Das Evangelium nach Johannes

 

Kapitel 1 - 21

 

 

 

 

 

Auswahl der Kapitel

Stand: 26. April 2024

 

 

 

 

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Überschrift

 

 

Kapitel 15

 

Das Gebot der Liebe

NEU

 

Einleitung

 

 

Kapitel 1

 
Prolog: Jesus, das Mensch gewordene Wort Gottes / Jesus offenbart sich als Gottessohn im Jüngerkreis:  Das erste und das zweite Zeugnis des Täufers / Das dritte Zeugnis des Täufers und die ersten Jünger  

 

Kapitel 2

 
Hochzeit zu Kana / Jesus in Jerusalem am Osterfeste:  Tempelreinigung  

 

Kapitel 3

 
Nikodemus bei Jesus / Jesus in Judäa: Jesus und der Täufer  

 

Kapitel 4

 
In Samaria: Jesus und die Pharisäer / Gespräch Jesu mit der Samariterin / Ankunft der Jünger / Glaube der Samariter / Wunder in Galiläa: Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten  

 

Kapitel 5

 
Der Unglaube in Judäa: Der Kranke am Bethesdateich / Jesus über seine Wesenseinheit mit dem Vater / Sein göttliches Wesen durch Johannes und den himmlischen Vater bezeugt  

 

Kapitel 6

 
Jesus in Galiläa: Die Brotvermehrung / Jesus wandelt auf dem See /  Das Volk sucht Jesus / Verheißung des allerheiligsten Altarssakramentes: Der Vater gibt das Brot des Lebens /Jesus das wahre Lebensbrot / Sein Fleisch ist eine Speise, sein Blut ein Trank / Wirkung seiner Rede
 

 

Kapitel 7

 
Auf dem Laubhüttenfest in Jerusalem: Jesu Reise zum Feste / Jesu Auftreten und Zeugnis auf dem Feste / Heiligung des Sabbats / Der Höhepunkt des Festes   

 

Kapitel 8

 
Die Ehebrecherin / Selbstzeugnis Jesu vor den Pharisäern / Unbußfertigkeit / Die wahren Söhne Abrahams
 

 

Kapitel 9

 
Jesus und der Blindgeborene: Heilung des Blindgebore-nen / Verhör des geheilten Blinden durch die Pharisäer / Der Geheilte wird gläubig
 

 

Kapitel 10

 
Gleichnisse: Jesus der gute Hirte / Die Rede am Tempelweihfest: Die Einheit des Sohnes mit dem Vater / Jesus im Ostjordanland  

 

Kapitel 11

 
Jesus und Lazarus: Der Tod des Lazarus / Martha und Maria / Jesus erweckt den Lazarus / Wirkung dieses Wunders
 

 

Kapitel 12

 
Salbung Jesu / Jesus in Jerusalem: Einzug in Jerusalem / Letzte Rede Jesu im Tempel / Rückblick auf die Wirksamkeit / Jesu göttliche Sendung
 

 

Kapitel 13

 
Abschiedsfeier: Fußwaschung / Entlarvung des Verräters Abschiedsreden: Das Neue Gebot / Jesus weissagt die Verleugnung des Petrus  

 

Kapitel 14

 
Erste Trostrede: Verleihung des Friedens  

 

Kapitel 15

 
Zweite Trostrede: Jesus der wahre Weinstock / Das Gebot der Liebe  

 

 

Kapitel 15

(9-17 NEU hinzugefügt)

 

Das Gebot der Liebe

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibet in meiner Liebe!  10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. 11 Dies habe ich zu euch ge-redet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. 12 Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe. 13 Eine größere Liebe hat niemand, als die, dass er sein Leben für seine Freunde hingibt. 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch heiße. 15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles geoffenbart, was ich von meinem Vater gehört habe. 16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestellt, dass ihr hingeht und Frucht bringet und eure Frucht daure, damit der Vater euch alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. 17 Dies trage ich euch auf: Liebet einander!

 

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Einleitung

 

Der Evangelist Johannes (= Gotthold) war wie sein Vater Zebedäus von Beruf Fischer am See Genesareth. Mit seinem Bruder, dem älteren Jakobus, schloß er sich früh der messianischen Bewegung an und wurde Jünger des Vorläufers, der ihn mit Andreas als die zwei ersten dem Messias zuführte (Jo 1,37-40). Nach vorübergehender Rückkehr zu seinem Gewerbe wurde er mit Jakobus endgültig zur Nachfolge Christi berufen (Mt 4,21-22). Salome, die Mutter der beiden, schloß sich ebenfalls dauernd dem Messias an (Lk 8,1-3; Mt 20,20 ff. Mk 15,40). Der Meister gewann Johannes so lieb, daß er als „der Jünger, den Jesus lieb hatte,“ bekannt war. Ihm hat der Erlöser sterbend die Mutter anvertraut. Nach der Himmelfahrt war er neben Petrus, mit dem ihn treueste Freundschaft verband, eine führende Persönlichkeit in der Urgemeinde. Bis auf seinen Schüler Polykarp geht die Überlieferung zurück, dass Johannes lange in Ephesus gewirkt hat. Unter Kaiser Domitian schrieb er in der Verbannung auf Patmos die Geheime Offenbarung, kehrte unter Nerva nach Ephesus zurück und starb dort zur Zeit Trajans (98-117), also um 100. Sein hohes Alter gab Anlaß zu der Auffassung, er sei unsterblich (Jo 21,23). Die neuesten Ausgrabungen in Ephesus haben unter der Kuppel der ehemaligen gewaltigen Basilika sein Grabmal freigelegt, eine Anlage aus dem 2. Jahrhundert. Vom Johannesevange-lium ist 1935 die älteste Bibelhandschrift des Neuen Testamentes entdeckt worden, ein Blatt aus einem Papyruskodex, der nur einige Jahrzehnte jünger ist als die Original-schrift. Das Evangelium spiegelt treu den Charakter des Apostels Johannes wider: Eine innige Liebe und Treue zu Christus, festen Glauben an seine Gottheit und Menschheit, ein kämpferisches, stürmisches Temperament. Kein Apostelbild hat die Kunst so ver-zeichnet wie das des vierten Evangelisten. Um die Feinde des wahren Christusglau-bens abzuwehren, aber auch, um den nach der Wahrheit suchenden Hellenen Christus als den fleischgewordenen Gottessohn, den Weg, die Wahrheit und das Leben zu ver-künden, hat Johannes gegen Ende seines Lebens das vierte Evangelium in Ephesus geschrieben. Nach dem wuchtigen Prolog (1,1-18) erzählt er die Täuferzeugnisse und die erste Jüngerberufung (1,19-51), dann Jesu öffentliches Wirken, namentlich in Judäa und Jerusalem (2,1-12,50), endlich das Leiden und Sterben und die Auferstehung (13,1-25). 

 

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Kapitel 1 (1-51)

 

Prolog

 

Jesus, das menschgewordene Wort Gottes

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts geworden, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.  Und das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst. Ein Mensch trat auf, gesandt von Gott, sein Name war Johannes.Der kam zum Zeugnis-se, um Zeugnis zu geben von dem Lichte, damit alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern sollte nur von dem Lichte Zeugnis geben. Das wahre Licht, das je-den Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, und doch hat die Welt ihn nicht erkannt. 11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, ihnen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Geblüte noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, son-dern aus Gott geboren sind.14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit als des Eingebo-renen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. 15 Johannes legt Zeugnis von ihm ab und ruft: Dieser war es, von dem ich sprach: Der nach mir kommen wird, ist mir voraus, denn er war früher als ich. 16 Und aus seiner Überfülle haben wir alle empfangen Gna-de um Gnade. 17 Denn durch Moses wurde das Gesetz gegeben, durch Jesus Christus ist die Gnade und die Wahrheit geworden. 18 Gott hat nie jemand geschaut; der Einge-borene, [der] Gott [ist], der im Schoße des Vaters ist, er hat uns Kunde gebracht.

 

Jesus offenbart sich

als Gottessohn im Jüngerkreis

 

Das erste und das zweite Zeugnis des Täufers

19 Das ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Priester und Leviten mit der Frage zu ihm schickten: Wer bist du? 20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Messias. 21 Sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elias? Er sagt: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. 22 Da sagten sie zu ihm: Wer bist du, damit wir denen eine Antwort bringen, die uns geschickt haben? Was sagst du von dir selbst? 23 Er sprach: Ich bin die Stimme eines [Herolds], der in der Wüste ruft: Bereitet den Weg des Herrn, wie der Prophet Isaias gesprochen(Is 40, 3)24 Die Abgesandten kamen aber von den Pharisäern. 25 Sie fragten ihn weiter: Wa-rum taufst du denn, wenn du nicht der Messias, noch Elias, noch der Prophet bist?  26 Johannes antwortete ihnen: Ich spende die Wassertaufe. In eurer Mitte aber steht der, den ihr nicht kennet, 27 der nach mir kommt [und mir doch voraus ist], dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin. 28 Dies geschah in Bethanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. 29 Tags darauf sieht Johannes Jesus auf sich zukom-men und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.  30 Der ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir vorgeht, denn er war eher als ich. 31 Ich kannte ihn nicht, aber damit er in Israel offenbar werde, bin ich gekommen und taufte mit Wasser. 32 Und Johannes bezeugte: Ich habe den Geist in Gestalt einer Taube vom Himmel herabkommen sehen, und er blieb auf ihm.  33 Ich kannte ihn nicht. Der aber, der mich gesandt hat, die Wassertaufe zu spenden, hat mir gesagt: Der, auf den du den Geist herabkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geiste tauft. 34 Ich habe es gesehen und habe es bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.

 

Das dritte Zeugnis des Täufers

und die ersten Jünger

35 Tags darauf stand Johannes wieder da mit zweien seiner Jünger. 36 Da erblickt er Jesus, der des Weges kam, und spricht: Seht, das Lamm Gottes! 37 Die zwei Jünger hörten diese Worte und folgten Jesus nach. 38 Jesus aber wandte sich um, sah, wie sie ihm nachkamen und spricht zu ihnen: Was suchet ihr? Sie entgegneten ihm: Rabbi, d.h. Meister, wo wohnst du? 39 Er sagte zu ihnen: Kommt, dann werdet ihr es sehen! Sie kamen und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde. 40 Der eine von den beiden, die auf das Wort des Johannes hin ihm gefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. 41 Dieser trifft zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias, das heißt übersetzt: Christus, ge-funden. 42 Und er führte ihn zu Jesus. Jesus schaute ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du sollst Kephas heißen, das bedeutet Fels. 43 Am folgenden Tage wollte er nach Galiläa ziehen. Da findet er den Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! 44 Philippus war aus Bethsaida, der Heimat des Andreas und Petrus.  45 Phi-lippus findet den Nathanael und sagt zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetze und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs aus Nazareth. 46 Nathanael erwiderte ihm: Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kom-men? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! 47 Jesus sah den Nathanael heran-kommen und sagt von ihm: Seht da, ein wahrer Israelit, in dem kein Falsch ist. 48 Da spricht Nathanael zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm und sagte: Da du unter dem Feigenbaum warst, ehe Philippus dich rief, habe ich dich gesehen.  49 Nathanael entgegnete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Isra-els. 50 Jesus erwiderte und sagte ihm: Weil ich dir sagte, ich habe dich unter dem Fei-genbaum gesehen, glaubst du? Du wirst noch Größeres als dieses sehen. 51 Weiter sagt er zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes über dem Menschensohn auf- und niedersteigen sehen.

 

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Kapitel 2 (1-25)

 

Hochzeit zu Kana

Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war dabei. Aber auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen. Als der Wein ausging, sagt die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Frau, was begehrst du da von mir? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Da sagt seine Mutter zu den Dienern: Alles, was er euch sagt, das tuet. Es standen aber sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigungen dort, wie sie bei den Juden üblich waren. Jeder von ihnen hielt zwei bis drei Maß. Jesus sagt zu ihnen: Füllet die Krüge mit Wasser, und sie füllten sie bis zum Rande.  Darauf spricht er zu ihnen: Schöpfet nun und bringt es dem Speisemeister. Sie brachten es hin. Der Speisemeister verkos-tete das Wasser, das zu Wein verwandelt war. Er wusste nicht, woher er gekommen sei. Die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ruft der Speise-meister dem Bräutigam zu 10 und sagt zu ihm: Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor und dann, wenn sie angetrunken sind, den geringeren. Du aber hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. 11 Diesen Anfang der Wunder machte Jesus zu Kana in Galiläa; er offenbarte dadurch seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

 

Offenbarung Jesu

in Jerusalem, Samaria und Galiläa

 

Jesus in Jerusalem am Osterfeste

 

Tempelreinigung

12 Darauf zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und Jüngern nach Kapharnaum hin-ab. Dort blieben sie nur wenige Tage. 13 Das Osterfest der Juden war nahe, und Jesus ging nach Jerusalem hinauf. 14 Im Tempel traf er Leute, die Ochsen, Schafe und Tau-ben verkauften, und Geldwechsler, die sich dort niedergelassen hatten. 15 Da machte er eine Geißel aus Stricken und trieb alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen. Das Geld der Wechsler verstreute er, und ihre Tische stieß er um. 16 Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das von hier fort und macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle. 17 Da erinnerten sich seine Jünger, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren. 18 Die Juden aber sprachen zu ihm: Mit welchem Wunderzeichen beweisest du, dass du solches tun darfst? 19 Jesus antwor-tete ihnen und sagte: Brechet diesen Tempel ab, und ich will in ihn in drei Tagen wieder erstehen lassen. 20 Die Juden sagten: Sechsundvierzig Jahre hat man an diesem Tem-pel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder erstehen lassen? 21 Er meinte aber den Tempel seines Leibes. 22 Nach seiner Auferstehung von den Toten erinnerten sich seine Jünger an dies Wort und glaubten der Schrift und dem Worte, das Jesus gespro-chen hatte. 23 Während Jesus beim Osterfeste war, glaubten viele an seinen Namen, da sie seine Wunder sahen, die er wirkte. 24 Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte 25 und nicht nötig hatte, dass ihm jemand Zeugnis über einen Menschen gebe, denn er wusste selbst, was im Menschen war.

 

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Kapitel 3 (1-36)

 

Nikodemus bei Jesus

Es war ein Mann aus den Pharisäern, namens Nikodemus, ein Ratsherr der Juden.  Dieser kam bei Nacht zu ihm und sprach: Rabbi, wir wissen, dass du ein gottgesand-ter Lehrer bist, denn die Wunder, die du wirkst, kann niemand wirken, außer Gott ist mit ihm. Jesus erwiderte und sagte zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus sagt zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt geworden ist? Kann er denn in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und wieder geboren werden? Jesus antwor-tete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Geiste, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleische geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht darüber, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst wiedergeboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Brausen. Aber du weißt nicht, woher er kommt, oder wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geiste geboren ist. Nikodemus entgegnete und sagte zu ihm: Wie kann das geschehen? 10 Jesus ant-wortete und sagte zu ihm: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? 11 Wahr-lich, wahrlich, ich sage dir: Was wir wissen, reden wir, und was wir gesehen haben, be-zeugen wir. Ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an. 12 Wenn ich von den irdischen Din-gen zu euch redete und ihr glaubet nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich von den himmlischen zu euch rede? 13 Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen als der, der vom Himmel herabkam, der Menschensohn, [der im Himmel ist]. 14 Gleichwie Moses die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss auch der Menschensohn erhöht wer-den, 15 damit jeder, der an ihn glaubt, [nicht verlorengehe, sondern] ewiges Leben habe 16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahin-gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe.  17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, son-dern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht; denn ihre Werke waren böse. 20 Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht an das Licht, damit seine Werke nicht gerügt werden. 21 Wer aber die Wahrheit übt, der kommt an das Licht, damit seine Werke offenbar werden, weil sie in Gott getan sind.

 

Jesus in Judäa

 

Jesus und der Täufer

22 Hierauf kam Jesus mit seinen Jüngern in die Landschaft Judäa. Dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte. 23 Aber auch Johannes taufte zu Änon bei Salim. Denn dort gab es viel Wasser. Die Leute kamen dorthin und ließen sich taufen. 24 Johannes war näm-lich noch nicht eingekerkert. 25 Da entstand ein Streit von seiten der Johannesjünger mit einem Juden wegen der Abwaschung. 26 Sie kamen zu Johannes und sagten zu ihm: Rabbi! Der jenseits des Jordan bei dir war und dem du Zeugnis gabst, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm. 27 Johannes antwortete: Ein Mensch kann nicht sich etwas nehmen, es muss ihm vom Himmel gegeben sein. 28 Ihr selbst seid meine Zeu-gen, daß ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias, sondern ich bin vor ihm herge-sandt. 29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich gar sehr über die Stimme des Bräutigams. So ist auch meine Freude jetzt vollkommen. 30 Er muss wachsen, ich aber abnehmen. Der von oben kommt, steht über allen. Wer von der Erde stammt, ist von der Erde und redet von der Erde.31 Wer vom Himmel kommt, steht über allen. 32 Was er gesehen und ge-hört hat, das bezeugt er. Doch niemand nimmt sein Zeugnis an. 33 Wer sein Zeugnis annimmt, hat verbürgt, dass Gott wahrhaftig ist. 34 Denn wen Gott gesandt hat, der redet die Worte Gottes, da Gott seinen Geist ungemessen gibt. 35 Der Vater liebt den Sohn und hat ihm alles in die Hand gelegt. 36 Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber ungehorsam gegen den Sohn ist, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.

 

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Kapitel 4 (1-54)

 

 

In Samaria

 

Jesus und die Pharisäer

Als nun der Herr erfuhr, die Pharisäer hätten gehört, dass Jesus mehr Jünger gewinne und mehr taufe als Johannes — und doch taufte Jesus nicht selbst, sondern seine Jünger —, da verließ er Judäa und ging wieder nach Galiläa.Dabei musste er durch Samaria ziehen. Er kommt an eine Stadt in Samaria, die Sychar heißt, nahe bei dem Felde, das Jakob seinem Sohne Joseph gegeben hatteDort war der Brunnen Jakobs. Müde von der Reise, setzte sich Jesus ohne weiteres bei dem Brunnen nieder. Es war ungefähr die sechste Stunde.

 

Gespräch Jesu mit der Samariterin

Da kommt eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagt zu ihr: Gib mir zu trinkenSeine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangenum Speisen einzukau-fen.  Die Samariterin erwidert ihm: Wie kannst du, der du doch ein Jude bist, von mir, einer samaritischen Frau, zu trinken wünschen? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. 10 Jesus antwortete und sagte zu ihr: Würdest du Gottes Gabe kennen und wissen, wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn wohl gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gereicht. 11 Da sagt sie zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du da das lebendige Was-ser?  12 Bist du größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat mit seinen Kindern und seinen Herden? 13 Jesus erwiderte und sagte zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten, 14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht mehr dürsten in Ewigkeit, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zur Quelle eines Wassers werden, das ins ewige Leben hinüberströmt. 15 Da sagt ihm die Frau: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht mehr dürstet und ich nicht mehr hierherkommen muss, um zu schöpfen. 16 Er sagte zu ihr: Geh, rufe deinen Mann und komm hierher. 17 Die Frau antwortete und sagte zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus sagt zu ihr: Du hast recht gesprochen: Ich habe keinen Mann. 18 Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du wahr gesprochen. 19 Herr, erwi-dert die Frau, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten müs-se. 21 Jeus antwortet ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf die-sem Berge da noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil kommt von den Ju-den. 23 Doch es kommt die Stunde, und sie ist schon da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden, denn solche Anbeter sucht der Vater. 24 Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geiste und in der Wahr-heit anbeten.  25 Die Frau sagt zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. 26 Da spricht Jesus zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet.

 

Ankunft der Jünger

27 In diesem Augenblick kamen seine Jünger. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau redete. Doch sagte keiner: Was suchst du, oder was redest du mit ihr? 28 Da ließ die Frau ihren Krug stehen, ging in die Stadt und sagt den Leuten: 29 Kommt doch und seht einen Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe; ob der nicht der Chris-tus ist? 30 Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm. 32 Die Jünger baten ihn unterdessen: Rabbi, iss! 32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt. 33 Die Jünger fragten einander: Hat ihm wohl jemand zu essen ge-bracht? 34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe. 35 Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Seht, ich sage euch: Erhebt eure Augen und betrachtet die Felder. Sie sind weiß zur Ernte. 36 Und der Schnitter bekommt schon seinen Lohn und fährt Frucht ein zum ewigen Leben, damit sich gemeinsam freuen der Sämann und der Schnitter. 37 Denn hier hat das Sprichwort recht: Ein anderer ist es, der sät, und ein anderer, der erntet. 38 Ich habe euch ausgesandt, zu ernten, was ihr nicht angebaut habt. Andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.

 

Glaube der Samariter

39 Aus jener Stadt aber glaubten viele Samariter an ihn, weil die Frau es ihnen bezeug-te: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. 40 Die Samariter waren also zu ihm ge-kommen. Sie baten ihn, bei ihnen zu bleiben, und er blieb zwei Tage dort. 41 Und noch viel mehr glaubten an ihn wegen seines Wortes. 42 Sie sagten zu der Frau: Wir glauben nun nicht mehr um deiner Rede willen, denn wir haben selber gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.

 

Wunder in Galiläa

 

Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten

43 Nach den zwei Tagen ging er von da weiter nach Galiläa. 44 Denn Jesus selbst be-zeugte es, dass kein Prophet in seinem Vaterlande geehrt ist. 45 Er kam also nach Ga-liläa. Die Galiläer nahmen ihn auf, da sie alles gesehen hatten, was er am Feste zu Jerusalem gewirkt hatte. Sie waren nämlich auch zum Feste gekommen. 46 So kam er wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Es war nun ein königlicher Beamter, dessen Sohn in Kapharnaum krank lag. 47 Dieser hatte erfah-ren, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen sei. Darum ging er zu ihm und bat ihn, er möge hinabkommen und seinen Sohn, der schon im Todeskampfe lag, gesund machen. 48 Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. 49 Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt. 50 Da sagt Jesus zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt. Der Mann glaubte dem Worte Jesu und ging. 51 Unterwegs kamen seine Knechte ihm entgegen und meldeten ihm, sein Sohn lebe. 52 Er fragte sie, um welche Zeit es mit ihm besser geworden sei. Sie antworteten: Gestern um die siebte Stunde verließ ihn das Fieber. 53 Da erkannte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt; und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 54 Dieses zweite Wunder wirkte Jesus, als er von Judäa nach Galiläa gekommen war.

 

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Kapitel 5 (1-47)

 

Offenbarung Jesu vor den Feinden

in Judäa und Galiläa

 

Der Unglaube in Judäa

 

Der Kranke am Bethesdateich

Danach war ein [das?] Fest der Juden, und Jesus ging nach Jerusalem hinauf. Zu Jerusalem befindet sich am Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Bethesda heißt, mit fünf Säulengängen. In diesen lag eine Menge von Kranken, Blinden, Lahmen und Ab-gezehrten, die auf die Bewegung des Wassers warteten. Ein Engel [des Herrn] stieg nämlich von Zeit zu Zeit in den Teich herab und brachte das Wasser in Bewegung. Wer nun nach dem Aufwallen des Wassers als erster hinabstieg, wurde gesund, er mochte eine Krankheit haben, welche er wollte. Dort war ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank lag. Als Jesus ihn daliegen sah und wusste, dass er schon lange Zeit so daran war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: O Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser auf-wallt. Bis ich aber selbst komme, steigt ein anderer vor mir hinab. Da spricht Jesus zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh! Sogleich ward der Mann gesund, nahm sein Bett und ging. Es war aber Sabbat an jenem Tag. 10 Darum sagten die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist Sabbat. Du darfst dein Bett nicht tragen. 11 Er aber erwiderte: Der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm dein Bett und geh! 12 Sie fragten ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm dein Bett und geh? 13 Der Ge-heilte aber wusste nicht, wer es war. Jesus hatte sich nämlich entfernt, da eine Menge Volkes an dem Orte war. 14 Später findet ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Sie-he, du bist gesund geworden. Sündige jetzt nicht mehr, damit dir nicht etwas Schlim-meres begegne. 15 Der Mann ging hin und erzählte den Juden, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht habe.16 Deshalb verfolgten die Juden Jesus, weil er das am Sab-bat tat.

 

Jesus über seine Wesenseinheit mit dem Vater

17 Jesus aber entgegnete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt. So wirke auch ich. 18 Des-halb suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat nicht hielt, sondern auch Gott seinen Vater nannte und so sich Gott gleichstellte. 19 Jesus erwider-te ihnen und sagte: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann von sich aus nichts tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht. Was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn. 20 Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut. Ja noch größere Werke als diese wird er ihm zeigen, damit ihr euch verwun-dern sollt. 21 Denn wie der Vater die Toten erweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. 22 Der Vater richtet nämlich auch niemand, sondern hat das ganze Gericht dem Sohne übergeben, 23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben übergegangen. 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde, ja sie ist schon da, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. 26 Denn wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, Leben in sich selbst zu haben. 27 Er hat ihm auch die Gewalt ge-geben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. 28 Wundert euch nicht darüber. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern liegen, seine Stimme hören   29 und hervorgehen werden; die das Gute getan haben, werden auferstehen zum Le-ben, die aber das Böse verübten, werden auferstehen zur Verdammung. 30 Ich kann nichts aus mir selbst tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen suche, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

 

Sein göttliches Wesen durch Johannes und

den himmlischen Vater bezeugt.

31 Wenn ich über mich selbst Zeugnis gebe, so ist mein Zeugnis nicht wahr. 32 Es ist ein anderer, der über mich Zeugnis gibt, und ich weiß, dass das Zeugnis wahr ist, das er über mich gibt. 33 Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben. 34 Ich nehme aber kein Zeugnis von einem Menschen an, sondern ich sage dies, damit ihr gerettet werdet. 35 Er war die brennende, leuchtende Lampe. Ihr aber wolltet nur für eine Stunde euch an seinem Lichte ergötzen. 36 Ich aber habe ein höhe-res Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater auszuführen gab, diese Werke, die ich tue, sie geben Zeugnis über mich, dass der Vater mich gesandt hat. 37 Und der Vater, der mich gesandt hat, gibt selbst über mich Zeugnis. Ihr aber habt seine Stimme niemals gehört noch seine Gestalt gesehen 38 noch sein Wort dauernd in euch. Denn ihr glaubt dem nicht, den jener gesandt hat. 39 Ihr forschet in den Schriften, weil ihr glaubt, darin ewiges Leben zu haben, und gerade sie sind es, die Zeugnis über mich geben. 40 Aber ihr wollt nicht zu mir kommen, um Leben zu haben.  41 Ich nehme keine Ehre von Menschen an. 42 Aber von euch weiß ich, dass ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. 43 Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, aber ihr nehmet mich nicht auf. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommen wird, den werdet ihr aufnehmen. 44 Wie könnt ihr gläubig werden, da ihr voneinander Ehre annehmet, aber die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht begehrt. 45 Glaubt nicht, ich werde euch beim Vater anklagen. Der euch anklagt, ist Moses, auf den ihr euch verlasset.  46 Wenn ihr nämlich dem Moses glaubtet, würdet ihr wohl auch mir glauben, denn von mir hat jener geschrieben. 47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr dann meinen Worten glauben?

 

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Kapitel 6 (1-71)

 

Jesus in Galiläa

 

Die Brotvermehrung

Darauf begab sich Jesus auf das andere Ufer des galiläischen Meeres, des [Sees] von Tiberias. Eine große Menge folgte ihm, da sie die Wunder sahen, die er an den Kranken wirkte.Jesus stieg auf den Berg. Dort setzte er sich mit seinen Jüngern nie-der. Es war aber das Osterfest der Juden nahe. Da nun Jesus die Augen erhob und eine große Menge zu sich kommen sah, spricht er zu Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen zum Essen für diese? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er wußte wohl, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht hin, dass jeder nur ein weniges bekomme. Da sagt einer von den Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, zu ihm: Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat. Allein, was ist dies für so viele? 10 Jesus sagte: Lasset die Leute sich setzen. Es gab aber viel Gras an dem Orte. Da ließen sie sich nieder, etwa fünftausend Männer an der Zahl. 11 Jesus nahm nun die Brote, dankte und teilte sie unter die aus, welche sich gelagert hatten, desgleichen von den Fischen, so-viel sie wollten. 12 Als sie genug hatten, sagt er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig-gebliebenen Stücke, damit nichts zugrunde geht. 13 Sie sammelten nun und füllten zwölf Körbe mit den Stücken von den fünf Gerstenbroten, die beim Essen übriggeblie-ben waren. 14 Da die Leute nun sahen, was für ein Wunder er gewirkt hatte, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Jesus erkannte, daß sie kommen wollten, um ihn mit Gewalt zum Könige zu machen; darum zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

 

Jesus wandelt auf dem See

16 Als es aber Abend geworden war, gingen seine Jünger an den See hinab, 17 stiegen in ein Schiff und fuhren über den See auf Kapharnaum zu. Es war schon Nacht und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. 18 Es wehte ein starker Wind, und der See ging hoch. 19 Als sie etwa fünfundzwanzig bis dreißig Stadien gefahren waren, sehen sie Jesus auf dem See wandeln und sich dem Schiffe nähern; und sie fürchteten sich.   20 Er aber spricht zu ihnen: Ich bin es, fürchtet euch nicht! 21 Bereitwillig nahmen sie ihn in das Schiff, und alsbald war das Schiff am Lande, da, wo sie hinwollten. 16-21: Vgl. Mt l4,22-33; Mk 6;45-52.

 

Das Volk sucht Jesus

22 Am andern Tag merkte die Menge, die noch jenseits des Sees war, dass kein ande-res Schiff dagewesen war als das eine, und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff gestiegen war, vielmehr seine Jünger allein abgefahren waren. 23 Von Tiberias her kamen andere Schiffe in die Nähe des Ortes, wo sie das vom Herrn gesegnete Brot gegessen hatten. 24 Als nun das Volk sah, dass Jesus und seine Jünger nicht mehr da waren, stiegen sie selbst in die Schifflein und fuhren nach Kapharnaum, um Jesus zu suchen. 25 Sie fanden ihn jenseits des Sees und sprachen: Rabbi, wann bist du hierher-gekommen?

 

Verheißung des allerheiligsten Altarssakramentes

 

Der Vater gibt das Brot des Lebens

26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr suchet mich, nicht weil ihr Wunder gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. 27 Bemühet euch nicht um die vergängliche Speise, sondern um die, welche bleibt zum ewigen Leben, die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott der Vater durch sein Siegel beglaubigt. 28 Sie sprachen zu ihm: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu wirken? 29 Jesus erwiderte ihnen und sagte: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 30 Da fragten sie ihn: Welches Wunder wirkst du denn, dass wir es sehen und dir glauben? Nun, was wirkest du? 31 Unsere Vorfahren haben das Manna in der Wüste gegessen, wie ge-schrieben steht: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen (Ps 78, 24).

 

Jesus das wahre Lebensbrot

32 Jesus entgegnete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Him-mel. 33 Denn das Brot Gottes ist das, welches vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt. 34 Da sagten sie zu ihm: Herr, gib uns für immer dieses Brot. 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, den wird nicht mehr hungern, und wer an mich glaubt, den wird nicht mehr dürsten. 36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubet nicht. 37 Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und den, der zu mir kommt, werde ich gewiss nicht hinausweisen.  38 Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts von allem, was er mir gegeben hat, verlorengehen lasse, sondern es auferwecke am Jüngsten Tage. 40 Denn dies ist der Wille meines Vaters [der mich gesandt hat], dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe und ich ihn auferwecke am Jüngsten Tage. 41 Da murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das [lebendige] Brot, das vom Himmel herabgekommen ist,  42 und sprachen: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? 43 Jesus antworte-te und sagte zu ihnen: Murret nicht untereinander. 44 Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn der Vater, der mich gesandt hat, nicht zieht, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. 45 Bei den Propheten steht geschrieben: Alle werden von Gott un-terwiesen sein (Is 54, 13). Jeder, der den Vater gehört und von ihm gelernt hat, kommt zu mir.46 Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte. Nur der, der von Gott ist, der hat den Vater gesehen. 47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, hat ewi-ges Leben. 

 

Sein Fleisch ist eine Speise, sein Blut ein Trank

48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. 50 Von solcher Art ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, dass jeder, der davon isst, nicht stirbt. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Him-mel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brote isst, wird er ewig leben. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. 52 Da stritten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen ge-ben? 53 Jesus sagte zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, so habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ich wer-de ihn am Jüngsten Tage auferwecken. 55 Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. 56 Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich um des Vaters willen lebe, so wird auch der, welcher mich isst, um meinetwillen leben. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Nicht wie das [Manna], das eure Vä-ter gegessen haben und gestorben sind. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben. 59 Das sagte er, als er in der Synagoge zu Kapharnaum lehrte.

 

Wirkung seiner Rede

60 Viele von seinen Jüngern, die dies hörten, sprachen: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? 61 Jesus aber wusste, dass seine Jünger darüber murrten, und sagte zu ih-nen: Ärgert euch dieses? 62 Wenn ihr nun den Menschensohn dorthin auffahren sehen werdet, wo er zuvor war? 63 Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützet nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.  64 Unter euch sind aber einige, die nicht glauben. Denn Jesus wusste von Anfang an, welche nicht an ihn glaubten und wer ihn verraten würde. 65 Er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.  66 Von da an zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm.  67 Nun sagte Jesus zu den Zwölfen: Wollt nicht auch ihr fortgehen? 68 Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.  69 Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.  70 Jesus ent-gegnete ihm: Habe ich nicht euch zwölf auserwählt, und doch ist einer von euch ein Teufel! 71 Er meinte damit den Judas, den Sohn des Simon Iskariot; denn der war es, der ihn verraten sollte, einer aus den Zwölfen.

 

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Kapitel 7 (1-53)

 

Auf dem Laubhüttenfest in Jerusalem

 

Jesu Reise zum Feste 

Hernach wanderte Jesus in Galiläa umher; denn in Judäa wollte er nicht mehr umher-ziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten. Es war gerade das Laubhüttenfest der Juden nahe. Da sagten seine Brüder zu ihm: Geh von hier weg und begib dich nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du vollbringst. Denn nie-mand tut etwas im Verborgenen, der selbst öffentlich bekannt zu werden sucht. Wirkst du solche Dinge, so zeige dich offen der Welt. Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn. Jesus sagte zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, doch für euch ist die Zeit immer günstig. Euch kann die Welt nicht hassen; mich aber hasst sie, weil ich von ihr Zeugnis gebe, dass ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf zu diesem Feste, ich gehe nicht hinauf zu diesem Feste, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist. So sprach er zu ihnen und blieb in Galiläa. 10 Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zum Fest, ging auch er hinauf, nicht öffentlich, sondern gleichsam im geheimen. 11 Auf dem Feste suchten ihn die Juden und fragten: Wo ist doch jener? 12 Es war viel heimliches Gerede über ihn unter dem Volke. Einige sagten: Er ist gut, andere dagegen: Nein, sondern er verführt das Volk. 13 Niemand aber redete frei heraus von ihm aus Furcht vor den Juden.

 

Jesu Auftreten und Selbstzeugnis auf dem Feste

14 Als man aber bereits mitten in der Festzeit war, kam Jesus zum Tempel herauf und lehrte.15 Die Juden sprachen verwundert: Wie versteht dieser die Schrift, da er doch nicht studiert hat? 16 Jesus antwortete ihnen und sagte: Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. 17 Wenn jemand dessen Willen tun will, so wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selber rede. 18 Wer aus sich selbst redet, der sucht die eigene Ehre, wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.

 

Heiligung des Sabbats

19 Hat nicht Moses euch das Gesetz gegeben? Aber niemand von euch erfüllt das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten? 20 Die Menge erwiderte: Du bist vom Teufel besessen. Wer will dich denn töten? 21 Jesus entgegnete ihnen: Ein Werk habe ich gewirkt, und ihr alle seid verwundert deshalb. 22 Moses gab euch die Beschneidung — nicht als ob sie von Moses stammte, sondern von den Vätern, — und ihr beschneidet jemand am Sabbat. 23 Wenn nun jemand am Sabbat die Beschneidung empfängt, da-mit nicht das Gesetz Moses verletzt wird, was seid ihr dann böse über mich, dass ich am Sabbat einen ganzen Menschen gesund gemacht habe? 24 Urteilt nicht nach dem Scheine, sondern sprechet ein gerechtes Urteil. 25 Da sagten einige aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie töten wollen? 26 Siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben die Vorsteher wirklich erkannt, dass dieser der Messias ist? 27 Doch wis-sen wir ja, woher dieser ist. Wenn aber der Messias kommt, weiß niemand, woher er ist. 28 Da rief Jesus, der im Tempel lehrte, laut: Ihr kennt mich und wisset, woher ich bin. Allein von mir selbst bin ich nicht gekommen, sondern der Wahrhaftige, den ihr nicht kennt, ist es, der mich gesandt hat. 29 Ich kenne ihn, denn aus ihm bin ich, und er hat mich gesandt. 30 Nun suchten sie ihn zu ergreifen. Allein niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. 31 Vom Volke aber glaubten viele an ihn. Sie sagten: Kann wohl der Messias, wenn er kommt, mehr Wunder wirken, als dieser tat? 32 Die Pharisäer hörten, wie im Volke solches Gerede über ihn ging, und die Ober-priester und Pharisäer schickten Diener aus, um ihn zu ergreifen. 33 Da sagte Jesus: Nur noch eine kurze Zeit bin ich bei euch, dann gehe ich zu dem, der mich gesandt hat.  34 Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden, und dahin, wo ich bin, könnt ihr nicht kommen. 35 Da sprachen die Juden untereinander: Wo will denn dieser hingehen, dass wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa in die Diaspora der Griechen gehen und die Griechen lehren? 36 Was soll das bedeuten, dass er sagt: Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und dahin, wo ich bin, könnt ihr nicht kommen?

 

Der Höhepunkt des Festes

37 Am letzten, dem großen Tage des Festes, stand Jesus da und rief laut: Wen dürstet, der komme zu mir und trinke. 38 Wer an mich glaubt, aus dessen Innern werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Damit meinte er den Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Weil nämlich Jesus noch nicht verherrlicht war, war der Geist noch nicht mitgeteilt. 40 Da das Volk diese seine Reden hörte, sag-ten einige: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. 41 Andere sprachen: Er ist der Messias. Wieder andere aber meinten: Kommt denn der Messias aus Galiläa? 42 Sagt nicht die Schrift: Aus dem Stamme Davids und aus dem Flecken Bethlehem, wo David war, kommt der Messias? 43 So entstand seinetwegen ein Streit unter dem Volke.  44 Einige von ihnen aber wollten ihn ergreifen, aber niemand legte Hand an ihn. 45 So kamen die Diener zu den Oberpriestern und Pharisäern zurück. Diese sagten ihnen: Warum habt ihr ihn nicht hergeführt? 46 Die Diener antworteten: Nie hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch redet. 47 Darauf erwiderten ihnen die Pharisäer: Habt auch ihr euch ver-führen lassen? 48 Hat denn von den Vorstehern oder den Pharisäern jemand an ihn geglaubt? 49 Nein, nur dies Volk da, das das Gesetz nicht kennt. Sie sind verflucht!  50 Einer von ihnen, Nikodemus, der früher einmal zu ihm gekommen war, sagt zu ihnen: 51 Verurteilt denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn gehört und sein Tun festgestellt hat? 52 Sie entgegneten ihm: Du bist wohl auch ein Galiläer? Forsche doch nach, dann wirst du sehen, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht.  53 Dann gin-gen sie auseinander, ein jeder in sein Haus.

 

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Kapitel 8 (1-59)

 

Die Ehebrecherin

Jesus aber ging auf den Ölberg.Am frühen Morgen aber kam er wieder in den Tem-pel, und das ganze Volk kam zu ihm. Er setzte sich nieder und lehrte sie. Da bringen die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ergriffen wor-den war. Sie stellen sie in die Mitte und sagen zu ihm: Meister, diese Frau ist beim Ehebruch auf frischer Tat ergriffen worden.Nun hat uns Moses im Gesetze geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du dazu? So sprachen sie aber nur, um ihn zu versuchen und ihn anklagen zu können. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Da sie nicht nachließen, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe zuerst einen Stein auf sie.  Hierauf bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde. Da sie dies hörten, ging einer nach dem andern hinaus, die ältesten zuerst, bis zu den letzten. Jesus blieb allein mit der Frau zurück, die in der Mitte stand. 10 Jesus aber richtete sich nun auf und sag-te zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat dich niemand verurteilt? 11 Sie erwiderte: Niemand, Herr! Und Jesus sprach zu ihr: So will auch ich dich nicht verurteilen. Gehe hin und sündige von nun an nicht mehr! 

 

Selbstzeugnis Jesu vor den Pharisäern

12 Wiederum sprach Jesus zu ihnen: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wandelt nicht in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. 13 Da sagten die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst, dein Zeugnis ist nicht wahr. 14 Jesus antwortete und sagte zu ihnen: Wenn ich auch Zeugnis von mir selbst gebe, ist mein Zeugnis doch wahr. Denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe. Ihr aber wisset nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. 15 Ihr richtet nach dem Flei-sche, ich aber richte niemand. 16 Und wenn ich richte, so ist mein Gericht wahr, denn ich bin nicht allein, sondern ich und der mich gesandt hat, der Vater. 17 Auch in eurem Gesetze steht geschrieben, dass das Zeugnis zweier Menschen wahr ist. 18 Ich bin es, der ich Zeugnis von mir selbst gebe, aber es gibt auch Zeugnis von mir, der mich ge-sandt hat, der Vater. 19 Darauf sagten sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennet weder mich noch meinen Vater. Wenn ihr mich kennen würdet, so würdet ihr wohl auch meinen Vater kennen. 20 Diese Worte sprach Jesus bei der Schatzkammer, da er im Tempel lehrte; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht ge-kommen.

 

Unbußfertigkeit

21 Wiederum sprach Jesus zu ihnen: Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen, aber in eurer Sünde werdet ihr sterben. Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen. 22 Da sagten die Juden: Will er sich vielleicht selbst das Leben nehmen, dass er sagt: Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen? 23 Er entgegnete ihnen: Ihr seid von unten, ich bin von oben. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. 24 Ich habe euch ja gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben. Denn, wenn ihr nicht glaubet, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben. 25 Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Jesus sagte zu ihnen: Was rede ich überhaupt mit euch! 26 Viel habe ich über euch zu sagen und zu richten. Doch der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und ich rede das zur Welt, was ich von ihm gehört habe. 27 Sie erkannten nicht, dass er von seinem Vater zu ihnen sprach. 28 Da sagte Jesus: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selbst tue, sondern rede, wie mich der Vater gelehrt hat. 29 Der mich gesandt hat, ist bei mir. Er hat mich nicht allein gelassen, weil ich immer das tue, was ihm wohlgefällt. 30 Als er das sagte, glau-bten viele an ihn.

 

Die wahren Söhne Abra­hams

31 Nun sprach Jesus zu den Juden, die zum Glauben an ihn gelangt waren: Wenn ihr in meinem Worte verharret, dann seid ihr wahrhaftig meine Jünger. 32 Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. 33 Sie entgegneten: Wir sind Abra­hams Nachkommen und sind nie jemandes Sklaven gewesen. Wie kannst du sagen: Ihr werdet frei sein? 34 Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht. 35 Der Knecht bleibt nicht auf immer in dem Hause, der Sohn aber bleibt auf immer. 36 Wenn der Sohn euch frei gemacht hat, dann werdet ihr wahrhaft frei sein. 37 Ich weiß, dass ihr Kinder Abra­hams seid. Allein ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort in euch keinen Boden findet. 38 Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, und so tut auch ihr, was ihr von eurem Vater gehört habt. 39 Da erwiderten sie und sagten zu ihm: Unser Vater ist Abra­ham. Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abra­hams seid, so tuet auch Abra­hams Werke.   40 Nun sucht ihr mich aber zu töten, mich, der ich euch doch die Wahrheit verkündet habe, die ich von Gott gehört. So etwas hat Abra­ham nicht getan. 41 Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind doch keine Hurenkinder! Wir haben Einen Vater, Gott. 42 Jesus sagte zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr doch mich lieben. Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Ich bin nämlich nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. 43 Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. 44 Ihr habt den Teufel zum Vater und die Begierden eures Vaters wollt ihr erfüllen. Er war von Anfang an ein Menschenmör-der und steht nicht in der Wahrheit, weil in ihm keine Wahrheit ist. Wenn er Lügen redet, redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. 45 Wenn aber ich die Wahrheit rede, so glaubt ihr mir nicht. 46 Wer aus euch kann mich einer Sünde überführen? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? 47 Wer aus Gott ist, der hört Gottes Wort. Darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.   48 Da entgegneten die Juden und sagten zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist und vom Teufel besessen? 49 Jesus antwortete: Ich bin nicht vom Teufel besessen, sondern ich ehre meinen Vater, ihr aber verunehrt mich. 50 Doch ich suche meine Ehre nicht. Es ist einer da, der sie sucht und richtet. 51 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn einer mein Wort hält, so wird er den Tod in Ewigkeit nicht schau-en. 52 Darauf sagten die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, dass du von einem bösen Geiste besessen bist. Abra­ham und die Propheten sind gestorben, und du sagst: Wenn einer mein Wort hält, der wird den Tod nicht verkosten in Ewigkeit. 53 Bist du vielleicht größer als unser Vater Abra­ham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Zu was machst du dich selbst? 54 Jesus sagte: Wenn ich mich selbst rühme, so ist mei-ne Ehre nichts. Mein Vater ist es, der mich verherrlicht, von dem ihr saget, er sei euer Gott. 55 Doch ihr habt ihn nicht erkannt. Ich aber kenne ihn. Würde ich sagen, ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner, gleich wie ihr. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.  56 Abra­ham, euer Vater, hat frohlockt, dass er meinen Tag sehen werde. Er sah ihn und freute sich. 57 Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast den Abra­ham gesehen? 58 Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abra­ham ward, bin ich.59 Da hoben sie Steine, um nach ihm zu werfen. Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinweg.

 

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Kapitel 9 (1-41)

 

Jesus und der Blindgeborene

 

Heilung des Blindgeborenen

Im Vorübergehen sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind gebo-ren wurde? Jesus antwortete: Weder dieser noch seine Eltern haben sich versündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. Wir müssen die Werke des-sen tun, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Nach diesen Worten spuckte er auf den Boden, bereitete mit dem Speichel einen Teig, strich den Teig auf seine Augen und sprach zu ihm: Gehe hin und wasche dich im Teiche Siloe — das heißt übersetzt: Gesandter. Er ging, wusch sich und kam sehend wieder. Da sagten die Nachbarn und die, welche ihn früher gesehen hatten, weil er ein Bettler war: Ist das nicht der, der da saß und bettelte? Die einen sagten: Ja, er ist es, aber andere: Keineswegs, sondern er sieht ihm ähnlich. Er selbst sprach: Ich bin es. 10 Da sagten sie zu ihm: Wie sind dir denn die Augen geöffnet worden? 11 Er entgegnete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sprach zu mir: Gehe an den Siloe und wasche dich. Ich ging, wusch mich und sah. 12 Sie fragten ihn: Wo ist jener? Er erwiderte: Ich weiß es nicht.

 

Verhör des geheilten Blinden durch die Pharisäer

13 Darauf führten sie den, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. 14 Es war aber Sabbat an dem Tag, an dem Jesus den Teig gemacht und seine Augen geöffnet hatte.  15 Auch die Pharisäer fragten ihn wieder, wie er sehend geworden sei. Er sagte zu ihnen: Er hat mir einen Teig auf die Augen gelegt, ich habe mich gewaschen, und jetzt sehe ich. 16 Da sprachen einige von den Pharisäern: Dieser Mensch, der den Sabbat nicht hält, ist nicht aus Gott. Andere aber meinten: Wie kann ein Sünder solche Wunder tun? So waren die Meinungen geteilt. 17 Darum fragen sie den Blinden aufs neue: Was sagst du von ihm, da er dir doch die Augen geöffnet hat? Er aber antwortete: Dass er ein Prophet ist. 18 Die Juden wollten nun nicht von ihm glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden sei. Darum riefen sie die Eltern des geheilten Blinden 19 und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, er sei blind geboren? Wie ist er jetzt sehend geworden?20 Seine Eltern erwiderten und sprachen: Wir wissen, dass dies unser Sohn ist und dass er blind geboren ist. 21 Wie er aber jetzt sehend geworden ist, wissen wir nicht, oder wer ihm die Augen geöffnet hat, wissen wir nicht. Fragt ihn selbst! Er ist alt genug. Er selbst mag über sich Auskunft geben. 22 So sagten seine Eltern aus Furcht vor den Juden. Die Juden hatten es nämlich schon abgemacht, wenn jemand ihn als den Messias bekenne, solle er aus der Synagoge ausgeschlossen werden.   23 Aus diesem Grunde sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst. 24 Nun ließen sie den Mann, der blind gewesen war, ein zweites Mal kommen und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. 25 Jener erwi-derte: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eines weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe. 26 Sie fragten ihn nun: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen ge-öffnet? 27 Er antwortete: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht darauf gehört. Was wollt ihr es noch einmal hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?  28 Da beschimpften sie ihn und sprachen: Magst du sein Jünger sein. Wir aber sind des Moses Jünger. 29 Wir wissen, dass Gott mit Moses geredet hat. Von diesem aber wis-sen wir nicht, woher er ist. 30 Jener Mensch entgegnete ihnen und sagte: Das ist ja gerade das Wunderliche, dass ihr nicht wisset, woher er ist, und er hat doch meine Augen aufgetan. 31 Wir wissen doch, dass Gott Sünder nicht erhört. Wer aber gottes-fürchtig ist und Gottes Willen tut, den erhört er.32 Solange die Welt steht, hat man noch nicht gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. 33 Wenn die-ser nicht aus Gott wäre, so hätte er nichts vermocht. 34 Da sagten sie zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns belehren? Und sie stießen ihn aus.

 

Der Geheilte wird gläubig

35 Jesus hörte, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Als er ihn traf, fragte er ihn: Glaubst du an den Menschensohn? 36 Jener erwiderte und sagte: Herr, wer ist es, damit ich an ihn glaube? 37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn vor Augen. Der mit dir redet, der ist es. 38 Er aber sagte: O Herr, ich glaube, und warf sich vor ihm nieder. 39 Jesus sagte: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die, welche nicht sehen, sehen, und die, welche sehen, blind werden. 40 Das hörten einige Pharisäer, die bei ihm wa-ren, und sagten zu ihm: Sind wir vielleicht auch blind? 41 Jesus erwiderte ihnen: Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sprecht ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

 

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Kapitel 10 (1-42)

 

Gleichnisse

 

Jesus der gute Hirte

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Türe in den Schafstall eintritt, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Türe eintritt, der ist ein Hirt der Schafe. Dem öffnet der Türhüter, und die Schafe hören sei-ne Stimme, er ruft seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie hinaus. Hat er seine Schafe herausgelassen, so geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern vor ihm fliehen, denn die Stimme der Fremden kennen sie nicht.Dieses Gleichnis sprach Jesus zu ihnen. Sie aber verstanden nicht, was er ihnen damit sagen wollte. Darum sprach Jesus wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber, und die Schafe hörten nicht auf sie. Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, dem wird geholfen sein. Er wird ein-gehen und ausgehen und Weide finden.10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es reichlich haben.   11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte setzt sein Leben ein für die Schafe. 12 Der Miet-ling aber, der kein Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht, und der Wolf fällt die Schafe an und jagt sie aus-einander. Der Mietling aber flieht, 13 weil er Mietling ist und ihm nichts an den Schafen liegt. 14 Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, 15 wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne, und ich gebe mein Leben für die Scha-fe. 16 Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstalle sind. Auch sie muss ich herführen, sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirt werden. 17 Der Vater liebt mich deshalb, weil ich mein Leben hingebe, um es wie-der zu gewinnen. 18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich gebe es freiwillig hin, ich habe die Macht, es hinzugeben, und habe die Macht, es wieder zu gewinnen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater erhalten. 19 Wegen dieser Reden wurden die Juden wieder uneins. 20 Viele von ihnen aber sagten: Er ist besessen und wahnsinnig, was hört ihr ihn an? 21 Andere sagten: Das sind nicht die Worte eines Besessenen. Kann denn ein böser Geist Blinden die Augen öffnen?

 

Die Rede am Tempelweihfest

 

Die Einheit des Sohnes mit dem Vater

22 Danach fand das Fest der Tempelweihe in Jerusalem statt. Es war Winter. 23 Da ging Jesus im Tempel in der Halle Salomons umher. 24 Die Juden umringten ihn und spra-chen zu ihm: Wie lange hältst du uns noch in Unsicherheit? Wenn du der Messias bist, so sage es uns offen. 25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters wirke, die geben von mir Zeugnis. 26 Ihr aber glaubet nicht, weil ihr nicht von meinen Schafen seid. 27 Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie, und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen ewi-ges Leben. Sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. 29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand vermag sie der Hand des Vaters zu entreißen. 30 Ich und der Vater sind eins. 31 Da schleppten die Juden wieder Steine herbei, um ihn zu steinigen. 32 Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater her gezeigt. Für welches die-ser Werke steinigt ihr mich? 33 Die Juden erwiderten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen der Gotteslästerung, weil du dich selbst zu Gott machst, da du doch ein Mensch bist. 34 Jesus entgegnete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetze geschrieben: Ich sprach: Götter seid ihr? (Ps 82,6.) 35 Wenn er also die Götter genannt hat, an welche das Wort Gottes ergangen ist, und wenn die Schrift nicht ungül-tig werden kann, 36 was sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn? 37 Wenn ich die Wer-ke meines Vaters nicht tue, so glaubet mir nicht. 38 Wenn ich sie aber tue und ihr mir nicht glauben wollt, so glaubet doch den Werken, damit ihr erkennet und einsehet, dass der Vater in mir ist und ich im Vater bin. 39 Da suchten sie ihn wieder zu ergreifen. Er aber entzog sich ihren Händen.

 

Jesus im Ostjordanland

40 Und er begab sich wieder über den Jordan an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte. Dort blieb er. 41 Viele kamen zu ihm und sprachen: Johannes hat zwar kein Wun-der gewirkt, aber alles, was Johannes von diesem gesagt hatist wahr gewesen. 42 Und      viele kamen dort zum Glauben an ihn.

 

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Kapitel 11 (1-57)

 

Jesus und Lazarus

 

Der Tod des Lazarus

Es war aber einer krank, Lazarus aus Bethanien, dem Dorfe Marias und ihrer Schwes-ter Martha. Das war jene Maria, welche den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet hat. Ihr Bruder Lazarus war nun krank. Die Schwestern schi-ckten hin und ließen ihm sagen: Herr, siehe, den du liebhast, der ist krank. Als Jesus es hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tode, sondern dient zur Ehre Gottes. Der Sohn Gottes soll durch sie verherrlicht werden. Jesus liebte aber die Martha, ihre Schwester Maria und den Lazarus. Da er nun hörte, er sei krank, blieb er noch zwei Tage an dem Orte, wo er war. Erst als diese um waren, spricht er zu den Jüngern: Wir wollen nach Judäa zurückkehren. Die Jünger sagen zu ihm: Meister, eben wollten dich die Juden steinigen, und nun gehst du wieder hin? Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? 10 Wenn jemand bei Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber einer bei Nacht umhergeht, stößt er an, weil kein Licht in ihm ist. 11 So sprach er, und danach sagt er zu ihnen: Unser Freund Lazarus schläft. Allein ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. 12 Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, wird er gesund werden. 13 Jesus hatte jedoch von seinem Tode ge-sprochen. Sie aber glaubten, er rede von der Ruhe des Schlafes. 14 Darum sprach Jesus jetzt offen zu ihnen: Lazarus ist gestorben. 15 Ich freue mich um euretwillen, dass ich nicht dort war, damit ihr glaubet. Lasst uns nun zu ihm gehen. 16 Da sagte Thomas, der Zwilling genannt wurde, zu seinen Mitjüngern: Lasst auch uns hingehen, um mit ihm zu sterben.

 

Martha und Maria

17 Als Jesus ankam, fand er ihn bereits vier Tage im Grabe liegen. 18 Bethanien aber lag nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. 19 Viele von den Juden waren zu Martha und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.20 Als nun Martha von der Ankunft Jesu hörte, ging sie ihm entgegen. Maria dagegen blieb zu Hause sitzen. 21 Martha sprach nun zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, um was du ihn bittest. 23 Jesus erwidert ihr: Dein Bruder wird auferstehen.  24 Martha sagt zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. 25 Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. 26 Und jeder, der im Leben an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das? 27 Sie sagt zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn [des lebendigen] Gottes, der in die Welt kommen soll. 28 Nachdem sie das gesagt hatte, ging sie weg und rief heimlich ihre Schwester Maria mit den Worten: Der Meister ist da und ruft dich. 29 Wie aber jene dies hörte, stand sie schnell auf und kam zu ihm. 30 Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war an dem Orte, wo Martha ihn getroffen hatte, geblieben. 31 Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, dass Maria schnell auf-stand und hinausging, meinten sie, sie gehe zum Grabe, um dort zu weinen, und folg-ten ihr. 32 Wie nun Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füße mit den Worten: Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben.   33 Da Jesus sie und die Juden in ihrer Begleitung weinen sah, wurde er im Innern er-schüttert und tief erregt. 34 Er sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworten ihm: Herr, komm und sieh! 35 Und Jesus weinte. 36 Da sagten die Juden: Seht, wie lieb er ihn hatte. 37 Einige aus ihnen aber sprachen: Hätte der, welcher die Augen des Blind-geborenen öffnete, nicht auch machen können, dass dieser nicht starb?

 

Jesus erweckt den Lazarus

38 Jesus erschauert aufs neue in seinem Innern und geht ans Grab. Dies war eine Höhle, und ein Stein lag davor. 39 Jesus sagt: Nehmet den Stein weg! Martha, die Schwester des Verstorbenen, entgegnet ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist bereits vier Tage tot. 40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wer-dest du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Nun hoben sie den Stein weg. Jesus aber blickte aufwärts und sagte: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich wusste zwar, dass du mich immer erhörst, aber wegen des Volkes, das herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Und nachdem er das ge-sagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Da kam der Verstorbene heraus. Hände und Füße waren ihm mit Tüchern verbunden, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umwickelt. Jesus sagt zu ihnen: Macht ihn los und lasst ihn gehen.

 

Wirkung dieses Wunders

45 Viele von den Juden, die zu Maria [und Martha] gekommen waren und gesehen hat-ten, was Jesus getan, glaubten an ihn. 46 Einige aus ihnen aber gingen zu den Phari-säern und erzählten ihnen, was Jesus getan hatte. 47 Die Oberpriester und Pharisäer beriefen darauf den Hohen Rat und sprachen: Was tun wir, da dieser Mensch viele Wunder wirkt? 48 Wenn wir ihn so gewähren lassen, so werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die [heilige] Stätte und das Volk wegneh-men. 49 Einer aber von ihnen, namens Kaiphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war, sagte zu ihnen: 50 Ihr wisset nichts und bedenket nicht, dass es für euch besser ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht.  51 Das sprach er aber nicht aus sich selbst, sondern da er in jenem Jahre Hoherpriester war, weissagte er, dass Jesus für das Volk sterben werde, 52 und nicht allein für das Volk, sondern auch, um die zerstreuten Kinder Gottes zu sammeln und zu vereinigen.  53 Von jenem Tage an waren sie entschlossen, ihn zu töten. 54 Jesus bewegte sich darum nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern zog sich in die Gegend nahe bei der Wüste zurück, in eine Stadt, die Ephraim heißt. Dort hielt er sich mit den Jüngern auf. 55 Das Osterfest der Juden aber war nahe. Da zogen viele aus dem Lande vor dem Osterfeste nach Jerusalem hinauf, um die Reinigungsgebräuche mitzumachen. 56 Sie suchten nun Jesus, standen im Tempel zusammen und sagten zueinander: Was meint ihr? Er wird wohl nicht zum Feste kommen? 57 Die Oberpriester und Pharisäer aber hatten Befehle erlassen, wer wisse, wo er sei, habe es anzuzeigen, damit man ihn fest-nehmen könne.

 

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Kapitel 12 (1-50)

 

Salbung Jesu

Sechs Tage vor dem Osterfeste kam nun Jesus nach Bethanien, wo Lazarus wohnte, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Gastmahl, und Martha bediente, Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tische saßen.Da nahm Maria ein Pfund kostbarer Salbe von echter Narde, salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren ab; das Haus aber wurde von dem Duft der Sal--be erfüllt. Einer aber aus seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn verraten sollte, sagt:   Warum hat man diese Salbe nicht um dreihundert Denare verkauft und den Armen ge-geben? Das sagte er aber nicht, weil ihm an den Armen etwas gelegen war, sondern weil er ein Dieb war, den Beutel führte und von dem, was hineingelegt wurde, unter-schlug. Jesus erwiderte: Lasset sie, damit sie dies für den Tag meines Begräbnisses verbrauche. Arme habt ihr nämlich immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer.  Die große Menge der Juden erfuhr, dass er dort sei, und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern auch, um den Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. 10 Die Oberpriester dachten aber daran, auch den Lazarus zu töten. 11 Denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.

 

Jesus in Jerusalem

 

Einzug in Jerusalem

12 Am andern Tage ging die große Menge, die zum Feste gekommen war und gehört hatte, dass Jesus nach Jerusalem komme, 13 ihm mit den Palmzweigen entgegen und rief Hosanna! Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels!  14 Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht:   15 Fürchte dich nicht, Tochter Sion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin (Zach 9, 9)16 Dies verstanden seine Jünger anfangs nicht. Aber als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies von ihm geschrieben war und dass sie dies an ihm getan hatten. 17 Das Volk, das bei ihm gewesen war, als er den Lazarus aus dem Grabe gerufen und ihn von den Toten auferweckt hatte, legte Zeugnis davon ab. 18 Deshalb zog ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie gehört hatte, er habe dieses Wunderzeichen gewirkt. 19 Die Pharisäer aber sprachen zueinander: Da seht ihr, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, die [ganze] Welt ist ihm nachgelaufen.

 

Letzte Rede Jesu im Tempel

20 Es waren aber unter denen, die hinaufgezogen waren, um am Feste anzubeten, einige Griechen. 21 Diese gingen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen. 22 Philippus geht und sagt es dem Andreas, und Andreas und Philippus melden es Jesus. 23 Jesus aber erwidert ihnen und sagt: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. 25 Wer sein Leben liebt, ver-liert es, wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, der wird es für das ewige Leben be-wahren. 26 Wenn jemand mir dienen will, der folge mir nach, und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Wenn jemand mir dient, den wird mein Vater ehren. 27 Nun ist meine Seele erschüttert, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde? Doch deshalb bin ich in diese Stunde eingetreten: 28 Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wieder ver-herrlichen. 29 Das Volk, das dastand und dies hörte, sprach, es habe gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet.30 Jesus aber antwortete und sagte: Nicht um meinetwillen ist diese Stimme gekommen, sondern um euretwillen. 31 Jetzt ist das Ge-richt dieser Welt. Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen. 32 Ich aber, wenn ich erhöht sein werde von der Erde, werde alle zu mir ziehen. 33 Das aber sagte er, um die Art seines Todes anzudeuten. 34 Das Volk erwiderte ihm: Wir haben aus dem Gesetze gehört, dass der Messias ewig bleibe. Wie sagst du nun: Der Menschensohn muss er-höht werden? Wer ist dieser Menschensohn? 35 Da sagt Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Weile ist das Licht unter euch. Geht euren Weg, solange ihr das Licht habet, da-mit die Finsternis euch nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wo er hingeht. 36 Glaubet an das Licht, solange ihr das Licht habt, damit ihr Kinder des Lich-tes werdet. Also sprach Jesus. Dann ging er weg und verbarg sich vor ihnen.

 

Rückblick auf die Wirksamkeit 

37 Obwohl er aber so viele Wunder vor ihnen gewirkt hatte, glaubten sie nicht an ihn.  38 So sollte das Wort des Propheten Isaias in Erfüllung gehen, das er gesprochen hat: O Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt? Und wem ist der Arm des Herrn offen-bar gemacht? (Is 53, 1.) 39 Sie konnten nicht glauben, denn wiederum hat Isaias ge-sagt: 40 Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet, dass sie nicht sehen mit ihren Augen und nicht einsehen mit ihrem Herzen noch sich bekehren, und ich sie hei-le (Is 6,9. 10).41 So sagte Isaias, da er seine Herrlichkeit schaute, und von ihm hat er gesprochen. 42 Doch glaubten selbst viele von den Ratsherren an ihn, nur bekannten sie es der Pharisäer wegen nicht offen, um nicht aus der Synagoge gestoßen zu wer-den. 43 Denn sie schätzten die Ehre bei den Menschen höher als die Ehre bei Gott.

 

Jesu göttliche Sendung

44 Jesus aber rief mit lauter Stimme: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. 45 Und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.  46 Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. 47 Wenn jemand meine Worte hört, aber nicht befolgt, so richte nicht ich ihn. Denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. 48 Wer mich ablehnt und meine Worte nicht annimmt, der hat seinen Richter. Das Wort, das ich gesprochen habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. 49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir geboten, was ich reden und verkünden soll. 50 Und ich weiß, sein Gebot ist ewiges Leben. Was ich also rede, rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.

 

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Kapitel 13 (1-38)

 

Jesu Selbstoffenbarung im Kreise der Seinen

 

Abschiedsfeier

 

Fußwaschung

Das Osterfest war nahe. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen sei, da er aus dieser Welt zum Vater gehen sollte; und da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, so liebte er sie bis ans Ende. Das Abendmahl hatte begonnen, und schon hatte der Teufel dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, ins Herz gegeben, ihn zu verraten.   Jesus wusste, dass der Vater alles in seine Hände gegeben hatte, dass er von Gott aus gegangen sei und zu Gott zurückkehre. So steht er vom Mahle auf, legt sein Oberkleid ab, nahm ein Linnentuch und band es sich um. Darauf gießt er Wasser in ein Becken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem Tuche, womit er umgürtet war, abzutrocknen. So kommt er zu Simon Petrus; der aber sagt ihm: Herr, du willst mir die Füße waschen? Jesus erwiderte und sagte zu ihm: Was ich tue, ver-stehst du jetzt noch nicht, wirst es aber nachher verstehen. Petrus sagt zu ihm: In Ewigkeit sollst du mir die Füße nicht waschen. Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, wirst du keine Gemeinschaft mit mir haben. Da sagt Simon Petrus zu ihm: Herr, nicht allein meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. 10 Jesus sagt zu ihm: Wer ein Bad genommen, hat nur nötig, die Füße zu waschen, sonst ist er ganz rein. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Denn er wusste, wer ihn verraten würde, darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein. 12 Nachdem er ihnen nun die Füße gewaschen und sein Oberkleid genommen hatte, ließ er sich wieder nieder und sagte zu ihnen: Versteht ihr, was ich euch getan habe? 13 Ihr nennt mich Meister und Herr, und ihr sprecht recht, denn ich bin es. 14 Wenn nun ich, der Herr und der Meister, eure Füße gewaschen habe, dann müsset auch ihr einander die Füße waschen. 15 Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tuet, wie ich euch getan habe. 16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Gesandte größer als der ihn gesandt hat. 17 Wenn ihr dies wisset so seid ihr selig, wenn ihr es tut. 18 Nicht von euch allen rede ich. Ich weiß, wen ich erwählt habe; allein die Schrift muss erfüllt werden: Der mein Brot isst, hat seine Ferse gegen mich erhoben. 19 Schon jetzt sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr glaubet, wenn es geschehen ist, das ich es bin. 20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf. Wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich ge-sandt hat.

 

Entlarvung des Verräters

21 Nachdem Jesus dies gesprochen hatte, wurde er im Geiste erschüttert und beteu-erte: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten. 22 Da schauten die Jünger einander an, ratlos, wen er meine. 23 Einer von seinen Jüngern aber, der, den Jesus liebte, ruhte an der Brust Jesu. 24 Diesem winkt Simon Petrus und sagt zu ihm: Frage, wer es ist, den er meint. 25 Darauf lehnte sich dieser so [ohne Um-stände] an die Brust Jesu und sagte zu ihm: Herr, wer ist es? 26 Jesus antwortet: Der ist's, dem ich den Bissen eintunken und reichen werde. Darauf tunkt er den Bissen ein und gibt ihn dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. 27 Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sagt Jesus zu ihm: Was du tun willst, das tue gleich.28 Niemand von den Tischgenossen verstand aber, warum er so zu ihm sagte. 29 Denn einige mein-ten, weil Judas die Kasse führte, habe Jesus ihm sagen wollen: Kaufe, was wir zum Feste brauchen, oder er solle den Armen etwas geben. 30 Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.

 

Abschiedsreden

 

Das neue Gebot

31 Als er hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. 32 Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, so wird Gott auch ihn in sich selbst verherrlichen, und er wird ihn alsbald verherrlichen. 33 Kindlein, nur noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen, aber was ich den Ju-den sagte, das sage ich jetzt auch euch: Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkom-men. 34 Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, so, wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben.35 Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt.

 

Jesus weissagt die Verleugnung des Petrus

36 Da spricht Simon Petrus zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus entgegnete: Wo ich hingehe, kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst aber später folgen. 37 Petrus sagt zu ihm: Herr, weshalb kann ich dir jetzt nicht folgen? Ich will mein Leben für dich hinge-geben. 38 Jesus erwidert: Du willst dein Leben für mich hingeben? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, ehe du mich dreimal verleugnet hast.

 

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Kapitel 14 (1-31)

 

 

Erste Trostrede

 

Euer Herz erschrecke nicht. Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an mich! Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wäre es nicht so, so hätte ich es euch gesagt. Denn ich gehe hin, euch ein Heim zu bereiten. Wenn ich hingegangen bin und euch ein Heim bereitet habe, so komme ich wieder und will euch zu mir nehmen, damit ihr auch seiet, wo ich bin.  Wohin ich gehe, wisset ihr und kennt auch den Weg. Da sagt Thomas zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, wie können wir den Weg wissen? Jesus antwortete ihm: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich. Hättet ihr mich erkannt, so würdet ihr auch meinen Vater kennen. Von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagt zu ihm: Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns.  Jesus erwidert ihm: So lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt? Philippus, wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir aus, vielmehr tut der Vater, der in mir bleibt, seine Werke. 11 Glaubet mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist. Wenn nicht, dann glaubet doch um der Werke selbst willen. 12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird auch selber die Werke, die ich wirke, vollbringen, ja er wird noch größere tun als diese; denn ich gehe zum Vater. 13 Und ich werde tun, um was immer ihr [den Vater] in meinem Namen bitten werdet, damit der Vater im Sohne verherrlicht werde. 14 Ich werde tun, um was ihr mich in meinem Namen bitten werdet. 15 Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote.  16 Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen andern Beistand geben, der ewig bei euch bleiben soll, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.  18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. 19 Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr. Ihr aber sehet mich, denn ich lebe, und ihr werdet leben. 20 An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. 21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. 22 Da sagt zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was ist geschehen, dass du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt? 23 Jesus erwiderte und sagte zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir wer-den zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. 24 Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Das Wort aber, das ihr höret, ist nicht mein, sondern dessen Wort, der mich gesandt hat, des Vaters.

 

Verleihung des Friedens

25 Dies habe ich zu euch geredet, da ich noch bei euch bin. 26 Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. 27 Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht! 28 Ihr habt gehört, dass ich euch sagte: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich. 29 Nun habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubet, wenn es geschieht. 30 Nicht mehr vieles werde ich mit euch reden. Denn es kommt der Fürst dieser Welt, aber an mir hat er keinen Teil. 31 Die Welt aber soll erkennen, dass ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat. Stehet auf, lasst uns von hinnen gehen!

 

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Kapitel 15 (1-17)

 

Zweite Trostrede

 

Jesus der wahre Weinstock

Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er weg, und jede, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch ge-redet habe. Bleibet in mir, und ich bleibe in euch. Wie die Rebe von sich selbst keine Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibet. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viele Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.  Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er wie ein Rebzweig hinausgeworfen, und er verdorrt. Man liest sie auf, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, so möget ihr bitten, um was ihr nun wollt, und es wird euch zuteil werden. Dadurch ist mein Vater verherrlicht, dass ihr viele Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist.

 

Das Gebot der Liebe

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibet in meiner Liebe!  10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. 11 Dies habe ich zu euch ge-redet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. 12 Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe. 13 Eine größere Liebe hat niemand, als die, dass er sein Leben für seine Freunde hingibt. 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch heiße. 15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles geoffenbart, was ich von meinem Vater gehört habe. 16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestellt, dass ihr hingeht und Frucht bringet und eure Frucht daure, damit der Vater euch alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. 17 Dies trage ich euch auf: Liebet einander!

 

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