Besuche aus einer anderen Welt

Offenbarungen an Fulla Horak

  

 

 

 

Auswahl der Beiträge

Stand: 16. Mai 2024

 

 

 

Weitere Beiträge werden schrittweise hinzugefügt.

Bitte in der Tabelle auf die Überschrift klicken!

 

Nr.

 

Überschrift NEU online
     

 

2024

 

 

Kapitel 2

   
2.1 Suchet, so werdet ihr finden   10.05.
2.2 Gott! Wenn es dich gibt, schenke mir Licht! NEU 16.05.
 

 

Kapitel 1

   
1.1 Wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht   24.04.
1.2

Ich würde gerne an Gott glauben

   02.05.
       

 

 

Kapitel 2

 

"Suchet, so werdet ihr finden ..." (Lk 11,9)

 

 

Im selben Jahr wurde ich schwer krank und dachte sogar an die Möglichkeit des Todes. Ich konnte dennoch die Mauer, die mich von Gott trennte, nicht ein-reißen. Wieder gesund geworden, hörte ich auf, ständig auf jede Regung in mir zu achten. Ich sah ein, daß so ein Ringen mit sich selbst zu nichts führt und begann, wieder normal am Leben teilzunehmen. Nach und nach kehrte dann auch meine Begeisterung für das Musikstudium zurück. Tonleitern und Pas-sagen beruhigten meine Nerven. Ich suchte in der Musik nicht mehr das, was sie mir nicht geben konnte, ich empfand sie nun als Wohltat für mein Gehör, weniger für meine Seele.

Ich begann auch, wieder mehr unter Menschen zu gehen. Ich hoffte, mich selbst zwischen den anderen zu verlieren oder mich zumindest zwingen zu können, ihren Alltag mitzuerleben.

Ich bemühte mich redlich, nach außen die Anzeichen von Sorglosigkeit zu zei-gen, die ich meistens bei Leuten beobachtete, die „das Leben leicht nehmen“. Ich nahm an, daß, wenn ich mir nur diese äußeren Anzeichen aneigne, der ihnen normalerweise vorausgehende Zustand automatisch in mir entstehen würde.

Unzählige Stunden habe ich mit dem Hören von Jazzmusik in Bars und Cafés verbracht! Meine Augen haben unzählige Filme gesehen! Es gab den Strand, es gab Ferienheime, Lokale, Konditoreien, Theater ... Innerlich war ich jedoch weiterhin einsam, und vielleicht hat sich aus diesem Grunde die Beobachtungsgabe besonders stark in mir entwickelt. Darüber hinaus war es leicht für mich, in fremden Seelen herumzuwirtschaften, weil die Menschen sich mir gerne anvertrauten. Mit der Zeit brachte ich es fertig, ein wenig mehr Nachsicht ihnen gegenüber zu empfinden und den Haß, der früher in meinen Blicken und Worten war, in Humor umzuwandeln.

Ich konnte damals auch aus der Nähe beobachten, wie die Menschen die Lie-be erleben. Wie sie sich freiwillig eine rosarote Brille aufsetzten und in diesem halbbewußten, künstlichen Rauschzustand verharrten. Es wunderte mich, daß ein Mensch voller Fehler und Eigenarten das Herz und die Gedanken eines anderen so ganz einnehmen kann.

  • Worum ging es ihnen eigentlich?
  • Wozu brauchten sie diese gegenseitige schweigende Abmachung: „Ich belüge dich und du mich ... ?“
  • Was hatten sie nur davon?

Einen kurzen, mehr oder minder starken Glücksrausch, viele Sorgen, viel Qual und immer wieder Enttäuschungen. Ich konnte nicht begreifen, warum sie, aus Erfahrung nicht klug geworden, sich immer wieder darauf einließen und dabei zwangsläufig ihren einzigen Reichtum, das Herz, nach und nach in immer wie-der neuen Gefühlen aufreiben mußten.

Ich schaute mich aufmerksam um, ob ich unter ihnen wohl einen finde, der satt ist. Ich fand nur Unbefriedigte und Übersättigte. Ich selbst blieb dabei hungrig, denn nach dieser Kost wollte ich niemals greifen.

  • Allzu deutlich spürte ich, daß es noch eine andere geben muß.
  • Ich wußte nur nicht, wer den Schlüssel zu dem Speicher besitzt, in dem diese wirkliche Nahrung wartet.

Die, die auf mich zukamen und sich nach bestem Willen um mich bemühten, besaßen ihn nicht ... ihre Gefühle erschienen mir wie eine Parodie dessen, auf das ich standhaft wartete und das ich nicht einmal vor mir selbst hätte beim Namen nennen können.

  • Ein Mensch konnte es nicht sein!
  • Ein Mensch, auch wenn er noch so vollkommen ist, stellt im Grunde nicht viel mehr dar als ein anderer.
  • Der Mensch — als Ideal — existierte für mich nicht.

Er war nur ein Geschöpf, also mußte die Macht, die ihn erschaffen hat, größer, vollkommener sein. Mich interessierte nicht die Maschine, sondern ihr Erfinder!

  • Wo war er?
  • Wie konnte er den von ihm geschaffenen Mechanismus ohne Wartung und Aufsicht zurücklassen?

Ich lauerte sozusagen auf den Zeitpunkt, an dem er sich neben seinem Werk zeigte. Ich hatte Angst, diesen Moment zu verpassen, und wollte meine Auf-merksamkeit deshalb nicht mit Unwichtigem ablenken. Eines weiß ich genau: Die Gewißheit, mein ganzes Leben lang umsonst gewartet zu haben, hätte ich leichter ertragen können als den Gedanken, daß mir seine Gegenwart entgan-gen sein könnte. Aus diesem Grunde wollte ich mich auch niemals an einen Menschen binden. Ich fühlte mich gebunden an etwas, das — obwohl unbe-kannt, ungenannt und fremd — mich verpflichtete.

Ich konnte nicht verstehen, daß die Menschen so leben können, wie sie leben. Daß sie damit zufrieden sind. Es war doch nicht einer von ihnen wirklich glück-lich!

  • Warum, wo sie doch wußten, daß dies nicht die Erfüllung ist, nahmen sie es als Erfüllung?

 

zurück

 

_______________________________

 

 

"Gott! Wenn es dich gibt, schenke mir Licht!"

 

 

In dieser Zeit hatte ich Kontakt zu Menschen, die spiritistische Sitzungen ver-anstalteten. Vergeblich habe ich auf eine Sensation gehofft. Da wackelten die Tische, klopften Namen und Zahlen aus, ab und zu auch ein häßliches Wort ... Das Medium schlief ein, es war lange dunkel, dann spürte irgend jemand ir-gend etwas, behauptete manchmal, etwas zu sehen ... Ich habe niemals etwas gesehen oder gespürt, außer, daß diese Versuche wie ein Umherirren in einer dunklen Sackgasse waren und zu nichts führten. Also ließ ich die Seancen sein und wunderte mich, daß die Menschen nicht aufhörten, sich etwas davon zu erhoffen.

 

Dann begann ich Bergwanderungen zu unternehmen. Eine Weile kam es mir vor, als könnte ich in der gewaltigen, bedrohlichen Strenge der Bergwelt end-lich Frieden und Ruhe finden, als käme ich einer wunderbaren, geheimnisvol-len Wahrheit immer näher und näher. Als ich dann aber wieder hinabstieg und zu den Menschen kam, verflogen diese Eindrücke schnell wieder. Die Wahrheit war hier auch nirgends zu finden!

Es gab Gewohnheiten, Täuschungen, Heuchelei ... Ich lernte junge Menschen kennen, die sonntags eifrig zur Kirche gingen und von denen ich wußte, daß ihr Alltagsleben wohl noch weiter von Gott entfernt war und ihn noch mehr be-leidigte als das meine. Es bereitete mir ein bösartiges und schmerzliches Ver-gnügen, diese Damen in religiöse Gespräche zu ziehen. Wie schwach und empfindlich war der Glaube in ihren freigiebigen, heißen Herzen! Wie leicht ließen sich seine zarten Wurzeln ausheben. Für gewöhnlich kam man ohne gewichtige Argumente aus. Ein überlegenes Lächeln, spöttische Nachsicht, manchmal nur ein Scherz oder ein ironisches Anheben der Brauen — es reichte aus, daß sie sich, erschrocken und beschämt über ihren Mangel an Standhaftigkeit, auf der ganzen Linie zurückzogen. Es tat mir weh und freute mich zugleich. Wenn doch die Leute wenigstens den Mut hätten zu bekennen, daß sie nicht glauben!

  • Was soll dieses unwürdige, ängstliche Getue?
  • Was soll dieses Sichverstecken hinter Äußerlichkeiten und Normen?
  • Vor wem? Für wen?

In dieser Zeit kam in mir der Gedanke an Selbstmord auf, immer häufiger, im-mer deutlicher, aus der Tiefe meines Wesens. Es war nicht nur Verzweiflung, die mir diesen Ausweg zuflüsterte. Vielmehr war es Überdruß, Widerwille, et-was, das man fast mit Logik bezeichnen könnte. Ich prüfte diese Möglichkeit kühl, sachlich, so wie man als rational denkender Mensch über die Berufswahl nachdenkt. Ich erinnere mich noch, wie ich listige Berechnungen anstellte:

  • Falls „dort“ nur „das Nichts“ ist — würde ich es sowieso nie erfahren.
  • Falls es aber wirklich ein „Alles“ gibt, wäre ich alle meine Zweifel los.

Ich wüßte endlich die Wahrheit!

 

 

Im Herbst hörte ich, wie jemand von dem Wunder in Tschenstochau erzählte. Damals sagte ich mir:

  • Wenn die Menschen von diesem Bild Gnade empfangen und diese sich segensreich auf ihre Gesundheit oder materielle Dinge auswirkt, warum sollte ich nicht versuchen, dort um Licht für meine Seele zu bitten?

Obwohl ich nicht gläubig war, entschloß ich mich, alle nur möglichen empfoh-lenen Mittel auszuschöpfen, damit ich mir später nichts vorzuwerfen hatte und um mir selbst den Beweis für meinen guten Willen zu erbringen.

Die Fanfaren bei der Enthüllung des Bildes, die betende Menge, das schwarze Gesicht über dem Altar — all das machte auf mich nicht den geringsten Ein-druck. Die Bekenntnisse erschienen mir wie geschmacklose Reklamesprüche und der von der Kanzel mahnende Priester heuchlerisch.

  • Ich war entsetzt über das absolute Fehlen jeglicher Gemütsregung in mir.

Und da stellte ich der Mutter Gottes ein Ultimatum — kühl, sachlich und klar:

  • Wenn ich in den nächsten drei Monaten — einfach so, ohne Wunder, ohne Erschütterungen, ohne daß irgendwas Ungewöhnliches geschehen sollte, den Glauben und die innere Gewißheit erlangte, daß Gott existiert — woll-te ich geloben, dem Himmel bis an mein Lebensende zu dienen.

Gleichzeitig beschloß ich, diese drei Monate lang täglich das Gebet zu spre-chen: „Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria ...“ und alles zu tun, was den Vor-schriften der katholischen Kirche entspricht.

In Lemberg ging ich dann zur Beichte mit demselben guten Willen, wenn auch ohne Glauben, und schilderte dem Priester wahrheitsgetreu meine inneren Konflikte. Ungeachtet dessen erlaubte er mir, die hl. Kommunion zu empfan-gen.

Nach drei Monaten, in denen ich alle Bedingungen dieses einseitigen Vertra-ges eingehalten hatte, veränderte sich jedoch nichts. Ich stand weiterhin vor einer Leere und war beladen mit Fragen und Problemen. Entmutigt versuchte ich nicht einmal mehr, sie zu formulieren. Wozu? Wenn sich doch sowieso nie-mand um eine Antwort scherte.

Aus der Zeit dieses Versuchs von Jasna Gora ist mir nur das vom Beichtvater empfohlene kurze Gebet geblieben, das ich täglich halb bewußt wiederholte:

  • „Gott! Wenn es dich gibt, schenke mir Licht!“

 

zurück

 

_______________________________

 

 

Kapitel 1

 

 

"Wer in der Finsternis wandelt,

weiß nicht, wohin er geht ..." (Joh 12, 35)

 

 

Fragmente aus handschriftlichen Aufzeichnungen und Notizen sowie Auszüge aus Briefen an Mutter Helena vom Orden Sacre Cœur, aus denen hervorgeht, in welchem geistigen Zustand sich Fulla Horak befand, bevor die hl. Magda-lena‑Sofia ihr das erste Mal erschien.

 

  • "Was ist das, Mutter, die Wahrheit? Mein Herz fühlt sich so kalt an, als wä-re da in meiner Brust ein Eiskeller, während gleichzeitig ein unersättlicher, brennender Hunger mich innerlich aufreibt. Die anderen sind mir überle-gen — alle, denn sie fühlen sich nicht so herrenlos wie ich. Die meisten leben sogar in Frieden, denn sie bleiben verschont von dieser verzehren-den Flamme Sehnsucht, die im Innern frißt."
  • "Noch nie habe ich es fertiggebracht, mehrere Jahre lang gleich zu blei-ben. Ich bin so erschöpft; kaum mache ich die Augen auf, bin ich auf der Suche nach neuen Formen meiner selbst; gezwungen, immer wieder in den nie enden wollenden Kreislauf einzusteigen."
  • "Mutter! Ich war doch wie Lehm, warum hast du mich nicht geformt, daß ich jemand bin? Egal ob jung, alt, häßlich oder schön, wenn ich nur wirk-lich wäre! Ich habe gedacht, Mutter, daß du mich von Enttäuschungen, von Bösem fernhalten und mir Glauben geben würdest.
  • Mutter! Was ist das, der Glaube? Ein Herz, so übervoll, daß es Lichtstrah-len in die Unendlichkeit aussendet? Ist es das?
  • Früher dachte ich, daß ich den Menschen Gutes tun werde. So wollte ich beginnen. Ich nahm an, daß, selbst wenn alle meine Auffassungen in Trümmer fallen, ich aus diesen Trümmern noch einen starken Menschen formen kann."
  • "Man muß stark sein, um den Schwächeren zu helfen. Die Menschen aber sind schwach. Sie lügen und betrügen. Und doch — auf dem Grund ihres Wesens schlummert eine Erwartung, die vielleicht eines Tages aufwacht, um ihr Ziel zu finden. Die Menschheit befindet sich noch im Chaos, ich glaube aber, daß sie alle Voraussetzungen in sich birgt, um das König-reich Gottes auf Erden zu errichten. Sich danach zu sehnen, sehen, wie es entsteht, ihm entgegengehen, fühlen, wie es von Liebe erstrahlt — das ist Glaube!"
  • "Ich habe keine Zeit mehr, zu warten, denn alles in mir sehnt sich nach Nichtsein. Wer könnte es einem müde gewordenen Menschen übelneh-men, daß er sich schon mittags schlafen legen und nicht erst die Nacht abwarten möchte? Selbst Gott könnte dies nicht tadeln. Meine Seele wür-de gern irgendein Schlafmittel nehmen und dessen erste barmherzige Wirkung spüren. Denn — wozu überhaupt leben? Wozu bin ich?"
  •  "Das Erbarmen mit allen, das ich nach deinem Willen, Mutter, haben soll-te, erscheint mir überflüssig. Was nützt den Menschen das Mitleid, wenn man ihnen doch nicht helfen kann?"
  • „Was erstickt unsere tiefsten Empfindungen, läßt auf den Lippen die Worte gefrieren, entstellt alles, was wir sagen wollen und erlaubt nicht, uns an-ders als durch Phrasen und mehr oder minder bittere Ironie auszudrück-en? Als wollten wir uns an unseren eigenen Gefühlen rächen — für den Schmerz, sie nicht zeigen zu können.
  • Im Menschen gibt es keine Ganzheit. Er ist fast nie ganz ehrlich, noch ist er ganz falsch. Und immer diese seltsame Angst, jemand könnte seine verborgenen Gefühle erraten. Daß sie so übermächtig sind."
  • „Ich weiß zur Zeit gar nichts. Nichts — nur schwach gelangt in mein Hirn das Bewußtsein, daß ich so, wie ich bin, nicht existieren kann. Wahnsin-niges Verlangen erschlägt in mir jegliche Erkenntnis. Man darf die Ord-nung der Dinge nicht bekämpfen. Es ist zwecklos, sich von allem, was außen ist, lossagen zu wollen. Man kann nicht mit sich selbst brechen.“
  • „Gott — wenn er denn existierte — müßte die Menschen lieben. Hätte er sie sonst erschaffen? Er würde zweifellos nicht existieren, wenn er nicht ein Wesen hätte, das er glücklich machen könnte, und wenn ihm alle Din-ge der Welt genauso gleichgültig wären wie mir."
  • "Menschliche Fehltritte, die äußerlich wahrnehmbaren Einzelheiten eines beliebigen Lebens, dieser immer wieder beginnende Kampf mit häufigen und schmerzlichen Niederlagen, der Kampf mit den eigenen Tränen und der Reue, der Kampf mit dem aufrichtigen und ungebändigten Wollen — was bedeutet das alles? Wie bedauernswert ist doch die menschliche Natur!"
  • "Ich frage mich, ob du dir vorstellen kannst, Mutter, daß, wenn Gott zu mir käme, ich offen wäre und zuließe, daß ich von ihm ganz erfüllt wäre? Könnte ich ihn spüren, wäre mein Herz erleichtert, die Last, die es erdrü-ckt, würde abfließen, und ich würde unaussprechliche Dinge entdecken. Dieses elende irdische Leben ist niemals zufriedenstellend. Immer ist es Schmerz, Entbehrungsqual, bittere Sehnsucht, verzweifelte Lüge. Dann aber — gäbe es immerwährende Freude, das Wunder der vollkommenen Erfüllung. Um alles zu wissen, alles zu verstehen und um das Leben zu spüren, genügt es mir nicht, mich selbst zu durchleben. Tränen machen das Herz auch nicht wissend."
  • "Ein fühlendes Herz zu haben, ist das Glück? Schließlich, Mutter, was weißt du schon über mein Herz? Mein einziger Freund ist — die Trauer. Ich bin innerlich völlig einsam, und mit diesen Worten schmücke ich diese Einsamkeit nur aus. Verstehst du das, Mutter? Nichts — außer dem Wi-derhall meines eigenen Rufens ins Leere."
  • "Früher war ich ganz in die Welt der Musik vertieft. Ich erlebte sie wahrhaft und innig, Musik war meine Nahrung. Mein Herz empfand jedoch eine ganz andere Melodie, die ich nicht hören konnte. Deshalb hat mich auch keine Art von Musik jemals beruhigt. Sie regte mich stets maßlos auf, fol-terte mich, irgend etwas in mir wand sich in unfaßbaren Schmerzen.
  • Kennst du das, Mutter? Hast du jemals so eine ,andere Melodie' gesucht?"
  • "Der Kopf zerspringt mir vor lauter Gedanken, mein Herz zieht sich zu-sammen, und mir fehlen die Kräfte. Ideale? Christentum? In der heutigen Zeit, wo der tägliche Hunger zu den gemeinsten Verbrechen treibt, wo Väter ihre eigenen Kinder verkaufen, wo Müttern die Nahrung fehlt — wie könnte man die so verhärteten Herzen rühren, wenn weder Feuer noch Reinheit in ihnen sind? O, wenn ich die Macht hätte etwas zu bewirken — wenigstens für einen Tag! Für diesen Wunsch kann Gott mir doch nicht böse sein."

 

zurück

 

_______________________________

 

 

Ich würde gerne an Gott glauben

 

  • "Ich würde gern an Gott glauben. Vielleicht ist Gott — unser Gewissen? Und unser Herz? Und der Instinkt, niemandem Unrecht zu tun, weder ei-nem Menschen, noch einem Tier?
  • Gott — ist vielleicht unser reines Leben?
  • Wie lächerlich und ohne Ziel ist dieses ewige Suchen — durch alles hin-durch und gegen alles. Die fragende, hartnäckige, kraftlose, trotzige Stim-me des Menschen... Was für ein schreckliches Spielzeug hat sich der aus-gedacht, der uns erschuf! Warum kommt nichts heran?
  • Geht nichts vorbei? Alles ist! Und über allem dieses brennende Verlangen nach der ungeahnten, und doch spürbaren — Ewigkeit."
  • "Religionen? Gott? Was für seltsame Dinge ...
  • Wie leicht trennen wir uns davon und wie lange suchen wir es dann wie-der. Was muß man nicht alles tun, um das Gleichgewicht zu erlangen.
  • Und wofür? Nur um eines Tages aufs neue festzustellen, daß alles Mär-chen sind ...
  • Soll so der Glaube aussehen?"
  • "Manchmal geschieht mit mir etwas Seltsames. Als würde sich ein Vor-hang öffnen ... Ich kann es nicht beschreiben, aber ich weiß, daß es wich-tig ist. Dann erhebt sich in mir etwas Ewiges — das Zeit hat und schaut.
  • Dieser Blick weiß um die Nichtigkeit meiner ganzen Tage."
  • "Der letzte Funke in mir erlischt, und ich bin nicht mehr fähig, ihn neu zu entfachen. Ich greife nach verschiedenen Interessen, kann sie aber nicht halten. Wozu und für wen?"
  • "Wie erreicht man die vollkommene, bedingungslose Liebe? Jede andere nämlich erscheint mir dunkel und begrenzt.
  • Man muß ein Ideal haben. Wenn man keines hat, verliert man an Lebens-kraft. Wie kommt man zur Harmonie zwischen dem inneren und dem äu-ßeren Leben?"
  • "Man kann möglicherweise in einem künstlichen Rausch leben, aber im Augenblick des Erwachens muß man wissen, daß dies ein enormer, tö-richter Betrug ist.
  • Wenn ich den Sinn des Lebens nicht verstehen kann, sollte ich nicht den-ken — sondern leben.
  • Ich bin doch nicht die einzige, die sucht. Es gibt keine Wissenschaft, die Antworten bereithält. Der ernste Ton der Gelehrsamkeit sagt gar nichts. Die Wissenschaft ist wichtig und präzise, aber nicht, wenn es um das Le-ben selbst geht. Diese bedauernswerte großartige Wissenschaft! Ihre ab-solute Schönheit heißt Mathematik."
  • "Ich lese gerade Kant. Er behauptet, daß es unmöglich sei, die Existenz Gottes nachzuweisen. Aber wozu schreibe ich das eigentlich? Was geht mich das an?
  • Ich kann die Welt sowieso nicht ändern. Ich werde ins Kino gehen. In ei-nem guten Film braucht man ganze zwei Stunden lang nicht zu denken."
  • "Wie schade, Mutter, daß ich nicht dahinterkommen kann, wie du dein Le-ben im Kloster verstehst ...
  • Für Gott selbst und nur für ihn? Hältst du gewaltsam am Glauben fest, weil es so besser für die Menschheit, für das Volk und überhaupt ist ...? Welche Rolle spielt Gott im Leben von Menschen wie du?
  • Dein Leben ist entweder edle Einbildung — oder die Wahrheit.
  • Einbildung wenn du stets nach Vollkommenheit strebst, wenn du dich für die gegenwärtigen und zukünftigen Menschen aufopferst und selbst an den Sinn dessen nicht glaubst.
  • Wahrheit — wenn du dasselbe für Gott tust.
  • Es geht mir hier nicht um die Redensart, es geht um alles!
  • Glaubst du wirklich so, Mutter, daß nichts und niemand deine Überzeu-gung widerlegen könnte, auch nicht für einen Augenblick? Denn wenn du zweifelst, Mutter, wie könnte ich dann glauben?
  • Für mich ist keine Liebe jemals ausreichend. Ich muß ungeheuer viel lie-ben. Nach Möglichkeit alles! Wie schade, Mutter, daß du mir nicht den Weg zeigen kannst, der zu allem führt."
  • "Es stimmt nicht, daß ich nicht weiß, wonach ich suche!
  • Das Ziel ist klar. Sogar sehr klar. Hell erleuchtet und im Bewußtsein ver-ankert.
  • Leider lockert sich unablässig das Band, das uns miteinander verbindet.
  • Irgend etwas stellt sich mir ständig, bei jedem Schritt, in den Weg. Werde ich niemals dort ankommen?"
  • „"Ich denke daran, auf eine Insel mit Aussätzigen zu fahren. Das habe ich bisher vor dir geheimgehalten, Mutter. Man wird so leicht einer bloßen Po-se beschuldigt.
  • Ich mache mir nicht vor, mutig zu sein oder Mitleid mit diesen Kranken zu haben. An sie denke ich gar nicht.
  • Aber vielleicht finde ich dort, im übergroßen menschlichen Elend, mein Herz wieder."
  • "Die gewöhnliche menschliche Liebe zu zweit erfüllt niemals unsere Be-dürfnisse. In so einer Liebe möchte man alles an sich reißen — und sogar noch mehr.
  • Aber das „alles“ gehört uns nicht. Man gibt nicht, was einem nicht gehört. Man darf es auch von niemand anderem fordern.
  • Liebe muß selbstlos sein. Sogar die Liebe zu Gott — wenn sie nur die Be-lohnung zum Ziel hat — sättigt nicht.
  • Es muß Liebe ohne Berechnung geben. Die Liebe zur Liebe. Eine tiefe, von Herzen kommende Unfähigkeit, anders zu handeln. Denn: Ist es mög-lich, Hingabe einzuschränken?
  • Aus diesem Grunde weiß ich, daß ich mit Gott nicht anfangen kann ohne die Verpflichtung, ihn kennenzulernen."
  • "Zdzisia ist gestorben, und ich fühle keinen Schmerz. Ich weine nicht. Auf dem Friedhof ruhen so viele Kinder ... Tut es dir weh, Mutter, daß Christus gelitten hat?" ...
  • "O Gott! Wie ich dich hasse, daß du nicht da bist!"

 

zurück

 

_______________________________