Die Heilige Jungfrau Maria

und der Heilige Josef

 

 

 

 

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Stand: 01. März 2024

 

 

 

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 Das Brautpaar kommt nach Nazareth

 

 

Beitrag 5.1

 

  • Die Reisenden sind am Ziel 

 

 

  • Der klarblaue Himmel eines milden Februartages breitet sich aus über die Hügel Galiläas, über die sanften Hügel, die ich im Verlauf der Kindheit der Jungfrau nie gesehen habe, die meinem Auge aber jetzt so vertraut sind, als ob ich zwischen ihnen aufgewachsen wäre. Die Hauptstraße ist nach dem letzten, vielleicht erst in der vergangenen Nacht gefallenen Regen frisch und ohne Staub, aber auch ohne Schlamm; sie ist fest und sauber wie eine Straße in der Stadt und an den Seiten von zwei Hecken von blü-hendem Weißdorn eingerahmt. Der zarte Schnee dieser Blüten duftet herb und hat etwas vom Wohlgeruch des Waldes.

Die Hecken werden von mächtigen Kaktusbüschen mit ihren dicken, schaufel-artigen Blättern unterbrochen, die von Stacheln strotzen und mit riesigen, bi-zarren und stiellosen Früchten geziert sind.

  • Letztere wachsen aus den Spitzen der Blätter heraus, die mir wegen ihrer Farbe und Form immer die Tiefe des Meeres mit ihren Büschen von Koral-len und Quallen und ihren andren Meerestieren ins Gedächtnis rufen.

Die Hecken haben die Aufgabe, die einzelnen Besitztümer abzugrenzen. Da-her erscheinen sie in allen möglichen ungewohnten, geometrischen Formen von Kurven und Winkeln, Rauten, Quadraten, Halbkreisen und spitzen oder stumpfen Dreiecken; eine weiß überspritzte Zeichnung, wie ein Band, das zum Spaß die Felder entlang gelegt wurde und auf dem Hunderte von allen mögli-chen Vögeln fliegen, zwitschern und singen, in der Freude der Liebe und bei der Arbeit des Nestbaus. Jenseits der Hecken liegen die Felder mit dem sprie-ßenden Korn, das hier schon viel höher ist als auf den Feldern von Judäa, fer-ner Wiesen in Blumenpracht. Im Gegensatz zu den leuchtenden Wölkchen am Himmel, die der Sonnenuntergang rosa färbt, in zartes Lila taucht oder mit ei-nem violetten Wintergrün, mit einem opalisierenden Himmelblau oder einem Korallenorange versieht, stehen auf der Erde Tausende von pflanzlichen Wol-ken, Fruchtbäume in allen Schattierungen von Weiß, Rot und Zartrosa. Im leichten Abendwind flattern und fallen die ersten Blütenblätter der blühenden Bäume.

  • Sie gleichen Schmetterlingen auf der Suche nach dem Blütenstaub der Blumen des Feldes.

Zwischen den Bäumen erblickt man die Gewinde der Rebstöcke, die noch kahl

sind, und nur an den Spitzen, wo die Sonne sie am ehesten erreicht, spielt sich ein unschuldiges, erstauntes und unsicheres Aufknospen der ersten Blättlein ab. Die Sonne geht im sanften Blau des Firmaments friedvoll unter; das Licht wird noch klarer, und die Schneegipfel des Hermon und anderer, fernerer Ber-ge leuchten auf.

 

Ein Wagen kommt des Weges, der Wagen, der Maria und Josef und die Vet-tern Marias bringt.

 

 

Die Reisenden sind am Ziel.

 

Maria blickt um sich mit den ängstlichen Augen eines Menschen, der etwas wiederzuerkennen sucht, was er schon gesehen hat, dessen er sich aber nicht mehr genau erinnert. Nun lächelt sie; das Bild einer Erinnerung taucht in ihr auf, und Lichter fallen auf dieses oder jenes Ding, auf diese oder jene Stelle. Elisabet und Josef helfen ihr, weisen auf diesen oder jenen Hügel hin, auf die-ses oder jenes Haus und auf Nazaret, das in der hügeligen Landschaft auf-taucht.

Von links her bescheint die untergehende Sonne das Weiß der sich terrassen-artig überlagernden, breiten, meist niedrigen Häuser und taucht sie in Rosa; einige werden voll beleuchtet und gleichen einem Feuerbrand, so stark sind sie von der Abendröte bemalt, die auch das Wasser der Gräben und der fast brüstungslosen Ziehbrunnen rötet, an denen die Amphoren für den Haushalt und die Kessel für die Gärten gefüllt werden.

Kinder und Frauen stehen am Straßenrand, blicken zum Wagen und grüßen den ihnen bekannten Josef. Vor den anderen drei Insassen werden sie aber verlegen und unschlüssig. Als sich jedoch der Wagen dem Eingang des Städt-chens nähert, verschwinden Erstaunen und Furchtsamkeit. Viel Volk hat sich unter einem ländlichen Bogen von Laub und Blumen eingefunden. Es sind Frauen, Mädchen und Kinder von Nazaret, die die Braut begrüßen wollen. Die

bedächtigeren Männer stehen in der hinteren Reihe und grüßen mit Würde. Als der Wagen das letzte schräggestellte Landhaus umfährt, erhebt sich ein Ge-zwitscher schriller Stimmen, und ein Schwenken von Zweigen und Blumen setzt ein.

Der Wagen war vorher von dem Zelttuch befreit worden, um Maria zu ermög-lichen, die Heimat zu betrachten. Maria erscheint in ihrer vollen, blumenhaften Schönheit, weiß und blond, und wie ein Engel lächelt sie nun den Kindern zu, die ihr Blumen und Küsse zuwerfen; sie grüßt die Mädchen ihres Alters, die sie beim Namen nennen, und die Bräute und Mütter, die sie mit ihren singenden  Stimmen segnen; sie verneigt sich vor den Männern, besonders vor einem, der vielleicht der Rabbi oder der Älteste der Stadt ist. Der Wagen fährt langsam auf der Hauptstraße weiter, gefolgt von einem Teil der Menge, für die diese An-kunft ein Ereignis ist.

 

 

»Sieh da, dein Haus!«

 

sagt Josef und zeigt mit der Peitsche auf ein kleines Gebäude, das gerade un-ter dem Scheitel einer Hügelwelle steht und an dessen Rückseite ein schöner, blühender Garten liegt, der in einen Olivenhain ausläuft.

Jenseits davon bezeichnet die übliche Weißdorn- und Kakteenhecke die Gren-ze des Besitztums; die Felder, die einst Joachim gehörten, schließen sich an.

»Wie du siehst«, sagt Zacharias, »ist dir wenig geblieben; die Krankheit deines Vaters war langwierig und kostspielig. Kostspielig waren auch die Arbeiten, um den Schaden wiedergutzumachen, den Rom verursacht hatte. Siehst du, die Straße hat die drei wichtigsten Räume verschlungen. Das Haus wurde kleiner, und um es ohne allzu große Kosten geräumiger zu machen, wurde ein Teil des Berggeländes ausgehöhlt. Joachim verlegte dort hin seine Vorratskammer und Anna ihre Webstühle. Du wirst damit tun, was dir gefällt.«

»Oh, wenn es auch kleiner ist, das ist nicht schlimm! Es wird immer noch ge-nügen. Ich werde arbeiten.«

»Nein, Maria!« sagt Josef. »Ich werde arbeiten; du sollst nur weben und den Haushalt führen. Ich bin jung und stark und bin dein Gemahl. Beschäme mich nicht mit deiner Arbeit!«

»Ich werde tun, wie du es willst.«

»Ja, was das betrifft, will ich es so. Für alles andere ist dein Wunsch für mich Gesetz. In dieser Angelegenheit aber nicht.«

 

 

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Beitrag 5.2

 

  • Ich will dich auf deinem Weg glücklich machen

 

 

Sie sind angekommen. Der Wagen hält.

 

Zwei Frauen und zwei Männer von vierzig und fünfzig Jahren stehen am Ein-gang, und viele Kinder und Jugendliche um sie herum.

»Gott gebe dir den Frieden, Maria!« sagt der ältere Mann.

Eine Frau nähert sich Maria, umarmt sie und küßt sie.

»Das sind mein Bruder Alphäus und seine Frau Maria, und diese sind ihre Kin-der. Sie sind eigens gekommen, dich festlich zu empfangen und dir zu sagen, daß ihr Haus das deinige ist, wenn du willst«, sagt Josef.

»Ja, komm Maria, wenn es dir beschwerlich ist, allein zu sein. Das Land ist schön im Frühling, und unser Haus liegt mitten in blühenden Feldern. Du wirst die schönste Blume darin sein«, sagt die Maria des Alphäus.

»Ich danke dir, Maria. Ich würde sehr gerne kommen und ich werde auch manchmal kommen, bestimmt werde ich für die Hochzeit kommen. Aber ich verlange so sehr danach, mein Haus zu sehen, es wiederzusehen. Ich habe es als kleines Kind verlassen und sein Aussehen vergessen. Jetzt entdecke ich es wieder. Und es scheint mir, als fände ich meine verlorene Mutter wieder und den geliebten Vater, als hörte ich das Echo ihrer Stimmen, als spürte ich den  Hauch ihres letzten Atemzuges. Ich habe das Gefühl, daß ich nun nicht mehr Waise bin, weil ich die Umarmung dieser Mauern gefunden habe. Verstehe mich, Maria!« Maria hat ein Weinen in ihrer Stimme und zwei Tränen auf den Lidern.

Die Maria des Alphäus antwortet: »Wie du willst, Teuerste. Ich möchte, daß du in mir eine Schwester und eine Freundin siehst und auch ein wenig eine Mut-ter, denn ich bin ja so viel älter als du.«

Die andere Frau tritt nun her vor: »Maria, ich begrüße dich. Ich bin Sara, eine Freundin deiner Mutter. Ich habe gesehen, wie du geboren wurdest. Und das ist Alphäus, der Neffe des Alphäus, der ein großer Freund deiner Mutter war. Was ich für deine Mutter tat, werde ich auch für dich tun, wenn du es willst. Siehst du, mein Haus ist dem deinigen am nächsten, und deine Felder gehö-ren nun uns. Wenn du zu uns kommen willst, tue es jederzeit! Wir werden ei-nen Durchgang durch die Hecke machen und so werden wir beisammen sein, auch wenn jede in ihrem Haus bleibt. Das ist mein Ehemann!«

»Ich danke euch allen für das Gute, das ihr den Meinen getan habt und mir tun wollt. Es segne euch dafür der allmächtige Gott!«

 

Die schweren Truhen werden abgeladen und ins Haus gebracht.

  • Man tritt ein. Und ich erkenne jetzt das Häuschen von Nazaret, wie es später im Leben von Jesus war.

Josef nimmt Maria, wie es Brauch ist, bei der Hand und tritt so ein. Auf der Schwelle sagt er: »Jetzt, auf dieser Schwelle, will ich von dir ein Versprechen. Bei allem, was du benötigst, was dir zustößt, hast du keinen anderen Freund, keine andere Hilfe, an die du dich wenden sollst, als Josef; du darfst dich unter keinen Umständen allein abmühen. Ich bin ganz für dich da, denke daran, und du wirst meine Freude sein.

 

 

Ich will dich auf deinem Weg glücklich machen.

 

Und wenn auch das Glück hier auf Erden nicht immer in unserer Macht ist, so sollst du dich wenigstens sicher und ruhig fühlen.«

»Ich verspreche es dir.«

Türen und Fenster werden geöffnet. Der letzte Sonnenstrahl blickt neugierig herein. Maria hat sich des Mantels und des Schleiers entledigt. Sie trägt noch das Hochzeitskleid, aber nicht mehr den Myrtenkranz. Sie geht hinaus in den blühenden Garten, schaut und lächelt, und immer noch von Josef an der Hand geführt, macht sie einen Rundgang.

  • Es scheint, als wolle sie von dem verlorenen Ort wieder Besitz ergreifen.

Josef zeigt ihr seine Arbeiten: »Siehst du? Hier habe ich diesen Graben aus-gehoben, um darin das Regenwasser zu sammeln; denn die Reben haben im-mer Durst. Diesem Ölbaum habe ich die ältesten Äste abgeschnitten, damit er kräftiger wird. Und diese Apfelbäume habe ich gepflanzt, weil zwei von ihnen abgestorben waren. Dort habe ich Feigenbäume hingesetzt; wenn sie heran-gewachsen sind, schützen sie das Haus vor der Hitze der Sonne und vor den Blicken der Neugierigen. Die Laube ist die gleiche wie früher. Ich habe nur die morschen Pfosten ersetzt und die Weinstöcke beschnitten. Sie werden viele Trauben bringen, hoffe ich. Und dort, schau!« Er führt sie stolz zum Abhang, der sich hinter dem Haus befindet und den Gemüsegarten vor den Nordwinden schützt. »Dort habe ich eine kleine Grotte gemacht, und wenn die Pflanzen ge-wachsen sind, wird sie jener gleichen, die ihr hattet. Eine Quelle ist nicht vor-handen. Aber ich hoffe, daß ich Wasser herleiten kann. Ich werde an den lan-gen Sommerabenden daran arbeiten, wenn ich dich besuche.«

»Aber was soll das?« sagt Alphäus, »haltet ihr nicht in diesem Sommer Hoch-zeit?«

»Nein, Maria möchte die Wolltücher weben, das einzige, was in der Aussteuer fehlt. Und es ist mir recht so. Sie ist so jung, Maria, daß es nichts ausmacht, ein Jahr oder mehr zu warten; indessen wird sie sich an das Haus gewöhnen.«

»Ach was! Du bist immer anders als die andren gewesen und bist es immer noch; ich weiß nicht, wer es nicht eilig hätte, eine Blume wie Maria zur Gattin zu haben, und du verschiebst es monatelang.«

»Langersehnte Freude – reich vermehrte Freude«, antwortet Josef mit einem feinen Lächeln.

Der Bruder zuckt die Achseln und fragt: »Also, wann willst du heiraten?«

»Am 16. Geburtstag Marias, nach dem Laubhüttenfest. Die Winterabende wer-den wonnig sein für zwei Neuvermählte.« Er lächelt wieder mit einem Blick auf Maria. Ein Lächeln des geheimen und lieben Einverständnisses; einer brüder-lichen Keuschheit, die tröstlich ist.

Dann nimmt er seinen Rundgang wieder auf: »Das wird der große Raum im Berg sein. Mit deinem Einverständnis richte ich hier meine Werkstatt ein, wenn ich komme. Sie ist an die Wohnung angeschlossen und doch nicht im Haus. So werde ich dich nicht durch Geräusch und Unordnung stören. Wenn du es aber anders wünscht ...«

»Nein, Josef, es wird gut so sein.«

Sie gehen ins Haus zurück und zünden die Lampen an.

»Maria ist müde«, sagt Josef. »Lassen wir sie in Ruhe mit den Vettern.«

Die Weggehenden grüßen alle. Josef bleibt noch kurze Zeit und spricht leise zu Zacharias.

 

»Dein Vetter läßt dir für einige Zeit Elisabet, bist du zufrieden damit?«

»O ja!« »Sie wird dir helfen aus dir eine vollkommene Hausfrau zu machen. Mit ihr kannst du alles ordnen, und ich werde jeden Abend kommen, dir zu hel-fen. Mit ihr kannst du Wolle anschaffen und alles, was du sonst noch brauchst. Ich werde die Ausgaben begleichen. Erinnere dich, daß du versprochen hast, zu mir zu kommen in jeder Angelegenheit. Behüte dich Gott! Maria, schlafe deinen ersten Schlaf als Herrin deines Hauses; der Engel Gottes möge es er-heitern! Der Herr sei immer mit dir!«

»Auf Wiedersehen, Josef! Sei auch du unter den Fittichen des Engels Gottes! Ich danke dir für alles! So sehr ich kann, werde ich dir deine Liebe durch meine Liebe vergelten.«

 

Josef grüßt die Vettern und geht hinaus.

  • Damit endet auch die Vision.

 

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Beitrag 5.3

 

  • Ich will die Erde retten, die Erde wiedergewinnen. Der Preis seid ihr, Meine Opfer

 

Jesus spricht: (zu Maria Valtorta)

 

»Der Zyklus ist beendet, und damit hat dein Jesus dich süß und sanft, ohne Erschütterungen dem Tumult dieser Tage entzogen. Wie ein Kind in weiche Windeln gewickelt und auf weiche Kissen gelegt, bist du eingehüllt gewesen in diese seligen Visionen, damit du nicht fühlst, wovor du dich fürchtest: die Grau-samkeit der Menschen, die sich hassen, anstatt sich zu lieben .

Du könntest gewisse Dinge nicht mehr ertragen, und ich will nicht, daß du da-ran stirbst, denn ich sorge mich um mein „Sprachrohr“.

Allmählich wird die Welt befreit von der Ursache, deretwegen die Opfer geplagt wurden von aller Art Verzweiflung. Auch für dich, Maria, endet daher die Zeit des furchtbaren Leidens um so vieler Gründe willen, die so sehr im Gegensatz stehen zu deiner Art und Weise zu fühlen.

 

 

Du wirst nicht aufhören zu leiden,

du bist ein Sühneopfer.

 

Aber ein Teil des Leidens ist zu Ende; dann wird der Tag kommen, an dem ich zu dir sage, wie Maria Magdalena in ihrer Sterbestunde sagte: „Ruhe aus! Jetzt ist es Zeit, dich auszuruhen. Gib mir deine Dornen! Jetzt kommt die Zeit der Rosen. Ruhe aus und warte, ich segne dich, Gesegnete!“

Das habe ich dir gesagt einem Versprechen gemäß; du hast es aber nicht ver-standen, als die Zeit kam und du untergetaucht warst, gefesselt, bedeckt mit Dornen, in tiefer Dunkelheit. Das wiederhole ich dir jetzt mit einer Freude , die allein die Liebe, die ich selbst bin, empfinden kann, wenn sie einem Geliebten einen Schmerz nehmen kann. Das sage ich dir jetzt, da diese Zeit des Opfers zu Ende ist. Und ich, der ich es weiß, sage dir für die Welt, die es nicht weiß, für Italien, für Viareggio, für diesen kleinen Landstrich, in den du mich gebracht hast – überdenke den Sinn dieser Worte – den Dank, den die Sühnopfer für ihre Opfer erhalten. Als ich dir Cäcilia, die jungfräuliche Braut, zeigte, habe ich dir gesagt, daß sie sich von meinem Wohlgeruch durchdringen ließ und daß sie dadurch Gatten, Schwager, Sklaven, Eltern und Freunde nach sich zog.

Das hast auch du getan. Du weißt es nicht, aber ich sage es dir, ich, der ich es weiß: deine Sendung ist auch die Sendung der Cäcilia, in dieser wahnsinnigen Zeit. Du bist gesättigt von mir, von meinem Wort; du hast meine Wünsche un-ter die Menschen gebracht, und die besten haben sie verstanden, und nach dir, mein Opfer, sind viele, viele gekommen; und wenn dein Vaterland nicht völlig in Ruinen liegt und besonders die Orte, die dir teuer sind, so geschah es, weil viele Opferhostien sich geopfert haben nach deinem Beispiel und deinem  Auftrag. Danke, Gesegnete! Aber fahre fort so!

 

 

Ich will die Erde retten, die Erde wiedergewinnen. Der Preis seid ihr, meine Opfer.

 

Die Weisheit, die die Heiligen unterwiesen hat und die dich durch direkte Be-lehrung unterrichtet, erhebt dich immer mehr zum Verständnis der Wissen-schaft des Lebens und zu ihrer Ausübung. Errichte auch du dein kleines Zelt neben dem Haus des Herrn! Festige die Pflöcke dieses Zeltes in der Wohnung der Weisheit und bleibe darin, ohne es je zu verlassen! Du wirst ruhen unter dem Schutz des Herrn, der dich liebt, wie ein Vogel in blühenden Zweigen. Er wird Schutz sein gegen jedes seelische Unwetter, und du wirst im Licht der Herrlichkeit Gottes verweilen und Worte des Friedens und der Wahrheit ver-nehmen. Geh in Frieden! Ich segne dich, Gesegnete.«

 

 

Gleich darauf spricht Maria: (unsere Muttergottes)

 

»Für dich, Maria, das Geschenk der Mutter an ihrem Fest. Eine Kette von Ge-schenken; und wenn ein Dorn darin verblieben ist, beklage dich nicht beim Herrn, der dich liebt, wie er nur wenige liebt. Er hat dir am Anfang gesagt: „Schreibe von mir! Jede Mühe wird dir zum Trost.“ Du siehst, daß es wahr war. Es wurde dir dieses Geschenk aufbewahrt für diese unruhige Zeit; denn wir sorgen nicht nur für den Geist; auch für den Leib haben wir ein Auge, denn der Leib ist zwar nicht König, aber doch nützlicher Diener des Geistes; auch er hat eine Aufgabe zu erfüllen.

Sei dem Allerhöchsten dankbar, der dir wahrhaft ein Vater ist, auch im fühlba-ren menschlichen Sinn, und dich wiegt in lieblichen Ekstasen, um dir zu ver-bergen, was dich erschreckt! Liebe mich immer mehr! Ich habe dich in das Ge-heimnis meiner ersten Lebensjahre eingeführt. Jetzt weißt du alles von deiner Mutter.

Liebe mich als Tochter und als Schwester, als Sühnopfer! Und liebe Gott, den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist mit vollkommener Liebe! Der Segen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geht durch meine Hän-de. Er duftet von meiner mütterlichen Liebe zu dir; er komme auf dich herab und ruhe auf dir! Sei glücklich im Übernatür lichen!«

 

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 Josef ist gesetzt als

"Siegel des Siegels",

wie ein Erzengel an der

Schwelle des Paradieses

 

 

Beitrag 4

 

 

 

Jesus spricht:

 

»Was sagt das Buch der Weisheit in seinem Lobgesang?

„In der Weisheit ist wahrhaftig der Geist des Verstandes, der heilige, einzige, vielfältige und scharfsinnige!“ Dann fährt es fort, ihre Gnadengaben aufzuzäh-len, und beendet den Abschnitt mit den Worten: „Die Weisheit durchdringt dank ihrer Reinheit alles. Ein Hauch der göttlichen Kraft ist sie, deshalb ist nichts Unreines in ihr, sie ist ein Abbild der Güte Gottes. Obgleich sie nur eine ist, vermag sie alles; obgleich sie selbst unveränderlich ist, erneuert sie alles; sie teilt sich allen heiligen Seelen mit und formt die Gottesfreunde und Prophe-ten“ [Weish 7,22–27].

Du hast gesehen, wie Josef nicht durch menschliche Erziehung, sondern durch übernatürliche Belehrung im versiegelten Buch der makellosen Jungfrau zu lesen weiß und wie er sich den prophetischen Wahrheiten nähert mit sei-nem „Schauen“ des Geheimnisses, das menschliches Begreifen übersteigt, dort, wo andere nur eine große Tugend sehen. Durchdrungen von dieser Weis-heit, die Hauch der Kraft Gottes und ein gewisser Ausfluß des Allmächtigen ist, bewegt er sich mit sicherem Geist im Meer dieses Gnadengeheimnisses, das Maria ist; er verinnerlicht sich mit ihr in geistigen Kontakten, in denen, mehr als mit den Lippen, die beiden heiligen Seelen sich unterhalten in der heiligen Stil-le, wo nur Gott und seine treuen Diener, die von ihm erfüllt sind, Stimmen ver-nehmen.

 

Die Weisheit des Gerechten, die sich mehrt durch den Verkehr mit der „Gna-denvollen“, befähigt ihn, in die höchsten Geheimnisse Gottes vorzudringen, sie zu schützen und zu verteidigen gegen die Nachstellungen der Menschen und der Dämonen. Dabei erneuert sie ihn.

  • Aus dem Gerechten macht sie einen Heiligen, aus dem Heiligen den Be-schützer der Braut und des Sohnes Gottes.

Ohne das Siegel Gottes zu entfernen, kann der Keusche, der nunmehr seine Keuschheit zu einem engelhaften Heroismus entwickelt hat, das Feuerwort lesen, das vom Finger Gottes auf den jungfräulichen Diamanten geschrieben worden ist; dort liest er das, was seine Klugheit nicht preisgibt, was aber viel größer ist als das, was Mose auf den Tafeln von Stein las [Ex 24,12; Dtn 4,13; 5,22; 10,1–5]; und damit kein profanes Auge das Geheimnis entblättere, setzt er sich als Siegel auf das Siegel und steht als feuriger Erzengel an der Schwelle des Paradieses, in dem der Ewige sein Wohlgefallen hat. „Da wandelt er im Abendwind“ [Gen 3,8], und spricht mit ihr, die seine Liebe ist, ein Hain von Lilien und Blüten, ein wohlduftender Hauch, ein lieblich erfrischender Morgenwind, ein freundlicher Stern, Ergötzung Gottes.

 

 

Die neue Eva ist da.

 

Nicht Gebein von seinem Gebein, nicht Fleisch von seinem Fleisch, sondern Begleiterin seines Lebens [Gen 2,18.23], die lebendige Arche Gottes, die er in seinen Schutz nimmt, die er Gott zurückerstatten muß, rein und ebenso wie er sie erhalten hat. „Braut Gottes“ war im mystischen Buch mit den unbefleckten Seiten zu lesen und als ihn in der Stunde der Prüfung der Verdacht quälte, litt er als Mann und als Diener Gottes wie kein anderer wegen des vermuteten Sakrilegs. Aber das war die Prüfung, die noch kommen sollte.

  • Jetzt, in dieser Zeit der Gnade, schaut er und stellt sich in den Dienst Got-tes. Später erlebt er den Sturm der Prüfung, wie alle Heiligen, damit er er-probt und zum Gehilfen Gottes werde.

Wie heißt es im Buch des Levitikus? „Sage deinem Bruder Aaron, daß er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum hineingehe hinter den Vorhang vor die Deck-platte, die auf der Lade liegt; er müßte sonst sterben. Denn ich erscheine auf der Deckplatte in der Wolke. Nur unter der Bedingung darf Aaron in das Heilig-tum hineingehen, daß er einen jungen Stier als Sühnopfer und einen Widder als Brandopfer darbringt. Er soll einen heiligen linnenen Leibrock anziehen und mit linnenen Beinkleidern seine Blöße bedecken“ [Lev 16,2–4].

 

Wahrhaft, Josef tritt ein, wann Gott es will und so lange Gott es will, ins Heilig-tum Gottes, jenseits des Vorhanges, der die Lade verhüllt, über welcher der Geist Gottes schwebt.

Er opfert sich und wird das Lamm opfern als Opfer für die Sünden der ganzen Welt und zur Sühne der Sünde selbst. Und er tut dies mit Linnen bekleidet und

mit abgetöteter Manneskraft, um das Sinnliche abzustreifen, das einmal, zu Beginn der Zeiten, triumphiert hat und das Recht Gottes über den Menschen verletzt hat, und das jetzt zertreten ist im Sohn, in der Mutter und im Pflege-vater, um die Menschen zurückzuführen zur Gnade und Gott sein Recht über die Menschen zurückzugeben.

 

 

Dies tut er mit seiner beständigen Keuschheit.

  • War Josef nicht auf Golgota?
  • Dünkt euch, er gehöre nicht zu den Miterlösern?

Wahrlich, ich sage euch, er war unter den ersten und ist daher groß in den Augen Gottes; groß durch sein Opfer, seine Geduld, seine Beständigkeit und seinen Glauben.

  • Welcher Glaube ist größer als der seinige, da er glaubte, ohne die Wunder des Messias gesehen zu haben?

Lob sei dem Nährvater! Er war euch ein Beispiel für das, was euch fehlt: Reinheit, Treue und vollkommene Liebe.

Lob ihm, der wunderbar das versiegelte Buch zu lesen verstand, von der Weis-heit sich belehren ließ, um die Geheimnisse der Gnade zu erfassen, der er-wählt wurde von Gott, um das Heil der Welt gegen die Tücken aller Feinde zu beschützen!«

 

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Die Vermählung der Jungfrau mit Josef

 

 

Beitrag 3.1

 

  • Du hast einen Bräutigam, der dir Vater u. Mutter ist, so vollkommen ist er.

 

 

  • Wie schön ist Maria in ihrem Brautgewand unter ihren festlichen Freundin-nen und Lehrerinnen!

Auch Elisabet befindet sich unter ihnen.

Mit reinstem Linnen ist sie bekleidet, so fein, daß es kostbare Seide zu sein scheint. Ihr Gürtel mit in Gold und Silber gestochenem Schmuck ist aus Me-daillons zusammengesetzt, die von Kettchen zusammengehalten werden; je-des einzelne Medaillon ist ein aus Gold und Silberfäden bestehendes Zier-werk, das schon von der Zeit gebräunt ist.

  • Der Gürtel umgibt die schmalen Lenden, und da er für das zarte Mädchen wohl zu lang ist, hängen vorne zwischen den Falten des weiten Gewandes drei Medaillons herab.
  • Hinten wirkt das Gewand wie eine Schleppe, so lang ist es.

An den kleinen Füßen trägt Maria Sandalen aus schneeweißem Fell mit silber-nen Schnallen. Am Hals wird das Kleid von einem Kettchen aus goldenen Ro-setten und silbernem Filigran gehalten, das im kleinen das Motiv des Leder-gürtels wiederholt. Es ist durch breite Knopflöcher gezogen, um den Halsaus-schnitt zusammenzuhalten, und bildet so eine kleine Rüsche.

  • Der Hals Marias ragt aus diesem gefalteten Blütenweiß mit der Grazie eines in kostbare Gaze gewickelten Stieles hervor und scheint noch schmächtiger zu sein: ein Blumenstiel, der in einem lilienweißen Antlitz endet, das noch bleicher und reiner geworden ist unter der inneren Bewe-gung.

 

Ein Gesicht wie eine reine Hostie.

 

Die Haare fallen nicht mehr über die Schultern herab. Die Zöpfe sind zu einem Knoten geflochten, der von kostbaren Haarnadeln aus gebräuntem Silber, alle mit Filigran verziert, zusammengehalten wird. Der Schleier der Mutter ruht auf diesen Flechten und fällt vom kostbaren Stirnreifchen in schönen Falten nach unten; hinunter bis zu den Hüften, denn Maria ist nicht so groß wie ihre Mutter, bei der der Schleier nur bis zum Gürtel reichte. An den Händen trägt sie nichts, an den Handgelenken Armbänder. Aber die Gelenke sind so fein und zart, daß ihr die schweren Armbänder der Mutter bis auf die Handrücken rutschen.

  • Sie würden, wenn sie die Hände schüttelte, zu Boden fallen.

Die Gefährtinnen bestaunen sie von allen Seiten. Ihr Reden und Fragen hört sich an wie munteres Vogelgezwitscher.

»Sind die von deiner Mutter?«

»Alt, nicht wahr?«

»Wie schön ist dieser Gürtel, Sara!«

»Und der Schleier, Susanne! Schau, wie fein! Schau die Lilien, die hineinge-woben worden sind!«

»Laß mich die Armbänder sehen, Maria! Gehörten sie deiner Mutter?«

»Sie trug sie, aber sie sind von der Mutter Joachims, meines Vaters.«

»Oh! Schau! Sie hat das Siegel Salomons, verwoben mit Palmen und Oliven-zweigen, und dazwischen sind Lilien und Rosen. Oh, wer hat diese fehlerlose und präzise Arbeit geleistet?«

»Sie stammen aus dem Haus Davids«, erklärt Maria. »Seit Jahrhunderten schmücken sich die Frauen dieses Geschlechtes mit ihnen, wenn sie sich ver-mählen, und dann bleiben sie im Erbschatz als Vermächtnis.«

»Ja, du bist Erbtochter.«

»Haben sie dir alles aus Nazaret gebracht?«

»Nein, als meine Mutter starb, hat meine Kusine die Ausstattung in ihr Haus genommen, um sie gut aufzubewahren. Jetzt hat sie mir alles gebracht.«

»Wo ist die Aussteuer? Wo ist sie? Zeige sie deinen Freundinnen!«

Maria weiß nicht, was sie sagen soll. Sie möchte freundlich sein; aber sie möchte nicht alles auspacken, was in drei schweren Truhen untergebracht ist. Die Lehrerinnen kommen ihr zur Hilfe: »Der Bräutigam kommt. Jetzt ist keine Zeit, alles in Unordnung zu bringen. Laßt sie jetzt in Ruhe, ihr ermüdet sie. Geht und bereitet euch vor!«

Der geschwätzige Schwarm entfernt sich ein wenig enttäuscht. Maria kann sich nun in Frieden auch den Lehrerinnen widmen, die ihr Worte des Lobes und des Segens sagen. Auch Elisabet ist gekommen. Und da Maria erregt weint, weil Hanna des Penuël sie Tochter nennt und sie mit wirklich mütter-licher Liebe küßt, sagt Elisabet zu ihr: »Maria, deine Mutter ist nicht da, und doch ist sie zugegen. Ihre Seele freut sich mit dir. Und schau, die Sachen, die du trägst, geben dir ihre Liebkosungen wieder. In ihnen findest du auch den Duft ihrer Küsse. Eines Tages, am Tag, da du in den Tempel kamst, sagte sie zu mir:

  • „Ich habe die Kleider und die Brautausstattung vorbereitet, denn ich will das Linnen weben und die Brautkleider anfertigen, um nicht zu fehlen am Tag ihrer Freude.“

Und weißt du, in den letzten Zeiten, in denen ich ihr beigestanden habe, wollte sie jeden Abend deine ersten Kleidchen liebkosen und die, die du jetzt trägst, und dabei sagte sie:

  • „Hier atme ich den Lilienduft meiner Kleinen, und hier will ich, daß sie den Kuß ihrer Mutter spürt.“

Wie viele Küsse hat sie auf diesem Schleier hinterlassen, der jetzt deine Stirn umschattet! Mehr Küsse als Fäden. Und wenn du die von ihr gewebten Stoffe anziehst, so denke daran: mehr als aus Kammwolle bestehen sie aus der Lie-be deiner Mutter. Und die Schmucksachen, auch sie wurden in schweren Zei-ten von deinem Vater zurückgelegt, um dich zu schmücken, wie es sich für eine Prinzessin aus dem Haus Davids ziemt in dieser Stunde.

 

Freue dich, Maria, du bist keine Waise; denn die Deinen sind bei dir, und:

  • Du hast einen Bräutigam, der dir Vater und Mutter ist, so vollkommen ist er.«

»O ja! Das ist wahr! Über ihn kann ich mich wahrlich nicht beklagen. In weni-ger als zwei Monaten ist er zweimal gekommen, und heute kommt er das dritte Mal, trotz Wind und Regen, um von mir Anweisungen zu erhalten. Denke dir: Anweisungen! Ich bin nur eine arme Frau und viel jünger als er. Und er hat mir nichts verweigert. Er wartet nicht einmal, bis ich ihn bitte. Es scheint, daß ein  Engel ihm eingibt, was ich wünsche, und er sagt es mir, bevor ich es selbst sagen kann.

 

Das letzte Mal hat er gesagt:

  • „Maria, ich glaube, du bist lieber in deinem väterlichen Haus. Da du die Erbtochter bist, kannst du es tun, wenn du es wünscht. Ich komme in dein Haus. Nur um den Brauch zu wahren, wirst du eine Woche im Haus des Alphäus, meines Bruders, wohnen. Maria, ich liebe dich schon sehr. Von dort wird am Abend der Hochzeitszug abgehen, der dich zu deinem Haus bringt.“ Ist das nicht lieb von ihm?

Es hat ihm gar nichts ausgemacht, daß die Leute sagen, er habe ein Hausdas mir nicht gefällt. Mir hätte auch das seinige gefallen; wenn nur er da ist, denn er ist so gut. Aber gewiß, ich ziehe mein Haus vor, wegen der Erinnerungen. Oh! Er ist gut, der Josef!«

»Was hat er wegen des Gelübdes gesagt? Du hast mir noch nicht davon er-zählt.«

»Er hat nichts dagegen. Im Gegenteil, als er die Gründe erfuhr, hat er gesagt: „Ich vereinige mein Opfer mit dem deinem.“«

 

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Beitrag 3.2

 

  • Das Versprechen wird ausgetauscht. Maria ist nun die Braut Josefs

 

 

 

»Er ist ein heiliger junger Mann!« sagt Hanna des Penuël.

Der „junge Heilige“ tritt in diesem Augenblick in Begleitung von Zacharias ein.

  • Er sieht buchstäblich prachtvoll aus.

Ganz in Goldgelb gekleidet, wie ein orientalischer Herrscher. Ein kostbarer Gürtel hält Börse und Dolch; erstere ist aus Maroquinleder, während der Dolch in einem Futteral aus demselben Leder mit Goldverzierungen steckt. Auf dem  Haupte hat er eine Art Turban, beziehungsweise ein Wolltuch, das wie eine Kapuze umgelegt ist, so wie es noch gewisse Völker in Afrika und die Bedui-nen tragen; es wird durch einen kostbaren Reifen festgehalten, einem Band aus feinem Gold, an dem Myrrhesträußchen befestigt sind. Außerdem bedeckt ihn ein ganz neuer Mantel voller Fransen, der ihn festlich kleidet. Er strahlt vor Freude und hält blühende Myrten in der Hand.

»Der Friede sei mit dir, meine Braut!« grüßt er. »Friede euch allen!«

Nach Empfang des Gegengrußes sagt er: »Ich habe deine Freude gesehen an jenem Tag, als ich dir den Zweig aus deinem Garten gab. So dachte ich, dir Myrte zu bringen, die ich bei der dir so lieben Grotte gepflückt habe. Ich wollte dir die Rosen bringen, die an deinem Haus wachsen und jetzt zu blühen begin-nen; aber Rosen halten nicht lange; sie hätten die Reise nicht überstanden. Ich wäre mit lauter Dornen angekommen. Aber dir, meine Geliebte, will ich nur  Rosen schenken, weiße, duftende Blumen will ich auf deinen Weg streuen, damit du deinen Fuß darauf setzest, ohne auf Schmutz und Steine zu treten.«

»Oh! Ich danke dir, Guter! Wie hast du sie so frisch bis hierher bringen kön-nen?«

»Ich habe ein Gefäß an den Sattel gebunden, und in dieses habe ich die Zwei-ge mit den Knospen gesteckt. Auf dem Weg haben sie dann zu blühen begon-nen. Hier, sie sind für dich, Maria. Deine Stirn soll mit Reinem bekränzt wer-den, dem Sinnbild der Braut; aber Blüten sind so viel geringer als die Reinheit, die du im Herzen trägst.«

Elisabet und die Lehrerinnen schmücken Maria mit einem Blumenkränzchen, das sie bilden, indem sie Myrten und kleine weiße Rosen mit dem kostbaren goldenen Reifen verflechten. Maria will schon ihren weißen, weiten Mantel an-ziehen; aber der Bräutigam kommt ihr zuvor und hilft ihr, den weiten Mantel mit zwei silbernen Spangen an den Schultern zu befestigen.

  • Die Lehrerinnen ordnen die Falten mit Liebe und Anmut. Alles ist bereit.

Während sie auf irgendetwas warten, nimmt Josef Maria zur Seite und sagt: »Ich habe in dieser Zeit über dein Gelübde nachgedacht. Ich habe dir gesagt, daß ich es mit dir teile. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr be-greife ich, daß der vorläufige Entscheid nicht genügt; auch wenn er öfters er neuert wird.

Ich habe dich verstanden, Maria. Ich verdiene das Wort des Lichtes noch nicht; aber ein Flüstern spüre auch ich. Und es läßt mich dein Geheimnis wenigstens in den Hauptzügen begreifen. Ich bin ein armer, unwissender Mensch, Maria, ich bin ein armer Arbeiter; ich bin ungebildet und besitze keine Schätze.

Aber dir zu Füßen lege ich einen Schatz für immer und ewig: meine absolute Keuschheit, um würdig zu sein, an deiner Seite zu leben, du Jungfrau Gottes,

'meine Schwester, Braut, verschlossener Garten, versiegelte Quelle' [Hld 4,12],  wie unser Ahnherr sagt, der das Hohelied vielleicht in Hinblick auf dich schrieb.

Ich werde der Hüter dieses duftenden Gartens sein, in dem sich die schönsten Früchte finden und eine Quelle von lebendigem Wasser sanft sprudelt: deine Anmut, o Braut, die du mit deiner Reinheit meine Seele erobert hast, du ganz Schöne, schöner als die Morgenröte; du Sonne, die du strahlst, weil dein Herz

erstrahlt; du, die du vollkommene Liebe für deinen Gott bist und für die Welt, der du den Erlöser geben willst mit deinem Opfer als Frau. Komm, meine Ge-liebte!«

  • Und er nimmt sie zart bei der Hand und führt sie zur Tür.  

Alle anderen folgen ihnen, und draußen vereinigen sie sich mit den festlich ge-kleideten Gefährtinnen, alle in weiß und verschleiert. Sie gehen durch Höfe und Säulenhallen, durch die Menge der Zuschauer, bis zu einem Ort, der nicht der Tempel ist, sondern ein Saal zu sein scheint, der dem Kulte dient; denn dort gibt es Lampen und Pergamentrollen wie in den Synagogen.

  • Das Brautpaar geht vor ein hohes Pult, eine Art Kanzel, und wartet.

Die anderen stellen sich hinter ihm in guter Ordnung auf. Andere, Priester und Neugierige, befinden sich im Hintergrund. 

  • Nun tritt der Hohepriester feierlich ein. 

Ein Raunen geht durch die Reihen der Neugierigen: »Wird er die Trauung vor-nehmen?«

»Ja, denn sie ist aus königlichem und priesterlichem Geschlecht. Eine Blüte Davids und Aarons; die Braut ist Tempeljungfrau. Der Bräutigam ist aus dem Stamm Davids.«

Der Priester legt die Rechte der Braut in die des Bräutigams und segnet sie feierlich: »Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sei mit euch! Er vereinige euch und erfülle euch mit seinem Segen, indem er euch seinen Frieden und eine zahlreiche Nachkommenschaft gebe zusammen mit einem langen Leben und einem seligen Tod im Schoß Abrahams!« [Tob 7,15–16].

  • Dann zieht er sich zurück, feierlich wie er eingetreten war.

 

Das Versprechen wird ausgetauscht. Maria ist nun die Braut Josefs.

 

Alle gehen hinaus, immer in guter Ordnung, und begeben sich in einen Saal, wo der Ehevertrag unterzeichnet wird, in dem es heißt, daß Maria, die Erbtoch-ter des Joachim, aus dem Haus Davids, und Annas, der Tochter Aarons, als Mitgift dem Bräutigam ihr Haus und die zugehörigen Güter und ihre persön-liche Aussteuer übergibt, sowie jedes andere Gut, das sie vom Vater geerbt hat. Nun ist alles beendet.

Das Brautpaar tritt in den Hof hinaus und schreitet dem Ausgang zu, der sich neben dem Haus der Tempelfrauen befindet. Ein bequemes, schweres Fuhr-werk erwartet sie. Über ihm ist ein schützendes Zelttuch ausgespannt, und im Wagen befinden sich schon die Truhen Marias.

Abschiedsgrüße, Küsse und Tränen, Segen und Ratschläge, Empfehlungen jeder Art, dann steigt Maria mit Elisabet in den Wagen und nimmt im Inneren Platz. Vorne sitzen Josef und Zacharias. Sie haben ihre festlichen Mäntel ab-gelegt und sind beide in dunkle Mäntel eingehüllt. Der Wagen setzt sich in Be-wegung; er wird von einem dunkelhaarigen Maultier gezogen. Die Mauern des Tempels entschwinden allmählich dem Auge, dann die Stadt und nun kommt  das freie Land, mit der frisch erwachten Blütenpracht in der ersten Frühlings-sonne, mit dem bereits eine Handbreit hohen Korn, das sich zu wogenden, smaragdgrünen Blättlein entwickelt hat; wogend in der leichten Brise, die den Duft der blühenden Apfel- und Pfirsichbäume, des blühenden Klees und des wilden Minzenkrautes herbeiträgt.

Maria weint leise unter ihrem Schleier; von Zeit zu Zeit hebt sie den Vorhang und schaut noch einmal zum Tempel in der Ferne und nach der entschwinden-den Stadt.

  • So endet die Vision.

 

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Josef wird zum

Bräutigam der Jungfrau bestimmt

 

 

Beitrag 2.1

 

  • Ein Gerechter muß derjenige sein, der vom Herrn als Hüter der Ihm treuen Jungfrau erwählt wird!

 

 

  • Ich sehe einen reichen Saal mit schönem Fußboden, Vorhängen, Teppi-chen und mit Intarsien verzierten Möbeln. Er muß noch zum Tempel gehö-ren, denn es sind Priester darin, unter ihnen auch Zacharias und viele Männer jeden Alters (zwischen 20 und 50 Jahren).

Sie sprechen leise, aber lebhaft miteinander.

  • Sie scheinen in ängstlicher Erwartung, aber ich weiß nicht warum.

Alle sind festlich gekleidet mit neuen Gewändern, oder wenigstens mit ganz frisch gewaschenen, als wären sie eigens für ein Fest hergerichtet. Viele ha-ben die Kopfbedeckung, ein Leinentuch, abgenommen; andere haben sie noch auf dem Kopf, besonders die Alten, während die Jungen ihren unbedeckten Kopf mit den dunkelblonden oder braunen Haare zeigen; nur einer ist kupfer-rot. Die Haare sind meist kurz geschnitten; aber es gibt auch einige mit langen, bis auf die Schultern wallenden Haaren.

  • Es scheint, daß sich nicht alle kennen, denn viele beobachten sich neu-gierig. Aber sie scheinen doch irgendwie verwandt zu sein, denn man merkt, daß sie alle ein einziger Gedanke beherrscht.
  • In einem Winkel sehe ich Josef.

Er spricht mit einem rüstigen älteren Mann. Josef ist etwas über dreißig. Ein schöner Mann mit kurzen, etwas krausen Haaren, die kastanienbraun sind, wie auch der Schnurrbart und der Bart, die ein schönes Kinn und die rotbraunen  Wangen umschatten.

  • Er hat dunkle, schöne, tiefe und sehr ernste, ich möchte fast sagen, etwas melancholische Augen. Wenn er aber lacht, wie jetzt, werden sie lebendig und jugendlich.

Er ist ganz hellbraun gekleidet; einfach, aber sehr ordentlich.

 

Eine Gruppe von jungen Leviten kommt herein und stellt sich zwischen der Tür und einem langen schmalen Tisch auf, der nahe der Wand steht, in deren Mitte sich die weitgeöffnete Tür befindet. Nur ein Vorhang, der bis auf 20 cm zum Boden herabhängt, bedeckt die Leere.

Die Neugierde wächst. Sie wächst noch mehr, als eine Hand den Vorhang zur Seite zieht, um einen Leviten eintreten zu lassen, der auf den Armen ein Bün-del trockener Zweige trägt, auf das ganz vorsichtig ein blühender Zweig gelegt worden ist; ein leichter Schaum weißer Blütenblätter, die kaum rötlich ange-haucht sind. Der Levit legt das Bündel der Zweige mit großer Sorgfalt auf den Tisch, um das Wunder dieses blühenden Zweiges inmitten von so vielen dür-ren Ästen nicht zu beschädigen.

Ein Raunen geht durch den Saal. Die Hälse recken sich. Die Blicke werden durchdringender. Auch Zacharias, der mit den Priestern dem Tisch näher ist, sucht etwas zu erkennen. Aber er sieht nichts. Josef in seinem Winkel wirft kaum einen Blick auf das Bündel von Zweigen und als sein Nachbar ihm etwas sagt, macht er eine abweisende Gebärde, als wollte er sagen: »Unmöglich!«, und lächelt.

 

 

Ein Trompetenstoß jenseits des Vorhanges!

 

Alle schweigen und stellen sich in guter Ordnung auf, mit dem Blick zum Aus-gang, der jetzt halbgeöffnet erscheint. Umgeben von den Ältesten tritt der Hohe-priester ein. Alle verneigen sich tief. Der Priester geht zum Tisch und spricht aufrechtstehend:

»Ihr Männer aus dem Haus Davids, die ihr auf meine Ausschreibung hier ver-sammelt seid, hört zu! Der Herr hat gesprochen, er sei gepriesen. Von seiner Herrlichkeit ist ein Strahl herabgestiegen, und wie die Frühlingssonne hat er einem trockenen Zweig Leben gegeben. Dieser hat auf wunderbare Weise ge-blüht, obwohl kein Zweig auf Erden heute in Blüte ist, am letzten Tag des Lich-terfestes, während der Schnee, der auf den Höhen von Juda liegt, noch nicht geschmolzen ist; und so ist dieser der einzige weiße Glanz zwischen Zion und Betanien.

Gott hat gesprochen und sich zum Vater und Beschützer der Jungfrau Davids gemacht, die keinen anderen zum Schutz hat als ihn. Heiliges Mädchen, Ruhm des Tempels und des Stammes Davids! Sie hat es verdient, daß durch ein Got-teswort der Name des Bräutigams bekannt wurde, der dem Ewigen genehm ist.

 

 

Ein Gerechter muß derjenige sein, der vom Herrn als Hüter der ihm teuren Jungfrau erwählt wird!

 

Somit mildert sich unser Schmerz, sie zu verlieren, und wird uns jede Sorge um ihr Schicksal als Braut genommen. Und dem von Gott Bezeichneten ver-trauen wir mit aller Sicherheit die Jungfrau an, auf der Gottes Segen und auch  der unsrige ruht.

  • Der Name des Bräutigams ist Josef, der Sohn  Jakobs aus Betlehem, vom Stamm Davids, Zimmermann zu Nazaret in Galiläa.

Josef, komm her, der Hohepriester befiehlt es dir!«

Stimmengewirr. Köpfe, die sich drehen, Augen und Hände, die auf ihn weisen, enttäuschte Gesichter, Worte der Erleichterung. Der eine oder andere beson-ders unter den Älteren, muß froh sein, daß ihn dieses Los nicht getroffen hat.

  • Josef, rot und verlegen, tritt hervor. Jetzt befindet er sich vor dem Tisch, dem Priester gegenüber, den er ehrfürchtig grüßt.

»Kommt alle und schauet den Namen, der auf dem Zweig eingeritzt ist; ein je-der nehme seinen Zweig, um sicher zu sein, daß kein Betrug vorliegt!«

Die Männer gehorchen. Sie blicken auf den Zweig, den der Hohepriester be-hutsam in der Hand hält, und nehmen ihren eigenen, den der eine zerbricht, der andere aufbewahrt. Alle schauen auf Josef. Der eine schaut und schweigt, der andere wünscht ihm Glück. Der ältere Mann, mit dem er vorher gespro-chen hat, sagt: »Habe ich es dir nicht gesagt, Josef? Wer sich am unsichersten fühlt, siegt!«

  • Alle sind an dem blühenden Zweig vorbeigegangen.

Der Hohepriester gibt ihn Josef; dann legt er ihm die Hände auf die Schulter und spricht: »Sie ist nicht reich, du weißt es, die Braut, die Gott dir gibt. Aber sie ist reich an Tugenden. Sei ihrer immer mehr würdig!

  • Es gibt keine Blume in Israel, so lieblich und rein wie sie.

Geht jetzt alle! Es bleibe Josef! Und du, Zacharias, als Verwandter, führe die Braut herbei!«

Alle gehen mit Ausnahme des Hohenpriesters und Josefs. Der Vorhang wird über den Ausgang gezogen.

 

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Beitrag 2.2

 

  • Die beiden Verlobten stehen nun einander gegenüber

 

 

Josef steht demütig neben dem majestätischen Hohenpriester.

Ein kurzes Schweigen, dann sagt dieser zu ihm: »Maria hat dir ein Gelübde zu bekennen. Hilf ihr in ihrer Schüchternheit! Sei gut mit der Guten!«

 

»Ich werde meine Mannhaftigkeit in ihren Dienst stellen, und kein Opfer für sie wird mir zu schwer sein. Sei dessen versichert!«

  • Maria tritt ein mit Zacharias und Hanna des Penuël.

»Komm, Maria!« sagt der Priester. »Sieh, das ist der Bräutigam, den Gott für dich bestimmt hat. Es ist Josef von Nazaret. Du kehrst daher in deine Stadt zu-rück. Jetzt verlasse ich euch. Gott gebe euch seinen Segen! Der Herr möge euch behüten und segnen; er möge sich euch zeigen und allezeit Erbarmen mit euch haben! Er möge euch sein Antlitz zuwenden und euch den Frieden geben!«

Zacharias geht hinaus; er begleitet den Priester. Hanna beglückwünscht den Bräutigam, dann geht auch sie.

 

 

Die beiden Verlobten stehen nun einander gegenüber.

 

Maria, die errötet ist, steht mit geneigtem Haupt da. Josef, auch er etwas er-rötet, beobachtet sie und sucht nach den ersten Worten, die er an sie richten kann. Endlich findet er sie, und ein leuchtendes Lächeln überstrahlt sein Ge-sicht, als er sagt: »Ich grüße dich, Maria; ich habe dich als kleines Kind gese-hen. Ich war ein Freund deines Vaters, und der Neffe meines Bruders Alphäus war befreundet mit deiner Mutter. Er war ihr kleiner Freund, denn jetzt zählt er erst achtzehn Jahre, und als du noch nicht geboren warst, war er ein wirklich kleines Geschöpf; und doch erfreute er deine Mutter in ihrem Kummer; sie liebte ihn sehr. Du kennst uns nicht, weil du als kleines Mädchen hierher ge-kommen bist. Aber in Nazaret haben dich alle lieb und denken an dich; sie re-den immer noch von der kleinen Maria des Joachim, deren Geburt ein Wunder des Herrn war, der die Unfruchtbare aufblühen ließ. Und ich erinnere mich noch des Abends, an dem du geboren wurdest. Wir erinnern uns alle noch des Wunders: eines gewaltigen Regens, der die Felder rettete, und eines

heftigen Gewitters, bei dem die Blitze nicht einen einzigen Stängel des Heide-krautes niederschmetterten. Alles endete mit dem größten und lieblichsten Regenbogen, der je gesehen worden ist. Und dann, wer erinnert sich nicht der Freude des Joachim? Er zeigte dich überall seinen Nachbarn. Wie eine Blume seist du vom Himmel gekommen, und er bewunderte dich und wollte, daß alle dich bewundern. Noch kurz vor dem Tod erzählte der glückliche, alte Vater von seiner Maria, die so schön und gut sei, und von ihren Worten, die voll der An-mut und der Weisheit seien. Er hatte recht, als er dich bewunderte und sagte, daß es keine Schönere gäbe als dich!

Und deine Mutter? Sie erfüllte mit ihrem Singen den Erdenwinkel, in dem ihr Haus lag. Sie schien eine Lerche im Frühjahr, während sie dich trug, und spä-ter, als sie dich auf ihrem Schoß hatte. Ich habe dir die Wiege gezimmert: eine kleine Wiege, ganz mit geschnitzten Rosen verziert; denn so wollte deine Mut-ter sie haben. Vielleicht ist sie noch in der verschlossenen Wohnung zu finden.

Ich bin bejahrt. Maria, als du geboren wurdest, verfertigte ich meine ersten Arbeiten. Ich arbeitete schon. Wer hätte mir damals sagen können, daß ich

dich einmal zur Braut haben werde! Vielleicht wären die Deinigen glücklicher gestorben; denn wir waren befreundet. Ich habe deinen Vater begraben und ihn aufrichtigen Herzens beweint; denn er war mir ein guter Lehrmeister im Leben gewesen.«

Maria erhebt langsam ihr Gesicht und wird immer unbefangener, als sie Josef so reden hört; und als er die Wiege erwähnt, lächelt sie ein wenig. Als Josef von ihrem Vater spricht, reicht sie ihm die Hand mit den Worten: »Danke, Josef!«

  • Es ist ein schüchternes und sanftes Danke.

Josef nimmt das Lilienhändchen in seine kurzen und starken Zimmermanns-hände und drückt es mit einer Verehrung, die sie ermutigen soll.

  • Vielleicht erwartet er noch andere Worte.

Aber Maria schweigt von neuem. So fährt er fort: »Das Haus, das du kennst, ist unversehrt geblieben, abgesehen von dem Teil, der auf Befehl des Konsuls abgerissen wurde, um aus dem kleinen Weg eine Straße für die Wagen aus Rom zu machen. Und das Feld, das dir geblieben ist, ist ein wenig vernach-lässigt worden; du weißt ja, die Krankheit des Vaters hat euer Besitztum sehr verringert. Es sind jetzt schon mehr als drei Frühlinge vergangen, daß die Bäu-me und Weinstöcke nicht mehr beschnitten worden sind, und der Boden ist un-gepflegt und hart. Aber die Bäume, die du als kleines Mädchen gesehen hast,  sind noch da, und wenn du mir erlaubst, werde ich mich ihrer sofort anneh-men.«

»Danke, Josef. Aber du hast ja schon andere Arbeit.«

»Ich werde deinen Garten in den ersten und letzten Stunden des Tages pfle-gen. Jetzt nehmen die Tage mehr und mehr zu. Für den Frühling werde ich al-les zu deiner Freude in Ordnung bringen.

Schau: dies ist ein Zweig des Mandelbaumes, der vor dem Haus steht; ich habe ihn mitbringen wollen. Man kann von überall her durch den verfallenen Zaun eintreten; aber jetzt werde ich ihn ausbessern und befestigen. Ich habe diesen genommen, weil ich dachte, wenn ich der Erwählte sein sollte - ab er ich wagte es nicht zu hoffen, da ich ja ein Nazoräer bin [Num 6]. Ich habe nur dem Ruf des Hohenpriesters gehorcht. Da habe ich gedacht, es könnte dir Freude bereiten, einen Zweig aus deinem Garten zu erhalten. Sieh ihn hier, Maria! Mit ihm gebe ich dir mein Herz, das bis heute nur für den Herrn geblüht hat; nun blüht es für dich, meine Braut.«

Maria nimmt den Zweig. Sie ist gerührt und schaut Josef mit einem immer fes-teren und strahlenderen Blick an. Sie fühlt sich sicher bei ihm. Als er sagte: »Ich bin Nazoräer«, leuchtete ihr Gesicht förmlich auf, und sie faßte Mut.

 

»Auch ich gehöre ganz Gott an, Josef. Ich weiß nicht, ob der Hohepriester es dir gesagt hat.«

 

»Er hat nur gesagt, daß du gut und rein seist, daß du mir von einem Gelübde reden wollest und daß ich gut mit dir sein soll. Sprich, Maria, dein Josef will dich glücklich machen in all deinen Wünschen! Ich liebe dich nicht dem Fleisch nach. Ich liebe dich dem Geist nach, du heiliges Kind, das David mir gibt! Sieh in mir einen Vater und einen Bruder, nicht nur den Bräutigam und vertraue mir  wie einem Vater, wie einem Bruder.«

»Seit meiner Kindheit habe ich mich dem Herrn geweiht. Ich weiß, daß man so etwas in Israel nicht tut. Aber ich hörte eine Stimme, die meine Jungfräulichkeit als Opfer forderte, aus Liebe zum kommenden Messias. Schon so lange wird er erwartet in Israel. Es ist nicht zuviel, um seinetwillen auf die Mutterschaft zu verzichten!«

Josef schaut sie fest an, als wolle er in ihrem Herzen lesen; dann nimmt er ihre beiden kleinen Hände, die noch den aufgeblühten Zweig halten, und spricht: »Und ich vereinige mein Opfer mit dem deinen, und wir werden mit unserer Keuscheit den Ewigen so sehr lieben, daß er der Erde den Erlöser schneller schickt und uns erlaubt, sein Licht in der Welt leuchten zu sehen.

Komm, Maria, gehen wir in sein Haus und geloben wir ihm, uns zu lieben wie die Engel sich lieben. Dann werde ich nach Nazaret gehen und in deinem Haus alles für dich vorbereiten, wenn du gerne dorthin zurückkehren willst;  sonst anderswo, nach deinem Wunsch.«

»In mein Haus. Es war dort eine Grotte im Hintergrund, ist sie noch dort?«

»Ja, doch sie ist nicht mehr dein Eigentum, aber ich mache dir eine, wo du dich erfrischen und dich in den heißen Stunden zurückziehen kannst. Ich will sie soweit möglich der anderen ähnlich gestalten. Und nun sage mir: Wen willst du bei dir haben?«

»Niemand, ich habe keine Furcht. Die Mutter des Alphäus, die mich immer be-sucht, wird mir tagsüber ein wenig Gesellschaft leisten und in der Nacht möch-te ich lieber allein sein. Es kann mir nichts Schlimmes zustoßen.«

»Und dann bin ich ja da. Wann soll ich kommen, um dich zu holen?«

»Wann du willst, Josef.«

»Dann werde ich kommen, sobald das Haus in Ordnung ist. Ich werde nichts anrühren. Ich will, daß du es vorfindest, wie deine Mutter es verlassen hat. Aber ich will, daß es viel Sonne hat und ganz sauber ist, um dich ohne Trau-rigkeit aufzunehmen. Komm, Maria, gehen wir, um dem Allerhöchsten zu sa-gen, daß wir ihn lobpreisen!«

  • Weiter sehe ich nichts mehr.
  • Aber im Herzen bleibt mir das Gefühl der Sicherheit, das Maria empfindet.

 

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Gott wird dir den Bräutigam geben und er wird heilig sein, denn du vertraust auf Gott. Du sollst ihm dein

Gelübde bekennen

 

 

Beitrag 1.1

 

  • Nun richtet Maria sich auf, erhebt ihr Antlitz und schreitet langsam vorwärts ...

 

 

  • Welch eine Höllennacht! Es schien wirklich, als wären die Teufel auf die Erde gekommen. Kanonendonner, Lärm, Blitze, Gefahr, Furcht, Schmerz und das Leid, nicht in meinem eigenen Bett zu sein (infolge kriegerischer Ereignisse); und mittendrin, wie eine ganz weiße und liebliche Blume im Rauch und Durcheinander, Maria.
  • Maria, ein wenig erwachsener als in der gestrigen Vision, aber immer noch sehr jung, mit blonden Zöpfen auf den Schultern, in ihrem weißen Kleid, mit ihrem sanften, gesammelten Lächeln: einem inneren Lächeln, hingerichtet auf das glorreiche Geheimnis, das sie im Herzen birgt.
  • Ich verbringe die Nacht, indem ich Vergleiche zwischen ihrem sanften An-blick und der Grausamkeit der Welt anstelle, und ihre Worte von gestern morgen überdenke, ein Lied lebendiger Liebe, das ich mit dem Haß, der sich zerfleischt, vergleiche.
  • Heute morgen, zurückgekehrt in das Schweigen meines Zimmers, erlebe ich die folgende Szene:

Maria ist immer noch im Tempel. Jetzt kommt sie mit anderen Jungfrauen her-aus aus dem wahren und eigentlichen Tempel Gottes, aus den Räumen in der Nähe des Heiligtums.

  • Es muß dort irgendeine Zeremonie stattgefunden haben, denn der  Weih-rauch breitet sich in der Luft aus, die rötlich gefärbt ist vom schönen Son-nenuntergang, ich möchte sagen, eines vorgerückten Herbstes; denn der Himmel hängt an diesem heiteren Oktobertag ziemlich müde über den Gärten Jerusalems, in denen das Ockergelb der herabfallenden Blätter blondrote Flecken zwischen das Silbergrün der Olivenbäume legt.

Die Schar, vielmehr der weiße Schwarm der Mädchen durchquert den hinteren Säulengang, ersteigt die Stufen, durchrauscht einen Säulengang und betritt ei-nen anderen, weniger prunkvollen, quadratischen Hof, der keine andere Öff-nung hat als diesen Eingang.

  • Es muß die Pforte zu den kleinen Behausungen jener Jungfrauen sein, die dem Tempeldienst geweiht sind; denn jedes Mädchen eilt auf seine Zelle zu wie ein Täubchen zu seinem Nest und es sieht genau so aus, wie wenn ein Schwarm von Tauben sich auflöst.

Viele, beinahe alle reden leise, aber fröhlich miteinander, bevor sie sich tren-nen. Maria schweigt. Bevor sie sich aber von den anderen trennt, grüßt sie mit freundlicher Stimme, und begibt sich dann zu ihrem Kämmerlein, in einen Win-kel zur Rechten. 

Eine Lehrerin nähert sich ihr, nicht so alt wie Hanna des Penuël, aber doch schon in einem fortgeschrittenen Alter:»Maria, der Hohepriester erwartet dich.«

Maria schaut sie etwas erstaunt an, stellt aber keine Frage. Sie antwortet nur:

»Ich werde mich schnell zu ihm begeben.«

  • Ich weiß nicht, ob der weite Saal, in den sie eintritt, zum Haus des Hohen-priesters gehört oder ob er noch ein Teil der Frauenwohnungen im Tempel ist.
  • Ich weiß nur, daß er weit, hell und gut eingerichtet ist und daß sich in ihm außer dem prächtig gekleideten Hohenpriester auch Zacharias und Hanna des Penuël befinden.

Maria macht an der Schwelle eine tiefe Verneigung und bleibt stehen, bis der Hohepriester zu ihr sagt: »Tritt näher, Maria, fürchte dich nicht!«

Nun richtet Maria sich auf, erhebt ihr Antlitz und schreitet langsam vorwärts, nicht widerwillig, sondern mit einem ungewöhnlichen Ausdruck von Feierlich-keit, der sie fraulicher erscheinen läßt. Hanna lächelt ihr zu, um sie zu ermuti-gen, und Zacharias grüßt sie mit einem: »Der Friede sei mit dir, meine Base.«

 

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Beitrag 1.2

 

  • Die bisher zurückgehaltenen Tränen quellen nun hervor und fließen auf den zitternden Mund ...

 

 

 

Der Hohepriester beobachtet sie aufmerksam und sagt, zu Zacharias hinge-wendet: »In ihr erkennt man den Stamm Davids und Aarons.«

 

Dann fährt er fort: 

»Tochter, ich kenne deine Anmut und Güte. Ich weiß, daß du täglich in den Au-gen Gottes und der Menschen an Wissen und Gnade zunimmst. Ich weiß, daß die Stimme Gottes deinem Herzen die lieblichsten Worte zuraunt. Ich weiß, daß du die Blume des Tempels Gottes bist und daß ein dritter Kerub vor dem Tabernakel steht, seit du hier bist. Ich möchte gerne, daß dein Duft auch wei-terhin mit dem Weihrauch aller Tage vor Gott aufsteige. 

Aber das Gesetz spricht andere Worte. Du bist nun kein Kind mehr, sondern eine Frau. Und jede Frau in Israel muß Gattin werden, um dem Herrn Knaben darzubringen. Du mußt dem Gesetz folgen. Fürchte dich nicht, erröte nicht! Ich kenne deine königliche Abstammung. 

Aber das Gesetz schützt dich mit der Verordnung, daß jedem Mann eine Frau aus seinem Stamm gegeben werde [Num 36,6–10]. Aber selbst, wenn es das nicht gäbe, ich würde dafür sorgen, daß dein edles Blut nicht verdorben wird. Kennst du niemanden aus deinem Stamm, der dir Bräutigam sein könnte?«

 

Maria erhebt ein von Schamhaftigkeit gerötetes Gesicht, während in den Win-keln der Augenwimpern erste Tränen aufschimmern, und mit zitternder Stimme antwortet sie: »Niemanden.«

 

»Sie kann niemanden kennen, denn sie trat in ihrer Kindheit hier ein, und der Stamm Davids ist zu sehr heimgesucht worden und zerstreut, als daß es mög-lich wäre, daß sich die verschiedenen Zweige zusammenfinden, um die Krone der königlichen Palme zu bilden«, sagt Zacharias.

 

»Dann überlassen wir Gott die Wahl!«

 

Die bisher zurückgehaltenen Tränen quellen nun hervor und fließen auf den zitternden Mund und Maria wirft einen flehentlichen Blick auf ihre Meisterin.

 

»Maria hat sich dem Herrn geweiht zu seiner Ehre und zur Rettung Israels. Sie war noch ein Kind, das kaum zu buchstabieren gelernt hatte, und schon hatte sie sich an das Gelübde gebunden.« sagt Hanna, um ihr zu helfen.

»Ist das der Grund deines Weinens? Nicht der Trotz gegen das Gesetz?«

»Deswegen, wegen nichts anderem. Ich gehorche dir, Hoherpriester Gottes.«

»Das bekräftigt, was mir immer von dir gesagt wurde. Seit wie langer Zeit bist du Gott als Jungfrau geweiht?«

»Seit jeher, glaube ich. Ich war noch nicht im Tempel, und schon hatte ich mich dem Herrn geschenkt.«

»Aber bist du nicht die Kleine, die mich vor zwölf Frühlingen gebeten hat, ein-treten zu dürfen?«

»Ich bin es.«

»Aber wie kannst du sagen, daß du schon damals Gott gehörtest?«

 

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Beitrag 1.3

 

  • Kein anderer Herr wird meinen Leib besitzen, außer Dir, o Herr ...

 

 

 

»Soweit ich zurückschaue, sehe ich mich als Jungfrau. Ich erinnere mich nicht an die Stunde, da ich geboren wurde; auch nicht daran, wie ich langsam be-gann, meine Mutter zu lieben und zu meinem Vater zu sagen: „O Vater, ich bin deine Tochter.“ Aber ich erinnere mich, obwohl ich nicht sagen kann, wann es geschah, daß ich Gott mein Herz geschenkt habe. Vielleicht war es beim ers-ten Kuß, den ich zu geben vermochte, beim ersten Wort, das ich sprechen, beim ersten Schritt, den ich machen konnte. Ja, ich glaube, daß die erste Er-innerung an diese Liebe mit meinen ersten, sicheren Schritten verbunden ist.
Mein Haus, mein Haus hatte einen Garten voller Blumen, hatte einen Obstgar-ten und Felder und eine Quelle im Hintergrund war dort, am Fuß des Hügels, und sprudelte hervor aus einem ausgehöhlten Felsen, der eine Grotte bildete. Der Hügel war mit langen und feinen Gräsern bedeckt, die wie ein grüner Was-serfall von allen Seiten herabregneten, und es schien, als ob die leichten Blätt-chen und Zweige, die einer Verzierung glichen, weinten, wenn ihre Wasser-tröpfchen beim Niederfallen wie kleine Glöcklein anklangen. Auch die Quelle sang und es gab dort auch Vöglein auf den Ölbäumen, die auf dem Bergvor-sprung oberhalb der Quelle wuchsen, und die weißen Tauben kamen, sich zu waschen in dem klaren Spiegel dieser Quelle. 


Ich erinnere mich nicht mehr an alles, denn ich hatte mein Herz ganz in Gott versenkt, und außer Vater und Mutter, die ich liebte während ihres Lebens und nach ihrem Tod, war alles auf dieser Erde fern von meinem Herzen. Du läßt  mich nun daran denken, Hoherpriester. Ich muß suchen, wann ich mich Gott weihte und die Dinge der ersten Jahre tauchen in mir wieder auf.

Ich liebte diese Grotte, denn viel lieblicher noch als der Gesang des Wassers und der Vögel erklang dort eine Stimme, die zu mir sagte:

  • „Komm, meine Geliebte!“

Ich liebte diese Gräser mit ihren klingenden Diamanttröpfchen, denn ich sah in ihnen das Zeichen meines Herrn, und ich verlor mich in den Worten:

  • „Siehst du, wie groß dein Gott ist, meine Seele? Er, der die Zedern des Li-banon gemacht hat für die großen Adler. Er hat diese Blättchen, die sich  neigen unter der Last einer Fliege, zu deiner Augenweide und zum Schutz für deinen kleinen Fuß gemacht.“

Ich liebte das Schweigen der reinen Dinge: den leichten Wind, das silberne Wasser, die Einfalt der Tauben. Ich liebte diesen Frieden, der auf der kleinen Grotte ruhte, der von den Apfel- und Olivenbäumen herabzuregnen schien, die bald in Blüten waren, bald alle köstliche Früchte trugen und ich weiß nicht, es schien mir, daß die Stimme zu mir, eigens zu mir, sagte:

  • „Komm, du meine niedliche Olive; komm, du mein süßer Apfel; du ver-schlossener Quell; komm, du meine Traube!“

Süß ist die Liebe des Vaters und der Mutter, süß die Stimme, die mich rief.

Aber diese! Diese! Oh! Ich glaube, daß im irdischen Paradies jener, der dann schuldig wurde, dieselbe gehört hat, und ich weiß nicht, wie er das Zischen einer Schlange dieser Stimme der Liebe vorziehen, wie er ein anderes Wissen begehren konnte, das nicht von Gott war. Mit den Lippen, die noch der Milch der Mutter bedurften, aber schon mit einem Herzen trunken von himmlischem Honig habe ich damals gesagt:

 

  • „Sieh, ich komme! Dein bin ich! Kein anderer Herr wird meinen Leib besitzen, außer dir, o Herr; wie auch mein Geist keine andere Liebe kennt.“

 

Als ich diese Worte sagte, schien es mir, als hätte ich sie schon gesagt, als  vollendete ich nur einen Ritus, der bereits vollzogen war, als wäre mir der vor-ausbestimmte Bräutigam nicht fremd; denn ich kannte schon seine Glut, meine Augen hatten sich in seinem Licht gebildet und meine Fähigkeit zu lieben hatte sich erfüllt in seinen Armen. Wann? Ich weiß es nicht. Jenseits des Lebens, möchte ich sagen; denn ich fühle, daß ich ihn immer besessen habe und daß er mich immer besessen hat und daß ich bin, weil er mich gewollt hat zur Freu-de seines und meines Geistes.


Ich gehorche, Priester. Sage du mir, wie ich handeln soll. Ich habe weder Vater noch Mutter. Sei du mein Führer!«

»Gott wird dir den Bräutigam geben und er wird heilig sein, da du dich Gott an-vertraust. Du sollst ihm dein Gelübde mitteilen.«

»Wird er es annehmen?«

»Ich hoffe es. Bete, Tochter, daß er dein Herz verstehe! Geh und bete! Gott möge dich immer begleiten!«

  • Maria zieht sich mit Hanna zurück, während Zacharias bei dem Oberpries-ter bleibt. So endet die Vision.

 

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