedanken, wie sehr man sie hat leiden lassen, und ich frage mich, wie es möglich war, daß man mit ihr kein Mitleid hatte, die sie doch so milde und liebreich war, sogar in ihrer äußeren Erscheinung.
  • Ich schaue auf sie und höre den Tumult und das Geschrei auf dem Kal-varienberg; auch ihr galten alle die Schmähungen, der Spott und die Ver-wünschungen, mit denen man sie überhäufte, weil sie die Mutter des Ver-urteilten war.
  • Jetzt sehe ich sie schön und ruhig. Aber ihr gegenwärtiger Anblick löscht nichts aus von meiner Erinnerung an ihr leiderfülltes Antlitz in jenen Stun-den der Todesangst und der Trostlosigkeit und an ihr trauriges Gesicht im Haus von Jerusalem nach dem Tod Jesu.
  • Ich möchte sie streicheln und küssen auf ihre so zart geröteten Wangen, um das Gedenken an jene Tränen auszulöschen, das bei ihr sicherlich ebenso geblieben ist wie bei mir. Ich kann nicht fassen, welch einen Frie-den ich empfinde, sie in meiner Nähe zu haben. Ich denke mir, daß das Sterben bei ihrem Anblick süß sein muß, süßer als die schönste Stunde meines Lebens.
  • In der letzten Zeit, als ich sie nicht mehr so sah, so ganz für mich, habe ich gelitten wie wegen der Abwesenheit einer Mutter. Jetzt fühle ich wieder die unaussprechliche Freude, die mich im Dezember begleitete und wäh-rend der ersten Tage des Januar (1944), und ich bin glücklich; glücklich,  obwohl ich den ganzen Verlauf der Passion gesehen, der über mein Glück einen Schleier des Leidens breitet.
  • Es ist schwer zu sagen und zu verstehen zu geben, was sich am 11. Feb-ruar abends ereignete, und was ich empfand, als ich Jesus in seiner Pas-sion leiden sah. Es war eine Schau, die mich völlig umgewandelt hat. Sollte ich jetzt sterben oder in hundert Jahren, diese Vision würde immer dieselbe bleiben in ihrer Lebendigkeit und ihren Wirkungen. Vorher dachte ich an die Leiden Christi; jetzt habe ich sie erlebt, und es genügt ein Wort, der Blick auf ein Bild, um erneut zu erleiden, was ich an jenem Abend ge-litten habe, und zu erschaudern vor den Qualen und mich zu ängstigen ob seines trostlosen Leidens. Und auch wenn nichts daran erinnert, erwacht von selbst die quälende Erinnerung.
  • Maria beginnt zu sprechen , daher schweige ich.

 

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Beitrag 1

 

 

  • Maria und Josef auf dem Weg nach Jerusalem

 

  • Ich wohne der Abreise zur heiligen Elisabet bei.

Josef ist mit zwei Eselchen gekommen, um Maria abzuholen: eines ist für ihn, eines für Maria.

  • Eines der beiden kleinen Lasttiere hat außer dem gewöhnlichen Sattel ein merkwürdiges Gestell, das, wie ich nun erkenne, zum Lastentragen dient: eine Art Gepäckträger, auf dem Josef einen kleinen Holzkasten befestigt, ein Köfferchen, würden wir heute sagen, das er Maria gebracht hat, damit sie darin ihre Kleider unterbringe und sie so vor dem Regen schütze.
  • Ich höre, wie Maria sich bei Josef für dieses praktische Geschenk sehr be-dankt.

Sie füllt die Truhe mit Dingen, die sie bereits in ein Bündel verpackt hatte. Sie schließen die Haustür und machen sich auf den Weg.

  • Es ist kurz vor Tagesanbruch, denn ich sehe kaum etwas von einer Mor-genröte am Horizont.

Nazaret liegt noch im Schlummer. Die beiden morgendlichen Reisenden be-gegnen nur einem Hirten, der seine Schäflein vor sich hertreibt. Sie drücken und drängen einander, vielen blökenden Keilen gleich. Die Lämmchen blöken am aller meisten mit ihren scharfen, feinen Stimmen; sie möchten selbst im Laufen noch das mütterliche Euter erfassen. Aber die Mutterschafe eilen zum Weideplatz und laden sie mit stärkerem Blöken zum Weitertraben ein.

 

Maria betrachtet sie und lächelt, und da sie angehalten haben, um die Herde vorüberziehen zu lassen, neigt sie sich vom Sattel herunter und streichelt die sanften Tierlein, die im Vorübergehen den Esel streifen.

Als der Hirt mit einem Lämmlein auf dem Arme daherkommt, das eben gebo-ren wurde, und grüßt, lächelt Maria, streichelt das rosige Mäulchen des ver-zweifelt blökenden Lämmleins und sagt: »Suche deine Mama! Da ist sie; die verläßt dich nicht, Kleines!« Und sieh da, das Mutterschaf drängt sich an den Hirten heran, hebt sich auf die Hinterfüße und leckt das Mäulchen des Neuge-borenen.

  • Die vorüberziehende Herde erzeugt ein Geräusch, als regnete es auf Blät-ter, und läßt aufgewirbelten Staub und die Verzierungen der Fußstapfen auf dem Boden zurück.

Josef und Maria nehmen ihren Weg wieder auf. Josef ist mit einem großen Mantel bekleidet, Maria eingehüllt in eine Art gestreiften Schal, denn der Mor-gen ist sehr frisch. Sie befinden sich auf freiem Feld und reiten nebeneinander. Sie sprechen selten. Josef denkt an seine Arbeit, und Maria folgt den Gedan-ken, in die sie versunken ist, und lächelt dabei. Sie lächelt auch, wenn sie aus ihrer Sammlung heraustretend den Blick über die Umgebung schweifen läßt. Bisweilen schaut sie auf Josef; ein Hauch von wehmütigem Ernst verschlei-ert dann ihr Gesicht. Ihr Lächeln kehrt wieder zurück, wenn sie ihren fürsorg-lichen Bräutigam betrachtet, der wenig spricht und nur, um Maria zu fragen, ob sie bequem sitze und nichts benötige.

Jetzt werden die Straßen belebter, besonders in der Nähe von Dörfern oder innerhalb derselben. Sie reiten auf ihren trippelnden Eseln mit ihren lauten Schellen und halten nur einmal unter dem Schatten eines Buschwerks an, um etwas Brot und Oliven zu essen und an einer Quelle zu trinken, die in einer kleinen Grotte sprudelt; ein anderes Mal, um sich vor einem starken Regenguß zu schützen, der ganz unerwartet aus einer dunklen Wolke hernieder pras-selt. Sie haben sich unter einen Felsvorsprung begeben, der sie vor der Nässe schützt.

Josef will unbedingt, daß Maria sich den dicken, wasserundurchlässigen Man-tel umhängt, auf dem das Wasser herabgleitet. Maria muß seinem sorgendem Drängen nachgeben, und um sie davon zu überzeugen, daß er selbst auch geschützt ist, legt er sich die graue Decke des Esels über Kopf und Schultern.

  • Mit der Kapuze sieht Maria aus wie ein junger Mönch; sie rahmt ihr Ge-sicht ein, während der dunkelbraune Mantel, der am Hals geschlossen ist, sie ganz einhüllt.

Der Platzregen läßt nach, geht aber in einen lästigen feinen Regen über. Die beiden nehmen den Weg wieder auf, der nun ganz schlammig geworden ist. Aber es ist Frühling, und bald scheint erneut die Sonne und macht die Reise wieder angenehmer. Die beiden Eselchen trippeln nun fröhlicher auf ihrem Weg dahin.

  • Mehr sehe ich nicht; denn die Vision ist hier zu Ende.

 

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