Auswahl der Bücher

 

 

 

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Nr.

 

Überschrift / Lehrbücher ... Kapitel
1 Psalmen 1 - 150
2 Job (Hiob) 1 -  42
3 Sprüche 1 -  31
4 Prediger 1 -  12
5 Hoheslied 1 -   8
6 Buch der Weisheit 1 -  19
7 Jesus Sirach 1 -  51

 

 

 

Psalmen

 

 

Psalmen Kapitel 1

 

Ps 1:1 Selig der Mann, der nicht im Rat der Gottlosen wandelt, sich nicht auf den Pfad der Sünder stellt noch im Kreise der Lästerer sitzt,

Ps 1:2 vielmehr am Gesetz des Herrn seine Freude hat, ja, sein Gesetz betrachtet bei Tag und bei Nacht!

Ps 1:3 Er gleicht dem Baum, gepflanzt an strömendem Wasser, der seine Früchte trägt zur rechten Zeit und dessen Laub nicht welkt. Was immer er beginnt, vollführt er glücklich

Ps 1:4 Nicht so die Frevler! Wie Spreu sind sie, die der Wind verweht.

Ps 1:5 Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

Ps 1:6 Denn der Herr weiß um den Weg der Gerechten; doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben.

 

Psalmen Kapitel 2

 

Ps 2:1 Was toben die Heiden und sinnen die Völker nichtige Pläne?

Ps 2:2 Die Könige der Erde treten zusammen, Machthaber verschwören sich gemeinsam wider den Herrn und seinen Gesalbten:

Ps 2:3 "Laßt uns ihre Ketten sprengen und ihre Fesseln von uns werfen!"

Ps 2:4 Der im Himmel thront, lacht; der Herr spottet ihrer.

Ps 2:5 Einst aber spricht er zu ihnen im Zorn und setzt sie in Schrecken durch seinen Grimm:

Ps 2:6 "Ich selbst habe meinen König bestellt auf meinem heiligen Berge Sion!"

Ps 2:7 So will ich den Beschluß des Herrn verkünden: Der Herr sprach zu mir: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.

Ps 2:8 Erbitte von mir, und ich gebe dir Völker zum Erbe, zu deinem Besitz die Grenzen der Erde.

Ps 2:9 Mit eisernem Stabe magst du sie leiten, sie zerschlagen wie Töpfergeschirr."

Ps 2:10 Nun denn, ihr Könige, seid doch klug, laßt euch warnen, ihr Richter der Erde!

Ps 2:11 Dienet dem Herrn in Furcht und küsset seine Füße mit Zittern!

Ps 2:12 Sonst zürnt er, und ihr kommt um auf dem Weg; denn nur wenig, so entbrennt sein Zorn. Glücklich dann alle, die ihm vertrauen!

 

Psalmen Kapitel 3

 

Ps 3:1 [Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh.]

Ps 3:2 Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger! Gar viele erheben sich wider mich.

Ps 3:3 Viele sind es, die von mir sagen: "Für den gibt es keine Hilfe bei Gott!"

Ps 3:4 Doch du, o Herr, bist Schild um mich her, bist mein Ruhm und erhebst mein Haupt.

Ps 3:5 Rufe ich laut zum Herrn, so erhört er mich von seinem heiligen Berge her. [Zwischenspiel]

Ps 3:6 Ich legte mich nieder und schlummerte ein; ich erwachte wieder, weil der Herr mich hält.

Ps 3:7 Ich fürchte mich nicht vor zahllosem Kriegsvolk, das ringsum sich lagert wider mich.

Ps 3:8 Erhebe dich, Herr, hilf mir, mein Gott! Denn stets hast du all meinen Feinden die Wange zerschlagen, zerbrochen die Zähne der Frevler.

Ps 3:9 Vom Herrn kommt die Hilfe! Auf deinem Volke ruhe dein Segen! [Zwischenspiel]

 

Psalmen Kapitel 4

 

Ps 4:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Psalm Davids.]

Ps 4:2 Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott, der mir zum Recht verhilft! In der Enge verschaffe mir Weite! Sei mir gnädig und vernimm mein Gebet!

Ps 4:3 Ihr Mächtigen, wie lange bleibt meine Ehre geschmäht, liebt ihr Nichtiges und trachtet nach Lüge? [Zwischenspiel]

Ps 4:4 Erkennt doch: Der Herr erweist sich wunderbar an seinem Frommen; es hört der Herr, sooft ich zu ihm rufe.

Ps 4:5 Zittert und sündigt nicht! Denkt ruhig nach auf eurem Lager und schweigt! [Zwischenspiel]

Ps 4:6 Bringt rechte Opfer dar und vertraut auf den Herrn!

Ps 4:7 Viele sprechen: "Wer läßt uns noch Gutes schauen? Erhebe über uns das Licht deines Angesichts, o Herr!"

Ps 4:8 Du hast mir größere Freude ins Herz gegeben als zur Zeit, da man Korn und Most in Fülle erntet.

Ps 4:9 In Frieden lege ich mich nieder und schlafe sogleich; denn du, Herr, allein läßt mich sorglos wohnen.

 

Psalmen Kapitel 5

 

Ps 5:1 [Dem Chorleiter. Zum Flötenspiel. Psalm Davids.]

Ps 5:2 Vernimm, Herr, meine Worte, achte auf mein Seufzen!

Ps 5:3 Merke auf mein lautes Rufen, mein König und mein Gott! Denn zu dir flehe ich.

Ps 5:4 Herr, am Morgen hörst du meine Stimme, am Morgen richte ich das Opfer für dich her und halte Ausschau.

Ps 5:5 Denn du bist kein Gott, dem Unrecht wohlgefällt; kein Böser darf bei dir verweilen.

Ps 5:6 Freche Prahler dürfen dir nicht vor die Augen treten, du hassest alle Übeltäter.

Ps 5:7 Du vernichtest die Lügner. Wer sich mit Blut und Trug befleckt, den verabscheut der Herr.

Ps 5:8 Ich aber darf dank deiner großen Huld dein Haus betreten, darf mich vor dir in Ehrfurcht niederwerfen bei deinem heiligen Tempel.

Ps 5:9 Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen, ebne vor mir deinen Pfad!

Ps 5:10 Denn in ihrem Munde gibt es keine Zuverlässigkeit; Verderbtheit ist ihr Inneres; ein offenes Grab ihr Rachen; glatte Reden führen sie mit ihrer Zunge.

Ps 5:11 Laß sie es büßen, Herr! Über ihre eigenen Ränke sollen sie stürzen! Verstoße sie ob ihrer zahllosen Frevel; denn dir boten sie Trotz!

Ps 5:12 Doch Freude möge bei allen herrschen, die auf dich vertrauen; sie sollen immerdar jubeln! Beschütze sie, damit, wer deinen Namen liebt, in dir frohlocke!

Ps 5:13 Denn du segnest den Gerechten, Herr; wie mit einem Schild umgibst du ihn mit Huld.

 

Psalmen Kapitel 6

 

Ps 6:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel auf der Achten. Psalm Davids.]

Ps 6:2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, züchtige mich nicht in deinem Grimm!

Ps 6:3 Sei mir gnädig, Herr, denn ich bin schwach, heile mich, Herr, denn meine Glieder sind erschüttert!

Ps 6:4 Meine Seele ist tief erschüttert, du aber, o Herr, - wie lange noch?

Ps 6:5 Wende dich, Herr, rette mein Leben, hilf mir um deiner Güte willen!

Ps 6:6 Denn im Totenreich gedenkt man deiner nicht, und wer wird in der Unterwelt dich preisen?

Ps 6:7 Ich bin erschöpft von meinem Stöhnen, jede Nacht befeuchte ich mein Lager, benetze ich mein Bett mit Tränen.

Ps 6:8 Getrübt von Kummer ist mein Auge; es ist gealtert wegen aller meiner Gegner.

Ps 6:9 Weichet von mir, all ihr Übeltäter, da der Herr auf mein lautes Weinen hörte!

Ps 6:10 Der Herr hat mein Flehen erhört, der Herr nahm mein Beten entgegen.

Ps 6:11 In Schande und in tiefen Schrecken müssen alle meine Feinde stürzen; sie müssen unverweilt beschämt sich rückwärts wenden!

 

Psalmen Kapitel 7

 

Ps 7:1 [Klagelied Davids, das er dem Herrn gesungen hat wegen des Benjaminiten Kusch.]

Ps 7:2 Herr, mein Gott, auf dich vertraue ich; hilf mir vor all meinen Verfolgern und rette mich!

Ps 7:3 Sonst zerreißt man mich wie ein Löwe, der anpackt, und niemand kann retten.

Ps 7:4 Herr, mein Gott, wenn ich dies getan: Wenn Unrecht klebt an meinen Händen,

Ps 7:5 wenn ich meinem Freunde Böses tat und den beraubte, der mich ohne Grund bedrückt,

Ps 7:6 dann soll der Feind mich verfolgen und ergreifen! Er trete mein Leben zu Boden und werfe meine Ehre in den Staub! [Zwischenspiel]

Ps 7:7 Steh auf, Herr, in deinem Zorn! Erhebe dich gegen die Wut meiner Feinde! Wach auf zu meiner Hilfe! Entbiete das Gericht!

Ps 7:8 Die Schar der Völker stehe im Kreis, du selber throne über ihnen in der Höhe!

Ps 7:9 Herr, richte die Völker! Schaffe mir Recht, Herr, nach meiner Gerechtigkeit und nach meiner persönlichen Unschuld!

Ps 7:10 Ein Ende finde die Bosheit der Frevler, doch dem Gerechten gib festen Halt! Der die Herzen und Nieren prüft, ist ein gerechter Gott.

Ps 7:11 Mein Schild über mir ist Gott, der allen hilft, die redlichen Herzens sind.

Ps 7:12 Der Herr ist ein gerechter Richter, ein Gott, der täglich zürnend straft.

Ps 7:13 Er schärft sein Schwert; wenn einer sich nicht bekehrt, spannt er seinen Bogen und zielt mit ihm.

Ps 7:14 Er richtet auf ihn die Todeswaffen; seine Feuerpfeile entzündet er.

Ps 7:15 Siehe, jener empfing Schlechtigkeit, trug Unheil im Schoß und gebar Lüge.

Ps 7:16 Eine Grube hat er gegraben und ausgehöhlt, doch stürzte er ins Loch, das er gemacht.

Ps 7:17 Sein Unheil kehrt auf sein Haupt zurück, seine Untat fällt nieder auf seinen Scheitel.

Ps 7:18 Danken will ich dem Herrn, weil er gerecht ist, will lobsingen dem Namen des Herrn, des Allerhöchsten!

 

Psalmen Kapitel 8

 

Ps 8:1 [Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Psalm Davids.]

Ps 8:2 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde! Besungen wird deine Pracht am Himmel vom Mund der Kinder und Säuglinge.

Ps 8:3 Du hast eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um rachsüchtige Feinde zum Schweigen zu bringen.

Ps 8:4 Wenn ich deinen Himmel schaue, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du befestigt hast:

Ps 8:5 Was ist dann der Mensch, daß du seiner gedenkst, das Menschenkind, daß du seiner dich annimmst?

Ps 8:6 Nur wenig geringer als einen Gott hast du ihn gemacht, mit Glanz und Herrlichkeit ihn gekrönt.

Ps 8:7 Du gabst ihm Herrschaft über die Werke deiner Hände, alles legtest du ihm zu Füßen:

Ps 8:8 Schafe und Rinder insgesamt sowie die Tiere des Feldes,

Ps 8:9 die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres, was alles die Meerespfade durchquert.

Ps 8:10 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

 

Psalmen Kapitel 9

 

Ps 9:1 [Dem Chorleiter. Nach "Stirb für den Sohn". Psalm Davids.]

Ps 9:2 Ich danke dir, Herr, von ganzem Herzen, will alle deine Wunder verkünden.

Ps 9:3 In Freuden will ich über dich frohlocken, will deinem Namen lobsingen, du Allerhöchster.

Ps 9:4 Denn meine Feinde wichen zurück, stürzten und gingen zugrunde vor deinem Antlitz.

Ps 9:5 Du hast ja mein Recht und meine Sache geführt, saßest auf dem Thron als gerechter Richter.

Ps 9:6 Völker hast du bedroht, die Frevler vernichtet, ihren Namen getilgt für immer und ewig.

Ps 9:7 Die Feinde sind dahin, vernichtet für alle Zeit; Städte hast du zerstört, daß ihr Andenken schwand.

Ps 9:8 Siehe, auf ewig thront der Herr, hat seinen Thron zum Gericht aufgestellt.

Ps 9:9 Er richtet die Welt in Gerechtigkeit, spricht nach Gebühr den Völkern ihr Urteil.

Ps 9:10 So ist der Herr eine Burg für den Schwachen, eine Burg in Zeiten der Not.

Ps 9:11 Wer deinen Namen kennt, vertraut auf dich; denn niemals gibst du jene preis, die dich suchen, o Herr.

Ps 9:12 Lobsingt dem Herrn, der in Sion wohnt, kündet unter den Völkern seine Taten!

Ps 9:13 Denn er, der Blutschuld rächt, gedenkt ihrer, vergißt nicht den Notschrei der Armen.

Ps 9:14 Der Herr war mir gnädig, sah mein Leid, das meine Gegner mir angetan; er zog mich empor von den Pforten des Todes.

Ps 9:15 So muß ich nun all deinen Ruhm verkünden, in den Toren der Tochter Sion jubeln ob deiner Hilfe.

Ps 9:16 Völker versanken in die Grube, die sie gemacht; im Netz, das sie legten, verfing sich ihr Fuß.

Ps 9:17 Der Herr tat sich kund, er hielt Gericht; im Werk seiner eigenen Hände verstrickte sich der Frevler. [Zither-Zwischenspiel]

Ps 9:18 Ins Totenreich müssen die Frevler fahren, alle Völker, die Gott vergessen.

Ps 9:19 Denn nicht wird für immer der Arme vergessen, entschwindet auf ewig der Elenden Hoffnung.

Ps 9:20 Erhebe dich, Herr, daß der Mensch nicht trotze! Laß die Völker vor dir zum Gericht antreten!

Ps 9:21 Erfülle sie, Herr, mit Furcht! Die Völker sollen erkennen, daß sie nur Menschen sind! [Zwischenspiel]

 

Psalmen Kapitel 10

 

Ps 10:1 Warum, Herr, stehst du so ferne, verbirgst dich in Zeiten der Not?

Ps 10:2 Im Übermut verfolgt der Frevler den Armen, fängt ihn mit den Ränken, die er ersann.

Ps 10:3 Denn der Frevler rühmt sich seiner wilden Gier, und der Ungerechte brüstet sich.

Ps 10:4 Den Herrn verachtet der Frevler hochmütigen Sinnes. "Er rächt es nicht, es gibt keinen Gott", das sind so ganz seine Hintergedanken.

Ps 10:5 Sein schlimmer Wandel dauert immerfort. Fern von ihm sind deine Gerichte, alle seine Gegner verspottet er.

Ps 10:6 Er denkt in seinem Herzen: "Nie werde ich wanken; von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück!"

Ps 10:7 Sein Mund ist voll von Fluch, von Trug und Bedrückung, unter seiner Zunge sind Unheil und Unrecht.

Ps 10:8 Er liegt im Hinterhalt der Gehöfte; im Versteck will er den Schuldlosen morden; seine Augen bergen Verruchtheit.

Ps 10:9 Er lauert versteckt wie ein Löwe im Dickicht; er lauert darauf, den Armen zu fangen; er fängt den Armen, zieht ihn ins Netz.

Ps 10:10 Dieser wird niedergeschlagen, sinkt zu Boden und fällt durch die Gewalt der Ruchlosen.

Ps 10:11 Doch jener denkt in seinem Herzen: "Gott ist vergeßlich! Er hat sein Antlitz verhüllt, sieht es nie und nimmer!"

Ps 10:12 Steh auf, Herr und Gott, erhebe deine Hand, vergiß die Elenden nicht!

Ps 10:13 Warum darf der Frevler Gott verachten, im Herzen denken, du rächest es nicht?

Ps 10:14 Du siehst doch Unheil und Leid, blickst hin und nimmst es in deine Hand. Dir sei die Verruchtheit ausgeliefert, doch dem Verwaisten bist du ein Helfer.

Ps 10:15 Zerbrich den Arm des schlimmen Frevlers! Suchst du seine Freveltat, sollst du von ihr nichts mehr finden!

Ps 10:16 Der Herr ist König für immer und ewig. Die Völker verschwinden aus seinem Land!

Ps 10:17 Das Verlangen der Elenden hörst du, Herr; du festigst ihr Herz, machst dein Ohr geneigt.

Ps 10:18 So schaffst du Recht dem Verwaisten und Bedrückten, daß nie mehr Schrecken verbreite ein irdischer Mensch.

 

Psalmen Kapitel 11

 

Ps 11:1 [Dem Chorleiter. Von David.] Beim Herrn finde ich Zuflucht! Wie könnt ihr zu mir sagen: "Flieh ins Gebirge wie ein Vogel!

Ps 11:2 Denn siehe, die Frevler spannen den Bogen, haben ihren Pfeil auf die Sehne gelegt, um im Dunkel zu zielen auf redliche Herzen.

Ps 11:3 Werden Grundmauern eingerissen, was vermag dann der Gerechte?" -

Ps 11:4 Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, der Herr, dessen Thron im Himmel steht! Seine Augen halten Ausschau, seine Blicke prüfen die Menschen.

Ps 11:5 Der Herr prüft den Gerechten und Frevler; wer Gewalttat verübt, den haßt er zuinnerst.

Ps 11:6 Auf Frevler läßt er glühende Kohlen und Schwefel regnen; Glutwind ist ihr zugemessener Anteil.

Ps 11:7 Denn gerecht ist der Herr, und Gerechtigkeit liebt er; Rechtschaffene dürfen sein Antlitz schauen.

 

Psalmen Kapitel 12

 

Ps 12:1 [Dem Chorleiter. Auf der Achten. Psalm Davids.]

Ps 12:2 Hilf, Herr, denn der Fromme stirbt aus, es verschwinden die Treuen unter den Menschen.

Ps 12:3 Falsches reden sie, einer mit dem andern; mit glatten Lippen und zwiespältigem Herzen sprechen sie.

Ps 12:4 Der Herr vertilge alle glatten Lippen, die Zunge, die hochfahrend redet!

Ps 12:5 Sie prahlen: "Unsere Zunge ist unsere Macht! Unsere Lippen helfen uns! Wer ist uns überlegen?"

Ps 12:6 "Weil Schwache unterdrückt sind, Arme stöhnen, darum will ich mich nunmehr erheben", spricht der Herr. "Ich bringe dem Hilfe, der danach seufzt."

Ps 12:7 Die Reden des Herrn sind geläuterte Reden, Silber, im Tiegel zu Boden geschmolzen, siebenfach gereinigt.

Ps 12:8 Du, Herr, wirst dich an sie halten, wirst uns behüten vor diesem Geschlecht für immer.

Ps 12:9 Dann mögen ringsum Gottlose wandeln, da Schlechtigkeit hochkommt unter den Menschen.

 

Psalmen Kapitel 13

 

Ps 13:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]

Ps 13:2 Wie lange noch, Herr, willst du mich dauernd vergessen? Wie lange noch dein Antlitz vor mir verbergen?

Ps 13:3 Wie lange noch muß ich Sorgen in meiner Seele hegen, Kummer im Herzen den ganzen Tag? Wie lange noch darf mein Feind über mich sich erheben?

Ps 13:4 Blicke doch her, erhöre mich, Herr, du mein Gott! Erhelle meine Augen, damit ich nicht zum Tode entschlafe!

Ps 13:5 Sonst prahlt mein Feind: "Ich habe ihn bezwungen!", meine Gegner jubeln, sobald ich wanke.

Ps 13:6 Ich aber vertraue auf deine Huld; es juble mein Herz ob deiner Hilfe! Singen will ich dem Herrn, daß er mir Gutes erwies.

 

Psalmen Kapitel 14

 

Ps 14:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.] Der Tor denkt in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott. Sie sind verkommen, treiben Verruchtes, keiner ist, der Gutes tut.

Ps 14:2 Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, der nach Gott fragt.

Ps 14:3 Doch sie sind alle abgewichen, restlos verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger.

Ps 14:4 Kommen denn nie zur Einsicht die Übeltäter alle, die mein Volk verschlingen, wie man Brot ißt, nicht aber den Herrn anrufen?

Ps 14:5 Dabei müssen sie gewaltig erschrecken;

Ps 14:6 denn Gott zerstreut die Glieder der Ruchlosen; sie werden beschämt, da der Herr sie verwirft.

Ps 14:7 O daß doch vom Sion Heil für Israel käme! Wenn der Herr das Geschick seines Volkes wendet, möge Jakob jubeln, Israel sich freuen!

 

Psalmen Kapitel 15

 

Ps 15:1 [Psalm Davids.] Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg?

Ps 15:2 Wer makellos wandelt und Rechtes tut und Wahrheit in seinem Herzen pflegt.

Ps 15:3 Er redet keine Verleumdung mit seiner Zunge, er fügt seinem Nächsten kein Unrecht zu und häuft keine Schmach auf den Nachbarn.

Ps 15:4 In seinen Augen gilt der Verworfene als verächtlich; die Gottesfürchtigen aber weiß er zu ehren. Wenn er zu seinem Schaden schwur, ändert er doch nichts ab.

Ps 15:5 Sein Geld leiht er nicht auf Zinsen aus, nimmt gegen Schuldlose keine Bestechung an. Wer sich so verhält, wird nimmermehr wanken.

 

Psalmen Kapitel 16

 

Ps 16:1 [Geschriebenes Lied von David.] Behüte mich, Gott, denn ich flüchte zu dir!

Ps 16:2 Ich spreche zum Herrn: "Du bist mein Herr, mein Glück ruht in dir!"

Ps 16:3 Den Göttern im Lande, an denen man alles Wohlgefallen hat,

Ps 16:4 von denen man viele Abbilder macht, um ihnen nachzulaufen, - ich bringe ihnen kein Blutopfer dar und nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen.

Ps 16:5 Der Herr ist mein Land- und Becheranteil. "Du bist es, der mein Los erfaßt."

Ps 16:6 Die Meßschnur fiel mir auf köstlichen Grund; ja, mein Erbteil gefällt mir gar sehr.

Ps 16:7 Ich preise den Herrn, der den Rat mir gab, sogar in den Nächten mahnt mich mein Inneres.

Ps 16:8 Beständig habe ich den Herrn vor Augen. Ist er zu meiner Rechten, so wanke ich nicht.

Ps 16:9 Darum freut sich mein Herz und jubelt mein Gemüt; auch mein Leib kann sorglos ruhen.

Ps 16:10 Denn du gibst mein Leben nicht der Unterwelt preis und läßt deinen Frommen die Grube nicht schauen.

Ps 16:11 Du machst mir den Weg des Lebens kund, Fülle der Freuden bietet dein Antlitz, Wonne ist in deiner Rechten für immer.

 

Psalmen Kapitel 17

 

Ps 17:1 [Ein Gebet von David.] Höre, Herr, die gerechte Sache, merke auf mein Flehen! Vernimm mein Gebet von Lippen ohne Trug!

Ps 17:2 Von dir ergehe das Urteil über mich; deine Augen sehen, was recht ist.

Ps 17:3 Prüfst du mein Herz, forschest du nach in der Nacht, erprobst du mich, so wirst du an mir keine Schandtat finden. Mein Mund wallt nicht über bei dem Treiben der Menschen.

Ps 17:4 Auf das Wort deiner Lippen gebe ich acht. An die Pfade des Gesetzes halten sich meine Schritte;

Ps 17:5 auf deinen Bahnen kommen meine Füße nicht ins Wanken.

Ps 17:6 Ich rufe dich an; denn du erhörst mich, o Gott! Neige mir dein Ohr, höre meine Bitte!

Ps 17:7 Wirke deine Gnadenwunder, du Retter aller, die vor Widersachern bei deiner Rechten Zuflucht suchen!

Ps 17:8 Behüte mich wie deines Auges Stern, birg mich im Schatten deiner Flügel

Ps 17:9 vor Frevlern, die mich mißhandeln, vor meinen Feinden, die mich gierig umringen!

Ps 17:10 Ihr fettes Herz versperren sie, ihr Mund führt prahlerische Reden.

Ps 17:11 Schon umkreisen mich ihre Schritte. Ihr Augenmerk ist darauf gerichtet, mich niederzuwerfen,

Ps 17:12 dem Löwen gleich, der zu rauben begehrt, dem Junglöwen, der im Versteck sich lagert.

Ps 17:13 Erhebe dich, Herr, tritt ihm entgegen, zwing ihn nieder und rette mich vor dem Frevler!

Ps 17:14 Dein Schwert möge sie töten, deine Hand, Herr, möge sie töten! Ohne Lebensdauer sei ihr Anteil am Dasein! Was du (an Plagen) aufbewahrt hast, damit fülle ihren Leib, daß ihre Söhne noch satt werden und den Rest ihren Kindern hinterlassen!

Ps 17:15 Ich aber darf als Gerechter dein Angesicht schauen, darf beim Erwachen satt mich sehen an deiner Gestalt.

 

Psalmen Kapitel 18

 

Ps 18:1 [Dem Chorleiter. Von David, dem Knecht des Herrn, der dem Herrn die Worte dieses Liedes sang, als ihn der Herr aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte.

Ps 18:2 Er sprach:] - Ich liebe dich, Herr, meine Stärke,

Ps 18:3 Herr, meine Felsenburg, mein Retter, mein Gott, mein Fels, auf den ich baue, mein Schild und meines Heiles Stärke, meine Festung!

Ps 18:4 Lobpreisend rufe ich zum Herrn; so werde ich befreit von meinen Feinden.

Ps 18:5 Todesbrandungen kreisten um mich, Unheilsbäche schreckten mich auf;

Ps 18:6 der Unterwelt Schlingen umgarnten mich; des Todes Fallen begegneten mir.

Ps 18:7 In meiner Angst rief ich zum Herrn und schrie zu meinem Gott. Er hörte in seinem Palast meine Stimme, mein Schreien drang an seine Ohren.

Ps 18:8 Die Erde wankte und schwankte, der Berge Grundfesten bebten; sie wankten, weil er erzürnt war.

Ps 18:9 Aus seiner Nase stieg Rauch empor, verzehrendes Feuer entquoll seinem Mund, Kohlenglut sprühte von ihm aus.

Ps 18:10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, Wolkendunkel zu seinen Füßen.

Ps 18:11 Er ritt auf dem Kerub und flog daher und schwebte auf des Sturmes Flügeln.

Ps 18:12 Er machte sich Finsternis ringsum zum Zelt, Wassersieb und dichte Wolken.

Ps 18:13 Aus dem Glanz vor ihm her entströmten Hagel und glühende Kohlen.

Ps 18:14 Am Himmel ließ der Herr den Donner dröhnen, der Höchste ließ seine Stimme erschallen.

Ps 18:15 Er schoß seine Pfeile und zerstreute sie, schleuderte Blitze und brachte sie in Verwirrung.

Ps 18:16 Da wurden die Tiefen des Meeres sichtbar, der Erde Grund ward aufgedeckt - vor deinem Scheltruf, Herr, vor dem schnaubenden Odem deiner Nase.

Ps 18:17 Er streckte aus der Höhe seine Hand und faßte mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.

Ps 18:18 Er entriß mich meinem starken Feind, meinen Gegnern, die an Kraft mich übertrafen.

Ps 18:19 Sie überfielen mich an meinem Unglückstag; doch der Herr ward mir zur Stütze.

Ps 18:20 Er führte mich hinaus ins Weite, entriß mich, da er mir wohlgesinnt war.

Ps 18:21 Der Herr vergalt mir mein gerechtes Tun, belohnte mir meiner Hände Reinheit.

Ps 18:22 Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und frevelte nicht gegen meinen Gott.

Ps 18:23 Ja, all seine Gebote standen vor mir, und seine Satzungen wies ich nicht ab.

Ps 18:24 Makellos war ich vor ihm und nahm mich in acht vor Sünde.

Ps 18:25 So lohnte mir der Herr mein gerechtes Tun, die Reinheit meiner Hände vor seinen Augen.

Ps 18:26 Gegen den Guten zeigst du dich gütig, edel gegen den edlen Mann.

Ps 18:27 Dem Reinen ggenüber zeigst du dich rein, doch gegen den Falschen verkehrt.

Ps 18:28 Denn dem armen Volke bist du ein Helfer, doch stolze Augen beugst du nach unten.

Ps 18:29 Ja, du, Herr, bist meine Leuchte; mein Gott erhellt mir die Finsternis.

Ps 18:30 Wahrlich, mit dir stürme ich vor gegen Horden, mit meinem Gott ersteige ich Mauern.

Ps 18:31 Makellos ist Gottes Weg, die Rede des Herrn ist erprobt; ein Schild ist er allen, die auf ihn bauen.

Ps 18:32 Denn wer ist Gott außer dem Herrn? Und wer ist ein Fels außer unserem Gott?

Ps 18:33 Gott, der mich mit Stärke gürtete, mich unversehrt auf meinem Wege führte,

Ps 18:34 der meine Füße flink wie die der Hirsche machte und mich auf meine Höhen stellte,

Ps 18:35 der meine Hände unterwies zum Kampf, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten,

Ps 18:36 du gabst mir deiner Hilfe Schild, und deine Rechte stützte mich; deine Botschaft machte mich stark.

Ps 18:37 Für meine Schritte schufst du freien Raum, und meine Fußgelenke wankten nicht.

Ps 18:38 Ich setzte meinen Feinden nach, erreichte sie und ließ nicht ab, bevor sie aufgerieben.

Ps 18:39 Ich zerschlug sie; sie konnten sich nicht mehr erheben, sie sanken mir unter die Füße.

Ps 18:40 Du gürtetest mich mit Stärke zum Kampf, beugtest meine Gegner unter mich.

Ps 18:41 Du schlugst mir meine Feinde in die Flucht, und meine Widersacher konnte ich vernichten.

Ps 18:42 Sie schrieen um Hilfe, doch es gab keinen Retter, schrieen zum Herrn, doch er hörte sie nicht.

Ps 18:43 Ich zerrieb sie wie Staub vor dem Wind, zertrat sie wie Gassenkot.

Ps 18:44 Du hast mich gerettet vor zahllosem Kriegsvolk und machtest mich zum Völkerhaupt. Völker, die ich nicht kannte, wurden mir dienstbar.

Ps 18:45 Sobald sie von mir hörten, gehorchten sie mir. Die Söhne der Fremde schmeichelten mir.

Ps 18:46 Die Söhne der Fremde duckten sich nieder, kamen hervor aus ihren Burgen.

Ps 18:47 Es lebt der Herr! Gepriesen sei mein Fels, hoch erhaben der Gott meines Heiles!

Ps 18:48 Gott, der mir Rache schuf und so mir Völker unterwarf,

Ps 18:49 der mich rettete vor meinen grimmigen Feinden, du hast mich über meine Gegner erhöht, dem Mann der Gewalttat mich entrissen.

Ps 18:50 Darum will ich dir danken unter den Völkern, Herr, und deinem Namen lobsingen!

Ps 18:51 Er verlieh seinem König große Siege, erwies seinem Gesalbten Huld, David und seinen Nachkommen für ewig.

 

Psalmen Kapitel 19

 

Ps 19:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]

Ps 19:2 Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes; vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.

Ps 19:3 Tag gibt dem Tag die Botschaft weiter, Nacht verkündet der Nacht die Erkenntnis.

Ps 19:4 Ohne Rede und ohne Worte, man hört ihre Stimme nicht.

Ps 19:5 Dennoch ergeht über alles Land ihr Schall, bis ans Ende der Welt ihre Sprache. Er schuf für die Sonne ein Zelt daselbst.

Ps 19:6 Sie ist wie ein Bräutigam, der aus seinem Gemache hervorkommt, läuft freudig wie ein Held die Bahn.

Ps 19:7 Vom Ende des Himmels geht sie aus, und ihr Umlauf reicht wieder bis an sein Ende. Nichts kann sich ihrer Glut entziehen.

Ps 19:8 Das Gesetz des Herrn ist fehlerlos, erquickt die Seele. Die Weisung des Herrn ist zuverlässig, macht die Unerfahrenen weise.

Ps 19:9 Die Befehle des Herrn sind recht, erfreuen das Herz. Das Gebot des Herrn ist strahlend rein, erleuchtet die Augen.

Ps 19:10 Die Furcht des Herrn ist lauter, hat dauernden Bestand. Die Entscheidungen des Herrn sind wahr, sind alle gerecht.

Ps 19:11 Köstlicher sind sie als Gold und als Feingold in Menge, süßer als Honig und Wabenhonig.

Ps 19:12 Auch dein Knecht nimmt sie als Warnung, ihre Befolgung bringt viel Lohn.

Ps 19:13 Doch unbewußte Fehler - wer kann sie bemerken? Von verborgenen Sünden mach mich rein!

Ps 19:14 Auch vor verbrecherischen Menschen bewahre deinen Knecht, daß sie nicht über mich herrschen! Dann bin ich makellos und frei von schwerer Schuld.

Ps 19:15 Mögen dir gefallen meines Mundes Worte, meines Herzens Gedanken vor deinem Antlitz, Herr, mein Fels und mein Erlöser!

 

Psalmen Kapitel 20

 

Ps 20:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]

Ps 20:2 Am Tag der Not erhöre dich der Herr, der Name des Gottes Jakobs schütze dich!

Ps 20:3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und sei dir Stütze von Sion aus!

Ps 20:4 Er gedenke all deiner Gaben, dein Opfer möge ihm wohlgefallen! [Zwischenspiel]

Ps 20:5 Er gebe dir nach deines Herzens Wunsch, all deine Pläne erfülle er!

Ps 20:6 Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, uns im Namen unseres Gottes um das Banner scharen. Der Herr erfülle dir jegliche Bitte!

Ps 20:7 Schon weiß ich: Der Herr hilft seinem Gesalbten, erhört ihn von seinem heiligen Himmel her durch die machtvolle Hilfe seiner Rechten.

Ps 20:8 Die anderen vertrauen auf Wagen und Rosse, wir aber rufen den Namen des Herrn, unseres Gottes, an.

Ps 20:9 Jene brechen zusammen und stürzen, doch wir stehen aufrecht und halten stand.

Ps 20:10 Herr, hilf dem König! Erhöre uns am Tag, da wir rufen!

 

Psalmen Kapitel 21

 

Ps 21:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]

Ps 21:2 Herr, deiner Stärke freut sich der König, über deine Hilfe, wie jubelt er laut!

Ps 21:3 Den Wunsch seines Herzens hast du ihm gewährt, das Begehren seiner Lippen ihm nicht verweigert. [Zwischenspiel]

Ps 21:4 Du überhäuftest ihn mit reichem Segen, kröntest sein Haupt mit der goldenen Krone.

Ps 21:5 Leben erbat er von dir; du gabst ihm lange Folge von Tagen für allzeit und immer.

Ps 21:6 Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, mit Hoheit und Glanz umgabst du ihn.

Ps 21:7 Ja, du machst ihn zum Segen für immer, erfreust ihn mit Wonne vor deinem Antlitz.

Ps 21:8 Denn der König vertraut auf den Herrn, und durch des Höchsten Huld wird er nicht wanken.

Ps 21:9 Deine Hand erreicht alle deine Feinde, deine Rechte erreicht deine Gegner.

Ps 21:10 Wie einen brennenden Ofen wirst du sie machen, sobald dein Antlitz erscheint. Der Herr wird sie verschlingen in seinem Zorn, das Feuer verzehrt sie.

Ps 21:11 Du vertilgst ihre Brut von der Erde, ihre Nachkommen aus dem Menschengeschlecht.

Ps 21:12 Mögen sie Schlechtes gegen dich planen, Arglist ersinnen, sie richten nichts aus.

Ps 21:13 Denn du schlägst sie in die Flucht, zielst auf ihr Gesicht mit dem Bogen.

Ps 21:14 Erhebe dich, Herr, in deiner Kraft, so wollen wir mit Lied und Spiel deine Stärke preisen!

 

Psalmen Kapitel 22

 

Ps 22:1 [Dem Chorleiter. Nach "Hinde der Morgenröte". Psalm Davids.]

Ps 22:2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Stöhnend klage ich, aber die Hilfe bleibt fern.

Ps 22:3 "Mein Gott" ruf' ich bei Tag, doch du antwortest nicht, auch in der Nacht, und finde keine Ruhe.

Ps 22:4 Du aber thronst als Heiliger, du Lobpreis Israels!

Ps 22:5 Auf dich vertrauten unsere Väter; sie vertrauten, und du hast sie gerettet.

Ps 22:6 Zu dir schrieen sie und wurden befreit, auf dich vertrauten sie und wurden nicht beschämt.

Ps 22:7 Ich aber bin ein Wurm, kein Mensch, der Leute Spott und verachtet vom Volk.

Ps 22:8 Wer mich sieht, verhöhnt mich, verzieht den Mund, schüttelt den Kopf:

Ps 22:9 "Er baute auf den Herrn; der soll ihn befreien, der soll ihn retten, wenn er ihn liebt!"

Ps 22:10 Ja, du halfst mir aus dem Mutterschoß, du bargst mich an der Mutterbrust!

Ps 22:11 Dir bin ich anvertraut von Jugend auf, vom Mutterleibe an bist du mein Gott.

Ps 22:12 Sei mir nicht fern, denn nah ist die Not, da niemand hilft!

Ps 22:13 Es umringt mich eine Herde von Stieren, Basanbüffel umkreisen mich.

Ps 22:14 Den Rachen sperren sie gegen mich auf, Löwen, reißend und brüllend.

Ps 22:15 Dem Wasser gleich bin ich hingeschüttet; alle meine Glieder lösen sich auf. Mein Herz ist wie Wachs geworden, zerschmolzen in meiner Brust.

Ps 22:16 Trocken wie ein Tonscherben ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in Todesstaub.

Ps 22:17 Ja, Hunde umringen mich, eine Rotte von Frevlern umgibt mich. Sie zerreißen mir Hände und Füße.

Ps 22:18 Alle meine Knochen kann ich zählen. Sie blicken her und schauen gierig auf mich.

Ps 22:19 Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen über mein Gewand das Los.

Ps 22:20 Du aber, Herr, bleib mir nicht fern, du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!

Ps 22:21 Entreiße dem Schwert mein Leben, der Gewalt der Hunde mein einziges Gut!

Ps 22:22 Rette mich aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der Büffel! - Du bist es, der mich erhört hat!

Ps 22:23 Nun will ich deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen! -

Ps 22:24 Ihr Gottesfürchtigen, preist ihn, lobt ihn, alle Nachkommen Jakobs, erzittert vor ihm, alle Nachkommen Israels!

Ps 22:25 Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht die Not des Armen. Er hat vor ihm sein Antlitz nicht verborgen, auf seinen Hilferuf hat er gehört.

Ps 22:26 Dir verdanke ich meinen Jubel in großer Gemeinde! Ich erfülle meine Gelübde vor denen, die ihn fürchten.

Ps 22:27 Die Armen mögen essen und gesättigt werden; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen, euer Herz lebe auf für immer!

Ps 22:28 Alle Enden der Erde sollen dessen gedenken und zum Herrn sich bekehren, vor ihm sich anbetend beugen alle Geschlechter der Völker!

Ps 22:29 Denn dem Herrn gebührt die Königsmacht, er ist der Völkerherrscher.

Ps 22:30 Ihm allein huldigten alle, die in der Erde schlafen; vor ihm beugten sich alle, die in den Staub hinabgestiegen. Und meine Seele lebt für ihn.

Ps 22:31 Meine Nachkommen werden ihm dienen und vom Herrn erzählen dem folgenden Geschlecht.

Ps 22:32 Sie werden sein gerechtes Tun den später Geborenen künden. Denn er hat es vollbracht.

 

Psalmen Kapitel 23

 

Ps 23:1 [Psalm Davids.] Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln.

Ps 23:2 Auf grünen Auen läßt er mich lagern; an Wasser mit Ruheplätzen führt er mich.

Ps 23:3 Labsal spendet er mir. Er leitet mich auf rechter Bahn um seines Namens willen.

Ps 23:4 Auch wenn ich wandern muß in finsterer Schlucht, ich fürchte doch kein Unheil; denn du bist bei mir. Dein Hirtenstab und Stock, sie sind mein Trost. -

Ps 23:5 Du deckst für mich einen Tisch angesichts meiner Gegner. Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher ist übervoll.

Ps 23:6 Nur Glück und Gunst begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich darf weilen im Hause des Herrn, solange die Tage währen.

 

Psalmen Kapitel 24

 

Ps 24:1 [Psalm Davids.] Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen.

Ps 24:2 Denn er hat sie auf dem Weltmeer gegründet und über den Fluten befestigt.

Ps 24:3 Wer darf hinaufsteigen zum Berg des Herrn, wer darf seine heilige Wohnstatt betreten?

Ps 24:4 Wer schuldlose Hände hat und ein reines Herz, wer sein Begehren nicht auf Böses richtet und keinen Meineid schwört.

Ps 24:5 Dieser wird Segen vom Herrn empfangen und gerechten Lohn vom Gott seines Heiles.

Ps 24:6 So ist das Geschlecht, das nach ihm fragt und das Antlitz des Gottes Jakobs sucht. [Zwischenspiel]

Ps 24:7 Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann!

Ps 24:8 "Wer ist denn der König der Herrlichkeit?" Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, der Held im Kampf!

Ps 24:9 Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann!

Ps 24:10 "Wer ist denn der König der Herrlichkeit?" Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit! [Zwischenspiel]

 

Psalmen Kapitel 25

 

Ps 25:1 [Von David.] Zu dir erhebe ich meine Seele, Herr, mein Gott!

Ps 25:2 Auf dich vertraue ich, möge ich nicht enttäuscht werden. Nicht sollen meine Feinde über mich frohlocken!

Ps 25:3 Keiner, der auf dich die Hoffnung setzt, wird je enttäuscht. Enttäuschung trifft nur solche, die ohne Grund die Treue brechen.

Ps 25:4 Zeige, Herr, mir deine Wege, und deine Pfade lehre mich!

Ps 25:5 Leite mich in deiner Treue [und lehre mich]; denn du bist der Gott meines Heiles, und auf dich hoffe ich allezeit.

Ps 25:6 Gedenke deiner Erbarmungen, Herr, und deiner Hulderweise; sie sind ja von Ewigkeit her.

Ps 25:7 Meiner Jugendsünden und Fehler gedenke nicht; nach deiner Huld gedenke mein um deiner Güte willen, Herr!

Ps 25:8 Gut und gerecht ist der Herr; darum weist er Irrenden den Weg.

Ps 25:9 Demütige leitet er richtig; ja, Demütige lehrt er seinen Weg.

Ps 25:10 Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue für jene, die seinen Bund und seine Gebote halten.

Ps 25:11 Um deines Namens willen, Herr, vergib meine Schuld; denn sie ist groß!

Ps 25:12 Wo ist der Mann, der den Herrn fürchtet? Ihm weist er den Weg, den er wählen soll.

Ps 25:13 Seine Seele wird weilen im Glück, seine Nachkommen erben das Land.

Ps 25:14 Die Freundschaft des Herrn erlangen alle, die ihn fürchten, seinen Bund gibt er ihnen kund.

Ps 25:15 Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, weil er meine Füße dem Netz entreißt.

Ps 25:16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Ich bin ja so einsam und elend.

Ps 25:17 Löse meines Herzens Bedrängnis, aus meinen Ängsten führe mich heraus!

Ps 25:18 Merke auf meine Not und Trübsal, nimm hinweg all meine Sünden!

Ps 25:19 Sieh doch, wie meiner Feinde so viele sind, wie sie mich hassen mit wildem Haß!

Ps 25:20 Erhalte mein Leben und rette mich! Möge ich nicht enttäuscht werden, da ich auf dich vertraue!

Ps 25:21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, denn meine Hoffnung bist du.

Ps 25:22 O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten!

 

Psalmen Kapitel 26

 

Ps 26:1 [Von David.] Schaffe mir Recht, Herr, denn in Unschuld bin ich gewandelt! Auf den Herrn vertraute ich, ohne zu wanken.

Ps 26:2 Prüfe mich, Herr, und erprobe mich, erforsche mir Nieren und Herz!

Ps 26:3 Fürwahr, deine Huld stand mir vor Augen, in Treue zu dir bin ich gewandelt!

Ps 26:4 Bei falschen Menschen saß ich nie, und mit Hinterlistigen traf ich mich nicht.

Ps 26:5 Ich mied den Kreis der Bösen; mit Gottlosen saß ich nicht beisammen.

Ps 26:6 In Unschuld wasche ich meine Hände und schreite um deinen Altar, o Herr,

Ps 26:7 um laut das Danklied zu singen und all deine Wunder zu künden.

Ps 26:8 Herr, ich liebe deines Hauses Stätte, den Ort, an dem deine Herrlichkeit wohnt.

Ps 26:9 Raffe mich nicht mit den Sündern hinweg und mein Leben nicht mit den Blutbefleckten!

Ps 26:10 Verbrechen klebt an ihren Händen, und ihre Rechte ist voll von Bestechung.

Ps 26:11 Ich aber wandle in Unschuld. Erlöse mich und erbarme dich meiner!

Ps 26:12 Mein Fuß steht auf ebener Bahn; in den Festversammlungen will ich den Herrn lobpreisen!

 

Psalmen Kapitel 27

 

Ps 27:1 [Von David.] Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich bangen? Der Herr ist meines Lebens sicherer Schutz, vor wem sollte ich erschrecken?

Ps 27:2 Dringen Übeltäter auf mich ein, mich zu verschlingen, meine Gegner und meine Feinde, sie müssen straucheln und fallen.

Ps 27:3 Mag ein Heer sich wider mich lagern, mein Herz kennt keine Furcht. Erhebt sich Krieg wider mich, ich bleibe doch voll Zuversicht.

Ps 27:4 Nur eines erflehe ich vom Herrn, nur um dieses ersuche ich: Wohnen zu dürfen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens, zu schauen die Lieblichkeit des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.

Ps 27:5 Ja, er verhüllt mich unter seinem Dach zur Zeit des Unheils, birgt mich im Verstecke seines Zeltes; auf Felsenhöhe hebt er mich empor.

Ps 27:6 Und nun kann sich mein Haupt erheben über meine Feinde ringsumher. So will ich denn in seinem Zelt Jubelopfer weihen, singen will ich, spielen will ich vor dem Herrn!

Ps 27:7 Höre, Herr, mein lautes Rufen! Sei mir gnädig und erhöre mich!

Ps 27:8 Dir selber spricht mein Herz es nach: "Sucht mein Angesicht!" Ja, ich suche, Herr, dein Angesicht.

Ps 27:9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! Weis deinen Knecht nicht ab im Zorn! Du bist wahrhaftig meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlaß mich nicht, Gott meines Heiles!

Ps 27:10 Selbst wenn mein Vater mich verläßt und meine Mutter, nimmt doch der Herr sich meiner an.

Ps 27:11 Lehre, Herr, mich deinen Weg und leite mich auf rechtem Pfad um meiner Feinde willen!

Ps 27:12 Gib mich nicht preis der Willkür meiner Gegner; denn falsche Zungen haben sich erhoben wider mich und schnauben nach Gewalttat.

Ps 27:13 Ich glaube fest, das Glück des Herrn zu schauen im Lande der Lebendigen.

Ps 27:14 Hoffe auf den Herrn, sei stark und guten Mutes! Hoffe auf den Herrn!

 

Psalmen Kapitel 28

 

Ps 28:1 [Von David.] Ich rufe dich an, Herr, mein Fels! Sei gegen mich nicht taub, damit du dich nicht schweigend von mir wendest und ich wie jene werde, die zur Grube sanken!

Ps 28:2 Höre auf mein lautes Flehen, da ich zu dir um Hilfe rufe, da ich meine Hände hebe zu deinem Allerheiligsten im Tempel!

Ps 28:3 Raffe mich nicht mit den Frevlern hin und mit den Übeltätern, die freundlich zwar mit ihren Nächsten reden, jedoch im Herzen Böses sinnen!

Ps 28:4 Vergilt ihnen nach ihrem Tun und nach der Bosheit ihres Handelns! Gib ihnen nach dem Werke ihrer Hände, zahle ihnen heim, was sie verdient!

Ps 28:5 Denn sie achten nicht auf das Tun des Herrn und auf das Werk seiner Hände. Er reißt sie nieder und baut sie nicht mehr auf.

Ps 28:6 Gepriesen sei der Herr; denn er hat mein lautes Flehen erhört!

Ps 28:7 Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn vertraut mein Herz. Hilfe wurde mir zuteil; darüber jauchzt mein Herz, und mit meinem Lied will ich ihm danken.

Ps 28:8 Seines Volkes Stärke ist der Herr, eine rettende Schutzwehr seinem Gesalbten.

Ps 28:9 Hilf deinem Volk und segne dein Erbe! Weide und hege sie immerdar!

 

Psalmen Kapitel 29

 

Ps 29:1 [Psalm Davids.] Entbietet dem Herrn, ihr himmlischen Wesen, entbietet dem Herrn Ehre und Macht!

Ps 29:2 Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Huldigt dem Herrn in heiligem Schmuck!

Ps 29:3 Die Stimme des Herrn über den Wassern! Der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über gewaltigen Wassern.

Ps 29:4 Die Stimme des Herrn voll Kraft, die Stimme des Herrn voll Pracht!

Ps 29:5 Die Stimme des Herrn zerschmettert Zedern, es zerschmettert der Herr die Zedern des Libanon.

Ps 29:6 Er läßt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, den Sirjon wie einen jungen Büffel.

Ps 29:7 Die Stimme des Herrn sprüht Feuerflammen.

Ps 29:8 Die Stimme des Herrn erschüttert die Wüste, der Herr erschüttert die Wüste von Kades.

Ps 29:9 Die Stimme des Herrn bringt Hirschkühe in Wehen, Gazellen zu Frühgeburten. In seinem Palast jedoch ruft alles: "O Herrlichkeit!"

Ps 29:10 Der Herr thront über der Flut; es thront der Herr als König auf ewig.

Ps 29:11 Der Herr gebe Kraft seinem Volke; der Herr segne sein Volk mit Heil!

 

Psalmen Kapitel 30

 

Ps 30:1 [Psalm. Lied zur Tempelweihe. Von David.]

Ps 30:2 Hochpreisen will ich dich, Herr; denn du zogst mich empor und ließest meine Feinde nicht über mich jubeln.

Ps 30:3 Herr, mein Gott, ich flehte zu dir, und du heiltest mich.

Ps 30:4 Herr, du hast mich heraufgeführt aus dem Totenreich, mich neu belebt, getrennt von denen, die zur Grube sanken.

Ps 30:5 Lobsinget dem Herrn, ihr seine Frommen, und preist seinen heiligen Namen!

Ps 30:6 Denn einen Augenblick nur währt sein Zorn, doch ein Leben lang seine Huld. Kehrt Weinen am Abend ein, so folgt am Morgen der Jubel.

Ps 30:7 Ich hatte gedacht in sorglosem Glück: "Nimmermehr werde ich wanken!"

Ps 30:8 Herr, durch deine Huld ward ich auf feste Berge gestellt. Da verbargst du dein Antlitz - schon war ich erschüttert.

Ps 30:9 Ich rief zu dir, Herr; ich flehte meinen Gebieter um Gnade an:

Ps 30:10 "Was nützt denn mein Blut, wenn ich zur Grube sinke?" Wird etwa der Staub dir danken, wird er deine Treue verkünden?

Ps 30:11 Höre, Herr, und sei mir gnädig! Sei mir ein Helfer, o Herr!" -

Ps 30:12 Du hast meine Klage verwandelt in Reigentanz, hast mir das Trauerkleid gelöst und mich mit Freude umgürtet.

Ps 30:13 Darum lobsingt dir mein Herz und will nicht schweigen. Herr, mein Gott, ewig preise ich dich!

 

Psalmen Kapitel 31

 

Ps 31:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]

Ps 31:2 Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht; möge ich niemals enttäuscht werden! In deiner Gerechtigkeit rette mich!

Ps 31:3 Neige dein Ohr mir zu, befreie mich rasch! Sei mir ein sicherer Fels, eine feste Burg, mich zu retten!

Ps 31:4 Ja, mein Fels und meine Feste bist du! Um deines Namens willen mögest du mich führen und leiten.

Ps 31:5 Du mögest mich befreien aus dem Netz, das man mir heimlich legte; denn meine Zuflucht bist du.

Ps 31:6 In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du erlöst mich, Herr, du getreuer Gott.

Ps 31:7 Verhaßt sind dir die Verehrer nichtiger Götzen; ich aber schenke dem Herrn mein Vertrauen.

Ps 31:8 Freudig will ich frohlocken ob deiner Huld, daß du mein Elend geschaut, meiner Seele Nöte beachtet hast,

Ps 31:9 daß du mich nicht der Feindeshand überliefert, sondern auf freien Ort meine Füße gestellt hast.

Ps 31:10 Erbarme dich meiner, Herr, ich bin ja in Not! Vor Kummer ist matt mein Auge, meine Seele und mein Leib.

Ps 31:11 Denn in Jammer schwindet mein Leben dahin, meine Jahre verrinnen in Seufzen. Vor Elend bricht meine Kraft zusammen, meine Glieder ermatten.

Ps 31:12 Vor all meinen Feinden ward ich zum Hohn, meinen Nachbarn zum Spott, ein Schrecken für meine Bekannten. Wer mich sieht auf der Straße, flieht vor mir.

Ps 31:13 Wie ein Toter bin ich dem Gedächtnis entschwunden, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.

Ps 31:14 Ja, ich höre das Gerede von vielen: "Grauen ringsum!" Gemeinsam planen sie gegen mich und sinnen darauf, mir das Leben zu rauben.

Ps 31:15 Ich aber, Herr, vertraue auf dich und spreche: "Mein Gott bist du!"

Ps 31:16 In deiner Hand liegt mein Geschick. Der Hand meiner Feinde entreiße mich und meinen Verfolgern!

Ps 31:17 Laß über deinem Knecht dein Antlitz leuchten, rette mich durch deine Huld!

Ps 31:18 Herr, möge ich nicht enttäuscht werden, da ich zu dir rufe! Enttäuscht sollen die Frevler werden, schweigend ins Totenreich sinken!

Ps 31:19 Verstummen sollen die Lügenlippen, die Freches wider den Schuldlosen reden in Hochmut und in Verachtung!

Ps 31:20 Wie reich ist doch dein Gut, o Herr, das du denen verwahrst, die dich fürchten, das du denen bereitest, die bei dir sich vor den Menschen bergen.

Ps 31:21 Du birgst sie im Schutz deines Angesichts vor den Machenschaften der Menschen, du bewahrst sie wie in einem Zelt vor dem Gezänk der Zungen.

Ps 31:22 Gelobt sei der Herr, der mir wunderbare Huld erweist im Schrecken der Bedrängnis!

Ps 31:23 Schon hatte ich gedacht in meiner Angst: "Ich bin aus deinen Augen ganz verschwunden." Du aber hast mein lautes Flehen vernommen, da ich zu dir rief.

Ps 31:24 Liebt den Herrn, ihr seine Frommen alle! Der Herr behütet die Getreuen. Doch er vergilt mit vollem Maß dem Stolzen.

Ps 31:25 Seid stark und unverzagten Herzens, ihr alle, die ihr harrt des Herrn!

 

Psalmen Kapitel 32

 

Ps 32:1 [Von David. Lehrgedicht.] Selig, wem Unrecht vergeben, wem Sünde zugedeckt ist!

Ps 32:2 Selig der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht anrechnet, in dessen Geist kein Trug mehr ist!

Ps 32:3 Solange ich schwieg, zerfielen meine Glieder bei meinem Stöhnen den ganzen Tag.

Ps 32:4 Denn Tag und Nacht lag schwer auf mir deine Hand. Mein Mark zerschmolz wie in Sommersgluten. [Zwischenspiel]

Ps 32:5 Da bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verbarg ich nicht. Ich dachte: "Ich will dem Herrn mein Unrecht gestehen!" Und du vergabst meine Sündenschuld. [Zwischenspiel]

Ps 32:6 Deshalb bete jeder Fromme zu dir in Zeiten der Not! Eine donnernde Flut vieler Wasser wird ihn nicht erreichen.

Ps 32:7 Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Drangsal, umhegst mich als Retter. [Zwischenspiel]

Ps 32:8 "Ich will dich anweisen und belehren über den Weg, den du gehen sollst; ich rate dir gut, über dir ist mein Auge.

Ps 32:9 Sei nicht wie ein Roß oder Maultier ohne Verstand! Mit Zaum und Zügel, seinem Schmuck, muß man es zerren, sonst kommt es zu dir nicht heran."

Ps 32:10 Zahlreiche Schmerzen erwarten den Frevler; doch wer auf den Herrn vertraut, den umgibt er mit Huld.

Ps 32:11 Freut euch im Herrn und jubelt, ihr Gerechten; frohlockt, ihr Redlichen alle!

 

Psalmen Kapitel 33

 

Ps 33:1 Frohlockt im Herrn, ihr Gerechten! Für Redliche ziemt sich das Loblied.

Ps 33:2 Preist den Herrn mit der Zither; spielt ihm mit zehnsaitiger Harfe!

Ps 33:3 Singt ihm ein neues Lied! Schlagt trefflich die Saiten zum Jubelschall!

Ps 33:4 Denn richtig ist das Wort des Herrn und zuverlässig all sein Tun.

Ps 33:5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht. Die Erde ist voll von der Huld des Herrn.

Ps 33:6 Durch das Wort des Herrn entstanden die Himmel, durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer.

Ps 33:7 Er faßt wie im Schlauch die Wasser des Meeres, sammelt in Speichern die Urflut.

Ps 33:8 Vor dem Herrn muß sich fürchten die ganze Erde; vor ihm erbebt, wer den Erdkreis bewohnt.

Ps 33:9 Denn er spricht, und es geschieht; er befiehlt, und es steht da!

Ps 33:10 Der Herr zerbricht den Ratschluß der Heiden, vereitelt die Pläne der Völker.

Ps 33:11 Der Ratschluß des Herrn hat ewig Bestand, seines Herzens Pläne gelten für alle Geschlechter.

Ps 33:12 Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist, die Nation, die er sich zum Erbteil erwählte!

Ps 33:13 Vom Himmel herab schaut der Herr; er sieht auf alle Menschen.

Ps 33:14 Von der Stätte, da er thront, blickt er nieder auf alle Bewohner der Erde.

Ps 33:15 Er hat ja ihre Herzen insgesamt gebildet; er merkt auf alle ihre Taten.

Ps 33:16 Nicht siegt der König durch sein starkes Heer, nicht rettet sich ein Held durch große Kraft.

Ps 33:17 Das Roß ist wertlos für den Sieg; trotz seiner großen Stärke bringt es nicht in Sicherheit.

Ps 33:18 Das Auge Gottes aber ruht auf denen, die ihn fürchten, die auf seine Gnade hoffen,

Ps 33:19 auf daß er ihr Leben vor dem Tode rette und sie in Hungersnot erhalte.

Ps 33:20 Unsere Seele harrt des Herrn; unser Schutz und unser Schild ist er.

Ps 33:21 Ja, seiner freut sich unser Herz; denn wir vertrauen seinem heiligen Namen.

Ps 33:22 Deine Gnade walte über uns, o Herr, so wie wir auf dich hoffen!

 

Psalmen Kapitel 34

 

Ps 34:1 [Von David, als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte, so daß dieser ihn verjagte und er wegging (1Sam 21,13-16).]

Ps 34:2 Preisen will ich den Herrn zu jeder Zeit, immer sei sein Lob in meinem Munde!

Ps 34:3 Meine Seele rühmt sich im Herrn. Die Armen mögen es hören und fröhlich sein!

Ps 34:4 Verherrlicht mit mir den Herrn; seinen Namen laßt uns gemeinsam erheben!

Ps 34:5 Ich suchte den Herrn, da erhörte er mich und machte mich frei von all meinen Ängsten.

Ps 34:6 Blickt auf ihn, und euer Antlitz wird leuchten und muß sich nicht schämen!

Ps 34:7 Da ist ein Gebeugter; er rief, und der Herr vernahm es und half ihm aus all seinen Nöten.

Ps 34:8 Ein Lager schlägt auf der Engel des Herrn um alle, die ihn fürchten, und rettet sie.

Ps 34:9 Kostet und seht, wie gut der Herr ist! Selig der Mann, der auf ihn vertraut!

Ps 34:10 Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen! Denn wer ihn fürchtet, leidet nicht Mangel.

Ps 34:11 Mächtige darben und hungern; doch wer den Herrn sucht, vermißt kein Gut.

Ps 34:12 Kommt, ihr Söhne, hört mich an! Die Furcht des Herrn will ich euch lehren!

Ps 34:13 Wer ist der Mann, der Leben wünscht und glückliche Tage zu schauen begehrt?

Ps 34:14 Bewahre vor Bösem deine Zunge und deine Lippen vor falscher Rede!

Ps 34:15 Laß ab vom Bösen und tu das Gute, suche Frieden und strebe ihm nach!

Ps 34:16 Die Augen des Herrn beachten die Frommen und seine Ohren ihr Schreien.

Ps 34:17 Das Antlitz des Herrn droht den Übeltätern, um ihr Gedenken vom Lande zu tilgen.

Ps 34:18 Rufen jene, so hört es der Herr und rettet sie aus all ihren Nöten.

Ps 34:19 Nahe ist der Herr den geknickten Herzen, hilft allen, die zerknirschten Geistes sind.

Ps 34:20 So zahlreich die Leiden des Gerechten auch sind, aus allen befreit ihn der Herr.

Ps 34:21 Er behütet jedes seiner Glieder, nicht eines davon wird zerbrochen.

Ps 34:22 Den Frevler tötet das Unheil; wer den Gerechten haßt, muß es büßen.

Ps 34:23 Der Herr erlöst die Seele seiner Diener; straflos bleibt, wer ihm vertraut.

 

Psalmen Kapitel 35

 

Ps 35:1 [Von David.] Bekämpfe, Herr, die mich bekämpfen, bekriege du, die mich bekriegen!

Ps 35:2 Ergreife Schild und Wehr! Erhebe dich, mir zu helfen!

Ps 35:3 Schwinge Spieß und Lanze wider meine Verfolger! Sprich zu meiner Seele: "Deine Rettung bin ich!"

Ps 35:4 In Schande und Schimpf sollen fallen, die mir nach dem Leben trachten! Schmachvoll sollen rückwärts weichen, die mir Böses sinnen!

Ps 35:5 Sie seien wie Spreu vor dem Wind, und der Engel des Herrn stoße sie!

Ps 35:6 Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, der Engel des Herrn jage sie!

Ps 35:7 Denn ohne Grund legten sie mir ihr Netz, gruben [grundlos] für mich eine Grube.

Ps 35:8 Einen solchen treffe unvermerkt das Verderben! Das Netz, das er legte, fange ihn selbst, in die Grube möge er stürzen!

Ps 35:9 Dann wird meine Seele jubeln im Herrn, frohlocken ob seiner Hilfe.

Ps 35:10 Jedes Glied an mir wird rufen: "Herr, wer ist wie du? Du rettest den Schwachen vor dem Starken, den [Schwachen und] Armen vor seinem Räuber."

Ps 35:11 Ruchlose Zeugen treten auf, befragen mich über Dinge, wovon ich nichts weiß.

Ps 35:12 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, streben mir nach dem Leben.

Ps 35:13 Ich aber trug in ihrer Krankheit Trauerkleider, quälte mich selbst mit Fasten und sprach tief gebeugt mein Gebet vor mich hin.

Ps 35:14 Als gelte es meinem Freund oder Bruder, so ging ich einher; wie in Trauer um die Mutter war ich betrübt und gebeugt.

Ps 35:15 Sie jedoch sind erfreut über meinen Sturz und versammeln sich. Sie verbinden sich gegen mich und drängen heftig heran; ich aber ahnte nichts. Sie zerreißen mich und lassen nicht ab.

Ps 35:16 In Schlechtigkeit spotten sie dauernd, knirschen mit den Zähnen wider mich.

Ps 35:17 Herr, wie lange siehst du zu? Rette vor den Brüllern mein Leben, vor den Löwen mein einziges Gut!

Ps 35:18 Ich werde dir danken in großer Versammlung, dich loben vor zahlreichem Volk!

Ps 35:19 Nicht sollen über mich jubeln meine lügnerischen Feinde, nicht mit den Augen zwinkern, die mich ohne Grund hassen!

Ps 35:20 Denn sie reden nichts Gutes, und gegen die Stillen im Lande ersinnen sie listige Pläne.

Ps 35:21 Ihren Mund reißen sie gegen mich auf und sprechen: "Hui, hui! Unser Auge ergötzt sich!"

Ps 35:22 Du siehst es, Herr; so schweige doch nicht! Mein Gebieter, bleib mir nicht ferne!

Ps 35:23 Erhebe dich, wache auf für mein Recht, mein Gott und mein Herr, für meinen Streit!

Ps 35:24 Nach deiner Gerechtigkeit schaffe mir Recht, o Herr, mein Gott! Laß sie nicht jubeln über mich!

Ps 35:25 Sie sollen in ihrem Herzen nicht sprechen: "Hui, unser Wunsch!" Sie sollen nicht sagen: "Den haben wir verschlungen!"

Ps 35:26 Beschämung und Schmach treffe alle, die über mein Unglück sich freuen! In Schande und Schimpf sollen sich hüllen, die wider mich prahlen!

Ps 35:27 Frohlocken und Freude sei denen zuteil, die mein Recht begrüßen! Sie sollen immerdar sprechen: "Hochgelobt sei der Herr, der das Heil seines Knechtes wünscht!"

Ps 35:28 Meine Zunge wird deine Gerechtigkeit künden, allezeit deinen Lobpreis!

 

Psalmen Kapitel 36

 

Ps 36:1 [Dem Chorleiter. Vom Knecht des Herrn, von David.]

Ps 36:2 Der Spruch des Gottlosen lautet: "Unrecht zu tun steckt tief mir im Herzen!" Es gibt keine Gottesfurcht vor seinen Augen.

Ps 36:3 Denn er schmeichelt sich selbst, nach eigenem Urteil seine Schuld zu entdecken und zu hassen.

Ps 36:4 Die Worte seines Mundes sind Lug und Trug; weise und gut zu handeln, hat er verlernt.

Ps 36:5 Bosheit ersinnt er auf seinem Lager, führt einen schlimmen Lebenswandel, Schlechtes verwirft er nicht.

Ps 36:6 Herr, bis an den Himmel reicht deine Huld, deine Treue bis zu den Wolken!

Ps 36:7 Deine Gerechtigkeit gleicht den Gottesbergen, dein rechtes Urteil dem großen Weltmeer. Menschen und Tiere umfaßt deine Hilfe, o Herr.

Ps 36:8 Wie kostbar ist deine Huld, o Gott! Im Schatten deiner Flügel bergen sich die Menschen.

Ps 36:9 Am Reichtum deines Hauses laben sie sich, mit dem Strom deiner Wonnen tränkst du sie.

Ps 36:10 Ja, bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Lichte schauen wir Licht.

Ps 36:11 Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen, den Rechtgesinnten dein gerechtes Walten!

Ps 36:12 Nicht komme über mich der Fuß des Stolzen; die Faust des Frevlers vertreibe mich nicht!

Ps 36:13 Dann müssen die Übeltäter fallen; sie stürzen und können sich nicht mehr erheben.

 

Psalmen Kapitel 37

 

Ps 37:1 [Von David.] Entrüste dich nicht über die Bösen, sei nicht zornig auf die Übeltäter!

Ps 37:2 Denn wie Gras verwelken sie rasch, verdorren wie das grüne Kraut.

Ps 37:3 Vertraue auf den Herrn und tu, was gut ist! Wohne friedlich im Land und übe die Treue!

Ps 37:4 Habe am Herrn deine Wonne; dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.

Ps 37:5 Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn; er wird nicht untätig sein!

Ps 37:6 Er läßt deine Gerechtigkeit aufleuchten wie Licht, dein rechtes Verhalten wie Mittagshelle.

Ps 37:7 Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Entrüste dich nicht über den, der stets Erfolg hat, über den Mann, der Ränke vollführt!

Ps 37:8 Steh ab vom Zorn und laß den Groll! Entrüste dich nicht, es führt nur zu Bösem!

Ps 37:9 Denn Übeltäter werden vernichtet; doch wer auf den Herrn hofft, erhält das Land.

Ps 37:10 Nur noch kurze Zeit, und der Frevler ist dahin; suchst du nach seiner Stätte, so besteht sie nicht mehr.

Ps 37:11 Doch die Armen werden das Land erhalten und froh sein über die Fülle des Heils.

Ps 37:12 Ränke schmiedet der Frevler wider den Frommen und knirscht gegen ihn mit den Zähnen.

Ps 37:13 Der Allherr aber spottet seiner; er sieht ja, daß sein Tag schon kommt.

Ps 37:14 Frevler zücken das Schwert und spannen ihren Bogen, den Geringen und Armen niederzustrecken, zu morden, die rechtschaffen wandeln.

Ps 37:15 Ihr Schwert trifft sie selbst ins Herz, und ihre Bogen zerbrechen.

Ps 37:16 Besser der karge Besitz des Gerechten als großer Reichtum der Frevler.

Ps 37:17 Denn die Arme der Frevler werden zerschmettert, Gerechte aber stützt der Herr.

Ps 37:18 Der Herr weiß um die Tage der Frommen; ihr Erbteil bleibt ewig bestehen.

Ps 37:19 Sie werden nicht enttäuscht in Zeiten des Unglücks, in den Tagen des Hungers finden sie Sättigung.

Ps 37:20 Denn die Gottlosen gehen zugrunde; die Feinde des Herrn sind wie prangende Auen: Sie vergehen, vergehen wie Rauch.

Ps 37:21 Der Frevler muß borgen und kann nicht bezahlen; der Gerechte kann mild sein und schenken.

Ps 37:22 Denn die er segnet, erhalten das Land, und die er verflucht, werden ausgetilgt.

Ps 37:23 Der Herr lenkt die Schritte des Menschen; er festigt den, dessen Weg ihm gefällt.

Ps 37:24 Ist er am Fallen, so stürzt er nicht hin; denn der Herr stützt seinen Arm.

Ps 37:25 Einst war ich ein Knabe, nun bin ich ein Greis; doch nie sah ich einen Gerechten verlassen, noch seine Kinder betteln um Brot.

Ps 37:26 Allezeit kann er mild sein und leihen, und seine Kinder werden zum Segen.

Ps 37:27 Meide das Böse und tu das Gute, damit du ewig wohnen bleibst!

Ps 37:28 Denn der Herr liebt das Recht und läßt seine Frommen nicht im Stich. Die Ruchlosen werden vernichtet, die Kinder der Frevler ausgetilgt.

Ps 37:29 Die Gerechten erhalten das Land und bleiben darin für immer wohnen.

Ps 37:30 Weisheit kündet der Mund des Gerechten, und seine Zunge redet, was recht ist.

Ps 37:31 Das Gesetz seines Gottes herrscht in seinem Herzen, und seine Schritte kommen nicht ins Wanken.

Ps 37:32 Der Gottlose späht dem Gerechten nach und sucht ihn zu töten.

Ps 37:33 Doch der Herr überläßt ihn nicht seiner Hand, läßt ihn vor Gericht nicht verdammen.

Ps 37:34 Hoffe auf den Herrn und halte dich an seinen Weg! Dann wird er dich erhöhen und das Land besitzen lassen. Du wirst der Frevler Untergang schauen.

Ps 37:35 Ich sah den Frevler in seiner Gewalttat sich erheben wie eine grünende Zeder.

Ps 37:36 Ich kam wieder vorüber, und schon war er nicht mehr; ich suchte nach ihm, und er war nicht zu finden.

Ps 37:37 Bewahre die Unschuld und übe Redlichkeit! Denn eines solchen Mannes Zukunft ist Heil.

Ps 37:38 Doch die Gottlosen werden restlos vertilgt; die Zukunft der Frevler ist Untergang.

Ps 37:39 Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn; er ist ihre Zuflucht zur Zeit der Not.

Ps 37:40 Der Herr ist ihr Helfer und ihr Befreier; er befreit sie von Frevlern und rettet sie, weil sie bei ihm ihre Zuflucht suchen.

 

Psalmen Kapitel 38

 

Ps 38:1 [Psalm Davids. Zum Weihrauchopfer.]

Ps 38:2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, schlage mich nicht in deinem Grimm!

Ps 38:3 Denn deine Pfeile haben mich getroffen, und deine Hand liegt schwer auf mir.

Ps 38:4 Nichts mehr ist heil an meinem Leib ob deines Grolls, nichts mehr gesund an meinen Gliedern ob meiner Sünde.

Ps 38:5 Ja, meine Vergehen wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last erdrücken sie mich.

Ps 38:6 Meine Wunden riechen und eitern ob meiner Torheit.

Ps 38:7 Verstört bin ich, gebeugt gar sehr; den ganzen Tag geh' ich betrübt einher.

Ps 38:8 Ach meine Lenden sind voll von Brand, nichts mehr ist heil an meinem Leib!

Ps 38:9 Ich bin ermattet und ganz zerschlagen, ich schreie vor tobender Qual in der Brust.

Ps 38:10 Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen.

Ps 38:11 Ruhelos pocht mir das Herz, die Kraft hat mich verlassen, selbst das Augenlicht ist mir geschwunden.

Ps 38:12 Meine Freunde und Nachbarn nehmen Abstand von meiner Plage, und meine Nächsten halten sich fern.

Ps 38:13 Die mir nach dem Leben trachten, legen Schlingen; die mein Unglück suchen, reden Schlimmes, sinnen auf Trug die ganze Zeit.

Ps 38:14 Ich aber bin wie taub und höre nichts; ich bin wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut.

Ps 38:15 Ja, ich bin wie ein Mann, der nicht hört, in dessen Mund keine Widerrede ist.

Ps 38:16 Denn ich harre deiner, o Herr; du wirst Antwort geben, mein Herr und mein Gott.

Ps 38:17 Ich denke nämlich, sonst könnten sie jubeln über mich und gegen mich prahlen, wenn mein Fuß wankt.

Ps 38:18 Ich bin ja auf den Sturz gefaßt, und mein Leid steht mir immer vor Augen.

Ps 38:19 Wahrlich, ich bekenne meine Schuld, bin bekümmert ob meiner Sünde.

Ps 38:20 Die mich anfeinden ohne Grund, sind gar stark, und zahlreich sind, die zu Unrecht mich hassen.

Ps 38:21 Sie vergelten Gutes mit Bösem, befehden mich trotz meiner besten Absicht.

Ps 38:22 Verlaß mich nicht, Herr! Mein Gott, entferne dich nicht von mir!

Ps 38:23 Eile mir zu Hilfe, Herr, mein Heil!

 

Psalmen Kapitel 39

 

Ps 39:1 ; [Dem Chorleiter. Für Jedutun. Psalm Davids.]

Ps 39:2 Ich dachte: "Ich will auf meinen Wandel achten, um mich mit der Zunge nicht zu verfehlen! Ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, solange der Frevler vor mir steht!"

Ps 39:3 So blieb ich stumm und still und schwieg ohne Widerspruch. Doch da bäumte mein Schmerz sich auf.

Ps 39:4 Das Herz in meinem Innern glühte, bei meinem Grübeln entbrannte ein Feuer; da mußte meine Zunge reden:

Ps 39:5 "Tu mir, o Herr, mein Ende kund, und welches das Maß meiner Tage ist, daß ich weiß, wie vergänglich ich bin!

Ps 39:6 Siehe, nur etliche Spannen lang hast du meine Tage bemessen, und meine Lebenszeit ist wie ein Nichts vor dir. Nur wie ein Hauch steht jeder Mensch da. [Zwischenspiel]

Ps 39:7 Nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher, für nichts häuft er Schätze auf und weiß nicht, wer sie bekommt.

Ps 39:8 Und nun, was kann ich erhoffen, Herr? Meine Erwartung gilt einzig dir!

Ps 39:9 Erlöse mich von allen meinen Sünden! Mach mich nicht zum Spott des Toren!

Ps 39:10 Ich schwieg und tat den Mund nicht auf; denn du hast es gefügt.

Ps 39:11 Nimm deine Plage von mir weg; ich muß vergehen unter deiner Hände Wucht.

Ps 39:12 Zur Strafe für die Sünde züchtigst du den Menschen, zerstörst gleich einer Motte seine Pracht; nur ein Hauch ist jeder Mensch. [Zwischenspiel]

Ps 39:13 Höre mein Gebet, o Herr, vernimm mein Flehen! Schweige nicht zu meinen Tränen! Ich bin ja nur ein Gast bei dir, ein Fremdling nur wie alle meine Väter.

Ps 39:14 Schau weg von mir, damit ich froh sein kann, bevor ich scheide und vergangen bin!"

 

Psalmen Kapitel 40

 

Ps 40:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.]

Ps 40:2 Ich hoffte, hoffte auf den Herrn. Er neigte sich zu mir und hörte auf mein Rufen.

Ps 40:3 Er zog mich aus der grauenhaften Grube, aus dem Schmutz und Schlamm. Er stellte meinen Fuß auf hohen Fels, machte meine Schritte sicher.

Ps 40:4 Er gab mir in den Mund ein neues Lied, ein Lob auf unseren Gott. Viele sollen es schauen, sich fürchten und auf den Herrn vertrauen!

Ps 40:5 Selig wer auf den Herrn sein Vertrauen setzt, sich nicht an Übermütige wendet oder an treulose Lügner!

Ps 40:6 Zahlreich hast du, Herr, mein Gott, deine Wunder gemacht, und in deinen Ratschlüssen über uns ist nichts dir vergleichbar. Wollte ich künden und reden davon, sie wären nicht aufzuzählen.

Ps 40:7 Schlacht- und Speiseopfer gefallen dir nicht, doch Ohren hast du mir gebildet; Brand- und Sündopfer forderst du nicht;

Ps 40:8 so spreche ich denn: Sieh, ich komme! In der Schriftrolle steht die Weisung für mich.

Ps 40:9 Deinen Willen zu tun, mein Gott, begehre ich, und dein Gesetz ruht mir mitten im Herzen.

Ps 40:10 Ich verkünde Geziemendes in großer Versammlung; ja, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es!

Ps 40:11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in der Tiefe meines Herzens, von deiner zuverlässigen Hilfe rede ich. Nicht verhehle ich deine Huld und Treue der großen Gemeinde.

Ps 40:12 Du, Herr, wirst dein Erbarmen vor mir nicht verschließen; deine Huld und Treue mögen mich stets behüten!

Ps 40:13 Denn Leiden umfangen mich ohne Zahl; meine Sünden haben mich überfallen, und ich kann sie nicht überblicken. Sie sind zahlreicher als meines Hauptes Haare, so daß der Mut mir entschwindet.

Ps 40:14 Sei gewillt, Herr, mich zu retten! Herr, eile mir zu Hilfe!

Ps 40:15 Voll Schande und Schmach seien alle, die mir nach dem Leben trachten! Beschämt sollen rückwärts weichen, die über mein Unglück schadenfroh sind!

Ps 40:16 Vor Schande sollen erstarren, die mich verhöhnen: "Hui, hui!"

Ps 40:17 Doch jubeln und deiner sich freuen sollen alle, die dich suchen! Wer deine Hilfe liebt, soll immerdar sprechen: "Groß ist der Herr!"

Ps 40:18 Ich aber bin elend und arm; Herr, eile mir beizustehen! Meine Hilfe und mein Retter bist du; mein Gott, halte dich nicht zurück!

 

Psalmen Kapitel 41

 

Ps 41:1 [Dem Chorleiter. Ein Psalm Davids.]

Ps 41:2 Selig, wer für den Schwachen Verständnis hat! Zur Zeit des Unglücks rettet ihn der Herr.

Ps 41:3 Der Herr behütet ihn und erhält ihn am Leben, so daß man ihn glücklich preist im Lande. Er gibt ihn der Wut seiner Feinde nicht preis.

Ps 41:4 Der Herr ist seine Stütze auf dem Schmerzenslager: Sein ganzes Krankenbett beseitigst du.

Ps 41:5 Ich wage nun die Bitte: Sei mir gnädig, Herr! Mach mich gesund; ich habe in der Tat gesündigt wider dich!

Ps 41:6 Meine Feinde reden Böses gegen mich: "Wann stirbt er endlich und erlischt sein Name?"

Ps 41:7 Kommt einer zu Besuch, so redet er Trug, sein Herz sammelt Unrecht an; er geht hinaus und erzählt es.

Ps 41:8 Gemeinsam flüstern wider mich alle meine Hasser; sie denken gegen mich das Schlimmste aus:

Ps 41:9 "Eine heillose Sache hat ihn getroffen; wer einmal liegt, steht nicht mehr auf!"

Ps 41:10 Selbst mein nächster Freund, auf den ich mich verließ, der mein Brot aß, lehnt sich hinterrücks gegen mich auf.

Ps 41:11 Du aber, Herr, sei mir gnädig und hilf mir empor, damit ich ihnen vergelte!

Ps 41:12 Daran erkenne ich, daß du mich liebst, daß mein Feind über mich nicht jubeln kann.

Ps 41:13 Ja, mich hältst du fest ob meiner Unschuld, stellst mich vor dein Angesicht für immer.

Ps 41:14 Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, Amen.

 

Psalmen Kapitel 42

 

Ps 42:1 [Dem Chorleiter. Lehrgedicht. Von den Korachiten.]

Ps 42:2 Wie ein Hirsch verlangt nach Wasserbächen, so verlangt meine Seele nach dir, o Gott.

Ps 42:3 Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott: Wann darf ich kommen und Gottes Angesicht schauen?

Ps 42:4 Tränen sind meine Nahrung geworden bei Tag und Nacht, da man täglich zu mir sagt: "Wo bleibt dein Gott?"

Ps 42:5 Daran will ich denken und mein Herz ausschütten: daß ich zum Zelte ziehen möchte, mich flüchten möchte zum Hause Gottes, unter lautem Jubel und Dank, in festlicher Menge.

Ps 42:6 Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott.

Ps 42:7 Meine Seele ist niedergedrückt in mir, darum denke ich an dich vom Lande des Jordans und Hermon, vom Berge Mizar her.

Ps 42:8 Die eine Flut ruft der anderen zu im Tosen deiner Wasserstürze. Ja, alle deine Wogen und Wellen branden über mich hin.

Ps 42:9 Bei Tag möge der Herr seine Huld entbieten, und bei Nacht verrichte ich ihm ein Lied, ein Gebet zum Gott meines Lebens.

Ps 42:10 Ich will rufen zu Gott, meinem Fels: "Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich trauernd des Weges ziehen, vom Feinde bedrängt?"

Ps 42:11 Niedergeschmettert sind meine Glieder, da meine Gegner mich schmähen und Tag für Tag zu mir sagen: "Wo bleibt dein Gott?"

Ps 42:12 Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott.

 

Psalmen Kapitel 43

 

Ps 43:1 Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Streit gegen unfrommes Volk! Vor Lügnern und Frevlern rette mich!

Ps 43:2 Denn du bist mein Schutzgott. Warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd des Weges ziehen, vom Feinde bedrängt?

Ps 43:3 Sende dein Licht und deine Treue! Sie mögen mich leiten und führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnstatt!

Ps 43:4 So will ich zum Altare Gottes treten, zum Gott meiner jubelnden Freude. Auf der Harfe will ich dich preisen, Herr, mein Gott!

Ps 43:5 Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott.

 

Psalmen Kapitel 44

 

Ps 44:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Weisheitslied.]

Ps 44:2 Gott, unsre Ohren haben vernommen, unsre Väter erzählten uns von dem Werke, das du vollbracht hast zu ihren Zeiten, mit eigener Hand in grauer Vorzeit.

Ps 44:3 Volksstämme hast du verdrängt, sie aber hineingepflanzt; Völker hast du zerschlagen, sie aber ausgebreitet.

Ps 44:4 Denn nicht durch ihr Schwert gewannen sie das Land, nicht ihr eigener Arm half ihnen zum Sieg, vielmehr deine Rechte, dein Arm und dein leuchtendes Angesicht, weil du sie geliebt hast.

Ps 44:5 Du bist mein König und Gott, der Jakob den Sieg entbietet.

Ps 44:6 Durch dich stoßen wir unsre Gegner nieder, in deinem Namen zertreten wir unsre Widersacher.

Ps 44:7 Nein, auf meinen Bogen vertraue ich nicht, und mein Schwert bringt mir nicht den Sieg!

Ps 44:8 Nur du verleihst uns den Sieg über unsre Gegner; du machst unsre Hasser zuschanden.

Ps 44:9 So rühmen wir uns Gottes zu jeder Zeit und preisen deinen Namen immerdar. [Zwischenspiel]

Ps 44:10 Und doch hast du uns verworfen, in Schmach gestürzt und zogst nicht zu Felde mit unseren Heeren.

Ps 44:11 Du schlugst uns in die Flucht vor dem Gegner, und unsre Hasser holten sich Beute.

Ps 44:12 Wie Schlachtschafe gabst du uns hin, zerstreutest uns unter die Völker.

Ps 44:13 Du hast dein Volk um ein Nichts verkauft, hattest keinen Gewinn an seinem Preis.

Ps 44:14 Unsern Nachbarn machtest du uns zur Schmach, zum Spott und Hohn bei allen im Umkreis.

Ps 44:15 Du hast uns den heidnischen Stämmen zum Spottlied gemacht, zur Verachtung unter den Völkern.

Ps 44:16 Mein Schimpf steht allezeit mir vor Augen, und Schande bedeckt mein Antlitz:

Ps 44:17 Vor dem Lärm des schmähenden Spötters, vor dem Blick des racheschnaubenden Feindes.

Ps 44:18 Dies alles kam über uns, und doch hatten wir dich nicht vergessen und den Bund mit dir nicht verletzt.

Ps 44:19 Unser Herz ist nicht abgewichen, unser Schritt nicht abgebogen von deinem Pfad.

Ps 44:20 Dennoch schlugst du uns nieder am Ort der Schakale und bedecktest uns mit Finsternis.

Ps 44:21 Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen und die Hände zu fremden Göttern erhoben,

Ps 44:22 würde das Gott nicht erfahren? Er, der doch die Herzensgeheimnisse kennt!

Ps 44:23 Ja, deinetwillen mordet man uns die ganze Zeit, sind wir den Schlachtschafen gleichgeachtet.

Ps 44:24 Wach auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache! Verwirf nicht für immer!

Ps 44:25 Warum verbirgst du dein Antlitz, denkst nicht an unsere Not und Bedrängnis?

Ps 44:26 Ja, in den Staub gebeugt ist unser Leben, am Boden klebt unser Leib!

Ps 44:27 Erhebe dich, komm uns zu Hilfe! Erlöse uns um deiner Barmherzigkeit willen!

 

Psalmen Kapitel 45

 

Ps 45:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Von den Korachiten. Weisheitsgedicht, Liebeslied.]

Ps 45:2 Mein Herz schlägt höher zum Festgedicht, ich singe dem König mein hehres Lied. Meine Zunge ist gleich dem Griffel des hurtigen Schreibers.

Ps 45:3 Du bist der Schönste unter den Menschen, Anmut strömt über deine Lippen; darum hat dich Gott für immer gesegnet.

Ps 45:4 Gürte dein Schwert um die Hüften, du Held, deinen prächtigen Schmuck!

Ps 45:5 Glück auf! Ziehe hin für die Sache der Treue und rechten Ergebenheit! Deine rechte Hand soll dich furchterregende Taten lehren!

Ps 45:6 Deine Pfeile sind scharf, Völker wirst du erschrecken; denn sie treffen ins Herz der Feinde des Königs.

Ps 45:7 Dein Thron bleibt wie Gottes Thron für immer und ewig. Ein gerechtes Zepter ist dein Königszepter.

Ps 45:8 Du liebst das Recht und hassest das Unrecht. Deshalb hat dich der Herr, dein Gott, mit Freudenöl gesalbt vor deinen Gefährten.

Ps 45:9 Von Myrrhe, Aloë und Kassia duften alle deine Gewänder. Aus dem Elfenbeinpalast erfreut dich das Saitenspiel.

Ps 45:10 Eine Königstochter steht da in deinem kostbaren Schmuck: die Gemahlin zu deiner Rechten in Ophir-Gold.

Ps 45:11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr! Vergiß dein Volk und dein Vaterhaus!

Ps 45:12 Der König begehrt deine Schönheit, er ist ja dein Herr; so huldige ihm!

Ps 45:13 Es suchen deine Gunst mit Geschenken die Tochter Tyrus, mit all ihren Schätzen die Reichsten des Volkes.

Ps 45:14 Tritt ein, Königstochter, in Geflechten von Gold, gekleidet in bunte Gewänder!

Ps 45:15 Jungfrauen führt man zum König als ihr Gefolge, ihre Gespielinnen bringt man zu dir.

Ps 45:16 Man führt sie mit Freuden und Jubel, sie treten ein in den Königspalast.

Ps 45:17 An Stelle deiner Ahnen erstehen dir Söhne; du kannst sie zu Fürsten machen im ganzen Land.

Ps 45:18 Ich verkünde dir Ruhm durch alle Geschlechter. Deshalb werden Völker dich preisen auf immer und ewig.

 

Psalmen Kapitel 46

 

Ps 46:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Nach "Mädchen". Ein Psalm.]

Ps 46:2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als Hilfe in Nöten vielfach bewährt.

Ps 46:3 Darum fürchten wir nichts, mag auch die Erde sich wandeln, mögen Berge taumeln in Meerestiefen.

Ps 46:4 Mögen seine Wasser tosen und brausen, mögen Berge erbeben, wenn es sich aufbäumt: Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel]

Ps 46:5 Ein Strom, dessen Arme die Gottesstadt erfreuen, ist das Allerheiligste der Wohnstatt des Höchsten:

Ps 46:6 Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nie wanken; ihre Hilfe ist Gott beim Anbruch des Morgens.

Ps 46:7 Völker toben, Reiche wanken; er läßt seine Donnerstimme ertönen, und die Erde zergeht.

Ps 46:8 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel]

Ps 46:9 Kommt und schaut die Werke des Herrn, der Entsetzen verbreitet auf Erden!

Ps 46:10 Kriegen macht er ein Ende bis an der Erde Grenzen. Bogen zerbricht er, Speere zerschlägt er, Wagen verbrennt er im Feuer.

Ps 46:11 "Gebt nach und erkennt, daß ich Gott bin, erhaben unter den Völkern, erhaben auf Erden!"

Ps 46:12 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel]

 

Psalmen Kapitel 47

 

Ps 47:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.]

Ps 47:2 Ihr Völker alle, spendet Beifall! Jauchzet Gott mit Jubelklang!

Ps 47:3 Denn furchtgebietend ist der Herr, der Höchste - ein großer König über alle Welt.

Ps 47:4 Völker warf er vor uns nieder, Stämme unter unsere Füße.

Ps 47:5 Er wählte unser Erbland für uns aus, die Ehre Jakobs, den er liebt. [Zwischenspiel]

Ps 47:6 Gott steigt empor beim Jubelschall, der Herr beim Schmettern der Posaune.

Ps 47:7 Singet unserem Gott, lobsinget! Singet unserm König, singet!

Ps 47:8 Denn Gott ist König über alle Welt. Ja, singt ein kunstgerechtes Lied!

Ps 47:9 Gott herrscht als König über Völker; Gott sitzt auf seinem heil'gen Thron.

Ps 47:10 Völkerfürsten scharen sich zusammen bei dem Gotte Abrahams. Ja, Gottes sind die Mächtigen der Erde; hoch erhaben ist er sehr.

 

Psalmen Kapitel 48

 

Ps 48:1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiten.]

Ps 48:2 Groß ist der Herr und hoch zu preisen in unseres Gottes Stadt.

Ps 48:3 Sein heiliger Berg in ragender Pracht ist die Wonne der ganzen Welt, der Sionsberg im äußersten Norden des Großkönigs Festung.

Ps 48:4 Gott erweist sich in ihren Palästen als Schutzburg.

Ps 48:5 Sieh doch, die Könige traten zusammen, rückten gemeinsam heran!

Ps 48:6 Kaum, daß sie schauten, da wurden sie ratlos, gerieten in Schrecken und Angst.

Ps 48:7 Beben erfaßte sie dort, Zittern gleich einer Mutter in Wehen,

Ps 48:8 wie wenn Ostwind Schiffe von Tarsis zerschmettert.

Ps 48:9 Wie wir es gehört, so sahen wir es nun in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes. Auf ewig hat Gott sie gegründet. [Zwischenspiel]

Ps 48:10 Wir erwägen, Herr, deine Huld im Innern deines Tempels.

Ps 48:11 Wie dein ruhmvoller Name, o Gott, so reicht dein Lobpreis über die Grenzen der Erde. Voll von Gerechtigkeit ist deine Rechte.

Ps 48:12 Des freut sich der Sionsberg, es jauchzen die Landstädte Judas ob deiner Gerichtsentscheide.

Ps 48:13 Umschreitet den Sion, zieht um ihn herum und zählt seine Türme!

Ps 48:14 Beachtet seinen Wall, umsäumt auch seine Paläste! Dann könnt ihr dem künftigen Geschlecht erzählen:

Ps 48:15 "Ganz so ist der Herr, unser Gott, für immer und ewig! Er wird uns führen in Ewigkeit!"

 

Psalmen Kapitel 49

 

Ps 49:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.]

Ps 49:2 Höret dies, ihr Völker alle, lauschet, all ihr Erdbewohner,

Ps 49:3 ihr Bürger und ihr Herren, ihr Reichen samt den Armen!

Ps 49:4 Mein Mund trägt Weisheit vor; das Sinnen meines Herzens bietet Einsicht.

Ps 49:5 Ich will mein Ohr dem Weisheitsspruche neigen, zum Zitherklang mein Rätselfragen lösen!

Ps 49:6 Was soll ich mich fürchten in schlimmen Tagen, wenn die Bosheit meiner Verfolger mich umringt?

Ps 49:7 Sie verlassen sich auf ihr Vermögen, rühmen sich der Größe ihres Reichtums.

Ps 49:8 Doch loskaufen kann sich keiner oder Gott sein Lösegeld zahlen.

Ps 49:9 Der Loskauf seines Lebens ist zu teuer; er muß für immer davon Abstand nehmen,

Ps 49:10 daß er weiterleben könne und ewig nicht die Grube schaue.

Ps 49:11 Man sieht ja: Weise müssen sterben; genauso gehen Tor und Narr zugrunde. Sie hinterlassen ihr Vermögen anderen.

Ps 49:12 Gräber sind ihr Haus für ewig, ihre Wohnung immerdar, ob sie auch Länder einst ihr eigen nannten.

Ps 49:13 Der Mensch jedoch in seiner Pracht bedenkt das nicht; er gleicht dem Vieh, das stumm zugrunde geht. -

Ps 49:14 Dies ist das Los der Unbekümmerten, das Ende jener, denen die eigenen Sprüche gefallen: [Zwischenspiel]

Ps 49:15 Wie Schafe rennen sie zur Unterwelt hinab, der Tod weidet sie; geradewegs steigen sie hinunter ins Grab; ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.

Ps 49:16 Gott selbst aber kauft mein Leben los, da er mich den Krallen der Unterwelt entreißt. [Zwischenspiel]

Ps 49:17 Hab keine Angst, wenn einer reich wird, die Schätze seines Hauses sich mehren!

Ps 49:18 Denn beim Sterben nimmt er dies alles nicht mit, seine Schätze folgen ihm nicht hinab.

Ps 49:19 Mag er zeitlebens sich selber schmeicheln: "Man rühmt dich, weil du so tüchtig warst",

Ps 49:20 er muß doch zur Schar seiner Ahnen gehen, die ewig nicht mehr das Licht erblicken.

Ps 49:21 Der Mensch jedoch in seiner Pracht bedenkt das nicht; er gleicht dem Vieh, das stumm zugrunde geht.

 

Psalmen Kapitel 50

 

Ps 50:1 [Ein Psalm Asaphs.] Der Herr, der Gott der Götter, spricht und ruft die Erde an vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang.

Ps 50:2 Gott erstrahlt von Sion her, der Schönheit Krone.

Ps 50:3 Es naht unser Gott; er schweigt nicht länger. Verzehrendes Feuer zieht vor ihm her, rings um ihn ein gewaltiger Sturm.

Ps 50:4 Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, bereit, sein Volk zu richten:

Ps 50:5 "Schart meine Verehrer um mich, die beim Opfer den Bund mit mir schlossen!"

Ps 50:6 Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit, daß Gott selbst als Richter erscheint. [Zwischenspiel]

Ps 50:7 "So höre, mein Volk, ich will reden! Israel, ich klage dich an! Ich bin der Herr, dein Gott.

Ps 50:8 Nicht wegen deiner Schlachtopfer rüge ich dich, sind doch deine Brandopfer stets mir vor Augen.

Ps 50:9 Ich nehme den Jungstier aus deinem Stall nicht an, nicht Böcke aus deinen Hürden.

Ps 50:10 Mir gehört ja alles Wild des Waldes, die Tausende von Tieren auf meinen Bergen.

Ps 50:11 Ich kenne alle Vögel des Himmels; was sich regt auf der Flur, ist mein eigen.

Ps 50:12 Hätte ich Hunger, ich müßte es dir nicht sagen; mir gehört ja die Erde und was sie erfüllt.

Ps 50:13 Esse ich etwa das Fleisch von Stieren, oder trinke ich das Blut der Böcke?

Ps 50:14 Bringe Gott Dank als Opfer dar und entrichte dem Höchsten deine Gelübde!

Ps 50:15 Rufe mich an am Tag der Not! Ich werde dich erretten, und du sollst mich ehren!"

Ps 50:16 Zum Frevler aber spricht Gott: "Wieso zählst du meine Gebote auf, führst meinen Bund in deinem Munde?

Ps 50:17 Dabei hassest du doch die Zucht und setzest meine Worte hintan!

Ps 50:18 Siehst du einen Dieb, so freundest du dich mit ihm an, und mit Ehebrechern hältst du Gemeinschaft.

Ps 50:19 Deinen Mund gebrauchst du zur Schlechtigkeit, deine Zunge hält sich an Täuschung.

Ps 50:20 Gegen deinen Bruder redest du Schändliches, häufst Verleumdung auf den Sohn deiner Mutter.

Ps 50:21 Solches tust du. Würde ich schweigen, so könntest du glauben, ich sei gleich wie du. Ich klage dich an und rücke es dir vor Augen!

Ps 50:22 Merkt euch das, ihr Gottvergessenen! Sonst richte ich ein Blutbad an, und niemand kann retten!

Ps 50:23 Wer Dank als Opfer entrichtet, der ehrt mich, und wer meinen Pfad

 

Psalmen Kapitel 51

 

Ps 51:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids,

Ps 51:2 als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem er sich mit Batseba vergangen hatte.]

Ps 51:3 Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner Huld; nach deiner großen Güte tilge meine Missetaten!

Ps 51:4 Wasche meine Sünde völlig von mir ab und mach mich rein von meiner Schuld!

Ps 51:5 Denn ich erkenne meine Missetaten, meine Schuld steht dauernd mir vor Augen.

Ps 51:6 Gegen dich allein hab' ich gesündigt und getan, was dir mißfällt, so daß du recht behältst in deinem Urteilsspruch und unanfechtbar bleibst in deinem Rechtsentscheid.

Ps 51:7 Sieh doch, in Sünde wurde ich geboren, in Schuld empfing mich meine Mutter.

Ps 51:8 Siehe, du liebst die Wahrheit auch im Verhüllten, und über Verborgenes lehrst du mich Weisheit.

Ps 51:9 Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde, wasche mich, daß ich weißer werde als Schnee!

Ps 51:10 Laß mich Frohlocken und Freude vernehmen, dann jubeln die Glieder, die du zermalmt hast!

Ps 51:11 Verbirg dein Antlitz vor meiner Schuld und tilge all meine Sünden!

Ps 51:12 Ein reines Herz erschaffe mir, Gott, und gefestigten Geist mach neu in meiner Brust!

Ps 51:13 Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht und deinen heiligen Geist nimm nicht von mir!

Ps 51:14 Gib mir die Wonne deines Heiles wieder, und hochgesinnter Geist sei meine Stütze!

Ps 51:15 Dann will ich die Verirrten deine Wege lehren, daß Sünder sich zu dir bekehren.

Ps 51:16 Entreiße mich dem blutigen Tod, o Gott, mein Helfergott, daß meine Zunge jauchzt ob deiner Milde!

Ps 51:17 Herr, öffne du mir meine Lippen, so wird mein Mund dein Lob verkünden!

Ps 51:18 Denn Schlachtopfergaben gefallen dir nicht, und brächte ich Brandopfer dar, du möchtest es nicht.

Ps 51:19 Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zerknirschtes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verschmähen.

Ps 51:20 Handle in deiner Gnade gütig an Sion, erbaue wieder die Mauern Jerusalems!

Ps 51:21 Dann wirst du Gefallen haben an richtigen Opfern [Brandopfern und Ganzopfern]; dann legt man Jungstiere auf deinen Altar.

 

Psalmen Kapitel 52

 

Ps 52:1 [Dem Chorleiter. Weisheitslied von David,

Ps 52:2 als der Edomiter Doëg kam und Saul die Meldung machte: "David ist ins Haus Achimelechs gekommen."]

Ps 52:3 Was rühmst du dich der Bosheit, du Gewaltmensch, beschimpfest Gott die ganze Zeit?

Ps 52:4 Verderben planst du; deine Zunge gleicht einem scharfen Messer und vollbringt Täuschung.

Ps 52:5 Böses ist dir lieber als Gutes, Lüge lieber als rechte Rede. [Zwischenspiel]

Ps 52:6 Du liebst lauter verwirrende Reden, du falsche Zunge!

Ps 52:7 Doch Gott wird dich verderben für immer. Er zerbricht dich und reißt dich weg aus dem Wohnzelt, entwurzelt dich aus dem Land der Lebendigen. [Zwischenspiel]

Ps 52:8 Die Gerechten werden es schauen und erschaudern; sie werden über ihn spotten:

Ps 52:9 "Seht da den Mann, der nicht Gott zu seiner Zuflucht machte, vielmehr auf seinen großen Reichtum vertraute, Zuflucht suchte bei seiner Verderbtheit!"

Ps 52:10 Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes. Auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig.

Ps 52:11 Ich will dich preisen in Ewigkeit, weil du machtvoll eingegriffen; ich hoffe auf deinen Namen, denn er ist gütig, angesichts deiner Frommen.

 

Psalmen Kapitel 53

 

Ps 53:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David,

Ps 53:2 Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, der nach Gott fragt.

Ps 53:3 Doch sie sind alle abgewichen, restlos verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger.

Ps 53:4 Kommen denn nie zur Einsicht die Übeltäter alle, die mein Volk verschlingen, wie man Brot ißt, nicht aber den Herrn anrufen?

Ps 53:5 Dabei müssen sie gewaltig erschrecken;

Ps 53:6 denn Gott zerstreut die Glieder der Ruchlosen; sie werden beschämt, da der Herr sie verwirft.

 

Psalmen Kapitel 54

 

Ps 54:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David,

Ps 54:2 als die Siphiter kamen und Saul meldeten: "David hält sich bei uns verborgen."]

Ps 54:3 Gott, durch deinen Namen rette mich, durch deine Macht schaffe mir Recht!

Ps 54:4 Höre mein Gebet, o Gott, vernimm die Worte meines Mundes!

Ps 54:5 Denn Stolze erheben sich wider mich, Gewalttätige trachten mir nach dem Leben. Sie haben Gott nicht vor Augen. [Zwischenspiel]

Ps 54:6 Siehe, Gott ist mein Helfer! Der Herr ist die Stütze meines Lebens.

Ps 54:7 Das Unheil falle zurück auf meine Gegner! Vernichte sie nach deiner Treue!

Ps 54:8 So will ich dir gerne Opfer bringen, will deinen Namen preisen, Herr, weil er so gütig ist.

Ps 54:9 Denn aus aller Not errettet er mich, und mein Auge weidet sich an meinen Feinden.

 

Psalmen Kapitel 55

 

Ps 55:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David.]

Ps 55:2 Vernimm, o Gott, mein Gebet, verschließ dich nicht meinem Flehen!

Ps 55:3 Merke auf mich und erhöre mich, ich irre umher in meinem Jammer.

Ps 55:4 Entsetzt bin ich über das Lärmen des Feindes, über den Andrang des Frevlers. Denn mit Unheil überhäufen sie mich, greifen mich wütend an.

Ps 55:5 Es bebt das Herz in meiner Brust, Todesschrecken stürzen auf mich.

Ps 55:6 Furcht und Zittern kommen über mich, Grauen bedeckt mich.

Ps 55:7 Ich dachte: O hätte ich Schwingen wie eine Taube! Ich flöge fort und ließe mich ruhig nieder.

Ps 55:8 Ja, in weite Fernen möchte ich fliehen, in der Wüste verweilen! [Zwischenspiel]

Ps 55:9 Ich möchte eilends eine Zuflucht suchen vor dem Toben des Sturmwinds.

Ps 55:10 Verwirre, Herr, zerspalte ihre Sprache; denn Gewalttat muß ich sehen und Streitigkeiten in der Stadt.

Ps 55:11 Sie umschleichen diese Tag und Nacht auf ihren Mauern, in ihrem Innern herrschen Unheil und Bedrängnis.

Ps 55:12 Verderben wohnt in ihrer Mitte. Von ihrem Markte weichen nicht Bedrückung und Betrug.

Ps 55:13 Denn würde mein Feind mich schmähen, ich könnte es ertragen, und würde mein Gegner sich gegen mich erheben, ich könnte mich bergen vor ihm.

Ps 55:14 Du aber, mein Gefährte, mein Vertrauter und Bekannter,

Ps 55:15 die wir zusammen süße Gemeinschaft erlebten, zum Gotteshause wallten im Festgedränge!

Ps 55:16 Der Tod falle über sie her! Lebendig sollen sie zur Unterwelt fahren! Denn nur Bosheit haust in ihrer Wohnung mitten unter ihnen.

Ps 55:17 Ich jedoch rufe zu Gott, und der Herr möge mir helfen!

Ps 55:18 Am Abend, am Morgen, am Mittag will ich seufzen und stöhnen; er hört meine Stimme.

Ps 55:19 Er bringt mein Leben in Sicherheit aus dem Kampf gegen mich, mögen auch viele wider mich sein.

Ps 55:20 Gott erhört! Er beugt sie nieder, er, der thront von Anbeginn. [Zwischenspiel] Besserung liegt ihnen fern, und Gott fürchten sie nicht.

Ps 55:21 Jener hob die Hand gegen seinen Freund und entweihte sein Bündnis.

Ps 55:22 Glatter als Butter sind seine Reden, doch Kampf plant sein Herz. Geschmeidiger als Öl sind seine Worte, und doch sind sie Schwerter.

Ps 55:23 Wirf auf den Herrn deine Sorge, und er wird dich erhalten; er läßt den Gerechten ewig nicht wanken.

Ps 55:24 Du, o Gott, wirst sie stürzen in die Grube des Verderbens. Wer sich mit Blut und Betrug verschuldet, erreicht nicht die Hälfte seiner Tage. Ich aber vertraue auf dich, o Herr.

 

Psalmen Kapitel 56

 

Ps 56:1 [Dem Chorleiter. Nach "Taube ferner Eichen". Von David. Geschriebenes Lied, als ihn die Philister in Gat ergriffen.]

Ps 56:2 Erbarme dich meiner, o Gott, denn Menschen stellen mir nach! Die ganze Zeit bedrängen sie mich feindlich.

Ps 56:3 Die ganze Zeit stellen meine Gegner mir nach; ja, viele sind es, die wider mich kämpfen.

Ps 56:4 Du hebst mich empor, wenn ich in Furcht bin; ich vertraue auf dich.

Ps 56:5 Auf Gott, dessen Wort ich preise, auf Gott vertraue ich ohne Furcht. Was kann mir ein Sterblicher antun?

Ps 56:6 Den ganzen Tag führen sie verletzende Reden, gegen mich sind all ihre Pläne gerichtet.

Ps 56:7 Zum Schaden lauern und spähen sie, achten auf meine Schritte, da sie mir nach dem Leben trachten.

Ps 56:8 Für die Schlechtigkeit sollst du ihnen vergelten; stürze im Zorn die Völker, o Gott!

Ps 56:9 Mein Elend hast du aufgeschrieben, meine Tränen sind gesammelt in deinem Krug, in deinem Buch.

Ps 56:10 Dann müssen meine Feinde rückwärts weichen, sobald ich um Hilfe rufe. Des bin ich gewiß: Gott ist für mich!

Ps 56:11 Auf Gott, dessen Wort ich preise [auf den Herrn, dessen Wort ich preise],

Ps 56:12 auf Gott vertraue ich ohne Furht. Was können Menschen mir antun?

Ps 56:13 Gelübde, die ich dir machte, Gott, verpflichten mich, Dankopfer entrichte ich dir.

Ps 56:14 Denn du hast mein Leben vor dem Tode bewahrt, ja vor dem Fall meine Füße; so darf ich wandeln vor Gott im Licht der Lebendigen.

 

Psalmen Kapitel 57

 

Ps 57:1 [Dem Chorleiter. Nach "Laß nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied, als er vor Saul in die Höhle floh.]

Ps 57:2 Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; denn bei dir suche ich Zuflucht. Ja, im Schatten deiner Flügel suche ich Zuflucht, bis das Unheil vorüber ist.

Ps 57:3 Gott rufe ich an, den Höchsten, Gott, der es für mich vollbringt.

Ps 57:4 Er wird mir vom Himmel Hilfe senden, wird alle beschämen, die mir nach dem Leben trachten. Gott wird seine Gnade und Treue senden. [Zwischenspiel]

Ps 57:5 Mitten unter Löwen muß ich weilen, die gierig Menschen verschlingen. Ihre Zähne sind Speere und Pfeile, ihre Zunge ist ein geschärftes Schwert.

Ps 57:6 Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz!

Ps 57:7 Sie legten meinen Füßen ein Netz und wollten mich niederzwingen. Sie hoben vor mir eine Grube aus, doch stürzten sie selber mitten hinein. [Zwischenspiel]

Ps 57:8 Getrost ist mein Herz, o Gott, getrost ist mein Herz; ich will singen und spielen!

Ps 57:9 Wach auf, mein Gemüt, wach auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken.

Ps 57:10 Vor den Völkern will ich dir danken, Herr, vor den Nationen dich preisen!

Ps 57:11 Denn groß bis zum Himmel ist deine Huld, und bis zu den Wolken reicht deine Treue.

Ps 57:12 Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz!

 

Psalmen Kapitel 58

 

Ps 58:1 [Dem Chorleiter. Nach "Laßt nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied.]

Ps 58:2 Sprecht ihr in Wahrheit Recht, ihr Götter? Richtet ihr gerecht die Menschen?

Ps 58:3 Nein, mit bösem Herzen handelt ihr, Unrecht wägen eure Hände ab im Lande.

Ps 58:4 Abtrünnig sind die Frevler vom Mutterschoße an, von Geburt an gehen Lügenredner in die Irre.

Ps 58:5 Sie haben Gift wie Schlangengift, wie eine taube Natter, die ihr Ohr verschließt,

Ps 58:6 nicht auf die Stimme der Beschwörer achtet, nicht auf den klugen Zaubermeister.

Ps 58:7 Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Rachen, zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen!

Ps 58:8 Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras auf dem Wege verwelken!

Ps 58:9 Sie mögen der Schnecke gleichen, die kriechend zerfließt, der Fehlgeburt eines Weibes, die niemals die Sonne schaut!

Ps 58:10 Sie seien wie Reisig, das noch frisch die Glut schon hinwegrafft, bevor ihre Kochtöpfe es zu spüren bekommen.

Ps 58:11 Der Gerechte wird sich freuen, wenn er Rache sieht, seine Füße im Blute des Frevlers baden kann.

Ps 58:12 Dann werden die Leute sagen: "Fürwahr, der Gerechte empfängt seinen Lohn; ja, es gibt einen Gott, der Gericht hält auf Erden!"

 

Psalmen Kapitel 59

 

Ps 59:1 [Dem Chorleiter. Nach "Laß nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied, als Saul hinschickte und man das Haus bewachte, um ihn zu töten (1Sam 19,11).]

Ps 59:2 Vor meinen Feinden rette mich, mein Gott, behüte mich vor meinen Widersachern!

Ps 59:3 Rette mich vor Übeltätern, schütze mich vor Blutbefleckten!

Ps 59:4 Denn sieh, man lauert auf mein Leben; Mächtige stellen mir nach. Und doch liegt keine Schuld auf mir und keine Sünde, Herr.

Ps 59:5 Obgleich ich Unrecht nicht beging, stürmen sie an und stellen sich auf. Erwache, komm mir entgegen und schau!

Ps 59:6 Du bist ja, Herr der Heerscharen, Israels Gott! Wach auf, um alle Völker zu strafen! Verschone keinen treulosen Sünder! [Zwischenspiel]

Ps 59:7 Jeden Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und durchschweifen die Stadt.

Ps 59:8 Siehe, sie lästern mit ihrem Mund, Schwerter sind ihre Lippen: "Es gibt keinen (Gott), der hört!"

Ps 59:9 Du aber, Herr, lachst ihrer; du spottest aller Völker.

Ps 59:10 Mein Hort, auf dich will ich achten; denn Gott ist meine hohe Burg.

Ps 59:11 Mein gütiger Gott kommt mir entgegen, Gott läßt mich herabblicken auf meine Gegner.

Ps 59:12 Töte sie nicht, damit es mein Volk nie vergesse! Zerstreue sie durch deine Macht und wirf sie nieder, Herr, unser Schild!

Ps 59:13 Wegen der Sünde ihres Mundes und der Rede ihrer Lippen sollen sie sich fangen in ihrem Stolz! Wegen des Fluches und wegen der Lüge, die sie sprechen,

Ps 59:14 vertilge im Zorn, vertilge, daß keiner mehr übrigbleibt! Dann wird man erkennen, daß Gott herrscht in Jakob und bis an die Enden der Erde. [Zwischenspiel]

Ps 59:15 Jeden Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und durchschweifen die Stadt.

Ps 59:16 Sie streunen umher nach Nahrung; werden sie nicht satt, so verbleiben sie die Nacht hindurch.

Ps 59:17 Ich aber besinge deine Macht und preise am Morgen deine Huld. Denn du bist für mich eine hohe Burg und eine Zuflucht am Tage der Not.

Ps 59:18 Mein Hort, dir will ich singen; denn Gott ist meine hohe Burg, mein gütiger Gott.

 

Psalmen Kapitel 60

 

Ps 60:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilie". Ein Zeugnis. Geschriebenes Lied. Von David, zum Lehren,

Ps 60:2 als er gegen die Aramäer des Zweistromlandes und die Aramäer von Zoba kämpfte, und als Joab umkehrte und die Edomiter im Salztale schlug, zwölftausend Mann (2Sam 8).]

Ps 60:3 Gott, du hast uns verworfen, zerschlagen; du hast gezürnt, nun stelle uns wieder her!

Ps 60:4 Du hast die Erde erschüttert, gespalten; heile ihre Risse, denn sie wankt!

Ps 60:5 Du hast deinem Volke Hartes erwiesen, mit Taumelwein uns getränkt.

Ps 60:6 Deinen Frommen hast du ein Zeichen gegeben, sie sollten fliehen vor dem Bogen. [Zwischenspiel]

Ps 60:7 Damit deinen Lieblingen Rettung werde, hilf mit deiner Rechten, erhöre uns!

Ps 60:8 Gott hat bei seiner Heiligkeit versprochen: "Frohlockend will ich Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen!

Ps 60:9 Mein ist Gilead, und mein ist Manasse! Ephraim ist meines Hauptes Schutz, Juda mein Herrscherstab.

Ps 60:10 Mein Waschbecken ist Moab, auf Edom setze ich meinen Schuh, über Philistäa will ich triumphieren!"

Ps 60:11 Wer bringt mich zur befestigten Stadt, wer geleitet mich nach Edom?

Ps 60:12 Hast nicht du, o Gott, uns verworfen und bist nicht ausgezogen, o Gott, mit unseren Heeren?

Ps 60:13 Gewähre uns Beistand vor dem Feind; denn nichtig ist menschliche Hilfe!

Ps 60:14 Mit Gott entfalten wir Kraft. Er ist es, der unsere Gegner zertritt.

 

Psalmen Kapitel 61

 

Ps 61:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Von David.]

Ps 61:2 Höre, Gott, mein Flehen, achte auf mein Gebet!

Ps 61:3 Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, da mein Herz verzagt. Führe du mich auf den Felsen, der für mich zu hoch!

Ps 61:4 Du bist ja meine Zuflucht, ein starker Turm vor dem Feind.

Ps 61:5 In deinem Zelte möchte ich für immer weilen, möchte mich im Schutze deiner Flügel bergen! [Zwischenspiel]

Ps 61:6 Denn du, o Gott, hörst meine Gelübde, erfüllst das Verlangen aller, die deinen Namen fürchten.

Ps 61:7 Mehre dem König die Tage seines Lebens! Seine Jahre mögen dauern von Geschlecht zu Geschlecht!

Ps 61:8 Vor Gottes Antlitz throne er ewig! Huld und Treue mögen ihn behüten!

Ps 61:9 So will ich deinem Namen allzeit lobsingen, meine Gelübde entrichten Tag für Tag!

 

Psalmen Kapitel 62

 

Ps 62:1 [Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Psalm Davids.]

Ps 62:2 Auf Gott allein harrt still meine Seele, von ihm kommt mir Hilfe.

Ps 62:3 Er nur ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, daß ich nicht wanke.

Ps 62:4 Wie lange bedrängt ihr einen einzelnen Mann, stürmt ihr alle heran wie gegen eine sinkende Wand, eine stürzende Mauer?

Ps 62:5 Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen, sie lieben die Lüge; mit ihrem Munde segnen sie, in ihrem Herzen fluchen sie. [Zwischenspiel]

Ps 62:6 Auf Gott allein harre still, meine Seele! Denn von ihm stammt meine Hoffnung.

Ps 62:7 Er nur ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, daß ich nicht wanke.

Ps 62:8 Auf Gott ruht mein Heil und mein Ruhm; mein starker Fels, meine Zuflucht ist Gott.

Ps 62:9 Vertrau auf ihn, du ganze Volksgemeinde! Schüttet euer Herz ihm aus! Gott ist unsere Zuflucht. [Zwischenspiel]

Ps 62:10 Nur ein Hauch sind die Sterblichen, Täuschung die Menschen! Auf der Waage schnellen sie hoch, insgesamt leichter als ein Hauch.

Ps 62:11 Verlaßt euch nicht auf Gewalt, setzt nicht leere Hoffnung auf Raub! Wenn der Reichtum wächst, hängt das Herz nicht daran!

Ps 62:12 Eines hat Gott gesprochen, zwei Dinge sind es, die ich vernahm: daß Gottes die Macht ist

Ps 62:13 und bei dir, Herr, die Gnade. Ja, du vergiltst einem jeden nach seinem Tun.

 

Psalmen Kapitel 63

 

Ps 63:1 [Ein Psalm von David, als er in der Wüste war.]

Ps 63:2 Gott, du bist mein Gott, dich suche ich! Meine Seele dürstet nach dir, mein Leib schmachtet nach dir wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.

Ps 63:3 So schaue ich im Heiligtum nach dir aus, um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.

Ps 63:4 Denn deine Huld ist köstlicher als Leben; meine Lippen sollen dich preisen.

Ps 63:5 So will ich dich rühmen mein Leben lang, in deinem Namen die Hände erheben!

Ps 63:6 Wie an Fett und Mark kann ich mich sättigen; mit jubelnden Lippen lobsingt mein Mund,

Ps 63:7 wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, in den Nachtwachen mich vertiefe in dich.

Ps 63:8 Du bist mir ja zur Hilfe geworden, im Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Ps 63:9 Meine Seele hängt an dir, deine Rechte hält mich fest.

Ps 63:10 Doch wer mir zum Verderben nach dem Leben trachtet, muß in die Tiefen der Erde versinken.

Ps 63:11 Der Gewalt des Schwertes gibt man sie preis, sie werden den Schakalen zur Beute.

Ps 63:12 Doch der König freut sich in Gott. Es rühmen sich alle, die bei ihm schwören; denn verschlossen wird den Lügnern der Mund.

 

Psalmen Kapitel 64

 

Ps 64:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids.]

Ps 64:2 Höre, Gott, meinen klagenden Ruf, vor Feindesschrecken schütze mein Leben!

Ps 64:3 Birg mich vor der Rotte der Bösen, vor dem Toben der Übeltäter!

Ps 64:4 Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, zielen mit dem Pfeil ihrer giftigen Rede,

Ps 64:5 um aus dem Versteck den Schuldlosen zu treffen, ihn jählings zu treffen ohne Bedenken.

Ps 64:6 Eine schlimme Sache vereinbaren sie, besprechen sich, heimlich Fallen zu legen. Sie sagen: "Wer wird sie sehen?"

Ps 64:7 Sie sinnen auf Frevel, verbergen den ersonnenen Plan; das Innere eines jeden und das Herz ist ein Abgrund.

Ps 64:8 Aber Gott wird mit dem Pfeile sie treffen, plötzlich verspüren sie Wunden.

Ps 64:9 Er bringt sie zu Fall ob ihrer Zunge; wer sie erblickt, schüttelt den Kopf.

Ps 64:10 Da geraten alle Menschen in Furcht; sie verkünden das Eingreifen Gottes und verstehen sein Walten.

Ps 64:11 Der Gerechte freut sich des Herrn und findet Zuflucht bei ihm. Es rühmen sich alle redlichen Herzen.

 

Psalmen Kapitel 65

 

Ps 65:1 [Dem Chorleiter. Psalm Davids. Ein Lied.]

Ps 65:2 Dir gebührt Lobpreis, o Gott, in Sion; dir erfüllt man Gelöbnisse.

Ps 65:3 Du erhörst die Gebete. Zu dir kommt alles Volk mit seiner Sündenlast.

Ps 65:4 Sind unsere Vergehen zu schwer für uns, so vergibst du sie.

Ps 65:5 Glücklich, wen du auserwählst und zu dir rufst, daß er in deinen Höfen wohne! Wir wollen uns am Segen deines Hauses laben, deines heiligen Tempels!

Ps 65:6 Mit furchtgebietenden Taten erhörst du uns voll Güte, Gott unseres Heiles, du Hoffnung aller Enden der Erde und der entlegensten Inseln!

Ps 65:7 Du hast die Berge hingestellt durch deine Kraft, mit Stärke dich umgürtet.

Ps 65:8 Du stillst das Brausen der Meere, das Brausen ihrer Wogen und das Tosen der Völker.

Ps 65:9 Ehrfurcht erfüllt die Bewohner der äußersten Grenzen vor deinen Zeichen, Morgen- und Abendland bringst du zum Jubeln.

Ps 65:10 Du hast die Erde aufgesucht, sie überflutet und überreich getränkt. Mit Wasser ist gefüllt der Gottesbach. Ihr Korn bereitest du den Menschen. Ja, so bereitest du die Erde:

Ps 65:11 Du bewässerst ihre Furchen, ebnest ihre Schollen, machst sie weich mit Regenschauern, segnest ihr Gewächs.

Ps 65:12 Du krönst das Jahr mit deiner guten Gabe, deine Pfade triefen von Üppigkeit.

Ps 65:13 Es triefen die Auen der Steppe, mit Jubel die Höhen sich gürten.

Ps 65:14 Die Anger sind mit Herden bekleidet, die Täler in Korn gehüllt. Sie jauchzen sich zu und singen.

 

Psalmen Kapitel 66

 

Ps 66:1 [Dem Chorleiter. Ein Lied. Ein Psalm.] Jubelt Gott, alle Länder!

Ps 66:2 Singt vom Ruhm seines Namens, entbietet ihm ehrenden Lobgesang!

Ps 66:3 Sprecht zu Gott: "Wie ehrfurchtgebietend sind deine Werke! Ob deiner gewaltigen Macht huldigen dir deine Feinde.

Ps 66:4 Alle Welt neige sich vor dir, singe dir, besinge deinen Namen!" [Zwischenspiel]

Ps 66:5 Kommt und schaut das Wirken Gottes! Schauervoll ist sein Walten über den Menschen.

Ps 66:6 Er verwandelt das Meer in trockenes Land, zu Fuß durchschritt man den Strom. So wollen wir seiner uns freuen!

Ps 66:7 Ewig herrscht er in seiner Kraft, seine Augen achten auf die Völker, die Widerspenstigen können sich nicht erheben. [Zwischenspiel]

Ps 66:8 Preist, ihr Völker, unsern Gott! Laßt laut sein Lob erschallen!

Ps 66:9 Er hat uns am Leben erhalten, hat unseren Fuß nicht zum Wanken gebracht.

Ps 66:10 Ja, du hast uns geprüft, o Gott, geläutert, wie man das Silber läutert.

Ps 66:11 Du ließest uns ins Netz geraten, legtest Fesseln um unsere Hüften.

Ps 66:12 Menschen ließest du uns über die Köpfe fahren; wir mußten durch Feuer und Wasser gehen; doch du führtest uns hinaus in die Freiheit.

Ps 66:13 So komme ich mit Brandopfern in dein Haus und will dir meine Gelübde erfüllen,

Ps 66:14 wozu meine Lippen sich aufgetan, und die mein Mund in der Not versprochen.

Ps 66:15 Mastschafe bringe ich dir zum Brandopfer dar samt dem Opferduft von Widdern. Rinder und Böcke entrichte ich. [Zwischenspiel]

Ps 66:16 Kommt und vernehmt, ihr Gottesfürchtigen alle, ich will erzählen, wie er an mir getan!

Ps 66:17 Mit meinem Munde rief ich zu ihm, und Lobpreis war auf meiner Zunge.

Ps 66:18 Hätte ich Unrecht entdeckt in meinem Herzen, so hätte der Herr kein Gehör verliehen.

Ps 66:19 Doch wahrlich, Gott hat gehört, geachtet auf mein lautes Gebet.

Ps 66:20 Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht verwarf und seine Gnade mir nicht versagte!

 

Psalmen Kapitel 67

 

Ps 67:1 [Dem Chorleiter. Zum Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.]

Ps 67:2 Gott sei uns gnädig und segne uns! Er lasse uns sein Antlitz leuchten! [Zwischenspiel]

Ps 67:3 So wird man auf Erden dein Walten erkennen, unter allen Völkern deine Hilfe.

Ps 67:4 Die Völker sollen dich preisen, Gott, es sollen dich preisen die Völker alle!

Ps 67:5 Nationen sollen sich freuen und jubeln; denn du regierst die Völker gerecht und lenkst die Nationen auf Erden. [Zwischenspiel]

Ps 67:6 Die Völker sollen dich preisen, Gott, es sollen dich preisen die Völker alle!

Ps 67:7 Das Land hat seinen Ertrag geliefert. Es segnet uns Gott, unser Gott.

Ps 67:8 Es segnet uns Gott, und ihn sollen fürchten alle Enden der Erde!

 

Psalmen Kapitel 68

 

Ps 68:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. Ein Lied.]

Ps 68:2 Gott erhebt sich. Da zerstieben seine Feinde, seine Gegner fliehen vor ihm.

Ps 68:3 Wie flüchtiger Rauch verweht, wie Wachs vor dem Feuer zerfließt, so vergehen die Frevler vor Gottes Antlitz.

Ps 68:4 Doch die Gerechten freuen sich und jubeln vor dem Angesicht Gottes; sie jauchzen vor Freude.

Ps 68:5 Singet Gott, preist seinen Namen! Bahnt einen Weg ihm, der durch die Steppen einherfährt! Freut euch des Herrn und jubelt vor ihm!

Ps 68:6 Vater der Waisen und Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnstatt.

Ps 68:7 Vereinsamte bringt Gott nach Hause, Gefangene führt er heraus ins Heil, nur Trotzige bleiben in dürrem Land.

Ps 68:8 Gott, als du herzogst vor deinem Volke, als du einherschrittest in der Wüste, [Zwischenspiel]

Ps 68:9 da bebte die Erde, ja es triefte der Himmel vor Gott [am Sinai], vor Gott, dem Gott Israels.

Ps 68:10 Großmütig sandtest du Regen, o Gott, dein verschmachtendes Erbland hast du erquickt.

Ps 68:11 Dein zeltendes Volk fand Wohnung darin; du erquicktest den Armen in deiner Güte, o Gott.

Ps 68:12 Der Herr gab Befehl, der großen Heereszug verkündete.

Ps 68:13 Die Könige der Heere flohen, ja flohen, und die Frau im Hause verteilte die Beute.

Ps 68:14 Mögt ihr (andern) auch lagern am warmen Herd - die Flügel der Taube sind bedeckt mit Silber und ihre Schwingen mit gelbem Gold.

Ps 68:15 Als der Allmächtige Könige zerstreute, damals schneite es auf dem Zalmon. -

Ps 68:16 Ein erhabenes Gebirge ist Basans Gebirge, ein gipfelreiches Gebirge ist Basans Gebirge.

Ps 68:17 Warum schaut ihr voll Neid, ihr gipfelreichen Berge, auf den Berg, den Gott sich zum Sitz erkor, ja, auf dem der Herr für ewige Zeiten thront?

Ps 68:18 Der Wagen Gottes sind zehntausende, abertausende! Der Herr kam vom Sinai ins Heiligtum gezogen.

Ps 68:19 Du stiegst zur Höhe empor, führtest Gefangene mit, empfingst Geschenke von den Menschen, selbst von jenen, die sich sträubten, zu wohnen beim Herrn und Gott.

Ps 68:20 Gepriesen sei der Herr Tag für Tag! Er trägt unsre Last; Gott ist unsre Hilfe. [Zwischenspiel]

Ps 68:21 Gott ist für uns ein helfender Gott! Der Herr und Gebieter weiß Auswege vor dem Tod.

Ps 68:22 Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen, der einhergeht in seinen Sünden.

Ps 68:23 Der Herr hat gesprochen: "Aus Basan bringe ich heim, bringe heim aus den Tiefen des Meeres,

Ps 68:24 daß dein Fuß sich bade in Blut, die Zunge deiner Hunde Anteil bekomme an den Feinden."

Ps 68:25 Man schaut deinen Einzug, o Gott, den Einzug meines Gottes, meines Königs, ins Heiligtum:

Ps 68:26 Voraus ziehen die Sänger, dann folgen die Saitenspieler inmitten paukenschlagender Mädchen.

Ps 68:27 "In Gruppen lobpreist Gott, lobpreist den Herrn, ihr vom Stamm Israels!"

Ps 68:28 Da ist Benjamin - klein, doch ihr Führer -, die Fürsten von Juda mit Jubelrufen, die Fürsten von Sebulun, die Fürsten von Naphtali!

Ps 68:29 Entbiete, o Gott, deine Macht, die göttliche Macht, die du an uns erwiesen,

Ps 68:30 von deinem Tempel her über Jerusalem! Dir sollen Könige Gaben bringen! -

Ps 68:31 Bedrohe das Tier im Schilf, die Rotte der Stiere unter den Völkerkälbern! Tritt nieder, die Wohlgefallen haben an Silber! Zerstreue die Völker, die Kriege wünschen!

Ps 68:32 Man bringe aus Ägypten eherne Geräte, Kusch erhebe seine Hände zu Gott!

Ps 68:33 Ihr Reiche der Erde, singet Gott, preiset den Herrn! [Zwischenspiel]

Ps 68:34 Ihn, der hinfährt über den Himmel, den ewigen Himmel! Siehe, er läßt seine Stimme ertönen, die mächtige Stimme!

Ps 68:35 Rühmt Gottes Macht! Über Israel strahlt seine Hoheit, bis zu den Wolken seine Macht.

Ps 68:36 Furchtgebietend ist Gott von seinem Heiligtum her. Israels Gott gibt seinem Volke Kraft und Stärke. Gepriesen sei Gott!

 

Psalmen Kapitel 69

 

Ps 69:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Von David.]

Ps 69:2 Hilf mir, Gott, denn das Wasser geht mir schon bis zur Kehle!

Ps 69:3 Ich versinke in tiefem Schlamm und finde keinen Halt. In Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut reißt mich hinweg.

Ps 69:4 Erschöpft bin ich vom Rufen, heiser ist meine Kehle; meine Augen versagen vor lauter Warten auf meinen Gott.

Ps 69:5 Zahlreicher als meines Hauptes Haare sind die, welche ohne Grund mich hassen. Stark sind meine Verderber, meine lügnerischen Feinde. Was ich nicht geraubt, das soll ich erstatten.

Ps 69:6 Gott, du allein kennst meine Torheit, meine Sünden sind dir nicht verborgen.

Ps 69:7 Durch mich mögen keine Enttäuschung erleben, die deiner harren, o Herr, der Heerscharen Herr! Durch mich sollen keine Beschämung erleiden, die dich suchen, Israels Gott!

Ps 69:8 Denn deinetwillen ertrage ich Schmach, bedeckt Schande mein Antlitz.

Ps 69:9 Fremd geworden bin ich meinen Brüdern, unbekannt den Söhnen meiner Mutter.

Ps 69:10 Denn der Eifer für dein Haus verzehrte mich, und die Schmähungen aller, die dich schmähten, fielen auf mich.

Ps 69:11 Ich quälte mich selbst mit Fasten; doch es trug mir nur Schmähung ein.

Ps 69:12 Das Trauerkleid nahm ich mir zum Gewand und wurde Ziel ihres Spottes.

Ps 69:13 Die im Tore sitzen, befassen sich mit mir, desgleichen die spöttelnden Lieder der Zecher.

Ps 69:14 Ich aber richte, Herr, mein Gebet zu dir zur Zeit der Gnade, o Gott. Erhöre mich in deiner großen Huld durch deine treue Hilfe!

Ps 69:15 Entreiße mich dem Sumpf, damit ich nicht versinke! Möge ich vor meinen Hassern Rettung finden und vor den Wassertiefen!

Ps 69:16 Nicht reiße die Wasserflut mich fort, die Tiefe verschlinge mich nicht, der Brunnen verschließe nicht über mir seinen Schlund!

Ps 69:17 Erhöre mich, Herr; denn gütig ist deine Huld! Nach deiner großen Barmherzigkeit wende dich mir zu!

Ps 69:18 Verbirg dein Antlitz nicht vor deinem Knecht! Ich bin in Not; erhöre mich recht bald!

Ps 69:19 Komm doch zu mir, erlöse mich! Befreie mich um meiner Feinde willen!

Ps 69:20 Du kennst ja meine Schmach, und vor dir stehen alle meine Widersacher.

Ps 69:21 Die Schmach bricht mir das Herz; meine Schande und mein Schimpf sind unheilbar. Ich hoffte zwar auf Mitleid, doch vergebens, auf Tröster, aber keinen fand ich.

Ps 69:22 Sie gaben mir als Nahrung Gift und Essig für den Durst als Trank.

Ps 69:23 Möge ihr Tisch vor ihnen zur Falle werden, und ihre Opfermahle seien zum Fangnetz!

Ps 69:24 Ihre Augen mögen erlöschen, daß sie nicht sehen; ihre Hüften laß immerdar wanken!

Ps 69:25 Schütte aus über sie deinen Grimm, deine Zornesglut soll sie treffen!

Ps 69:26 Ihr Lagerplatz möge veröden, und niemand wohne in ihren Zelten!

Ps 69:27 Denn sie verfolgen, den du bereits schlugst, und mehren den Schmerz dessen, den du getroffen.

Ps 69:28 Häufe ihnen Schuld auf Schuld, daß sie vor dir nie recht bekommen!

Ps 69:29 Sie seien gelöscht aus dem Buch der Lebendigen, nicht aufgezeichnet bei den Gerechten!

Ps 69:30 Ich aber bin elend und leidend; deine Hilfe, o Gott, richte mich auf!

Ps 69:31 Im Lied will ich loben den Namen Gottes, will ihn hoch erheben im Danklied.

Ps 69:32 Das gefällt dem Herrn besser als Opferstiere, als Farren mit Hörnern und Klauen.

Ps 69:33 Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch! Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!

Ps 69:34 Denn der Herr hört auf die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht.

Ps 69:35 Himmel und Erde mögen ihn preisen, die Meere und alles, was darin sich bewegt!

Ps 69:36 Denn Gott wird Sion erretten und die Städte Judas wieder erbauen, so daß man dort Wohnung und Besitz finden kann.

Ps 69:37 Die Kinder seiner Diener werden es erben; wer seinen Namen liebt, wird darin weilen.

 

Psalmen Kapitel 70

 

Ps 70:1 [Dem Chorleiter. Von David. Zum Weihrauchopfer.]

Ps 70:2 Sei gewillt, o Gott, mich zu retten! Herr, eile mir zu Hilfe!

Ps 70:3 Voll Schande und Schmach seien alle, die mir nach dem Leben trachten! Beschämt sollen rückwärts weichen, die über mein Unglück schadenfroh sind!

Ps 70:4 Umkehren sollen vor Schande, die mich verhöhnen: "Hui, hui!"

Ps 70:5 Doch jubeln und deiner sich freuen sollen alle, die dich suchen! Wer deine Hilfe liebt, soll immerdar sprechen: "Groß ist Gott!"

Ps 70:6 Ich aber bin elend und arm! Gott, eile, mir beizustehen! Meine Hilfe und mein Retter bist du; Herr, halte dich nicht zurück!

 

Psalmen Kapitel 71

 

Ps 71:1 Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht, möge ich niemals enttäuscht werden!

Ps 71:2 In deiner Gerechtigkeit rette mich und befreie mich! Neige dein Ohr mir zu und bring mir Hilfe!

Ps 71:3 Sei mir ein sicherer Fels, eine feste Burg, um mir zu helfen! Ja, mein Fels und meine Feste bist du!

Ps 71:4 Mein Gott, befreie mich aus der Hand des Frevlers, aus der Faust des Verbrechers und Bedrückers!

Ps 71:5 Du bist ja, Herr, meine Hoffnung, mein Vertrauen, Herr, von Jugend an.

Ps 71:6 Auf dich verlasse ich mich vom Mutterleib an, vom Mutterschoß an bist du mein Hort. Dir gilt mein Lobpreis allezeit.

Ps 71:7 Wie ein Schreckenszeichen war ich für viele, doch du bist meine starke Zuflucht.

Ps 71:8 Mein Mund ist voll deines Lobes, den ganzen Tag voll deiner Verherrlichung.

Ps 71:9 Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters, wenn die Kraft mir schwindet, verlaß mich nicht!

Ps 71:10 Denn meine Feinde reden über mich; die auf mein Leben lauern, beraten sich gemeinsam.

Ps 71:11 Sie sagen: "Gott hat ihn verlassen! Verfolgt und ergreift ihn; er hat ja keinen Retter!"

Ps 71:12 Gott, sei mir nicht fern! Mein Gott, eile mir zu Hilfe!

Ps 71:13 Vor Scham vergehen sollen alle, die meinem Leben nachstellen! In Schimpf und Schande sollen sich hüllen, die mein Unglück erstreben!

Ps 71:14 Ich aber will allezeit hoffen und all deinen Ruhm noch mehren!

Ps 71:15 Mein Mund verkündet deine Gerechtigkeit, zu jeder Zeit deine Hilfe. Denn die Schreibkunst verstehe ich nicht.

Ps 71:16 Ich komme um der Großtaten des Herrn willen; einzig deine Gerechtigkeit, Herr, besinge ich.

Ps 71:17 Gott, du hast mich belehrt von Jugend an, und bis jetzt verkünde ich deine Wunder.

Ps 71:18 Auch wenn ich alt werde und grau, Gott, verlaß mich nicht, bis ich jedem künftigen Geschlecht berichte von deinem (machtvollen) Arm!

Ps 71:19 Gott, dein Machterweis und deine Gerechtigkeit reichen bis zur Himmelshöhe. Großes hast du vollbracht; Gott, wer ist dir gleich?

Ps 71:20 Du ließest mich Nöte erleiden, viele und schlimme. Du wirst mich wieder beleben und aus den Tiefen der Erde mich wieder heraufführen.

Ps 71:21 Mehre meine Würde und spende von neuem mir Trost!

Ps 71:22 Dann will ich dich preisen mit Harfenklang, deine Treue preisen, mein Gott! Auf der Zither will ich dir spielen, Heiliger Israels!

Ps 71:23 Meine Lippen sollen frohlocken bei meinem Spiel und meine Seele, die du erlöst hast!

Ps 71:24 Auch meine Zunge soll allezeit von deiner Gerechtigkeit reden: wie in Schande und Schmach geriet, wer mein Unglück erstrebte.

 

Psalmen Kapitel 72

 

Ps 72:1 [Von Salomo.] Gott, gib dein Richteramt dem König, dein gerechtes Walten dem Königssohn!

Ps 72:2 Er richte dein Volk in Gerechtigkeit und deine Bedrängten nach Recht!

Ps 72:3 Mögen die Berge dem Volke Wohlfahrt bringen, die Hügel Gerechtigkeit!

Ps 72:4 Den Bedrängten im Volke schaffe er Recht, helfe den Söhnen des Armen und zermalme den Bedrücker!

Ps 72:5 Er lebe, solange die Sonne scheint und der Mond, von Geschlecht zu Geschlecht!

Ps 72:6 Er sei dem Regen gleich, der auf den Rasen fällt, den Regenschauern, die das Land benetzen!

Ps 72:7 In seinen Tagen blühe das Recht und Fülle des Heils, bis kein Mond mehr scheint!

Ps 72:8 Er herrsche von Meer zu Meer, vom Euphratstrom bis an die Enden der Erde!

Ps 72:9 Die Gegner sollen vor ihm sich beugen und seine Feinde den Staub lecken!

Ps 72:10 Die Könige von Tarsis und den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige von Saba und Seba Gaben entrichten!

Ps 72:11 Alle Könige sollen ihm huldigen, alle Völker ihm dienstbar sein!

Ps 72:12 Denn er befreit den Armen, wenn er um Hilfe ruft, den Bedrängten und den, der keinen Helfer hat.

Ps 72:13 Er erbarmt sich des Geringen und Armen, das Leben der Armen rettet er.

Ps 72:14 Aus Bedrückung und Gewalt erlöst er ihr Leben; denn kostbar ist in seinen Augen ihr Blut.

Ps 72:15 Er lebe, und Gold aus Saba gebe man ihm! Man bete ständig für ihn, erflehe ihm allezeit Segen!

Ps 72:16 Fülle von Korn sei im Lande; selbst auf den Gipfeln der Berge woge es! Üppig wie der Libanon sei seine Frucht, und seine Halme mögen blühen wie das Gras des Feldes!

Ps 72:17 Sein Name sei ewig gelobt! Solange die Sonne scheint, bleibe sein Name! In ihm mögen sich segnen alle Geschlechter, alle Völker sollen ihn glücklich preisen! -

Ps 72:18 Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, der allein Wunder wirkt!

Ps 72:19 Ja, gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit, und die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit! Amen. Amen.

Ps 72:20 [Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes des Isai.]

 

Psalmen Kapitel 73

 

Ps 73:1 [Psalm Asaphs.] Lauter Güte ist Gott gegen den Frommen, der Herr gegen alle, die reinen Herzens sind.

Ps 73:2 Mir aber wären fast die Füße ausgeglitten, ums Haar hätten meine Schritte den Halt verloren.

Ps 73:3 Denn ich war eifersüchtig auf die Prahler, als ich den Wohlstand der Frevler betrachtete.

Ps 73:4 Sie haben ja keine Beschwerden, gesund und wohlgenährt ist ihr Leib.

Ps 73:5 Von menschlicher Mühsal sind sie frei, werden nicht wie andere Leute von Plagen getroffen.

Ps 73:6 Deshalb ist Hochmut ihr Halsschmuck, Gewalttätigkeit umhüllt sie wie ein Gewand.

Ps 73:7 Aus gefühlloser Brust geht ihre Schuld hervor, die Ränke des Herzens entströmen ihr.

Ps 73:8 Sie höhnen und führen böse Reden, drohen von oben herab mit Bedrückung.

Ps 73:9 Sie reichen mit ihrem Mund bis zum Himmel und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf.

Ps 73:10 Darum wendet sich mein Volk ihnen zu und kann Wasser in Fülle schlürfen.

Ps 73:11 Sie sprechen: "Wie sollte Gott das wissen? Gibt es überhaupt ein Wissen beim Höchsten?"

Ps 73:12 Siehe, so sind die Frevler! Für immer im Glück, steigern sie den Wohlstand.

Ps 73:13 Ganz umsonst hielt ich rein mein Herz und wusch meine Hände in Unschuld.

Ps 73:14 Tagtäglich fühlte ich mich geschlagen und jeden Morgen gezüchtigt.

Ps 73:15 Hätte ich gedacht: "Ich will reden wie jene", dann hätte ich das Geschlecht deiner Söhne verraten.

Ps 73:16 So sann ich nach, dies zu begreifen; es erschien mir als eine große Qual,

Ps 73:17 bis ich zum Heiligtum Gottes kam, wo ich ihr Ende erfahren wollte.

Ps 73:18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Boden, in Täuschungen läßt du sie stürzen.

Ps 73:19 Wie sind sie doch schnell zum Entsetzen geworden, verschwunden, vergangen vor Schrecken

Ps 73:20 gleich einem Traum, der beim Erwachen vergeht; man beachtet sein Schattenbild nicht mehr beim Aufstehn.

Ps 73:21 Als mein Herz verbittert war und mein Inneres gepeinigt,

Ps 73:22 da war ich töricht und unvernünftig; wie dummes Vieh benahm ich mich vor dir.

Ps 73:23 Dennoch bin ich stets bei dir; du hast meine rechte Hand ergriffen.

Ps 73:24 Nach deinem Ratschluß führst du mich und nimmst mich hernach in Ehren auf.

Ps 73:25 Wen habe ich sonst im Himmel, und außer dir begehre ich nichts auf Erden.

Ps 73:26 Mögen Leib und Herz mir vergehen, Gott ist mein Anteil für ewig.

Ps 73:27 Denn wer sich von dir entfernt, geht zugrunde; du vernichtest alle, die dich treulos verlassen.

Ps 73:28 Doch für mich ist Gottes Nähe mein Glück. Ich setze auf den Herrn mein Vertrauen, will alle deine Werke verkünden.

 

Psalmen Kapitel 74

 

Ps 74:1 [Weisheitslied von Asaph.] Warum, o Gott, hast du für immer verstoßen, lodert dein Zorn wider die Schafe deiner Weide?

Ps 74:2 Gedenke deiner Gemeinde, die du vor alters erworben, die du erkauft als Stamm dir zu eigen, des Berges Sion, auf dem du Wohnung genommen!

Ps 74:3 Lenke deine Schritte zu den ewigen Trümmern! Alles hat der Feind im Heiligtum verwüstet.

Ps 74:4 Deine Widersacher lärmten an deiner Versammlungsstätte, stellten als Banner ihre Feldzeichen auf.

Ps 74:5 Es sah aus, wie wenn man die Axt schwingt im Waldesdickicht.

Ps 74:6 Sie zerschlugen mit Beil und Hacke das gesamte Schnitzwerk.

Ps 74:7 An dein Heiligtum legten sie Feuer, entweihten bis auf den Grund die Wohnstatt deines Namens.

Ps 74:8 Sie dachten bei sich: "Wir wollen sie insgesamt unterdrücken!" Sie verbrannten alle Gottesstätten im Lande.

Ps 74:9 Unsre eigenen Feldzeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und keiner ist unter uns, der wüßte, wie lang es dauert.

Ps 74:10 Wie lang, o Gott, darf der Gegner lästern, darf der Feind deinen Namen immerfort schmähen?

Ps 74:11 Warum ziehst du deine Hand hinweg, hältst deine Rechte im Schoß zurück?

Ps 74:12 Du, Herr, bist mein König seit je, der rettende Taten auf Erden vollbringt.

Ps 74:13 Du hast in deiner Kraft das Meer erschüttert, auf den Fluten die Köpfe der Drachen zerschmettert.

Ps 74:14 Du hast des Seedrachen Köpfe zerschlagen, gabst ihn den Haien zum Fraße.

Ps 74:15 Du ließest aufbrechen Quelle und Bach und legtest nie versiegende Ströme trocken.

Ps 74:16 Dein ist der Tag und dein auch die Nacht, du hast Leuchte und Sonne befestigt.

Ps 74:17 Du hast alle Zonen der Erde bestimmt, Sommer und Winter hast du gemacht.

Ps 74:18 So denke daran: Der Feind schmäht den Herrn, ein törichtes Volk lästert deinen Namen!

Ps 74:19 Gib das Leben deiner Bekenner nicht dem Verderben preis, das Leben deiner Gebeugten vergiß nicht für immer!

Ps 74:20 Blicke auf deinen Bund! Denn angefüllt sind die finsteren Winkel des Landes als Stätten der Gewalttat.

Ps 74:21 Laß den Unterdrückten nicht beschämt abziehen! Der Bedrängte und Arme preise deinen Namen!

Ps 74:22 Erhebe dich, Gott, führe deinen Streit! Denke daran, wie die Toren beständig dich schmähen!

Ps 74:23 Vergiß nicht das Lärmen deiner Widersacher! Das Toben deiner Gegner steigt dauernd empor.

 

Psalmen Kapitel 75

 

Ps 75:1 [Dem Chorleiter. "Zerstöre nicht!" Psalm Asaphs. Ein Lied.]

Ps 75:2 Wir preisen dich, Gott, wir preisen! Die deinen Namen anrufen, erzählen deine Wundertaten. -

Ps 75:3 "Sobald ich die Zeit für reif erachte, halte ich gerechtes Gericht.

Ps 75:4 Ob auch die Erde wankt und alle, die auf ihr wohnen, ich selbst habe ihre Säulen fest gegründet." [Zwischenspiel]

Ps 75:5 Ich warne die Prahler: Prahlet nicht!, und die Frevler: Hebt die Stirn nicht zu hoch!

Ps 75:6 Hebt eure Stirn nicht zur Himmelshöhe empor, redet nicht Vermessenes wider den "Fels":

Ps 75:7 "Nein, weder vom Anfang noch vom Niedergang noch von der Wüste und den Bergen (kommt das Gericht)!"

Ps 75:8 Vielmehr ist Gott der Richter. Den einen erniedrigt er, den andern erhöht er.

Ps 75:9 Denn ein Kelch ist in der Hand des Herrn: schäumender Wein voller Würze. Er reicht ihn von einem zum andern; selbst seine Hefe müssen sie schlürfen; trinken müssen alle Frevler der Erde.

Ps 75:10 Ich aber werde jubeln für immer, werde preisen den Gott Jakobs!

Ps 75:11 Er zerbricht allen Frevlern das trotzige Haupt; hoch erhebt sich das Haupt des Gerechten.

 

Psalmen Kapitel 76

 

Ps 76:1 [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Psalm Asaphs. Ein Lied.]

Ps 76:2 In Juda hat Gott sich kundgetan, groß ist sein Name in Israel.

Ps 76:3 In Salem erstand sein Gezelt, seine Wohnstätte auf dem Sion.

Ps 76:4 Dort zerbrach er die Brandpfeile des Bogens, Schild, Schwert und Kriegswaffe. [Zwischenspiel]

Ps 76:5 Furchtbar bist du, herrlicher als die ewigen Berge!

Ps 76:6 Zur Beute wurden die beherzten Recken, sanken hin in ihren Schlaf, allen Kriegshelden versagten die Hände.

Ps 76:7 Von deinem Drohwort, Gott Jakobs, wurden Wagenlenker und Roß betäubt.

Ps 76:8 Furchtbar bist du! Wer kann bestehen vor dir bei deinem heftigen Zorn?

Ps 76:9 Vom Himmel her läßt du das Urteil vernehmen. Die Erde erschrickt und verstummt,

Ps 76:10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht, um allen Bedrängten auf Erden zu helfen. [Zwischenspiel]

Ps 76:11 Denn Hamat-Aram preist dich, und der Rest von Hamat feiert dich.

Ps 76:12 Macht Gelübde und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! Alle Völker ringsum sollen dem Furchtbaren Gaben bringen!

Ps 76:13 Er beugt den Hochmut der Fürsten, zeigt sich als furchtbar den Königen der Erde.

 

Psalmen Kapitel 77

 

Ps 77:1 [Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Von Asaph. Ein Psalm.]

Ps 77:2 Meine Stimme erhebt sich zu Gott, ich rufe laut; meine Stimme erhebt sich zu Gott, daß er mich höre.

Ps 77:3 Zur Zeit meiner Drangsal suche ich den Herrn. Des Nachts ist meine Hand unermüdlich ausgestreckt. Meine Seele will sich nicht trösten lassen.

Ps 77:4 Denke ich an Gott, so muß ich seufzen, grüble ich nach, so verzagt mein Geist. [Zwischenspiel]

Ps 77:5 Meine Augenlider bleiben geöffnet; voll Unruhe bin ich und finde kein Wort.

Ps 77:6 Ich sinne über die früheren Zeiten, denke an die Jahre der Vorzeit.

Ps 77:7 Bei Nacht erwäge ich im Herzen, grüble nach, und es forscht mein Geist:

Ps 77:8 Verstößt denn der Herr für ewige Zeiten? Wird er nie wieder gnädig sein?

Ps 77:9 Ist seine Huld für immer zu Ende, ist sein Wort verstummt für alle Geschlechter?

Ps 77:10 Hat Gott das Erbarmen vergessen, sein Mitleid im Zorn erstickt? [Zwischenspiel]

Ps 77:11 Ich spreche: "Das ist mein Schmerz, daß sich die mächtige Hand des Höchsten geändert hat!"

Ps 77:12 Ich gedenke der Taten des Herrn, ja, ich gedenke deiner früheren Wunder.

Ps 77:13 Ich erwäge all deine Werke, grüble nach über deine Taten.

Ps 77:14 Gott, dein Walten ist heilig! Welcher Gott ist so groß wie unser Gott?

Ps 77:15 Du bist der Gott, der Wunder vollbringt! Du hast unter den Völkern deine Kraft erwiesen.

Ps 77:16 Mit starkem Arm hast du dein Volk erlöst, die Söhne Jakobs und Josephs. [Zwischenspiel]

Ps 77:17 Es sahen dich die Wasser, o Gott, es sahen dich die Wasser und bebten; selbst die Weltmeere zitterten.

Ps 77:18 Wasser ergossen die Wolken, Donner entsandte das Gewölk, auch deine Pfeile fuhren dahin.

Ps 77:19 Laut rollte dein Donner wie ein Rad, Blitze erhellten den Erdkreis. Die Erde bebte und schwankte.

Ps 77:20 Durch das Meer ging dein Weg, dein Pfad durch riesige Wasser, und deine Spuren waren nicht zu erkennen.

Ps 77:21 Du führtest dein Volk gleich einer Herde durch die Hand des Moses und Aaron.

 

Psalmen Kapitel 78

 

Ps 78:1 [Weisheitslied von Asaph.] Höre, mein Volk, auf meine Lehre, neigt euer Ohr den Worten meines Mundes!

Ps 78:2 Zu einem Spruchgedicht will ich meinen Mund auftun, will Rätselhaftes künden aus früherer Vorzeit.

Ps 78:3 Was wir gehört und vernommen, was unsere Väter erzählten,

Ps 78:4 das wollen wir nicht ihren Söhnen verhehlen; für das kommende Geschlecht erzählen wir es: die Ruhmestaten des Herrn und seine Stärke, seine Wunder, die er vollbrachte.

Ps 78:5 Eine Vorschrift erließ er in Jakob, ein Gesetz stellte er in Israel auf, als er unseren Vätern befahl, sie ihren Söhnen kundzutun,

Ps 78:6 damit das kommende Geschlecht es wisse, die künftig geborenen Söhne. Auch sie sollten sich erheben und ihren Kindern davon erzählen,

Ps 78:7 damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzen und niemals die Gottestaten vergessen, sondern seine Gebote befolgen.

Ps 78:8 Sie sollten nicht werden wie ihre Väter, ein trotziges, widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht mit wankelmütigem Herzen und treulosem Sinn gegen Gott.

Ps 78:9 [Die Ephraimiten, gewappnet als Bogenschützen, kehrten den Rücken am Tage der Schlacht.]

Ps 78:10 Den Bund mit Gott hielten sie nicht und wollten nicht wandeln nach seinem Gesetz.

Ps 78:11 Sie vergaßen seine Taten und Wunder, die er ihnen gezeigt.

Ps 78:12 Vor ihren Vätern hat er Wunder gewirkt im Lande Ägypten, in der Gegend von Zoan.

Ps 78:13 Er zerteilte das Meer und führte sie hindurch, das Wasser ließ er feststehen wie einen Damm.

Ps 78:14 Er geleitete sie in der Wolke bei Tag, die ganze Nacht im Feuerschein.

Ps 78:15 Er spaltete Felsen in der Wüste und spendete Trank gleich Meeresfluten.

Ps 78:16 Aus dem Gestein ließ er Bäche rinnen und Wasser gleich Strömen herabfließen.

Ps 78:17 Sie aber fuhren fort, gegen ihn zu sündigen, den Höchsten zu kränken im dürren Land.

Ps 78:18 Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, als sie Speise verlangten für ihre Gier.

Ps 78:19 Sie redeten wider Gott und sprachen: "Kann wohl Gott einen Tisch in der Wüste decken?

Ps 78:20 Wohl schlug er den Felsen, daß Wasser flossen und Bäche strömten; doch wird er auch Speise geben können und Fleisch seinem Volke verschaffen?"

Ps 78:21 Als daher der Herr dies hörte, wurde er zornig; ein Feuer entbrannte gegen Jakob, und Zorn erhob sich gegen Israel.

Ps 78:22 Denn sie hatten Gott nicht geglaubt und auf seine Hilfe nicht vertraut.

Ps 78:23 Doch er gebot den Wolken droben und tat die Türen des Himmels auf.

Ps 78:24 Er ließ auf sie Manna zur Speise regnen und gab ihnen Himmelskorn.

Ps 78:25 Brot der Engel aßen die Menschen, Nahrung sandte er ihnen in Fülle.

Ps 78:26 Den Ostwind ließ er am Himmel aufbrechen, führte den Südwind heran in seiner Stärke.

Ps 78:27 Nun ließ er Fleisch auf sie regnen wie Staub, flatternde Vögel wie Meeressand.

Ps 78:28 Mitten in sein Lager ließ er sie fallen, rings um seine Wohnstatt herum.

Ps 78:29 Sie aßen und wurden übersatt; er hatte ihnen besorgt, wonach sie begehrten.

Ps 78:30 Noch war ihre Gier nicht gestillt, noch hatten sie Speise in ihrem Mund,

Ps 78:31 da erhob sich Gottes Zorn gegen sie. Er tötete die Stärksten unter ihnen und streckte Israels Jünglinge nieder.

Ps 78:32 Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder.

Ps 78:33 Da ließ er ihre Tage wie nichts vergehen, ihre Jahre in erschreckender Hast.

Ps 78:34 Gab er sie dem Tode preis, dann suchten sie ihn, kehrten um und mühten sich eilends um Gott.

Ps 78:35 Dann dachten sie daran, daß Gott ihr Fels und der höchste Gott ihr Erlöser ist.

Ps 78:36 Sie täuschten ihn mit ihrem Mund, und mit ihrer Zunge belogen sie ihn.

Ps 78:37 Ihr Herz hielt nicht an ihm fest, und seinem Bunde blieben sie nicht treu.

Ps 78:38 Doch er war gnädig, vergab die Schuld, verzichtete auf Vernichtung. Er drängte gar oft seinen Zorn zurück und weckte nicht seinen ganzen Grimm.

Ps 78:39 Er gedachte vielmehr, daß sie nur Fleisch sind, ein Hauch, der dahingeht und nimmer wiederkehrt.

Ps 78:40 Wie oft kränkten sie ihn in der Wüste, beleidigten ihn in der Steppe!

Ps 78:41 Immer wieder versuchten sie Gott und betrübten den Heiligen Israels.

Ps 78:42 Sie dachten nicht mehr an seine Hand, an den Tag, da er sie vom Feind erlöste,

Ps 78:43 als er in Ägypten seine Zeichen vollbrachte und seine Wunder in der Gegend von Zoan.

Ps 78:44 Er wandelte ihre Nilarme in Blut, so daß sie deren Gewässer nicht trinken konnten.

Ps 78:45 Er sandte gegen sie Fliegen, sie zu verzehren, und Frösche, sie zu vernichten.

Ps 78:46 Ihre Ernte gab er dem Feldhüpfer preis, der Heuschrecke den Ertrag ihrer Arbeit.

Ps 78:47 Ihre Weinstöcke zerschlug er mit Hagel, ihre Maulbeerfeigen mit Schloßen.

Ps 78:48 Ihr Vieh übergab er der Pest, ihre Herden den Seuchen.

Ps 78:49 Er sandte wider sie seine Zornesglut, Grimm, Wut und Bedrängnis, ein Heer unheilbringender Boten.

Ps 78:50 Er ließ seinem Zorn freien Lauf, schützte sie nicht vor dem Tod, sondern übergab ihr Leben der Pest.

Ps 78:51 Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, den Erstling ihrer Kraft in den Zelten Chams.

Ps 78:52 Dann ließ er wie Schafe sein Volk aufbrechen, leitete sie in der Wüste wie eine Herde.

Ps 78:53 Er führte sie sicher, und sie brauchten nichts zu fürchten, doch ihre Feinde bedeckte das Meer.

Ps 78:54 Er brachte sie in sein heiliges Land, zum Berg, den seine Rechte erworben.

Ps 78:55 Völker vertrieb er vor ihnen, teilte sie mit der Meßschnur als Erbbesitz zu, ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.

Ps 78:56 Doch sie versuchten und kränkten Gott, den Höchsten, hielten seine Vorschriften nicht.

Ps 78:57 Sie wurden treulos und abtrünnig gleich ihren Vätern, wandten sich um wie ein erschlaffender Bogen.

Ps 78:58 Sie erzürnten ihn mit ihrem Höhendienst und reizten ihn mit ihren Götzenbildern.

Ps 78:59 Das nahm Gott wahr und ergrimmte; heftig verwarf er Israel.

Ps 78:60 Seine Wohnstatt in Silo schlug er zu Boden, das Zelt, worin er wohnte unter den Menschen.

Ps 78:61 In Gefangenschaft gab er den Sitz seiner Macht, seine Zier in die Hand des Feindes.

Ps 78:62 Dem Schwert übergab er sein Volk und grollte gegen sein Erbe.

Ps 78:63 Seine Jünglinge fraß das Feuer, seine Jungfrauen hörten kein Brautlied.

Ps 78:64 Seine Priester fielen durch das Schwert, seine Witwen beweinten die Toten nicht.

Ps 78:65 Da erwachte der Herr wie ein Schlafender, wie ein Kriegsheld, der sich vom Weine erhebt.

Ps 78:66 Er schlug seine Feinde zurück, fügte ihnen dauernde Schmach zu.

Ps 78:67 Er verwarf das Zelt Josephs, Ephraims Stamm erwählte er nicht.

Ps 78:68 Vielmehr erwählte er Judas Stamm, den Sionsberg, den er liebte.

Ps 78:69 Er baute gleich Himmelshöhen sein Heiligtum, gleich der Erde, die er für ewig gegründet.

Ps 78:70 Er erwählte David, seinen Knecht, nahm ihn von den Schafpferchen weg.

Ps 78:71 Von den Muttertieren holte er ihn fort, daß er Jakob weide, sein Volk, und Israel, seinen Erbbesitz.

Ps 78:72 Und er weidete sie mit frommem Sinn, mit kluger Hand führte er sie.

 

Psalmen Kapitel 79

 

Ps 79:1 [Ein Psalm Asaphs.] Gott, Heidenvölker sind in dein Erbe eingedrungen, haben deinen heiligen Tempel entweiht, Jerusalem in Trümmern gelegt.

Ps 79:2 Sie gaben die Leichen deiner Diener den Vögeln des Himmels zum Fraß, das Fleisch deiner Frommen den Tieren des Feldes.

Ps 79:3 Sie vergossen ihr Blut wie Wasser rings um Jerusalem, und niemand begrub sie.

Ps 79:4 Wir wurden unsren Nachbarn zur Schmach, zum Hohn und Spott unsrer Umgebung.

Ps 79:5 Wie lange noch, Herr, willst du immerdar zürnen, soll brennen wie Feuer dein Ingrimm?

Ps 79:6 Ergieße deinen Zorn über die Völker, die dich nicht kennen, und über die Reiche, die deinen Namen nicht anrufen!

Ps 79:7 Denn sie haben Jakob verschlungen und seine Wohnstatt verwüstet.

Ps 79:8 Rechne uns nicht die Sünden der Vorfahren an! Eilends komme uns dein Erbarmen entgegen; denn wir sind ganz elend geworden.

Ps 79:9 Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Ehre deines Namens willen! Rette uns und vergib unsre Sünden deines Namens wegen!

Ps 79:10 Warum sollen die Heidenvölker sagen: "Wo bleibt denn ihr Gott?" Vor unseren Augen sollen die Heiden die Rache erfahren für das vergossene Blut deiner Diener!

Ps 79:11 Laß das Seufzen der Gefangenen zu dir dringen, in der Kraft deines Armes erhalte die dem Tode Geweihten!

Ps 79:12 Unsren Nachbarn vergilt siebenfach in ihren Schoß die Schmach, die sie dir, Herr, zugefügt!

Ps 79:13 Wir aber sind dein Volk, die Schafe deiner Weide. Wir wollen dir ewiglich danken, von Geschlecht zu Geschlecht deinen Ruhm verkünden!

 

Psalmen Kapitel 80

 

Ps 80:1 [Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Ein Zeugnis. Von Asaph. Ein Psalm.]

Ps 80:2 Du Hirt Israels, höre doch, der du Joseph leitest wie Schafe! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine

Ps 80:3 vor Ephraim, Benjamin und Manasse! Entbiete deine Macht und komm uns zu Hilfe!

Ps 80:4 Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre!

Ps 80:5 Herr der Heerscharen, wie lange noch zürnst du beim Gebet deines Volkes?

Ps 80:6 Du gabst ihm Tränenbrot zu essen und Zähren zu trinken in reichem Maß.

Ps 80:7 Du machtest uns zum Streitfall für unsre Nachbarn, und unsre Feinde verspotteten uns.

Ps 80:8 Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre!

Ps 80:9 Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, vertriebst Völker und pflanztest ihn ein.

Ps 80:10 Du schufest ihm Raum, da schlug er Wurzeln, erfüllte das Land.

Ps 80:11 Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, die Zedern Gottes von seinen Zweigen.

Ps 80:12 Er breitete seine Ranken aus bis ans Meer, seine Schößlinge bis zum Euphratstrom.

Ps 80:13 Warum hast du seine Mauern eingerissen, daß jeder von ihm erntet, der vorüberzieht?

Ps 80:14 Der Eber aus dem Wald zerpflückt ihn, die Tiere des Feldes weiden ihn ab.

Ps 80:15 Herr der Heerscharen, kehre doch um, blicke vom Himmel und sieh! Nimm dich dieses Weinstocks an

Ps 80:16 und des Gartens, den deine Rechte gepflanzt!

Ps 80:17 Die ihn verbrannten und zerstörten, sollen zugrunde gehen vor deinem drohenden Antlitz!

Ps 80:18 Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten, über dem Menschensohn, den du dir großzogst!

Ps 80:19 Wir aber wollen nicht von dir weichen! Erhalte uns am Leben, so werden wir deinen Namen anrufen!

Ps 80:20 Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre!

 

Psalmen Kapitel 81

 

Ps 81:1 [Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Von Asaph.]

Ps 81:2 Frohlocket Gott, unserer Stärke, jubelt dem Gotte Jakobs zu!

Ps 81:3 Stimmt den Gesang an, schlagt die Pauke, die liebliche Zither samt der Harfe!

Ps 81:4 Stoßt ins Horn am Neumond, am Vollmond, zum Tag unseres Festes!

Ps 81:5 So ist es nämlich Vorschrift für Israel, Pflicht gegen Jakobs Gott.

Ps 81:6 Als Gebot hat er es im Volke Josephs erlassen, als er auszog wider das Land Ägypten. Eine unbekannte Sprache vernahm ich:

Ps 81:7 "Ich habe seine Schulter von der Last befreit, seine Hände sind vom Tragkorb gelöst!

Ps 81:8 Du riefst in der Not, und ich befreite dich, gab dir Antwort im Donnergewölk. Ich stellte dich auf die Probe an den Wassern Meribas. [Zwischenspiel]

Ps 81:9 Höre, mein Volk, ich klage wider dich! Israel, möchtest du doch auf mich hören!

Ps 81:10 Keinen anderen Gott soll es bei dir geben, keinen fremden Gott darfst du verehren!

Ps 81:11 Ich, der Herr, bin dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten geführt. Öffne deinen Mund, so will ich ihn füllen!

Ps 81:12 Doch mein Volk hörte nicht auf meine Stimme, Israel gehorchte mir nicht.

Ps 81:13 Da überließ ich sie ihrer Herzensverhärtung; sie wollten nach eigenem Gutdünken wandeln.

Ps 81:14 Ach, daß mein Volk doch auf mich hörte, Israel auf meinen Wegen wandelte!

Ps 81:15 Wie bald wollte ich seine Feinde bezwingen und gegen seine Widersacher meine Hand wenden!

Ps 81:16 Die Gegner des Herrn müßten ihm sich ergeben, ihre Strafzeit würde ewig währen.

Ps 81:17 Ich würde es nähren mit fettem Weizen und mit Honig aus dem Felsen sättigen."

 

Psalmen Kapitel 82

 

Ps 82:1 [Psalm Asaphs.] Gott tritt auf in der Gottesversammlung, inmitten der Götter hält er Gericht:

Ps 82:2 "Wie lange wollt ihr ungerecht richten und für die Frevler Partei ergreifen? [Zwischenspiel]

Ps 82:3 Verteidigt den Geringen und Verwaisten, schafft Recht dem Bedrängten und Dürftigen!

Ps 82:4 Befreit den Geringen und Armen, entreißt ihn der Hand der Frevler!

Ps 82:5 Sie haben weder Verstand noch Einsicht, sie tappen im Dunkeln dahin. So wanken alle Grundfesten der Erde.

Ps 82:6 Ich hatte gedacht: "Ihr seid Götter und lauter Söhne des Höchsten."

Ps 82:7 Doch wahrlich, wie Menschen sollt ihr sterben und fallen wie irgendeiner der Fürsten!"

Ps 82:8 Erhebe dich, Gott, richte die Erde! Denn dein Eigentum sind sämtliche Völker.

 

Psalmen Kapitel 83

 

Ps 83:1 [Ein Lied. Psalm Asaphs.]

Ps 83:2 Herr, bleibe nicht still! Schweige nicht und ruhe nicht, o Gott!

Ps 83:3 Denn sieh, deine Feinde toben, und deine Gegner erheben das Haupt.

Ps 83:4 Wider dein Volk ersinnen sie listige Pläne, beraten sich gegen deine Schutzbefohlenen.

Ps 83:5 Sie sprechen: "Kommt, tilgen wir sie aus als Volk, es schwinde die Erinnerung an Israels Namen!"

Ps 83:6 Einmütig halten sie Rat, schließen ein Bündnis wider dich:

Ps 83:7 die Zelte Edoms, die Ismaeliter, Moab und die Hagriter,

Ps 83:8 Gebal, Ammon und Amalek, Philistäa samt den Bewohnern von Tyrus.

Ps 83:9 Auch Assur gesellt sich zu ihnen, leiht seinen Arm den Söhnen Lots. [Zwischenspiel]

Ps 83:10 Handle an ihnen wie an Sisera, wie an Jabin am Bache Kischon,

Ps 83:11 wie an Midian, das bei Endor vernichtet und zum Dünger des Bodens wurde.

Ps 83:12 Mache ihre Fürsten wie Oreb und Seeb, wie Sebach und Zalmunna alle ihre Anführer!

Ps 83:13 Sie sprachen ja: "Wir wollen uns die Gefilde Gottes erobern!"

Ps 83:14 Mein Gott, mache sie der Räderdistel gleich, der Spreu vor dem Wind!

Ps 83:15 Wie Feuer, das den Wald versengt, wie die Flamme, die Berge entzündet,

Ps 83:16 so jage sie mit deinem Orkan und schrecke sie mit deinem Sturm!

Ps 83:17 Mache ihr Antlitz voll Schmach, damit sie deinen Namen suchen, o Herr!

Ps 83:18 Für immer treffe sie Schande und Schrecken; sie sollen vor Scham zugrunde gehen!

Ps 83:19 So werden sie erkennen, daß du den Namen "Herr" trägst und allein der Höchste bist über die ganze Erde.

 

Psalmen Kapitel 84

 

Ps 84:1 [Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Von den Korachiten. Ein Psalm.]

Ps 84:2 Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Heerscharen!

Ps 84:3 Meine Seele lechzt, ja verzehrt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Herz, mein ganzer Leib, jubelt dem lebendigen Gott entgegen.

Ps 84:4 Findet doch der Sperling ein Heim, die Schwalbe ihr Nest, worin sie ihre Jungen birgt, bei deinen Altären, Herr der Heerscharen, mein König und mein Gott.

Ps 84:5 Selig, wer in deinem Hause wohnen darf, immerdar dich preisen kann! [Zwischenspiel]

Ps 84:6 Selig, die in dir ihre Stärke sehen, Pilgerfahrten im Sinne haben!

Ps 84:7 Sie, die durch das Baka-Tal wandern, das man zu einem Quellort machte; ja, mit Segen bedeckt es der Frühregen.

Ps 84:8 Sie gehen von Ringmauer zu Ringmauer; sie schauen den Gott der Götter in Sion.

Ps 84:9 Herr der Heerscharen, vernimm mein Gebet, höre, du Gott Jakobs! [Zwischenspiel]

Ps 84:10 Blicke, o Gott, auf unsren Schild, schaue auf das Antlitz deines Gesalbten!

Ps 84:11 Wahrlich, lieber ein Tag in deinen Vorhöfen als tausend in meiner Freiheit! Lieber auf der Schwelle liegen am Hause meines Gottes als in den Zelten des Frevels wohnen!

Ps 84:12 Denn der Herr ist Sonne und Schild, Huld und Ehre verleiht der Herr. Er versagt denen kein Gut, die in Unschuld wandeln.

Ps 84:13 Herr der Heerscharen, selig der Mensch, der auf dich vertraut!

 

Psalmen Kapitel 85

 

Ps 85:1 [Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.]

Ps 85:2 Herr, du warst deinem Lande gnädig gesinnt, hast das Schicksal Jakobs gewendet.

Ps 85:3 Die Schuld deines Volkes hast du vergeben, all seine Sünde zugedeckt. [Zwischenspiel]

Ps 85:4 Deinen ganzen Grimm hast du abgelegt, die Glut deines Zornes abgewendet.

Ps 85:5 Stell uns wieder her, Gott unseres Heiles, laß ab von deinem Groll wider uns!

Ps 85:6 Willst du uns für immer zürnen, deinen Zorn erstrecken von Geschlecht zu Geschlecht?

Ps 85:7 Willst du uns nicht wieder beleben, daß dein Volk froh werde in dir?

Ps 85:8 Laß uns, Herr, deine Gnade schauen und gewähre uns dein Heil!

Ps 85:9 Ich will hören, was der Herr spricht! Redet er nicht von Heil zu seinem Volke und seinen Frommen, zu denen, die ihr Herz ihm zuwenden?

Ps 85:10 Wahrlich, nahe ist sein Heil allen, die ihn fürchten; ja, es wohnt Herrlichkeit wieder in unsrem Lande.

Ps 85:11 Huld und Treue begegnen einander, Gerechtigkeit und Heil treffen sich.

Ps 85:12 Treue sprießt aus der Erde hervor, Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.

Ps 85:13 Auch spendet der Herr den Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag.

Ps 85:14 Gerechtigkeit schreitet vor ihm her und Heil auf der Spur seiner Schritte.

 

Psalmen Kapitel 86

 

Ps 86:1 [Ein Gebet Davids.] Herr, neige dein Ohr, erhöre mich! Denn ich bin elend und arm.

Ps 86:2 Beschütze mein Leben, da ich ein Frommer bin; hilf deinem Knecht, der auf dich vertraut!

Ps 86:3 Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, Herr; denn zu dir rufe ich allezeit!

Ps 86:4 Erfreue die Seele deines Knechtes, da ich zu dir, Herr, meine Seele erhebe!

Ps 86:5 Du bist ja so gütig, Herr, bereit zur Vergebung, reich an Huld gegen alle, die zu dir rufen.

Ps 86:6 Höre, Herr, mein Gebet, achte auf mein lautes Flehen!

Ps 86:7 Am Tage meiner Not rufe ich dich an, weil du mich erhörst.

Ps 86:8 Keiner von den Göttern kommt dir gleich, o Herr, und nichts kann sich messen mit deinen Werken.

Ps 86:9 Alle Völker, die du erschaffen, müssen kommen, sich niederwerfen vor dir, o Herr, und deinen Namen verehren.

Ps 86:10 Denn groß bist du und ein Wundertäter; du allein bist Gott.

Ps 86:11 Lehre mich, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in Treue zu dir! Lenke mein Herz einzig darauf, nur deinen Namen zu fürchten!

Ps 86:12 Danken will ich dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ewig deinen Namen ehren!

Ps 86:13 Deine Huld ist ja so groß über mir! Du hast mein Leben gerettet vor den Tiefen der Unterwelt.

Ps 86:14 O Gott, Verbrecher treten gegen mich auf, eine Rotte von Übermütigen trachtet mir nach dem Leben. Dich aber haben sie nicht vor Augen.

Ps 86:15 Doch du, Herr, bist ein barmherziger, gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue.

Ps 86:16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Verleihe deinem Knecht deine Stärke und hilf dem Sohn deiner Magd!

Ps 86:17 Wirke an mir ein Wunderzeichen der Güte! So sollen, die mich hassen, voll Beschämung sehen, daß du, Herr, mein Helfer und Tröster bist!

 

Psalmen Kapitel 87

 

Ps 87:1 [Von den Korachiten. Ein Psalm. Ein Lied.] Was er gegründet auf heiligen Bergen, liebt der Herr;

Ps 87:2 er liebt die Tore Sions mehr als alle Wohnstätten Jakobs.

Ps 87:3 Herrliches spricht man von dir, du Gottesstadt: [Zwischenspiel]

Ps 87:4 "Rahab und Babel zähle ich zu meinen Bekennern; ja, Philistäa, Tyrus samt Kusch - sie sind dort geboren!"

Ps 87:5 Und von Sion heißt es: "Mann für Mann ist in ihm geboren; er selbst, der Höchste, hat es gegründet."

Ps 87:6 Der Herr trägt ein in die Völkerliste: "Dieses ist dort geboren." [Zwischenspiel]

Ps 87:7 Da singen sie wie Tänzer: "Alle meine Quellen sind in dir!"

 

Psalmen Kapitel 88

 

Ps 88:1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiten. Dem Chorleiter. Nach "Krankheit" zu singen. Ein Weisheitslied von Heman, dem Esrachiten.]

Ps 88:2 Herr, mein helfender Gott, ich rufe bei Tage, bei Nacht vor deinem Angesicht.

Ps 88:3 Laß mein Gebet zu dir gelangen, leihe meiner Klage dein Ohr!

Ps 88:4 Ich bin ja gesättigt mit Leiden, mein Leben ist dem Totenreich nahe.

Ps 88:5 Schon zähle ich zu denen, die zur Gruft hinabsteigen, bin geworden wie ein kraftloser Mann,

Ps 88:6 unter den Toten (vom Irdischen) losgelöst gleich den Erschlagenen, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst, da sie deiner Hand entzogen sind.

Ps 88:7 In die unterste Gruft hast du mich versetzt, in Finsternisse, in Tiefen.

Ps 88:8 Schwer lastet auf mir dein Grimm, alle deine Wogen bringst du über mich. [Zwischenspiel]

Ps 88:9 Meine Bekannten hast du mir entfremdet, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. Gefangen bin ich und kann nicht entkommen.

Ps 88:10 Mein Auge wird matt vor Elend. Ich rufe dich an, Herr, zu jeder Zeit, strecke nach dir meine Hände aus.

Ps 88:11 Vollbringst du an den Toten noch Wunder, oder stehen die Schatten wieder auf, um dich zu preisen? [Zwischenspiel]

Ps 88:12 Verkündet man im Grab deine Huld und deine Treue im Totenreich?

Ps 88:13 Erfährt man in der Finsternis deine Wundermacht, dein gerechtes Walten im Land des Vergessens?

Ps 88:14 So rufe ich denn zu dir, o Herr; jeden Morgen steigt mein Gebet zu dir empor.

Ps 88:15 Warum, Herr, verwirfst du mein Sehnen, verbirgst du dein Antlitz vor mir?

Ps 88:16 Elend bin ich und am Rande des Todes von Jugend an; ich muß deine Schrecken tragen und erschlaffe.

Ps 88:17 Deine Zornesgluten ergossen sich über mich, deine Schrecknisse haben mich vernichtet.

Ps 88:18 Wie Wasser umfluten sie mich beständig, umringen mich ganz und gar.

Ps 88:19 Du hast mir Freund und Gefährten entfremdet; mein Vertrauter ist die Finsternis.

 

Psalmen Kapitel 89

 

Ps 89:1 [Weisheitslied. Von Etan, dem Esrachiten.]

Ps 89:2 Von den Hulderweisen des Herrn will ich ewig singen, von Geschlecht zu Geschlecht deine Treue künden mit vollem Munde!

Ps 89:3 Ja, ich erkläre: Für ewig ist Huld errichtet, am Himmel steht fest deine Treue!

Ps 89:4 "Ich schloß einen Bund mit meinem Erwählten, schwur meinem Knechte David:

Ps 89:5 "Ewigen Bestand verleihe ich deinem Stamm und errichte deinen Thron für alle Geschlechter!"" [Zwischenspiel]

Ps 89:6 Der Himmel preist, o Herr, deine Wundermacht, deine Treue preist man im Kreis der Heiligen.

Ps 89:7 Denn wer in den Wolken kommt dem Herrn gleich, wer ist dem Herrn ähnlich unter den göttlichen Wesen?

Ps 89:8 Ein Gott - gewaltig im Rat der Heiligen, groß und furchtbar über allen, die ihn umgeben!

Ps 89:9 Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Deine Macht und deine Treue sind rings um dich her.

Ps 89:10 Du bändigst des Meeres Übermut, das Toben seiner Wellen beruhigst du.

Ps 89:11 Rahab hast du zertreten wie einen Erschlagenen, mit deinem starken Arm deine Feinde zerstreut.

Ps 89:12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; die Welt und was sie erfüllt, du hast sie gegründet.

Ps 89:13 Nord und Süd, du hast sie erschaffen; Tabor und Hermon rühmen deinen Namen.

Ps 89:14 Du hast einen machtvollen Arm, deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben.

Ps 89:15 Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stütze, Huld und Treue treten vor dich hin.

Ps 89:16 Glücklich das Volk, das Jubelruf kennt! Herr, sie wandeln im Licht deines Antlitzes.

Ps 89:17 Über deinen Namen frohlocken sie allezeit, durch deine Güte sind sie erhöht.

Ps 89:18 Denn ihre herrliche Kraft bist du, und durch deine Gnade wächst unsere Stärke.

Ps 89:19 Wahrlich, dem Herrn ist unser Schild zu eigen, dem Heiligen Israels unser König!

Ps 89:20 Einst sprachst du im Gesicht zu deinem Frommen und erklärtest: "Ich setze einem Helden die Krone auf, erhöhte einen Erwählten aus dem Volke.

Ps 89:21 Ich fand meinen Knecht David, mit einem heiligen Öl salbte ich ihn.

Ps 89:22 Meine Hand ist beständig mit ihm, ja, mein Arm macht ihn stark.

Ps 89:23 Kein Feind kann ihn überlisten, kein Ruchloser ihn bezwingen.

Ps 89:24 Ich zerschlage vor ihm seine Feinde, und seine Gegner stoße ich nieder.

Ps 89:25 Meine Treue und Huld stehen ihm bei, durch meinen Namen wächst seine Stärke.

Ps 89:26 Ich lasse ihn seine Hand aufs Meer legen, auf die Ströme seine Rechte.

Ps 89:27 Er darf zu mir rufen: "Mein Vater bist du, mein Gott und mein rettender Fels!"

Ps 89:28 Ich aber will ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten unter den Königen der Erde.

Ps 89:29 Ewig bewahre ich ihm meine Huld, und mein Bund mit ihm bleibt unverbrüchlich.

Ps 89:30 Ich erhalte seinen Stamm für immer und seinen Thron, solange der Himmel besteht.

Ps 89:31 Wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht nach meinen Geboten wandeln,

Ps 89:32 wenn sie meine Satzungen schänden und meine Befehle nicht halten,

Ps 89:33 dann strafe ich ihre Schuld mit der Rute, ihre Sünde mit Schlägen.

Ps 89:34 Doch meine Huld entziehe ich ihm nie und verleugne nicht meine Treue.

Ps 89:35 Meinen Bund werde ich nimmer entweihen, das Wort meiner Lippen nicht ändern.

Ps 89:36 Dies eine schwur ich bei meiner Heiligkeit und werde David gewiß nicht täuschen:

Ps 89:37 "Sein Stamm soll bestehen für ewig, sein Thron vor mir wie die Sonne,

Ps 89:38 wie der Mond, der ewig von Dauer ist und ein zuverlässiger Zeuge sei in den Wolken!"" [Zwischenspiel]

Ps 89:39 Dennoch hast du selbst verstoßen und verworfen, deinen Gesalbten mit Zorn überhäuft.

Ps 89:40 Du hast den Bund mit deinem Knecht gelöst, seine Krone am Boden entweiht.

Ps 89:41 Alle seine Mauern rissest du nieder, legtest seine Burgen in Trümmer.

Ps 89:42 Wer immer des Weges kam, raubte ihn aus, Schmach erfuhr er von seinen Nachbarn.

Ps 89:43 Die Hand seiner Widersacher hast du erhöht, alle seine Feinde mit Freude erfüllt.

Ps 89:44 Du hast sein schützendes Schwert zurückweichen lassen und bist ihm nicht beigestanden im Krieg.

Ps 89:45 Du hast sein herrliches Zepter zertrümmert und seinen Thron zu Boden geworfen.

Ps 89:46 Du hast seine Jugendzeit verkürzt, hast ihn mit Schande bedeckt. [Zwischenspiel]

Ps 89:47 Wie lang, o Herr, verbirgst du dich dauernd, lodert wie Feuer dein Zorn?

Ps 89:48 Gedenke, wie vergänglich ich bin, wie nichtig du alle Menschen erschufst!

Ps 89:49 Wer lebt weiter, ohne den Tod zu schauen? Wer kann sein Leben retten vor dem Zugriff der Totenwelt?

Ps 89:50 Wo sind deine früheren Hulderweise, o Herr, die du bei deiner Treue David zugeschworen?

Ps 89:51 Gedenke, Herr, der Schmach deines Knechtes, die ich von all den vielen Völkern tragen muß in meiner Brust!

Ps 89:52 So schmähen deine Feinde, Herr, so schmähen sie deines Gesalbten Schritte. -

Ps 89:53 Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit! Amen. Amen.

 

Psalmen Kapitel 90

 

Ps 90:1 [Gebet des Moses, des Mannes Gottes.] Herr, du warst uns eine Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht.

Ps 90:2 Ehe die Berge geboren wurden, Erde und Welt entstanden, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott.

Ps 90:3 Du läßt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: "Kehret zurück, ihr Menschenkinder!"

Ps 90:4 Denn tausend Jahre sind vor dir wie der gestrige Tag, der vorüber ist, und wie eine Wache in der Nacht.

Ps 90:5 Du säst sie aus von Jahr zu Jahr, sie gleichen dem Gras, das nachwächst.

Ps 90:6 Am Morgen sprießt es und wächst, am Abend welkt es und verdorrt.

Ps 90:7 Auch wir vergehen ob deines Zornes, durch deinen Grimm sind wir erschüttert.

Ps 90:8 Du stellst unsre Sünden dir vor Augen, unsre geheimen Fehler ins Licht deines Antlitzes.

Ps 90:9 Wahrlich, all unsre Tage schwinden ob deines Zornes; wir vollenden unsre Jahre wie einen Seufzer.

Ps 90:10 Die Zeit unsres Lebens währt insgesamt siebzig Jahre, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre, und ihr Gehetze ist Mühsal und Unheil. Ja, eilends ist es dahin, im Fluge vergangen.

Ps 90:11 Wer nimmt Kenntnis von der Gewalt deines Zornes und deines Grimmes, wie es der Furcht vor dir entspricht?

Ps 90:12 Unsre Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen!

Ps 90:13 Kehre um, o Herr! Wie lange noch? Hab wieder Erbarmen mit deinen Dienern!

Ps 90:14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld, daß wir frohlocken und jubeln unser Leben lang!

Ps 90:15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns niederbeugtest, so viele Jahre, wie wir Leid erfuhren!

Ps 90:16 Dein Walten zeige sich an deinen Dienern, an ihren Kindern deine Herrlichkeit!

Ps 90:17 Die Güte des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Das Werk unsrer Hände lenke über uns, ja, lenke das Werk unsrer Hände!

 

Psalmen Kapitel 91

 

Ps 91:1 Der du wohnst im Schutz des Höchsten, weilst im Schatten des Allmächtigen,

Ps 91:2 sprich zum Herrn: "Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!"

Ps 91:3 Denn er ist es, der dich rettet aus dem Netz des Jägers, aus gefährlicher Lage.

Ps 91:4 Mit seinen Fittichen schirmt er dich, unter seinen Flügeln findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue.

Ps 91:5 Du brauchst nicht zu bangen vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tage schwirrt,

Ps 91:6 vor der Pest, die im Dunkel schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.

Ps 91:7 Ob tausend fallen an deiner Seite, zehntausend zu deiner Rechten, dich wird es nicht treffen.

Ps 91:8 Du wirst es nur schauen mit eigenen Augen und sehen, wie Frevlern vergolten wird.

Ps 91:9 Denn deine Zuversicht ist der Herr, den Höchsten nahmst du zu deiner Zuflucht.

Ps 91:10 Kein Unglück wird dir begegnen, keine Plage naht deinem Zelt.

Ps 91:11 Denn seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, dich zu behüten auf all deinen Wegen.

Ps 91:12 Sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß an keinen Stein stoße.

Ps 91:13 Über Löwen und Nattern kannst du schreiten, auf Junglöwen und Drachen kannst du treten.

Ps 91:14 "Weil er mir anhängt, will ich ihn retten, will ihn beschützen, da er meinen Namen kennt.

Ps 91:15 Ruft er mich an, so erhöre ich ihn; ich bin bei ihm in der Drangsal, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.

Ps 91:16 Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse mein Heil ihn schauen."

 

Psalmen Kapitel 92

 

Ps 92:1 [Ein Psalm. Ein Lied zum Sabbattag.]

Ps 92:2 Gut ist es, den Herrn zu preisen, deinen Namen, Höchster, zu besingen,

Ps 92:3 frühmorgens deine Huld zu künden, deine Treue in den Nächten,

Ps 92:4 zur zehnsaitigen Laute und zur Harfe, zum Klange der Zither.

Ps 92:5 Denn du hast mich froh gemacht, Herr, durch dein Walten, ich frohlocke über die Werke deiner Hände.

Ps 92:6 Wie groß sind doch deine Werke, Herr! Gar tief sind deine Gedanken.

Ps 92:7 Ein unvernünftiger Mensch sieht das nicht ein, ein Tor versteht es nicht.

Ps 92:8 Mögen Gottlose sprossen wie Gras und alle Übeltäter blühen -, so nur, um für immer vernichtet zu werden.

Ps 92:9 Du aber thronst in der Höhe auf ewig, o Herr.

Ps 92:10 Fürwahr, deine Feinde, Herr, fürwahr, deine Feinde verschwinden; alle Übeltäter werden zerstreut.

Ps 92:11 Doch mir hast du Kraft verliehen gleich einem Stier, hast mich gestärkt mit frischem Öl.

Ps 92:12 Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, mein Ohr ergötzt sich an meinen schlimmen Gegnern.

Ps 92:13 Der Gerechte gedeiht wie ein Palmbaum, wie eine Libanonzeder wächst er empor.

Ps 92:14 Eingepflanzt im Hause des Herrn, sprossen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.

Ps 92:15 Noch im Alter blühen sie auf, bleiben üppig und frisch.

Ps 92:16 So verkünden sie laut, wie gerecht der Herr ist, mein Fels, an dem kein Unrecht haftet.

 

Psalmen Kapitel 93

 

Ps 93:1 Der Herr ist König, mit Hoheit umkleidet! Ja, es hat sich umkleidet der Herr, mit Kraft gegürtet. So ist der Erdkreis fest gegründet, daß er nicht wankt.

Ps 93:2 Fest steht dein Thron seit je, von Ewigkeit her bist du!

Ps 93:3 Fluten erhoben, o Herr, Fluten erhoben ihr Tosen. Mögen Fluten ihr Brausen erheben,

Ps 93:4 mehr als das Tosen der vielen Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres, ist der Herr gewaltig in Himmelshöhen.

Ps 93:5 Deine Gesetze sind durchaus zuverlässig; deinem Hause, Herr, gebührt Heiligkeit für alle Zeiten.

 

Psalmen Kapitel 94

 

Ps 94:1 Gott der Rache, Herr, Gott der Rache, erscheine!

Ps 94:2 Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun!

Ps 94:3 Wie lange sollen die Frevler, o Herr, wie lange sollen die Frevler frohlocken?

Ps 94:4 Sie fließen über von frechen Reden; es prahlen alle Übeltäter.

Ps 94:5 Dein Volk, Herr, zertreten sie und bedrücken dein Erbe.

Ps 94:6 Witwe und Fremdlinge bringen sie um und morden Verwaiste.

Ps 94:7 Sie denken: "Der Herr sieht es nicht, der Gott Jakobs bemerkt es nicht!"

Ps 94:8 Kommt doch zur Einsicht, ihr Dummen im Volk! Ihr Toren, wann werdet ihr klug?

Ps 94:9 Der das Ohr eingepflanzt, soll nicht hören? Der das Auge gebildet, nicht sehen?

Ps 94:10 Der Völker züchtigt, soll nicht bestrafen? Er, der die Menschen Erkenntnis lehrt?

Ps 94:11 Der Herr weiß um die Gedanken der Menschen, daß sie nämlich ein Nichts sind.

Ps 94:12 Selig der Mann, den du, Herr, erziehst, den du aus deinem Gesetz belehrst,

Ps 94:13 ihm Ruhe zu geben vor bösen Tagen, bis man dem Frevler die Grube gräbt.

Ps 94:14 Denn nicht verstößt der Herr sein Volk und gibt sein Erbe nicht preis.

Ps 94:15 Ja, dem Gerechten wendet das Recht sich zu, und ihm folgen alle, die redlichen Herzens sind.

Ps 94:16 Wer steht für mich auf gegen die Ruchlosen, wer tritt für mich ein gegen die Übeltäter?

Ps 94:17 Wäre nicht der Herr meine Hilfe gewesen, fast würde ich liegen im Lande des Schweigens.

Ps 94:18 Doch wenn ich dachte: "Es wankt mein Fuß", da stützte mich, Herr, deine Huld.

Ps 94:19 Trug ich eine Menge Sorgen im Herzen, dann labte dein Trost meine Seele.

Ps 94:20 Ist etwa der Richterstuhl des Verderbens mit dir verbündet, der widerrechtlich Unheil schafft?

Ps 94:21 Sie stellen dem Leben des Gerechten nach, unschuldiges Blut verurteilen sie.

Ps 94:22 Der Herr jedoch wird mir zur Burg, mein Gott zum Fels meiner Zuflucht.

Ps 94:23 Er bringt über sie ihr eigenes Unrecht; ob ihrer Bosheit vernichtet er sie; es vernichtet sie der Herr, unser Gott.

 

Psalmen Kapitel 95

 

Ps 95:1 Kommt, laßt uns dem Herrn frohlocken, jubeln dem Fels, der uns rettet!

Ps 95:2 Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, mit Lobgesängen ihm jubeln!

Ps 95:3 Denn ein großer Gott ist der Herr, ein großer König über allen Göttern.

Ps 95:4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, die Gipfel der Berge sind sein.

Ps 95:5 Sein ist das Meer - er hat es gemacht - und auch das Festland, das seine Hände geformt.

Ps 95:6 Kommt, wir wollen niederfallen und uns neigen, die Knie beugen vor dem Herrn, der uns erschuf.

Ps 95:7 Denn er ist unser Gott; wir sind das Volk auf seiner Weide und die Schafe seiner Hand. - Daß ihr doch am heutigen Tag auf seine Stimme hören wolltet:

Ps 95:8 "Verstockt nicht euer Herz wie zu Meriba, wie am Tag von Massa in der Wüste,

Ps 95:9 wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe stellten, obwohl sie doch mein Tun geschaut!

Ps 95:10 Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zum Abscheu; so sprach ich denn: Sie sind ein Volk verirrten Herzens, verständnislos für meine Wege.

Ps 95:11 Da habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen meine Ruhestatt nicht erreichen!"

 

Psalmen Kapitel 96

 

Ps 96:1 Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Welt!

Ps 96:2 Singt dem Herrn, lobpreist seinen Namen, verkündet sein Heilswerk von Tag zu Tag!

Ps 96:3 Erzählt bei den Völkern von seinem Ruhm, bei allen Nationen von seinen Wundern!

Ps 96:4 Ja, groß ist der Herr und hoch zu preisen; furchtgebietend thront er über allen Göttern.

Ps 96:5 Denn alle Götter der Völker sind nichtige Götzen; der Herr jedoch hat den Himmel erschaffen.

Ps 96:6 Hoheit und Pracht umgeben ihn, Macht und Glanz in seinem Heiligtum.

Ps 96:7 Entbietet dem Herrn, ihr Völkerstämme, entbietet dem Herrn Ehre und Macht!

Ps 96:8 Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Bringt Gaben dar und zieht in seine Vorhöfe ein!

Ps 96:9 Fallt nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck, zittert vor ihm, alle Welt!

Ps 96:10 Bekennt unter den Völkern: "Der Herr ist König!" Fest gegründet ist die Erde, daß sie nimmer wankt. Er richtet die Völker nach Recht.

Ps 96:11 Es freue sich der Himmel, es juble die Erde, es brause das Meer und was es erfüllt!

Ps 96:12 Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Dann sollen frohlocken die Bäume des Waldes

Ps 96:13 vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, die Völker in seiner Treue.

 

Psalmen Kapitel 97

 

Ps 97:1 Der Herr ist König; es juble die Erde; die vielen Inseln sollen sich freuen!

Ps 97:2 Gewölk und Dunkel umgeben ihn, Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze.

Ps 97:3 Feuer geht vor ihm her und versengt seine Gegner im Umkreis.

Ps 97:4 Seine Blitze erhellen den Erdkreis; die Erde sieht es und bebt.

Ps 97:5 Die Berge schmelzen wie Wachs [vor dem Herrn], vor dem Antlitz des Herrn aller Welt.

Ps 97:6 Seine Gerechtigkeit künden die Himmel, alle Völker schauen seinen Glanz.

Ps 97:7 Da müssen alle Bildanbeter sich schämen, die der Götzen sich rühmen; alle Götter müssen ihm huldigen.

Ps 97:8 Sion vernimmt es und freut sich; die Landstädte Judas jubeln ob deiner Gerichte, o Herr.

Ps 97:9 Denn du bist der Höchste, Herr, über alle Welt, bist hoch erhaben über alle Götter.

Ps 97:10 Der Herr liebt die Feinde des Bösen; er behütet das Leben seiner Frommen und rettet sie aus der Frevler Hand.

Ps 97:11 Licht strahlt den Gerechten, Freude den redlichen Herzen.

Ps 97:12 Freut euch am Herrn, ihr Gerechten, und preist seinen heiligen Namen!

 

Psalmen Kapitel 98

 

Ps 98:1 Singt dem Herrn ein neues Lied; denn er hat Wunder gewirkt! Seine Rechte stand ihm bei, sein heiliger Arm.

Ps 98:2 Der Herr gab seine Hilfe zu erkennen, enthüllte sein gerechtes Tun vor den Augen der Völker.

Ps 98:3 Er gedachte seiner Huld und Treue gegen das Haus Israel. Alle Enden der Erde schauten die Hilfe unseres Gottes.

Ps 98:4 Jauchzt dem Herrn, alle Welt! Frohlockt, jubelt und spielt!

Ps 98:5 Spielt dem Herrn auf der Zither, auf der Zither mit lautem Klang!

Ps 98:6 Mit Posaunen und Hörnerschall jauchzt vor dem König, dem Herrn!

Ps 98:7 Es brause das Meer und was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner!

Ps 98:8 Die Ströme mögen Beifall rauschen, die Berge jubeln im Chor

Ps 98:9 vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, die Völker so, wie es recht ist.

 

Psalmen Kapitel 99

 

Ps 99:1 Der Herr ist König; es zittern die Völker. Auf den Kerubim thront er; da bebt die Erde.

Ps 99:2 Groß ist der Herr in Sion, erhaben über alle Völker.

Ps 99:3 Man rühme deinen Namen, den großen und furchterregenden! Heilig ist er!

Ps 99:4 Ein Starker ist König! Er liebt das Recht! Du bist es, der die Ordnung befestigt; Recht und Gerechtigkeit schufst du in Jakob.

Ps 99:5 Feiert den Herrn, unsern Gott! Werft euch nieder am Schemel seiner Füße! Heilig ist er!

Ps 99:6 Moses und Aaron zählten zu seinen Priestern, Samuel zu den Bekennern seines Namens. Sie riefen zum Herrn, und er erhörte sie.

Ps 99:7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; sie bewahrten seine Satzungen, die Vorschrift, die er ihnen gab.

Ps 99:8 Herr, unser Gott, du hast sie erhört, ein verzeihender Gott warst du ihnen, doch auch ein Rächer ihrer Vergehen.

Ps 99:9 Feiert den Herrn, unsern Gott! Werft euch nieder auf seinem heiligen Berg! Denn heilig ist der Herr, unser Gott!

 

Psalmen Kapitel 100

 

Ps 100:1 [Psalm zum Dankopfer.] Jauchzt dem Herrn, alle Welt!

Ps 100:2 Dient dem Herrn in Freude! Tretet vor sein Antlitz mit Frohlocken!

Ps 100:3 Seid euch bewußt: Der Herr allein ist Gott! Er ist unser Schöpfer; wir aber sind sein Volk, die Schafe seiner Weide.

Ps 100:4 Mit Dank betretet seine Tore, mit Lobgesängen seine Höfe! Danket ihm, verherrlicht seinen Namen!

Ps 100:5 Denn gütig ist der Herr; in Ewigkeit währt seine Huld und seine Treue für und für.

 

Psalmen Kapitel 101

 

Ps 101:1 [Von David. Ein Psalm.] Von Gnade und Recht will ich singen; dich, o Herr, will ich preisen!

Ps 101:2 Lehren will ich vollkommenen Lebensweg; wann kommst du zu mir? In Reinheit des Herzens wandle ich in meinem Hause.

Ps 101:3 Mein Auge richte ich nicht auf schändliche Dinge; unrechtes Tun hasse ich; es soll nicht an mir haften.

Ps 101:4 Ein falsches Herz sei mir ferne, vom Bösen will ich nichts wissen.

Ps 101:5 Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich vernichten; stolze Augen und übermütige Herzen ertrage ich nicht.

Ps 101:6 Meine Augen ruhen auf den Treuen im Lande; sie sollen bei mir wohnen! Wer auf rechtem Wege wandelt, der darf mir dienen.

Ps 101:7 In meinem Haus soll kein Betrüger wohnen, kein Lügner kann vor mir bestehen.

Ps 101:8 Jeden Morgen will ich alle Frevler im Land vernichten, um aus der Stadt des Herrn alle Übeltäter zu vertilgen.

 

Psalmen Kapitel 102

 

Ps 102:1 [Gebet eines Gebeugten, wenn er verzagt ist und vor dem Herrn seine Sorge ausschüttet.]

Ps 102:2 Herr, höre mein Gebet! Mein Hilferuf komme zu dir!

Ps 102:3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir zur Zeit meiner Not! Neige dein Ohr mir zu; sooft ich rufe, erhöre mich bald!

Ps 102:4 Denn meine Tage vergehen wie Rauch, meine Glieder brennen wie Feuer.

Ps 102:5 Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, da ich unterließ, mein Brot zu essen.

Ps 102:6 Vor lautem Stöhnen klebt mir die Haut an den Knochen.

Ps 102:7 Ich gleiche der Dohle in der Wüste, bin wie eine Eule in den Ruinen.

Ps 102:8 Schlaflos bin ich und wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.

Ps 102:9 Die ganze Zeit schmähen mich meine Feinde; die mich verhöhnen, nennen mich beim Fluchen.

Ps 102:10 Ja, Staub muß ich essen wie Brot und meinen Trank mit Tränen mischen

Ps 102:11 vor deinem Ingrimm und Zorn; denn du hast mich aufgehoben und niedergeworfen.

Ps 102:12 Meine Tage sind wie der ausgedehnte Abendschatten, und ich muß wie Gras verdorren.

Ps 102:13 Du aber, Herr, thronst auf ewig, und dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht.

Ps 102:14 Du wirst dich erheben, dich Sions erbarmen; denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, ja, die Stunde ist da.

Ps 102:15 Wahrlich, deine Knechte lieben seine Steine; sie haben Mitleid mit seinem Schutt.

Ps 102:16 Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn, alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.

Ps 102:17 Denn der Herr baut Sion wieder auf, zeigt sich in seiner Herrlichkeit.

Ps 102:18 Er wendet sich dem Gebet der Enterbten zu und verschmäht nicht ihr Gebet.

Ps 102:19 Dies sei geschrieben für ein künftiges Geschlecht, daß ein später erschaffenes Volk den Herrn lobpreise!

Ps 102:20 Denn der Herr schaut herab aus seiner heiligen Höhe, vom Himmel blickt er nieder auf die Erde,

Ps 102:21 um der Gefangenen Seufzen zu hören, die Todgeweihten zu befreien,

Ps 102:22 damit man in Sion den Namen des Herrn verkünde, sein Lob in Jerusalem,

Ps 102:23 wenn Völker sich dort zusammenfinden und Königreiche, den Herrn zu verehren. -

Ps 102:24 Er hat mir die Kraft auf dem Wege gebrochen, hat meine Tage verkürzt.

Ps 102:25 So bitte ich nun: Mein Gott, raffe mich nicht hinweg in der Mitte meiner Tage! Du, dessen Jahre die Geschlechter überdauern!

Ps 102:26 Dereinst hast du die Erde gegründet, der Himmel ist deiner Hände Werk.

Ps 102:27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand. Du wechselst sie wie ein Kleid, und sie gehen vorüber.

Ps 102:28 Du indes bist stets derselbe, deine Jahre enden nie.

Ps 102:29 Die Söhne deiner Knechte wohnen in Ruhe, ihre Nachkommen haben Bestand vor dir.

 

Psalmen Kapitel 103

 

Ps 103:1 [Von David.] Preise, meine Seele, den Herrn, und alles in mir seinen heiligen Namen!

Ps 103:2 Preise, meine Seele, den Herrn und vergiß all seine Wohltaten nicht!

Ps 103:3 Er vergibt deine ganze Schuld, heilt alle deine Gebrechen.

Ps 103:4 Er rettet dein Leben vor dem Grab, krönt dich mit Huld und Erbarmen.

Ps 103:5 Er sättigt dich mit Gutem, soviel du brauchst, daß deine Jugend dem Adler gleich sich erneut.

Ps 103:6 Milde Gerechtigkeit übt der Herr und Recht für alle Bedrängten.

Ps 103:7 Moses hat er seine Wege kundgetan, den Söhnen Israels seine Werke.

Ps 103:8 Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und reich an Huld.

Ps 103:9 Er will nicht immerdar streiten und nicht für dauernd zürnen.

Ps 103:10 Er handelt nicht an uns nach unsren Sünden, vergilt uns nicht nach unsren Missetaten.

Ps 103:11 Nein, so hoch der Himmel über der Erde, so groß ist über denen, die ihn fürchten, seine Huld.

Ps 103:12 So fern der Aufgang ist vom Untergang, so weit entfernt er unsre Frevel von uns weg.

Ps 103:13 Wie ein Vater über seine Kinder sich erbarmt, so erbarmt der Herr sich derer, die ihn fürchten.

Ps 103:14 Er weiß es ja, woraus wir gebildet, er denkt daran, daß wir nur Staub sind.

Ps 103:15 Die Tage des Menschen sind wie Gras, wie die Blume des Feldes, so blüht er.

Ps 103:16 Fährt der Wind über sie, dann ist sie dahin, und ihre Stätte weiß nichts mehr von ihr.

Ps 103:17 Doch ewig währt die Huld des Herrn über allen, die ihn fürchten, und seine Treue noch bei Kindeskindern,

Ps 103:18 bei denen, die an seinen Bund sich halten und seiner Satzungen gedenken, um sie zu erfüllen.

Ps 103:19 Der Herr hat seinen Thron im Himmel aufgerichtet, und seine Königsmacht beherrscht das All.

Ps 103:20 Preiset den Herrn, ihr, seine Engel, ihr starken Helden, die ihr sein Wort vollstreckt, [da ihr auf die Stimme seines Wortes hört]!

Ps 103:21 Preiset den Herrn, all seine Heerscharen, seine Diener, die seinen Willen vollziehen!

Ps 103:22 Preiset den Herrn, all seine Werke, an jeglichem Ort seiner Herrschermacht! Preise, meine Seele, den Herrn!

 

Psalmen Kapitel 104

 

Ps 104:1 Preise, meine Seele, den Herrn! Herr, mein Gott, du bist gewaltig groß. In Pracht und Hoheit hast du dich gekleidet;

Ps 104:2 Licht hüllst du dir um wie einen Mantel. Du bist es, der den Himmel ausspannt wie ein Zeltdach,

Ps 104:3 der das Grundgebälk für seine Kammern in den Wassern festigt, der sich als Wagen und Wolken ausersieht, einherfährt auf des Windes Flügeln,

Ps 104:4 der sich die Winde macht zu seinen Boten, zu seinen Dienern Feuerflammen,

Ps 104:5 der auch die Erde fest auf ihre Pfeiler stellte, so daß sie nie und nimmer wankt.

Ps 104:6 Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Gewand, selbst auf den Bergen standen Wasser.

Ps 104:7 Vor deinem Scheltwort flohen sie, vor deiner Donnerstimme wichen sie erschreckt.

Ps 104:8 Hatten sie die Berge erstiegen, so sanken sie ab in die Täler, an den Ort, den du ihnen bestimmtest.

Ps 104:9 Eine Grenze hast du gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten; sie dürfen nie wieder die Erde bedecken.

Ps 104:10 Du bist es, der in die Täler Quellen entsendet; zwischen den Bergen rieseln sie hin.

Ps 104:11 Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die wilden Esel löschen ihren Durst.

Ps 104:12 Daneben nisten die Vögel des Himmels; sie singen ihr Lied aus den Zweigen.

Ps 104:13 Du bist es, der die Berge tränkt aus seinen Kammern. Vom Segen deiner Schöpfungswerke wird die Erde satt.

Ps 104:14 Gras läßt du sprossen für das Vieh, Gewächse für die Feldarbeit des Menschen, um Brot aus der Erde hervorzubringen

Ps 104:15 und Wein, der das Herz des Menschen erfreut; daß vom Öl das Antlitz erglänze und Brot das Menschenherz stärke.

Ps 104:16 Die Bäume des Herrn trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt.

Ps 104:17 Dort nisten die Vögel, der Storch, der auf Zypressen sein Nest hat.

Ps 104:18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, Felsen bieten den Klippdachsen Zuflucht.

Ps 104:19 Du bist es, der den Mond erschuf zum Zeitenmaß; die Sonne kennt die Stunde ihres Untergangs.

Ps 104:20 Schickst du Finsternis, so wird es Nacht. In ihr schleicht alles Waldgetier umher.

Ps 104:21 Die Löwen brüllen nach Raub; sie verlangen von Gott ihre Nahrung.

Ps 104:22 Strahlt die Sonne auf, dann verkriechen sie sich und lagern in ihren Höhlen.

Ps 104:23 Nun geht der Mensch an seine Arbeit und an sein Tagewerk bis gegen Abend.

Ps 104:24 Wie zahlreich sind doch deine Werke, Herr! Sie alle schufest du in Weisheit, die Erde ist erfüllt von deinem Eigentum.

Ps 104:25 Da ist das Meer, so groß und weitumfassend, darin Gewimmel ohne Zahl: Lebewesen, klein und groß!

Ps 104:26 Schiffe ziehen dort einher, der Seedrache, den du geformt, damit er darin spiele.

Ps 104:27 Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

Ps 104:28 Gibst du ihnen, so sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, so werden sie satt an Gutem.

Ps 104:29 Verbirgst du dein Antlitz, dann werden sie erschüttert; ziehst du ihren Odem zurück, dann verscheiden sie und kehren zu ihrem Staub zurück.

Ps 104:30 Sendest du deinen Odem aus, so werden sie wieder erschaffen, und du erneuerst die Fläche der Erde.

Ps 104:31 Ewig währe der Ruhm des Herrn! Es freue sich der Herr an seinen Werken!

Ps 104:32 Er blickt auf die Erde - da zittert sie; er berührt die Berge - da rauchen sie.

Ps 104:33 Dem Herrn will ich singen mein Leben lang, meinen Gott lobpreisen, solange ich bin!

Ps 104:34 Möge ihm meine Betrachtung gefallen! Ich selbst finde meine Freude im Herrn.

Ps 104:35 Von der Erde sollen die Sünder verschwinden, und Gottlose soll es nicht mehr geben! - Preise, meine Seele, den Herrn! - Hallelujah!

 

Psalmen Kapitel 105

 

Ps 105:1 Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht bei den Völkern seine Taten bekannt!

Ps 105:2 Singet ihm, jubelt ihm, erzählt von all seinen Wundern!

Ps 105:3 Rühmt euch seines heiligen Namens! Es freue sich das Herz aller, die den Herrn suchen!

Ps 105:4 Achtet auf den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit!

Ps 105:5 Gedenkt seiner Wunder, die er vollbracht, seiner Zeichen und Richtersprüche,

Ps 105:6 ihr Kinder Abrahams, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seines Erwählten!

Ps 105:7 Er, der Herr, ist unser Gott; auf alle Welt erstreckt sich sein Gericht.

Ps 105:8 Auf ewig gedenkt er seines Bundes, des Wortes, das er für tausend Generationen befahl,

Ps 105:9 des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Eides an Isaak.

Ps 105:10 Er stellte ihn auf als gültig für Jakob, als ewigen Bund für Israel.

Ps 105:11 Er sprach: "Dir will ich das Land Kanaan geben als zugemessenes Erbteil!"

Ps 105:12 Als er den Hunger ins Land gerufen nur wenige und Gäste darin,

Ps 105:13 als sie noch zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zur andern Nation,

Ps 105:14 da ließ er nicht zu, daß sie jemand bedrückte, und warnte Könige ihretwegen:

Ps 105:15 "Tastet meine Gesalbten nicht an, fügt meinen Propheten kein Leid zu!"

Ps 105:16 Als er den Hunger ins Land gerufen und jegliche Stütze des Brotes zerbrochen,

Ps 105:17 entsandte er ihnen voraus einen Mann, als Sklave wurde Joseph verkauft.

Ps 105:18 Man zwängte seine Füße in Fesseln, Eisen bedrohte sein Leben

Ps 105:19 bis zur Zeit, da sein Wort sich erfüllte, der Ausspruch des Herrn ihn bewährte.

Ps 105:20 Da sandte der König und ließ ihn frei, der Völkerbeherrscher löste seine Fesseln.

Ps 105:21 Er machte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Gebieter über seinen ganzen Besitz.

Ps 105:22 Seine Fürsten sollte er unterweisen nach seinem Sinn und seine Ältesten Weisheit lehren.

Ps 105:23 Dann kam Israel nach Ägypten, und Jakob ward Gast im Lande Chams.

Ps 105:24 Er vermehrte sein Volk gewaltig und machte es stärker als seine Bedränger.

Ps 105:25 Er verkehrte ihr Herz, sein Volk zu hassen und Arglist zu üben an seinen Dienern.

Ps 105:26 Er sandte Moses, seinen Knecht, Aaron, den er auserwählte.

Ps 105:27 Sie wirkten an ihnen seine Wundertaten und Schreckenszeichen im Lande Chams.

Ps 105:28 Er sandte Finsternis, so daß es dunkel wurde; sie widerstrebten aber dennoch seinen Worten.

Ps 105:29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben.

Ps 105:30 Von Fröschen wimmelte ihr Land - bis in die Gemächer ihrer Könige.

Ps 105:31 Er sprach, und Hundsfliegen kamen, Stechmücken über ihr ganzes Gebiet.

Ps 105:32 Er sandte ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer auf ihr Land.

Ps 105:33 Er zerschlug ihnen Weinstock und Feigenbaum, knickte die Bäume in ihrem Gebiet.

Ps 105:34 Er sprach, und Heuschrecken kamen, Wanderheuschrecken ohne Zahl.

Ps 105:35 Sie fraßen alles Kraut ihres Landes, fraßen die Frucht ihres Feldes.

Ps 105:36 Er schlug in ihrem Land jede Erstgeburt, den Erstling all ihrer Manneskraft.

Ps 105:37 Dann führte er jene heraus samt Silber und Gold, kein Strauchelnder war unter seinen Stämmen.

Ps 105:38 Ägypten freute sich bei ihrem Auszug; denn Schrecken vor ihnen hatte sie befallen.

Ps 105:39 Er breitete als Schirm die Wolke aus, Feuer, um die Nacht zu erhellen.

Ps 105:40 Sie begehrten, da ließ er Wachteln kommen, sättigte sie mit Himmelsbrot.

Ps 105:41 Den Felsen brach er auf, da entquoll das Wasser, floß in der Wüste wie ein Strom.

Ps 105:42 Denn er gedachte seines heiligen Wortes und Abrahams, seines Knechtes.

Ps 105:43 So führte er sein Volk unter Freude heraus, unter Jubel seine Erwählten.

Ps 105:44 Die Länder der Heiden verlieh er ihnen; sie nahmen in Besitz, was die Völker mühsam erworben,

Ps 105:45 auf daß sie seine Gebote hielten und seine Gesetze befolgten. - Hallelujah!

 

Psalmen Kapitel 106

 

Ps 106:1 Hallelujah! - Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!

Ps 106:2 Wer könnte die Großtaten Gottes schildern, all seinen Ruhm verkünden?

Ps 106:3 Selig, wer das Recht befolgt, wer jederzeit Gerechtigkeit übt!

Ps 106:4 Gedenke meiner, Herr, in deiner Liebe zu deinem Volk! Nimm dich meiner an mit deiner Hilfe,

Ps 106:5 daß ich das Glück deiner Erwählten schaue, mich freue an der Freude deines Volkes, mich rühme mit deinem Erbteil!

Ps 106:6 Wir haben gesündigt samt unsren Vätern, Unrecht und Frevel begangen.

Ps 106:7 Unsre Väter in Ägypten begriffen deine Wunder nicht, gedachten nicht der Menge deiner Hulderweise und empörten sich gegen den Höchsten am Schilfmeer.

Ps 106:8 Doch er rettete sie seines Namens wegen, um seine Stärke kundzutun.

Ps 106:9 Er drohte dem Schilfmeer, da wurde es trocken, er führte sie durch die Tiefen wie durch die Steppe.

Ps 106:10 Er rettete sie aus der Hand des Gegners, erlöste sie aus der Hand des Feindes.

Ps 106:11 Doch ihre Bedränger bedeckte das Wasser, nicht einer von ihnen blieb übrig.

Ps 106:12 Nun glaubten sie seinen Worten und sangen sein Lob.

Ps 106:13 Aber gar schnell vergaßen sie seine Taten, wollten auf seinen Ratschluß nicht warten.

Ps 106:14 Lüstern gierten sie in der Wüste und versuchten Gott in der Wildnis.

Ps 106:15 Er gab ihnen, was sie verlangten; dann sandte er Schwindsucht in ihren gierigen Leib.

Ps 106:16 Im Lager wurden sie eifersüchtig auf Moses, auf Aaron, den Heiligen des Herrn.

Ps 106:17 Da tat sich die Erde auf und verschlang Datan und deckte die Rotte Abirams zu.

Ps 106:18 Feuer verbrannte ihre Rotte, eine Flamme verzehrte die Frevler.

Ps 106:19 Sie machten ein Kalb am Horeb und beteten ein Gußbild an.

Ps 106:20 So vertauschten sie ihre höchste Ehre gegen das Bild eines Stieres, der Gras frißt.

Ps 106:21 Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der so Großes in Ägypten vollbrachte,

Ps 106:22 Wunder im Lande Chams, furchterregende Taten am Schilfmeer.

Ps 106:23 Da gedachte er sie zu vernichten, wäre nicht Moses gewesen, sein Auserwählter. Der trat vor ihn in die Bresche, um seinen Zorn vom Vertilgen abzuwenden.

Ps 106:24 Sie verschmähten das köstliche Land, und seinem Worte glaubten sie nicht.

Ps 106:25 Sie murrten in ihren Zelten, hörten nicht auf die Stimme des Herrn.

Ps 106:26 Er erhob seine Hand gegen sie zum Schwur, sie in der Wüste niederzustrecken,

Ps 106:27 ihre Nachkommen unter die Völker zu verstreuen und sie zu versprengen in alle Länder.

Ps 106:28 Sie hängten sich an den Baal-Peor und aßen von den Opfern für leblose Götter.

Ps 106:29 Sie reizten ihn durch ihre Taten; nun kam schwere Plage über sie.

Ps 106:30 Pinchas trat auf und hielt Gericht, da wurde der Plage Einhalt geboten.

Ps 106:31 Dies ward ihm als Verdienst angerechnet für alle Zeit von Geschlecht zu Geschlecht.

Ps 106:32 Dann erzürnten sie ihn am Haderwasser, und ihretwegen ging es Moses übel.

Ps 106:33 Denn sie hatten sein Gemüt verbittert, so daß er unbedachte Worte sprach.

Ps 106:34 Sie rotteten die Völker nicht aus, wie ihnen der Herr befohlen hatte.

Ps 106:35 Nein, sie vermischten sich mit den Heiden und lernten ihre Sitten.

Ps 106:36 Sie verehrten ihre Götter, und diese wurden ihnen zum Fallstrick.

Ps 106:37 Sie brachten ihre Söhne und Töchter den Dämonen zum Opfer dar.

Ps 106:38 Sie vergossen schuldloses Blut [das Blut ihrer Söhne und Töchter, das sie den Götzen Kanaans opferten]; so wurde das Land durch Blutschuld entweiht.

Ps 106:39 Sie wurden unrein durch ihre Taten und trieben Unzucht durch ihre Vergehen.

Ps 106:40 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen sein Volk, und er empfand Abscheu gegen sein Erbe.

Ps 106:41 Er gab sie in die Hand der Völker, und ihre Gegner herrschten über sie.

Ps 106:42 Ihre Feinde bedrängten sie, und sie mußten unter ihre Hand sich beugen.

Ps 106:43 Oftmals hat er sie befreit; doch blieben sie trotzig bei ihrem Willen und versanken in ihrer Schuld.

Ps 106:44 Er schaute auf ihre Bedrängnis, als er ihr Flehen vernahm.

Ps 106:45 Er gedachte ihretwillen seines Bundes, übte Nachsicht ob der Fülle seiner Huld.

Ps 106:46 So ließ er sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangenhielten.

Ps 106:47 Hilf uns, Herr, unser Gott, und sammle uns aus den Heidenvölkern, daß wir deinem heiligen Namen danken und uns deines Lobpreises rühmen können!

Ps 106:48 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk soll sprechen: Amen - Hallelujah!

 

Psalmen Kapitel 107

 

Ps 107:1 Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!

Ps 107:2 So sollen sprechen die Erlösten des Herrn, die er aus der Bedrängnis erlöst hat,

Ps 107:3 die er aus den Ländern gesammelt, vom Aufgang und Niedergang, vom Norden und Süden.

Ps 107:4 Die irre gingen in der Wüste, im Ödland, den Weg zur wohnlichen Stadt nicht fanden,

Ps 107:5 hungernd und dürstend, so daß in ihnen das Leben dahinschwand:

Ps 107:6 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten.

Ps 107:7 Er führte sie auf geradem Weg, daß sie zur wohnlichen Stadt gelangten.

Ps 107:8 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!

Ps 107:9 Denn er hat die lechzende Seele gesättigt, die hungrige Seele mit Gutem erfüllt. -

Ps 107:10 Die in Dunkel und Finsternis saßen, gefangen in Elend und Eisen,

Ps 107:11 weil sie den Worten Gottes getrotzt und den Ratschluß des Höchsten verachtet;

Ps 107:12 doch er beugte ihr Herz durch Leid; sie stürzten, und es gab keinen Helfer:

Ps 107:13 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten.

Ps 107:14 Aus Dunkel und Finsternis führte er sie und brach ihre Fesseln entzwei.

Ps 107:15 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!

Ps 107:16 Denn er zerbrach die ehernen Türen, sprengte die eisernen Riegel. -

Ps 107:17 Die dahinsiechten ob ihres sündhaften Wandels, ob ihrer Vergehen sich elend fühlten,

Ps 107:18 so daß ihr Empfinden jede Speise verschmähte und sie schon die Pforten des Todes berührten:

Ps 107:19 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten.

Ps 107:20 Er sandte sein Wort und heilte sie, entriß sie ihrem Verderben.

Ps 107:21 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!

Ps 107:22 Dankopfer sollen sie bringen und seine Taten jubelnd verkünden! -

Ps 107:23 Die mit Schiffen das Meer befuhren, auf dem großen Wasser dem Handel nachgingen,

Ps 107:24 sie schauten die Werke des Herrn und seine Wunder in der Tiefe.

Ps 107:25 Er gebot und bestellte den Sturmwind; der peitschte seine Wogen auf.

Ps 107:26 Sie stiegen zum Himmel empor, sanken hinab in die Fluten; ihre Seele verzagte in der Gefahr.

Ps 107:27 Wie trunken tanzten und schwankten sie; all ihre Weisheit war dahin.

Ps 107:28 Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er führte sie heraus aus ihren Ängsten.

Ps 107:29 Er machte den Sturm zum säuselnden Hauch; da wurden die Wogen des Meeres still.

Ps 107:30 Man freute sich, daß sie zur Ruhe kamen; er brachte jene zum ersehnten Hafenplatz.

Ps 107:31 Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen!

Ps 107:32 Sie sollen ihn rühmen vor versammeltem Volk, ihn loben im Rate der Ältesten! -

Ps 107:33 Er machte Stromland zur Wüste, Quellorte zur dürstenden Öde,

Ps 107:34 fruchtbares Land zum Salzgefilde wegen der Bosheit seiner Bewohner.

Ps 107:35 Er machte die Wüste zum Wasserteich, zu Quellorten dürres Land.

Ps 107:36 Dort siedelte er Hungernde an; sie gründeten Städte zum Wohnen.

Ps 107:37 Sie besäten Felder, pflanzten Weinberge an und erzielten ertragreiche Frucht.

Ps 107:38 Er segnete sie, und sie mehrten sich mächtig; auch ihr Vieh ließ er nicht weniger werden.

Ps 107:39 Doch nahmen sie ab und wurden gebeugt unter der Last von Unglück und Leid.

Ps 107:40 Er goß Verachtung über Vornehme aus und ließ sie irren in wegloser Wüste.

Ps 107:41 Den Armen hob er empor aus dem Elend, vermehrte die Sippen gleich einer Herde.

Ps 107:42 Das sehen die Frommen und freuen sich, doch jegliche Bosheit schließt ihren Mund.

Ps 107:43 Wer ist weise und achtet darauf und begreift die Hulderweise des Herrn?

 

Psalmen Kapitel 108

 

Ps 108:1 [Ein Lied. Psalm Davids.]

Ps 108:2 Getrost ist mein Gemüt! Ich will singen und spielen! Wach auf, mein Gemüt!

Ps 108:3 Wach auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken!

Ps 108:4 Vor den Völkern will ich dir danken, Herr, vor den Nationen dich preisen!

Ps 108:5 Denn groß bis zum Himmel ist deine Huld, und bis zu den Wolken reicht deine Treue.

Ps 108:6 Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz!

Ps 108:7 Damit deinen Lieblingen Rettung werde, hilf mit deiner Rechten, erhöre uns!

Ps 108:8 Gott hat bei seiner Heiligkeit versprochen: "Frohlockend will ich Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen!

Ps 108:9 Mein ist Gilead, mein ist Manasse! Ephraim ist meines Hauptes Schutz, Juda mein Herrscherstab.

Ps 108:10 Mein Waschbecken ist Moab, auf Edom setze ich meinen Schuh, über Philistäa will ich triumphieren!"

Ps 108:11 Wer bringt mich zur befestigten Stadt, wer geleitet mich nach Edom?

Ps 108:12 Hast nicht du, o Gott, uns verworfen und bist nicht ausgezogen, o Gott, mit unsren Heeren?

Ps 108:13 Gewähre uns Beistand vor dem Feind; denn nichtig ist menschliche Hilfe!

Ps 108:14 Mit Gott entfalten wir Kraft. Er ist es, der unsere Gegner zertritt.

 

Psalmen Kapitel 109

 

Ps 109:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.] Gott, dem ich lobsinge, schweige nicht still!

Ps 109:2 Denn einen frevelhaften Mund, einen Lügenmund, haben sie gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit verlogener Zunge.

Ps 109:3 Mit Worten voll Haß umringen sie mich und bekämpfen mich ohne Grund.

Ps 109:4 Für meine Liebe klagen sie mich an; ich aber bete für sie.

Ps 109:5 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem und meine Liebe mit Haß.

Ps 109:6 Stelle gegen einen solchen einen Boshaften auf, ein Ankläger stehe zu seiner Rechten!

Ps 109:7 Aus dem Gericht gehe er als verurteilt hervor, selbst sein Flehgebet gelte als Verfehlung!

Ps 109:8 Seiner Lebenstage seien nur wenige, und sein Amt erhalte ein anderer!

Ps 109:9 Seine Kinder sollen zu Waisen werden, seine Frau zur Witwe!

Ps 109:10 Umherirren sollen seine Kinder und betteln gehen, vertrieben aus ihren Trümmerstätten!

Ps 109:11 Der Gläubiger reiße all sein Besitztum an sich, Fremde sollen sein Erworbenes plündern!

Ps 109:12 Keiner sei, der die Gunst ihm bewahrt, keiner, der sich seiner Waisen erbarmt!

Ps 109:13 Seine Nachkommenschaft verfalle der Vernichtung, schon im nächsten Geschlecht erlösche ihr Name!

Ps 109:14 Seiner Väter Schuld bleibe beim Herrn in Erinnerung, die Sünde seiner Mutter ungetilgt!

Ps 109:15 Sie seien ständig dem Herrn vor Augen, er vernichte ihr Andenken aus dem Lande!

Ps 109:16 Denn er dachte nicht daran, Liebe zu üben, sondern hetzte einen Elenden und Armen, einen im Herzen zu Tode Verzagten.

Ps 109:17 Er liebte den Fluch; so komme er auf ihn! Er wollte keinen Segen; so bleibe er ihm fern!

Ps 109:18 Er zog den Fluch an wie sein Gewand; so dringe er wie Wasser in sein Inneres ein, wie Öl in seine Glieder!

Ps 109:19 Er sei ihm wie ein Kleid, in das er sich hüllt, und wie ein Gürtel, den er dauernd trägt!

Ps 109:20 Dies sei vom Herrn der Lohn meiner Ankläger und jener, die Arges wider mich reden!

Ps 109:21 Du aber, Herr und Gebieter, stehe mir bei um deines Namens willen! Weil deine Huld so gütig ist, errette mich!

Ps 109:22 Denn ich bin elend und arm, mein Herz krampft sich in meiner Brust zusammen.

Ps 109:23 Wie Schatten, wenn er (abends) sich dehnt, so gehe ich dahin, wie eine Heuschrecke werde ich weggeschüttelt.

Ps 109:24 Meine Knie wanken vom Fasten, mein Leib magert ab mangels Fett.

Ps 109:25 Ja, zum Hohn bin ich ihnen geworden; sie sehen mich und schütteln den Kopf.

Ps 109:26 Hilf mir, Herr, mein Gott, rette mich nach deiner Huld!

Ps 109:27 Dann werden sie erkennen, daß dies deine Hand war, daß du, Herr, es vollbracht hast.

Ps 109:28 Sie mögen fluchen, doch du wirst segnen. Meine Widersacher müssen sich schämen, dein Knecht jedoch kann sich freuen.

Ps 109:29 Meine Ankläger sollen mit Schmach sich bekleiden, in ihre Schande sich hüllen wie in einen Mantel!

Ps 109:30 Dem Herrn will ich danken aus vollem Munde, inmitten vieler will ich ihn loben.

Ps 109:31 Denn er steht zur Rechten des Armen, um sein Leben zu retten vor seinen Richtern.

 

Psalmen Kapitel 110

 

Ps 110:1 [Von David. Ein Psalm.] Spruch des Herrn für meinen Herrn: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache!"

Ps 110:2 Dein machtvolles Zepter streckt der Herr vom Sion aus. Herrsche inmitten deiner Feinde!

Ps 110:3 Dein Volk ist voll Ergebenheit am Tage deiner Macht; auf heiligen Bergen wird aus der Morgenröte Schoß dir der Tau deiner Jugend zuteil.

Ps 110:4 Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht reuen: "Du bist Priester für immer um Melchisedechs willen."

Ps 110:5 Der Herr ist dir zur Rechten; er zerschmettert am Tag seines Zornes Könige.

Ps 110:6 Unter den Völkern hält er Gericht, häuft Leichen auf, zerschmettert Häupter auf weitem Gefilde. -

Ps 110:7 Vom Bach am Wege trinkt er; darum erhebt er das Haupt.

 

Psalmen Kapitel 111

 

Ps 111:1 [Hallelujah!] Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen, im Kreise der Frommen und der Gemeinde.

Ps 111:2 Groß sind die Werke des Herrn, wohlbekannt bei allen, die ihrer sich freuen.

Ps 111:3 Hoheit und Pracht ist sein Wirken, seine Gerechtigkeit bleibt ewig bestehen.

Ps 111:4 Ein Denkmal für seine Wunder hat er geschaffen, gütig und barmherzig ist der Herr.

Ps 111:5 Speise gab er denen, die ihn fürchten. Er gedenkt auf ewig seines Bundes.

Ps 111:6 Seine machtvollen Werke tat er seinem Volke kund, als er ihm das Erbe der Völker übergab.

Ps 111:7 Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht; zuverlässig sind alle seine Gebote,

Ps 111:8 unwandelbar für immer und ewig, erlassen in Treue und Redlichkeit.

Ps 111:9 Erlösung hat er seinem Volke gesandt, für ewig seinen Bund bestimmt. Heilig und verehrungswürdig ist sein Name.

Ps 111:10 Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn. Rechte Einsicht haben alle, die sie üben; sein Lobpreis hat Bestand für ewig.

 

Psalmen Kapitel 112

 

Ps 112:1 [Hallelujah!] Selig der Mann, der den Herrn fürchtet, an seinen Geboten großes Gefallen hat!

Ps 112:2 Mächtig im Lande ist sein Stamm, das Geschlecht der Frommen wird gesegnet.

Ps 112:3 Wohlstand und Reichtum sind in seinem Hause, seine Rechtschaffenheit bleibt ewig bestehen.

Ps 112:4 Er strahlt in der Finsternis auf als Licht für die Frommen, gütig, barmherzig und gerecht.

Ps 112:5 Wohl dem Mann, der gütig ist und leiht, seine Pflichten nach Recht erfüllt!

Ps 112:6 Gewiß, er wird nimmermehr wanken. In ewigem Andenken bleibt der Gerechte.

Ps 112:7 Von übler Nachrede hat er nichts zu fürchten. Sein Herz ist gefestigt, voll Vertrauen auf den Herrn.

Ps 112:8 Unerschütterlich ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, bis er herabschauen kann auf seine Gegner.

Ps 112:9 Er teilt aus und spendet den Armen, seine Rechtschaffenheit bleibt ewig bestehen, seine Macht ist hoch in Ehren.

Ps 112:10 Der Gottlose sieht es und grollt, knirscht mit den Zähnen und schwindet dahin. Das Begehren der Gottlosen wird zunichte.

 

Psalmen Kapitel 113

 

Ps 113:1 [Hallelujah!] Lobet, ihr Diener des Herrn, lobet den Namen des Herrn!

Ps 113:2 Gepriesen sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit!

Ps 113:3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei gelobt der Name des Herrn!

Ps 113:4 Erhaben über alle Völker ist der Herr, über den Himmel seine Herrlichkeit.

Ps 113:5 Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, der in der Höhe thront,

Ps 113:6 der in die Tiefe schaut im Himmel und auf Erden?

Ps 113:7 Er erhebt aus dem Staub den Geringen, erhöht aus dem Schmutz den Armen,

Ps 113:8 um ihn neben Fürsten zu setzen, neben die Fürsten seines Volkes.

Ps 113:9 Er läßt die Kinderlose in der Familie glücklich wohnen als frohe Mutter von Söhnen. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 114

 

Ps 114:1 Als Israel wegzog von Ägypten, Jakobs Haus vom Volk fremder Sprache,

Ps 114:2 da wurde Juda sein Heiligtum, Israel sein Herrschaftsgebiet.

Ps 114:3 Das Meer sah es und floh, der Jordan wich zurück.

Ps 114:4 Die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie Lämmer.

Ps 114:5 Was hast du denn, Meer, daß du fliehst, du, Jordan, daß du zurückweichst?

Ps 114:6 Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, ihr Hügel, wie Lämmer?

Ps 114:7 Vor dem Antlitz deines Gebieters bebe nur, Erde, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs!

Ps 114:8 Er wandelt den Felsen zum Teich, Kieselgestein zum Wasserquell.

 

Psalmen Kapitel 115

 

Ps 115:1 Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen schaff Ehre um deiner Huld und Treue willen!

Ps 115:2 Warum sollen die Heidenvölker sagen: "Wo ist denn ihr Gott?"

Ps 115:3 Ist doch unser Gott im Himmel! Was immer ihm gefällt, vollbringt er.

Ps 115:4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden.

Ps 115:5 Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und können nicht sehen.

Ps 115:6 Sie haben Ohren und können nicht hören, eine Nase und können nicht riechen.

Ps 115:7 Mit ihren Händen können sie nicht tasten, mit ihren Füßen können sie nicht gehen, sie geben keinen Laut mit ihrer Kehle.

Ps 115:8 Ihnen gleich sollen werden, die sie verfertigten, jeder, der auf sie vertraut!

Ps 115:9 Haus Israel, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild.

Ps 115:10 Haus Aaron, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild.

Ps 115:11 Ihr Gottesfürchtigen, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild.

Ps 115:12 Der Herr ist unser eingedenk, er möge segnen! Er segne das Haus Israel, er segne das Haus Aaron!

Ps 115:13 Er segne die Gottesfürchtigen, die Kleinen samt den Großen!

Ps 115:14 Der Herr möge euch zahlreich machen, euch und eure Kinder!

Ps 115:15 Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!

Ps 115:16 Der Himmel ist ein Himmel für den Herrn, die Erde aber gab er den Menschen.

Ps 115:17 Nicht die Toten loben den Herrn, keiner von allen, die zum Ort des Schweigens hinabgestiegen.

Ps 115:18 Wir jedoch preisen den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 116

 

Ps 116:1 Ich bin von Liebe erfüllt, denn es hörte der Herr auf mein lautes Flehen.

Ps 116:2 Ja, er hat mir sein Ohr geneigt, sobald ich zu ihm rief.

Ps 116:3 Die Fesseln des Todes umfingen mich, die Ängste der Unterwelt faßten mich an, Drangsal und Kummer erfuhr ich.

Ps 116:4 Da rief ich den Namen des Herrn an: "Ach, rette doch, Herr, mein Leben!"

Ps 116:5 Gnädig ist der Herr und gerecht; unser Gott ist barmherzig.

Ps 116:6 Unerfahrene schützt der Herr; ich war schwach, doch er half mir.

Ps 116:7 Finde, meine Seele, deine Ruhe wieder; denn der Herr erweist dir Gutes!

Ps 116:8 Ja, er bewahrt mein Leben vor dem Tod, meine Augen vor den Tränen, meinen Fuß vor dem Sturz.

Ps 116:9 Ich darf wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.

Ps 116:10 Ich war von Vertrauen erfüllt, als ich sprach: "Gar tief bin ich gebeugt."

Ps 116:11 Ich sagte in meiner Bestürzung: "Alle Menschen trügen!"

Ps 116:12 Wie kann ich dem Herrn erstatten, was er mir alles an Gutem erwies?

Ps 116:13 Den Kelch des Heiles will ich erheben und den Namen des Herrn anrufen!

Ps 116:14 Meine Gelübde erfülle ich dem Herrn, und zwar vor seinem ganzen Volke.

Ps 116:15 Teuer ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen.

Ps 116:16 Wohlan, Herr, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht und der Sohn deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst.

Ps 116:17 Ich bringe dir ein Dankopfer dar und rufe den Namen des Herrn an.

Ps 116:18 Meine Gelübde erfülle ich dem Herrn, und zwar vor seinem ganzen Volke,

Ps 116:19 in den Vorhöfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 117

 

Ps 117:1 Lobt den Herrn, ihr Völker, rühmt ihn, alle Nationen!

Ps 117:2 Denn mächtig waltet seine Güte über uns; die Treue des Herrn währt ewig. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 118

 

Ps 118:1 Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!

Ps 118:2 Das Haus Israel möge sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!"

Ps 118:3 Das Haus Aaron möge sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!"

Ps 118:4 Die Gottesfürchtigen mögen sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!"

Ps 118:5 Aus der Drangsal rief ich zum Herrn; der Herr erhörte und befreite mich.

Ps 118:6 Der Herr ist für mich; so fürchte ich nichts. Was können mir Menschen noch antun?

Ps 118:7 Der Herr ist für mich als mein Helfer; ich kann herabschauen auf meine Gegner.

Ps 118:8 Besser ist es, auf den Herrn zu bauen, als auf Menschen zu vertrauen.

Ps 118:9 Besser ist es, auf den Herrn zu bauen, als auf Fürsten zu vertrauen.

Ps 118:10 Alle Völker umringten mich; im Namen des Herrn beugte ich sie.

Ps 118:11 Sie umringten mich, ja, sie umringten mich; im Namen des Herrn beugte ich sie.

Ps 118:12 Sie umringten mich wie Bienen, doch sie erloschen wie Dornenfeuer; im Namen des Herrn beugte ich sie.

Ps 118:13 Hart stieß man mich, daß ich fiele; doch der Herr hat mir geholfen.

Ps 118:14 Meine Kraft und meine Stärke ist der Herr, und er war meine Rettung.

Ps 118:15 Frohlocken und Siegesjubel erschallen in den Zelten der Gerechten: "Die Rechte des Herrn wirkt Gewaltiges!

Ps 118:16 Die Rechte des Herrn erhöht, die Rechte des Herrn wirkt Gewaltiges!"

Ps 118:17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden.

Ps 118:18 Streng hat der Herr mich gezüchtigt, doch dem Tode nicht preisgegeben.

Ps 118:19 Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit! Ich will einziehen und dem Herrn danken!

Ps 118:20 "Dies ist das Tor zum Herrn; nur Gerechte dürfen hier einziehen!"

Ps 118:21 Ich danke dir, daß du mich erhört hast und meine Rettung geworden bist!

Ps 118:22 Der Stein, den die Erbauer verwarfen, ist zum Eckstein geworden.

Ps 118:23 Durch den Herrn ist dieses geschehen; vor unseren Augen ist es ein Wunder.

Ps 118:24 Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und seiner uns freuen!

Ps 118:25 O Herr, bring doch Hilfe! O Herr, gib Gelingen!

Ps 118:26 "Gesegnet sei, wer da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch vom Hause des Herrn aus!

Ps 118:27 Der Herr ist Gott. Er gebe uns Licht! Windet den Festschmuck mit Zweigen bis an die Hörner des Altars!" -

Ps 118:28 Mein Gott bist du, dir will ich danken! Mein Gott, dich will ich rühmen!

Ps 118:29 Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld!

 

Psalmen Kapitel 119

 

Ps 119:1 Selig, die ihren Lebensweg makellos schreiten, die wandeln im Gesetz des Herrn!

Ps 119:2 Selig, die seine Weisungen halten, von ganzem Herzen ihn suchen,

Ps 119:3 die auch kein Unrecht begehen, da sie auf seinen Wegen wandeln!

Ps 119:4 Du hast deine Befehle erlassen, daß man sie eifrig befolge.

Ps 119:5 Ach, wären doch meine Wege gefestigt in der Befolgung deiner Satzungen!

Ps 119:6 Dann werde ich nie enttäuscht, wenn ich auf alle deine Gebote schaue.

Ps 119:7 Ich will dir aufrichtigen Herzens danken, wenn ich deine gerechten Verordnungen lerne.

Ps 119:8 Deine Satzungen will ich befolgen; verlaß mich nicht völlig!

Ps 119:9 Wie hält ein Jüngling seinen Wandel rein? Indem er deinem Worte folgt!

Ps 119:10 Von ganzem Herzen suche ich dich; laß mich nicht abirren von deinen Geboten!

Ps 119:11 Im Herzen berge ich deinen Ausspruch, daß ich nicht wider dich fehle.

Ps 119:12 Gepriesen seist du, Herr! Lehre mich deine Satzungen!

Ps 119:13 Mit meinen Lippen künde ich alle Verordnungen deines Mundes.

Ps 119:14 Am Wandel nach deinen Weisungen freue ich mich wie über jeglichen Reichtum.

Ps 119:15 Deine Befehle will ich betrachten und schauen auf deine Pfade!

Ps 119:16 An deinen Satzungen habe ich meine Lust, dein Wort vergesse ich nicht.

Ps 119:17 Gewähre deinem Knecht, am Leben zu bleiben, so will ich dein Wort befolgen!

Ps 119:18 Öffne mir die Augen, daß ich die Wunder schaue, die deinem Gesetz entspringen!

Ps 119:19 Gast nur bin ich auf Erden; verbirg mir deine Gebote nicht!

Ps 119:20 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach deinen Verordnungen allezeit.

Ps 119:21 Die Stolzen hast du bedroht; verflucht ist, wer abirrt von deinen Geboten.

Ps 119:22 Schmach und Verachtung wende von mir ab; denn deine Weisungen habe ich befolgt.

Ps 119:23 Mögen selbst Fürsten Sitzung halten und gegen mich verhandeln, dein Knecht betrachtet deine Satzungen.

Ps 119:24 Ja, deine Weisungen sind meine Lust; meine Ratgeber sind sie.

Ps 119:25 Meine Seele klebt am Staub; belebe mich nach deinem Wort!

Ps 119:26 Meine Geschicke zählte ich auf, und du erhörtest mich; lehre mich deine Satzungen!

Ps 119:27 Den Weg deiner Vorschriften laß mich verstehen, und ich will deine Wunder betrachten!

Ps 119:28 Meine Seele zerfließt vor Kummer; richte mich auf nach deinem Wort!

Ps 119:29 Den Weg der Lüge halte mir fern; mit deinem Gesetz begnade mich!

Ps 119:30 Den Weg der Treue habe ich erwählt; deine Verordnungen begehre ich.

Ps 119:31 An deinen Weisungen halte ich fest, o Herr; laß mich nicht zuschanden werden!

Ps 119:32 Den Weg deiner Gebote laufe ich; denn weit machst du mein Herz.

Ps 119:33 Weise mir, Herr, den Weg deiner Satzungen, daß ich ihn beachte bis ans Ende!

Ps 119:34 Gib mir Einsicht, daß ich dein Gesetz befolge und es halte von ganzem Herzen!

Ps 119:35 Laß mich den Pfad deiner Gebote schreiten; denn an ihm habe ich Gefallen!

Ps 119:36 Mach mein Herz deinen Weisungen geneigt und nicht der Gewinnsucht!

Ps 119:37 Halte meine Augen ab, auf Nichtiges zu schauen; durch dein Wort belebe mich!

Ps 119:38 Erfülle deinem Knecht deine Verheißung, um die Ehrfurcht vor dir zu fördern!

Ps 119:39 Wende Schmach von mir ab, vor der mir bangt; denn deine Urteilssprüche sind gut!

Ps 119:40 Siehe, ich ersehne deine Befehle; durch deine Gerechtigkeit erhalte mich am Leben!

Ps 119:41 Deine Huld komme über mich, o Herr, deine Hilfe nach deiner Verheißung!

Ps 119:42 Dann kann ich dem, der mich schmäht, erwidern; denn ich vertraue auf dein Wort.

Ps 119:43 Entziehe meinem Mund das Wort der Wahrheit nicht, da ich auf deine Verordnungen hoffe!

Ps 119:44 Dein Gesetz will ich dauernd befolgen, immer und ewig.

Ps 119:45 So kann ich wandeln auf freier Bahn; denn ich frage nach deinen Befehlen.

Ps 119:46 Von deinen Weisungen will ich vor Königen sprechen und werde nicht zuschanden werden.

Ps 119:47 Ich habe meine Lust an deinen Geboten, die ich ja liebe.

Ps 119:48 Meine Hände erhebe ich zu deinen Geboten und betrachte deine Satzungen.

Ps 119:49 Gedenke des Wortes an deinen Knecht, worauf du mich hoffen ließest!

Ps 119:50 Dies ist mein Trost in meinem Elend, daß deine Verheißung mich belebt.

Ps 119:51 Stolze verhöhnen mich gar sehr; doch ich weiche nicht ab von deinem Gesetze.

Ps 119:52 Ich gedenke deiner Urteilssprüche seit alten Zeiten, o Herr, und tröste mich damit.

Ps 119:53 Wut erfaßt mich wegen der Gottlosen, die dein Gesetz verlassen.

Ps 119:54 Deine Satzungen sind mir zum Loblied geworden im Hause meiner Pilgerschaft.

Ps 119:55 Ich gedenke bei Nacht deines Namens, Herr und will dein Gesetz befolgen.

Ps 119:56 Dies ist mein Ziel geworden: daß ich deine Befehle beachte.

Ps 119:57 Mein Anteil ist der Herr; ich habe versprochen, deine Worte zu halten.

Ps 119:58 Ich werbe um deine Huld von ganzem Herzen; sei mir gnädig nach deiner Verheißung!

Ps 119:59 Ich überdenke meine Wege und wende meine Füße zu deinen Weisungen.

Ps 119:60 Ich eile, ohne zu zögern, deine Gebote zu halten.

Ps 119:61 Die Stricke der Frevler wollten mich umfangen; doch dein Gesetz vergesse ich nicht.

Ps 119:62 Um Mitternacht stehe ich auf, dir zu danken für deine gerechten Verordnungen.

Ps 119:63 Freund bin ich allen, die dich fürchten und deine Befehle befolgen.

Ps 119:64 Von deiner Huld, o Herr, ist die Erde voll; lehre mich deine Satzungen!

Ps 119:65 Herr, du hast deinem Knechte Gutes erwiesen gemäß deinem Worte.

Ps 119:66 Rechtes Urteil und Erkenntnis lehre mich; denn ich traue deinen Geboten.

Ps 119:67 Bevor ich mich beugte, ging ich irre; doch jetzt beobachte ich dein Wort.

Ps 119:68 Gut bist du, und Gutes wirkst du; lehre mich deine Satzungen!

Ps 119:69 Stolze erdichten gegen mich Lügen; ich aber befolge aus ganzem Herzen deine Befehle.

Ps 119:70 Stumpf ist ihr Herz wie von Fett; doch meine Lust ist dein Gesetz.

Ps 119:71 Es war gut für mich, daß ich gebeugt wurde, damit ich deine Satzungen lernte.

Ps 119:72 Lieber ist mir das Gesetz aus deinem Mund als Tausende von Gold- und Silberstücken.

Ps 119:73 Deine Hände haben mich gemacht und gebildet; gib mir Einsicht, daß ich deine Gebote lerne!

Ps 119:74 Die dich fürchten, sehen mich und sind erfreut; denn ich harre auf dein Wort.

Ps 119:75 Ich weiß, Herr, daß gerecht deine Urteile sind und daß du mit Recht mich beugtest.

Ps 119:76 Deine Huld werde mein Trost nach deiner Verheißung an deinen Knecht!

Ps 119:77 Dein Erbarmen komme über mich, damit ich lebe; denn dein Gesetz ist meine Lust.

Ps 119:78 Die Stolzen sollen zuschanden werden, denn zu Unrecht bedrücken sie mich; ich aber betrachte deine Befehle.

Ps 119:79 Die dich fürchten, mögen zu mir sich wenden, und die deine Weisungen kennen!

Ps 119:80 Makellos sei mein Herz durch deine Satzungen, auf daß ich nicht zuschanden werde!

Ps 119:81 Meine Seele schmachtet nach deiner Hilfe; ich harre auf dein Wort.

Ps 119:82 Es schmachten meine Augen nach deiner Verheißung; sie fragen: Wann wirst du mich trösten?

Ps 119:83 Denn ich bin entstellt wie ein Schlauch im Rauche; aber deine Satzungen vergesse ich nicht.

Ps 119:84 Wieviel sind noch der Tage deines Knechtes? Wann hältst du Gericht über meine Verfolger?

Ps 119:85 Stolze graben mir Gruben; sie handeln nicht nach deinem Gesetz.

Ps 119:86 Alle deine Gebote sind zuverlässig; zu Unrecht verfolgt man mich; komm mir zu Hilfe!

Ps 119:87 Fast hätte man mich aufgerieben im Lande; doch lasse ich nicht von deinen Befehlen.

Ps 119:88 Nach deiner Huld erhalte mich am Leben, so will ich die Weisung deines Mundes beachten!

Ps 119:89 Für immer, Herr, steht dein Wort am Himmel.

Ps 119:90 Von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Treue; du hast die Erde gegründet, und sie bleibt bestehen.

Ps 119:91 Nach deinen Verordnungen bestehen sie bis heute; denn das All ist dir dienstbar.

Ps 119:92 Wäre nicht dein Gesetz meine Lust, ich wäre zugrunde gegangen in meinem Elend.

Ps 119:93 Ewig vergesse ich deine Vorschriften nicht; denn durch sie gabst du mir Leben.

Ps 119:94 Dein bin ich; rette mich; denn deinen Vorschriften forsche ich nach.

Ps 119:95 Frevler lauern mir auf, mich zu vernichten; ich aber merke auf deine Weisungen.

Ps 119:96 Bei allem Vergänglichen sah ich ein Ende; doch dein Gebot reicht mächtig weit.

Ps 119:97 Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Den ganzen Tag liegt es mir im Sinn.

Ps 119:98 Dein Gebot macht mich weiser als meine Feinde; denn ewig ist es mein Besitz.

Ps 119:99 Ich bin klüger geworden als alle meine Lehrer; denn deinen Weisungen gilt mein Sinnen.

Ps 119:100 Einsichtsvoller bin ich als Greise, weil ich deine Befehle befolge.

Ps 119:101 Von jedem bösen Pfad halte ich meine Füße zurück, um dein Wort zu beachten.

Ps 119:102 Von deinen Verordnungen weiche ich nicht ab; denn du hast mich unterwiesen.

Ps 119:103 Wie köstlich sind meinem Gaumen deine Verheißungen, köstlicher als Honig meinem Mund!

Ps 119:104 Aus deinen Vorschriften lerne ich Einsicht; darum hasse ich jeden Lügenpfad.

Ps 119:105 Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort und ein Licht meinem Pfade.

Ps 119:106 Ich tat den Schwur und will ihn halten, deine gerechten Verordnungen zu befolgen.

Ps 119:107 Herr, ich bin gar tief gebeugt; belebe mich nach deinem Wort!

Ps 119:108 Die Gaben meines Mundes laß dir gefallen, Herr, und deine Verordnungen lehre mich!

Ps 119:109 Mein Leben ist dauernd in Gefahr; aber dein Gesetz vergesse ich nicht.

Ps 119:110 Gottlose legen mir Schlingen; doch ich irre nicht ab von deinen Befehlen.

Ps 119:111 Mein Erbteil für ewig sind deine Weisungen; ja, sie sind meines Herzens Wonne.

Ps 119:112 Ich mache mein Herz geneigt, deine Satzung zu halten immerdar bis ans Ende.

Ps 119:113 Wankelmütige hasse ich; doch dein Gesetz liebe ich.

Ps 119:114 Mein Schirm und Schild bist du; ich harre auf dein Wort.

Ps 119:115 Weichet von mir, ihr Übeltäter! Ich will die Gebote meines Gottes befolgen!

Ps 119:116 Stütze mich nach deiner Verheißung, daß ich das Leben habe und enttäusche mich nicht in meiner Hoffnung!

Ps 119:117 Halte mich, daß ich Rettung finde, und ich will beständig auf deine Satzungen schauen!

Ps 119:118 Du verwirfst alle, die abirren von deinen Satzungen; denn Lüge ist ihre Täuschung.

Ps 119:119 Als Schlacken erachtest du alle Frevler im Lande; darum liebe ich deine Weisungen.

Ps 119:120 Mein Leib erschaudert aus Furcht vor dir; mir bangt vor deinen Urteilssprüchen.

Ps 119:121 Ich übe Recht und Gerechtigkeit; überlaß mich nicht meinen Bedrückern;

Ps 119:122 Verbürge dich für das Wohl deines Knechtes, daß Stolze mich nicht bedrücken!

Ps 119:123 Meine Augen schmachten nach deiner Hilfe und nach deiner gerechten Verheißung.

Ps 119:124 Handle an deinem Knecht nach deiner Huld und lehre mich deine Satzungen!

Ps 119:125 Dein Knecht bin ich; gib mir Einsicht, damit ich deine Weisungen verstehe!

Ps 119:126 Zeit ist es für den Herrn, zu handeln; man hat dein Gesetz gebrochen.

Ps 119:127 Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und Edelmetall.

Ps 119:128 Deshalb wandle ich geradeaus nach all deinen Befehlen; jeden Lügenpfad hasse ich.

Ps 119:129 Ein Wunderwerk sind deine Weisungen; darum befolgt sie meine Seele.

Ps 119:130 Das offene Tor deiner Worte macht heil, gibt den Unerfahrenen Einsicht.

Ps 119:131 Weit öffne ich den Mund und lechze; denn ich verlange nach deinen Geboten.

Ps 119:132 Wende dich mir zu und sei mir gnädig, wie es denen zusteht, die deinen Namen lieben!

Ps 119:133 Festige meine Schritte durch deine Verheißung und laß kein Unrecht über mich herrschen!

Ps 119:134 Erlöse mich von Bedrückung durch Menschen, und ich will deinen Vorschriften folgen!

Ps 119:135 Laß deinem Knecht dein Antlitz leuchten und lehre mich deine Satzungen!

Ps 119:136 Tränenbäche entströmen meinen Augen, weil man dein Gesetz nicht befolgt.

Ps 119:137 Gerecht bist du, Herr, und richtig sind deine Urteilssprüche.

Ps 119:138 Nach Recht hast du deine Anweisungen geboten, in fester Zuverlässigkeit.

Ps 119:139 Mein Eifer zehrt mich auf, weil meine Gegner deine Worte vergessen.

Ps 119:140 Ganz lauter ist dein Wort, und dein Knecht hat es lieb.

Ps 119:141 Gering und verachtet bin ich; doch deine Befehle vergesse ich nicht.

Ps 119:142 Deine Gerechtigkeit ist ewig im Recht, und dein Gesetz ist Wahrheit.

Ps 119:143 Angst und Drangsal trafen mich; deine Gebote sind meine Lust.

Ps 119:144 Recht sind deine Weisungen für ewig; gib mir Einsicht, daß ich lebe!

Ps 119:145 Ich rufe aus ganzem Herzen; erhöre mich, Herr! Ich will deine Satzungen halten!

Ps 119:146 Ich rufe dich an; hilf mir, so will ich deine Weisungen beachten!

Ps 119:147 Schon in der Dämmerung komme ich und schreie; ich harre auf dein Wort.

Ps 119:148 Noch ehe die Nacht vorüber, erwachen meine Augen, um dein Wort zu betrachten.

Ps 119:149 Höre auf meine Stimme nach deiner Huld, o Herr! Nach deiner Verordnung erhalte mein Leben!

Ps 119:150 Meine Verfolger nähern sich dem Laster, entfernen sich von deinem Gesetz.

Ps 119:151 Nahe bist du, o Herr, und alle deine Gebote sind Wahrheit.

Ps 119:152 Längst weiß ich aus deinen Weisungen, daß du sie für ewig eingesetzt hast.

Ps 119:153 Schau auf mein Elend und rette mich; denn dein Gesetz vergaß ich nicht!

Ps 119:154 Führe meinen Rechtsstreit und erlöse mich; nach deiner Verheißung erhalte mein Leben!

Ps 119:155 Den Frevlern bleibt Rettung fern; denn nach deinen Satzungen fragen sie nicht.

Ps 119:156 Vielfältig ist dein Erbarmen, Herr; nach deinen Verordnungen erhalte mein Leben!

Ps 119:157 Zahlreich sind meine Verfolger und Gegner; doch von deinen Weisungen weiche ich nicht ab.

Ps 119:158 Von Abscheu erfüllt, muß ich Abtrünnige sehen, die dein Wort nicht befolgen.

Ps 119:159 Sieh an, wie ich deine Befehle liebe, Herr! Nach deiner Huld erhalte mein Leben!

Ps 119:160 Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und ewig währt jede deiner gerechten Verordnungen.

Ps 119:161 Fürsten verfolgen mich ohne Grund, doch nur vor deinen Worten bebt mein Herz.

Ps 119:162 Ich freue mich deiner Verheißung wie einer, der reiche Beute macht.

Ps 119:163 Lüge hasse und verabscheue ich; dein Gesetz habe ich lieb.

Ps 119:164 Siebenmal am Tage preise ich dich wegen deiner gerechten Verordnungen.

Ps 119:165 Viel Glück wird denen zuteil, die dein Gesetz lieben; es trifft sie kein Unheil.

Ps 119:166 Ich warte auf deine Hilfe, Herr, und erfülle deine Gebote.

Ps 119:167 Gern befolge ich deine Weisungen und liebe sie sehr.

Ps 119:168 Ich befolge deine Befehle und Weisungen; ja, alle meine Wege liegen offen vor dir.

Ps 119:169 Es dringe mein Rufen zu dir, o Herr! Nach deinem Wort gib mir Einsicht!

Ps 119:170 Laß mein Flehen vor dich kommen; nach deiner Verheißung errette mich!

Ps 119:171 Meine Lippen sollen überströmen von Lob; denn deine Satzungen lehrst du mich.

Ps 119:172 Meine Zunge soll dein Wort besingen; denn alle deine Gebote sind recht.

Ps 119:173 Deine Hand komme mir zu Hilfe, da ich deine Befehle mir auserwählte!

Ps 119:174 Ich ersehne deine Hilfe, Herr, und dein Gesetz ist meine Lust.

Ps 119:175 Laß meine Seele am Leben, daß sie dich lobe! Deine Verordnungen mögen mir helfen!

Ps 119:176 Ich bin verirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht; denn deine Gebote vergaß ich nicht!

 

Psalmen Kapitel 120

 

Ps 120:1 [Ein Wallfahrtslied.] Ich rief in meiner Bedrängnis zum Herrn, und er erhörte mich.

Ps 120:2 Herr, rette mein Leben vor Lügenlippen, vor falschen Zungen!

Ps 120:3 Was soll man dir geben und was über dich bringen, du falsche Zunge?

Ps 120:4 Geschärfte Kriegerpfeile samt glühenden Ginsterkohlen! -

Ps 120:5 Weh mir, daß ich als Fremdling in Meschech weile, daß ich wohne bei Kedars Zelten!

Ps 120:6 Schon so lange muß ich bei Leuten wohnen, die Frieden hassen.

Ps 120:7 Wenn ich von Frieden spreche, so wollen sie Kampf.

 

Psalmen Kapitel 121

 

Ps 121:1 [Ein Wallfahrtslied.] Ich hebe meine Augen empor zu den Bergen: Woher wird mir Hilfe kommen?

Ps 121:2 Hilfe kommt mir vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.

Ps 121:3 Er läßt deinen Fuß nicht wanken; nimmer schläft dein Hüter.

Ps 121:4 Nein, nicht schläft und nicht schlummert der Hüter Israels!

Ps 121:5 Der Herr ist dein Hüter, der Herr ist dein schützender Schatten zu deiner Rechten.

Ps 121:6 Bei Tage wird dir die Sonne nicht schaden, der Mond nicht bei Nacht.

Ps 121:7 Der Herr behütet dich vor allem Übel; er behütet dein Leben.

Ps 121:8 Der Herr behütet dein Gehen und Kommen, jetzt und immerdar.

 

Psalmen Kapitel 122

 

Ps 122:1 [Ein Wallfahrtslied. Von David.] Ich freute mich, als man mir sagte: "Wir pilgern zum Hause des Herrn!"

Ps 122:2 Nun stehen wirklich unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem.

Ps 122:3 Jerusalem, gebaut als Stadt, die lückenlos in sich geschlossen!

Ps 122:4 Dorthin ziehen die Stämme, die Stämme des Herrn! So ist es Gesetz für Israel, den Namen des Herrn zu preisen.

Ps 122:5 Ja, dort stehen die Richterthrone, die Throne für Davids Haus.

Ps 122:6 Wünschet Jerusalem Heil! In Sicherheit möge leben, wer immer dich liebt!

Ps 122:7 Heil wohne in deiner Festung, Sicherheit in deinen Palästen!

Ps 122:8 Meiner Brüder und Freunde wegen will ich rufen: "Heil in dir!"

Ps 122:9 Wegen des Hauses des Herrn, unsres Gottes, erflehe ich für dich Glück.

 

Psalmen Kapitel 123

 

Ps 123:1 [Ein Wallfahrtslied.] Zu dir erhebe ich meine Augen, der du im Himmel thronst.

Ps 123:2 Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er sich unser erbarmt.

Ps 123:3 Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich unser! Denn reich gesättigt sind wir mit Hohn.

Ps 123:4 Übersatt ist unsre Seele vom Spott der Leichtsinnigen, vom Hohn der Stolzen!

 

Psalmen Kapitel 124

 

Ps 124:1 [Ein Wallfahrtslied.] "Wäre der Herr nicht für uns gewesen", so möge Israel sprechen,

Ps 124:2 "wäre der Herr nicht für uns gewesen, als Menschen sich wider uns erhoben,

Ps 124:3 dann hätten sie uns lebendig verschlungen, von Zorn gegen uns entbrannt;

Ps 124:4 dann hätten die Wasser uns überflutet, der Wildbach wäre über uns hingebraust;

Ps 124:5 dann wären über uns hingebraust die tobenden Wasser."

Ps 124:6 Der Herr sei gepriesen! Er gab uns nicht ihren Zähnen zum Raube preis.

Ps 124:7 Unser Leben entkam wie ein Vogel dem Netz der Jäger. Das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.

Ps 124:8 Unsre Hilfe liegt im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.

 

Psalmen Kapitel 125

 

Ps 125:1 [Ein Wallfahrtslied.] Wer auf den Herrn vertraut, gleicht dem Sionsberg, der niemals wankt, der ewig bleibt.

Ps 125:2 Jerusalem ist ringsum von Bergen umgeben; so umhegt der Herr sein Volk von nun an bis in Ewigkeit!

Ps 125:3 Denn nicht wird das gottlose Zepter bleiben auf dem Erbteil der Gerechten, auf daß nicht auch die Gerechten zu Freveltaten die Hände ausstrecken.

Ps 125:4 Herr, erweise Gutes den Guten und allen, die redlichen Herzens sind!

Ps 125:5 Doch die abbiegen auf ihre krummen Pfade, vertreibe der Herr samt den Übeltätern! Heil über Israel!

 

Psalmen Kapitel 126

 

Ps 126:1 [Ein Wallfahrtslied.] Als der Herr das Schicksal Sions wandte, da waren wir wie Träumende.

Ps 126:2 Damals war unser Mund voll des lachenden Jauchzens, unsere Zunge voll des Jubels. Damals sprach man unter den Völkern: "Der Herr hat Großes an ihnen vollbracht."

Ps 126:3 Ja, der Herr hat Großes an uns vollbracht; wir sind wirklich froh geworden! -

Ps 126:4 Herr, wende unser Schicksal gleich dem der (vertrockneten) Bäche im Südland!

Ps 126:5 Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.

Ps 126:6 Es schreitet dahin und weint, wer den Saatbeutel trägt; jedoch mit Jubel kehrt heim, wer seine Garben trägt.

 

Psalmen Kapitel 127

 

Ps 127:1 [Ein Wallfahrtslied. Von Salomo.] Wenn der Herr das Haus nicht baut, mühen die Bauleute sich umsonst. Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, späht der Wächter umsonst.

Ps 127:2 Umsonst ist es, daß ihr früh euch erhebt und spät euch niedersetzt, das Brot der Mühsal zu essen. Ganz mit Recht gibt er seinen Geliebten den Schlaf. -

Ps 127:3 Seht, eine Gabe vom Herrn sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht.

Ps 127:4 Wie Pfeile in der Hand des Kriegers sind die Söhne aus jungen Jahren.

Ps 127:5 Glücklich der Mann, der mit solchen seinen Köcher gefüllt hat! Sie unterliegen nicht, wenn sie im Tor mit den Gegnern verhandeln.

 

Psalmen Kapitel 128

 

Ps 128:1 [Ein Wallfahrtslied.] Selig, wer immer den Herrn fürchtet, wer wandelt auf seinen Wegen!

Ps 128:2 Vom Erwerb deiner Hände kannst du zehren; glücklich bist du, und es geht dir gut.

Ps 128:3 Deine Gattin gleicht einem fruchtreichen Weinstock im Innern deines Hauses. Deine Söhne sind wie Ölbaumsetzlinge rings um deinen Tisch.

Ps 128:4 Siehe, so wird ein Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet!

Ps 128:5 Es segne dich der Herr von Sion aus! Schaue Jerusalems Glück alle Tage deines Lebens!

Ps 128:6 Mögest du die Kinder deiner Kinder sehen! Heil über Israel!

 

Psalmen Kapitel 129

 

Ps 129:1 [Ein Wallfahrtslied.] Oft haben sie mich bedrängt von Jugend an, so spreche Israel,

Ps 129:2 oft haben sie mich bedrängt von Jugend an; doch sie konnten mich nicht bezwingen.

Ps 129:3 Auf dem Rücken pflügten mir Pflüger, zogen ihre langen Furchen.

Ps 129:4 Der Herr ist gerecht! Er zerschnitt die Stricke der Frevler.

Ps 129:5 Beschämt weichen alle zurück, die Sion hassen!

Ps 129:6 Sie gleichen dem Gras auf den Dächern, das schon dürr ist, bevor man es ausreißt.

Ps 129:7 Kein Schnitter kann sich die Hand damit füllen, kein Garbenbinder den Mantel.

Ps 129:8 Wer vorübergeht, ruft nicht aus: "Der Segen des Herrn über euch! Wir beglückwünschen euch im Namen des Herrn!"

 

Psalmen Kapitel 130

 

Ps 130:1 [Ein Wallfahrtslied.] Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr.

Ps 130:2 Höre, Herr, auf meine Stimme! Mögen deine Ohren lauschen auf mein lautes Flehen!

Ps 130:3 Wolltest du auf Sünden achten, Herr, wer könnte dann, o Herr, bestehen?

Ps 130:4 Ja, Vergebung ist bei dir, auf daß man dir in Ehrfurcht diene.

Ps 130:5 Ich hoffe auf den Herrn; es hofft meine Seele; ich harre auf sein Wort.

Ps 130:6 Meine Seele (harrt) auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen

Ps 130:7 harre Israel auf den Herrn! Denn beim Herrn ist Huld, und bei ihm Erlösung in Fülle.

Ps 130:8 Er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.

 

Psalmen Kapitel 131

 

Ps 131:1 [Ein Wallfahrtslied. Von David.] Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig sind meine Augen. Ich ergehe mich nicht in großen Dingen, die mir unerreichbar sind.

Ps 131:2 Nein, ich habe meine Seele besänftigt und beruhigt. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, so still ist in mir meine Seele.

Ps 131:3 Harre, Israel, auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!

 

Psalmen Kapitel 132

 

Ps 132:1 [Ein Wallfahrtslied.] Herr, gedenke David zu Ehren all seiner Bemühungen!

Ps 132:2 Wie er dem Herrn geschworen, dem Starken Jakobs gelobt:

Ps 132:3 "Ich will mein Wohnzelt nicht betreten,mein Ruhelager nicht besteigen,

Ps 132:4 meinen Augen will ich keinen Schlaf, meinen Wimpern keinen Schlummer gönnen

Ps 132:5 bis ich eine Stätte finde für den Herrn, eine Wohnung für den Starken Jakobs!"

Ps 132:6 Siehe, wir hörten von ihr in Ephrata, fanden sie in Jaars Gefilden.

Ps 132:7 "Laßt uns zu seinem Wohnort ziehen, niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!"

Ps 132:8 "Auf, Herr, zu deiner Ruhestätte, du und deine machtvolle Lade!

Ps 132:9 Deine Priester sollen sich kleiden in Huld, und deine Frommen mögen jubeln!

Ps 132:10 Um deines Knechtes David willen weise deinen Gesalbten nicht ab!" -

Ps 132:11 Der Herr schwur David einen festen Eid, von dem er nicht abgeht: "Einen deiner eigenen Söhne setze ich auf deinen Thron.

Ps 132:12 Wenn deine Söhne meinen Bund halten und meine Satzungen, die ich sie lehre, werden auch ihre Söhne für immer auf deinem Thron sitzen."

Ps 132:13 Denn der Herr hat den Sion erwählt, ihn als seinen Wohnsitz erkoren:

Ps 132:14 "Dies ist meine Ruhestätte für ewig; hier will ich wohnen, da ich ihn erkor!

Ps 132:15 Seinen Speisevorrat segne ich reichlich, sättige seine Armen mit Brot.

Ps 132:16 Seine Priester will ich kleiden in Heil, und seine Frommen mögen laut jubeln!

Ps 132:17 Dort lasse ich Davids Macht erblühen, bereite eine Leuchte für meinen Gesalbten.

Ps 132:18 Seine Feinde werde ich kleiden in Schande; aber auf ihm erstrahlt seine Krone."

 

Psalmen Kapitel 133

 

Ps 133:1 [Ein Wallfahrtslied. Von David.] Seht, wie schön, wie lieblich es ist, wenn Brüder friedlich beisammen wohnen!

Ps 133:2 Wie feines Öl auf dem Haupte, das niederrinnt in den Bart, [in Aarons Bart, der hinabreichte bis zum Saum seiner Kleider]

Ps 133:3 wie Tau des Hermon, der auf die Sionsberge niederrinnt.

Ps 133:4 Denn dort entbietet der Herr den Segen, Leben für immer.

 

Psalmen Kapitel 134

 

Ps 134:1 [Ein Wallfahrtslied.] Wohlan, preiset den Herrn, all ihr Diener des Herrn, die ihr bei Nacht im Hause des Herrn steht!

Ps 134:2 Erhebt eure Hände zum Heiligtum und preiset den Herrn!

Ps 134:3 Von Sion aus segne dich der Herr, der Himmel und Erde erschaffen hat!

 

Psalmen Kapitel 135

 

Ps 135:1 [Hallelujah!] Lobt den Namen des Herrn, lobt ihn, ihr Diener des Herrn,

Ps 135:2 die ihr im Hause des Herrn steht, in den Höfen des Hauses unseres Gottes!

Ps 135:3 Lobt den Herrn, denn der Herr ist gut! Preist seinen Namen, denn er ist liebenswert!

Ps 135:4 Ja, der Herr hat sich Jakob auserwählt, Israel zu seinem Eigentum.

Ps 135:5 Ich weiß es doch: Groß ist der Herr; unser Gott ist größer als alle Götter.

Ps 135:6 Alles, was dem Herrn gefällt, vollbringt er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen.

Ps 135:7 Er läßt die Wolken aufsteigen vom Ende der Erde, Blitze macht er zu Regen, läßt den Sturm aus seinen Speichern los.

Ps 135:8 Er schlug Ägyptens Erstgeburt vom Menschen bis zum Vieh.

Ps 135:9 Er sandte Zeichen und Wunder in deiner Mitte, Ägypten, gegen Pharao und all seine Diener.

Ps 135:10 Er schlug viele Völker und tötete mächtige Könige:

Ps 135:11 Sichon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan, und alle Königreiche Kanaans.

Ps 135:12 Er gab ihr Land als Erbe, als Erbe seinem Volke Israel.

Ps 135:13 Herr, dein Name währt ewig, Herr, dein Anruf von Geschlecht zu Geschlecht.

Ps 135:14 Ja, der Herr verhilft seinem Volke zum Recht, hat Erbarmen mit seinen Knechten.

Ps 135:15 Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden.

Ps 135:16 Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und können nicht sehen.

Ps 135:17 Sie haben Ohren und können nicht hören, auch ist kein Hauch in ihrem Mund.

Ps 135:18 Ihnen gleich sollen werden, die sie verfertigten, jeder, der auf sie vertraut.

Ps 135:19 Haus Israel, preiset den Herrn, Haus Aaron, preiset den Herrn!

Ps 135:20 Haus Levi, preiset den Herrn, ihr Gottesfürchtigen, preiset den Herrn!

Ps 135:21 Von Sion her sei der Herr gepriesen, der in Jerusalem thront! - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 136

 

Ps 136:1 Danket dem Herrn, denn er ist gut; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:2 Danket dem Gott der Götter; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:3 Danket dem Herrn der Herren; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:4 Er allein wirkte große Wunder; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:5 Er schuf den Himmel in Weisheit; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:6 Er befestigte die Erde über dem Wasser; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:7 Er erschuf die großen Lichter; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:8 Die Sonne zur Herrschaft bei Tag; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:9 Mond und Sterne zur Herrschaft bei Nacht; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:10 Er schlug Ägyptens Erstgeburt; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:11 Er führte Israel aus seiner Mitte weg; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:12 Mit starker Hand und erhobenem Arm; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:13 Er teilte das Schilfmeer in Stücke; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:14 Er führte Israel mitten hindurch; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:15 Den Pharao samt seinem Heer warf er ins Schilfmeer; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:16 Er führte sein Volk durch die Wüste; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:17 Er schlug große Könige; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:18 Er tötete mächtige Könige; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:19 Sichon, den König der Amoriter; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:20 Og, den König von Basan; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:21 Er gab ihr Land als Erbe; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:22 Als Erbe seinem Knechte Israel; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:23 Er gedachte unser in der Erniedrigung; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:24 Er entriß uns unseren Gegnern; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:25 Er gibt allen Lebewesen Speise; denn ewig währt seine Huld!

Ps 136:26 Danket dem Gott des Himmels; denn ewig währt seine Huld!

 

Psalmen Kapitel 137

 

Ps 137:1 An Babels Strömen saßen wir und weinten, wenn wir Sions gedachten.

Ps 137:2 An den Weiden daselbst hängten wir unsere Zithern auf.

Ps 137:3 Denn dort verlangten unsere Zwingherrn von uns Lieder, unsere Bedrücker Freudengesänge: "Singt uns eines der Sionslieder!"

Ps 137:4 Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn auf fremdem Boden?

Ps 137:5 Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, soll meine eigene Rechte vergessen werden!

Ps 137:6 Es klebe mir die Zunge am Gaumen, wenn ich dein nicht gedenke, wenn ich nicht Jerusalem zum Gipfel meiner Freude mache.

Ps 137:7 Gedenke, Herr, an den Edomitern des Unglückstages Jerusalems! Wie sie riefen: "Reißt nieder, reißt nieder bis auf seinen Grund!"

Ps 137:8 Tochter Babel, der Verwüstung verfallen, Heil dem, der dir vergilt, was du an uns verübt!

Ps 137:9 Heil dem, der deine Kinder packt und am Felsen zerschmettert!

 

Psalmen Kapitel 138

 

Ps 138:1 [Von David.] Ich preise dich, Herr von ganzem Herzen, vor den himmlischen Wesen will ich dir lobsingen!

Ps 138:2 Zu deinem heiligen Tempel hin bete ich an und preise deinen Namen ob deiner Huld und Treue; denn über alles hast du deinen Namen und dein Wort erhöht!

Ps 138:3 Am Tage, da ich rief, erhörtest du mich, mehrtest in meiner Seele die Kraft.

Ps 138:4 Alle Könige der Erde sollen dich preisen, Herr, wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen!

Ps 138:5 Die Leistungen des Herrn sollen sie besingen; denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn.

Ps 138:6 Ja, erhaben ist der Herr und schaut doch auf den Niedrigen; den Stolzen erkennt er von ferne.

Ps 138:7 Muß ich auch mitten in Bedrängnis wandeln, du erhältst mich am Leben; gegen die Wut meiner Feinde streckst du die Hand aus, während deine Rechte mir hilft.

Ps 138:8 Der Herr wird es für mich vollenden! Herr, deine Huld währt ewig. Laß nicht ab vom Werk deiner Hände!

 

Psalmen Kapitel 139

 

Ps 139:1 [Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.] Herr, du hast mich erforscht und kennst mich.

Ps 139:2 Du weißt es, ob ich sitze oder stehe, du durchschaust meine Gedanken von ferne.

Ps 139:3 Mein Gehen und mein Ruhen hast du abgemessen; mit allen meinen Wegen bist du vertraut.

Ps 139:4 Ja, es gibt kein Wort auf meiner Zunge, das du, o Herr, nicht gänzlich wüßtest.

Ps 139:5 Von rückwärts und von vorne hältst du mich umschlossen und legst auf mich deine Hand.

Ps 139:6 Zu wunderbar ist für mich dein Wissen, zu hoch, ich kann es nicht fassen.

Ps 139:7 Wohin könnte ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Antlitz entfliehen?

Ps 139:8 Stiege ich zum Himmel empor, so bist du dort; lagerte ich mich in der Unterwelt, so bist du zugegen.

Ps 139:9 Nähme ich die Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am Ende des Meeres,

Ps 139:10 auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.

Ps 139:11 Dächte ich: "Lauter Finsternis soll mich bedecken und Nacht statt Licht mich umgeben",

Ps 139:12 so wäre auch Finsternis vor dir nicht finster, und Nacht würde hell wie Tag.

Ps 139:13 Du bist es ja, der meine Nieren erschuf, mich webte im Leib meiner Mutter.

Ps 139:14 Ich preise dich, daß ich so unbegreiflich wunderbar entstanden bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß das gar wohl.

Ps 139:15 Meine Glieder waren vor dir nicht verborgen, als ich im geheimen gebildet wurde, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde.

Ps 139:16 Schon meine unfertigen Teile sahen deine Augen, und in deinem Buch waren sie alle eingetragen; die Lebenstage wurden gebildet, als noch keiner von ihnen da war.

Ps 139:17 Wie schwierig sind für mich deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Gesamtzahl!

Ps 139:18 Wollte ich sie zählen, es wären mehr als die Sandkörner; würde ich abschließen, ich wäre noch immer bei dir.

Ps 139:19 Möchtest du doch die Frevler töten, o Gott! Ihr Blutmenschen, weichet von mir!

Ps 139:20 Sie nennen dich zum Trug und schwören falsch bei deinen Städten.

Ps 139:21 Soll ich nicht hassen, Herr, die dich hassen, soll ich nicht deine Widersacher verabscheuen?

Ps 139:22 Mit äußerstem Haß hasse ich sie; zu Feinden wurden sie mir.

Ps 139:23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Sorgen!

Ps 139:24 Sieh zu, ob ich auf dem Weg des Götzendienstes bin, und leite mich auf altbewährtem Weg!

 

Psalmen Kapitel 140

 

Ps 140:1 [Dem Chorleiter. Ein Psalm Davids.]

Ps 140:2 Rette mich, Herr, vor bösen Menschen, vor gewalttätigen Leuten bewahre mich!

Ps 140:3 Sie ersinnen Böses im Herzen, jeden Tag erregen sie Streit.

Ps 140:4 Sie schärfen ihre Zungen wie Schlangen, haben Natterngift unter den Lippen. [Zwischenspiel]

Ps 140:5 Behüte mich, Herr, vor den Händen der Frevler, vor gewalttätigen Leuten bewahre mich, die darauf sinnen, meinen Sturz zu erreichen!

Ps 140:6 Hochmütige legen mir heimlich Schlingen, Verbrecher breiten ein Netz aus, stellen am Wegrand mir Fallen. [Zwischenspiel]

Ps 140:7 Ich spreche zum Herrn: Mein Gott bist du! Höre, Herr, mein lautes Flehen!

Ps 140:8 Herr, mein Gebieter, du meine machtvolle Hilfe, du beschirmst mein Haupt am Tage des Kampfes!

Ps 140:9 Erfülle nicht, Herr, das Begehren des Frevlers, laß seinen Plan nicht gelingen!

Ps 140:10 Meine Umgebung erhebt das Haupt; was ihre Lippen Schlimmes reden, treffe sie selbst!

Ps 140:11 Er lasse Kohlen auf sie regnen, stürze sie ins Feuer, in Gruben, daß sie sich nicht mehr erheben!

Ps 140:12 Ein Mann böser Zunge habe im Lande keinen Bestand, den Gewalttätigen jage das Unglück Schlag auf Schlag!

Ps 140:13 Ich weiß, der Herr vertritt die Sache der Bedrückten, das Recht der Armen.

Ps 140:14 Fürwahr, die Gerechten werden deinen Namen preisen, die Rechtschaffenen weilen vor deinem Antlitz!

 

Psalmen Kapitel 141

 

Ps 141:1 [Ein Psalm von David.] Herr, ich rufe dich an, eile mir zu Hilfe! Höre meine Stimme, sooft ich zu dir rufe!

Ps 141:2 Mein Gebet gelte als Rauchopfer vor dir, das Erheben meiner Hände als Abendopfer!

Ps 141:3 Setze, o Herr, vor meinen Mund eine Wache, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen!

Ps 141:4 Laß mein Herz sich nicht neigen zu schlimmer Rede, daß ich nicht unrechte Taten vollführe mit Leuten, die Übeltäter sind! Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten.

Ps 141:5 Der Gerechte mag mich in Güte schlagen, um mich zu bessern; aber das Salböl des Gottlosen soll mein Haupt nicht zieren! Denn mein Schmuck ist mein Gebet bei all ihren Bosheiten.

Ps 141:6 Werden ihre Richter auf den Felsen hinabgestürzt, so erfahren sie, wie gut meine Reden es meinten.

Ps 141:7 Wie Trümmer und Bruchstücke auf der Erde sind dann ihre Gebeine hingestreut für den Rachen der Unterwelt.

Ps 141:8 Ja, auf dich, Herr und Gebieter, sind meine Augen gerichtet. Zu dir nehme ich meine Zuflucht; schütte mein Leben nicht aus!

Ps 141:9 Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir legten, und vor den Fallen der Übeltäter!

Ps 141:10 In ihre eigenen Gruben sollen die Frevler insgesamt fallen, während ich entkomme!

 

Psalmen Kapitel 142

 

Ps 142:1 [Lehrgedicht. Von David, als er in der Höhle war. Ein Gebet.]

Ps 142:2 Mit lauter Stimme rufe ich zum Herrn, mit lauter Stimme flehe ich zum Herrn.

Ps 142:3 Ich schütte vor ihm meine Sorge aus, gebe vor ihm meine Not bekannt.

Ps 142:4 Wenn mein Geist in mir verzagt, so kümmerst doch du dich um mein Ergehen. Auf dem Pfad, den ich wandle, legte man mir heimlich eine Schlinge.

Ps 142:5 Blicke ich nach rechts und schaue, so ist niemand da, der auf mich achtet. Jede Zuflucht ist mir entschwunden, keinen gibt es, der nach mir fragt.

Ps 142:6 Zu dir, Herr, rufe ich und spreche: Du bist meine Zuversicht, mein Anteil im Land der Lebendigen.

Ps 142:7 Vernimm doch mein Flehen; denn ich bin äußerst schwach! Rette mich vor meinen Verfolgern, da sie stärker sind als ich!

Ps 142:8 Führe mich heraus aus dem Kerker, auf daß ich deinen Namen preisen kann! Die Gerechten rings um mich erwarten, daß du mir Gutes erweisest.

 

Psalmen Kapitel 143

 

Ps 143:1 [Ein Psalm von David.] Herr, höre mein Gebet, merke auf mein Flehen! Bei deiner Treue erhöre mich, bei deiner Gerechtigkeit!

Ps 143:2 Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn kein Lebendiger ist vor dir im Recht!

Ps 143:3 Fürwahr, der Feind stellt mir nach, tritt mein Leben zu Boden, läßt mich in Finsternis lagern gleich den ewig Toten.

Ps 143:4 Es verzagt mein Geist in mir, in der Brust erstarrt mir das Herz.

Ps 143:5 Ich denke an die Tage von ehedem, betrachte all dein Tun, erwäge das Werk deiner Hände.

Ps 143:6 Ich strecke zu dir meine Hände aus; meine Seele schmachtet nach dir wie lechzendes Land. [Zwischenspiel]

Ps 143:7 Erhöre mich bald, o Herr! Es entschwindet mein Geist. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, sonst gleiche ich denen, die zur Grube hinabsteigen.

Ps 143:8 Laß mich am Morgen deine Huld vernehmen, da ich auf dich vertraue! Mach den Weg mir kund, den ich gehen soll; denn zu dir erhebe ich meine Seele!

Ps 143:9 Rette mich vor meinen Feinden, Herr; zu dir fliehe ich!

Ps 143:10 Lehre mich deinen Willen tun; denn du bist mein Gott! Dein guter Geist geleite mich auf ebenem Pfad!

Ps 143:11 Um deines Namens willen, Herr, erhalte mich am Leben! Bei deiner Gerechtigkeit führe mich aus der Bedrängnis!

Ps 143:12 Bei deiner Huld vernichte meine Feinde! Laß alle umkommen, die mich bedrängen! Ich bin ja dein Knecht.

 

Psalmen Kapitel 144

 

Ps 144:1 [Von David.] Gepriesen sei der Herr, mein Fels, der meine Hände den Kampf gelehrt, meine Fäuste den Krieg!

Ps 144:2 Meine Stärke und meine Burg, meine Festung und mein Retter, mein Schild, auf den ich vertraue, der mir Völker unterwarf.

Ps 144:3 Herr, was ist der Mensch, daß du um ihn dich kümmerst, der Menschensohn, daß du ihn beachtest?

Ps 144:4 Der Mensch ist dem Hauche gleich, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.

Ps 144:5 Herr, neige deinen Himmel und steige hernieder, rühre die Berge an, daß sie rauchen!

Ps 144:6 Schleudre den Blitz und zerstreue sie, schieße deine Pfeile und verwirre sie!

Ps 144:7 Strecke deine Hand von der Höhe herab, befreie mich und reiß mich heraus aus gewaltigen Wassern, aus der Macht der Fremden!

Ps 144:8 Denn Lüge redet ihr Mund, meineidig ist ihre Rechte.

Ps 144:9 Gott, ein neues Lied will ich dir singen, auf zehnsaitiger Harfe dir spielen,

Ps 144:10 der den Königen Sieg verleiht, David, seinen Knecht, befreit!

Ps 144:11 Aus dem schlimmen Schwerte befreie mich und entreiße mich der Macht der Fremden! Denn Lüge redet ihr Mund, meineidig ist ihre Rechte.

Ps 144:12 Gib Heil unseren Söhnen, gleich Setzlingen, großgezogen in ihrer Jugend, unseren Töchtern, gleich Ecksäulen, geschnitzt wie an einem Palast!

Ps 144:13 Unsere Speicher seien gefüllt, allerlei Vorräte spendend. Unsere Herden mögen sich tausendfach mehren, zehntausendfach auf unseren Fluren!

Ps 144:14 Unsere Rinder seien trächtig, ohne Unfall und Fehlgeburt! Kein Klageruf sei auf unseren Plätzen!

Ps 144:15 Glücklich das Volk, dem solches beschieden! Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist!

 

Psalmen Kapitel 145

 

Ps 145:1 [Ein Lobgesang von David.] Ich will dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig!

Ps 145:2 Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben immer und ewig!

Ps 145:3 Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich.

Ps 145:4 Ein Geschlecht künde dem andern deine Werke und berichte deine mächtigen Taten!

Ps 145:5 Vom herrlichen Glanz deiner Hoheit sollen sie reden und deine Wunder betrachten!

Ps 145:6 Von der Gewalt deiner furchterregenden Taten sollen sie sprechen und deine Großtaten erzählen!

Ps 145:7 Das Gedächtnis deiner großen Güte sollen sie verkünden und über deine Gerechtigkeit jubeln!

Ps 145:8 Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und groß an Huld.

Ps 145:9 Gut ist der Herr gegen alle, sein Erbarmen waltet über allen seinen Geschöpfen.

Ps 145:10 Preisen sollen dich, Herr, alle deine Geschöpfe, deine Frommen sollen dich rühmen!

Ps 145:11 Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie sprechen und reden von deiner Macht,

Ps 145:12 um den Menschen deine Macht kundzutun und den herrlichen Glanz deines Königtums!

Ps 145:13 Dein Reich ist ein Reich für alle Zeiten, deine Herrschaft dauert durch alle Geschlechter. Getreu ist der Herr in all seinen Worten und huldreich in all seinen Taten.

Ps 145:14 Alle Fallenden stützt der Herr, alle Gebeugten richtet er auf.

Ps 145:15 Aller Augen warten auf dich; und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.

Ps 145:16 Du tust deine Hand auf und sättigst das Verlangen aller Lebenden.

Ps 145:17 Gerecht ist der Herr auf allen seinen Wegen und huldreich in all seinem Tun.

Ps 145:18 Nahe ist der Herr allen, die ihn anrufen, allen, die ihn aufrichtig anrufen.

Ps 145:19 Das Verlangen der Gottesfürchtigen erfüllt er, hört auf ihren Hilferuf und rettet sie.

Ps 145:20 Der Herr behütet alle, die ihn lieben; doch alle Frevler vernichtet er.

Ps 145:21 Das Lob des Herrn verkünde mein Mund! Jedermann preise seinen heiligen Namen [immer und ewig]!

 

Psalmen Kapitel 146

 

Ps 146:1 [Hallelujah!] - Lobe den Herrn, meine Seele!

Ps 146:2 Den Herrn will ich loben mein Leben lang, meinem Gott will ich singen, solange ich bin!

Ps 146:3 Vertraut nicht auf Vornehme, auf einen Menschen, bei dem keine Hilfe ist!

Ps 146:4 Entflieht sein Odem, kehrt er zur Erde zurück, so sind zur selben Zeit seine Pläne dahin.

Ps 146:5 Glücklich, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, dessen Hoffnung auf dem Herrn, seinem Gott, ruht,

Ps 146:6 der Himmel und Erde erschaffen hat, das Meer und alles, was in ihnen ist! Er hält die Treue auf ewig.

Ps 146:7 Den Bedrückten verhilft er zum Recht, den Hungernden gibt er Brot, der Herr befreit die Gefangenen.

Ps 146:8 Der Herr öffnet die Augen der Blinden; der Herr richtet die Gebeugten auf; der Herr liebt die Gerechten.

Ps 146:9 Der Herr beschützt die Fremden; Waisen und Witwen hilft er auf; doch den Weg der Frevler leitet er irre.

Ps 146:10 Der Herr ist König für ewig, dein Gott, o Sion, von Geschlecht zu Geschlecht. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 147

 

Ps 147:1 [Hallelujah!] - Lobt den Herrn, denn er ist gut! Preist unseren Gott, denn er ist hold! Ihm gebührt Lobgesang.

Ps 147:2 Der Herr baut Jerusalem auf; die Versprengten Israels sammelt er.

Ps 147:3 Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, verbindet ihre schmerzenden Wunden.

Ps 147:4 Er stellt die Zahl der Sterne fest, ruft sie alle mit Namen.

Ps 147:5 Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft; seine Weisheit ist unermeßlich.

Ps 147:6 Der Herr hilft den Elenden auf; die Frevler erniedrigt er bis auf den Boden.

Ps 147:7 Stimmt dem Herrn ein Danklied an, preist unseren Gott mit der Zither!

Ps 147:8 Er bedeckt den Himmel mit Wolken, bereitet der Erde den Regen, Gras läßt er auf den Bergen sprießen.

Ps 147:9 Er gibt dem Vieh seine Nahrung, den jungen Raben, wonach sie schreien.

Ps 147:10 Er hat keine Freude an starken Rossen, kein Gefallen an kräftigen Beinen der Helden.

Ps 147:11 Dem Herrn gefallen nur die, die ihn fürchten, die harren auf seine Huld.

Ps 147:12 Preise den Herrn, Jerusalem! Lobe, Sion, deinen Gott!

Ps 147:13 Denn die Riegel deiner Tore macht er stark, segnet in dir deine Söhne.

Ps 147:14 Wohlfahrt verleiht er deinem Gebiete, mit fettem Weizen sättigt er dich.

Ps 147:15 Er entsendet seinen Befehl auf die Erde, gar schnell eilt sein Wort voran.

Ps 147:16 Er spendet Schnee wie Wolle, streut den Reif wie Asche aus.

Ps 147:17 Eis wirft er hin wie Brocken; vor seiner Kälte erstarren die Wasser.

Ps 147:18 Er entsendet sein Wort und läßt sie schmelzen; seinen Odem läßt er wehen, da rieseln die Wasser.

Ps 147:19 Seine Worte hat er Jakob verkündet, Israel seine Gesetze und Vorschriften.

Ps 147:20 An keinem Volke hat er so gehandelt; seine Vorschriften tat er ihnen nicht kund. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 148

 

Ps 148:1 [Hallelujah!] - Lobt den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen!

Ps 148:2 Lobt ihn, all seine Engel, lobt ihn, all seine Heerscharen!

Ps 148:3 Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, ihr leuchtenden Sterne alle!

Ps 148:4 Lobt ihn, ihr höchsten Himmel und ihr Wasser über dem Himmel!

Ps 148:5 Den Namen des Herrn sollen sie loben; denn er gebot, und sie waren erschaffen.

Ps 148:6 Er stellte sie hin für immer und ewig; er gab ein Gesetz, das niemals vergeht.

Ps 148:7 Lobt den Herrn von der Erde her, ihr Meeresdrachen und ihr Tiefen alle!

Ps 148:8 Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Wort vollzieht!

Ps 148:9 Berge und all ihr Hügel, Fruchtbäume und Zedern insgesamt!

Ps 148:10 Wilde Tiere und alles Vieh, Kriechtiere und beschwingte Vögel!

Ps 148:11 Ihr Könige der Erde und alle Völker, Fürsten und alle Richter der Erde!

Ps 148:12 Jünglinge und auch ihr Jungfrauen, Greise mitsamt den Kindern!

Ps 148:13 Den Namen des Herrn sollen sie loben! Denn erhaben ist sein Name allein! Seine Hoheit geht über Erde und Himmel.

Ps 148:14 Seinem Volk verlieh er Stärke und Macht. - Ein Lobgesang für all seine Frommen, für Israels Söhne, das Volk, das ihm nahen darf. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 149

 

Ps 149:1 [Hallelujah!] - Singt dem Herrn ein neues Lied! Singt sein Lob in der Gemeinde der Frommen!

Ps 149:2 Israel freue sich seines Schöpfers, Sions Söhne sollen jubeln ob ihres Königs!

Ps 149:3 Seinen Namen sollen sie loben im Reigen, mit Pauke und Zither ihm spielen!

Ps 149:4 Denn der Herr hat Gefallen an seinem Volk, die Armen krönt er mit Heil.

Ps 149:5 Die Frommen mögen frohlocken in Ehre, jauchzen auf ihren Lagerstätten!

Ps 149:6 In ihrer Kehle sei Lobpreis Gottes, in ihrer Hand ein zweischneidig Schwert,

Ps 149:7 um Rache zu üben an den Völkern, Strafgerichte an den Nationen,

Ps 149:8 um mit Fesseln ihre Könige zu binden, ihre Edlen mit eisernen Ketten,

Ps 149:9 um Gericht über sie zu halten, wie es geschrieben steht, Ehre ist solches für all seine Frommen. - [Hallelujah!]

 

Psalmen Kapitel 150

 

Ps 150:1 [Hallelujah!] - Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner starken Himmelsfeste!

Ps 150:2 Lobt ihn ob seiner mächtigen Taten, lobt ihn ob seiner gewaltigen Größe!

Ps 150:3 Lobt ihn mit dem Schall der Posaune, lobt ihn mit Harfe und Zither!

Ps 150:4 Lobt ihn mit Pauke und Reigen, lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte!

Ps 150:5 Lobt ihn mit klingenden Zimbeln, lobt ihn mit schmetternden Zimbeln!

Ps 150:6 Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! - [Hallelujah!]

 

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Job (Hiob)

 

 

Hiob Kapitel 1

 

Job 1:1 Ein Mann lebte im Lande Uz, sein Name war Job; und dieser Mann war fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern.

Job 1:2 Geboren wurden ihm der Söhne sieben und der Töchter drei.

Job 1:3 Sein Besitz bestand aus siebentausend Schafen, dreitausend Kamelen, fünfhundert Joch Rindern, fünfhundert Eselinnen und sehr zahlreichem Gesinde; und es übertraf dieser Mann alle Bewohner des Ostens.

Job 1:4 Seine Söhne aber pflegten ein Gastmahl zu halten jeweils im Hause und am Tag dessen, der an der Reihe war; sie sandten hin und luden auch ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.

Job 1:5 Wenn nun die Tage des Gastmahls vorüber waren, schickte Job nach ihnen und heiligte sie. Er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar nach ihrer aller Zahl. Denn Job dachte: "Vielleicht haben meine Söhne sich versündigt und Gott in ihrem Herzen gelästert." So tat Job an allen diesen Tagen.

Job 1:6 Es geschah aber eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um vor den Herrn hinzutreten, und unter ihnen kam auch der Satan.

Job 1:7 Da sprach der Herr zum Satan: "Woher kommst du?" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Vom Durchschweifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr."

Job 1:8 Da sprach der Herr zum Satan: "Hast du meinen Knecht Job beachtet? Es gibt ja seinesgleichen keinen auf Erden: fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern!"

Job 1:9 Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Ist es umsonst, daß Job Gott fürchtet?

Job 1:10 Umhegst du nicht ihn und sein Haus und alles, was sein ist ringsumher? Segnest du nicht das Werk seiner Hände, und breitet sich nicht sein Besitz im Lande aus?

Job 1:11 Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles, was sein ist, an! Ob er dir dann nicht ins Angesicht flucht?"

Job 1:12 Da sprach der Herr zum Satan: "Wohlan, alles, was sein ist, sei deiner Hand überlassen; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus!" Und der Satan ging weg vom Antlitz des Herrn.

Job 1:13 Da geschah es eines Tages, während seine Söhne und Töchter im Hause ihres erstgeborenen Bruders speisten und Wein tranken,

Job 1:14 daß ein Bote zu Job kam und sprach: "Die Rinder waren beim Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben.

Job 1:15 Da fielen Sabäer ein, nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit scharfem Schwert; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."

Job 1:16 Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Feuer Gottes fiel vom Himmel, brannte bei den Schafen und Knechten und verzehrte sie; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."

Job 1:17 Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Kaldäer stellten drei Heerscharen auf, und diese fielen über die Kamele her und nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit scharfem Schwert; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."

Job 1:18 Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Deine Söhne und Töchter speisten und tranken Wein im Hause ihres erstgeborenen Bruders.

Job 1:19 Sieh, da kam ein mächtiger Wind von jenseits der Wüste und stieß an die vier Ecken des Hauses; es stürzte über den Kindern zusammen und sie starben; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden."

Job 1:20 Da erhob sich Job, zerriß sein Gewand, schor sein Haupt, fiel zur Erde nieder, beugte sich anbetend und sprach:

Job 1:21 "Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter, und nackt kehre ich dorthin zurück. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!"

Job 1:22 Bei all dem hat Job nicht gesündigt und gegen Gott nichts Törichtes geäußert.

 

Hiob Kapitel 2

 

Job 2:1 Es geschah eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um vor den Herrn hinzutreten, und unter ihnen kam auch der Satan, um vor den Herrn hinzutreten.

Job 2:2 Da sprach der Herr zum Satan: "Woher kommst du?" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Vom Durchschweifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr."

Job 2:3 Da sprach der Herr zum Satan: "Hast du meinen Knecht Job beachtet? Es gibt ja seinesgleichen keinen auf Erden: fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern. Noch immer hält er fest an seiner Frömmigkeit, und du hast mich vergeblich gegen ihn gereizt, ihn zu verderben."

Job 2:4 Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Haut für Haut! Es gibt doch der Mensch alles, was er hat, für sein Leben hin!

Job 2:5 Aber strecke einmal deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an! Ob er dir dann nicht ins Angesicht flucht?"

Job 2:6 Da sprach der Herr zum Satan: "Wohlan, er sei deiner Hand überlassen; nur sein Leben schone!"

Job 2:7 Und der Satan ging weg vom Antlitz des Herrn und schlug Job mit bösem Geschwür von der Fußsohle bis zu seinem Scheitel.

Job 2:8 Da nahm er sich eine Scherbe, um sich damit zu schaben, während er mitten in der Asche saß.

Job 2:9 Da sprach seine Frau zu ihm: "Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!"

Job 2:10 Er aber sprach zu ihr: "Wie eine Törin redet, so redest du. Wenn wir schon das Gute von Gott annehmen, sollen wir das Schlechte nicht auch annehmen?" Bei all dem hat Job mit seinen Lippen nicht gesündigt.

Job 2:11 Da hörten die drei Freunde Jobs von all dem Unglück, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, ein jeder von seinem Heimatort: Eliphas, der Temanit, Bildad, der Schuchit, und Zophar, der Naamatit. Sie hatten nämlich gemeinsam ihr Kommen verabredet, ihm Teilnahme zu zeigen und ihn zu trösten.

Job 2:12 Als sie aber von ferne ihre Augen erhoben, erkannten sie ihn nicht wieder. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten laut. Sie zerrissen alle ihr Gewand und streuten Asche über ihre Häupter zum Himmel.

Job 2:13 Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte lang. Keiner sprach ein Wort zu ihm; denn sie sahen, daß sein Schmerz gar groß war.

 

Hiob Kapitel 3

 

Job 3:1 Alsdann öffnete Job seinen Mund und verfluchte den Tag seiner Geburt.

Job 3:2 Und Job begann und sprach:

Job 3:3 "Vertilgt sei der Tag, an dem ich geboren, und die Nacht, welche sprach: Empfangen ist ein Mann!

Job 3:4 Jener Tag, er werde Finsternis, nicht möge nach ihm fragen Gott da droben, nicht erglänze über ihm ein lichter Strahl!

Job 3:5 Dunkelheit und Düster sollen ihn belegen, Wolkenmassen über ihm sich lagern! Sie sollen ihn erschrecken gleich den täglich neuen Bitternissen!

Job 3:6 Und jene Nacht, das Dunkel raffe sie hinweg, nicht soll sie sich gesellen zu des Jahres Tagen und nicht gelangen in die Zahl der Monde!

Job 3:7 Ja, jene Nacht sei unfruchtbar, kein Jubel kehre ein in ihr!

Job 3:8 Verwünschen sollen sie die Tagverflucher, die auch imstande sind, den Drachen aufzuwecken!

Job 3:9 Dunkel seien ihrer Dämmerung Sterne; sie harre auf das Licht, jedoch umsonst; sie schaue nicht der Morgenröte Wimpern!

Job 3:10 Weil sie meiner Mutter Leibespforte nicht verschloß und so das Leid verborgen hätte meinen Augen.

Job 3:11 Warum denn starb ich nicht vom Mutterleibe weg, kam aus dem Schoß hervor und schied dahin?

Job 3:12 Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, und wozu Brüste, daß ich sog?

Job 3:13 So läge ich nun still und könnte rasten, ich schliefe, alsdann hätt' ich Ruh'

Job 3:14 bei Königen und Ratsherren der Erde, die Grabeskammern sich erbauten,

Job 3:15 oder auch bei Fürsten, reich an Gold, die ihre Häuser angefüllt mit Silber.

Job 3:16 Vielmehr wie die verscharrte Fehlgeburt bestünde ich nicht mehr, wie Kindlein, die das Licht nicht schauten.

Job 3:17 Dort haben Frevler aufgehört zu toben, dort ruhen Krafterschöpfte aus.

Job 3:18 Desgleichen sind Gefangene von Sorgen frei; sie hören nicht die Stimme eines Treibers.

Job 3:19 Klein und groß ist dort beisammen, der Knecht ist ledig seines Herrn.

Job 3:20 Warum schenkt Er dem Elenden das Licht und Leben den mit Bitternis Erfüllten,

Job 3:21 denen, die des Todes harren, doch umsonst, und sehnlicher nach ihm als wie nach Schätzen suchen;

Job 3:22 die Freude hätten bis zum Jubel, frohlockten, wenn ein Grab sie fänden;

Job 3:23 dem Manne, dessen Lebensweg im Dunkel liegt und den Gott ringsum eingeschlossen hat?

Job 3:24 Denn meinem Essen geht voran mein Seufzen, und es ergießt wie Wasser sich mein Klageruf.

Job 3:25 Denn schreckte mich ein Schrecknis, alsdann traf es mich; wovor mir graute, das kam über mich.

Job 3:26 Noch hatte ich nicht Frieden, noch nicht Ruhe, noch keine Rast, da kam schon wieder Ruhelosigkeit."

 

Hiob Kapitel 4

 

Job 4:1 Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach:

Job 4:2 "Wenn man ein Wort an dich versucht, nimmst du es wohl übel? Doch wer vermag das Reden aufzuhalten?

Job 4:3 Siehe, du hast viele unterwiesen und schlaffe Hände stark gemacht;

Job 4:4 dem Strauchelnden halfen deine Worte auf, und wankenden Knien gabst du Kraft.

Job 4:5 Weil es nun an dich herankam, wurdest du verdrossen, weil es dich selber traf, warst du entsetzt.

Job 4:6 Ist deine Gottesfurcht nicht deine Zuversicht? Ist nicht dein frommer Wandel deine Hoffnung?

Job 4:7 Bedenke doch, wer ging je schuldlos unter, und wo sind Redliche vernichtet worden?

Job 4:8 Soviel ich sah, mußte, wer Bosheit pflügte und wer Unheil säte, dies auch ernten.

Job 4:9 Durch Gottes Odem gingen sie zugrunde und schwanden hin durch seines Zornes Hauch.

Job 4:10 Des Löwen Gebrüll, des Leuen Geheul, des Junglöwen Zähne werden zerschlagen.

Job 4:11 Der Löwe geht ein aus Mangel an Raub, und die Jungen der Löwin zerstreuen sich.

Job 4:12 Zu mir hat sich ein Wort gestohlen, und ein Flüstern davon empfing mein Ohr,

Job 4:13 in Grübeleien, verursacht durch Nachtgesichte, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt.

Job 4:14 Schrecken kam über mich und Zittern, Beben erschütterte meine Glieder.

Job 4:15 Ein Geist schwebte an meinem Antlitz vorüber, es sträubte sich jedes Haar meines Leibes.

Job 4:16 Er blieb stehen, doch ich konnte sein Aussehen nicht erkennen, eine Gestalt war vor meinen Augen, ich hörte das Flüstern einer Stimme:

Job 4:17 "Ist wohl ein Mensch gerechter als Gott, oder ist jemand reiner als sein Schöpfer?

Job 4:18 Sieh, selbst seinen Dienern vertraut er nicht, und an seinen Engeln stellt er Mängel fest!

Job 4:19 Gar erst an den Bewohnern von Lehmgehäusen, deren Bestand auf Staub sich gründet! Sie werden schneller zermalmt als eine Motte.

Job 4:20 Zwischen Morgen und Abend werden sie zerschlagen; ohne daß es jemand beachtet, gehen sie für immer zugrunde.

Job 4:21 Wird nicht an ihnen ausgerissen ihr Zeltstrick, daß sie sterben, ohne es zu merken?"

 

Hiob Kapitel 5

 

Job 5:1 Rufe nur! Ob jemand dir Antwort gibt? An wen von den Heiligen willst du dich wenden?

Job 5:2 Vielmehr bringt Verbitterung den Toren um, und Leidenschaft tötet den Unerfahrenen.

Job 5:3 Zwar sah ich den Toren Wurzel schlagen, konnte aber gar schnell seine Stätte verhöhnen.

Job 5:4 Fern bleiben seine Kinder dem Wohlergehen, sie werden im Tore zermalmt und haben keinen Retter,

Job 5:5 da seine Ernte ein Hungriger verzehrt und aus den Körben heraus sie wegnimmt, und Durstige lechzen nach seinem Gut.

Job 5:6 Denn nicht aus dem Staube wächst Unheil hervor, und nicht aus der Erde sproßt Mühsal auf,

Job 5:7 sondern der Mensch erzeugt die Mühsal, wie junge Adler, die allzu hoch fliegen.

Job 5:8 Ich aber, ich würde Gott aufsuchen und der Gottheit meine Sache dartun;

Job 5:9 ihm, der Großes und Unerforschliches wirkt, Wundertaten ohne Zahl,

Job 5:10 der Regen spendet über die Erde hin und Wasser sendet über die Fluren.

Job 5:11 Niedrige setzt er an hohe Stellen, und Trauernde erreichen das Heil.

Job 5:12 Er zerbricht die Ränke der Schlauen, daß keinen Erfolg ihre Hände erzielen.

Job 5:13 Weise fängt er trotz ihrer Schlauheit, so daß der Listigen Rat zu voreilig war.

Job 5:14 Bei Tag stoßen sie auf Finsternis, und wie bei Nacht so tasten sie am Mittag.

Job 5:15 So rettet er vor dem Schwert ihres Mundes und aus des Mächtigen Hand den Armen.

Job 5:16 Hoffnung wächst dem Geringen wieder; die Schlechtigkeit muß ihr Maul verschließen.

Job 5:17 Siehe, glücklich der Mensch, den Gott in Zucht nimmt! Verschmähe die Mahnung des Allmächtigen nicht!

Job 5:18 Denn er verwundet und er verbindet; er schlägt, und seine Hände heilen auch.

Job 5:19 In sechs Drangsalen wird er dich retten, in sieben berührt dich kein Leid.

Job 5:20 Im Hunger erlöst er dich vom Tode und im Krieg aus des Schwertes Gewalt.

Job 5:21 Vor der Geißel der Zunge bist du geborgen, brauchst nicht zu bangen, daß Verheerung herannaht.

Job 5:22 Der Verheerung und Hungersnot kannst du spotten, und vor wildem Getier brauchst du nicht dich zu fürchten.

Job 5:23 Denn mit den Steinen des Feldes hast du einen Vertrag, und des Feldes Getier ist dir friedlich gesinnt.

Job 5:24 So wirst du erfahren, daß heil bleibt dein Zelt, du besichtigst dein Heim und wirst nichts vermissen.

Job 5:25 Du wirst erfahren, daß deine Nachkommen zahlreich werden und deine Sprößlinge gleich den Kräutern des Erdreichs.

Job 5:26 Du wirst in vollem Alter zum Grabe gelangen, wie Garbenhaufen zur gegebenen Zeit sich türmen.

Job 5:27 Siehe, das ist es, was wir erforschten; so ist es! Vernimm es, und sei dir dessen bewußt!"

 

Hiob Kapitel 6

 

Job 6:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 6:2 "Ach, daß mein Kummer gewogen würde und daß man zusammen mein Leid auf die Waage legte!

Job 6:3 Denn nun ist es schwerer als der Sand am Meer; daher gingen meine Worte irre.

Job 6:4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; es trinkt mein Geist ihr Fiebergift; die Schrecknisse Gottes rüsten sich wider mich.

Job 6:5 Schreit etwa der Wildesel bei grünem Gras, oder brüllt das Rind bei seinem Futter?

Job 6:6 Aber kann man Geschmackloses ohne Salz essen, oder steckt Wohlgeschmack im Schleim einer faden Pflanze?

Job 6:7 Mein Empfinden sträubt sich, sie anzurühren; sie gleichen den Mängeln meiner Speise.

Job 6:8 O käme doch, was ich begehre, und gäbe Gott, was ich erhoffe!

Job 6:9 Und möchte doch Gott mich zermalmen, seine Hand zücken und meinen Faden abschneiden!

Job 6:10 So wäre es noch ein Trost für mich, und ich würde aufhüpfen trotz schonungsloser Pein, darob, daß ich des Heiligen Worte nicht verleugnete.

Job 6:11 Was ist meine Kraft, daß ich aushalten könnte, und was meine Endfrist, um Geduld zu bewahren?

Job 6:12 Sind etwa meine Kräfte Felsenkräfte, oder ist mein Fleisch aus Erz gemacht?

Job 6:13 Gibt es in mir denn keine Hilfe mehr für mich, und ist Erfolg mir ganz entzogen?

Job 6:14 Liebe gebührt dem Verzagenden von seinem Freund, und verließe er selbst die Furcht vor dem Allmächtigen.

Job 6:15 Meine Brüder haben mich enttäuscht wie ein Sturzbach, wie die Wasserrinne von Flüssen, die vergehen,

Job 6:16 die trübe sind vom Eis, über denen der Schnee zerschmilzt;

Job 6:17 zur Zeit, da sie ausgebrannt werden, sind sie verschwunden, wenn es heiß wird, sind sie von ihrer Stätte versiegt.

Job 6:18 Sie schlängeln sich die Pfade ihres Laufes, treten in die Wüste ein und hören auf.

Job 6:19 Die Karawanen von Tema halten Ausschau, die Reisezüge von Saba hoffen auf sie.

Job 6:20 Sie werden zuschanden, weil sie vertrauten, sie kommen dorthin und sind enttäuscht.

Job 6:21 So seid ihr für mich jetzt geworden; ihr habt ein Schrecknis geschaut und fürchtet euch.

Job 6:22 Habe ich etwa gesagt: "Gebt mir und zahlt für mich von eurem Vermögen,

Job 6:23 rettet mich aus der Hand des Bedrängers und kauft mich los aus der Hand der Tyrannen"?

Job 6:24 Lehrt mich, und ich werde schweigen, und laßt mich wissen, worin ich gefehlt!

Job 6:25 Wie könnten offene Reden verletzen, und was kann euer Tadel rügen?

Job 6:26 Gedenkt ihr, Worte zu tadeln, und sind des Verzweifelten Reden für den Wind?

Job 6:27 Ihr würdet das Los selbst über ein Waisenkind werfen und auch euren Freund verschachern.

Job 6:28 Nun aber gebt nach, wendet euch mir zu, ich will euch nicht ins Angesicht lügen!

Job 6:29 Bekehrt euch doch, daß kein Unrecht geschieht! Bekehrt euch; noch bin ich hierin im Recht.

Job 6:30 Ist denn ein Unrecht auf meiner Zunge, oder merkt mein Gaumen das Schlechte nicht?

 

Hiob Kapitel 7

 

Job 7:1 Ist nicht ein Frondienst dem Menschen auf Erden auferlegt, und gleichen nicht seine Tage eines Lohnarbeiters Tagen?

Job 7:2 Wie ein Knecht, der nach Schatten lechzt, und wie ein Arbeiter, der seines Lohnes harrt,

Job 7:3 so bekam ich als Anteil Monde des Unheils, und Nächte der Mühsal hat man mir zugeteilt.

Job 7:4 Lege ich mich nieder, so denke ich: "Wann kann ich aufstehn?" und sooft es dunkelt, bin ich mit Unrast gesättigt, bis der Morgen graut.

Job 7:5 Mein Leib ist umkleidet mit Maden und Krusten von Staub, meine Haut schrumpft und näßt.

Job 7:6 Meine Tage eilen schneller vorüber als ein Weberschifflein und schwinden dahin ohne Hoffnung.

Job 7:7 Bedenke, daß nur ein Hauch ist mein Leben, nie mehr wird mein Auge Glück erschauen!

Job 7:8 Nimmer wird mich erblicken das Auge sehender Menschen; richtest du deine Augen auf mich, dann bin ich nicht mehr.

Job 7:9 Eine Wolke schwindet und zieht von dannen; so kommt, wer hinabstieg zum Reiche der Toten, nicht wieder empor.

Job 7:10 Nie wieder kehrt er zurück in sein Haus, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr.

Job 7:11 So will denn auch ich meinem Munde nicht wehren, will reden in meines Geistes Bedrängnis, will klagen in meiner Seele Betrübnis!

Job 7:12 Bin ich ein Meer oder ein Seeungeheuer, da du wider mich eine Wache aufstellst?

Job 7:13 Wenn ich dachte: "Mein Bett soll mich trösten, meine Ruhestatt soll meinen Jammer mittragen",

Job 7:14 dann ängstigtest du mich mit Träumen und erschrecktest mich mit Wahnbildern.

Job 7:15 Meine Seele möchte lieber ersticken, lieber den Tod als diese meine Schmerzen.

Job 7:16 Ich schwinde dahin; nicht für ewig werde ich leben. Laß ab von mir, denn meine Tage sind eitel Dunst!

Job 7:17 Was ist der Mensch, daß groß du ihn achtest und deinen Sinn auf ihn richtest?

Job 7:18 Daß du alle Morgen ihn heimsuchst, ihn prüfst jeden Augenblick?

Job 7:19 Wie lange schon schaust du von mir nicht mehr weg, läßt nicht so lange mich frei, bis den Speichel ich schlucke!

Job 7:20 Selbst wenn ich gesündigt, was kann ich dir damit antun, du Hüter der Menschen? Warum stellst du mich dir als Zielscheibe auf, und wurde ich dir zur Last?

Job 7:21 Warum vergibst du nicht meine Verfehlung, läßt du nicht nach meine Schuld? Denn alsdann könnt' ich im Staube mich betten, und suchtest du mich, so wäre ich nicht mehr."

 

Hiob Kapitel 8

 

Job 8:1 Da antwortete Bildad, der Schuchit, und sprach:

Job 8:2 "Wie lang noch willst du solche Reden führen, sind starker Wind die Worte deines Mundes?

Job 8:3 Beugt etwa Gott das Recht, oder beugt der Allmächtige die Gerechtigkeit?

Job 8:4 Wenn deine Söhne wider ihn gefehlt, so gab er sie der Gewalt ihres Frevels preis.

Job 8:5 Wenn du jedoch mit Eifer nach Gott suchst und zum Allmächtigen um Gnade flehst,

Job 8:6 wenn rein und recht du bist, dann wird er wachen über dich und stellt die Wohnung, die dir zusteht, wieder her.

Job 8:7 Dann war dein früherer Besitz nur eine Kleinigkeit, dein späterer wird jedoch riesig groß.

Job 8:8 Ja, frage nur das frühere Geschlecht und trachte auf Erforschung seiner Väter!

Job 8:9 Denn wir sind nur von gestern, und wir wissen nichts, weil bloßer Schatten unsere Tage sind auf Erden.

Job 8:10 Sind sie es nicht, die dich belehren, die zu dir sprechen und aus ihrem Herzen Worte äußern?

Job 8:11 Wächst ohne Sumpf das Schilfrohr hoch, sproßt Binse ohne Wasser auf?

Job 8:12 Wenn es noch in Blüte steht, nicht schnittreif ist, verwelkt es schon vor allem Gras.

Job 8:13 So ist das Ende aller Gottvergessenen, die Hoffnung eines Frevlers wird zunichte,

Job 8:14 dessen Zuversicht ein Spinngewebe ist, und dessen Vertrauen ein Spinnennetz.

Job 8:15 Verläßt er sich auf sein Haus, so hält es nicht stand, und klammert er sich daran, so bleibt es nicht stehen.

Job 8:16 Zwar grünt er saftig vor der Sonne, und über seinen Garten hinaus verläuft sein Gezweig;

Job 8:17 über den Wall verflechten sich seine Wurzeln, und am Gestein halten sie sich fest.

Job 8:18 Aber tilgt Er ihn aus von seiner Stätte, so verleugnet sie ihn: "Ich sah dich nie!"

Job 8:19 Schau, das ist der Zerfall seiner Laufbahn, und andere sprießen vom Staube auf! -

Job 8:20 Sieh, Gott verschmäht den Frommen nicht und ergreift nicht die Hand der Übeltäter!

Job 8:21 Er wird deinen Mund noch mit Lachen erfüllen und deine Lippen mit Jubel.

Job 8:22 Dann müssen deine Hasser in Schmach sich kleiden, und das Zelt der Frevler wird nicht mehr bestehen."

 

Hiob Kapitel 9

 

Job 9:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 9:2 "Wahrhaftig, ich weiß, daß es so ist; wie wäre ein Mensch im Recht gegenüber Gott!

Job 9:3 Wenn er rechten wollte mit ihm, er könnte von tausend Fragen nicht eine beantworten.

Job 9:4 Weisen Sinnes und gewaltig an Kraft -, wer dürfte ihm trotzen und bliebe heil?

Job 9:5 Er ist es, der Berge versetzt, ohne daß sie es merken, der in seinem Zorne sie umstürzt,

Job 9:6 der die Erde erschüttert aus ihrer Lage, so daß ihre Säulen erzittern,

Job 9:7 der zur Sonne spricht, und sie strahlt nicht auf, und die Sterne unter Siegel verschließt;

Job 9:8 der den Himmel ausspannt, ganz allein, und über die Wogen des Meeres schreitet,

Job 9:9 der das Sternbild des Löwen erschuf sowie den Orion, das Siebengestirn und die Kammern des Südens,

Job 9:10 der große Werke schuf, ganz unerforschlich, und Wunderdinge ohne Zahl.

Job 9:11 Zieht er an mir vorüber, so sehe ich ihn nicht, gleitet er vorbei, so merke ich ihn nicht.

Job 9:12 Rafft er hinweg, wer kann ihm wehren? Wer kann zu ihm sagen: "Was tust du da?"

Job 9:13 Gott hält seinen Zorn nicht zurück; unter ihm beugten sich auch Rahabs Helfer.

Job 9:14 Wie könnte gar erst ich ihm erwidern, prüfte ich auch meine Worte an ihn!

Job 9:15 Sogar wenn ich recht habe, weiß ich nichts zu erwidern, muß vielmehr meinen Richter um Gnade bitten.

Job 9:16 Wollte ich rufen, gäbe er mir Antwort? Ich glaube nicht, daß er hörte auf meine Stimme!

Job 9:17 Er, der im Sturm mich niedertritt und grundlos meine Wunden vermehrt,

Job 9:18 der nimmer mich zu Atem kommen läßt, vielmehr mit Bitternis mich sättigt.

Job 9:19 Geht es um die Kraft des Stärkeren, dann wohlan! Geht es aber um das Recht, wer lädt mich vor Gericht?

Job 9:20 Wäre ich auch im Recht, würde mein eigener Mund mich schuldig sprechen; wäre ich schuldlos, könnte er doch mich ins Unrecht setzen.

Job 9:21 Unschuldig bin ich! Ich nehme auf mich keine Rücksicht! Ich verachte mein Leben!

Job 9:22 Es ist einerlei! Darum sage ich frei: Den Schuldlosen und den Frevler vernichtet er!

Job 9:23 Wenn die Geißel plötzlich tötet, spottet er über der Schuldlosen Angst.

Job 9:24 Die Erde ist in Frevlerhand gegeben, das Antlitz ihrer Richter deckt er zu. Wenn er es nicht ist, wer dann?

Job 9:25 Rascher eilen meine Tage als ein Läufer; sie fliehen dahin, ohne Glück zu schauen,

Job 9:26 gleiten vorbei wie Kähne aus Schilf, gleich dem Adler, der auf die Beute stößt.

Job 9:27 Wenn ich denke: ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter blicken,

Job 9:28 so graut mir schon wieder vor all meinen Schmerzen; ich weiß, daß du mich nicht für schuldlos erklärst.

Job 9:29 Ich muß nun einmal schuldig sein! Warum soll ich mich denn vergeblich bemühen?

Job 9:30 Hätte ich mich auch in Schnee gewaschen und meine Hände mit Lauge gesäubert,

Job 9:31 dann würdest du doch in den Kot mich tauchen, daß sogar mein Gewand mich verabscheuen würde.

Job 9:32 Denn du bist kein Mensch gleich mir, dem ich Antwort stehen könnte, so daß wir gemeinsam vor Gericht hinträten.

Job 9:33 O daß es doch zwischen uns einen Schiedsrichter gäbe, der seine Hand auf uns beide legte! -

Job 9:34 Er nehme von mir seine Zuchtrute weg, und sein Schrecken soll mich ferner nicht ängstigen!

Job 9:35 Ich möchte doch reden, ohne ihn zu fürchten; denn ich selbst habe dazu keinen Grund!

 

Hiob Kapitel 10

 

Job 10:1 Zum Ekel ist mein Leben mir; so laß ich meinem Jammer freien Lauf; reden will ich in meiner Seele Bitternis!

Job 10:2 Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig! Laß mich wissen, warum du mir feind bist!

Job 10:3 Ist es ein Nutzen für dich, daß Gewalt du verübst, daß du das Werk deiner Hände verwirfst und strahlend erscheinst ob dem Plane der Frevler?

Job 10:4 Hast du Augen von Fleisch, oder siehst du nur, wie ein Mensch sieht?

Job 10:5 Gleichen deine Tage den Tagen eines Menschen oder deine Jahre den Tagen eines Mannes,

Job 10:6 so daß du nach einer Schuld an mir suchst und nach einer Sünde forschest an mir,

Job 10:7 obwohl du doch weißt, daß ich schuldlos bin und keiner aus deiner Hand mich entreißt?

Job 10:8 Deine Hände bildeten und formten mich gänzlich ringsum, und du willst mich vernichten?

Job 10:9 Gedenke, daß du wie Ton mich geformt hast und zum Staub mich wiederum wandelst!

Job 10:10 Ließest du nicht wie Milch mich gerinnen und wie Käse mich fest werden?

Job 10:11 Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet, mit Knochen und Sehnen mich zusammengewebt.

Job 10:12 Leben und Huld hast du mir geschenkt, und deine Fürsorge hat meinen Odem bewacht.

Job 10:13 Und doch verbirgst du dieses in deinem Herzen, ich weiß, daß du folgendes vorhast:

Job 10:14 Wenn ich sündigen würde, gäbest du auf mich acht und sprächest von meiner Schuld mich nicht rein.

Job 10:15 Würde ich Unrecht verüben, dann wehe mir, und bliebe ich gerecht, so dürfte ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und mein Elend betrachtend.

Job 10:16 Und wenn es doch sich erheben würde, jagtest du mich wie ein Löwe, und zeigtest wieder an mir deine unbegreifliche Macht.

Job 10:17 Du stelltest mir neue Zeugen entgegen und mehrtest wider mich deinen Ingrimm, Mühsal um Mühsal gegen mich.

Job 10:18 Warum denn ließest du mich aus dem Mutterschoß kommen? Ich wäre gestorben, ohne daß ein Auge mich sah.

Job 10:19 Wie nie gewesen, so wäre ich dann, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht.

Job 10:20 Sind nicht gar kurz meines Lebens Tage? Laß ab von mir, damit ich ein wenig noch froh sein kann,

Job 10:21 bevor ich dahingehe, ohne wiederzukehren, ins Land der Finsternis und Dunkelheit,

Job 10:22 ins Land der Düsternis wie schwarze Nacht, der Dunkelheit ohne geregelten Wechsel der Tageszeiten, wo aufleuchtender Morgen der schwarzen Nacht gleicht."

 

Hiob Kapitel 11

 

Job 11:1 Da antwortete Zophar, der Naamatit, und sprach:

Job 11:2 "Soll der Wortschwall keine Antwort bekommen, oder soll der Schwätzer rechtbehalten?

Job 11:3 Kann dein Gerede Männer zum Schweigen bringen, und darfst du spotten, ohne daß dich einer beschämt?

Job 11:4 So sagst du: "Meine Lehre ist lauter", und: "Makellos blieb ich vor deinen Augen."

Job 11:5 Allein, möchte doch Gott einmal reden und seine Lippen wider dich auftun

Job 11:6 und dir der Weisheit Geheimnisse künden: daß wie Wunder sie sind für den klugen Verstand! Dann versuche zu wissen, daß Gott dir Vergessen gewährt von deiner Schuld!

Job 11:7 Die Tiefen Gottes willst du finden oder bis zur Grenze des Allmächtigen dringen?

Job 11:8 Höher als der Himmel ist sie; was kannst du da machen? Tiefer als die Unterwelt, was kannst du da wissen?

Job 11:9 Länger als die Erde an Maß und breiter als das Meer!

Job 11:10 Wenn er vorüberfährt und in Haft nimmt und der Gerichtsversammlung überliefert, wer kann ihn dann abwenden?

Job 11:11 Er kennt ja die Übeltäter, sieht das Unrecht und achtet darauf!

Job 11:12 Ist doch gar tollkühn ein Hohlkopf, und als Wildeselfüllen wird der Mensch geboren.

Job 11:13 Wenn du selbst dein Herz in Ordnung bringst und zu ihm deine Hände ausbreitest -

Job 11:14 wenn Unrecht klebt an deiner Hand, entferne es, und Schlechtigkeit laß nicht in deinem Zelte wohnen! -

Job 11:15 ja, dann kannst du makellos dein Angesicht erheben, kannst fest dastehn und brauchst dich nicht zu fürchten.

Job 11:16 Ja, dann wirst du die Trübsal vergessen; gleichwie an Wasser, die vorübergingen, wirst du daran denken.

Job 11:17 Noch heller als der Mittag erhebt sich dein Leben, und Dunkelheit wird wie der Morgen sein.

Job 11:18 Du kannst vertrauen, daß noch Hoffnung ist, und wohlgeborgen schlafen, sobald du es begehrst.

Job 11:19 Du kannst dich lagern, ohne daß dich jemand aufschreckt; vielmehr bemühen viele sich um deine Gunst.

Job 11:20 Jedoch der Frevler Augen werden matt, jede Zuflucht schwindet ihnen, und ihre Hoffnung ist der Seele Seufzen."

 

Hiob Kapitel 12

 

Job 12:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 12:2 "Wahrhaftig, ja, ihr seid ein (besonderes) Volk, und mit euch stirbt die Weisheit aus! -

Job 12:3 Auch ich besitze Verstand wie ihr, ich falle nicht ab im Vergleich mit euch, und wer wüßte denn folgendes nicht:

Job 12:4 Zum Gelächter für seinen Nächsten wird, wer Gott anruft, er solle ihm antworten; zum Gelächter wird der Gerechte, der schuldlos ist.

Job 12:5 Zum Verderben gereicht Mißachtung der Glätte; wer sicher steht, bietet denen Halt, deren Fuß wankt.

Job 12:6 Bleiben ungestört der Gewaltmenschen Zelte, sind in Sicherheit jene, die Gott erzürnen, die doch Gott seiner strafenden Hand überliefert hat? -

Job 12:7 Doch frage die Tiere, daß sie dich lehren, die Vögel des Himmels, daß sie es dir künden!

Job 12:8 Oder betrachte die Erde, daß sie dich lehre, und die Fische des Meeres erzählen es dir!

Job 12:9 Wer wüßte nicht unter diesen allen, daß die Hand des Herrn dies erschuf,

Job 12:10 in dessen Hand aller Lebendigen Seele ruht und jedes Menschenleibes Geist?

Job 12:11 Darf nicht das Ohr die Worte prüfen, wie der Gaumen die Speise verkostet?

Job 12:12 Steckt wirklich in Greisen Weisheit, und ist langes Leben gleich Einsicht?

Job 12:13 Bei ihm ist Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht!

Job 12:14 Sieh, er reißt nieder, und man baut nicht mehr auf; er schließt jemand ein, und man öffnet nicht mehr.

Job 12:15 Sieh, er hält das Wasser zurück, und es versiegt; doch er sendet es aus, und es verwüstet die Erde.

Job 12:16 Bei ihm ist Macht und Klugheit; sein ist, wer irrt und wer irreführt.

Job 12:17 Er läßt entblößten Fußes Ratsherren gehen, und als Toren stellt er Richter hin.

Job 12:18 Die Fessel der Könige löst er auf und bindet den Hüftschurz um ihre Lenden.

Job 12:19 Er läßt entblößten Fußes Priester gehen und stürzt alte Geschlechter.

Job 12:20 Bewährten Rednern entzieht er das Wort, und Urteilskraft nimmt er den Ältesten weg.

Job 12:21 Er gießt Verachtung über Vornehme aus und lockert den Gürtel der Starken.

Job 12:22 Er enthüllt die Tiefen der Dunkelheit, und die Finsternis führt er ans Licht.

Job 12:23 Er läßt Völker groß werden und tilgt sie aus, er zerstreut Völker und lenkt sie.

Job 12:24 Er beraubte des Mutes die Häupter des einheimischen Volkes und ließ sie irren in wegloser Wüste.

Job 12:25 Sie tasteten im Dunkel und ohne Licht, und er ließ sie umherirren wie Betrunkene.

 

Hiob Kapitel 13

 

Job 13:1 Seht, all das hat mein Auge geschaut, mein Ohr gehört und sich gemerkt!

Job 13:2 Wieviel ihr wißt, weiß auch ich; nicht falle ich ab im Vergleich mit euch.

Job 13:3 Aber ich will zum Allmächtigen sprechen, zu rechten mit Gott ist mein Begehr.

Job 13:4 Ihr aber seid nur Lügenvermehrer, untaugliche Ärzte ihr alle!

Job 13:5 O daß ihr endlich schweigen wolltet; das wäre an euch ein Zeichen von Weisheit!

Job 13:6 Hört doch meine Beweisführung an, und merkt auf die Streitreden meiner Lippen!

Job 13:7 Wollt ihr Falsches reden Gott zulieb und zu seinen Gunsten Täuschung reden?

Job 13:8 Wollt ihr für ihn Partei ergreifen oder zu Gunsten Gottes den Streit führen?

Job 13:9 Ginge es gut, wenn er euch ins Verhör nähme, oder könnt ihr ihn täuschen, wie man Menschen täuscht?

Job 13:10 Nein, zurechtweisen würde er euch, wenn ihr heimlich parteiisch sein wolltet.

Job 13:11 Würde seine Hoheit euch nicht erschrecken und der Schrecken vor ihm auf euch fallen?

Job 13:12 Eure Lehrsätze sind nur Sprüche aus Staub, und eure Antworten sind Antworten aus Lehm.

Job 13:13 Schweigt still vor mir, damit ich reden kann, und es mag kommen über mich, was kommen mag!

Job 13:14 Ich verteidige meine Person und setze mein Leben aufs Spiel!

Job 13:15 Mag er mich töten; ich harre seiner! Doch meinen Wandel verfecht' ich vor seinem Angesicht.

Job 13:16 Schon das wird mir zur Hilfe dienen, da ein Gottloser nicht vor sein Angesicht kommt.

Job 13:17 Höret, höret meine Rede und was ich erkläre vor euren Ohren!

Job 13:18 Seht her, ich bringe den Rechtsfall vor; ich weiß, ich bin doch im Recht!

Job 13:19 Wo ist er, der mein Prozeßgegner ist? Wohlan, jetzt bin ich still und sterbe!

Job 13:20 Zwei Dinge nur tu mir nicht an, dann werde ich mich nicht vor dir verbergen:

Job 13:21 Deine strafende Hand entferne von mir, und dein Schrecken soll mich nicht ängstigen!

Job 13:22 Dann rufe, und ich will Rede stehen, oder ich rede, und du antworte mir!

Job 13:23 Wie viele sind meiner Vergehen und Sünden? Meine Verschuldung und Sünde laß mich wissen!

Job 13:24 Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind?

Job 13:25 Willst du ein verwehtes Blatt hetzen und herjagen hinter dürren Stoppeln,

Job 13:26 da du mir Bitternisse verbriefst und meiner Jugend Sünden mir zuteilst,

Job 13:27 so daß du in den Block meine Füße legst und alle meine Pfade bewachst, über meine Fußsohlen deine Zeichen einritzest?

Job 13:28 Dieser da zerfällt wie vom Wurm Zerfressenes, wie ein Kleid, das die Motte zernagt hat.

 

Hiob Kapitel 14

 

Job 14:1 Der Erdenmensch, vom Weib geboren, an Tagen arm und unruhvoll,

Job 14:2 geht gleich der Blume auf und welkt, flieht wie ein Schatten und besteht nicht lang.

Job 14:3 Gleichwohl hältst du über ihm dein Auge offen und führst mich vor Gericht mit dir.

Job 14:4 O könnte vom Befleckten doch ein Reiner stammen! Jedoch, kein einziger!

Job 14:5 Wenn schon bestimmt sind seine Tage und bei dir liegt seiner Monde Zahl und seine Grenze du gesetzt hast, daß er sie nicht überschreite,

Job 14:6 so blicke weg von ihm, damit er weiterlebe, bis daß er wie ein Tagelöhner seinen Tag gedient hat!

Job 14:7 Denn für den Baum besteht noch eine Hoffnung; ist er gefällt, so treibt er wieder neu, und nicht geht ihm sein Nachwuchs aus.

Job 14:8 Wenn in der Erde seine Wurzel altert und sein Stumpf im Boden stirbt,

Job 14:9 vom Dunst des Wassers sproßt er wieder, und wie ein Setzling treibt er Zweige.

Job 14:10 Doch stirbt ein Mann, so bleibt er kraftlos, stirbt ein Mensch, wo ist er dann?

Job 14:11 Die Wasser schwinden aus dem See, der Strom vertrocknet und versiegt.

Job 14:12 Der Mensch legt sich zur Ruhe und steht nicht mehr auf. Sie werden nicht erwachen, bis der Himmel schwindet, und aus ihrem Schlaf nicht aufgeweckt.

Job 14:13 O daß du mich im Totenreiche bärgest, mich verstecktest, bis dein Zorn vorüber, eine Frist mir setztest und dann mein gedächtest!

Job 14:14 Wenn ein Mensch verscheidet, wird er etwa wieder lebendig? Alle Tage meines Frondienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung käme!

Job 14:15 Dann würdest du rufen, und ich würde dir antworten; nach dem Gebilde deiner Hände würdest du dich sehnen.

Job 14:16 Ja, dann würdest du meine Schritte zählen, nicht würdest du achthaben auf meinen Fehltritt;

Job 14:17 versiegelt wie in einem Beutel wäre meine Missetat, und meine Schuld würdest du zudecken.

Job 14:18 Jedoch ein stürzender Berg zerschellt, ein Felsen rückt von seiner Stätte;

Job 14:19 Steine zerreibt das Wasser, Platzregen spült das Erdreich fort; so hast du die Hoffnung des Menschen zunichte gemacht.

Job 14:20 Du bezwingst ihn für immer, und so geht er dahin; du entstellst sein Antlitz und schickst ihn von hinnen.

Job 14:21 Ob seine Söhne geehrt sind, er weiß es nicht, ob verachtet, er kümmert sich nicht um sie.

Job 14:22 Gerade noch, daß sein Leib an ihm selber leidet, und daß seine Seele über ihn selbst trauert."

 

Hiob Kapitel 15

 

Job 15:1 Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach:

Job 15:2 "Gibt ein Weiser windiges Wissen zur Antwort und bläht seine Brust mit Ostwind auf,

Job 15:3 um zu rechten mit Reden, die nichts taugen, und mit Worten, worin kein Nutzen liegt?

Job 15:4 Du wagst sogar, die Gottesfurcht zu verletzen, und schmälerst die Besinnung vor Gott!

Job 15:5 Denn deine Schuld unterweist deinen Mund; die Sprache der Listigen hast du erwählt.

Job 15:6 Es verurteilt dich dein eigener Mund, nicht ich; deine eigenen Lippen zeugen wider dich.

Job 15:7 Wardst du als Erster der Menschen geboren, noch vor den Hügeln hervorgebracht?

Job 15:8 Hast du gelauscht im Rate Gottes und die Weisheit an dich gerafft?

Job 15:9 Was weißt denn du, das wir nicht wüßten; was verstehst du, das uns unbekannt wäre?

Job 15:10 Manch Ergrauter und Greis ist unter uns, der älter ist als dein Vater.

Job 15:11 Galten die Tröstungen Gottes dir zu wenig, ein Wort, das sanft mit dir verfuhr?

Job 15:12 Wie reißt doch dein Herz dich fort, und wie rollen deine Augen,

Job 15:13 da gegen Gott deinen Zorn du wendest und Worte aus deinem Munde stößest!

Job 15:14 Was ist der Mensch, daß er rein wäre und im Recht sein könnte ein Weibgeborener?

Job 15:15 Sieh, selbst seinen Heiligen traut er nicht, und der Himmel ist nicht rein vor ihm!

Job 15:16 Nun gar ein Unreiner und Verderbter, ein Mensch, der Missetaten wie Wasser schluckt!

Job 15:17 Ich will dich belehren, höre mir zu, und was ich geschaut, das will ich erzählen!

Job 15:18 Was Weise berichtet haben, und zwar - sie verhehlten es nicht - als Überlieferung ihrer Väter.

Job 15:19 Ihnen war noch allein das Land gegeben, und kein Fremder ging unter ihnen einher:

Job 15:20 Der Frevler bebt in Ängsten all seine Lebenstage, und die Zahl der Jahre ist dem Tyrannen verborgen.

Job 15:21 Schreckenslärm hallt ihm ins Ohr, mitten im Frieden kommt über ihn der Verwüster.

Job 15:22 Er kann nicht vertrauen, aus dem Dunkel wieder umzukehren, sondern ist ausersehen für das Schwert.

Job 15:23 Er irrt umher nach Brot, wo er es finde; er erkennt, daß nur der Tag des Dunkels in seiner Hand festsitzt.

Job 15:24 Drangsal und Bedrängnis erschrecken ihn; sie überwältigen ihn wie ein König, der bereit ist zum Angriff.

Job 15:25 Denn er hat seine Hand gegen Gott ausgestreckt und wider den Allmächtigen sich erkühnt.

Job 15:26 Halsstarrig rannte er an gegen ihn mit der dicken Wölbung seiner Schilde.

Job 15:27 Ja, er hat sein Gesicht mit Fett überzogen und Speck angesetzt an der Lende.

Job 15:28 Er siedelte in zerstörten Städten, in unbewohnbaren Häusern, die als Ruinen gekennzeichnet waren.

Job 15:29 Er wird nicht reich, und keinen Bestand hat seine Habe; er sendet keine Wurzel ins Erdreich aus.

Job 15:30 Er kann dem Dunkel nicht entweichen; seinen Sprößling versengt die Flamme, und er verschwindet beim Hauch Seines Mundes.

Job 15:31 Er vertraue nicht auf Trug, von dem er irregeführt ist; denn als Trug wird sein Erwerb sich erweisen!

Job 15:32 Zur Unzeit wird er am Ende sein, und sein Palmzweig wird nicht ergrünen.

Job 15:33 Gleich dem Weinstock verschleudert er unreife Trauben, gleich dem Ölbaum wirft er seine Blüten ab.

Job 15:34 Ja, unfruchtbar bleibt des Gottlosen Rotte, und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung.

Job 15:35 Unheilschwanger gebären sie Unrecht, und Trug ist, was hervorbringt ihr Schoß."

 

Hiob Kapitel 16

 

Job 16:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 16:2 "Dergleichen habe ich schon viel gehört, quälende Tröster seid ihr alle.

Job 16:3 Ist nun ein Ende der windigen Worte, oder was sonst reizte zur Antwort dich?

Job 16:4 Auch ich könnte reden wie ihr, wenn ihr an meiner Stelle wäret! Ich könnte mit Worten über euch lärmen und meinen Kopf über euch schütteln.

Job 16:5 Ich würde euch ermutigen mit meinem Munde, und Beileid würde meine Lippen mäßigen.

Job 16:6 Wenn ich nun reden will, hört doch mein Schmerz nicht auf, und laß ich es, wird dann er etwa von mir weichen?

Job 16:7 Fürwahr, jetzt hat Er (Gott) mich zermürbt! Verwüstet hast du meinen ganzen Freundeskreis, so daß er herfiel über mich.

Job 16:8 Als Zeuge gegen mich trat auf und erhob sich mein Verleumder; er widersprach mir ins Gesicht.

Job 16:9 Sein Zorn zerfleischte und bekriegte mich, er knirschte wider mich in seinem Zorn, mein Gegner schärfte seine Augen gegen mich.

Job 16:10 Sie sperrten wider mich den Mund auf, schlugen mich zum Hohne auf die Wangen, scharten sich zusammen gegen mich.

Job 16:11 Gott gab mich dem Übeltäter preis, er stürzte mich in Frevlerhände.

Job 16:12 Als ich in Ruhe lebte, scheuchte er mich auf, packte mich im Nacken und schmetterte mich nieder; er machte mich zu seinem Angriffsziel.

Job 16:13 Ringsum schwirrten seine Pfeile wider mich; er spaltete mir schonungslos die Nieren und goß zur Erde meine Galle aus.

Job 16:14 Bresche über Bresche brach er mir, stürmte wie ein Krieger gegen mich.

Job 16:15 Da nähte ich ein Trauerkleid um meine Haut und beugte meine Stirne in den Staub.

Job 16:16 Mein Antlitz ist vom Weinen rot, und Dunkel ruht auf meinen Wimpern,

Job 16:17 obwohl an meinen Händen keine Untat klebt und makellos ist mein Gebet.

Job 16:18 Verdecke nicht mein Blut, o Erde, und ohne Ruhestatt sei mein Hilferuf!

Job 16:19 Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge und in den Höhen mein Verteidiger!

Job 16:20 Wenn meine Freunde mich verspotten, schaut mein Auge tränend auf zu Gott.

Job 16:21 Er schlichte eines Mannes Streit mit Gott und zwischen Mensch und Mensch!

Job 16:22 Denn nur noch wenig Jahre werden kommen, so schreite ich den Pfad, den man nicht wiederkehrt.

 

Hiob Kapitel 17

 

Job 17:1 Mein Geist ist verwirrt, meine Tage sind ausgelöscht, Gräber mein Anteil.

Job 17:2 Wahrlich, nur Spott begleitet mich, und in Bitternissen verweilt mein Auge!

Job 17:3 Hinterlege du Bürgschaft für mich bei dir! Wer sonst könnte mein Bürge wohl sein?

Job 17:4 Denn du verschlossest ihr Herz der Einsicht; daher wirst du sie nicht hochkommen lassen.

Job 17:5 Für das Erbe muß er andere melden, doch die Augen der eigenen Kinder verschmachten. -

Job 17:6 Und mich stellte er hin zum Gespött für die Leute, ich ward zu einem, dem man ins Angesicht spuckt.

Job 17:7 Mein Auge wurde vor Kummer trüb, und meine Glieder alle gleichen dem Schatten.

Job 17:8 Die Rechtschaffenen sind entsetzt darob, und der Schuldlose erregt sich über den Frevler.

Job 17:9 Doch soll der Gerechte an seinem Wandel festhalten und, wer reine Hände hat, standhaft bleiben!

Job 17:10 Ihr alle jedoch, kehrt um und kommt her, wenn ich auch unter euch keinen Weisen finde!

Job 17:11 Meine Tage rinnen hin, meine Pläne reißen ab, meine Herzenswünsche!

Job 17:12 Nacht fügt man an den Tag, Licht nähert sich dem Dunkel.

Job 17:13 Nimmer hoff' ich! Das Totenreich wird meine Wohnung, im Dunkel breite ich mein Lager aus.

Job 17:14 Der Grube ruf' ich zu:"Mein Vater du!", "Meine Mutter und Schwester!" den Würmern.

Job 17:15 Wo ist denn alsdann meine Hoffnung, und meine Erwartung, wer kann sie erschauen?

Job 17:16 Steigen sie gesondert hinunter zur Unterwelt, oder sinken vereint wir zum Staube hinab?"

 

Hiob Kapitel 18

 

Job 18:1 Da atwortete Bildad, der Schuchit, und sprach:

Job 18:2 "Wann endlich macht ihr Schluß mit Reden? Nehmt Einsicht an, und hernach reden wir!

Job 18:3 Warum sind wir wie Vieh geachtet, gelten wir vor euch als unrein?

Job 18:4 Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll deinetwegen wohl die Erde sich entvölkern, der Felsen weichen von seiner Stelle?

Job 18:5 Gleichwohl, des Frevlers Licht erlischt; die Flamme seines Feuers strahlt nicht auf.

Job 18:6 Das Licht in seinem Zelt wird dunkel, und seine Lampe über ihm erlischt.

Job 18:7 Seine festen Schritte werden eingeengt, sein eigenes Planen bringt ihn zu Fall.

Job 18:8 Denn mit seinen Füßen gerät er in das Netz, und über Flechtwerk schreitet er dahin.

Job 18:9 Das Klappnetz faßt ihn an der Ferse, die Schlinge hält ihn fest.

Job 18:10 Verborgen liegt für ihn der Fangstrick in der Erde, und am Pfad für ihn die Falle.

Job 18:11 Ringsum ängstigen ihn Schrecken und hetzen seinen Fuß.

Job 18:12 Hungrig wird sein Unrecht werden, und Unglück steht bereit zu seinem Sturz.

Job 18:13 Es frißt die Glieder seines Leibes; seine Glieder frißt der Erstgeborene des Todes.

Job 18:14 Ausgerissen wird aus seinem Zelte seine Zuversicht, und es treibt ihn fort zum Könige der Schrecken.

Job 18:15 Es läßt sich etwas nieder auf sein Zelt, das nicht mehr ihm gehört. Schwefel wird gestreut auf seine Wohnstatt.

Job 18:16 Von unten dorren seine Wurzeln, und von oben welkt sein Zweig.

Job 18:17 Sein Angedenken schwindet von der Erde, kein Nachruhm bleibt ihm mehr im Lande.

Job 18:18 Man stößt ihn aus dem Licht hinaus ins Dunkel und jagt ihn fort vom Erdenrund.

Job 18:19 Kein Sproß, kein Stamm bleibt ihm in seinem Volk, dort, wo er weilte, keiner, der noch lebt.

Job 18:20 Ob seines Unglückstags schaudern die im Westen, und die im Osten packt das Grauen.

Job 18:21 Ja, mit des Frevlers Wohnung steht es so, und mit dem Schauplatz dessen, der von Gott nichts weiß."

 

Hiob Kapitel 19

 

Job 19:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 19:2 "Wie lang noch quält ihr meine Seele und zermalmt ihr mich mit Worten?

Job 19:3 Zum zehnten Male schmäht ihr mich und schämt euch nicht, mich zu beleidigen.

Job 19:4 Ging ich auch wirklich ohne Wissen fehl, weilt doch bei mir allein mein Fehler.

Job 19:5 Könnt ihr euch wirklich brüsten wider mich und die mir zugefügte Schmähung gegen mich beweisen?

Job 19:6 Erkennet denn, daß Gott mich ungerecht behandelt und rings um mich sein Netz geworfen hat!

Job 19:7 Wenn ich "Gewalttat" schreie, find' ich kein Gehör, wenn ich um Hilfe rufe, gibt es doch kein Recht!

Job 19:8 Denn meinen Pfad hat er versperrt; ich kann nicht weiter; Finsternis hat er gelegt auf meine Wege.

Job 19:9 Meiner Ehre hat er mich entkleidet und nahm die Krone weg von meinem Haupt.

Job 19:10 Er brach mich ringsum nieder, und ich muß von hinnen; er riß mich aus wie einen Baum.

Job 19:11 Seinen Zorn ließ er entbrennen wider mich und achtete mich seinen Gegnern gleich.

Job 19:12 Gemeinsam rückten seine Scharen an, bauten ihre Heeresstraße gegen mich und lagerten im Umkreis meines Zeltes.

Job 19:13 Meine Brüder halten sich mir fern, und die Vertrauten ziehen sich von mir zurück.

Job 19:14 Meine Verwandten bleiben aus, und meine Bekannten vergessen mich.

Job 19:15 Meines Hauses Gäste und selbst meine Mägde achten mich für fremd; landfremd bin ich geworden in ihren Augen.

Job 19:16 Ich rufe meinen Knecht, doch er antwortet nicht, mit eigenem Mund muß ich ihn anflehen.

Job 19:17 Mein Atem ist zuwider meiner Frau, und übel rieche ich den leiblichen Geschwistern.

Job 19:18 Kinder selbst verachten mich. Will ich mich dagegen wenden, kehren sie mir den Rücken zu.

Job 19:19 All die Gefährten meines Freundeskreises hassen mich, und die ich liebte, lehnen gegen mich sich auf.

Job 19:20 An meiner Haut und meinem Fleische kleben meine Knochen, und meine Zähne treten an der Haut hervor.

Job 19:21 Erbarmt euch meiner, erbarmt euch meiner, ihr meine Freunde; denn Gottes Hand hat mich getroffen!

Job 19:22 Warum verfolgt ihr mich wie Gott und werdet meines Fleisches nicht satt?

Job 19:23 O daß doch meine Worte aufgeschrieben würden, o daß in einer Inschrift sie eingegraben würden

Job 19:24 mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer eingehauen in den Fels!

Job 19:25 Ich selber weiß: Mein Verteidiger lebt, und als letzter wird er über dem Erdenstaub auftreten.

Job 19:26 Und zieht man mir die Haut vom Fleische ab, selbst dann noch werde ich Gott schauen,

Job 19:27 ihn, den ich selber schauen werde, den meine eigenen Augen sehen und kein Fremder; mein Herz in mir schmachtet danach.

Job 19:28 Wenn ihr nun denkt: "Wie sehr wollen wir ihn verfolgen und den Grund der Sache an ihm entdecken!",

Job 19:29 so fürchtet euch vor dem Schwert - denn heftiger Zorn verdient das Schwert -, damit ihr wißt, daß es ein Gericht gibt!"

 

Hiob Kapitel 20

 

Job 20:1 Da antwortete Zophar, der Naamatit, und sprach:

Job 20:2 "Hierauf drängen mich meine erregten Gedanken zur Antwort, und deshalb meine ernsten Bedenken in mir!

Job 20:3 Schmähenden Vorwurf muß ich hören, und Nichtiges, mir unbegreiflich, gibt er zur Antwort.

Job 20:4 Weißt du nicht dies von ältesten Zeiten her, seit Erschaffung der Menschen auf Erden:

Job 20:5 daß kurz nur währet der Frevler Jubel und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick?

Job 20:6 Steigt selbst bis zum Himmel sein Hochmut empor, und berührt sein Haupt das Gewölk,

Job 20:7 vergeht er doch wie sein Kot für immer; die ihn sahen, sprechen: "Wo ist er?"

Job 20:8 Wie ein Traum verfliegt er, man findet ihn nimmer, und er entschwindet gleich nächtlichem Traumgesicht.

Job 20:9 Ein Auge, das ihn sah, erblickt ihn nicht wieder, und seine Stätte schaut ihn nicht mehr.

Job 20:10 Seine Söhne müssen bei Armen betteln, seine Hände den Reichtum zurückerstatten.

Job 20:11 Mag sein Körper strotzen von Jugendkraft, er legt sich doch mit ihm in den Staub.

Job 20:12 Wenn ihm auch das Böse süß im Munde schmeckt, unter seiner Zunge er es verbirgt,

Job 20:13 es sorgsam spart und nicht losläßt, sondern zurückhält in seinem Gaumen,

Job 20:14 es wandelt sich doch seine Speise im Magen, zu Natterngift wird sie in seinem Leib.

Job 20:15 Er verschluckte Vermögen und muß es erbrechen, aus seinem Bauch stößt Gott es hervor.

Job 20:16 Natterngift sog er ein, die Zunge der Viper tötet ihn.

Job 20:17 Nicht darf er schauen die Bäche, die strömenden Flüsse von Honig und Milch.

Job 20:18 Das Erworbene muß er zurückerstatten und darf es nicht genießen, desgleichen sein gekauftes Gut und darf sich nicht freuen.

Job 20:19 Denn er zerschlug, ließ im Stich die Armen, raubte das Haus, das er nicht gebaut.

Job 20:20 Da er in seinem Bauch kein Genüge kannte, entkommt er nicht mit all seinen Schätzen.

Job 20:21 Keiner entrann seinem Fraß; darum hält auch sein Vermögen nicht stand.

Job 20:22 Trotz seines Überflusses Fülle kommt er in Not; die ganze Wucht des Unheils erreicht ihn.

Job 20:23 Es geschieht: Um seinen Bauch zu füllen, läßt Gott seines Zornes Gluten in ihn fahren, läßt sie regnen wider ihn in sein Gedärm.

Job 20:24 Flieht er vor den eisernen Waffen, so durchbohrt ihn der eherne Bogen;

Job 20:25 zieht er (den Pfeil) aus der Wunde, so daß er hervorkommt aus seiner Flanke, und die blitzende Spitze aus seiner Galle, dann rücken Todesschrecken wider ihn an.

Job 20:26 Allerlei finsteres Unheil ist als verborgener Schatz für ihn aufbewahrt, Feuer - von niemand entfacht - verzehrt ihn, frißt noch den letzten Mann in seinem Gezelt.

Job 20:27 Der Himmel enthüllt seine Sündenschuld, und die Erde bäumt sich gegen ihn auf.

Job 20:28 Die Flut wälzt sein Haus hinweg, Wasserströme am Tag seines Zornes.

Job 20:29 Das ist der Anteil des Frevlers von seiten der Gottheit, und das Erbteil für sein Gerede von seiten Gottes.

 

Hiob Kapitel 21

 

Job 21:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 21:2 "O hört doch, hört auf mein Wort, und darin soll euer Trost bestehen!

Job 21:3 Gestattet mir, daß ich das Wort ergreife, und habe ich gesprochen, dann erst magst du spotten!

Job 21:4 Ist denn mein Ziel, mich über Menschen zu beklagen, oder habe ich nicht Grund zur Ungeduld?

Job 21:5 Kehret euch zu mir, erstarret vor Entsetzen, und legt die Hand auf euren Mund!

Job 21:6 Ja, wenn ich nur daran denke, erschrecke ich, und Zittern ergreift meinen Leib.

Job 21:7 Warum bleiben Frevler am Leben, werden alt und erstarken an Macht?

Job 21:8 Gefestigt stehen bei ihnen ihre Kinder vor ihren Blicken und ihre Nachkommen vor ihren Augen.

Job 21:9 Ihr Hauswesen blüht in Wohlstand, ohne Gefahr; die Zuchtrute Gottes kommt nicht über sie.

Job 21:10 Ihr Stier bespringt und läßt nicht unbesamt, ihre Rinder kalben und werfen nicht fehl.

Job 21:11 Sie entlassen ihre Kinder wie eine Herde von Schafen, und ihre Kleinen tanzen und springen.

Job 21:12 Sie stimmen Lieder an zur Pauke und Zither, ergötzen sich beim Klang der Schalmei.

Job 21:13 Sie verbringen in Glück ihre Lebenstage und steigen in Ruhe zum Totenreich hinab.

Job 21:14 Und doch sagten sie zu Gott: "Weiche von uns! Deine Wege zu kennen, begehren wir nicht!

Job 21:15 Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, und was kann es uns nützen, an ihn uns zu halten?"

Job 21:16 Freilich ruht ihr Glück nicht in ihrer Hand; der Frevler Denkart liegt mir fern!

Job 21:17 Wie oft erlischt der Frevler Lampe und kommt ihr Unheil über sie, wenn er in seinem Zorn Verderben zuteilt?

Job 21:18 (Wie oft) werden sie gleich dem Stroh vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturm entführt?

Job 21:19 Spart Gott den Kindern des Frevlers dessen Sündenschuld auf? Ihm selber soll er vergelten, daß er es merke!

Job 21:20 Seine eigenen Augen sollen sein Unglück schauen, und vom Grimm des Allmächtigen soll er trinken!

Job 21:21 Denn was kümmert ihn seine Familie, wenn er dahin ist und abgeschnitten seiner Monde Zahl?

Job 21:22 Darf man nun Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die Erhabenen richtet?

Job 21:23 Der eine stirbt in vollendetem Glück, vollkommen sorglos und ruhig;

Job 21:24 seine Eingeweide strotzen vor Fett, und das Mark seiner Knochen ist üppig genährt.

Job 21:25 Doch der andere stirbt in bitterem Gram, hat niemals des Glückes genossen.

Job 21:26 Nun liegen sie beide gemeinsam im Staube, und Maden bedecken sie.

Job 21:27 Seht, ich kenne eure Gedanken und die Ränke, womit ihr mir Unrecht zufügt,

Job 21:28 indem ihr sprecht: "Wo blieb des Vornehmen Haus und wo das Wohnzelt der Frevler?"

Job 21:29 Habt ihr nie die Weitgereisten befragt und ihre deutlichen Beispiele nicht beachtet?

Job 21:30 Daß nämlich der Böse am Unheilstage geschont wird, weggebracht am Tage des Zornes?

Job 21:31 Wer hält ihm offen seinen Lebenswandel vor, und wer vergilt ihm, was er selbst verübte?

Job 21:32 Er wird vielmehr zur Gräberstätte gebracht, und über den Grabhügel wacht man sorgsam.

Job 21:33 Leicht sind ihm die Schollen des Schachtes, hinter ihm drein zieht alle Welt und vor ihm eine zahllose Schar.

Job 21:34 Wie wollt ihr mich also mit Nichtigem trösten? Eure Antworten bleiben letztlich nur Trug."

 

Hiob Kapitel 22

 

Job 22:1 Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach:

Job 22:2 "Kann etwa ein Mensch Gott nützen? Nein, sich selber nützt der Weise!

Job 22:3 Ist es dem Allmächtigen von Wert, wenn du gerecht bist, oder bringt es ihm Gewinn, wenn du deine Lebenspfade unsträflich wandelst?

Job 22:4 Straft er dich etwa ob deiner Frömmigkeit und zieht dich vor Gericht?

Job 22:5 War nicht deine Bosheit riesengroß und ohne Ende deine Sündenschuld?

Job 22:6 Du pfändetest zu Unrecht deine Brüder, nahmst ihre Kleider bis zur Blöße weg.

Job 22:7 Den Durstigen tränktest du nicht mit Wasser, versagtest Brot dem Hungernden.

Job 22:8 Dem Manne der Faust, ihm gehörte das Land, und der Günstling durfte wohnen darin.

Job 22:9 Witwen jagtest du leer davon, der Verwaisten Arme hast du zerschmettert.

Job 22:10 Deshalb liegen Fallstricke rings um dich her und ängstigt dich plötzlicher Schrecken

Job 22:11 oder das Dunkel, worin du nicht sehen kannst, und eine Wasserwoge, die dich bedeckt.

Job 22:12 Ist Gott nicht himmelhoch? Nun schau die höchsten der Sterne, wie hoch sie stehen!

Job 22:13 Du aber sagtest: "Was weiß denn Gott? Wird er hinter dem Wolkendunkel richten können?

Job 22:14 Dichtes Gewölk ist eine Hülle vor ihm, daß er nicht sieht, und am Himmelsgewölbe wandelt er!"

Job 22:15 Willst du dem Pfad der Vorzeit folgen, den die frevelnden Männer gegangen sind,

Job 22:16 die vor der Zeit dahingerafft wurden, als ein Strom ihren festen Grund überschwemmte?

Job 22:17 Die zu Gott sprachen: "Weiche von uns!", und was ihnen schon der Allmächtige antun könnte!

Job 22:18 Und doch war er es, der ihre Häuser mit Gütern füllte, und mir liegt die Denkart der Frevler fern.

Job 22:19 Die Gerechten sahen es und freuten sich, und der Schuldlose spottete ihrer:

Job 22:20 "Wahrhaftig, vernichtet sind unsere Gegner, ihren Rest verzehrte das Feuer!"

Job 22:21 Schließ Freundschaft mit ihm und halte Frieden; nur dadurch bessert sich deine Lage!

Job 22:22 Nimm Weisung entgegen aus seinem Mund, und präge dir seine Worte ins Herz!

Job 22:23 Wenn du zum Allmächtigen dich bekehrst, wirst du wiederhergestellt! Wenn du Unrecht fernhältst deinem Zelte

Job 22:24 und in den Staub dein Feingold legst, ins Flußgeröll dein Edelgold,

Job 22:25 wenn der Allmächtige dein Goldschatz ist und dir als Silber höchster Güte gilt,

Job 22:26 dann wirst du deine Wonne finden am Allmächtigen und kannst zu Gott dein Angesicht erheben.

Job 22:27 Flehst du ihn an, so wird er dich erhören, und dankbar kannst du deine Gelübde entrichten.

Job 22:28 Beschließt du eine Sache, wird sie dir gelingen, und über deinen Lebenswegen strahlt ein Licht.

Job 22:29 Als sie zur Tiefe führten, redetest du stolz; jedoch dem Demutsvollen hilft er.

Job 22:30 Er rettet auch den Schuldbeladenen; du wirst gerettet durch die Reinheit deiner Hände!"

 

Hiob Kapitel 23

 

Job 23:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 23:2 "Auch heut ist meine Klage Widerspruch; schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen.

Job 23:3 O wüßte ich, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte bis zu seiner Wohnstatt!

Job 23:4 Ich würde vor ihm ein Gericht anstrengen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen.

Job 23:5 Ich erführe die Worte, die er mir erwiderte, vernähme, was er mir antwortete.

Job 23:6 Würde er in der Fülle der Macht mit mir streiten? Nein, sicher würde er auf mich achten!

Job 23:7 Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten und ich käme für immer frei von meinem Richter.

Job 23:8 Doch geh' ich nach Osten, ist er nicht da, nach Westen, so merke ich nichts von ihm.

Job 23:9 Wirkt er im Norden, ich erblicke ihn nicht, wendet er sich nach Süden, ich sehe ihn nicht!

Job 23:10 Denn er kennt gar wohl meinen ständigen Lebenswandel; prüfte er mich, ich ginge wie Gold hervor!

Job 23:11 Mein Fuß hielt fest an seiner Spur; seinen Weg hielt ich ein und bog nicht ab,

Job 23:12 seiner Lippen Gebot, ich gab es nicht auf. Seines Mundes Worte barg ich im Herzen. -

Job 23:13 Doch er zielt auf eines, und wer stimmt ihn um? Wonach ihn gelüstet, das tut er.

Job 23:14 Ja, er wird mein mir bestimmtes Schicksal vollenden, und solcherlei hat er noch vieles im Sinn!

Job 23:15 Deshalb muß ich erschrecken vor ihm und beim Gedanken daran vor ihm erbeben.

Job 23:16 Gott ist es. der das Herz mir verzagt macht, der Allmächtige ist es, der mich erschreckt.

Job 23:17 Denn bin ich von Finsternis nicht umschlossen? Und vor mein Antlitz deckte er Dunkel.

 

Hiob Kapitel 24

 

Job 24:1 Warum werden vom Allmächtigen nicht Straffristen vorgesehen, und schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht?

Job 24:2 Man verrückt die Grenzen, raubt Herden und führt sie zur Weide.

Job 24:3 Den Esel der Waisen treibt man fort, pfändet das Rind einer Witwe.

Job 24:4 Aus dem Wege drängt man die Armen; insgesamt müssen sich verstecken die Schwachen im Lande.

Job 24:5 Siehe, wie Wildesel in der Wüste ziehen sie hinaus an ihr Tagewerk auf der Suche nach Nahrung; die Steppe liefert ihnen Speise für ihre Kinder.

Job 24:6 Auf dem Felde schneiden sie sein Grünfutter ab, und im Weinberg des Frevlers halten sie Nachlese.

Job 24:7 Nackt verbringen sie die Nacht, da Kleidung fehlt, und sie haben in der Kälte keine Decke.

Job 24:8 Vom Regen der Gebirge sind sie durchnäßt, und obdachlos schmiegen sie sich an den Fels.

Job 24:9 Von der Mutterbrust reißt man die Waise weg, und den Säugling des Armen nimmt man zum Pfande.

Job 24:10 Nackt müssen sie gehen, ohne Kleidung, und hungrig tragen sie Garben ein.

Job 24:11 Zwischen den Schutzmauern jener müssen sie Öl pressen, müssen die Kelter treten und dabei Durst leiden.

Job 24:12 Von der Stadt her stöhnen Sterbende, und der Erschlagenen Seele schreit auf; Gott aber achtet auf kein Gebet.

Job 24:13 Diese gehören zu den Feinden des Lichtes; seine Wege erkennen sie nicht, und auf seinen Pfaden verharren sie nimmer.

Job 24:14 Beim Morgenlicht erhebt sich der Mörder, tötet den Dürftigen und den Armen, während er nachts einem Diebe gleicht.

Job 24:15 Auch des Ehebrechers Auge lauert auf die Dämmerung, indem er sich sagt: "Kein Auge soll mich erblicken; sie legt ja eine Hülle über das Gesicht."

Job 24:16 Im Finstern bricht er ein in die Häuser. Tagsüber verstecken sie sich; sie wollen vom Lichte nichts wissen.

Job 24:17 Denn Morgenfrühe ist für sie alle die Finsternis; ist doch jeder vertraut mit den Schrecken des Dunkels.

Job 24:18 Doch schnell reißt ihn das Wasser fort, wenn Fluch ihren Anteil im Lande trifft; zum Weg nach den Weinbergen wendet er sich nicht.

Job 24:19 Wie Dürre und Hitze das Schneewasser wegrafft, so das Totenreich die Sünder.

Job 24:20 Wenn der Aasgeier ihn übersieht, labt sich an ihm das Gewürm; nimmer gedenkt man seiner; ja, wie ein Baum wird Frevel zerschmettert.

Job 24:21 Denn er tat Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, und keiner Witwe erwies er Gutes.

Job 24:22 Doch wenn Er (Gott) Gewaltige kraftvoll hinwegrafft, und wenn er sich erhebt, dann kann sich jener des Lebens nicht mehr sicher fühlen.

Job 24:23 Zwar läßt er ihn in Zuversicht und Selbstvertrauen, aber seine Augen bewachen ihre Wege.

Job 24:24 Sie ragen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus! Sie werden umgebogen, insgesamt mit der Faust gepackt und wie die Ährenspitzen abgeschnitten.

Job 24:25 Ist es nicht so? Wer kann mich Lügen strafen und meine Rede zunichte machen?"

 

Hiob Kapitel 25

 

Job 25:1 Da antwortete Bildad, der Schuchit, und sprach:

Job 25:2 "Herrschaft und Schrecken sind bei ihm, der Ordnung schafft in seinen Höhen.

Job 25:3 Kann man seine Scharen zählen, und über wem erhebt sich nicht sein Licht?

Job 25:4 Wie könnte da ein Mensch im Recht sein gegenüber Gott, wie wäre rein der Weibgeborene?

Job 25:5 Sieh, selbst der Mond, er strahlt nicht hell, die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen.

Job 25:6 Nun gar der Mensch, die Made! Das Menschenkind, der Wurm!"

 

Hiob Kapitel 26

 

Job 26:1 Da antwortete Job und sprach:

Job 26:2 "Wie gut stehst du dem Schwachen bei, leistest Hilfe dem kraftlosen Arm!

Job 26:3 Wie trefflich gibst du dem Unweisen Rat, tust du Wissen in Menge kund!

Job 26:4 Mit wessen Beistand trägst du Reden vor, und wessen Odem geht von dir aus?

Job 26:5 Die Totengeister erbeben unter den Wassern und ihren Bewohnern.

Job 26:6 Enthüllt liegt das Totenreich vor ihm, und keine Decke hat die Unterwelt.

Job 26:7 Er spannt über dem Leeren den Norden aus, hängt die Erde auf am Nichts.

Job 26:8 Er bindet das Wasser in sein Gewölk, ohne daß die Wolken deshalb zerreißen.

Job 26:9 Er überzieht des Vollmonds Antlitz, breitet über ihn sein Gewölk.

Job 26:10 Eine Grenze zieht er rundum auf den Wassern bis zum Rande von Licht und Finsternis.

Job 26:11 Des Himmels Säulen erzittern und erschrecken vor seinem Drohwort.

Job 26:12 Durch seine Gewalt erregt er das Meer, in seiner Weisheit zerschmettert er Rahab.

Job 26:13 Durch seinen Hauch wird der Himmel heiter, seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange.

Job 26:14 Doch das sind nur die äußersten Enden seiner Wege; ja, nur etwas wie ein Flüstern vernehmen wir von ihm! Aber gar das Donnern seiner Macht, wer könnte es begreifen?"

 

Hiob Kapitel 27

 

Job 27:1 Da setzte Job seine Rede fort und sprach:

Job 27:2 "So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzog, und der Allmächtige, der meine Seele kränkte!

Job 27:3 Wahrlich, solange mein Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase,

Job 27:4 sollen meine Lippen kein Unrecht reden, noch wird meine Zunge Verkehrtes sprechen!

Job 27:5 Fern sei es von mir, euch recht zu geben, ich gebe bis zum Tod meine Unschuld nicht auf!

Job 27:6 An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht. Mein Gewissen tadelt keinen meiner Tage.

Job 27:7 Es gelte als Frevler mein Feind und mein Gegner als Schuldiger!

Job 27:8 Denn was ist des Ruchlosen Hoffnung, wenn er verscheidet, wenn Gott seine Seele hinwegnimmt?

Job 27:9 Wird Gott auf sein Schreien hören, wenn Bedrängnis über ihn kommt?

Job 27:10 Kann er sich des Allmächtigen freuen, Gott anrufen zu jeder Zeit?

Job 27:11 Ich will euch belehren über Gottes strafende Hand, nicht verhehlen, was der Allmächtige plant!

Job 27:12 Seht, ihr habt alle es selber geschaut! Warum also pflegt ihr nichtigen Wahn?

Job 27:13 Dies ist des Frevlers Anteil bei Gott und der Gewalttätigen Erbe, das sie vom Allmächtigen empfangen:

Job 27:14 Werden zahlreich seine Söhne, so geschieht es für das Schwert, und nimmer können seine Kinder sich am Brote sättigen.

Job 27:15 Wer ihm noch übrigbleibt, sinkt durch die Pest zu Grab, und seine Witwen halten keine Totenklage.

Job 27:16 Ob er auch Silber aufhäuft gleich dem Staub und Kleider sich beschafft wie Lehm,

Job 27:17 er schafft sie an, doch der Gerechte wird sie tragen; das Silber wird der Fromme zum Besitz erlangen.

Job 27:18 Er hat sein Haus gebaut wie eine Motte, gleich einer Hütte, die ein Wächter aufgestellt.

Job 27:19 Als Reicher legt er sich zur Ruhe - noch ist es nicht hinweggerafft; doch tut er seine Augen auf, so ist es nicht mehr da.

Job 27:20 Der Schrecken greift es an wie eine Wasserflut, der Sturmwind nimmt es fort bei Nacht.

Job 27:21 Der Ostwind hebt es hoch, und es entschwindet. Er fegt im Sturm es weg von seiner Stätte.

Job 27:22 Er wirft es über ihm zusammen und kennt keine Schonung, vor seiner Macht muß er von hinnen fliehen.

Job 27:23 Man klatscht in die Hände wider ihn und spottet über ihn von seiner Stätte her.

 

Hiob Kapitel 28

 

Job 28:1 Gewiß, es gibt einen Fundort für Silber, eine Stätte für Gold, das man läutert.

Job 28:2 Eisen wird aus Erde gewonnen und Gestein zu Kupfer geschmolzen.

Job 28:3 Man setzt ein Ende der Dunkelheit, durchforscht bis zum äußersten Winkel das Gestein des Dunkels und der Finsternis.

Job 28:4 Stollen gräbt ein fremdes Volk: Vergessene hängen (am Seil) ohne Gebrauch der Füße; menschenfern schwanken sie.

Job 28:5 Die Erde, woraus das Brotkorn wächst, - ihr Inneres wird zerstört wie durch Feuer.

Job 28:6 Ihr Gestein ist die Heimat des Saphirs, und Goldstaub findet sich dort.

Job 28:7 Kein Raubvogel kennt den Weg dorthin, kein Falkenauge hat ihn erspäht.

Job 28:8 Das stolze Wild betritt ihn nicht, kein Löwe schreitet auf ihm.

Job 28:9 An Kieselgestein legt man die Hand, wühlt von der Wurzel her die Berge um,

Job 28:10 haut in die Felsen Schächte ein, und allerlei Schätze erblickt das Auge.

Job 28:11 Durchsickernde Rinnsale dämmt man ein, und Verborgenes bringt man ans Licht.

Job 28:12 Die Weisheit aber -, wo findet man sie, und wo ist die Stätte der Einsicht?

Job 28:13 Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt, man findet sie nicht im Lande der Lebenden.

Job 28:14 Das Urmeer spricht: "In mir ist sie nicht", der Ozean sagt: "Sie weilt nicht bei mir."

Job 28:15 Feingold kann man nicht für sie bezahlen oder Silber für sie als Preis abwägen.

Job 28:16 Man kann sie nicht vergleichen mit Ophirgold, mit kostbarem Karneol und Saphir.

Job 28:17 Kein Gold kommt ihr gleich, kein geläutertes Glas, kein Tauschwert für sie sind Geräte aus Feingold.

Job 28:18 Korallen und Kristall sind nicht zu erwähnen, und weit über Perlen geht der Weisheit Besitz.

Job 28:19 Äthiopiens Topas kommt ihr nicht gleich, man kann sie nicht vergleichen mit edelstem Gold.

Job 28:20 Die Weisheit aber, woher sie nur kommt, und wo ist die Stätte der Einsicht?

Job 28:21 Sie ist ja verhüllt vor aller Lebenden Augen und verborgen vor den Vögeln des Himmels.

Job 28:22 Es sprechen die Unterwelt und der Tod: "Unsere Ohren vernahmen von ihr nur ein Raunen!"

Job 28:23 Gott ist es, der den Weg zu ihr kennt, und er nur weiß ihre Stätte.

Job 28:24 Denn er blickt bis zu den Enden der Erde; was unter dem ganzen Himmel ist, sieht er.

Job 28:25 Als er dem Wind sein Gewicht verliehen und die Wasser bestimmte nach Maß,

Job 28:26 als er dem Regen Gesetz vorschrieb und einen Weg dem Donnergewölk,

Job 28:27 damals erschaute er sie und zählte sie ab, stellte sie fest und forschte sie aus.

Job 28:28 Doch zum Menschen sprach er: "Seht, Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und Meiden des Bösen ist Einsicht!""

 

Hiob Kapitel 29

 

Job 29:1 Da setzte Job seine Rede fort und sprach:

Job 29:2 "Ach, wäre ich wie in längst vergangenen Monden, wie in den Tagen, da Gott mich behütete,

Job 29:3 als über meinem Haupt seine Lampe er leuchten ließ, bei seinem Licht ich durchs Dunkel ging!

Job 29:4 So, wie ich war in früheren Zeiten, als Gott mein Gezelt beschirmte,

Job 29:5 als noch der Allmächtige mit mir war, rings um mich meine Kinder;

Job 29:6 als meine Schritte sich netzten mit Sahne, der Fels mir Bäche von Öl ergoß,

Job 29:7 wenn ich hinausging ans Tor bei der Stadt, meinen Sitz auf dem Marktplatz aufschlug.

Job 29:8 Erblickten mich Knaben, so verbargen sie sich, die Alten standen auf, blieben stehen.

Job 29:9 Fürsten hielten mit Reden sich zurück und legten die Hand auf den Mund.

Job 29:10 Die Stimme der Edlen verstummte, ihre Zunge klebte am Gaumen.

Job 29:11 Wenn ein Ohr mich gehört hatte, zollte es Beifall; wenn ein Auge mir zusah, stimmte es mir bei.

Job 29:12 Ich befreite ja den Bedrängten, der rief, den Verwaisten, der ohne Helfer war.

Job 29:13 Auf mich kam des Verzweifelnden Segen, aufjubeln ließ ich der Witwe Herz.

Job 29:14 Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit; wie Mantel und Kopfbund umhüllte mich Recht.

Job 29:15 Auge war ich für den Blinden, Fuß für den Lahmen.

Job 29:16 Vater war ich für die Armen, prüfte den Rechtsstreit des Unbekannten.

Job 29:17 Dem Ungerechten zerschlug ich das Raubtiergebiß, entriß seinen Zähnen die Beute.

Job 29:18 So dacht' ich: "Mit meinem Neste werde ich verscheiden und gleich dem Phönix meine Tage vermehren.

Job 29:19 Meine Wurzel reicht unbehindert zum Wasser, und Tau nächtigt in meinem Gezweig.

Job 29:20 Stets neu bleibt bei mir meine Ehre, mein Bogen verjüngt sich in meiner Hand."

Job 29:21 Auf mich horchten und warteten sie, lauschten schweigend auf meinen Rat.

Job 29:22 Nachdem ich gesprochen, nahm keiner das Wort, und es träufelte nieder auf sie meine Rede.

Job 29:23 Sie harrten mein wie des Regens und sperrten den Mund wie nach Spätregen auf.

Job 29:24 Lächelte denen ich zu, die kein Vertrauen mehr hatten, so wiesen sie nicht mein strahlendes Angesicht ab.

Job 29:25 Ich entschied über ihr künftiges Handeln und saß dabei als ihr Haupt; ich wohnte wie ein König beim Heerestrupp, wie einer, der Trauernde tröstet.

 

Hiob Kapitel 30

 

Job 30:1 Jetzt aber lachen über mich selbst jene, die jünger sind als ich; deren Väter ich nicht gewürdigt hätte, sie bei den Hunden meiner Schafe anzustellen.

Job 30:2 Was hätte ihrer Hände Kraft mir auch genützt? Es war dahingeschwunden ihre Rüstigkeit

Job 30:3 durch Mangel und durch harte Hungersnot; Leute, die das dürre Land abnagten, das Steppengras der Wüste und der Wüstenei,

Job 30:4 die beim Gesträuch die Melden pflückten, zu ihrer Nahrung Ginsterwurzeln.

Job 30:5 Aus der Gemeinschaft wurden sie verjagt, man schrie ihnen nach wie einem Dieb.

Job 30:6 Am Abhang der Talschluchten mußten sie wohnen, in Erdhöhlen und im Felsgeklüft.

Job 30:7 Zwischen Gesträuch erklang ihr tierischer Schrei, unter wildem Gestrüpp drängten sie sich zusammen.

Job 30:8 Ein blödes Gesindel, ein Volk ohne Namen, das aus dem Lande verstoßen ward.

Job 30:9 Jetzt aber muß ich ihnen zum Spottlied dienen, bin ihnen der Gegenstand höhnender Reden.

Job 30:10 Sie verabscheuen mich, rücken weit von mir weg, enthalten sich nicht, mir ins Antlitz zu speien.

Job 30:11 Denn Er (Gott) entfaltete sein Seil und beugte mich nieder, und sie ließen von meinem Angesicht einen Zügel ausgehen.

Job 30:12 Zur Rechten stellte die Brut sich auf, sie trieben meine Füße weg und bauten ihres Unheils Dämme wider mich.

Job 30:13 Sie zerstörten meinen Pfad, trugen zu meinem Sturze bei, keiner war, der ihnen wehrte.

Job 30:14 Wie durch eine breite Bresche kamen sie heran, unterhalb der Trümmer wälzten sie sich vorwärts.

Job 30:15 Schrecknisse stürzten ein auf mich, verjagt wie vom Sturm ist mein fürstlicher Rang, und gleich einer Wolke entschwand mein Glück.

Job 30:16 Und nun zerfließt vor Leid mir meine Seele, ergreifen mich des Elends Tage.

Job 30:17 Des Nachts wird mein Gebein mir ausgehöhlt, meine nagenden Schmerzen kommen nicht zur Ruhe.

Job 30:18 Er packte mich mit aller Macht am Kleid, umschlang mich wie der Gürtel meines Unterkleides.

Job 30:19 Er warf mich in den Schmutz, so daß ich Staub und Asche gleiche. -

Job 30:20 Um Hilfe rufe ich zu dir, doch du erhörst mich nicht, ich steh' (vor dir), doch achtest du nicht meiner.

Job 30:21 Du wandelst dich in einen Rücksichtslosen gegen mich, mit deiner starken Hand bekämpfst du mich.

Job 30:22 Du hebst mich in den Wind, läßt mich dahinfahren, und es zerzaust mich der Sturm.

Job 30:23 Ja, ich weiß, du willst zum Tode mich zurückversetzen, zur Sammelstätte aller Lebenden.

Job 30:24 Wahrlich, nicht gegen den Schwachen streckt er die Hand aus; oder gibt es bei seinem Unglück deshalb einen Hilferuf?

Job 30:25 Weinte ich nicht um den, der harte Zeit durchmachte, grämte sich nicht um den Armen meine Seele?

Job 30:26 Ja, Gutes erhoffte ich; gekommen ist Böses; ich harrte auf Licht, doch Finsternis kam.

Job 30:27 Mein Innerstes siedet und kommt nicht zur Ruhe, des Elends Tage haben mich ereilt.

Job 30:28 Finster gehe ich einher ohne Sonne, stehe auf in der Gemeinde und schreie laut.

Job 30:29 Den Schakalen ward ich zum Bruder, den Straußenhennen zum Freund.

Job 30:30 Meine Haut am Leibe ist schwarz geworden, von Fieberhitze brennt mein Mark.

Job 30:31 So wurde zur Trauer mein Saitenspiel, meiner Flöte Ton zum Wimmern von Weinenden.

 

Hiob Kapitel 31

 

Job 31:1 Ich schloß einen Bund mit meinen Augen, nie lüstern nach einer Jungfrau zu blicken.

Job 31:2 Was wäre mein Anteil sonst von Gott droben, mein Erbe vom Allmächtigen aus der Höhe?

Job 31:3 Wird nicht Verderben dem Frevler zuteil und Verstoßung dem Übeltäter?

Job 31:4 Ist Er es nicht, der meine Wege sieht und alle meine Schritte zählt?

Job 31:5 Bin ich mit Lüge umgegangen, eilte mein Fuß der Täuschung nach?

Job 31:6 Er möge mich wägen auf richtiger Waage, und Gott wird meine Unschuld erkennen!

Job 31:7 Wenn mein Schritt vom Wege wich, mein Herz meinen Augen folgte, an meinen Händen ein Makel klebte,

Job 31:8 so genieße ein anderer, was ich säte, und was immer mir sproßt, soll entwurzelt werden!

Job 31:9 Ließ sich mein Herz um ein Weib betören, und lauerte ich an der Tür meines Nächsten,

Job 31:10 so sei meine Frau einem andern zu Willen, und Fremde mögen sich über sie beugen!

Job 31:11 Doch das wäre eine Schandtat, wäre ein Vergehen, strafbar vor dem Gericht.

Job 31:12 Ja, es wäre ein Feuer, das bis zur Unterwelt fressen und meine ganze Habe entwurzeln würde.

Job 31:13 Wenn ich des Sklaven und der Sklavin Recht in ihrem Streitfall wider mich verwarf,

Job 31:14 was kann ich dann tun, wenn Gott sich erhebt, was ihm erwidern, wenn er Rechenschaft verlangt?

Job 31:15 Hat nicht, der mich im Mutterleib schuf, auch ihn erschaffen, und einer uns im Mutterschoß gebildet?

Job 31:16 Versagte ich den Armen einen Wunsch, ließ ich verschmachten der Witwe Augen?

Job 31:17 Aß ich für mich allein meinen Imbiß, ohne daß davon auch das Waisenkind aß?

Job 31:18 Denn seit meiner Jugend zog er mich groß wie ein Vater, und vom Schoß meiner Mutter an führte er mich!

Job 31:19 Sah ich einen Verarmten und ließ ihn ohne Gewand, und ohne Decke den Dürftigen?

Job 31:20 Haben nicht seine (bekleideten) Lenden mich dankbar gepriesen, wärmte er sich nicht von der Wolle meiner Schafe?

Job 31:21 Schwang ich drohend die Hand gegen eine Waise, weil ich am Tor für mich Rechtshelfer sah,

Job 31:22 So soll mir die Achsel aus der Schulter fallen und der Arm vom Gelenk brechen!

Job 31:23 Denn als Schrecken überfiele mich Gottes Strafverderben, und vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand.

Job 31:24 Setzte ich mein Vertrauen auf Gold, nannte ich Feingold meine Hoffnung?

Job 31:25 Freute ich mich, daß groß mein Vermögen und daß gar viel meine Hand gewann?

Job 31:26 Blickte ich auf zur Sonne, wenn sie erstrahlte, oder zum Mond, wenn er prachtvoll einherzog,

Job 31:27 und ließ sich mein Herz dann heimlich betören, und sandte meine Hand vom Mund Küsse empor?

Job 31:28 Auch das wäre ein Vergehen, schuldig des Gerichtes; denn ich hätte Gott in der Höhe verleugnet.

Job 31:29 Freute ich mich am Unglück meines Feindes, jauchzte ich auf, wenn Unheil ihn traf?

Job 31:30 Nein, ich gab meinen Mund nicht zum Sündigen hin, um sein Leben durch einen Fluch zu verwünschen.

Job 31:31 Sagten nicht meines Zeltes Genossen: "Bei ihm durfte sich jeder sättigen mit Fleisch"?

Job 31:32 Kein Fremdling mußte im Freien übernachten, dem Wanderer tat ich die Türen auf.

Job 31:33 Verheimlichte ich meine Fehler nach Menschenart, indem ich im Herzen meine Schuld verbarg,

Job 31:34 weil ich die große Volksmenge scheute, der Sippen Verachtung mich schreckte, so daß ich stillschwieg und zur Tür nicht hinausging?

Job 31:35 O daß doch einer mich hören möchte! Ja, dies ist mein Begehren, daß mir der Allmächtige Antwort gäbe und mein Gegner im Streit eine Klageschrift schriebe!

Job 31:36 Wahrlich, ich wollte auf meine Schulter sie heben; ich wände als Kranz sie mir um!

Job 31:37 Alle meine Schritte täte ich ihm kund und nahte mich ihm wie ein Fürst!

Job 31:38 [Wenn wider mich mein Ackerfeld klagte und insgesamt seine Furchen weinten,

Job 31:39 wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne bezahlt zu haben, und das Verlangen seines Besitzers unerfüllt ließ,

Job 31:40 so möge anstelle des Weizens Dorngestrüpp wachsen und statt der Gerste stinkender Lolch!"] - Zu Ende sind die Worte Jobs. -

 

Hiob Kapitel 32

 

Job 32:1 Da ließen jene drei Männer davon ab, Job darauf zu antworten, daß er sich selbst für gerecht hielt.

Job 32:2 Es entbrannte nun der Zorn des Elihu, des Sohnes Barachels, des Busiters aus dem Geschlechte Ram. Gegen Job entbrannte sein Zorn, weil er Gott gegenüber sich selbst für gerecht erklärt hatte.

Job 32:3 Gegen seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort mehr fanden, womit sie Job ins Unrecht gesetzt hätten.

Job 32:4 Elihu aber hatte Job gegenüber mit Worten gezögert, weil jene älter waren als er.

Job 32:5 Doch als Elihu sah, daß die drei Männer keine Antwort mehr wußten, entbrannte sein Zorn.

Job 32:6 Da antwortete Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, und sprach: "Jung bin ich zwar an Lebensjahren, und ihr seid hochbetagt; deshalb hielt ich mich zurück und scheute mich, euch mein Wissen kundzutun.

Job 32:7 Ich dachte: Mag das Alter reden, der Jahre Fülle Weisheit lehren!

Job 32:8 Jedoch, es ist der Geist im Menschen, der Odem des Allmächtigen, der ihn verständig macht.

Job 32:9 Alte sind nicht immer weise, noch Greise stets des Rechten kundig.

Job 32:10 Deshalb sprech' ich: Hört mir zu, kundtun will auch ich mein Wissen!

Job 32:11 Seht, ich habe eure Worte abgewartet, lauschte eurer klugen Einsicht, wie ihr Fragen untersuchtet.

Job 32:12 Dabei gab ich auf euch acht, und seht, nicht einer überführte Job, nicht einer unter euch hat seine Worte widerlegt!

Job 32:13 Sprecht nicht: "Wir haben die Weisheit entdeckt: Gott wird ihn verstoßen, nicht ein Mensch!"

Job 32:14 Zwar hat er noch mit keiner Rede sich an mich gewandt; ich werde ihm auch nicht mit Worten wie den eurigen erwidern. -

Job 32:15 Sie sind bestürzt, antworten nimmer, es gingen ihnen die Worte aus!

Job 32:16 Soll ich nun warten, wenn sie nichts reden, wenn sie dastehen, ohne Antwort zu wissen?

Job 32:17 So will auch ich meinen Teil erwidern, kundtun will auch ich mein Wissen!

Job 32:18 Denn angefüllt bin ich mit Worten, mich drängt der Geist in meiner Brust.

Job 32:19 Seht, meine Brust gleicht dem verschlossenen Wein, wie neue Schläuche muß sie bersten.

Job 32:20 So wiIl ich reden, dann wird mir leichter, will die Lippen auftun und Antwort geben!

Job 32:21 Ich werde für keinen Partei ergreifen und werde niemandem schmeicheln.

Job 32:22 Denn Schmeichelei verstehe ich nicht; sonst raffte mein Schöpfer mich rasch hinweg!

 

Hiob Kapitel 33

 

Job 33:1 Du aber, Job, vernimm meine Rede, und all meinen Worten höre nun zu!

Job 33:2 Sieh, ich habe meinen Mund geöffnet, schon spricht meine Zunge im Gaumen.

Job 33:3 Mein aufrichtiges Herz liegt in meinen Worten, und in lauterer Weise sprechen meine Lippen Erkenntnis aus.

Job 33:4 Gottes Geist hat mich erschaffen, und der Odem des Allmächtigen gab mir das Leben.

Job 33:5 Bist du imstande, so entgegne mir, äußere dich vor mir und stelle dich!

Job 33:6 Schau, für Gott bin ich so viel wie du, auch ich bin nur aus Lehm geformt.

Job 33:7 Wohlan, die Furcht vor mir braucht dich nicht einzuschüchtern, und Druck von meiner Seite soll dich nicht belasten!

Job 33:8 Jedoch du sprachst vor meinen Ohren, und ich vernahm der Worte Klang:

Job 33:9 "Ich bin rein und frei von Sünde, bin makellos und ohne Schuld.

Job 33:10 Nur Gegensätze wider mich sucht er zu finden und sieht mich an als seinen Feind.

Job 33:11 Meine Füße legt er in den Block, alle meine Pfade überwacht er."

Job 33:12 Siehe, darin bist du nicht im Recht, entgegne ich dir; denn Gott ist größer als der Mensch!

Job 33:13 Weshalb hast du mit ihm gehadert, daß er allen deinen Worten nicht erwidere?

Job 33:14 Denn zum einen Male redet Gott, zum andern Male geht er nicht darauf ein.

Job 33:15 Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager,

Job 33:16 da öffnet er der Menschen Ohr und setzt sie in Schrecken durch Verwarnung,

Job 33:17 um den Menschen zu bekehren von seinem Tun und Hochmut vom Manne fernzuhalten,

Job 33:18 seine Seele vor der Grube zu retten, sein Leben vor dem Hingang durch das Todesgeschoß.

Job 33:19 Auch wird er gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager, wenn das Zittern seiner Glieder nicht aufhört.

Job 33:20 Sein Lebenszustand macht ihm Speisen widerlich, sein seelisches Empfinden selbst die Lieblingskost.

Job 33:21 Es schwindet sein Fleisch, ist nicht mehr zu sehen, abgemagert sind seine Knochen, die sonst man nicht sah.

Job 33:22 Schon nahe ist seine Seele der Grube, sein Leben den Todesboten.

Job 33:23 Wenn dann ein Engel ihm zur Seite steht, ein Mittler, einer aus den Tausenden, um zur Verteidigung des Menschen dessen Tugend zu vermelden,

Job 33:24 wenn dieser sich erbarmt und spricht: "Erlaß es ihm, hinabzusteigen in die Grube, ich hab' ein Lösegeld für ihn gefunden",

Job 33:25 So blüht sein Fleisch wieder auf, mehr als zur Jugendzeit; er kehrt zu den Tagen seines Jünglingsalters zurück.

Job 33:26 Er betet zu Gott, und der ist ihm hold, läßt ihn unter Jubel sein Angesicht schauen und gibt dem Menschen seine Gerechtigkeit wieder.

Job 33:27 Dieser blickt auf die Leute und spricht: "Ich hatte gesündigt und Unrecht getan, doch Er hat mir nicht mit Gleichem vergolten.

Job 33:28 Er löste meine Seele vom Hingang in die Grube, und mein Leben darf das Licht erschauen."

Job 33:29 Fürwahr, all das pflegt Gott zu tun, zweimal, dreimal mit dem Menschen,

Job 33:30 um seine Seele von der Grube abzuwenden, damit vom Licht des Lebens er beschienen werde.

Job 33:31 Merk auf, Job! Höre mich an! Schweig still, und ich will reden!

Job 33:32 Hast du Triftiges zu sagen, so erwidere mir, denn ich gäbe dir gerne recht!

Job 33:33 Wenn aber nicht, dann hör auf mich; schweig still, daß ich dich Weisheit lehre!"

 

Hiob Kapitel 34

 

Job 34:1 Dann sprach Elihu als Erwiderung:

Job 34:2 "Horcht, ihr Weisen, auf meine Worte; ihr Wissenden, hört mir zu!

Job 34:3 Gewiß, das Ohr soll die Worte prüfen, wie der Gaumen die Speise verkostet.

Job 34:4 Das Recht wollen wir untersuchen, miteinander erkunden, was richtig ist!

Job 34:5 Denn Job erklärte: "Ich bin im Recht, doch Gott hat mein Recht zurückgewiesen.

Job 34:6 Meinem Recht zuwider sollte ich lügen? Heillos ist der Pfeil, der mich ohne Schuld traf!"

Job 34:7 Wo ist ein Mann gleich Job, der wie Wasser Lästerung trinkt,

Job 34:8 der im Verein mit Übeltätern wandelt und mit verruchten Leuten einiggeht?

Job 34:9 Er sagte ja: "Es nützt dem Menschen nichts, wenn er in Freundschaft lebt mit Gott!"

Job 34:10 Darum, ihr einsichtsvollen Männer, hört mich an! Fern liegt es Gott, Unrecht zu tun, und dem Allmächtigen, Frevel zu verüben!

Job 34:11 Vielmehr, des Menschen Tun vergilt er ihm, und jeden läßt er ernten je nach seinem Wandel.

Job 34:12 Nein, fürwahr, Gott handelt niemals ungerecht; der Allmächtige beugt nicht das Recht!

Job 34:13 Wer hat ihm denn der Erde Schöpfung aufgetragen, wer hat den ganzen Erdkreis hingestellt?

Job 34:14 Würde er auf ihn (den Menschen) seinen Sinn nur richten, seinen Geist und Odem wieder zu sich nehmen,

Job 34:15 so müßte alles Fleisch zusammen sterben, der Mensch zum Staube wiederkehren.

Job 34:16 Doch wenn du Einsicht hast, so höre folgendes, lausche auf den Wortlaut meiner Rede:

Job 34:17 Kann, wer das Recht haßt, Führung innehaben, und willst du den erhabensten Gerechten als ungerecht bezeichnen?

Job 34:18 Ihn, der zu einem König offen sagt: "Du Taugenichts!", zu Edelleuten: "Übeltäter!",

Job 34:19 der auch auf Fürsten keine Rücksicht nimmt und keinen Hohen vor dem Niedrigen bevorzugt; denn alle sind sie seiner Hände Werk.

Job 34:20 Sie müssen plötzlich sterben, und zwar mitten in der Nacht. Die Bevölkerung kommt ins Wanken, sinkt dahin; man wird den Starken los ganz ohne Machtanstrengung.

Job 34:21 Denn seine Augen blicken auf des Menschen Wege, und aller seiner Schritte achtet er.

Job 34:22 Kein Dunkel gibt es, keine Finsternis, darin die Übeltäter sich verbergen könnten.

Job 34:23 Ja, er setzt einem Menschen keine Frist, auf daß er zum Gericht vor Gott erscheine.

Job 34:24 Machthaber zerknickt er ohne Verhör, läßt andere treten an ihren Platz.

Job 34:25 Wahrlich, er kennt ja ihre Taten, stürzt sie über Nacht, und sie sind zermalmt.

Job 34:26 Wie Verbrecher schlägt er sie, an einem Orte, wo es alle sehen,

Job 34:27 deswegen, weil sie von ihm sich trennten und alle seine Wege nicht erfaßten.

Job 34:28 So läßt er das Schreien des Schwachen zu sich empordringen, das Rufen der Armen vernimmt er.

Job 34:29 Wenn er selbst jedoch sich still verhält, wer kann ihn beschuldigen? Verbirgt er sein Antlitz, wer kann ihn erblicken?

Job 34:30 (Wenn er es verbirgt) gegenüber dem Volk wie gegenüber dem einzelnen Menschen, wegen der Herrschaft eines ruchlosen Mannes aus der Zahl der Verführer des Volkes?

Job 34:31 Vielmehr soll man zu Gott sprechen: "Ich war betört, ich will nicht freveln;

Job 34:32 auch wenn ich dich nicht sehe, sollst du mich lehren; verübte ich Böses, so will ich es nicht wieder tun!"

Job 34:33 Meinst du, er wird es vergelten, wenn du widerrufst? Du selbst sollst ja entscheiden, und nicht ich! Was weißt du zu sagen?

Job 34:34 Männer von Einsicht werden mir bestätigen und jeder weise Mann, der mir zuhört:

Job 34:35 Job redete in Unverstand, und seine Worte waren unvernünftig!

Job 34:36 Wohlan, so muß Job immerdar der Prüfung unterliegen, ob seiner Widerreden nach der Art der Frevler!

Job 34:37 Denn seine Sünde steigert er noch weiter, Frevel strömt über in unsere Mitte, und er vermehrt wider Gott seine Reden."

 

Hiob Kapitel 35

 

Job 35:1 Dann sprach Elihu als Erwiderung:

Job 35:2 "Dies also hältst du für richtig, "dies", sprichst du, "ist mein Recht gegenüber Gott",

Job 35:3 daß du fragst, was es dir nütze, "welchen Vorteil habe ich von meiner Sündenlosigkeit?"

Job 35:4 Ich will dir Worte erwidern und deinen Freunden zusammen mit dir:

Job 35:5 Blick den Himmel an und sieh; schau die Wolken hoch über dir!

Job 35:6 Wenn du sündigst, was fügst du ihm zu, sind zahlreich deine Frevel, was kannst du ihm antun?

Job 35:7 Handelst du recht, was schenkst du ihm damit? Oder was empfängt er aus deiner Hand?

Job 35:8 Nur den Menschen deinesgleichen betrifft deine Missetat und nur die Menschenkinder deine Gerechtigkeit.

Job 35:9 Wohl schreit man ob der Gewalttaten Menge, jammert unter der Faust der Großen,

Job 35:10 doch keiner fragt: "Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Loblieder anstimmen läßt bei Nacht,

Job 35:11 der klüger uns macht als der Erde Tiere, weiser als die Vögel des Himmels?"

Job 35:12 Da schreit man, doch er gibt keine Antwort wegen der Bösen Übermut.

Job 35:13 Wahrlich, Nichtiges hört Gott nicht, und der Allmächtige sieht es nicht an!

Job 35:14 Erst recht, wo du sagst, du sähest ihn nimmer! Das Gericht steht bei ihm, und du mußt seiner harren!

Job 35:15 Jetzt aber, weil sein Zorn nicht strafte und er nichts wußte von heftigem Auftreten,

Job 35:16 da reißt nun Job umsonst seinen Mund auf, hält große Reden voll Unverstand."

 

Hiob Kapitel 36

 

Job 36:1 Da fuhr Elihu fort und sprach:

Job 36:2 "Hab noch ein wenig Geduld mit mir, so will ich dir kundtun, daß sich zu Gottes Gunsten noch weiteres sagen läßt!

Job 36:3 Ich trage mein Wissen ins Weite hinaus und will meinem Schöpfer Recht verschaffen.

Job 36:4 Denn fürwahr, meine Worte sind kein Trug, ein Mann mit vollendetem Wissen steht vor dir!

Job 36:5 Sieh, Gott ist gewaltig, verschmäht aber keinen, gewaltig an Geisteskraft!

Job 36:6 Den Frevler läßt er nicht am Leben, doch den Bedrückten gewährt er ihr Recht.

Job 36:7 Er wendet vom Gerechten sein Auge nicht ab, und die Könige auf dem Thron - er setzt sie für immer ein, und sie sind hoch erhaben.

Job 36:8 Wenn sie aber, gefesselt mit Ketten, gefangen sind in den Schlingen des Unglücks,

Job 36:9 so hält er dadurch ihr Tun ihnen vor und ihr Vergehen, weil stolz sie geworden.

Job 36:10 Er öffnet ihr Ohr für die Warnung und fordert sie auf, vom Bösen zu lassen.

Job 36:11 Wenn sie dann gehorchen und sich fügen, dürfen sie ihre Tage in Glück vollenden und ihre Jahre in Wonnen.

Job 36:12 Aber gehorchen sie nicht, so fahren sie dahin durch das Todesgeschoß und müssen sterben ganz unvermutet.

Job 36:13 Denn gottlosen Herzens hegen sie Groll, rufen nicht um Hilfe, auch wenn er sie fesselte.

Job 36:14 Ihre Seele stirbt in der Jugend dahin, ihr Leben im Hochzeitsalter.

Job 36:15 Den Leidenden rettet er durch dessen Leid und tut durch Drangsal das Ohr ihm auf.

Job 36:16 Wenn Groll dich betörte wegen der Bedrängnis, es kommt doch eine Weite, die keiner Enge weicht, und das Gedeck deines Tisches ist voll fetter Speisen!

Job 36:17 Wenn du das Gericht über den Frevler hinter dir hast, werden Gericht und Recht eingreifen.

Job 36:18 Zorn jedoch soll dich nicht betören beim Schicksalsschlag, und die Größe der Sühne soll dich nicht verführen!

Job 36:19 Würde etwa ohne Bedrängnis dein Notschrei sich rüsten und überhaupt jegliche Kraftanstrengung?

Job 36:20 Sehne nicht die Nacht herbei, wo die Leute ihre Stätte besteigen.

Job 36:21 Hüte dich! Wende dich nicht zum Bösen! Denn deshalb wardst du durch Leid geprüft.

Job 36:22 Sieh, Gott ist erhaben in seiner Macht! Wer ist ein Lehrer gleich ihm?

Job 36:23 Wer überprüft an ihm seinen Weg, und wer darf zu ihm sagen: "Du hast schlecht gehandelt"?

Job 36:24 Sei eingedenk, sein Tun zu preisen, das man in Liedern oft besang!

Job 36:25 Alle Welt sieht es mit Staunen, von ferne nur schaut es ein Mensch.

Job 36:26 Sieh, Gott ist groß, nicht zu begreifen, unerforschlich seiner Jahre Zahl!

Job 36:27 Wenn er Wassertropfen formt, ergießen sie sich als verderblicher Platzregen,

Job 36:28 und von ihnen triefen die Wolken, lassen niederrieseln auf der Menschen Menge.

Job 36:29 Begreift jemand gar die weite Ausdehnung der Wetterwolke, das donnernde Krachen seines Gezeltes?

Job 36:30 Sieh, er hat darüber sein Licht ausgebreitet, und den Grund des Meeres hat er bedeckt.

Job 36:31 Denn hierdurch übt er Gericht an den Völkern, gibt aber auch Speise im Überfluß.

Job 36:32 Seine Hände füllt er mit Blitzen und entbietet sie gegen das Treffziel.

Job 36:33 Es kündet von ihm sein Donnerruf, sein zorniges Eifern gegen das Unrecht.

 

Hiob Kapitel 37

 

Job 37:1 Gerade darüber erbebt mein Herz, springt pochend auf von seiner Lage.

Job 37:2 Hört, hört das Toben seiner Stimme, welch Grollen seinem Mund entfährt!

Job 37:3 Unter dem ganzen Himmel entfesselt er es und seinen leuchtenden Blitz über den Enden der Erde.

Job 37:4 Hinter ihm drein brüllt die Donnerstimme, er dröhnt mit seinem erhabenen Laut; nicht hält er beide zurück, sooft seine Stimme gehört werden soll.

Job 37:5 Gott dröhnt mit seiner Stimme wunderbar, wirkt große Dinge, die wir nicht verstehen.

Job 37:6 So befiehlt er dem Schnee: "Fall zur Erde!", desgleichen dem Regenschwall, seinen mächtigen Regengüssen.

Job 37:7 Da versiegelt er die Hand aller Menschen, damit die Leute insgesamt sein Tun erkennen.

Job 37:8 Die Tiere selbst verkriechen sich in ein Versteck und lagern sich in ihren Höhlen.

Job 37:9 Aus des Südens Kammer kommt der Sturm, aus des Nordens Winden kalter Frost.

Job 37:10 Durch Gottes Hauch entsteht das Eis, liegt starr des Wassers Fläche da.

Job 37:11 Auch belädt er die Regenwolke mit Naß, streut aus sein wetterleuchtendes Gewölk.

Job 37:12 Das zieht im Kreise hin und her nach seiner Lenkung, um alles auszuführen, was er ihm gebietet, auf der Erde weitem Rund.

Job 37:13 Entweder als Zuchtrute - sei es auch für seine Erde - oder als Hulderweisung führt er es heran.

Job 37:14 Dieses höre dir doch an, o Job! Steh still und achte auf die Wundertaten Gottes!

Job 37:15 Weißt du darum, wie Gott ihnen Auftrag gibt, und wie das Licht seiner Wolke aufstrahlt?

Job 37:16 Weißt du um das Schweben des Gewölks, um die Wunderwerke des Allwissenden?

Job 37:17 Du, dem die Kleider schon zu heiß erscheinen, wenn vor dem Süd die Erde reglos liegt!

Job 37:18 Wölbst du gleich ihm das Wolkenfirmament, das fest wie ein gegossener Spiegel ist?

Job 37:19 Teile du uns mit, was wir ihm sagen sollen; wir wissen nichts zu sprechen angesichts des Dunkels!

Job 37:20 Wird es ihm erzählt, wenn ich rede? Wenn einer spricht, erfährt er es?

Job 37:21 Und nun, wenn man das Sonnenlicht nicht sieht, ist es verdunkelt durch die Wolken, - ein Windhauch bläst und fegt sie weg!

Job 37:22 Vom Norden kommt goldener Glanz, über Gott schwebt furchterregend Herrlichkeit.

Job 37:23 Den Allmächtigen, wir ergründen ihn nicht, den Erhabenen an Macht, der aber das Recht und der Gerechtigkeit Fülle nimmer beugt.

Job 37:24 Deshalb sollen die Menschen ihn fürchten! Er selbst schaut alle klugen Leute nicht an."

 

Hiob Kapitel 38

 

Job 38:1 Da antwortete der Herr dem Job aus dem Wettersturm und sprach:

Job 38:2 "Wer ist es, der den Weltenplan verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht?

Job 38:3 Umgürte deine Hüften wie ein Held, so frag' ich dich, und kläre du mich auf!

Job 38:4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Gib Antwort, so Bescheid du weißt!

Job 38:5 Wer hat ihre Maße festgesetzt? - du weißt es ja. Oder wer hat über ihr die Meßschnur ausgespannt?

Job 38:6 Worauf sind ihre Sockel eingesenkt? Wer setzte ihr den Eckstein auf

Job 38:7 beim Jubelchor der Morgensterne, als insgesamt die Gottessöhne jauchzten?

Job 38:8 Und wer verschloß das Meer mit Türen, als schäumend es aus seinem Mutterschoß hervorquoll,

Job 38:9 als ich Gewölk zu seinem Kleid ihm machte, zu seiner Windel dunklen Nebel,

Job 38:10 als ich meine feste Grenze ihm entgegensetzte und Riegel sowie Türen daran legte,

Job 38:11 wobei ich sprach: Bis hierher magst du kommen, weiter nicht! Hier ist ein Halt für deine stolzen Wogen!

Job 38:12 Hast du in deinem Leben je den Morgen herbefohlen, dem Frührot seinen Platz gezeigt,

Job 38:13 auf daß der Erde Säume es erfasse und Frevler von ihr weggeschüttelt werden?

Job 38:14 Sie wandelt sich gleich Siegelton (in Formen), (die Dinge) stehen da wie ein Gewand.

Job 38:15 Den Frevlern wird ihr Licht entzogen, zerschmettert der erhobene Arm.

Job 38:16 Bist du bis zu des Meeres Quellen vorgedrungen und in des Ozeans Tiefe einhergewandelt?

Job 38:17 Taten sich dir die Pforten der Totenwelt auf, schautest du die Tore der Finsternis?

Job 38:18 Hattest du acht auf die weiten Flächen der Erde? Gib Antwort, so du sie völlig kennst!

Job 38:19 Wo ist der Weg zur Wohnung des Lichtes, und wo denn die Stätte des Dunkels,

Job 38:20 so daß du es einholen könntest in seinen Bereich, wüßtest die Pfade zu seinem Haus?

Job 38:21 Du weißt es doch; denn damals warst du geboren, und die Zahl deiner Tage ist gar groß!

Job 38:22 Kamst du bis zu den Speichern des Schnees, und sahst du die Kammern des Hagels,

Job 38:23 den ich aufgespart für die Drangsalszeit, für den Tag des Kampfes und Krieges?

Job 38:24 Wo ist der Weg zu dem Ort, wo das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut?

Job 38:25 Wer grub für die Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk,

Job 38:26 um regnen zu lassen auf unbewohntes Land, auf die Wüste, darin niemand verweilt,

Job 38:27 um Öde und Ödland sattsam zu tränken und frisches Gras sprossen zu lassen?

Job 38:28 Hat der Regen einen Vater, oder wer zeugte die Tropfen des Taues?

Job 38:29 Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren?

Job 38:30 Gleichsam in einem Stein verbergen sich die Wasser, die Fläche der Flut schließt sich zusammen.

Job 38:31 Kannst du die Bänder knüpfen des Siebengestirns oder die Fesseln des Orion lösen?

Job 38:32 Läßt du zur rechten Zeit die Hyaden aufgehen, leitest die Löwin samt ihren Jungen?

Job 38:33 Kennst du die Gesetze des Himmels und überträgst seine Schrift auf die Erde?

Job 38:34 Erhebst du deine Stimme zur Wetterwolke, daß eine Wasserwoge dich bedecke?

Job 38:35 Sendest du die Blitze, so daß sie gehen und zu dir sprechen: "Hier sind wir"?

Job 38:36 Wer verlieh untrügliche Weisheit, oder wer gab Einsicht dem Hahn?

Job 38:37 Wer zählt mit Weisheit die Wolken ab, und die Schläuche des Himmels, wer schüttet sie aus,

Job 38:38 so daß sie in Schlamm den Staub umformen und die Schollen fest aneinanderkleben?

Job 38:39 Erjagst du Beute für den Löwen und stillst der Junglöwen Hunger,

Job 38:40 wenn sie in Verstecken sich ducken, im Gebüsch auf der Lauer liegen?

Job 38:41 Wer bereitet dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen schreien zu Gott, wenn sie umherirren ohne Nahrung?

 

Hiob Kapitel 39

 

Job 39:1 Weißt du die Gebärzeit der Steinböcke, überwachst du das Werfen der Hirschkühe?

Job 39:2 Zählst du die Monate, die sie brauchen, und weißt du ihre Gebärzeit?

Job 39:3 Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jungen, entlassen ihre Leibesfrucht.

Job 39:4 Ihre Jungen erstarken, werden groß im Freien, laufen davon und kehren nicht wieder.

Job 39:5 Wer ließ den Wildesel frei entlaufen, des Bergesels Fesseln, wer schloß sie auf?

Job 39:6 Ich bestimmte ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die salzige Trift.

Job 39:7 Er verspottet das Getümmel der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht.

Job 39:8 Die Berge sucht er nach Weide ab, und jeglichem Grün spürt er nach.

Job 39:9 Wird der Büffel dir willige Dienste tun, wird er an deiner Krippe verbleiben?

Job 39:10 Kannst du den Büffel an eine Furche fesseln, die das Leitseil ihm weist, oder pflügt er die Täler hinter dir her?

Job 39:11 Vertraust du auf ihn, weil groß seine Kraft, und kannst du ihm deine Arbeit überlassen?

Job 39:12 Glaubst du von ihm, daß er heimbringt deine Ernte und sie nach deiner Tenne schafft?

Job 39:13 Gar lustig schlägt der Straußenhenne Flügel! Ist die Schwinge zärtlich und auch das Gefieder?

Job 39:14 Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, läßt warm sie werden auf dem Staub;

Job 39:15 und sie vergißt, daß sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann.

Job 39:16 Hart behandelt sie die Jungen, als gehörten sie nicht ihr; war auch vergeblich ihre Mühe, es erschreckt sie nicht.

Job 39:17 Denn Gott ließ sie die Weisheit vergessen und gab ihr keinen Anteil an Verstand.

Job 39:18 Sobald sie aber aufgerichtet mit den Flügeln rudert, spottet sie des Rosses und des Reiters.

Job 39:19 Gibst du dem Rosse Heldenkraft, bekleidest du mit einer Mähne seinen Hals?

Job 39:20 Kannst du es wie einen Heuschreck springen lassen? Furchtbar ist sein stolzes Wiehern.

Job 39:21 Es scharrt im Kampfgefilde voller Freude, mit Kraft zieht es dem Waffengang entgegen.

Job 39:22 Es spottet der Furcht und kennt keine Angst, macht vor dem Schwerte nicht kehrt.

Job 39:23 Der Köcher klirrt über ihm, die blitzende Spitze von Lanze und Speer;

Job 39:24 mit fieberndem Toben schluckt es den Boden und steht nimmer still beim Klang des Hornes.

Job 39:25 Wenn erst das Horn ertönt, wiehert es "Hui", wittert den Kampf schon von weitem, der Führer Rufen und Schlachtenlärm.

Job 39:26 Kommt es von deiner Einsicht, daß der Falke sich aufschwingt, seine Flügel ausbreitet nach dem Süden zu?

Job 39:27 Oder fliegt auf deinen Befehl der Adler so hoch und baut seinen Horst in der Höhe?

Job 39:28 Auf dem Felsen wohnt und nächtigt er, auf der Felsenzacke und steilen Wand.

Job 39:29 Von dort erspäht er die Beute, und ins Weite schauen seine Augen.

Job 39:30 Blut schlürfen seine Jungen, und wo Erschlagene liegen, dort findet er sich ein."

 

Hiob Kapitel 40

 

Job 40:1 Es antwortete der Herr weiterhin dem Job und sprach:

Job 40:2 "Will mit dem Allmächtigen ein Tadler streiten? Der Ankläger Gottes antworte darauf!"

Job 40:3 Da antwortete Job dem Herrn und sprach:

Job 40:4 "Siehe, ich bin zu gering! Was könnte ich dir erwidern? Ich lege die Hand auf meinen Mund.

Job 40:5 Einmal habe ich geredet, aber ich werde nicht mehr antworten, und noch ein zweites Mal, aber ich werde nicht fortfahren!"

Job 40:6 Da antwortete der Herr dem Job aus dem Wettersturm und sprach:

Job 40:7 "Umgürte deine Hüften wie ein Held, so frag' ich dich, und kläre du mich auf!

Job 40:8 Willst du wirklich mein Recht zunichte machen, ins Unrecht mich setzen, damit du recht behältst?

Job 40:9 Hast du etwa einen Arm wie Gott, und kannst du mit einer Stimme gleich der seinigen donnern?

Job 40:10 Schmücke dich mit Hoheit und Erhabenheit, gewande dich in Prunk und Pracht!

Job 40:11 Laß du die Fluten deines Zornes sich ergießen, schau jeden Stolzen und demütige ihn!

Job 40:12 Schau jeden Stolzen und zwinge ihn nieder, wirf die Frevler zu Boden!

Job 40:13 Verbirg sie insgesamt im Staub, schließe sie leibhaftig im Erdinnern ein!

Job 40:14 Dann werde auch ich dich lobpreisen, daß deine Rechte den Sieg dir verschaffte!

Job 40:15 Sieh doch das Nilpferd, welches ich erschuf wie dich, es nährt sich von Gras gleich einem Rind!

Job 40:16 Sieh seine Stärke in seinen Lenden, seine Kraft in den Muskeln des Leibes!

Job 40:17 Seinen Schweif läßt es hängen wie eine Zeder, seiner Schenkel Sehnen sind straff verflochten.

Job 40:18 Seine Knochen sind wie eherne Röhren und seine Gebeine wie Eisenbarren.

Job 40:19 Es ist ein Meisterstück der Schöpfungswerke Gottes. Hat ihm gar sein Schöpfer das Schwert abgefordert?

Job 40:20 Denn das Wild der Berge vergißt seiner, und alle Tiere des Feldes spielen dort.

Job 40:21 Unter Kreuzdorngebüsch lagert es, im Schutz von Schilfrohr und Sumpf.

Job 40:22 Kreuzdorngebüsch deckt es schattend zu, die Pappeln am Flusse umgeben es.

Job 40:23 Schwillt auch der Fluß, es regt sich nicht auf, bleibt ruhig, auch wenn ihm der Strom bis ins Maul steigt.

Job 40:24 Kann man an seinen Augen es fassen, mit Fanggeräten die Nase durchbohren?

Job 40:25 Kannst du das Krokodil am Angelhaken hochziehen, mit der Leine seine Zunge niederdrücken?

Job 40:26 Kannst du ihm eine Binsenschnur an seine Schnauze legen und mit einem Haken ihm die Kinnlade durchbohren?

Job 40:27 Wird es dich viel um Gnade bitten oder zarte Worte an dich richten?

Job 40:28 Wird es wohl einen Vertrag mit dir schließen, daß du es dauernd zum Sklaven nimmst?

Job 40:29 Darfst du mit ihm spielen wie mit einem Vöglein und es anseilen für deine Mägdlein?

Job 40:30 Verschachern es die Jagdgenossen, verteilen sie es unter die Händler?

Job 40:31 Kannst du seine Haut mit Spießen spicken und seinen Kopf mit einer Fischharpune?

Job 40:32 Leg nur einmal die Hand daran, entschließe dich zum Kampf! - Du kommst nicht weit!

 

Hiob Kapitel 41

 

Job 41:1 Wahrlich, eines solchen Hoffnung ist gar trügerisch, schon bei seinem Anblick wird er hingeschleudert!

Job 41:2 Keiner ist so kühn, daß er es reizte, und wer ist es, der ihm trotzen könnte?

Job 41:3 Wer begegnete ihm und blieb unversehrt? Unter dem ganzen Himmel gibt es den nicht!

Job 41:4 Nicht will ich schweigen von seinen Körperteilen, von der Beschreibung der Kraft und seiner prächtigen Ausstattung.

Job 41:5 Wer hat je die Oberseite seiner Umkleidung aufgedeckt, wer vermag in seinen Doppelpanzer einzudringen?

Job 41:6 Wer öffnete die Tore seines Angesichts? Rings um seine Zähne lagert Schrecken.

Job 41:7 Reihen von Schilden sind sein Rücken, ein jeder verschlossen mit einem Siegel aus Kieselstein.

Job 41:8 Einer liegt dicht an dem andern, kein Lufthauch dringt zwischen ihnen hindurch.

Job 41:9 Ein jeder fügt sich eng an den andern, sie halten zusammen und lösen sich nicht.

Job 41:10 Sein Niesen läßt Licht aufleuchten, seine Augen gleichen den Wimpern der Morgenröte.

Job 41:11 Aus seinem Rachen fahren brennende Fackeln, feurige Funken schießen hervor.

Job 41:12 Rauch dampft aus seinen Nüstern wie aus einem kochenden, heißen Topf.

Job 41:13 Sein Atem entflammt glühende Kohlen, und eine Flamme schlägt aus seinem Maul.

Job 41:14 Stärke wohnt in seinem Nacken, und vor ihm her läuft Kraft.

Job 41:15 Straff liegt seines Wanstes Fleisch, wie angegossen hart und unbeweglich.

Job 41:16 Sein Herz ist fest wie Stein, fest wie ein unterer Mühlstein.

Job 41:17 Erhebt es sich so erschrecken Starke, ziehen sich zurück vor Ängsten.

Job 41:18 Stellt man ihm nach, hält das Schwert nicht stand, keine Lanze, keine Waffe, kein Pfeil.

Job 41:19 Wie Stroh achtet es Eisen, Erz wie wurmstichiges Holz.

Job 41:20 Kein Bogenschütze jagt es in die Flucht, zu Stoppeln wandeln sich ihm Schleudersteine.

Job 41:21 Die Keule gilt ihm wie Stoppeln, es spottet über das Schwirren des Speeres.

Job 41:22 An seiner Unterseite trägt es Scherbenspitzen, breitet ein Dreschbrett aus über dem Schlamm.

Job 41:23 Die Wassertiefe bringt es zum Brodeln wie einen Kessel, macht das Meer zum Salbentopf.

Job 41:24 Hinter sich her läßt es eine leuchtende Spur; man meint, die Flut sei Silberhaar.

Job 41:25 Es gibt über dem Erdenstaub nicht seinesgleichen, geschaffen, um sich nie zu fürchten.

Job 41:26 Sein Blick mißt sich mit jedem Hohen; König ist es über alle stolzen Tiere."

 

Hiob Kapitel 42

 

Job 42:1 Da antwortete Job dem Herrn und sprach:

Job 42:2 "Ich habe erkannt, daß du alles vermagst und daß kein Vorhaben dir unmöglich ist!

Job 42:3 "Wer ist es, der den Weltenplan verschleiert bar der Einsicht?" So habe ich also töricht Dinge vorgebracht, die allzu wunderbar für mich sind und die ich nicht begreife!

Job 42:4 "Hör zu, und ich will sprechen; ich frage dich, und kläre du mich auf!"

Job 42:5 Nur nach dem Hörensagen hatte ich von dir gehört, nun aber hat mein Auge dich geschaut.

Job 42:6 Deswegen widerrufe und bereue ich in Staub und Asche."

Job 42:7 Als nun der Herr diese Worte zu Job geredet hatte, sprach der Herr zu Eliphas, dem Temaniten: "Mein Zorn ist entbrannt wider dich und deine beiden Gefährten; denn ihr habt nicht Richtiges von mir geredet wie mein Knecht Job.

Job 42:8 Doch nun nehmt sieben Jungstiere und sieben Widder, geht hin zu meinem Knechte Job und bringt ein Brandopfer für euch dar, und mein Knecht Job soll für euch Fürbitte einlegen! Nur auf ihn will ich Rücksicht nehmen, so daß ich euch nichts Schlimmeres zufüge. Ihr habt ja nicht Richtiges von mir geredet wie mein Knecht Job."

Job 42:9 Da gingen Eliphas, der Temanit, Bildad, der Schuchit, und Zophar, der Naamatit, hin und taten, wie der Herr ihnen geboten hatte, und der Herr nahm Rücksicht auf Job.

Job 42:10 Auch wendete der Herr das Geschick Jobs, da er für seinen Nächsten Fürsprache einlegte, und der Herr vermehrte alles, was Job besessen hatte, auf das Doppelte.

Job 42:11 Es kamen aber zu ihm all seine Brüder und Schwestern und all seine früheren Bekannten und speisten mit ihm in seinem Hause, bezeugten ihm ihre Teilnahme und trösteten ihn ob all des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte, und jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring.

Job 42:12 Der Herr aber segnete die spätere Lebenszeit Jobs noch mehr als seine frühere; sein Besitz war: vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen.

Job 42:13 Er bekam ferner sieben Söhne und drei Töchter.

Job 42:14 Die erste nannte er "Täubchen", die zweite "Zimtblüte" und die dritte "Schminkhörnchen".

Job 42:15 Man fand im ganzen Land keine schöneren Frauen als die Töchter Jobs, und ihr Vater gab ihnen einen Erbanteil unter ihren Brüdern.

Job 42:16 Job lebte danach noch hundertvierzig Jahre und sah seine Kinder und Enkel, vier Geschlechter.

Job 42:17 Dann starb Job hochbetagt und satt an Lebenstagen.

 

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Sprüche

 

 

Sprüche Kapitel 1

 

Spr 1:1 Sprüche Salomos, des Davidssohnes, des Königs über Israel,

Spr 1:2 um zu erkennen Weisheit und Zucht, um zu verstehen verständige Reden,

Spr 1:3 um zu erlangen Selbstzucht und Einsicht, Gerechtigkeit, Urteil und redlichen Sinn,

Spr 1:4 den Unerfahrenen Klugheit zu geben, der Jugend Erkenntnis und Überlegung.

Spr 1:5 Hört sie der Weise, so wächst er an Bildung, und der Verständige hat feste Führung,

Spr 1:6 um zu verstehen Sinnspruch und Gleichnis, Worte der Weisen mitsamt ihren Rätseln.

Spr 1:7 Furcht des Herrn ist der Anfang des Wissens, nur Toren verachten die Weisheit und Zucht.

Spr 1:8 Mein Sohn, o höre auf die Mahnung deines Vaters und lehne nicht die Unterweisung deiner Mutter ab!

Spr 1:9 Sie sind ein goldener Kranz auf deinem Haupt und wie ein Perlenschmuck um deinen Hals.

Spr 1:10 Mein Sohn, wenn Sünder dich verlocken, folge nicht!

Spr 1:11 Und wenn sie sagen: "Geh mit uns, wir planen Mord und lauern ohne Grund auf den, der schuldlos ist.

Spr 1:12 Wir wollen wie die Unterwelt lebendig sie verschlingen, ja ganz und gar wie solche, die ins Grab versinken.

Spr 1:13 Wir werden manch kostbares Gut gewinnen, mit Beute unsre Häuser füllen.

Spr 1:14 In unserem Kreise wirf dein Los, ein Beutel sei gemeinsam für uns alle!"

Spr 1:15 Mein Sohn, mit ihnen ziehe nicht des Weges, halt fern von ihrem Pfade deinen Fuß!

Spr 1:16 Denn ihre Füße rennen nach dem Bösen, zum Blutvergießen eilen sie voran!

Spr 1:17 Gewiß schwingt man das Netz vergebens vor den Augen aller Vögel aus;

Spr 1:18 sie aber lauern auf ihr egen Blut und trachten selbst sich nach dem Leben.

Spr 1:19 So enden alle, die Gewinn erstreben, das Leben nimmt er den Besitzern weg.

Spr 1:20 Die Weisheit predigt auf den Straßen, auf Plätzen läßt sie ihre Stimme hören.

Spr 1:21 Sie ruft am Ausgangsort der Mauern, beim Durchlaß in den Toren redet sie:

Spr 1:22 "Wie lange noch, ihr Betörten, liebt ihr die Betörung, gefällt den frechen Schwätzern ihr Geschwätz und hassen Unverständige Erkenntnis?

Spr 1:23 Bekehrt ihr euch zu meiner Mahnung, seht, meinen Geist gieß' ich auf euch, und meine Worte gebe ich euch kund.

Spr 1:24 Weil ich zwar rief, doch ihr nicht wolltet und niemand achtgab, als ich winkte,

Spr 1:25 weil all meinen Rat ihr abgelehnt und meine Mahnung nicht genehm euch war,

Spr 1:26 so will auch ich bei eurem Unglück lachen, will spotten, wenn euch Schrecken überfällt,

Spr 1:27 wenn wie ein Ungewitter euch der Schrecken naht, und wie ein Sturmwind euer Unglück kommt, wenn über euch Not und Bedrängnis stürzt.

Spr 1:28 Dann werden sie mich rufen, und ich schweige, sie werden dann mich suchen und nicht finden.

Spr 1:29 Zur Strafe, daß sie die Erkenntnis haßten, die Furcht des Herrn für sich nicht erwählten,

Spr 1:30 daß meinen Rat sie nicht befolgen wollten, all meine strenge Mahnung nur verschmähten,

Spr 1:31 sollen sie die Früchte ihres Tuns genießen und sich an ihren bösen Plänen sättigen!

Spr 1:32 Denn der Betörten Abkehr ist ihr Tod, der Leichtsinn dieser Toren ihr Verderben.

Spr 1:33 Doch wer auf mich hört, kann in Ruhe wohnen und unbesorgt sein vor des Unheils Schrecken."

 

Sprüche Kapitel 2

 

Spr 2:1 Mein Sohn, wenn du folgst meinen Reden, bei dir meine Satzungen aufnimmst,

Spr 2:2 indem du der Weisheit Gehör schenkst, dein Herz für Verständnis bereit hältst,

Spr 2:3 ja, nur wenn du schreist nach der Klugheit, zur Einsicht erhebst deine Stimme,

Spr 2:4 und wenn du wie Silber sie aufsuchst, wie heimlichen Schätzen ihr nachspürst,

Spr 2:5 dann wirst du verstehen die Furcht des Herrn, kannst finden die Gotteserkenntnis.

Spr 2:6 Der Herr ist ja Spender der Weisheit, sein Mund verleiht Wissen und Einsicht.

Spr 2:7 Er hält für die Redlichen Hilfe bereit, ein Schild ist er allen, die rechtschaffen wandeln.

Spr 2:8 Er hütet die Pfade des Rechtes, den Weg seiner Frommen bewacht er.

Spr 2:9 Gerechtigkeit wirst du verstehen und Recht, Geradheit und jegliche richtige Bahn.

Spr 2:10 Denn Weisheit kehrt ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt deine Seele.

Spr 2:11 Besonnenheit wacht über dir, und Klugheit behält dich in Obhut.

Spr 2:12 Sie wird dich bewahren vor unrechtem Weg, vor Menschen, die Falschheit nur reden,

Spr 2:13 die verlassen den Pfad der Geradheit, um finstere Wege zu wandeln,

Spr 2:14 die Freude empfinden an boshaftem Tun und jubeln ob aller Verderbtheit des Schlechten.

Spr 2:15 Die Pfade, auf denen sie schreiten, sind krumm; sie irren dahin auf verkehrten Geleisen. -

Spr 2:16 Sie wird vor des anderen Frau dich bewahren, vor der Fremden mit ihren verführenden Reden,

Spr 2:17 die verläßt den Freund ihrer Jugendzeit und vergißt den Bund ihres Gottes.

Spr 2:18 Ihr Haus sinkt hinab bis zum Tode, zum Totenreich führen ihre Bahnen.

Spr 2:19 Wer einkehrt bei ihr, kehrt nie wieder, noch erreicht er die Pfade des Lebens.

Spr 2:20 Darum geh auf dem Wege der Guten, halt ein die Pfade der Frommen!

Spr 2:21 Denn im Land darf nur wohnen, wer rechtschaffen ist, in ihm bleibt erhalten, wer unsträflich lebt.

Spr 2:22 Doch Gottlose werden getilgt aus dem Land und Treulose weggerissen aus ihm.

 

Sprüche Kapitel 3

 

Spr 3:1 Mein Sohn, vergiß nicht mein Gesetz, dein Herz bewahre mein Gebot!

Spr 3:2 Denn viele Tage, Lebensjahre und Wohlergehen bringt es dir.

Spr 3:3 Nie sollen dich Lieb und Treu verlassen, du sollst um deinen Hals sie binden, auf deines Herzens Tafel schreiben!

Spr 3:4 Dann wirst du Gunst und Achtung finden im Urteil Gottes und der Menschen.

Spr 3:5 Vertrau auf Gott aus ganzem Herzen, und baue nicht auf eigne Klugheit!

Spr 3:6 Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, so wird er deine Pfade ebnen!

Spr 3:7 Halte dich nicht selbst für weise, fürchte Gott und meide Unrecht!

Spr 3:8 Heilung ist das deinem Leibe und Erquickung deinem Körper.

Spr 3:9 Ehre Gott mit deiner Habe, mit Erstlingsopfern deiner ganzen Ernte!

Spr 3:10 So füllen deine Speicher sich mit Korn, und deine Kufen triefen, voll von Most.

Spr 3:11 Die Zucht des Herrn, mein Sohn, verachte nicht, sei nicht verstimmt ob seiner Züchtigung!

Spr 3:12 Denn wen der Herr in Liebe hegt, den züchtigt er, und wie ein Vater seinem Sohn, so ist er wohlgesinnt.

Spr 3:13 Selig sei gepriesen, wer die Weisheit fand, und jeder Mensch, dem Einsicht ward zuteil!

Spr 3:14 Denn ihr Erwerb nützt mehr als der von Silber, und über edles Gold geht ihr Gewinn.

Spr 3:15 Sie steht an Wert noch höher als Korallen, kein Kleinod gibt es, das ihr gleichen kann.

Spr 3:16 In ihrer Rechten trägt sie langes Leben, in ihrer Linken Reichtum, Glanz und Ehre.

Spr 3:17 Die Wege, die sie führt, sind Freudenwege, und all ihre Pfade Wohlergehen.

Spr 3:18 Ein Lebensbaum ist sie für den, der sie ergreift, und wer an ihr sich festhält, ist beglückt.

Spr 3:19 In Weisheit gründete der Herr die Erde, in Einsicht machte er den Himmel fest.

Spr 3:20 Durch seine Klugheit quillt aus Tiefen Wasser und lassen Wolken Tau herniederträufeln.

Spr 3:21 Mein Sohn, laß nie sie aus den Augen schwinden, bewahre Umsicht und Besonnenheit!

Spr 3:22 Sie werden Leben sein für deine Seele und deinem Halse eine holde Zier.

Spr 3:23 Dann kannst du deinen Weg in Ruhe schreiten, und keinen Anstoß wird dein Fuß erleiden.

Spr 3:24 Wenn du dich niederlegst, so brauchst du nicht zu bangen, und wenn du schlafend ruhst, ist süß dein Schlummer.

Spr 3:25 Hab keine Angst vor plötzlichem Erschrecken noch vor der Frevler Unheil, wenn es naht!

Spr 3:26 Denn deine Zuversicht ist ja der Herr, und er bewahrt vor Schlingen deinen Fuß.

Spr 3:27 Versage keinem, der sie braucht, die Wohltat, wenn es in deiner Hand liegt, sie zu spenden!

Spr 3:28 Sprich nicht zu deinem Nächsten: "Geh und komme wieder, und morgen geb' ich", wenn du (heute) könntest!

Spr 3:29 Kein Unheil plane wider deinen Nächsten, wenn er in Zuversicht bei dir verweilt!

Spr 3:30 Mit keinem Menschen streite ohne Grund, wenn er nichts Böses dir hat angetan!

Spr 3:31 Beneide den nicht, der Gewalttat liebt, und wähle keinen seiner Wege aus!

Spr 3:32 Denn Böse sind ein Greuel für den Herrn, doch mit den Guten pflegt er traute Freundschaft.

Spr 3:33 Der Fluch des Herrn ruht auf des Frevlers Haus, und der Gerechten Wohnstatt segnet er.

Spr 3:34 Mit frechen Spöttern treibt er selber Spott, jedoch den Demutsvollen schenkt er Huld.

Spr 3:35 Die Weisen werden Ehre erben, die Toren aber höchste Schande.

 

Sprüche Kapitel 4

 

Spr 4:1 Höret, Söhne, auf die Zucht des Vaters, und merket auf, um Einsicht zu erlernen!

Spr 4:2 Denn gute Lehre hab' ich euch zu geben, verschmähet meine Unterweisung nicht!

Spr 4:3 Auch ich war einst ein Sohn für meinen Vater, ein zart und einzig Kind bei meiner Mutter.

Spr 4:4 Da hat er mich belehrt und sprach zu mir: "Dein Herz soll sich an meine Worte klammern,

Spr 4:5 befolge meine Weisungen, vergiß sie nicht, und von den Reden meines Mundes weich nicht ab!"

Spr 4:6 Laß nicht von ihr, so wird sie dich bewahren, und liebe sie, so wird sie dich beschützen!

Spr 4:7 Der Weisheit Anfang ist: Erwirb dir Weisheit; mit allem, was dein eigen ist, erwirb dir Einsicht!

Spr 4:8 Schätz hoch sie ein, so wird sie dich erhöhen, wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie umfängst.

Spr 4:9 Sie legt aufs Haupt dir einen schmucken Kranz und schenkt dir eine Krone voller Pracht.

Spr 4:10 Hör zu, mein Sohn, und nimm mein Reden an, so werden zahlreich deine Lebensjahre sein!

Spr 4:11 In Weisheitspfade führe ich dich ein und will dich leiten auf gerader Bahn.

Spr 4:12 Gehst du auf ihr, ist unbeengt dein Schritt, und wenn du läufst, so wirst du doch nicht straucheln.

Spr 4:13 Halt fest an Zucht und laß von ihr nicht ab, bewahre sie, denn Leben ist sie dir!

Spr 4:14 Auf Frevlerpfade lasse dich nicht ein, und auf dem Weg der Bösen wandle nicht!

Spr 4:15 Vermeide ihn und schreite nicht hinüber, lenk von ihm ab und geh daran vorbei!

Spr 4:16 Sie ruhen nicht, eh' Böses sie vollbracht; sie finden keinen Schlaf, bevor sie andere gestürzt.

Spr 4:17 Denn Brot des Frevels bildet ihre Speise und der Gewalttat Wein, das ist ihr Trank.

Spr 4:18 Doch der Gerechten Pfad ist wie der Morgenschein, der immer lichter wird bis zu dem vollen Tag.

Spr 4:19 Der Weg des Frevlers aber ist wie finstre Nacht, sie wissen nicht, woran sie straucheln werden.

Spr 4:20 Mein Sohn, o merke doch auf meine Worte, zu meinen Reden neige hin dein Ohr!

Spr 4:21 Sie mögen nie aus deinen Augen schwinden, bewahre sie inmitten deines Herzens!

Spr 4:22 Denn Leben sind sie jedem, der sie findet, und bringen Heilung seinem ganzen Leib.

Spr 4:23 Behüte nichts so sorgsam wie dein Herz, denn Leben quillt aus ihm hervor!

Spr 4:24 Des Mundes Falschheit weise ab von dir, und lügenhafte Lippen halt dir fern!

Spr 4:25 Geradeaus laß deine Augen schauen und deine Wimpern offen vorwärtsblicken!

Spr 4:26 Auf ebne Bahnen setze deinen Fuß, und alle deine Wege seien fest bestimmt!

Spr 4:27 Nicht bieg nach rechts ab oder links, halt deinen Fuß vom Bösen fern!

 

Sprüche Kapitel 5

 

Spr 5:1 Mein Sohn, ach merke doch auf meine Weisheit, zu meiner Einsicht neige her dein Ohr,

Spr 5:2 auf daß du kluge Überlegung wahrest, und deine Lippen auf Erkenntnis achten.

Spr 5:3 Von Honig trieft die Lippe einer fremden Frau, und glatter ist ihr Gaumen als das Öl.

Spr 5:4 Zuletzt jedoch ist sie wie Wermut bitter und scharf gleichwie ein doppelschneidig Schwert.

Spr 5:5 Hinab zum Tode steigen ihre Füße, zur Unterwelt gelangen ihre Schritte.

Spr 5:6 Anstatt den Pfad des Lebens sich zu ebnen, sind schwankend ihre Bahnen, und sie weiß es nicht.

Spr 5:7 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und weicht nicht ab von meines Mundes Reden!

Spr 5:8 Halt fern von ihresgleichen deinen Weg, und nahe nicht der Türe ihres Hauses,

Spr 5:9 daß du nicht andern deine Stärke opferst und deine Jahre einem Leuteschinder;

Spr 5:10 daß Fremde nicht genießen deine Arbeitskraft und deine Müh' im Hause eines Fremden.

Spr 5:11 Dann müßtest du am Ende schließlich stöhnen, wenn dir dein Fleisch und Leib dahingeschwunden,

Spr 5:12 und sprechen: "Ach, warum nur haßte ich die Zucht und hat mein Herz die Mahnungen verschmäht,

Spr 5:13 und warum hab' ich nicht gehorcht der Stimme meiner Lehrer und den Erziehern nicht mein Ohr geneigt?

Spr 5:14 Fast wäre es mir gänzlich schlecht ergangen in öffentlicher Volksversammlung und Gemeinde."

Spr 5:15 Trink Wasser nur aus eigener Zisterne und was aus deinem eignen Brunnen quillt!

Spr 5:16 Sollen denn nach außen deine Quellen sich ergießen, auf freie Plätze deine Wasserbäche?

Spr 5:17 Sie sollen dir allein zu eigen sein und nicht Fremden neben dir!

Spr 5:18 Gesegnet sei dein Born, ja freue dich der Frau aus deiner Jugendzeit!

Spr 5:19 Lieblich wie ein Reh und zart wie eine Gazelle! Es soll dich ihre Liebe allezeit erquicken und ihre Minne immerdar berauschen!

Spr 5:20 Was sollst du dich, mein Sohn, berauschen an der Fremden, warum den Busen einer anderen umarmen?

Spr 5:21 Liegt doch vor Gottes Augen eines jeden Weg, und alle seine Lebensbahnen ebnet er.

Spr 5:22 Die eigenen Vergehen fangen jenen; er ist gefesselt mit den Stricken seiner Sünde.

Spr 5:23 Ein solcher stirbt, weil es an Zucht ihm mangelt, und ob der Menge seiner Torheit taumelt er.

 

Sprüche Kapitel 6

 

Spr 6:1 Mein Sohn, bist du für deinen Nächsten Bürge, gabst du den Handschlag einem fremden Mann,

Spr 6:2 bist du gebunden durch die Worte deines Mundes, gefangen durch die Worte deines Mundes,

Spr 6:3 so tu dies eine nur, mein Sohn: Befreie dich, weil du in deines Nächsten Hand gefallen bist! Geh hin, beeile dich, bestürme deinen Nächsten!

Spr 6:4 Gönn deinen Augen keinen Schlaf und keinen Schlummer deinen Augenwimpern!

Spr 6:5 Reiß wie ein Reh dich los aus seiner Hand und wie ein Vogel aus der Hand des Jägers!

Spr 6:6 Geh hin, du Fauler, zu der Ameise; schau ihr Verhalten, daß du weise wirst!

Spr 6:7 Obwohl sie keine Obrigkeit besitzt und keinen Ordner, keinen Herrscher,

Spr 6:8 sucht sie im Sommer schon sich ihre Nahrung, ihr Futter sammelt sie zur Erntezeit.

Spr 6:9 Wie lange noch, du Fauler, bleibst du liegen, wann willst du dich erheben aus dem Schlaf?

Spr 6:10 (Du sagst): "Nur noch ein bißchen Schlaf, ein bißchen Schlummer, ein bißchen Hände-Ineinanderlegen, um zu ruhen!"

Spr 6:11 Und schon kommt über dich die Armut wie ein Strolch und deine Not gleich wie ein frecher Bettler.

Spr 6:12 Ein Tunichtgut, ein Taugenichts, wer sich ergeht in Falschheit seines Mundes,

Spr 6:13 wer blinzelt mit den Augen, deutet mit den Füßen und heimlich Zeichen gibt mit seinen Fingern,

Spr 6:14 im Herzen Tücke trägt, beständig Böses plant und Streitigkeiten rings verbreitet.

Spr 6:15 Darum kommt plötzlich sein Verhängnis; er wird zerschmettert jäh und rettungslos.

Spr 6:16 Sechs Dinge sind dem Herrn verhaßt, und sieben sind für ihn ein Greuel:

Spr 6:17 die stolzen Augen, eine falsche Zunge und Hände, die unschuldig Blut vergießen,

Spr 6:18 ein Herz, das frevelhafte Ränke plant, und Füße, die zum Bösen eilig rennen,

Spr 6:19 wer Lügen spricht als falscher Zeuge und Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern.

Spr 6:20 Mein Sohn, beachte deines Vaters Weisung, verwirf die Lehre deiner Mutter nicht!

Spr 6:21 Binde sie für immer auf dein Herz und knüpfe sie um deinen Hals!

Spr 6:22 Sie leite dich bei deinem Gehen, bewache dich bei deinem Schlafen und spreche mit dir beim Erwachen!

Spr 6:23 Denn eine Leuchte ist die Weisung, und die Lehre ist ein Licht, ein Weg zum Leben strenge Zucht,

Spr 6:24 dich zu bewahren vor des Nächsten Frau und vor der glatten Zunge einer Fremden.

Spr 6:25 Dein Herz begehre nicht nach ihrer Schönheit, noch soll sie dich mit ihren Blicken fangen!

Spr 6:26 Denn für eine Buhlerin zahlt man das letzte Brot, und eines Mannes Frau macht Jagd aufs teure Leben.

Spr 6:27 Kann man im Mantel Feuer tragen, ohne sich die Kleider zu versengen?

Spr 6:28 Oder kann man schreiten über Kohlenglut, ohne sich die Füße zu verbrennen?

Spr 6:29 So auch, wer sich der Frau seines Nächsten naht: Wer immer sie berührt, er bleibt nicht unbestraft.

Spr 6:30 Ein Dieb wird nicht verachtet, wenn er stiehlt, um seine Gier zu stillen, weil ihn hungert;

Spr 6:31 jedoch ertappt, muß er es siebenfach ersetzen, die ganze Habe seines Hauses muß er opfern.

Spr 6:32 Wer sich mit einer Frau vergeht, ist einsichtslos; nur wer sich selbst verderben will, wird solches tun.

Spr 6:33 Bestrafung wird er ernten und auch Schande, und seine Schmach wird nimmer ausgetilgt.

Spr 6:34 Denn eifersüchtig glüht der Zorn des Mannes, am Tag der Rache kennt er keine Schonung.

Spr 6:35 Kein Sühnegeld wird er entgegennehmen und gibt nicht nach, so hoch du ihn entschädigst.

 

Sprüche Kapitel 7

 

Spr 7:1 Beachte, mein Sohn, meine Reden, und meine Gebote verwahre bei dir!

Spr 7:2 Ja, meine Gebote beachte - dann lebst du - und wie deinen Augapfel meine Belehrung!

Spr 7:3 Hefte sie immerdar an deine Finger, schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens!

Spr 7:4 Sprich zu der Weisheit: "Du bist meine Schwester", und "meine Vertraute" nenne die Einsicht,

Spr 7:5 um dich vor des anderen Frau zu bewahren, vor der Fremden mit ihren verführenden Reden.

Spr 7:6 Denn durch meines Hauses Fenster hinaus und durch meine Gitter spähte ich vor.

Spr 7:7 Da schaute ich unter den Haltlosen (einen), sah unter den Söhnen den törichten Jungmann.

Spr 7:8 Er ging auf der Straße, nicht fern ihrer Ecke, und schritt auf dem Wege entlang ihrem Haus,

Spr 7:9 im Zwielicht am Abend, zu Ende des Tages, zur Stunde der Nacht und des Dunkels.

Spr 7:10 Und sieh da, eine Frau, ihm nur knapp gegenüber, gekleidet als Buhlerin, Arglist im Herzen.

Spr 7:11 Voll Leidenschaft war sie und ohne Beherrschung, nicht wollten daheim ihre Füße verweilen;

Spr 7:12 und bald auf der Straße und bald auf den Plätzen, an sämtlichen Ecken lauerte sie.

Spr 7:13 Schon hielt sie ihn fest und hat ihn geküßt, mit frechem Gesichte nun sprach sie zu ihm:

Spr 7:14 "Ein Friedopfer hatte ich noch zu entrichten, heut habe ich mein Gelübde erfüllt.

Spr 7:15 Darum ging ich aus, nur um dir zu begegnen; ich wollte dich suchen und finde dich jetzt.

Spr 7:16 Ich habe mit Decken mein Lager bereitet, mit Tüchern, gemacht aus ägyptischem Leinen.

Spr 7:17 Ich habe mein Bett auch mit Duftöl besprengt, mit köstlicher Myrrhe, mit Aloë und Zimt.

Spr 7:18 Komm mit, wir genießen bis zum Morgen die Liebe, wir wollen schwelgen in Liebeslust!

Spr 7:19 Denn abwesend ist vom Hause mein Mann, ist weit in die Ferne auf Reisen gezogen.

Spr 7:20 Die Geldbörse selbst hat er mit sich genommen, wenn Vollmond wird, kommt er erst wieder zurück."

Spr 7:21 Sie machte ihn mürbe durch vieles Bereden, verführte ihn mit ihren schmeichelnden Lippen.

Spr 7:22 So geht er nun hinter ihr her, der Betörte, genau wie ein Stier, der zur Schlachtbank herankommt, und gleich wie ein Hirsch, der da springt in die Schlinge,

Spr 7:23 bis daß ihm ein Pfeil seine Leber durchbohrt; und so wie ein Vogel, der schnell in ein Netz fliegt und gar nicht bemerkt, daß sein Leben Gefahr läuft.

Spr 7:24 Wohlan denn, ihr Söhne, hört auf mich, und merkt auf das, was mein Mund zu euch spricht!

Spr 7:25 Nicht möge dein Herz ihren Wegen verfallen, geh nicht in die Irre entlang ihren Pfaden!

Spr 7:26 Denn viel sind der Toten, die sie gestürzt hat, und zahlreich all jene, die sie gemordet.

Spr 7:27 Nur Wege zur Unterwelt bietet ihr Haus; sie führen hinab zu den Kammern des Todes.

 

Sprüche Kapitel 8

 

Spr 8:1 Läßt nicht die Weisheit ihren Ruf erschallen, läßt nicht die Einsicht ihre Stimme hören?

Spr 8:2 Am Aufstieg zu den Höhen, an der Straße, an der Kreuzung der Wege tritt sie auf.

Spr 8:3 Auch bei den Toren, wo die Stadt beginnt, am Eingang durch die Pforten ruft sie laut:

Spr 8:4 "An euch ergeht, ihr Leute hier, mein Ruf, und meine Stimme an die Menschenkinder.

Spr 8:5 Begreift die Klugheit, all ihr Einsichtslosen, ihr Toren, richtet euer Herz zurecht!

Spr 8:6 Hört zu, denn nur, was recht ist, will ich künden und meine Lippen öffnen für das Redliche.

Spr 8:7 Denn reine Wahrheit spricht mein Mund, und Schlechtes ist ein Greuel meinen Lippen.

Spr 8:8 Gerecht sind alle Reden meines Mundes, enthalten keine Falschheit und Verkehrtheit.

Spr 8:9 Sie alle sind dem Einsichtsvollen faßbar und klar für jene, die Erkenntnis suchen.

Spr 8:10 Nehmt Zucht noch lieber an als Silber, Erkenntnis lieber als das reinste Gold;

Spr 8:11 denn besser ist die Weisheit als Korallen, kein Kleinod gibt es, das ihr gleichen könnte.

Spr 8:12 Ich, die Weisheit, weile bei der Klugheit, und Erkenntnis kluger Pläne finde ich.

Spr 8:13 Furcht des Herrn bedeutet Haß des Bösen; Hoffart, Hochmut, bösen Lebenswandel und verkehrte Reden hasse ich.

Spr 8:14 Bei mir ist Rat und viel Erfolg, ich bin die Einsicht, mein ist Kraft.

Spr 8:15 Durch mich regieren Könige, entscheiden Mächtige nach Recht.

Spr 8:16 Durch mich befehlen Vorgesetzte und richten Fürsten nach Gerechtigkeit.

Spr 8:17 Ich liebe alle, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich.

Spr 8:18 Bei mir ist Reichtum und auch Ehre, erhabene Würde und gerechter Lohn.

Spr 8:19 Mein Nutzen übertrifft das feinste Gold und mein Ertrag das auserlesene Silber.

Spr 8:20 Ich wandle auf dem Wege der Gerechtigkeit und mitten auf des Rechtes Pfaden.

Spr 8:21 Ich spende meinen Freunden reiche Gaben und fülle ihre Speicher an mit Schätzen.

Spr 8:22 Mich schuf der Herr als Erstling seines Wirkens vor seinen Werken in der grauen Urzeit.

Spr 8:23 In fernster Zeit bin ich gebildet worden, im Anfang vor dem Anbeginn der Erde.

Spr 8:24 Als noch kein Weltmeer war, bin ich geboren; als es nicht Quellen gab, an Wassern reich.

Spr 8:25 Bevor die Berge tief verankert wurden, und vor den Hügeln ward ich schon geboren.

Spr 8:26 Als er noch nicht gemacht die Erde und die Fluren, noch insgesamt die Schollen auf dem Festland,

Spr 8:27 als er den Himmel schuf, war ich zugegen, als er die Wölbung abmaß über Wassertiefen.

Spr 8:28 Als er befestigte die Wolken oben, als er erstarken ließ die Quellen aus der Tiefe,

Spr 8:29 als er dem Meere seine Grenze setzte, die Wasser sein Gebot nicht überschritten, als er der Erde Fundamente legte,

Spr 8:30 da stand ich als Beraterin an seiner Seite. Und ich war seine Wonne Tag für Tag, indem ich vor ihm spielte allezeit;

Spr 8:31 ich spielte auf dem Umkreis seiner Erde, und meine Wonne sind die Menschenkinder.

Spr 8:32 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, und selig, wer auf meine Wege achtet!

Spr 8:33 Vernehmt die Zucht, damit ihr weise werdet, und lehnet meine Mahnung nimmer ab!

Spr 8:34 Ja, selig jeder Mensch, der hört auf mich, um Tag für Tag vor meiner Tür zu wachen und um zu hüten meiner Tore Pfosten!

Spr 8:35 Denn wer mich findet, findet Leben und erntet Wohlgefallen von dem Herrn.

Spr 8:36 Wer aber mich verfehlt, betrügt sich selbst; ein jeder, der mich haßt, der liebt den Tod."

 

Sprüche Kapitel 9

 

Spr 9:1 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, hat ihre sieben Säulen aufgestellt,

Spr 9:2 ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt, auch hat sie ihre Tafel schon gedeckt.

Spr 9:3 Sie sandte ihre Mägde aus und ruft am Vorsprung bei der hohen Burg der Stadt:

Spr 9:4 "Wer ungelehrt ist, biege hierher ein, und wem die Einsicht fehlt, dem will ich künden:

Spr 9:5 Kommt her, genießt von meinem Brot, und trinkt vom Wein, den ich gemischt!

Spr 9:6 Gebt Torheit auf, damit ihr lebt, und schreitet auf der Einsicht Pfad!"

Spr 9:7 Wer den Frevler zurechtweist, erwirbt sich Schande, wer den Gottlosen tadelt, eigene Schmach.

Spr 9:8 Tadle nicht den Frevler, damit er dich nicht hasse; tadle den Weisen, so wird er dich lieben!

Spr 9:9 Unterrichte den Weisen, so wird er noch weiser; belehre den Gerechten, so wächst er an Bildung!

Spr 9:10 Der Anfang der Weisheit ist Furcht des Herrn, und Erkenntnis des Allheiligen Einsicht.

Spr 9:11 Denn durch sie werden viel deine Tage und zahlreich die Jahre des Lebens.

Spr 9:12 Bist du weise, so ist das dein eigener Nutzen; bist du zuchtlos, so hast du allein es zu tragen.

Spr 9:13 Die Torheit fiebert nach Verführung und kümmert sich um keine Scham.

Spr 9:14 Sie sitzt am Eingang ihres Hauses auf einem Throne bei der hohen Burg der Stadt,

Spr 9:15 um anzurufen, die des Weges ziehen, gerader Richtung ihre Pfade schreiten:

Spr 9:16 "Wer ungelehrt ist, biege hierher ein, und wem die Einsicht fehlt, dem will ich künden:

Spr 9:17 Wasser, das gestohlen ist, schmeckt süß, und heimlich angeeignet Brot schmeckt gut!"

Spr 9:18 Und nicht bedenkt man, daß dort Totengeister sind und ihre Gäste in der tiefen Unterwelt.

 

Sprüche Kapitel 10

 

Spr 10:1 Sprüche Salomos: Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein törichter ist seiner Mutter Kummer.

Spr 10:2 Unrecht Gut ist kein Gewinn; vom Tode aber rettet die Gerechtigkeit.

Spr 10:3 Gerechte läßt der Herr nicht Hunger leiden, jedoch die Gier der Frevler weist er ab.

Spr 10:4 Die faule Hand verursacht Armut, doch Reichtum schafft die Hand der Fleißigen.

Spr 10:5 Ein kluger Mann ist, wer im Sommer sammelt, ein schlechter, wer zur Zeit der Ernte schläft.

Spr 10:6 Segen kommt auf des Gerechten Haupt, doch Unheil birgt der Frevler Mund.

Spr 10:7 Es bleibt in Segen des Gerechten Nachruhm, der Frevler Name aber wird vergehen.

Spr 10:8 Wer weisen Herzens ist, nimmt die Gebote an, wer aber töricht ist im Reden, kommt zu Fall.

Spr 10:9 Wer schuldlos wandelt, wandelt sicher, wer krumme Wege geht, der wird ertappt.

Spr 10:10 Wer mit den Augen blinzelt, mehrt das Leid, doch wer mit Freimut tadelt, stiftet Frieden.

Spr 10:11 Ein Lebensquell ist des Gerechten Mund, doch Unheil birgt der Mund der Frevler.

Spr 10:12 Haß erregt nur Streitigkeiten, doch alle Fehler deckt die Liebe zu.

Spr 10:13 Weisheit schmückt die Lippen des Verständigen, doch eine Rute ziemt dem Rücken eines Toren.

Spr 10:14 Weise halten sich zurück mit ihrem Wissen, des Toren Mund jedoch ist nahes Unheil.

Spr 10:15 Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt, ein Unglück für den Dürftigen ist seine Armut.

Spr 10:16 Der Ertrag des Gerechten führt zum Leben, der Erwerb des Frevlers aber zur Sünde.

Spr 10:17 Zum Leben pilgert hin, wer Zucht bewahrt, doch in die Irre geht, wer Mahnungen verschmäht.

Spr 10:18 Wer Haß verborgen hält, hat lügnerische Lippen, und wer Verleumdung aussprengt, ist ein Tor.

Spr 10:19 Bei vielen Reden bleibt Verfehlung nimmer aus, wer aber seine Lippen zügelt, handelt klug.

Spr 10:20 Geklärtes Silber ist die Zunge des Gerechten, das Herz der Frevler aber ist nur wenig wert.

Spr 10:21 Die Lippen des Gerechten leiten viele, doch Toren kommen um durch Unverstand.

Spr 10:22 Der Segen Gottes führt zu Reichtum, und er verbindet mit ihm keine Mühe.

Spr 10:23 Schandtat üben macht dem Toren Freude, doch Weisheit dem verständnisreichen Mann.

Spr 10:24 Was der Frevler fürchtet, kommt über ihn, und was Gerechte wünschen, wird ihnen erfüllt.

Spr 10:25 Wenn der Sturm daherbraust, verschwindet der Frevler, der Gerechte jedoch steht auf ewigem Grund.

Spr 10:26 Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen, so ist der Faule für seinen Auftraggeber.

Spr 10:27 Die Furcht des Herrn vermehrt die Lebenstage, der Frevler Jahre aber sind verkürzt.

Spr 10:28 Die Hoffnung der Gerechten sprießt empor, der Frevler Sehnsucht aber wird zunichte.

Spr 10:29 Ein Schutzwall ist der Herr dem schuldlos Wandelnden, ein Schrecken aber für die Übeltäter.

Spr 10:30 Auf ewig wird nicht wanken ein Gerechter, doch Frevler bleiben nicht im Lande wohnen.

Spr 10:31 Des Gerechten Mund läßt Weisheit sprießen, doch ausgetilgt wird falsche Zunge.

Spr 10:32 Die Lippen des Gerechten kennen Wohlgefallen, der Frevler Mund jedoch Verkehrtheit.

 

Sprüche Kapitel 11

 

Spr 11:1 Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel und richtiges Gewicht sein Wohlgefallen.

Spr 11:2 Kommt Übermut, so kommt auch Schande, doch bei Bescheidenen ist Weisheit.

Spr 11:3 Die Unschuld führt zum Ziel die Redlichen, Verderbtheit macht zunichte die Verbrecher.

Spr 11:4 Reichtum nützt am Tag des Zornes nichts, Gerechtigkeit jedoch bewahrt vor Tod.

Spr 11:5 Des Lauteren Gerechtigkeit macht eben seinen Weg, der Frevler aber kommt zu Fall durch seine Schlechtigkeit.

Spr 11:6 Der Redlichen Gerechtigkeit bringt ihnen Rettung, Verbrecher aber fangen sich in ihrer Gier.

Spr 11:7 Beim Tod des (schlechten) Menschen schwindet alle Hoffnung, und die Erwartungen der Toren sind zunichte.

Spr 11:8 Gerettet aus der Not wird der Gerechte, und an seine Stelle rückt der Frevler.

Spr 11:9 Durch seinen Mund verführt der Schurke seinen Nächsten, aber die Gerechten retten sich durch Einsicht.

Spr 11:10 Beim Glücke der Gerechten jauchzt die Stadt, und Jubel herrscht beim Untergang der Frevler.

Spr 11:11 Die Stadt blüht auf beim Segen Redlicher, doch abgerissen wird sie durch den Mund der Frevler.

Spr 11:12 Der Tor behandelt seinen Nächsten mit Verachtung, ein kluger Mann jedoch hüllt sich in Schweigen.

Spr 11:13 Wer herumläuft als Verleumder, der verrät Geheimnisse; wer aber zuverlässig ist, kann etwas still für sich behalten.

Spr 11:14 Wenn kluge Überlegung mangelt, kommt ein Volk zu Fall; in reichlicher Beratung aber ist das Heil gelegen.

Spr 11:15 Schlimm geht es aus, wenn man für andre bürgt; wer aber Handschlag ablehnt, der geht sicher.

Spr 11:16 Zu Ehren kommt die liebenswürdige Frau; ein Schandfleck ist die Frau, die Tugend haßt. Den Faulen geht die Habe aus; wer fleißig ist, gelangt zu Reichtum.

Spr 11:17 Wer gütig ist, erquickt sich selbst; wer grausam ist, der quält sich selbst.

Spr 11:18 Der Frevler erntet trügerische Zinsen, doch festen Lohn, wer sät Gerechtigkeit.

Spr 11:19 Wer feststeht in Gerechtigkeit, gelangt zum Leben, wer aber nach dem Bösen jagt, zu seinem Tod.

Spr 11:20 Ein Greuel ist dem Herrn, wer falschen Herzens ist; sein Wohlgefallen sind die schuldlos Wandelnden.

Spr 11:21 Die Hand darauf: der Böse bleibt nicht ungestraft, doch Rettung findet das Geschlecht der Frommen.

Spr 11:22 Ein goldner Ring im Rüssel eines Schweines - ein schönes Weib, doch ohne Zartgefühl.

Spr 11:23 In Glück nur endet das Begehren der Gerechten, in Zorn jedoch der Frevelhaften Hoffnung.

Spr 11:24 Mancher teilt (an Arme) aus und wird noch reicher, und mancher spart wohl mehr als recht und kommt in Not.

Spr 11:25 Wer gerne gibt, wird gelabt, und wer erquickt, wird selbst erquickt.

Spr 11:26 Wer Korn zurückhält, den verwünscht das Volk; doch Segen kommt auf den herab, der Korn verkauft.

Spr 11:27 Wer Gutes anstrebt, sucht das Wohlgefallen (Gottes), und wer nach Bösem trachtet, den ereilt es auch.

Spr 11:28 Wer sich verläßt auf seinen Reichtum, kommt zu Fall; Gerechte aber sprießen gleich dem Laub.

Spr 11:29 Wer sich nicht kümmert um sein Haus, der erntet Wind; derTor wird Knecht bei dem, der weise ist.

Spr 11:30 Die Frucht des Rechttuns ist ein Lebensbaum, Gewalttat aber raubt das Leben.

Spr 11:31 Wenn dem Gerechten selbst vergolten wird auf Erden, um wieviel mehr dem Frevler und dem Sünder!

 

Sprüche Kapitel 12

 

Spr 12:1 Wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis, wer aber Tadel haßt, ist töricht.

Spr 12:2 Der Gute findet Wohlgefallen bei dem Herrn, den Hinterhältigen jedoch verdammt er.

Spr 12:3 Durch Frevel kann kein Mensch Bestand erlangen, doch nimmer wankt die Wurzel der Gerechten.

Spr 12:4 Eine tüchtige Frau ist die Krone ihres Mannes, eine schandbare aber wie Fäulnis im Gebein.

Spr 12:5 Die Gedanken der Frommen zielen auf Recht, die Ränke der Frevler auf Trug.

Spr 12:6 Ein Lauern auf Blut sind die Worte der Frevler, den Redlichen aber bringt Rettung ihr Mund.

Spr 12:7 Die Frevler stürzen und sind verschwunden, das Haus der Frommen aber steht fest.

Spr 12:8 Nach dem Maß seiner Einsicht wird jeder gelobt, und wer verkehrt ist im Herzen, verfällt der Verachtung.

Spr 12:9 Lieber ein Geringer sein und für sich schaffen als vornehm tun und nichts zu essen haben.

Spr 12:10 Der Gerechte weiß, was not tut seinem Vieh, das Gemüt der Frevler aber ist grausam.

Spr 12:11 Wer seine Flur bebaut, hat reichlich Brot, doch wer Nichtigkeiten nachjagt, ist töricht.

Spr 12:12 Schwankender Lehm ist die Burg der Bösen, doch die Wurzel der Gerechten steht fest.

Spr 12:13 Durch der Lippen Verfehlung verstrickt sich der Böse, doch der Bedrängnis entgeht der Gerechte.

Spr 12:14 Von seiner Reden Frucht wird jeder satt an Lohn, und das Verdienst der Hände fällt auf ihn zurück.

Spr 12:15 Der Weg des Toren gilt ihm selbst als richtig, ein Weiser aber hört auf Rat.

Spr 12:16 Der Tor tut alsbald seinen Ärger kund, der kluge Mann jedoch verbirgt die Schmach.

Spr 12:17 Wahrheit spricht, wer richtig aussagt, Trug jedoch ein falscher Zeuge.

Spr 12:18 Gleich einem Schwertstich wirkt das Reden mancher, doch Heilung bringt der Weisen Zunge.

Spr 12:19 Wahre Lippe hat Bestand für immer, doch einen Augenblick nur falsche Zunge.

Spr 12:20 Täuschung trägt im Herzen, wer auf Unheil sinnt. Freude herrscht bei allen, die zum Heile raten.

Spr 12:21 Kein Unheil gibt es, das Gerechte trifft, die Frevler aber sind des Unglücks voll.

Spr 12:22 Ein Greuel vor dem Herrn sind lügenhafte Lippen, wer aber Wahrheit übt, genießt sein Wohlgefallen.

Spr 12:23 Ein kluger Mann verbirgt sein Wissen, der Toren Herz schreit Narrheit aus.

Spr 12:24 Zur Herrschaft kommt die Hand des Fleißigen, der Faule aber leistet Fronarbeit.

Spr 12:25 Kummer drückt das Herz des Menschen nieder, ein gutes Wort jedoch erheitert es.

Spr 12:26 Erspähen wird sich der Gerechte seinen Weideplatz, der Weg der Frevler aber führt sie selber fehl.

Spr 12:27 Der Träge hat nicht seinen Mundvorrat, doch reiches Gut der Fleißige.

Spr 12:28 Leben steht am Pfade der Gerechtigkeit, der Weg des Abfalls aber führt zum Tod.

 

Sprüche Kapitel 13

 

Spr 13:1 Ein weiser Sohn hat Mahnung lieb, ein zügelloser hört auf keinen Vorwurf.

Spr 13:2 Von seiner Reden Frucht genießt ein jeder Lohn, das Streben der Verbrecher aber ist Gewalttat.

Spr 13:3 Wer seinen Mund bewacht, bewahrt sein Leben, wer seine Lippen aufsperrt, dem droht Untergang.

Spr 13:4 Es sehnt sich - doch umsonst - des Faulen Seele, aber die des Fleißigen wird reich gelabt.

Spr 13:5 Falsches Treiben ist verhaßt dem Frommen, der Frevler aber handelt schlecht und schimpflich.

Spr 13:6 Gerechtigkeit behütet schuldlos Wandelnde, die Frevler aber bringt zu Fall die Sünde.

Spr 13:7 Gar mancher stellt sich reich und hat doch nichts, (mancher) stellt sich arm und hat viel Gut.

Spr 13:8 Lösegeld für eines Menschen Leben ist sein Reichtum, der Arme aber hört von Loskauf nichts.

Spr 13:9 Das Licht der Gerechten gedeiht, die Lampe der Frevler erlischt.

Spr 13:10 Ein Nichtsnutz stiftet Zank durch Übermut, doch Weisheit ist bei dem, der sich beraten läßt.

Spr 13:11 Schnell errafftes Gut vergeht auch schnell, wer aber sammelt handvollweis, vermehrt es.

Spr 13:12 Ein Hoffen, das zu lange währt, macht krank das Herz, jedoch ein Lebensbaum ist der erfüllte Wunsch.

Spr 13:13 Wer ein (gutes) Wort verachtet, geht zugrunde, wer aber Ehrfurcht hat vor dem Gebot, bleibt unversehrt.

Spr 13:14 Des Weisen Lehre ist ein Lebensquell, um so des Todes Fallen zu entkommen.

Spr 13:15 Gute Einsicht bringt in Gunst, doch der Verbrecher Weg führt nie zum Ziel.

Spr 13:16 Alles tut der Kluge mit Verstand, der Tor jedoch kramt seine Dummheit aus.

Spr 13:17 Ein frevelhafter Bote führt ins Unglück, ein treuer Bote aber ist Erquickung.

Spr 13:18 Not und Schande trifft den Feind der Zucht, doch wer auf Rüge achtet, wird geehrt.

Spr 13:19 Befriedigtes Verlangen tut der Seele wohl, vom Bösen abzulassen, ist ein Greuel für den Toren.

Spr 13:20 Verkehre mit den Weisen, und du wirst ein Weiser, doch wer mit Toren umgeht, dem ergeht es schlecht.

Spr 13:21 Das Unglück folgt den Sündern nach, Glück jedoch belohnt die Frommen.

Spr 13:22 Der Gute hinterläßt noch Kindeskindern Erbschaft, und dem Gerechten wird des Sünders Habe aufbewahrt.

Spr 13:23 Reiche Speise ist in Händen hoher Herren, doch der Arme wird zu Unrecht weggerafft.

Spr 13:24 Wer seine Rute schont, haßt seinen Sohn, doch wer ihn liebhat, nimmt ihn früh in Zucht.

Spr 13:25 Der Gerechte hat zu essen bis zur Sättigung des Hungers, doch der Bauch der Frevler leidet Mangel.

 

Sprüche Kapitel 14

 

Spr 14:1 Weisheit, eine hohe Frau, erbaut ihr Haus: die Torheit aber reißt es eigenhändig nieder.

Spr 14:2 Wer redlich wandelt, fürchtet den Herrn; wer krumme Wege geht, verachtet ihn.

Spr 14:3 Vom Mund des Toren kommt für seinen Rücken eine Rute, den Weisen aber bringen ihre Lippen Rettung.

Spr 14:4 Der Rinder Leistung füllt den Trog mit Korn, und reicher Nutzen kommt durch Stieres Kraft.

Spr 14:5 Nie lügt ein Zeuge, der verläßlich ist; ein falscher Zeuge aber zischelt Lügen.

Spr 14:6 Weisheit sucht ein Prahler, doch vergebens; dem Klugen aber fällt Erkenntnis leicht.

Spr 14:7 Tritt einem Toren gegenüber, so merkst du nichts von klugen Lippen!

Spr 14:8 Das ist des Klugen Weisheit: seinen Weg zu kennen, jedoch der Toren Narrheit: Täuschung.

Spr 14:9 Toren leihen, aber geben nicht zurück; doch unter Redlichen herrscht Rückerstattung.

Spr 14:10 Das eigene Herz kennt seinen Seelenschmerz, und auch in seine Freude kann ein Fremder sich nicht mischen.

Spr 14:11 Das Haus der Frevler wird zerstört, das Zelt der Redlichen blüht auf.

Spr 14:12 Gar mancher Weg dünkt einen eben, doch Todeswege sind sein Ende.

Spr 14:13 Beim Lachen selbst grämt sich das Herz, und Leid ist aller Freude Ende.

Spr 14:14 Satt wird von seinen Wegen der Verräter und auch von seiner Werke Lohn der Gute.

Spr 14:15 Der dumme Mensch traut jedem Wort, der Kluge überlegt sich seine Schritte.

Spr 14:16 Der Weise fürchtet sich und schreckt zurück vor Bösem, der Tor ist schrankenlos und gar vermessen.

Spr 14:17 Wer zornig ist, verübt nur Torheit; doch wer besonnen ist, bleibt ruhig.

Spr 14:18 Der Toren Schmuck ist ihre Narrheit, mit Weisheit aber krönt man Kluge.

Spr 14:19 Vor den Guten müssen sich die Bösen beugen und die Frevler an den Türen der Gerechten.

Spr 14:20 Selbst seinem Nächsten ist verhaßt der Arme, doch zahlreich sind des Reichen Freunde.

Spr 14:21 Wer verachtet seinen Nächsten, sündigt schwer; wohl dem, der sich der Darbenden erbarmt!

Spr 14:22 Gehen nicht, die Böses planen, in die Irre? Doch Lieb' und Treue über die, die Gutes planen!

Spr 14:23 Jede schwere Mühe bringt Gewinn, doch leere Worte führen nur zu Mangel.

Spr 14:24 Der Weisen Kranz ist ihre Klugheit, der Toren Krone ihre Narrheit.

Spr 14:25 Ein wahrer Zeuge ist ein Lebensretter, wer aber Lügen zischelt, der enttäuscht.

Spr 14:26 Starke Zuversicht liegt in der Furcht des Herrn, und seinen Söhnen wird er Zuflucht sein.

Spr 14:27 Ein Quell des Lebens ist die Furcht des Herrn, um so des Todes Fallen zu entkommen.

Spr 14:28 Ein starkes Volk ist eines Königs Ruhm, doch schwache Bürgerschaft des Fürsten Untergang.

Spr 14:29 Wer Langmut übt, ist reich an Einsicht; wer Jähzorn hegt, vermehrt die Torheit.

Spr 14:30 Des Leibes Leben ist ein ruhiges Gemüt, doch Fäulnis im Gebein die schlimme Eifersucht.

Spr 14:31 Wer den Geringen unterdrückt, schmäht dessen Schöpfer, hingegen ehrt ihn, wer des Armen sich erbarmt.

Spr 14:32 Der Frevler kommt zu Fall durch seine Bosheit, der Fromme hat in seiner Unschuld eine Zuflucht.

Spr 14:33 Weisheit ruht im Herzen des Verständigen, im Innern eines Toren ist sie unbekannt.

Spr 14:34 Gerechtigkeit erhöht ein Volk, doch Sünde ist die Schmach der Völker.

Spr 14:35 Des Königs Huld erlangt ein kluger Diener, doch trifft sein Grimm den schändlichen.

 

Sprüche Kapitel 15

 

Spr 15:1 Gelinde Antwort wendet ab den Zorn, verletzend Wort jedoch erregt den Grimm.

Spr 15:2 Des Weisen Zunge träufelt von Erkenntnis, der Mund des Toren aber sprudelt Narrheit aus.

Spr 15:3 An jedem Orte sind die Augen Gottes, auf Böse und auf Gute blicken sie.

Spr 15:4 Die sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, die falsche ist Zusammenbruch des Geistes.

Spr 15:5 Der Tor verschmäht die Mahnung seines Vaters, doch wer auf Rüge achtet, handelt klug.

Spr 15:6 Viel Reichtum ist im Hause des Gerechten, doch der Ertrag des Frevlers wird zerrüttet.

Spr 15:7 Der Weisen Lippen hüten die Erkenntnis, der Toren Herz ist nicht in Ordnung.

Spr 15:8 Der Frevler Opfer ist ein Greuel für den Herrn, doch das Gebet der Redlichen sein Wohlgefallen.

Spr 15:9 Ein Greuel ist dem Herrn der Weg des Frevlers, doch wer Gerechtigkeit erstrebt, den liebt er.

Spr 15:10 Streng wird gezüchtigt, wer den rechten Pfad verläßt; wer Rüge ablehnt, ist dem Tod verfallen.

Spr 15:11 Totenreich und Unterwelt liegen offen vor dem Herrn, um wieviel mehr das Herz der Menschenkinder!

Spr 15:12 Der Prahlerische liebt es nicht, daß man ihn rügt, zu weisen Menschen mag er sich nicht hinbegeben.

Spr 15:13 Ein fröhlich Herz macht auch das Antlitz heiter, jedoch bei Herzeleid ist das Gemüt bedrückt.

Spr 15:14 Das Herz des Weisen sucht Erkenntnis, der Mund der Toren geht auf Narrheit aus.

Spr 15:15 Alle Tage des Bedürftigen sind schlecht, wer aber frohen Herzens ist, hat dauernd Festmahl.

Spr 15:16 Besser wenig, doch in Furcht des Herrn, als viel Besitz und deshalb keine Ruhe.

Spr 15:17 Besser ein Gericht Gemüse, doch mit Liebe, als ein fettes Rind und Haß dabei.

Spr 15:18 Ein zornerhitzter Mann ruft Streit hervor, ein sanfter aber stillt den Zank.

Spr 15:19 Der Dornenhecke gleicht der Weg des Faulen, der Pfad der Redlichen jedoch ist wohlgebahnt.

Spr 15:20 Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein Tor verachtet seine Mutter.

Spr 15:21 Torheit macht dem Unvernünftigen Vergnügen, jedoch geraden Weges geht der kluge Mann.

Spr 15:22 Pläne scheitern, wo Beratung fehlt, wo aber viele raten, kommt Erfolg zustande.

Spr 15:23 Jedermann ist froh, wenn Antwort weiß sein Mund; und ein Wort zur rechten Zeit, wie angenehm ist es!

Spr 15:24 Ein Lebenspfad zur Höhe wartet auf den Weisen, daß er der Unterwelt entkomme in der Tiefe.

Spr 15:25 Das Haus des Stolzen reißt der Herr hinweg, jedoch der Witwe Grenze legt er fest.

Spr 15:26 Des Bösen Pläne sind dem Herrn ein Greuel, rein aber sind ihm liebevolle Reden.

Spr 15:27 Sein Haus zerstört, wer unrecht Gut annimmt, doch wer Bestechung haßt, wird leben.

Spr 15:28 Das Herz des Frommen überlegt sich seine Antwort, der Mund der Frevler aber sprudelt Bosheit aus.

Spr 15:29 Den Frevler hält der Herr sich fern, doch hört er das Gebet der Frommen.

Spr 15:30 Leuchtende Augen erfreuen das Herz, gute Kunde labt den Leib.

Spr 15:31 Ein Ohr, das auf lebenerhaltende Rüge hört, wird weilen mitten unter Weisen.

Spr 15:32 Wer sich um Zucht nicht kümmert, achtet selbst sich nicht, doch wer auf Rüge hört, erwirbt Verstand.

Spr 15:33 Die Furcht des Herrn ist weise Zucht, und Demut geht voraus der Ehre.

 

Sprüche Kapitel 16

 

Spr 16:1 Vom Menschen kommt des Herzens Planen, vom Herrn jedoch der Zunge Antwort.

Spr 16:2 Dem Menschen scheinen alle seine Wege rein, doch der die Geister prüfet, ist der Herr.

Spr 16:3 Stell dein Tun dem Herrn anheim, dann gelingen deine Pläne!

Spr 16:4 Alles schuf der Herr zu seinem Zweck, ja selbst den Frevler für den Tag des Unheils.

Spr 16:5 Ein Greuel für den Herrn ist jeder Stolze; die Hand darauf: er bleibt nicht unbestraft.

Spr 16:6 Sünde wird gesühnt durch Lieb' und Treue; durch Gottesfurcht bleibt man dem Bösen fern.

Spr 16:7 Gefällt dem Herrn der Wandel eines Menschen, so stimmt er ihm auch seine Feinde friedlich.

Spr 16:8 Besser wenig mit Gerechtigkeit als eine Menge Gut mit Unrecht.

Spr 16:9 Des Menschen Herz plant seinen Weg, der Herr jedoch lenkt seinen Schritt.

Spr 16:10 Gottesurteil ruht auf eines Königs Lippen, und spricht er Recht, verfehlt sein Mund sich nicht.

Spr 16:11 Genaue Waage stammt vom Herrn, sein Werk sind die Gewichte in der Tasche.

Spr 16:12 Für Könige ist Freveltat ein Greuel, denn durch Gerechtigkeit steht fest der Thron.

Spr 16:13 Des Königs Wohlgefallen sind gerechte Lippen, wer Rechtes redet, ist bei ihm beliebt.

Spr 16:14 Der Zorn des Königs ist wie Todesboten, der weise Mann jedoch besänftigt ihn.

Spr 16:15 Leben bringt des Königs freundliches Gesicht, sein Wohlgefallen gleicht der Frühjahrsregenwolke.

Spr 16:16 Besser als das feinste Gold ist der Gewinn von Weisheit, und der Gewinn von Einsicht übertrifft das Silber.

Spr 16:17 Böses meiden ist die Bahn der Redlichen; sich selbst behütet, wer auf seinen Wandel achtet.

Spr 16:18 Stolz kommt vor dem Sturz und Hochmut vor dem Fall.

Spr 16:19 Besser klein sein mit den Niedrigen als Beute teilen mit den Stolzen.

Spr 16:20 Wer auf das Mahnwort achtet, findet Glück; Heil dem, der auf den Herrn vertraut!

Spr 16:21 Wer weisen Herzens ist, den nennt man klug, und angenehme Rede fördert die Belehrung.

Spr 16:22 Ein Lebensquell ist Einsicht dem, der sie besitzt, doch Torheit ist die Züchtigung der Toren.

Spr 16:23 Des Weisen Herz füllt seinen Mund mit Einsicht und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung.

Spr 16:24 Milde Reden sind wie Wabenhonig, der Seele süß und Labsal für den Leib.

Spr 16:25 Gar mancher Weg dünkt einen eben, doch Todeswege sind sein Ende.

Spr 16:26 Des Tagelöhners Hunger lohnt sich ihm, da nimmer satt sein Mund ihn vorwärtstreibt.

Spr 16:27 Ein Herd von Bosheit ist der Taugenichts, auf seinen Lippen brennt ein sengend Feuer.

Spr 16:28 Ein Mensch voll Hinterlist verursacht Streit, und ein Verleumder trennt vertraute Freunde.

Spr 16:29 Ein verbrecherischer Mensch verleitet seinen Nächsten und führt ihn hin auf schlechten Weg.

Spr 16:30 Wer mit den Augen blinzelt, sinnt auf Tücke, wer seine Lippen kneift, hat Bosheit schon bereit.

Spr 16:31 Graues Haar ist eine Ehrenkrone; sie findet sich am Wege der Gerechtigkeit.

Spr 16:32 Wer Langmut übt, ist besser als ein Kriegsheld, ein Selbstbeherrschter tapferer als ein Burgbezwinger.

Spr 16:33 Im Bausch des Kleides schüttelt man das Los, doch kommt vom Herrn all sein Entscheid.

 

Sprüche Kapitel 17

 

Spr 17:1 Besser ein trockener Bissen in Ruhe als ein Haus voll Braten mit Zank.

Spr 17:2 Ein kluger Knecht befiehlt dem schlechten Sohn, und mit den Brüdern teilt er sich ins Erbe.

Spr 17:3 Der Tiegel ist für Silber, für Gold der Ofen recht, doch der die Herzen prüft, das ist der Herr.

Spr 17:4 Der Übeltäter horcht auf schlechte Lippen; Falschheit lauscht auf liederliche Zunge.

Spr 17:5 Wer über Arme spottet, lästert ihren Schöpfer, wer sich am Unglück freut, der bleibt nicht unbestraft.

Spr 17:6 Der Greise Ehrenkranz sind Kindeskinder, und der Söhne Ruhm sind ihre Väter.

Spr 17:7 Nicht ziemt dem Toren unbeherrschte Lippe, noch weniger dem Edlen lügenhafter Mund.

Spr 17:8 Bestechungsgelder sind ein Zauberstein für ihren Geber; wohin er sich auch wendet, hat er stets Erfolg.

Spr 17:9 Wer Fehler zudeckt, pflegt die Freundschaft, doch wer sie weiterträgt, verstößt den Freund.

Spr 17:10 Ein Vorwurf trifft den Weisen tiefer als hundert Schläge einen Toren.

Spr 17:11 Der Böse trachtet nur nach Widerspenstigkeit; doch wird ein strenger Bote wider ihn gesandt.

Spr 17:12 Lieber mag einem ein Bär begegnen, dem man seine Jungen raubte, aber nur kein Tor in seinem Unverstand.

Spr 17:13 Wer gute Tat vergilt mit Bösem, aus dessen Haus weicht nicht das Unglück.

Spr 17:14 Eine Wasserflut entfesselt, wer den Streit beginnt; daher laß ab, noch ehe Zank entspringt!

Spr 17:15 Wer den Frevler freispricht und verdammt den Frommen - alle beide sind ein Greuel für den Herrn.

Spr 17:16 Wozu denn Geld in eines Toren Hand? Um Weisheit gar zu kaufen, obgleich ihm Einsicht fehlt?

Spr 17:17 Zu jeder Zeit ist liebevoll der Freund, als Bruder ist er für die Not geboren.

Spr 17:18 Ein dummer Mensch ist der, der Handschlag gibt, der Bürgschaft übernimmt für seinen Nächsten.

Spr 17:19 Die Sünde liebt, wer liebt den Streit; wer seine Tür zu hoch macht, sucht den Sturz.

Spr 17:20 Wer falschen Herzens ist, erlangt kein Glück, und wer verkehrte Zunge führt, der stürzt ins Unheil.

Spr 17:21 Wer einen Toren zeugt, dem bringt es Gram, und keine Freude hat der Vater eines Narren.

Spr 17:22 Ein fröhlich Herz tut auch dem Körper gut, den Leib dörrt aus ein kummervoll Gemüt.

Spr 17:23 Bestechung nimmt der Frevler aus der Tasche an, um so des Rechtes Pfade umzubiegen.

Spr 17:24 Weisheit steht dem Einsichtsvollen vor dem Antlitz; doch des Toren Auge schweift am Rand der Erde.

Spr 17:25 Verdruß für seinen Vater ist ein töricht Kind und eine Bitternis für seine Mutter.

Spr 17:26 Mit Geld den Frommen zu bestrafen, ist schon schlimm, doch Edlen Schläge zu erteilen, geht zu weit.

Spr 17:27 Wer mit seinen Worten spart, kennt Einsicht, und der kühl Beherrschte ist ein kluger Mann.

Spr 17:28 Auch ein Tor kann, wenn er schweigt, als weise gelten und als verständig, wenn er seine Lippen schließt.

 

Sprüche Kapitel 18

 

Spr 18:1 Nach einem Vorwand sucht der Abgefallene; mit aller Kraft bricht er dann los.

Spr 18:2 Der Tor hat kein Gefallen an der Einsicht, wohl aber am Enthüllen seiner Denkart.

Spr 18:3 Wenn Frevel kommt, kommt auch Verachtung, und mit der Schandtat kommt die Schmach.

Spr 18:4 Tiefe Wasser sind die Worte aus des Menschen Mund, ein Bach, der sprudelnd rinnt, ein Quell der Weisheit.

Spr 18:5 Es ist nicht recht, Partei zu nehmen für den Frevler und den Gerechten im Gericht zu unterdrücken.

Spr 18:6 Des Toren Lippen fangen Streit an, und sein Mund, er ruft nach Schlägen.

Spr 18:7 Der Mund des Toren wird ihm zum Verderben, und seine Lippen sind ein Fallstrick für sein Leben.

Spr 18:8 Wie Leckerbissen sind des Ohrenbläsers Worte, sie gleiten ein ins Innerste des Leibes.

Spr 18:9 Wer träge ist bei seiner Arbeit, ist schon ein Bruder des Verderbers.

Spr 18:10 Der Name Gottes ist ein fester Turm; der Gerechte flieht zu ihm und ist geborgen.

Spr 18:11 Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt und eine hohe Mauer - wie er fälschlich meint.

Spr 18:12 Vor dem Sturz ist stolz des Menschen Herz, Demut aber geht voraus der Ehre.

Spr 18:13 Gibt einer Antwort, eh' er recht gehört, gereicht ihm das zur Torheit und zur Schande.

Spr 18:14 Des Menschen Geist hält seine Leiden aus; doch wer kann einen mißvergnügten Geist ertragen?

Spr 18:15 Des Klugen Herz erwirbt Erkenntnis, der Weisen Ohr strebt nach Erkenntnis.

Spr 18:16 Geschenke schaffen einem Menschen Raum und öffnen ihm den Zutritt zu den Großen.

Spr 18:17 In einem Streite hat der erste recht; dann kommt jedoch sein Partner, ihn zu prüfen.

Spr 18:18 Den Zwistigkeiten macht das Los ein Ende und entscheidet zwischen heftig Streitenden.

Spr 18:19 Ein gekränkter Bruder ist verschlossener als eine Burg, und Zwistigkeit ist wie der Riegel einer Festung.

Spr 18:20 Der Leib des Menschen sättigt sich von seiner Reden Frucht, und vom Ertrage seiner Lippen wird er satt.

Spr 18:21 Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge, und wer mit Liebe auf sie achtet, kann ihre Frucht genießen.

Spr 18:22 Gutes fand, wer eine (brave) Frau gefunden, und Wohlgefallen hat er von dem Herrn erlangt.

Spr 18:23 Flehentliche Worte spricht der Arme; doch mit Härte gibt der Reiche Antwort.

Spr 18:24 Manche Freunde führen zum Verderben, und mancher liebe Freund ist treuer als ein Bruder.

 

Sprüche Kapitel 19

 

Spr 19:1 Besser ist ein Armer, der in Unschuld wandelt, als einer mit verderbten Lippen, der ein Tor.

Spr 19:2 Schon unvernünftiges Begehren ist nicht recht, und wessen Füße allzu hastig, der geht fehl.

Spr 19:3 Des Menschen Torheit schadet seinem Weg, und dennoch grollt sein Herz dem Herrn.

Spr 19:4 Besitz vermehrt die Zahl der Freunde, jedoch vom Armen sagt sein Freund sich los.

Spr 19:5 Ein falscher Zeuge bleibt nicht unbestraft, wer Lügen spricht, wird nicht entrinnen.

Spr 19:6 Gar viele schmeicheln dem, der vornehm ist, und jeder ist ein Freund von dem, der geben kann.

Spr 19:7 Den Armen hassen alle seine Brüder, um wieviel mehr entfernen seine Freunde sich von ihm! [Gute Einsicht naht sich denen, die sie kennen, und ein Verständnisreicher wird sie finden. Wer zu viel redet, handelt frevelhaft.] Wer leeren Worten nachjagt, wird nicht leben.

Spr 19:8 Wer sich Verstand erwirbt, der liebt sein Leben, und wer Vernunft bewahrt, der findet Gutes.

Spr 19:9 Ein falscher Zeuge bleibt nicht unbestraft, wer Lügen spricht, der geht zugrunde.

Spr 19:10 Wohlleben ist für Toren nicht geziemend, geschweige denn dem Knecht die Herrschaft über Fürsten.

Spr 19:11 Langmütig macht den Menschen kluge Einsicht, sein Ruhm ist, über böses Tun hinwegzugehen.

Spr 19:12 Dem Brüllen eines Löwen gleicht der Zorn des Königs, jedoch dem Tau auf Kräutern seine Huld.

Spr 19:13 Ein Unglück für den Vater ist ein Tor als Sohn, und eines Weibes Zanken gleicht dem Dach, das dauernd tropft.

Spr 19:14 Haus und Habe sind der Väter Erbe, jedoch vom Herrn ist eine kluge Frau.

Spr 19:15 Faulheit stürzt die Vorratskammern ein, und eine träge Hand muß Hunger leiden.

Spr 19:16 Wer die Gebote hält, bewahrt sein Leben, doch wer das Wort verachtet, stirbt dahin.

Spr 19:17 Wer sich erbarmt des Armen, leiht dem Herrn, und seine Guttat wird er ihm vergelten.

Spr 19:18 Bestrafe deinen Sohn, solang noch Hoffnung ist, und all sein Jammern sollst du nicht beachten!

Spr 19:19 Wer großen Jähzorn hat, der muß ihn büßen; selbst wenn du schlichten möchtest, steigerst du ihn noch.

Spr 19:20 Höre gern auf Rat und nimm Erziehung an, damit du weise seiest in der Zukunft!

Spr 19:21 Viele Pläne faßt das Menschenherz, fest steht allein der Rat des Herrn.

Spr 19:22 Des Menschen Streben dürstet nach Erwerb; doch besser arm als ein Betrüger sein!

Spr 19:23 Die Furcht des Herrn gereicht zum Leben; gesättigt kann man wohnen, von keinem Unheil heimgesucht.

Spr 19:24 Der Faule streckt zur Schüssel seine Hand und führt sie nicht einmal zu seinem Mund zurück.

Spr 19:25 Wenn du den Prahler schlägst, wird der Betörte klug; und rügt man den Verständigen, so lernt er Einsicht.

Spr 19:26 Wer seinen Vater schlecht behandelt, seine Mutter von sich jagt, ist ein schlimmer und schandbarer Sohn.

Spr 19:27 Gibst du es auf, mein Sohn, auf Zucht zu hören, so weichst du ab von Worten der Erkenntnis.

Spr 19:28 Ein verkehrter Zeuge untergräbt das Recht; der Mund der Frevler läuft von Unheil über.

Spr 19:29 Für Prahler stehen Ruten schon bereit und Schläge für der Toren Rücken.

 

Sprüche Kapitel 20

 

Spr 20:1 Ein Gauner ist der Wein, ein Lärmer ist der Rauschtrank, und keiner, der von ihnen taumelt, ist ein Weiser.

Spr 20:2 Dem Brüllen eines Löwen gleicht der Grimm des Königs; wer ihn zum Zorne reizt, verwirkt sein Leben.

Spr 20:3 Ehrenvoll ist es für jeden, Streit zu meiden; ein jeder Tor jedoch bricht wütend los.

Spr 20:4 Der Faule unterläßt im Herbst das Pflügen; sucht er dann zur Erntezeit, so ist nichts da.

Spr 20:5 Tiefes Wasser ist ein Plan im Menschenherzen, der einsichtsvolle Mann jedoch weiß es zu schöpfen.

Spr 20:6 Gar viele Menschen preisen ihre eigene Güte, wer aber findet einen Mann, der zuverlässig ist?

Spr 20:7 Wer in seiner Unschuld wandelt als Gerechter, selig seine Kinder, die ihm folgen!

Spr 20:8 Ein König, der auf seinem Richterstuhle sitzt, spürt mit seinen Augen alles Böse auf.

Spr 20:9 Wer sagt mit Recht: "Ich hab' mein Herz geläutert, nun bin ich rein von aller meiner Sünde"?

Spr 20:10 Zweierlei Gewichte oder Maße, ein Greuel vor dem Herrn sind beide.

Spr 20:11 Durch sein Verhalten läßt der Knabe schon erkennen, ob lauter wird und redlich einst sein Tun.

Spr 20:12 Das Ohr, das hört, das Auge, welches sieht, sie beide hat der Herr geschaffen.

Spr 20:13 Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst, halt offen deine Augen, so hast du reichlich Brot!

Spr 20:14 "Schlecht, wie schlecht!" so spricht der Käufer, geht er aber weg, dann prahlt er.

Spr 20:15 Gold und Perlen gibt es ohne Zahl, der schönste Schmuck jedoch sind kluge Lippen.

Spr 20:16 Nimm weg sein Kleid, weil er für andre bürgte, und fremder Leute wegen pfände ihn!

Spr 20:17 Das Brot der Lüge schmeckt dem Menschen süß; hernach jedoch füllt sich sein Mund mit Kieseln.

Spr 20:18 Pläne werden durch Beratung fest, drum führ den Krieg mit Überlegung!

Spr 20:19 Wer als Verleumder umgeht, der verrät Geheimnisse, mit einem dummen Schwätzer lasse dich nicht ein!

Spr 20:20 Wer seinem Vater flucht und seiner Mutter, dessen Licht erlischt zur Zeit der Finsternis.

Spr 20:21 Besitztum, anfangs schnell erhascht, das bleibt zuletzt doch ohne Segen.

Spr 20:22 Sprich nicht: "Vergelten will ich Böses!" Vertraue auf den Herrn, so hilft er dir!

Spr 20:23 Ein Greuel für den Herrn ist zweierlei Gewicht, und trügerische Waage ist verwerflich.

Spr 20:24 Vom Herrn geleitet sind die Schritte eines jeden, jedoch der Mensch - wie wüßte er den Weg?

Spr 20:25 Gefährlich ist es, unbedacht zu rufen: "Gott geweiht", und erst, nachdem Gelübde schon gemacht sind, dann zu überlegen.

Spr 20:26 Ein weiser König sondert Frevler aus und rächt an ihnen ihre Missetat.

Spr 20:27 Der Herr bewacht des Menschen Geist, und er durchforscht das Innerste des Leibes.

Spr 20:28 Den König schirmen Lieb und Treue, er stützt durch Liebe seinen Thron.

Spr 20:29 Der Jungen Ruhm ist ihre Kraft, die Zier der Alten graues Haar.

Spr 20:30 Blutrote Striemen sind die (rechte) Körperpflege an dem Bösen und Schläge für das Innere des Leibes.

 

Sprüche Kapitel 21

 

Spr 21:1 Dem Bache gleicht das Herz des Königs in der Hand des Herrn; zu allem, was ihm wohlgefällt, da leitet er es hin.

Spr 21:2 Ein jeder Weg scheint einem selber richtig, doch der die Herzen prüfet, ist der Herr.

Spr 21:3 Gerechtigkeit und Recht zu üben, zieht der Herr dem Opfer vor.

Spr 21:4 Der Augen Stolz, des Herzens Übermut sowie das Glück der Frevler schlagen fehl.

Spr 21:5 Die Pläne eines Fleißigen führen völlig zum Erfolg, doch wer zu hastig ist, erreicht nur Mangel.

Spr 21:6 Wer Schätze sich erwirbt mit trügerischer Zunge, jagt nach dem Nichts, hinein in Todesschlingen.

Spr 21:7 Der Frevler Untat rafft sie selbst hinweg, weil sie sich weigern, Recht zu üben.

Spr 21:8 Gewunden ist der Weg des schuldbeladenen Menschen, der Lautere jedoch - gerade ist sein Tun.

Spr 21:9 Lieber wohnen in der Ecke eines Daches als mit einer bösen Frau in einem Haus zusammen.

Spr 21:10 Des Frevlers Seele giert nach Bösem; sein Nächster findet vor ihm keine Gnade.

Spr 21:11 Sobald der Prahler büßen muß, wird der Betörte weise; und bildet man den Weisen aus, so nimmt er Einsicht an.

Spr 21:12 Der Gerechte belehrt des Frevlers Haus, sobald er die Frevler ins Unheil stürzt.

Spr 21:13 Wer vor des Armen Hilferuf sein Ohr verschließt, auch der wird rufen, ohne Antwort zu erlangen.

Spr 21:14 Im geheimen eine Gabe löscht den Zorn und aus der Tasche ein Geschenk den stärksten Grimm.

Spr 21:15 Wenn Recht geschieht, so bringt das Frommen Freude, jedoch den Übeltätern nur Entsetzen.

Spr 21:16 Ein Mensch, der abirrt von der Einsicht Pfad, wird bald im Reich der Toten ruhen.

Spr 21:17 Der Not verfällt, wer Lustbarkeiten liebt; wer Wein und Salböl liebt, der wird nicht reich.

Spr 21:18 Lösegeld für den Gerechten ist der Frevler, und für die Frommen ist es der Verbrecher.

Spr 21:19 Lieber wohnen in dem Land der Wüste als mit einer Frau, die zänkisch ist und mürrisch.

Spr 21:20 Ein feiner Schatz ruht in des Weisen Wohnstatt, der Tor jedoch verschleudert ihn.

Spr 21:21 Wer nach Gerechtigkeit und Güte strebt, der findet Leben und auch Ehre.

Spr 21:22 Zur Stadt der Helden steigt empor der Weise und stürzt das Bollwerk, dem sie fest vertraute.

Spr 21:23 Wer seinen Mund und seine Zunge hütet, bewahrt sich selber vor Bedrängnis.

Spr 21:24 Der Stolze, Übermütige - "Prahler" ist sein Name; er handelt stets aus unbeherrschtem Übermut.

Spr 21:25 Den Faulen tötet sein Begehren; denn seine Hände scheuen sich vor Arbeit.

Spr 21:26 Den ganzen Tag begehrt er voller Gier, doch der Gerechte gibt und knausert nicht.

Spr 21:27 Der Frevler Opfer ist ein Greuel, zumal wenn dargebracht in schlechter Absicht.

Spr 21:28 Ein lügenhafter Zeuge geht zugrunde; wer aber gerne zuhört, spricht erfolgreich.

Spr 21:29 Es trotzt der frevelhafte Mensch mit frecher Miene, jedoch der Redliche, er ordnet seine Wege.

Spr 21:30 Keine Weisheit gibt es, keine Einsicht, keinen Rat dem Herrn gegenüber.

Spr 21:31 Gerüstet wird das Roß zum Tag der Schlacht, der Sieg jedoch hängt ab vom Herrn.

 

Sprüche Kapitel 22

 

Spr 22:1 Guter Ruf ist großem Reichtum vorzuziehen und hohe Achtung allem Gold und Silber.

Spr 22:2 Reich und arm begegnen sich; ihrer aller Schöpfer ist der Herr.

Spr 22:3 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich; die Toren gehen weiter, aber büßen es.

Spr 22:4 Der Lohn für Demut und für Gottesfurcht sind Reichtum, Ehre, Leben.

Spr 22:5 Dornen und auch Schlingen liegen auf des Falschen Weg; wer sein Leben will behüten, bleibt von ihnen fern.

Spr 22:6 Erzieh den Knaben seinem rechten Weg entsprechend, dann weicht er auch, selbst alt geworden, nicht von ihm.

Spr 22:7 Der Reiche macht sich Arme untertänig, und Sklave wird der Schuldner seinem Gläubiger.

Spr 22:8 Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und seines Jähzorns Rute nimmt ein Ende.

Spr 22:9 Gesegnet wird, wer milden Auges ist; weil er von seinem Brot dem Armen gibt.

Spr 22:10 Treib fort den prahlerischen Schwätzer, und der Zank zieht weg, Streit und Schande kommen dann zur Ruhe.

Spr 22:11 Wer Lauterkeit des Herzens liebt, bekommt ob seiner Redekunst zum Freund den König.

Spr 22:12 Die Augen Gottes hüten die Erkenntnis, zu Fall bringt er die Worte des Verräters.

Spr 22:13 Der Faule spricht: "Ein Löwe steht wohl draußen, und mitten auf der Straße werde ich getötet."

Spr 22:14 Der Mund der Buhlerin ist eine tiefe Grube; wem zürnt der Herr, der fällt in sie hinein.

Spr 22:15 Wenn Torheit haftet in des Knaben Herzen, entfernt Erziehung mit der Rute sie daraus.

Spr 22:16 Bedrückt man einen Armen, bringt ihm das nur Vorteil; beschenkt man einen Reichen, schafft ihm das nur Mangel.

Spr 22:17 Worte von Weisen: Neige mir dein Ohr und höre meine Worte, und für meine Weisheit mach dein Herz bereit!

Spr 22:18 Denn schön ist es, wenn du in deinem Innern sie bewahrst; fest wie ein Zeltpflock mögen sie auf deinen Lippen haften!

Spr 22:19 Daß auf den Herrn sich dein Vertrauen gründe, tu' ich dir heute seine Pfade kund.

Spr 22:20 Ja, dreißig Sätze habe ich dir aufgeschrieben als weisen Rat und Stütze der Erkenntnis,

Spr 22:21 um dir der sich'ren Wahrheit Worte kundzutun, damit du dem, der dich gesandt hat, Antwort geben kannst.

Spr 22:22 Beraube nicht den Armen, weil er arm ist, nicht unterdrücke im Gericht den Dürftigen!

Spr 22:23 Denn ihre Sache führt der Herr und raubt das Leben ihren Räubern.

Spr 22:24 Dem Zornigen geselle dich nicht zu, und mit dem Hitzkopf pflege keinen Umgang,

Spr 22:25 damit du nicht an seine Pfade dich gewöhnst und dieses dir zum Fallstrick für dein Leben wird!

Spr 22:26 Zu jenen zähle nicht, die Handschlag geben und die für Schulden Bürgschaften leisten!

Spr 22:27 Wenn dir die Mittel fehlen, um zu zahlen, nimmt man dein Bett dir unterm Leibe weg.

Spr 22:28 Verrücke nicht die alte Grenze, die deine Väter schon errichtet haben!

Spr 22:29 Erblickst du jemand, der behend in seiner Arbeit ist, der kann in Dienste treten bei den Königen; [nicht tritt er hin vor Niedrige].

 

Sprüche Kapitel 23

 

Spr 23:1 Sitzest du beim Mahl mit einem Herrscher, so achte nur auf das, was vor dir steht,

Spr 23:2 und lege dir ein Messer an die Kehle, wenn du zu gierig werden möchtest!

Spr 23:3 Begehre nicht nach seinen Leckerbissen, denn das ist eine trügerische Speise!

Spr 23:4 Mühe dich nicht ab, um Reichtum zu gewinnen, wobei du deine Einsicht opfern müßtest!

Spr 23:5 Er fliegt davon: kaum blicken deine Augen hin, so ist er fort; denn plötzlich hat er Flügel sich verschafft gleichwie ein Adler und ist zum Himmel aufgeflogen.

Spr 23:6 Geh nicht zum Mahl bei einem Geizigen, begehre nicht nach seinen Leckerbissen!

Spr 23:7 Denn es ist wie etwas Ekelhaftes in der Kehle. "Iß nur und trink", spricht er zu dir, jedoch sein Herz ist dir nicht zugetan.

Spr 23:8 Den Bissen, kaum gegessen, mußt du wieder speien und hast vergeudet deine schönen Worte.

Spr 23:9 Vor den Ohren eines Dummen rede nicht, denn er verachtet deine einsichtsvollen Reden!

Spr 23:10 Verrücke nicht die schon seit alters feste Grenze, und in der Waisen Felder dring nicht vor!

Spr 23:11 Denn der Beschützer ihres Rechtes ist gar stark, und er wird ihre Sache führen wider dich.

Spr 23:12 Lenke hin zur Zucht dein Herz, dein Ohr zu einsichtsvollen Reden!

Spr 23:13 Erspare nicht dem Knaben strenge Zucht; wenn du ihn mit der Rute schlägst, so stirbt er nicht.

Spr 23:14 Du schlägst ihn vielmehr mit der Rute und rettest vor dem Totenreich sein Leben.

Spr 23:15 Mein Sohn, wenn weise ist dein Herz, dann freut sich auch mein eigenes Herz,

Spr 23:16 und es frohlockt mein Innerstes, wenn deine Lippe Rechtes spricht.

Spr 23:17 Nicht nach den Sündern eifere dein Herz, vielmehr nach Furcht des Herrn zu jeder Zeit!

Spr 23:18 Denn sicher gibt es eine gute Zukunft, und deine Hoffnung wird dir nicht zerstört.

Spr 23:19 Horch, du mein Sohn, und werde weise, und lenk dein Herz geraden Weges!

Spr 23:20 Sei nicht bei denen, die dem Weine frönen, bei denen, die im Fleischgenusse schlemmen!

Spr 23:21 Der Säufer und der Schlemmer wird verarmen, und Schläfrigkeit bekleidet dich mit Lumpen.

Spr 23:22 Gehorche deinem Vater, der dich zeugte, verachte deine Mutter nicht, auch wenn sie alt ist!

Spr 23:23 [Wahrheit kaufe - und verkaufe sie nicht -, Weisheit, Zucht und Einsicht!]

Spr 23:24 Laut jubeln kann der Vater eines Frommen; wer einen Weisen zeugte, kann an ihm sich freuen.

Spr 23:25 Dein Vater freue sich und deine Mutter, und es frohlocke die, die dich gebar!

Spr 23:26 Schenk mir, mein Sohn, dein Herz, daß meine Wege deinen Augen wohlgefallen!

Spr 23:27 Denn eine tiefe Grube ist die Dirne, ein enger Brunnen ist die fremde Frau.

Spr 23:28 Ja, wie ein Räuber liegt sie auf der Lauer und mehrt in allen Kreisen die Verräter.

Spr 23:29 Wer hat Ach, und wer hat Weh, wer Gezänk, und wer hat Jammer? Wer hat Wunden wegen nichts, wer hat Augen, trüb und matt?

Spr 23:30 Die bis spät beim Weine sitzen, die da kommen, Trank zu kosten. -

Spr 23:31 Schau den Wein nicht an, den roten, wie er Perlen treibt im Becher, ach, er rinnt so glatt hinein!

Spr 23:32 Schließlich beißt er wie die Schlange, und er sticht wie eine Otter.

Spr 23:33 Wunderliches sieht dein Auge, und dein Herz spricht wirres Zeug.

Spr 23:34 Und du gleichst wohl einem Manne, der da schläft auf hoher See, schläft am Steuer seines Schiffes.

Spr 23:35 "Jemand schlug mich - tat nicht weh! Jemand hieb mich - spürte nichts! Wann werd' ich vom Wein erwachen? Will von neuem nach ihm suchen!"

 

Sprüche Kapitel 24

 

Spr 24:1 Auf böse Menschen sei nicht neidisch, und wünsche ihren Umgang nicht!

Spr 24:2 Denn Gewalttat plant ihr Herz, ihre Lippen reden Unheil.

Spr 24:3 Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Einsicht fest gegründet.

Spr 24:4 Durch Wissen füllen sich die Kammern an mit lauter Habe, kostbar und beglückend.

Spr 24:5 Der Weise ist dem Starken überlegen, ein Verständiger dem Kraftbegabten.

Spr 24:6 Denn nur mit Überlegung kannst du siegreich kämpfen, und Rettung kommt durch zahlreiche Berater.

Spr 24:7 Zu hoch ist für den Törichten die Weisheit, im Tore tut er seinen Mund nicht auf.

Spr 24:8 Wer darauf ausgeht, Böses zu verüben, den pflegt man einen Ränkeschmied zu nennen.

Spr 24:9 Sünde ist der Torheit schlimmes Trachten; ein Greuel für den Menschen ist der dreiste Schwätzer.

Spr 24:10 Wenn du dich lässig zeigst am Tag der Not, ist deine eigene Kraft in arger Not.

Spr 24:11 Befreie die, die man zum Tode führt, und die zur Schlachtbank wanken, sollst du retten!

Spr 24:12 Wenn du nun sagst: "Er weiß doch nicht um uns!" - Oh, der die Herzen prüft, besitzt Erkenntnis, und der auf deine Seele achtet, hat ein Wissen, und er vergilt dem Menschen je nach seinem Tun.

Spr 24:13 Mein Sohn, iß Honig, denn er schmeckt gar gut, und süß ist Wabenhonig deinem Gaumen.

Spr 24:14 Genauso, wisse, ist für deine Seele Weisheit. Sobald du sie gefunden, gibt es gute Zukunft, und deine Hoffnung wird dir nicht zuschanden.

Spr 24:15 Belauere nicht frevelhaft des Frommen Wohnung, und seine Lagerstatt zerstöre nicht;

Spr 24:16 denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf, die Frevler aber stürzen in ihr Unheil.

Spr 24:17 Sobald dein Feind zu Fall kommt, freu dich nicht, und wenn er stürzt, frohlocke nicht dein Herz,

Spr 24:18 daß nicht der Herr es sieht und übelnimmt und seinen Zorn von jenem wendet.

Spr 24:19 Auf Frevler sei nicht eifersüchtig noch neidisch auf die Missetäter!

Spr 24:20 Denn keine Zukunft hat der Böse, des Frevlers Lampe muß erlöschen.

Spr 24:21 Mein Sohn, den Herrn und auch den König fürchte, mit beiden sollst du dich nicht überwerfen!

Spr 24:22 Denn plötzlich geht Verderben aus von ihnen und Unheil von den beiden, eh' man denkt.

Spr 24:23 Auch diese Sprüche sind von Weisen: Von Übel ist Parteilichkeit vor dem Gericht.

Spr 24:24 Wer zum Schuldigen sagt: "Du bist im Recht", dem fluchen die Leute, den verwünschen die Volksmassen.

Spr 24:25 Gerechten Richtern aber geht es gut, und reicher Segen kommt auf sie herab.

Spr 24:26 Die Lippen küßt, wer klare Antwort gib.

Spr 24:27 Nimm draußen deine Arbeit auf, und auf dem Felde such sie dir; danach dann gründe dir ein Heim!

Spr 24:28 Sei nie ein falscher Zeuge wider deinen Nächsten, und täusche nicht mit deinen Lippen!

Spr 24:29 Sprich nicht: "Wie er an mir getan, will ich ihm tun, will jeglichem nach seiner Tat vergelten!"

Spr 24:30 Ich ging vorbei am Acker eines Faulen, am Weinberg eines Mannes ohne Einsicht.

Spr 24:31 Und sieh, er war mit Disteln überwuchert, mit Unkraut seine Fläche ganz bedeckt, und eingerissen war sein Wall aus Steinen.

Spr 24:32 Ich sah und nahm die Sache mir zu Herzen, ich schaute hin und zog daraus die Lehre:

Spr 24:33 "Nur noch ein bißchen Schlaf, ein bißchen Schlummer, ein bißchen Hände-Ineinanderlegen, um zu ruhen!

Spr 24:34 Und schon kommt über dich die Armut wie ein Strolch und deine Not gleichwie ein frecher Bettler."

 

Sprüche Kapitel 25

 

Spr 25:1 Auch folgendes sind Sprüche Salomos, welche die Männer des Hiskia, des Königs von Juda, zusammengestellt haben.

Spr 25:2 Gottes Ehre ist es, manches zu verbergen, jedoch des Königs Ehre, Dinge zu erforschen.

Spr 25:3 Des Himmels Höhe und der Erde Tiefe und auch das Herz der Könige sind unerforschlich.

Spr 25:4 Entferne aus dem Silber alle Schlacken, nur dann gelingt dem Goldschmied das Gefäß!

Spr 25:5 Entferne vor dem König jeden Frevler, dann erlangt durch Recht sein Thron Bestand!

Spr 25:6 Vor einem König sollst du dich nicht brüsten und an den Platz der Großen dich nicht stellen!

Spr 25:7 Denn besser, daß man zu dir sagt: "Rück hier herauf!", als daß man dich hinunterschiebt vor einem Edlen.

Spr 25:8 Was deine Augen wahrgenommen haben, laß vorschnell nicht zu einem Streitfall werden! Denn was kannst du später unternehmen, wenn dich beschämen wird dein Nächster?

Spr 25:9 Ficht deinen Streit mit deinem Nächsten aus, doch das Geheimnis eines andren gib nicht preis,

Spr 25:10 damit nicht, wer es hört, dich schmähe und deine Schande unaufhörlich sei!

Spr 25:11 Wie goldene Äpfel in Silberschalen, so ist ein Wort, zur rechten Zeit gesprochen.

Spr 25:12 Ein goldner Ring und Schmuck aus feinstem Golde - ein weiser Mahner und ein Ohr, das hört.

Spr 25:13 Wie kühler Schnee zur heißen Erntezeit, so ist ein treuer Bote dem, der ihn gesandt: er wird die Seele seines Herrn erquicken.

Spr 25:14 Wie Wolken, Wind und doch kein Regen, so ist, wer trügerisch mit Gaben prahlt.

Spr 25:15 Durch Langmut wird ein Vorgesetzter überredet, und eine sanfte Zunge kann selbst Knochen brechen.

Spr 25:16 Hast Honig du gefunden, iß nur, was dir guttut, damit du ihn nicht satt bekommst und brechen mußt!

Spr 25:17 Mach deinen Fuß im Hause deines Nächsten selten, damit er dich nicht satt bekommt und haßt!

Spr 25:18 Wie Hammer wirkt, wie Schwert und scharfer Pfeil, wer gegen seinen Nächsten spricht als falscher Zeuge.

Spr 25:19 Ein schlechter Zahn, ein trittunsichrer Fuß, das ist der ungetreue Mensch am Tag der Not.

Spr 25:20 Wie einer, der auf Natron Essig gießt, so ist, wer Lieder singt für ein vergrämtes Herz.

Spr 25:21 Wenn Hunger hat dein Feind, dann speise ihn mit Brot, und wenn ihn dürstet, tränke ihn mit Wasser!

Spr 25:22 Denn Feuerkohlen häufst du auf sein Haupt, und auch der Herr wird es an dir vergelten.

Spr 25:23 Regen bringt hervor der Wind aus Norden und mürrische Gesichter die Verleumderzunge.

Spr 25:24 Lieber wohnen in der Ecke eines Daches als mit einer bösen Frau in einem Haus zusammen.

Spr 25:25 Wie kühles Wasser für die durst'ge Kehle, so ist aus fernem Lande eine gute Nachricht.

Spr 25:26 Getrübter Born und unbrauchbare Quelle ist ein Gerechter, der vor Frevlern wankt.

Spr 25:27 Zu viel vom Honig essen tut nicht gut; so spare mit den Worten eitler Ehre!

Spr 25:28 Wie eine Stadt, durchbrochen, ohne Mauern, so ist ein Mann, dem Selbstbeherrschung fehlt.

 

Sprüche Kapitel 26

 

Spr 26:1 Wie Schnee im Sommer, Regen in der Ernte, so wenig paßt für einen Toren Ehre.

Spr 26:2 Wie ein Sperling, der entweicht, und eine Schwalbe, die entflieht, so ist ein Fluchwort ohne Grund; es trifft nicht ein.

Spr 26:3 Die Peitsche für das Pferd, der Zaum dem Esel, und für des Toren Rücken eine Rute!

Spr 26:4 Gib nicht nach seiner Narrheit einem Toren Antwort, damit du nicht ihm selbst dich ähnlich machst!

Spr 26:5 Gib nach seiner Narrheit einem Toren Antwort, damit er sich nicht weise dünke vor sich selbst!

Spr 26:6 Die Füße sich verstümmelt, Unheil kostet, wer Botschaft sendet durch die Hand des Toren.

Spr 26:7 Wie die erschlafften Füße eines Lahmen, so ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren.

Spr 26:8 Wie wenn man einen Stein festbindet an der Schleuder, so handelt auch, wer einem Toren Ehre zollt.

Spr 26:9 Ein Dornzweig ragt empor in Händen eines Trunkenen; so ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren.

Spr 26:10 Dem Schützen gleich, der jedermann verwundet, sind Toren und Betrunkene, wenn sie vorübergehen.

Spr 26:11 Gleichwie ein Hund, der wiederkehrt zu seinem Auswurf, ist auch ein Tor, der seine Narrheit wiederholt.

Spr 26:12 Erblickst du jemand, der sich selber weise dünkt, - mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn.

Spr 26:13 Der Faule spricht: "Ein Junglöwe ist auf dem Weg, ein Löwe mitten auf den Straßen!"

Spr 26:14 Die Türe dreht sich in der Angel; so auch in seinem Bett der Faule.

Spr 26:15 Der Faule streckt zur Schüssel seine Hand und ist zu träge, sie zum Mund zu führen.

Spr 26:16 Der Faule kommt sich selber weiser vor als sieben, die vernünftig Antwort geben.

Spr 26:17 Einen Hund packt beim Vorüberlaufen an den Ohren, wer übergreift auf einen Streit, der ihn nichts angeht.

Spr 26:18 Wie einer, der sich närrisch stellt und schießt mit Feuer, Pfeilen, tödlichen Geschossen,

Spr 26:19 so ist ein Mann, der seinen Nächsten täuscht und spricht: "Ich mache ja nur Spaß."

Spr 26:20 Ist kein Holz mehr da, so geht das Feuer aus, und ist kein Ohrenbläser da, so legt sich Zank.

Spr 26:21 Kohlen dienen für die Glut und Holz fürs Feuer, ein Mensch jedoch, der zänkisch ist, zum Streitentfachen.

Spr 26:22 Wie Leckerbissen sind des Ohrenbläsers Worte, sie gleiten ein ins Innerste des Leibes.

Spr 26:23 Silberschaum, auf Tongeschirr gelegt, sind glatte Lippen - und dabei ein böses Herz.

Spr 26:24 Ein Feind verstellt sich mit den Lippen, in seinem Innern aber hegt er Trug.

Spr 26:25 Mag er auch noch so freundlich reden, trau ihm nicht; denn sieben Greuel sind in seinem Herzen.

Spr 26:26 Mag sich der Haß verstecken hinter Heuchelei, so wird doch seine Bosheit offenbar in der Gemeinde.

Spr 26:27 Wer eine Grube gräbt, fällt in sie hinein; wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück.

Spr 26:28 Die falsche Zunge findet ihr Verderben, und heuchlerischer Mund verursacht Sturz.

 

Sprüche Kapitel 27

 

Spr 27:1 Nicht rühme dich des Tags, der morgen kommt; du weißt ja nicht, was jeder Tag dir bringt.

Spr 27:2 Ein andrer rühme dich und nicht dein eigner Mund, ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen!

Spr 27:3 Der Stein ist schwer, der Sand hat viel Gewicht, doch schwerer noch als beide ist Verdruß mit Toren.

Spr 27:4 Die Wut ist grimmig, übergroß der Zorn, doch wer kann vor der Eifersucht bestehen?

Spr 27:5 Besser offener Tadel als unaufrichtige Liebe.

Spr 27:6 Treu gemeint sind Schläge eines Freundes, doch trügerisch die Küsse eines Feindes.

Spr 27:7 Mit Füßen tritt der Satte feinsten Honig, dem Hungrigen jedoch schmeckt alles Bittre süß.

Spr 27:8 Dem Vogel gleich, von seinem Nest vertrieben, ist einer, der vertrieben ist von seinem Wohnort.

Spr 27:9 Salböl und Räucherwerk erfreut das Herz, und eines Freundes Güte mehr als eigenes Überlegen.

Spr 27:10 Verlaß nicht deinen Freund und deines Vaters Freund, in deines Bruders Haus geh nicht am Tag der Not! Denn besser ist ein naher Nachbar als ein ferner Bruder.

Spr 27:11 Mein Sohn, sei weise und erfreu mein Herz; so kann ich Rede stehen jedem, der mich schmäht.

Spr 27:12 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich; die Toren gehen weiter, aber büßen es.

Spr 27:13 Nimm weg sein Kleid, weil er für andre bürgte, und fremder Leute wegen pfände ihn!

Spr 27:14 Preist jemand seinen Freund mit allzu lauter Stimme, kann dies, wenn er am Morgen aufsteht, schon als Fluch ihm gelten.

Spr 27:15 Ein Dach, das dauernd tropft zur Regenzeit, und eine nörglerische Frau, sie gleichen sich.

Spr 27:16 Wer eine solche birgt, birgt Wind, und seine Rechte greift in Öl.

Spr 27:17 Eisen wird mit Eisen nur geschliffen, der Mensch schleift das Benehmen seines Nächsten.

Spr 27:18 Hegt jemand einen Feigenbaum, genießt er dessen Frucht, und wer behütet seinen Herrn, wird selber hoch geehrt.

Spr 27:19 Gleichwie im Wasser sich das Antlitz spiegelt, so auch ein Menschenherz in dem des andern.

Spr 27:20 Totenreich und Unterwelt sind unersättlich; so werden auch des Menschen Augen nimmer satt.

Spr 27:21 Das Silber prüft der Tiegel und das Gold der Ofen, den Menschen aber prüft der Mund des Lobenden.

Spr 27:22 Zerstießest du den Toren mit dem Stampfer in einem Mörser mitten unter Schrotgetreide, nicht würde von ihm weichen seine Torheit.

Spr 27:23 Wisse gut Bescheid vom Zustand deines Viehes, und auf die Herden lenke deinen Sinn!

Spr 27:24 Denn nicht auf ewig reicht Vermögen aus noch auch ein Vorrat für die fernste Zeit.

Spr 27:25 Wenn Gras hervorsprießt, frisches Grün erscheint, der Berge Kräuter eingesammelt werden,

Spr 27:26 dann gibt es Lämmer, die dir Kleidung liefern, und Böcke, die als Kaufpreis eines Feldes dienen,

Spr 27:27 und reichlich Ziegenmilch zu deiner Nahrung, ja zur Ernährung deines ganzen Hauses [und Lebensunterhalt für deine Mägde].

 

Sprüche Kapitel 28

 

Spr 28:1 Der Frevler flieht, wo niemand ihn verfolgt, doch der Gerechte fühlt sich sicher wie ein Löwe.

Spr 28:2 Ob der Sünde eines Landes wechseln häufig seine Fürsten; durch einen klugen, weisen Mann hat Ordnung lange Dauer.

Spr 28:3 Ein Herrscher, der die Armen unterdrückt, ist wie ein Regen, der verwüstet und kein Brot schafft.

Spr 28:4 Wer von der rechten Lehre abweicht, rühmt den Frevler, doch wer die Lehre einhält, widersetzt sich ihm.

Spr 28:5 Die Bösen haben kein Verständnis für das Recht, die aber suchen nach dem Herrn, verstehen alles.

Spr 28:6 Besser ist ein Armer, der in Unschuld wandelt, als wer auf krummen Wegen geht und dabei reich ist.

Spr 28:7 Ein weiser Sohn ist, wer die rechte Lehre hält, doch wer mit Schlemmern umgeht, macht dem Vater Schande.

Spr 28:8 Wer sein Vermögen mehrt durch Zins und Wucher, sammelt es für den, der sich erbarmt der Armen.

Spr 28:9 Wer sein Ohr vom Hören auf die Lehre wegnimmt, dem wird selbst sein Gebet ein Greuel vor dem Herrn.

Spr 28:10 Wer Gute irreführt auf bösem Weg, wird selbst in seine Grube stürzen; doch Heil erlangt, wer schuldlos bleibt.

Spr 28:11 Der Reiche dünkt sich weise vor sich selbst, doch ihn durchschaut der einsichtsvolle Arme.

Spr 28:12 Wenn die Gerechten triumphieren, herrscht viel Glanz, wenn aber Frevler sich erheben, dann versteckt man sich.

Spr 28:13 Wer seine Sünden still verheimlicht, hat kein Glück; jedoch wer sie bekennt und aufgibt, findet Gnade.

Spr 28:14 Selig, wer beständig ängstlich bleibt, doch wer sein Herz verhärtet, stürzt ins Unglück.

Spr 28:15 Dem Löwen gleich, der knurrt, dem Bären voller Gier, so ist ein frevelhafter Herrscher über wenig Volk.

Spr 28:16 Ein Fürst mit wenig Einsicht übt gar viel Erpressung; wer aber unrecht Gut verschmäht, wird lange leben.

Spr 28:17 Ein Mensch, beladen mit dem Blute eines andern, ist flüchtig bis zum Tod; man halte ihn nicht auf!

Spr 28:18 Wer unbescholten wandelt, findet Heil, wer krumme Wege geht, fällt in die Grube.

Spr 28:19 Wer seine Flur bebaut, hat reichlich Brot, wer Nichtigkeiten nachjagt, reichlich Not.

Spr 28:20 Wer ehrlich lebt, der erntet vielfach Segen, wer hastig sich bereichert, bleibt nicht ungestraft.

Spr 28:21 Parteiisch sein ist nicht in rechter Ordnung; um einen Bissen Brot verfehlt sich mancher.

Spr 28:22 Nach Reichtum hascht ein Mann, der geizig ist, und nicht denkt er daran, daß Mangel ihn ereilt.

Spr 28:23 Wer jemand tadelt, erntet schließlich Dank, mehr als der Mensch mit schmeichelhafter Zunge.

Spr 28:24 Wer seine Eltern schwer bestiehlt und meint, das sei nicht Sünde, der ist schon ein Genosse des Verderbers.

Spr 28:25 Wer Habgier nährt, entfacht den Streit; wer auf den Herrn vertraut, wird reich gelabt.

Spr 28:26 Wer auf sich selbst vertraut, der ist ein Tor; doch wer in Weisheit wandelt, wird gerettet.

Spr 28:27 Wer einem Armen gibt, wird keinen Mangel leiden; doch wer vor ihm den Blick verhüllt, wird viel verflucht.

Spr 28:28 Wenn Frevler sich erheben, dann verbirgt man sich; doch wenn sie untergehen, mehren sich die Frommen.

 

Sprüche Kapitel 29

 

Spr 29:1 Ein Mensch, hartnäckig gegen Tadel, wird jäh und rettungslos zerschmettert.

Spr 29:2 Wenn sich die Frommen mehren, freut sich alles Volk, doch wenn ein Frevler herrscht, dann seufzt das Volk.

Spr 29:3 Wer Weisheit liebt, macht seinem Vater Freude; doch wer mit Dirnen umgeht, opfert sein Vermögen.

Spr 29:4 Ein König festigt durch Gerechtigkeit sein Land, doch wer die Steuern häuft, verwüstet es.

Spr 29:5 Ein Mann, der seinem Nächsten schmeichelt, legt eine Falle aus vor dessen Füßen.

Spr 29:6 Der böse Mensch verstrickt sich in der Sünde, doch der Gerechte kann frohlocken und sich freuen.

Spr 29:7 Ums Recht der Armen sorgt sich der Gerechte, der Frevler aber weiß von keiner Sorge.

Spr 29:8 Zügellose bringen eine Stadt in Aufruhr, Weise aber stillen die Erregung.

Spr 29:9 Vertritt sein Recht ein Weiser vor dem Toren, so tobt und spottet dieser ohne Ruhe.

Spr 29:10 Der Blutmensch haßt den Tugendhaften, Gerechte aber schauen auf sein Leben.

Spr 29:11 Der Tor läßt seinen ganzen Unmut los, der Weise aber drängt ihn klug zurück.

Spr 29:12 Sobald ein Herrscher hört auf Lügenworte, sind alle seine Diener frevlerisch.

Spr 29:13 Der Arme und sein Quäler treffen sich; doch beiden gab der Herr das Augenlicht.

Spr 29:14 Ein König, der getreu den Armen Recht verschafft - sein Thron steht fest für alle Zeit.

Spr 29:15 Die Rute und die Rüge teilen Weisheit mit, jedoch ein Knabe ohne Zucht bringt seiner Mutter Schande.

Spr 29:16 Wenn sich die Frevler mehren, mehrt sich Missetat; doch die Gerechten schauen deren Sturz.

Spr 29:17 Bestrafe deinen Sohn, so wird er dich beglücken und deiner Seele süße Wonnen einst bereiten.

Spr 29:18 Ohne Offenbarung muß das Volk verkommen, doch beachtet es die Lehre, dann Glück auf!

Spr 29:19 Mit Worten läßt ein Sklave sich nicht bessern, denn er vernimmt sie zwar doch gibt er keine Antwort.

Spr 29:20 Siehst du jemand, der es eilig hat mit seinen Reden - mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn.

Spr 29:21 Verwöhnt man seinen Sklaven schon von Jugend auf, dann wird zu guter Letzt er widerspenstig.

Spr 29:22 Wer neigt zum Zorn, verursacht Streit, wer Jähzorn nährt, häuft Missetat.

Spr 29:23 Des Menschen Stolz erniedrigt ihn, doch Ehre erntet der Bescheidene.

Spr 29:24 Sein Leben haßt, wer mit dem Diebe teilt; er hört den Fluch und macht doch keine Meldung.

Spr 29:25 Zum Fallstrick wird dem Menschen seine Angst, wer aber auf den Herrn vertraut, ist sicher.

Spr 29:26 Gar viele buhlen um des Herrschers Gunst, doch nur vom Herrn kommt Recht für jeden.

Spr 29:27 Ein Greuel für Gerechte ist der Übeltäter, und für den Frevler ist ein Greuel jeder Redliche.

 

Sprüche Kapitel 30

 

Spr 30:1 Worte Agurs, des Sohnes Jakes, aus Massa: "Ein Ausspruch des Mannes Laïtiël (Gottmüher): Ich mühte mich ab mit Gott und erliege.

Spr 30:2 Ich bin ja zu dumm für einen Menschen, und nicht einmal menschliche Einsicht besitze ich.

Spr 30:3 Auch habe ich Weisheit nicht gelernt, noch kenne ich das Wissen des Heiligsten.

Spr 30:4 Wer stieg zum Himmel empor und fuhr hernieder? Wer hat den Wind gefangen in seiner Faust? Wer band das Wasser in ein Gewand? Wer hat alle Enden der Erde errichtet? Wie heißt er doch, und wie heißt sein Sohn? Du weißt es ja wohl!" -

Spr 30:5 Bewährt ist jede Rede Gottes; ein Schild ist er für die, die zu ihm fliehen.

Spr 30:6 An seine Worte füge nichts mehr an, sonst überführt er dich als einen Lügner.

Spr 30:7 Ein Doppeltes erflehe ich von dir, versage es mir nicht in meinem Leben:

Spr 30:8 Der Falschheit Lügenwort halt fern von mir, auch Armut oder Reichtum sollst du mir nicht geben! Schenk nur an Brot, soviel mir not!

Spr 30:9 Damit ich, reich gesättigt, nicht zum Leugner werde und "Wer ist denn der Herr?" im Herzen sage; damit ich in der Armut nicht zum Diebe werde und meines Gottes Namen anzugreifen wage.

Spr 30:10 Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, damit er dir nicht flucht und du es büßen mußt!

Spr 30:11 Ein Geschlecht, das seinem Vater flucht, von seiner Mutter nicht mit Ehrfurcht redet,

Spr 30:12 ein Geschlecht, nach seiner Meinung rein, und doch nicht rein von seinem Schmutze,

Spr 30:13 ein Geschlecht - wie stolz sind seine Augen, wie überheblich seine Wimpern!

Spr 30:14 Ein Geschlecht, des Zähne Schwerter sind und Messer sein Gebiß, zu tilgen aus dem Land die Armen, die Schwachen aus dem Kreis der Menschen.

Spr 30:15 Der Blutegel hat zwei Töchter: Gib, gib! - Drei sind es, die nie satt bekommen, vier sagen nie: "Genug!"

Spr 30:16 Das Totenreich, der unfruchtbare Mutterschoß, die Erde, die des Wassers niemals satt wird, das Feuer, das nie sagt: "Genug!"

Spr 30:17 Ein Auge, das des Vaters spottet, verachtet seine greise Mutter, das hacken Raben aus am Bach, die jungen Adler fressen es.

Spr 30:18 Drei sind es, die zu wunderbar für mich, vier, die ich nicht begreifen kann:

Spr 30:19 der Weg des Adlers an dem Himmel, der Weg der Schlange über Felsen, des Schiffes Weg auf hoher See, des Mannes Weg bei einer jungen Frau.

Spr 30:20 So ist der Weg der Ehebrecherin: Sie ißt und wischt den Mund sich ab und spricht dabei: "Ich tat nichts Schlechtes!"

Spr 30:21 Unter dreien bebt die Erde, bei vieren kann sie nicht bestehen:

Spr 30:22 Bei einem Sklaven, wenn er König wird, und einem Toren, wenn er Brot in Fülle hat,

Spr 30:23 bei einer ehedem verschmähten Frau, wenn sie zur Heirat kommt, und einer Magd, wenn sie verdrängt hat ihre Herrin.

Spr 30:24 Vier sind die Kleinsten auf Erden und dennoch die Klügsten der Weisen:

Spr 30:25 Die Ameisen sind ein Volk ohne Macht und besorgen sich trotzdem im Sommer ihr Futter.

Spr 30:26 Die Klippdachse sind ein Volk ohne Stärke und bauen sich dennoch im Fels ihre Wohnung.

Spr 30:27 Die Heuschrecken haben bei sich keinen König und ziehen doch alle geordnet einher.

Spr 30:28 Die Eidechse läßt sich mit Händen ergreifen, und dennoch verweilt sie in Königspalästen.

Spr 30:29 Drei sind es, die stattlich schreiten, und vier, die stattlich marschieren:

Spr 30:30 der Löwe, der Held aller Tiere, der auch vor niemandem kehrtmacht,

Spr 30:31 der Hahn, der stolziert, und der Leitbock und schließlich der König, der wie ein Gott sich erhebt vor dem Volke.

Spr 30:32 Benahmst du dich als Tor beim öffentlichen Auftritt, und wenn du dich besinnst, leg auf den Mund die Hand!

Spr 30:33 Denn stößt man Milch, so bringt dies Butter, stößt man die Nase, bringt dies Blut, stößt man den Zorn, so bringt dies Streit hervor.

 

Sprüche Kapitel 31

 

Spr 31:1 Worte Lemuels, des Königs von Massa, womit ihn seine Mutter ermahnt hat:

Spr 31:2 Was, mein Erstgeborener Lemuel, soll ich sagen, ja was, du meines Leibes Sohn, du meiner Gelübde Frucht?

Spr 31:3 Gib Frauen deine Kraft nicht hin noch denen deinen Leib, die Könige verderben!

Spr 31:4 Nicht soll den Königen, o Lemuel, den Königen der Weingenuß gefallen, noch Fürsten die Begierde nach dem Rauschtrank!

Spr 31:5 Damit nicht einer trinke und die Pflicht vergesse und aller Notbedrängten Recht verdrehe.

Spr 31:6 Gebt Rauschtrank dem Versinkenden, und Wein gebt den Verbitterten!

Spr 31:7 Der trinke und vergesse seine Not und denke weiter nicht an seine Mühsal!

Spr 31:8 Öffne für den Stummen deinen Mund und für die Rechtsbelange aller Schwachen!

Spr 31:9 Öffne deinen Mund, gerecht entscheide, und schaffe Recht dem Elenden und Armen!

Spr 31:10 Eine tüchtige Frau - wer findet sie wohl? Weit über Korallen hinaus geht ihr Wert.

Spr 31:11 Auf sie kann vertrauen das Herz ihres Mannes, und nicht wird es mangeln an reichem Gewinn.

Spr 31:12 Sie erweist ihm nur Gutes und niemals ein Leid an allen Tagen, solange sie lebt.

Spr 31:13 Sie trachtet und müht sich um Wolle und Flachs und schafft mit gar emsigen Händen.

Spr 31:14 Dem Schiff eines Kaufmannes ist sie vergleichbar, sie holt ihre Nahrung von ferne herbei.

Spr 31:15 Auch wenn es noch Nacht ist, erhebt sie sich schon und reicht ihrem Hause die Speise [und rechte Verpflegung den Mägden].

Spr 31:16 Sie will einen Acker und kauft sich ihn auch, sie pflanzt einen Weinberg vom Lohn ihrer Hände.

Spr 31:17 Sie gürtet mit Kraft ihre Lenden, und rüstig gebraucht sie die Arme.

Spr 31:18 Sie fühlt, wie ihr Wirken gedeiht, nicht erlischt bei der Nacht ihre Lampe.

Spr 31:19 Ihre Arme hebt sie zum Spinnrocken hin, ihre Hände halten die Spindel.

Spr 31:20 Ihre Hand reicht sie offen dem Elenden dar, ihre Arme hebt sie zum Dürftigen hin.

Spr 31:21 Sie braucht für ihr Haus auch den Schnee nicht zu fürchten, denn ihr Haus insgesamt ist in Wolle gekleidet.

Spr 31:22 Teppiche hat sie sich kunstvoll gefertigt, Byssus und Purpur sind ihre Gewänder.

Spr 31:23 Bekannt in den Toren ist bestens ihr Mann, wenn er sitzt bei den Räten des Landes.

Spr 31:24 Tücher fertigt sie an und verkauft sie und liefert die Gürtel dem Händler.

Spr 31:25 Stärke und Hoheit sind ihr Gewand, sie spottet der drohenden Zukunft.

Spr 31:26 Sie öffnet zu Weisheitsreden den Mund, und gütige Lehre erteilt ihre Zunge.

Spr 31:27 Sie wacht über Handel und Wandel des Hauses, und nimmer genießt sie die Speise der Trägheit.

Spr 31:28 Ihre Söhne erscheinen und preisen sie glücklich, ihr Gatte erhebt sich und rühmt sie:

Spr 31:29 "Viele der Töchter erzeigten sich tüchtig, du aber ragst über alle hinaus."

Spr 31:30 Trug ist die Anmut und nichtig die Schönheit, der Frau, die den Herrn fürchtet, ihr gebührt Lob.

Spr 31:31 Spendet ihr Preis ob der Frucht ihrer Hände, es mögen sie rühmen im Tor ihre Werke!

 

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Prediger

 

 

Prediger Kapitel 1

 

Pred 1:1 Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem.

Pred 1:2 Wahn, nur Wahn, spricht der Prediger, Wahn nur Wahn, alles ist Wahn!

Pred 1:3 Was bleibt dem Menschen bei all seiner Mühe, die er sich macht unter der Sonne?

Pred 1:4 Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt, die Erde aber bleibt ewig stehen.

Pred 1:5 Die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter, und ihrem Ort strebt sie zu und geht dort wieder auf.

Pred 1:6 Es weht nach Süden und dreht sich nach Norden, es dreht sich und dreht sich und weht der Wind; und zu seinen kreisenden Bahnen kehrt wieder der Wind.

Pred 1:7 Die Flüsse alle wandern zum Meer, doch das Meer wird nicht voll, zum Ort, nach dem die Flüsse wandern, dorthin wandern sie immerdar.

Pred 1:8 Alle Dinge hetzen sich müde, kein Mensch kann es sagen (wozu). Das Auge wird vom Sehen nicht satt, das Ohr vom Hören nicht voll.

Pred 1:9 Was war, wird wieder sein; was geschah, wird wieder geschehen, und nichts Neues gibt es unter der Sonne.

Pred 1:10 Gibt es etwas, von dem man sagen kann: "Sieh, dieses ist neu!"? Längst war es zu Zeiten, die vor uns gewesen.

Pred 1:11 Es bleibt kein Erinnern an die Früheren und auch für die Späteren, die kommen werden: Es gibt kein Erinnern an sie bei denen, die noch später kommen.

Pred 1:12 Ich, der Prediger, bin König gewesen über Israel in Jerusalem.

Pred 1:13 Ich verlegte mich darauf, in Weisheit nachzuforschen und zu grübeln über alles, was geschieht unter der Sonne. Es ist das eine schlimme Plage, die Gott den Menschen gab, sich damit zu mühen.

Pred 1:14 Ich besah mir alle Werke, die unter der Sonne geschehen, und sieh da, alles ist Wahn und ein Jagen nach Wind.

Pred 1:15 Krummes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden.

Pred 1:16 Zu meiner Seele sagte ich nun: So bin ich also groß geworden und habe Weisheit erworben, mehr als alle, die vor mir über Jerusalem herrschten, und mein Herz erfuhr Weisheit und Wissen in Menge.

Pred 1:17 Und ich verlegte mich darauf, Weisheit und Wissen zu erkennen, Torheit und Narrheit. Ich mußte erkennen: auch dies ist ein Jagen nach Wind!

Pred 1:18 Denn bei viel Weisheit ist viel Verdruß, und mehrt man das Wissen, mehrt man das Leid.

 

Prediger Kapitel 2

 

Pred 2:1 Ich sprach zu mir selbst: "Wohlan, ich will es mit der Freude versuchen!" und "Laß es dir wohl sein!" Doch siehe, auch dieses war Wahn.

Pred 2:2 Vom Lachen mußte ich sagen: "Unsinn!" und von der Freude: "Was nützt sie?"

Pred 2:3 Ich hatte mir folgendes ausgedacht: den Leib mit Wein zu erquicken, indes der Verstand in Weisheit die Führung behielt, und mich mit der Torheit zu befassen, bis daß ich sähe, was denn das Beste sei für die Menschen, daß sie es tun unter der Sonne die wenigen Tage ihres Lebens.

Pred 2:4 Ich führte große Werke aus: Ich baute mir Häuser und pflanzte mir Weinberge,

Pred 2:5 ich legte mir Gärten und Parke an und pflanzte darin Fruchtbäume jeglicher Art.

Pred 2:6 Ich schuf mir Wasserteiche, daraus zu tränken den Wald von sprossenden Bäumen.

Pred 2:7 Ich erwarb mir Knechte und Mägde, und hausgeborene Diener gehörten mir; auch Vieh, Rinder und Schafe in Menge besaß ich, mehr als alle, die vor mir in Jerusalem lebten.

Pred 2:8 Auch Gold und Silber sammelte ich und Schätze von Königen und Ländern; ich verschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonne der Menschen, zahlreiche Nebenfrauen.

Pred 2:9 So wurde ich größer und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem lebten; auch meine Weisheit verblieb mir.

Pred 2:10 Nichts von allem, was meine Augen wünschten, versagte ich ihnen, nicht verwehrte ich meinem Herzen irgendeine Freude. Ja, mein Herz hatte Freude von all meiner Mühe, und dies war mein Lohn von all meiner Mühe.

Pred 2:11 Da wandte ich all meinen Werken mich zu, die meine Hände geschaffen, und der Mühe, mit der ich mich plagte, um sie zu schaffen; und siehe, alles war Wahn und Jagen nach Wind; und nichts ist von Nutzen unter der Sonne!

Pred 2:12 Ich begann nun, die Weisheit zu betrachten neben der Torheit und Narrheit; denn was tut wohl der Mensch, der nach dem König kommt? Dasselbe, was längst man schon tat!

Pred 2:13 Zwar sah ich den Vorzug der Weisheit gegenüber der Torheit gleich dem Vorzug des Lichtes gegenüber der Finsternis.

Pred 2:14 Der Weise hat seine Augen im Kopf, der Tor aber geht im Finstern umher. Jedoch erkannte ich auch, daß ein und dasselbe Los es ist, das sie alle trifft.

Pred 2:15 Und ich sprach zu mir selbst: Des Toren Los, auch mich wird es treffen! Wozu dann bin ich weise geworden, wo bleibt der Vorzug? Und ich mußte mir sagen: Auch das ist Wahn!

Pred 2:16 Ja, es gibt kein Erinnern an den Weisen oder Toren, das ewig bleibt, da für die Dauer in künftigen Tagen ein jeder vergessen ist, und wie stirbt doch der Weise gleich dem Toren!

Pred 2:17 Da ward mir das Leben verhaßt; denn übel erschien mir das Treiben, das geschieht unter der Sonne. Ja, alles ist Wahn und ein Jagen nach Wind.

Pred 2:18 Da ward mir alle meine Mühe verhaßt, mit der ich mich mühte unter der Sonne, weil ich den Ertrag dem Menschen zurücklassen muß, der nach mir kommt.

Pred 2:19 Wer weiß, ob er ein Weiser sein wird oder ein Tor? Und doch wird er schalten und walten über den ganzen Ertrag meiner Mühe, auf den ich Mühe und Weisheit verwandte unter der Sonne. Auch das ist Wahn.

Pred 2:20 So kam ich dazu, mein Herz verzweifeln zu lassen ob all der Mühe, mit der ich mich plagte unter der Sonne.

Pred 2:21 Geschieht es doch, daß einer sich müht mit Weisheit, Wissen und Tüchtigkeit, und einem anderen, der sich nicht mühte, muß seinen Anteil er übergeben. Auch das ist Wahn und ein großes Übel.

Pred 2:22 Ja, was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe und von der Sorge seines Herzens, mit der er sich mühte unter der Sonne?

Pred 2:23 Denn alle seine Tage sind Leid, und Ärger ist seine Beschäftigung; selbst des Nachts hat sein Herz keine Ruhe. Auch das ist Wahn!

Pred 2:24 Es gibt nichts Besseres für den Menschen, als daß er esse und trinke und es sich wohl sein lasse bei seiner Mühe. Auch das kommt, wie ich sehe, von Gottes Hand.

Pred 2:25 Denn wer hat zu essen, und wer macht sich Sorgen, ohne daß Er es so fügt?

Pred 2:26 Ja, dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Wissen und Freude, aber dem Sünder macht er die Plage, zu sammeln und aufzuhäufen, um dem es zu geben, der Gott gefällt. Auch das ist Wahn und ein Jagen nach Wind.

 

Prediger Kapitel 3

 

Pred 3:1 Alles hat seine Stunde, und es gibt eine Zeit für jegliche Sache unter dem Himmel:

Pred 3:2 Eine Zeit für die Geburt und eine Zeit für das Sterben, eine Zeit zu pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen,

Pred 3:3 eine Zeit zu töten und eine Zeit zu heilen, eine Zeit einzureißen und eine Zeit aufzubauen,

Pred 3:4 eine Zeit zu weinen und eine Zeit zu lachen, eine Zeit zu klagen und eine Zeit zu tanzen,

Pred 3:5 eine Zeit, Steine wegzuwerfen, und eine Zeit, Steine zu sammeln, eine Zeit zu umarmen und eine Zeit, sich der Umarmung zu enthalten,

Pred 3:6 eine Zeit zu suchen und eine Zeit zu verlieren, eine Zeit aufzubewahren und eine Zeit fortzuwerfen,

Pred 3:7 eine Zeit zu zerreißen und eine Zeit zu nähen, eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu reden,

Pred 3:8 eine Zeit zu lieben und eine Zeit zu hassen, eine Zeit des Krieges und eine Zeit des Friedens.

Pred 3:9 Was bleibt dem Geschäftigen übrig von dem, womit er sich müht?

Pred 3:10 Ich besah die Plage, die Gott den Menschen verlieh, sich damit abzumühen.

Pred 3:11 Alles hat er schön gemacht für die rechte Zeit, auch das Weltgeschehen gab er ihnen zur Überlegung; freilich kann der Mensch das Werk nicht ergründen, das Gott vollbringt vom Anfang bis zum Ende.

Pred 3:12 Ich erkannte, daß es nichts Besseres gibt für den Menschen, als sich zu freuen und es sich wohl sein zu lassen in seinem Leben.

Pred 3:13 Auch daß jeglicher Mensch ißt und trinkt und es sich wohl sein läßt trotz all seiner Mühe, ist eine Gabe von Gott.

Pred 3:14 Ich erkannte: Alles, was Gott tut, das gilt für immer; dem kann man nichts hinzufügen und von ihm nichts wegnehmen, und Gott tut es, auf daß man ihn fürchte.

Pred 3:15 Was ist, ist längst schon gewesen, was sein wird, längst war es da, und Gott spürt das Vergangene auf.

Pred 3:16 Und weiterhin sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Gerichtes, da war Frevel, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war Unrecht.

Pred 3:17 Ich sprach bei mir selbst: Den Gerechten und den Frevler wird Gott richten. Denn eine Zeit für jegliche Sache und über jegliches Tun hat er gesetzt.

Pred 3:18 Ich sprach bei mir selbst - der Menschen wegen, damit Gott sie prüfe und damit sie sehen, daß sie nur Vieh sind an und für sich:

Pred 3:19 Wahrlich, das Los der Menschen und das Los des Viehs - ein und dasselbe Los haben sie! Wie jenes stirbt, so sterben diese. Denselben Odem haben sie alle, und einen Vorrang des Menschen vor dem Vieh gibt es nicht. Ja, alles ist Wahn!

Pred 3:20 Alles wandert zum selben Ort: Alles ist aus Staub und kehrt zum Staub zurück.

Pred 3:21 Wer weiß vom Odem der Menschen, ob er aufsteigt zur Höhe, und vom Odem des Viehs, ob er hinabfährt zur Tiefe der Erde?

Pred 3:22 So sah ich, daß es nichts Besseres gibt, als daß der Mensch an seinen Werken sich freue; denn dies ist sein Anteil. Denn wer bringt ihn dahin zu sehen, was nach ihm sein wird?

 

Prediger Kapitel 4

 

Pred 4:1 Ich wandte meinen Blick auf all die Bedrückungen, welche geschehen unter der Sonne. Sieh nur die Tränen der Unterdrückten, sie haben keinen Tröster; von der Hand ihrer Bedrücker kommt Gewalt, und sie haben keinen Tröster!

Pred 4:2 Da pries ich die Toten, die längst gestorben, glücklicher als die Lebenden, die noch am Leben sind,

Pred 4:3 und höher als beide den, der noch nicht ins Dasein trat und das üble Geschehen nicht sah, das vorgeht unter der Sonne.

Pred 4:4 Ich besah alle Mühe und alles erfolgreiche Schaffen: Eifersucht des einen ist es gegen den anderen. Auch das ist Wahn und Jagen nach Wind.

Pred 4:5 Der Tor legt seine Hände ineinander und zehrt von seinem Fleisch.

Pred 4:6 Besser eine Handvoll Ruhe als beide Fäuste voll Mühe und Jagen nach Wind!

Pred 4:7 Und ich wandte meinen Blick auf einen anderen Wahn unter der Sonne:

Pred 4:8 Da steht einer allein, ohne einen zweiten, hat weder Sohn noch Bruder. Doch all seiner Mühe ist kein Ende, und sein Auge wird nicht satt am Reichtum. Aber für wen denn mühe ich mich und versage mir Annehmlichkeiten? Auch das ist Wahn und eine schlimme Plage.

Pred 4:9 Besser zwei als einer! Sie haben guten Lohn von ihrer Mühe.

Pred 4:10 Denn wenn sie fallen, richtet einer wohl den andern auf. Doch wehe, wenn der Einzelgänger fällt, da ihm der zweite fehlt, ihn aufzurichten!

Pred 4:11 Auch wenn sich zwei zusammen schlafen legen, dann wird ihnen warm. Aber dem einzelnen, wie soll ihm warm werden?

Pred 4:12 Und wenn man einen Angriff macht auf einen, so können sie zu zweit ihm widerstehen. Eine dreifache Schnur zerreißt nicht so schnell.

Pred 4:13 Besser ein Knabe, arm, aber weise, als ein König, alt, aber töricht, der nicht mehr versteht, sich beraten zu lassen.

Pred 4:14 Ja, aus dem Gefängnis kam er hervor, um König zu werden, obwohl er unter dessen Regierung arm geboren wurde.

Pred 4:15 Ich sah alle Lebenden, die da wandeln unter der Sonne, auf seiten des Knaben, des Nachfolgers, der an dessen Stelle trat.

Pred 4:16 Endlos war das gesamte Volk, alle, an deren Spitze er stand. Doch die Späteren hatten an ihm keine Freude. Ja, auch das ist Wahn und Jagen nach Wind!

Pred 4:17 Habe acht auf deinen Fuß, wenn du gehst zum Hause Gottes! Nahen, um zu lauschen, das ist besser, als wenn die Toren Opfer spenden; es fehlt ihnen ja an Verstand, so daß sie Böses tun.

 

Prediger Kapitel 5

 

Pred 5:1 Überstürze dich nicht mit dem Munde, und dein Herz beeile sich nicht, Worte auszusprechen vor Gott! Denn Gott ist im Himmel, du aber bist auf Erden, deshalb seien deiner Worte wenige!

Pred 5:2 Denn der Traum kommt von vieler Geschäftigkeit und Torengeschwätz von vielen Worten.

Pred 5:3 Hast du Gott ein Gelübde gemacht, so zögere nicht, es auch zu erfüllen! Denn an Toren hat er kein Wohlgefallen. Was du gelobt hast, erfülle!

Pred 5:4 Besser ist, du gelobst nicht, als daß du gelobst und nicht erfüllst!

Pred 5:5 Laß nicht zu, daß dein Mund dich in Sünde bringt, und sprich nicht vor dem Boten: "Es war unüberlegt!" Warum soll Gott zürnen ob deiner Rede und das Werk deiner Hände vernichten?

Pred 5:6 Denn viel Träumereien und Wahngedanken begleiten zahlreiche Worte. Wohlan, fürchte Gott!

Pred 5:7 Siehst du den Armen unterdrückt sowie Gerechtigkeit und Recht im Lande beseitigt, so wundere dich nicht, daß solches vorkommt! Denn über den Hohen wacht ein Höherer, und ein noch Höherer über sie.

Pred 5:8 Bei all dem ist von Vorteil für das Land ein König über wohlbebaute Felder.

Pred 5:9 Wer Geld liebt, bekommt nie Geld genug, und wer großen Reichtum liebt, nie Einkünfte genug. Auch das ist Wahn.

Pred 5:10 Mehrt sich das Gut, mehren sich auch seine Verzehrer, und welchen Gewinn hat sein Besitzer außer dem Nachsehen?

Pred 5:11 Süß ist der Schlaf des schaffenden Mannes, mag er viel oder wenig zu essen haben; jedoch dem Reichen läßt seine Übersättigung zum Schlafen keine Ruhe.

Pred 5:12 Es gibt ein arges Übel, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, aufbewahrt von seinem Besitzer zum eigenen Unheil.

Pred 5:13 Geht dieser Reichtum verloren durch einen Unfall, so bleibt, hat er einen Sohn, in dessen Hand nichts.

Pred 5:14 Wie er hervorging aus dem Schoß seiner Mutter, nackt geht er wieder dahin, wie er kam. Nichts kann er mitnehmen vom Ertrag seiner Mühe, das er wegtragen könnte in seiner Hand.

Pred 5:15 Auch das ist ein arges Übel. Ganz wie er kam, so geht er dahin, und was bleibt ihm als Gewinn, daß er sich mühte für den Wind?

Pred 5:16 Sind doch alle seine Tage in Dunkel und Trauer gehüllt, dazu Ärger in Menge, Leiden und Ingrimm.

Pred 5:17 Siehe, was ich als Bestes ersehen habe: daß es schön ist, zu essen und zu trinken und es sich wohl sein zu lassen bei all der Mühe, womit einer sich plagt unter der Sonne die wenigen Tage seines Lebens, die Gott ihm gegeben. Denn das ist sein Anteil.

Pred 5:18 Ja, jedermann, dem Gott Reichtum und Schätze verlieh und die Möglichkeit gab, davon zu zehren, seinen Anteil herauszunehmen und sich zu freuen bei seiner Mühe - eine Gabe von Gott ist das!

Pred 5:19 Denn er denkt dann nicht viel an die Tage seines Lebens, weil Gott ihn beschäftigt mit der Freude seines Herzens.

 

Prediger Kapitel 6

 

Pred 6:1 Es gibt ein Übel, das ich sah unter der Sonne, und es lastet schwer auf dem Menschen:

Pred 6:2 Ein Mann, dem Gott Reichtum, Schätze und Ehre verlieh, daß ihm gar nichts fehlt von allem, was er begehrte. Doch Gott gibt ihm die Möglichkeit nicht, davon zu zehren; ein Fremder vielmehr zehrt davon. Auch das ist Wahn und ein böses Leiden.

Pred 6:3 Hätte jemand hundert Söhne und lebte viele Jahre, so daß zahlreich wären die Tage seiner Jahre, könnte sich aber an seinem Gut nicht sättigen, und würde ihm auch noch kein Grab zuteil, so sage ich: Eine Fehlgeburt ist besser daran als er.

Pred 6:4 Denn als ein Nichts kommt sie, und im Dunkel verschwindet sie, mit Dunkel ist ihr Name bedeckt.

Pred 6:5 Die Sonne hat sie nicht gesehen und kennt sie nicht. Aber Ruhe hat sie mehr als jener.

Pred 6:6 Lebte er selbst zweimal tausend Jahre, könnte es sich jedoch nicht wohl sein lassen - wandert nicht alles zum selben Ort?

Pred 6:7 Alle Mühe des Menschen gilt seinem Mund, doch niemals wird die Gier erfüllt.

Pred 6:8 Ja, was hat der Weise voraus vor dem Toren, was der Arme, der sich zu betragen weiß vor den Menschen?

Pred 6:9 Das Sehen mit den Augen ist besser als das Drängen der Begierde. Auch dies ist Wahn und ein Jagen nach Wind.

Pred 6:10 Was ist, ward längst vorherbenannt, und längst bekannt, was der Mensch sein wird. Er kann nicht rechten mit dem, der stärker ist als er.

Pred 6:11 Denn viele Reden gibt es, die nur den Wahn vermehren. Was hat der Mensch davon?

Pred 6:12 Wer weiß denn, was im Leben für den Menschen gut ist, die kurzen Tage seines nichtigen Lebens, die er wie einen Schatten erfährt? Wer kann dem Menschen melden, was nach ihm sein wird unter der Sonne?

 

Prediger Kapitel 7

 

Pred 7:1 Besser ein guter Name als gutes Öl, und besser der Todestag als der Geburtstag.

Pred 7:2 Besser der Gang zum Trauerhaus als der Gang zum Festhaus. Denn dies ist das Ende aller Menschen, und wer lebt, nehme es sich zu Herzen!

Pred 7:3 Besser ist Kummer als Lachen; denn bei ernster Miene ist glücklich das Herz.

Pred 7:4 Das Herz der Weisen ist im Trauerhaus, das Herz der Toren aber im Haus der Freude.

Pred 7:5 Besser, den Tadel des Weisen zu hören, als daß man dem Lied der Toren lauscht.

Pred 7:6 Denn wie das Knistern der Dornen unter dem Kessel, so ist das Lachen des Toren. Auch das ist Wahn.

Pred 7:7 Wahrlich, Erpressung macht den Weisen zum Toren, und Bestechung verdirbt die Gesinnung.

Pred 7:8 Besser ist der Ausgang einer Sache als ihr Anfang, besser Langmut als Hochmut.

Pred 7:9 Laß dich in deinem Gemüt nicht vorschnell erzürnen; denn Zorn sitzt in der Brust der Toren.

Pred 7:10 Sprich nicht: Wie kommt es, daß die früheren Tage besser waren als die jetzigen? Denn nicht aus Weisheit fragst du so.

Pred 7:11 Gut ist Weisheit zusammen mit Besitztum und ein Gewinn für alle, die die Sonne schauen.

Pred 7:12 Denn im Schatten der Weisheit lebt man im Schatten des Geldes, und der Gewinn aus Weisheitserkenntnis ist dies: Sie erhält ihre Besitzer am Leben.

Pred 7:13 Achte auf Gottes Tun! Denn wer kann gerade machen, was er krümmte?

Pred 7:14 Am Tage des Glückes sei guter Dinge, am Tage des Unglücks bedenke: Auch diesen hat Gott gemacht wie jenen, aus dem Grunde, weil der Mensch nach seinem Tode nichts mehr finden kann.

Pred 7:15 Alles überblickte ich in meinen nichtigen Tagen: Da ist ein Gerechter, der umkommt trotz seiner Gerechtigkeit, und ein Frevler, der lange lebt trotz seiner Bosheit.

Pred 7:16 Sei nicht allzu gerecht und übertrieben weise! Warum sollst du Enttäuschung erfahren?

Pred 7:17 Frevle nicht allzusehr und sei kein Tor! Warum sollst du sterben vor deiner Zeit?

Pred 7:18 Gut ist es, wenn du an dem einen festhältst und auch vom anderen deine Hand nicht abziehst. Denn wer Gott fürchtet, entgeht diesem allem.

Pred 7:19 Die Weisheit gibt dem Weisen Macht, mehr als zehn Machthaber besitzen in der Stadt.

Pred 7:20 Wahrlich, kein Mensch ist so gerecht auf Erden, daß er nur Gutes tut, ohne zu sündigen.

Pred 7:21 Ferner, auf alles Gerede, das man redet, gib nicht acht, um nicht zu hören, wie dein Knecht über dich schimpft!

Pred 7:22 Denn aus zahlreichen Fällen weißt du selbst, daß auch du über andere geschimpft hast.

Pred 7:23 All dies habe ich versucht mit der Weisheit; ich sprach: "Ich möchte doch weise werden!" Sie aber blieb mir fern.

Pred 7:24 Fern ist alles Seiende und tief, gar tief; wer kann es ergründen?

Pred 7:25 Ich wandte mich dazu, zu erkennen, zu erforschen, zu suchen Weisheit und Urteil und zu erkennen, daß Schlechtigkeit Unsinn ist und Torheit Unverstand.

Pred 7:26 Und da fand ich nun bitterer als den Tod die Frau, da sie ein Fangnetz ist und ihr Herz eine Falle, Fesseln ihre Arme. Wer Gott gefällt, entkommt ihr, aber der Sünder wird gefangen durch sie.

Pred 7:27 Siehe, das habe ich gefunden, spricht der Prediger, eins nach dem andern, um ein Urteil zu finden.

Pred 7:28 Doch was ich noch suchte und nicht fand: Unter tausend habe einen Mann ich gefunden, aber eine Frau unter all diesen fand ich nicht.

Pred 7:29 Nur dies eine, seht, habe ich gefunden, daß Gott die Menschen als redlich erschuf; sie selbst aber suchen viele Ränke.

 

Prediger Kapitel 8

 

Pred 8:1 Wer gleicht dem Weisen, und wer kennt die Lösung jeder Frage? Die Weisheit des Menschen läßt sein Antlitz leuchten und ändert die Härte seines Angesichts.

Pred 8:2 Beachte des Königs Befehl schon wegen des bei Gott geschworenen Eides!

Pred 8:3 Gehe nicht vorschnell von ihm weg, und stelle dich nicht hinter eine schlechte Sache; alles, was er will, kann er ja tun.

Pred 8:4 Denn das Wort des Königs ist mächtig, und wer darf zu ihm sagen: "Was tust du?"

Pred 8:5 Wer das Gebot befolgt, muß nichts Schlimmes erfahren; um Zeit und Gericht weiß das Herz des Weisen.

Pred 8:6 Denn für jedes Unternehmen gibt es Zeit und Gericht, ja, das Unheil des Menschen liegt schwer auf ihm.

Pred 8:7 Denn er weiß nicht, was kommen wird, ja, wie es sein wird, wer kann es ihm melden?

Pred 8:8 Kein Mensch hat Macht über den Odem, um den Odem zurückhalten zu können, und es gibt keine Macht über den Tag des Todes. Es gibt kein Entkommen im Krieg, und der Frevel rettet seine Anhänger nicht.

Pred 8:9 Alles dies sah ich und richtete meinen Sinn auf alles Geschehen, das sich vollzieht unter der Sonne, zu einer Zeit, da ein Mensch über Menschen zu ihrem Unglück herrscht.

Pred 8:10 Sodann sah ich, daß Frevler zu Grabe getragen wurden an heiliger Stätte, während andere, die Rechtes taten, wegziehen mußten und vergessen wurden in der Stadt. Auch das ist Wahn.

Pred 8:11 Weil das Strafurteil bei böser Tat nicht rasch erfolgt, deshalb wächst den Menschen der Mut, Böses zu tun.

Pred 8:12 Der Sünder tut ja hundertmal Böses und lebt doch lange. Zwar weiß ich auch, daß es den Gottesfürchtigen gut geht, weil sie sich fürchten vor ihm.

Pred 8:13 Doch nicht gut geht es dem Frevler, und wie Schatten lebt er nicht lange, weil er sich nicht fürchtet vor Gott.

Pred 8:14 Einen Wahn gibt es, der auf Erden geschieht: Es gibt Gerechte, denen es geht, wie es dem Tun der Frevler entspricht; und es gibt Frevler, denen es geht, wie es dem Tun der Gerechten entspricht. Ich muß sagen: auch das ist Wahn.

Pred 8:15 Und ich pries mir die Freude, weil es nichts Besseres gibt für den Menschen unter der Sonne, als zu essen, zu trinken und sich zu freuen. Das möge ihn begleiten bei seiner Mühe seine Lebenstage hindurch, die Gott ihm gegeben unter der Sonne.

Pred 8:16 Als ich meinen Sinn darauf lenkte, Weisheit zu erkennen und das Treiben zu durchschauen, das auf Erden vor sich geht - denn weder Tag noch Nacht finden des Menschen Augen Schlaf -,

Pred 8:17 da sah ich an allem Werke Gottes, daß der Mensch das Geschehen nicht ergründen kann, das unter der Sonne geschieht. Wieviel auch der Mensch mit Forschen sich müht, er ergründet es nicht. Und selbst wenn der Weise sagt, er erkenne es, so kann er es doch nicht ergründen.

 

Prediger Kapitel 9

 

Pred 9:1 Ja, all das nahm ich zu Herzen, und all das hat mein Sinn erschaut: Gerechte und Weise samt ihrem Tun sind in der Hand Gottes. Auch Liebe und Haß erkennt der Mensch nicht. Alles vor ihrem Angesicht ist Wahn.

Pred 9:2 Es trifft auch alle das gleiche Los, den Gerechten und den Frevler, den Reinen und den Unreinen, den, der opfert, und den, der nicht opfert. Dem Guten geht es wie dem Sünder, dem, der schwört, wie dem, der den Eid scheut.

Pred 9:3 Das ist das Schlimme bei allem, was geschieht unter der Sonne, daß ein gleiches Los alle trifft. Auch ist das Herz der Menschen voll Bosheit, und Torheit ist in ihren Herzen ihr Leben lang, und dann - zu den Toten!

Pred 9:4 Ja, wer noch zugesellt ist der Gesamtheit der Lebenden, für den gibt es noch Hoffnung; denn ein lebender Hund ist besser daran als ein toter Löwe!

Pred 9:5 Denn die Lebenden wissen, daß sie sterben, die Toten aber wissen schlechthin nichts. Es gibt für sie keinen Lohn mehr; denn ihr Andenken wird vergessen.

Pred 9:6 Ihr Lieben, ihr Hassen und ihr Eifern ist schon längst vergangen. Sie haben für immer keinen Anteil mehr an allem, was geschieht unter der Sonne.

Pred 9:7 Wohlan, so iß dein Brot in Freude und trinke frohen Herzens deinen Wein! Denn Gott gefällt seit je solch Tun von dir.

Pred 9:8 Allzeit seien deine Kleider weiß, und Öl soll deinem Haupt nicht fehlen!

Pred 9:9 Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, die Gott dir gibt unter der Sonne! Denn das ist dein Anteil am Leben und an deiner Mühe, mit der du dich plagst unter der Sonne.

Pred 9:10 Alles, worauf deine Hand nur stößt, vollführe mit Kraft! Denn es gibt kein Handeln und Planen, nicht Wissen und Weisheit in der Totenwelt, wohin du wanderst.

Pred 9:11 Und wiederum sah ich unter der Sonne, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört, nicht den Helden der Krieg und weder den Weisen das Brot noch auch den Klugen der Reichtum und auch nicht den Wissenden Gunst; vielmehr Zeit und Glück kommt ihnen allen entgegen.

Pred 9:12 Ja, auch der Mensch kennt nicht seine Zeit. Wie die Fische, gefangen im bösen Netz, und wie Vögel, gefangen im Klappnetz, wie jene verstricken die Menschen sich zur schlimmen Zeit, wenn diese plötzlich über sie kommt.

Pred 9:13 Auch diesen Fall von Weisheit sah ich unter der Sonne, und er machte großen Eindruck auf mich:

Pred 9:14 Da war eine kleine Stadt und wenig Leute darin, und ein großer König rückte gegen sie vor. Er umzingelte sie und errichtete große Belagerungswerke wider sie.

Pred 9:15 Nun befand sich in ihr ein Mann, arm, aber weise; er hätte die Stadt gerettet durch seine Weisheit; aber niemand dachte an diesen Mann, den Armen.

Pred 9:16 Da sprach ich: Weisheit ist besser als Stärke, doch die Weisheit des Armen wird verachtet, auf seine Worte wird nicht gehört.

Pred 9:17 Worte von Weisen, in Stille vernommen, sind wertvoller als eines Herrschers Geschrei unter Toren.

Pred 9:18 Weisheit ist besser als Waffen, und ein einziger Fehlgriff zerstört viel Gutes.

 

Prediger Kapitel 10

 

Pred 10:1 Eine tote Fliege verdirbt einen Becher Fett des Salbenmischers; ein wenig Torheit kommt teurer zu stehen als Weisheit und Ehre.

Pred 10:2 Das Herz des Weisen ist zu seiner Rechten, und das Herz der Toren ist zu seiner Linken.

Pred 10:3 Auf welchem Wege der Tor auch geht, es fehlt ihm der Verstand, und jeder sagt: "Das ist ein Tor!"

Pred 10:4 Wenn der Zorn des Herrschers gegen dich aufsteigt, verlaß deinen Posten nicht! Denn Gelassenheit bezwingt große Fehler.

Pred 10:5 Es gibt ein Übel, das ich sah unter der Sonne, einen Mißgriff, der ausgeht vom Machthaber:

Pred 10:6 Der Tor wird auf vielerlei hohe Posten gestellt, und Reiche müssen tief unten sitzen.

Pred 10:7 Ich habe Knechte auf Rossen gesehen und Fürsten wie Knechte zu Fuß gehen.

Pred 10:8 Wer eine Grube gräbt, fällt in sie hinein, und wer eine Mauer niederreißt, den beißt die Schlange.

Pred 10:9 Wer Steine bricht, tut sich an ihnen weh, wer Holz spaltet, muß sich in acht nehmen.

Pred 10:10 Ist das Eisen stumpf und man schärft die Schneide nicht, dann braucht man größere Kraft. So ist Klugheit von Nutzen für den Erfolg.

Pred 10:11 Wenn die Schlange beißt, bevor sie beschworen ist, dann hat der Zauberer keinen Nutzen.

Pred 10:12 Worte aus des Weisen Munde finden Gunst, doch die eigenen Lippen vernichten den Toren.

Pred 10:13 Die Worte seines Mundes beginnen mit Torheit, und der Schluß seiner Rede ist arge Tollheit.

Pred 10:14 Der Tor macht viele Worte. Der Mensch weiß nicht, was sein wird, und was nach ihm geschieht, wer kann es ihm melden?

Pred 10:15 Die Mühe des Toren, wann macht sie ihn matt, daß er nicht mehr weiß, zur Stadt zu gelangen?

Pred 10:16 Wehe dir, Land, dessen König ein Knabe ist, dessen Fürsten am Morgen schon zechen!

Pred 10:17 Heil dir, Land, dessen König ein Edler ist, und dessen Fürsten zur rechten Zeit speisen [in Heldenkraft und nicht in Trinkerei]!

Pred 10:18 Bei Faulheit senkt sich das Gebälk, bei lässigen Händen regnet es ins Haus.

Pred 10:19 Zur Belustigung hält man Mahlzeit, Wein erfreut das Leben, und das Geld ermöglicht alles.

Pred 10:20 Nicht einmal in deiner Kammer fluche dem König, und in deinem Schlafgemach fluche keinem Reichen! Denn die Vögel des Himmels könnten den Laut verbreiten, was Flügel hat, könnte das Wort verraten.

 

Prediger Kapitel 11

 

Pred 11:1 Wirf dein Brot auf die Wasserfläche, nach vielen Tagen wirst du es doch wieder finden!

Pred 11:2 Gib dein Vermögen an sieben oder gar acht Teilhaber, du weißt doch nicht, welches Unglück über das Land kommt!

Pred 11:3 Wenn die Wolken schwer sind, ergießen sie Regen über das Land. Ob ein Baum fällt nach Süden oder nach Norden, wohin der Baum fällt, da bleibt er liegen.

Pred 11:4 Wer auf den Wind achtet, kommt nicht zum Säen; wer nach Wolken schaut, kommt nicht zum Ernten.

Pred 11:5 So wenig du weißt, wie der Odem kommt in die Wesen im Mutterschoß, so kennst du auch nicht das Walten Gottes, der alles bewirkt.

Pred 11:6 Des Morgens säe deine Saat, und bis zum Abend laß deine Hand nicht ruhen! Denn du weißt ja nicht, ob dieses gelingt oder jenes oder ob beides gleich gut gerät.

Pred 11:7 Süß ist das Licht und köstlich den Augen, die Sonne zu schauen!

Pred 11:8 Ja, lebt auch viele Jahre der Mensch, er soll ihrer aller sich freuen! Und er gedenke der Tage des Dunkels; deren sind ja so viele! Alles, was kommt, ist Wahn.

Pred 11:9 Freu dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz sei froh in deinen jungen Tagen! Folge dem Zug deines Herzens und dem, was dein Auge erschaut! Doch wisse, daß Gott über alles dich zur Rechenschaft zieht!

Pred 11:10 Schlag Kummer dir aus dem Sinn und halte dir Übles vom Leib! Denn Jugend und Frührot sind nichtig.

 

Prediger Kapitel 12

 

Pred 12:1 Gedenke deines Schöpfers in deinen jungen Tagen, ehe die Tage des Übels kommen und die Jahre sich nahen, von denen du sagst: "Sie gefallen mir nicht",

Pred 12:2 ehe sich verfinstern Sonne und Licht, der Mond und die Sterne, und die Wolken wiederkehren samt dem Regen.

Pred 12:3 Dann erzittern die Wächter des Hauses und krümmen sich kräftige Männer. Die Müllerinnen hören auf, weil ihrer zu wenig geworden, und dunkel wird es den Frauen, die aus den Fenstern blicken.

Pred 12:4 Da schließt man die Tore nach außen, und der Laut der Mühle verklingt - er wird wieder erklingen mit der Stimme der Vögel -, und alle Gesänge verhallen.

Pred 12:5 Auch fürchtet man sich vor dem Hügel, und Schrecknisse lauern am Wege. Der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke ist geschäftig, und die Kapernuß bricht auf. - Ja, der Mensch geht dahin in sein ewiges Haus, und die Klagenden gehen draußen umher. -

Pred 12:6 Ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht, der Krug zerschellt an der Quelle und das Schöpfrad zum Brunnen hinabbricht.

Pred 12:7 Zur Erde kehrt wieder der Staub, wie er war, und der Geist kehrt zurück zu Gott, der ihn gab.

Pred 12:8 Wahn, nur Wahn, spricht der Prediger, alles ist Wahn!

Pred 12:9 Es bleibt noch zu sagen, daß der Prediger ein Weiser war; dazu lehrte er das Volk Erkenntnis; er wog ab, untersuchte und formte viele Sprüche.

Pred 12:10 Der Prediger strebte, gefällige Worte zu finden und richtige Worte der Wahrheit niederzuschreiben.

Pred 12:11 Die Worte der Weisen sind wie Stacheln der Ochsentreiber und wie befestigte Nägel der Herdenbesitzer, angebracht von einem Hirten.

Pred 12:12 Es bleibt über dies hinaus noch zu sagen: Mein Sohn, laß dich warnen! Das Bücherschreiben nimmt kein Ende, und allzuviel Eifer ermüdet den Leib.

Pred 12:13 Als Schluß der ganzen Rede hören wir: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch!

Pred 12:14 Denn alles Tun zieht Gott vor Gericht, das er hält über alles Verborgene, sei es gut oder böse.

 

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Hoheslied

 

  

Hoheslied Kapitel 1

 

Hld 1:1 Hoheslied von Salomo.

Hld 1:2 "Mit den Küssen seines Mundes küsse er mich! Ja, deine Liebe ist köstlicher als Wein.

Hld 1:3 An Duft sind lieblich deine Salben; dein Name ist glättendes Öl; darum haben die Mädchen dich lieb.

Hld 1:4 Zieh mich dir nach! Wollen wir eilen! Der König bringt mich in seine Gemächer! Wir wollen jubeln und deiner uns freuen, mehr Liebe rühmen als den Wein! Mit Recht hat man dich so lieb!"

Hld 1:5 "Gebräunt bin ich zwar, aber doch schön, ihr Töchter Jerusalems, wie die Gezelte von Kedar, wie die Zeltdecken von Salma.

Hld 1:6 Schaut mich nicht darum an, daß ich gebräunt bin, da mich die Sonne verbrannt hat. Es zürnten mir die Söhne meiner Mutter, sie machten mich zur Weinbergwächterin; doch meinen Weinberg durfte ich nicht hüten."

Hld 1:7 "Tu mir kund, du Liebster meiner Seele: Wo weidest du, wo läßt du mittags deine Herde lagern? Warum denn soll ich sein wie eine, die herumirrt bei den Herden deiner Genossen?"

Hld 1:8 "Kennst du dich nicht aus, du Schönste aller Frauen, so folge nur der Spur der Schafe, und weide deine Lämmer bei den Hütten der Hirten!"

Hld 1:9 "Mit den Stuten an Pharaos Prachtgefährt vergleiche ich dich, meine Freundin:

Hld 1:10 Gar schön sind deine Wangen im Zieratgehänge, dein Hals im Kettenschmuck!

Hld 1:11 Zierat aus Gold mit silbernen Spitzen wollen wir für dich machen."

Hld 1:12 "Solang der König weilt bei seiner Tafelrunde, spendet meine Narde ihren Duft.

Hld 1:13 Ein Myrrhenbüschel ist mir mein Geliebter, das an meinem Busen ruht.

Hld 1:14 Des Kopherstrauches Blütentraube ist mir mein Geliebter, wie er in den Weinbergen Engedis wächst."

Hld 1:15 "Ja, schön bist du, meine Freundin, ja schön; deine Augen sind wie Täubchen!"

Hld 1:16 "Ja, schön bist du, mein Geliebter, ganz hold; und frisches Grün ist unser Lager.

Hld 1:17 Zedern sind unseres Hauses Balken und unsere Sparren Zypressen."

 

Hoheslied Kapitel 2

 

Hld 2:1 "Ich bin eine Blume des Sarongefildes, eine Lilie der Täler."

Hld 2:2 "Wie die Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern."

Hld 2:3 "Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen. In seinem Schatten zu sitzen, ist mein Begehr, und seine Frucht schmeckt süß meinem Gaumen.

Hld 2:4 Zur Weinstube bringt er mich hin; ihr Kennzeichen über mir lautet "Liebe".

Hld 2:5 Stärkt mich mit Weinbeeren, erquickt mich mit Äpfeln, denn krank vor Liebe bin ich!

Hld 2:6 Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich.

Hld 2:7 Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen und Hirschen der Flur: Weckt nicht auf und stört nicht die Liebe, bis daß es ihr selber gefällt!

Hld 2:8 Horch! Mein Geliebter! Siehe, da kommt er, springend über die Berge, hüpfend über die Hügel!

Hld 2:9 Mein Geliebter gleicht dem Reh oder dem Junghirsch; da, schon steht er hinter unserer Mauer, schaut durch die Fenster, späht durch die Gitter.

Hld 2:10 Mein Geliebter spricht und redet zu mir: Auf, du, meine Freundin, meine Schönste, komm!

Hld 2:11 Denn siehe, vorbei ist der Winter, der Regen verschwunden, vergangen!

Hld 2:12 Die Blumen erscheinen am Boden, die Zeit zum Beschneiden der Reben ist da. Das Gurren der Turtel hört man in unserem Lande.

Hld 2:13 Der Feigenbaum treibt seine Frühfrucht, und die Semadar-Weinstöcke duften. Auf, auf, meine Freundin, meine Schönste, komm!

Hld 2:14 Meine Taube in felsigen Klüften, im Verstecke der Steilwand! Laß deinen Anblick mich schauen, deine Stimme mich hören! Denn deine Stimme ist süß und holdselig dein Anblick!"

Hld 2:15 Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die Verwüster des Weinbergs, ja, unseres blühenden Weinbergs!"

Hld 2:16 "Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der da weidet unter den Lilien,

Hld 2:17 bis daß der Tageswind weht und die Schatten entfliehen. Komm, mein Geliebter, sei gleich dem Reh oder dem Junghirsch auf schluchtreichen Bergen!"

 

Hoheslied Kapitel 3

 

Hld 3:1 "Auf meinem Lager, des Nachts, suchte ich den Liebsten meiner Seele. Ich suchte ihn, doch fand ich ihn nicht.

Hld 3:2 So will ich denn aufstehen und durchstreifen die Stadt, die Gassen und Plätze; will suchen den Liebsten meiner Seele. Ich suchte ihn, doch fand ich ihn nicht.

Hld 3:3 Es trafen mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt. "Habt ihr ihn gesehen, den Liebsten meiner Seele?"

Hld 3:4 Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich den Liebsten meiner Seele. Ich hielt ihn fest und ließ nicht von ihm, bis ich ihn brachte ins Haus meiner Mutter, in die Kammer derer, die mich gebar.

Hld 3:5 Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen und Hirschen der Flur: Weckt nicht auf und stört nicht die Liebe, bis daß es ihr selber gefällt!"

Hld 3:6 Was ist dies, das von der Steppe heraufsteigt Rauchsäulen gleich, umduftet von Myrrhe und Weihrauch, von allen Würzen des Kaufmanns?

Hld 3:7 Seht, das ist Salomos Liegestuhl, sechzig Helden rings um ihn her, Helden aus Israel!

Hld 3:8 Sie alle mit Schwertern bewaffnet, im Kampfe geschult, ein jeder sein Schwert um die Hüfte gegen nächtliche Schrecken.

Hld 3:9 Eine Sänfte machte sich König Salomo aus Hölzern vom Libanon.

Hld 3:10 Ihr Gestell ließ er machen aus Silber, ihre Lehne aus Gold, aus Purpur ihren Sitz, in der Mitte mit Leder zusammengefügt.

Hld 3:11 Ihr Töchter Jerusalems, kommt herbei, und schaut, ihr Töchter Sions, den König Salomo mit der Krone, womit ihn gekrönt seine Mutter am Tage seiner Vermählung, ja, am Tag seiner Herzensfreude!"

 

Hoheslied Kapitel 4

 

Hld 4:1 "Schön bist du, meine Freundin, ja schön; deine Augen blicken wie Tauben hinter deinem Schleier hervor. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die herabsteigt von Gileads Bergen.

Hld 4:2 Deine Zähne blinken gleich einer Herde geschorener Mutterschafe, die frisch aus der Schwemme steigen; von Zwillingen trächtig sind alle, und keines von ihnen ist unfruchtbar.

Hld 4:3 Wie ein Streifen von Scharlach sind deine Lippen, und lieblich ist dein Plaudermund. Wie ein Granatapfelstück erstrahlt deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor.

Hld 4:4 Wie ein Davidsturm ist dein Hals, in Steinschichten aufgebaut; tausend Schilde hängen daran, lauter Heldenschilde.

Hld 4:5 Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie Zwillinge einer Ricke, die unter den Lilien weiden.

Hld 4:6 Bis daß der Tageswind weht und die Schatten entfliehen, will ich gehen zum Myrrhenberg und Weihrauchhügel.

Hld 4:7 Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel haftet dir an."

Hld 4:8 "Aus dem Libanon, o meine Braut, aus dem Libanon lockst du mich; du zwingst mich zum Abstieg vom Amanagipfel, vom Gipfel des Senir und Hermon, von den Höhlen der Löwen, von den Bergen der Panther.

Hld 4:9 Du hast mich beherzt gemacht, meine Schwester Braut, du hast mich beherzt gemacht durch einen einzigen [Blick] deiner Augen, durch ein einziges Kettchen deines Halsschmuckes.

Hld 4:10 Wie ist so schön deine Liebe, meine Schwester Braut, wieviel köstlicher ist deine Liebe als Wein und der Duft deiner Salben als sämtlicher Balsam!

Hld 4:11 Wabenhonig träufeln deine Lippen, o Braut, Milch und Honig birgt deine Zunge, und der Duft deiner Kleider gleicht dem Dufte des Libanon.

Hld 4:12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut eine verschlossene Tür, ein versiegelter Quell.

Hld 4:13 Deine Bewässerungsrinnsale sind ein Granatparadies mit köstlichen Früchten, Kophersträuchern samt Nardenpflanzen;

Hld 4:14 Narde und Safran, Würzrohr und Zimt mit allerlei Weihrauchhölzern, Myrrhe und Aloë samt allen vornehmsten Duftgewächsen.

Hld 4:15 (Meine Braut ist) ein Gartenquell, ein Brunnen frischen Wassers und ein Naß, das vom Libanon rieselt.

Hld 4:16 Erhebe dich, Nordwind, brause heran, o Südwind! Wehe durch meinen Garten, daß seine Düfte niederrieseln!" "Es komme mein Liebster in seinen Garten und esse seine köstlichen Früchte!"

 

Hoheslied Kapitel 5

 

Hld 5:1 "Ich komme in meinen Garten, meine Schwester Braut, und pflücke meine Myrrhe und meinen Balsam, genieße meine Wabe und meinen Honig, trinke meinen Wein und meine Milch! Eßt, Freunde, trinkt, und berauscht euch an der Liebe!"

Hld 5:2 Ich schlief, mein Herz aber wachte; horch, mein Geliebter klopft an!" "Tu mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine fehlerlose! Denn voll von Tau ist mein Haupt, meine Locken von den Tropfen der Nacht!"

Hld 5:3 "Ich habe mein Kleid schon abgelegt, wie sollt' ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollt' ich sie wieder beschmutzen?"

Hld 5:4 Mein Geliebter streckte die Hand durch den Spalt, da bebte mein Herz in Sehnsucht nach ihm.

Hld 5:5 Ich stand auf, meinem Geliebten zu öffnen; da tropften meine Hände von Myrrhe, meine Finger von flüssiger Myrrhe an den Rinnen des Riegels.

Hld 5:6 Ich hatte meinem Geliebten geöffnet, doch mein Geliebter war weg, war fort; meine Sinne schwanden, wie er entschwand. Ich suchte nach ihm, aber fand ihn nicht; ich rief nach ihm, doch er gab keine Antwort.

Hld 5:7 Es fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; sie schlugen und sie verwundeten mich; den Überwurf nahmen mir weg die Wächter der Mauern.

Hld 5:8 Ich beschwör' euch, Töchter Jerusalems: Wenn meinen Geliebten ihr findet, was wollt ihr ihm melden? Daß ich krank bin vor Liebe!

Hld 5:9 "Was ist dein Geliebter vor anderen Geliebten, du Schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor anderen Geliebten, daß du uns so beschwörst?"

Hld 5:10 "Mein Geliebter strahlt weißlich und rosa, ist unter Tausenden zu erkennen.

Hld 5:11 Sein Haupt ist gediegenes Gold, seine Locken sind Dattelrispen, wie die Raben so schwarz.

Hld 5:12 Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen, gebadet in Milch, ruhend auf dem Damm.

Hld 5:13 Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Würzkräuter sprießen; wie Lilien sind seine Lippen, tropfend von flüssiger Myrrhe.

Hld 5:14 Seine Hände sind Barren von Gold, mit Tarsissteinen besetzt; eine Elfenbeinplatte ist sein Leib, bedeckt mit Saphiren.

Hld 5:15 Seine Schenkel sind Marmorsäulen, gestellt auf Sockel von Feingold. Sein Anblick ist wie der Libanon, auserlesen gleich Zedern.

Hld 5:16 Süßigkeit ist sein Gaumen, seine ganze Person lauter Lust. Das ist mein Geliebter; ja, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!"

 

Hoheslied Kapitel 6

 

Hld 6:1 "Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste der Frauen? Wohin hat sich dein Geliebter gewandt? Wir wollen mit dir nach ihm suchen!"

Hld 6:2 "Mein Geliebter stieg in seinen Garten, zu den Balsambeeten, um zu weiden in den Auen und Lilien zu pflücken.

Hld 6:3 Ich gehöre meinem Geliebten und mein Geliebter mir, der da weidet unter den Lilien."

Hld 6:4 "Schön bist du, meine Freundin, wie Tirza, lieblich wie Jerusalem, majestätisch gleich den Bannerscharen.

Hld 6:5 Wende weg deine Augen von mir, denn sie sind es, die mich verwirren! Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die herabsteigt von Gilead;

Hld 6:6 deine Zähne blinken wie eine Herde von Mutterschafen, die frisch aus der Schwemme steigen. Von Zwillingen trächtig sind alle, und keines von ihnen ist unfruchtbar.

Hld 6:7 Wie ein Granatapfelstück erstrahlt deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor."

Hld 6:8 Sechzig sind es der Königinnen und achtzig der Nebenfrauen, dazu Mädchen ohne Zahl.

Hld 6:9 Doch einzig ist sie meine Taube, meine fehlerlose; einzig ist sie ihrer Mutter, ganz lauter ihrer Gebärerin. Es sehen sie die Töchter und preisen sie, die Königinnen und Nebenfrauen, und rühmen sie.

Hld 6:10 Wer ist diese, die da herabschaut wie Morgenrot, schön wie der Mond, rein wie die Sonne, majestätisch gleich den Bannerscharen?

Hld 6:11 Zum Nußgarten war ich hinabgestiegen, zu sehen nach den Knospen der Palme, zu sehen, ob sprießt der Weinstock, ob blüht der Granatapfelbaum.

Hld 6:12 Ich kannte mich selbst nicht mehr! Sie setzte mich aufs Gefährt der Fürstengefolgschaft."

 

Hoheslied Kapitel 7

 

Hld 7:1 Wende dich, wende dich, Sulamit, wende dich, wende dich, damit wir dich sehen können! Was wollt ihr sehen an Sulamit? Etwas wie einen Lagertanz!

Hld 7:2 Wie sind deine Schritte so schön in den Sandalen, du Fürstentochter! Der Bug deiner Hüften gleicht einem Geschmeide, einem Werk von Künstlerhänden.

Hld 7:3 Dein Schoß ist ein rundes Becken, es mangle ihm nie der gewürzte Wein! Dein Leib ist ein Weizenhaufen, von Lilien umhegt.

Hld 7:4 Deine beiden Brüste sind zwei Kitzlein, wie Zwillinge einer Ricke.

Hld 7:5 Dein Hals ist wie ein Elfenbeinturm, deine Augen wie die Teiche von Hesbon am Tor von Bat-Rabbim, deine Nase wie der Libanonturm, der gegen Damaskus schaut.

Hld 7:6 Dein Haupt über dir ist wie der Karmel, deines Hauptes Geflecht gleicht Königspurpur, gebunden in Zöpfen.

Hld 7:7 Wie bist du so schön und so lieblich, o Liebe in Wonnen!

Hld 7:8 Deine Gestal ist der Palme gleich, deine Brüste sind wie Trauben.

Hld 7:9 Ich dachte: Ich will auf die Palme klettern, will pflücken die Dattelrispe, und deine Brüste sollen mir sein wie Trauben des Weinstocks, der Duft deines Atems wie Apfelduft!

Hld 7:10 Und dein Mund soll mir sein wie der edelste Wein, der glattweg fließt zu meinen Liebkosungen, meine Lippen und Zähne benetzend.

Hld 7:11 "Ich gehöre meinem Geliebten an, und nach mir hat er Verlangen.

Hld 7:12 Komm, mein Geliebter, wir gehen aufs Land und nächtigen in den Dörfern!

Hld 7:13 Früh wollen wir zu den Weinbergen aufbrechen, wollen sehen, ob der Weinstock schon treibt, die Rebblüte aufspringt, die Granatbäume blühen. Dort will ich meine Liebe dir schenken!

Hld 7:14 Die Liebesäpfel verbreiten Duft, und über unserer Türe sind lauter köstliche Früchte, frische sowohl wie alte, die ich aufhob für dich, mein Geliebter.

 

Hoheslied Kapitel 8

 

Hld 8:1 Ach, wärest du doch mein Bruder, an der Brust meiner Mutter genährt! Träfe ich dich auf freier Flur, ich würde dich küssen, und man könnte es mir nicht verübeln.

Hld 8:2 Ich würde dich führen, dich bringen ins Haus meiner Mutter, die mich erzog. Ich würde dich tränken mit Würzwein, mit meinem Granatapfelmost.

Hld 8:3 Seine Linke ruht unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich.

Hld 8:4 Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, was wollt ihr wecken und stören die Liebe, ehe ihr selbst es gefällt?"

Hld 8:5 Wer ist diese, die aus der Steppe heraufsteigt, auf ihren Geliebten gestützt? "Unter dem Apfelbaum störte ich dich auf. Dort war in Wehen geraten mit dir deine Mutter, dort war in Wehen geraten, die dich gebar."

Hld 8:6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, lodernde Blitze.

Hld 8:7 Große Wasser können die Liebe nicht löschen, und Ströme spülen sie nicht hinweg. Böte jemand seines Hauses ganzen Besitz für die Liebe, man würde ihn völlig verachten."

Hld 8:8 "Wir haben eine kleine Schwester, sie besitzt noch keine Brüste. Was machen wir mit unserer Schwester am Tage, da man um sie freit?

Hld 8:9 Wenn sie eine Mauer ist, bauen wir darauf ein silberne Zinne. Wenn sie eine Türe ist, befestigen wir darauf eine Zederntafel."

Hld 8:10 "Bin ich erst eine Mauer und sind meine Brüste wie Türme, dann bin ich in seinen Augen wie eine, die Anklang findet!"

Hld 8:11 Einen Weinberg hatte Salomo in Baal-Hamon; er übergab an die Wächter den Weinberg. Ein jeder mußte für seine Frucht tausend Silberlinge zahlen.

Hld 8:12 Doch meinen Weinberg, der mir gehört, den habe ich vor mir. Dein seien die tausend, o Salomo, und zweihundert den Wächtern seiner Frucht!

Hld 8:13 "Die du in den Gärten wohnst, Gefährten lauschen aufmerksam - laß mich deine Stimme hören!"

Hld 8:14 Flieh, mein Geliebter, sei gleich dem Reh oder dem Junghirsch auf duftendem Bergland!" 

 

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Buch der Weisheit

 

 

Weisheit Kapitel 1

 

Weish 1:1 Liebt Gerechtigkeit, ihr Regenten der Erde! Denkt nach über den Herrn in Rechtschaffenheit, und in Einfalt des Herzens sucht ihn!

Weish 1:2 Er läßt sich ja finden von denen, die ihn nicht versuchen, und offenbart sich denen, die ihm nicht mißtrauen.

Weish 1:3 Denn verkehrte Gedanken trennen von Gott, und wenn die göttliche Macht versucht wird, straft sie die Toren.

Weish 1:4 In eine auf Bosheit sinnende Seele zieht nämlich die Weisheit nicht ein, noch nimmt sie Wohnung in einem Leib, der sich der Sünde hingibt.

Weish 1:5 Denn der heilige Geist der Zucht flieht die Arglist, hält sich von unverständlichen Gedanken fern und wird beleidigt, wenn Unrecht naht.

Weish 1:6 Denn die Weisheit ist zwar ein Geist, der die Menschen liebt, aber sie läßt den Lästerer wegen seiner Lippen nicht ungestraft. Seines Innern Zeuge ist nämlich Gott, seines Herzens zuverlässiger Beobachter und seiner Zunge Hörer.

Weish 1:7 Der Geist des Herrn erfüllt ja den Erdkreis, und das Wesen, welches das All umspannt, kennt jeden Laut.

Weish 1:8 Deshalb bleibt keiner verborgen, der Unrechtes redet, noch geht die strafende Gerechtigkeit an ihm vorüber.

Weish 1:9 Denn über die Ränke des Gottlosen wird Untersuchung stattfinden, und die Kunde von seinem Reden wird bis zum Herrn gelangen zur Bestrafung seiner Übertretungen,

Weish 1:10 weil ja das eifernde Ohr alles hört und kein murrender Laut verborgen bleibt.

Weish 1:11 Hütet euch alle vor unnützem Murren, und vor schlimmer Rede bewahrt die Zunge, da heimliches Gerede nicht ohne Folgen bleibt und ein verleumderischer Mund das Leben raubt.

Weish 1:12 Jagt nicht dem Tode nach durch ein verirrtes Leben und zieht nicht das Verderben herbei durch die Werke eurer Hände!

Weish 1:13 Denn Gott hat den Tod nicht erschaffen, noch freut er sich am Untergang der Lebenden.

Weish 1:14 Vielmehr hat er alles erschaffen zum Sein, und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt; es ist kein verderbliches Gift in ihnen, und das Totenreich hat keine Herrschaft auf Erden.

Weish 1:15 Denn Gerechtigkeit kennt keinen Tod.

Weish 1:16 Die Gottlosen aber rufen mit Hand und Mund ihn herbei, vergehen vor Sehnsucht nach dem vermeintlichen Freund und schließen ein Bündnis mit ihm. Sie verdienen auch, sein Eigentum zu sein!

 

Weisheit Kapitel 2

 

Weish 2:1 Sie sprechen nämlich unter sich, falsch urteilend: "Kurz und trübselig ist unser Leben, und es gibt keinen lindernden Trost beim Ende des Menschen, noch kennt man einen Befreier aus dem Totenreich.

Weish 2:2 Denn durch Zufall sind wir geworden, und hernach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Denn Rauch ist der Odem in unserer Nase und das Denken ein Funke bei unseres Herzens Schlag.

Weish 2:3 Erlischt er, so zerfällt in Asche der Leib, der Geist aber verfliegt wie flüchtige Luft.

Weish 2:4 Unser Name wird vergessen mit der Zeit, und niemand mehr erinnert sich an unsere Werke. Ja, unser Leben vergeht wie die Spuren einer Wolke und wird wie Nebel zerstreut, der von den Strahlen der Sonne vertrieben und von ihrer Wärme niedergedrückt wird.

Weish 2:5 Denn das Vorbeihuschen eines Schattens ist unsere Lebenszeit, und unser Ende läßt sich nicht rückgängig machen, da es besiegelt ist und niemand es ändern kann.

Weish 2:6 Wohlan, so laßt uns die gegenwärtigen Güter genießen und unverweilt, solange wir in der Jugend stehen, das Geschaffene ausnützen!

Weish 2:7 Edelster Wein und Salböl mögen uns reichlich fließen, und keine Blume des Frühlings soll uns entgehen!

Weish 2:8 Wir wollen uns bekränzen mit Rosenknospen, ehe sie welken!

Weish 2:9 Keine Wiese soll unberührt bleiben von unseren üppigen Festen, überall wollen wir Zeichen der Freude hinterlassen; denn das ist unser Anteil und das unser Los!

Weish 2:10 Laßt uns bedrücken den Armen, der gerecht ist, keine Schonung kennen gegen die Witwe und keine Scheu vor des Greises ergrautem Haar!

Weish 2:11 Unsere Kraft sei der Maßstab für das, was gerecht ist; denn das Schwache erweist sich als unbrauchbar!

Weish 2:12 Auflauern wollen wir dem Gerechten, weil er uns unbequem ist und unseren Werken entgegensteht, Sünden wider das Gesetz uns vorwirft und unsere Verfehlungen gegen die Zucht uns vorhält.

Weish 2:13 Er rühmt sich, Gotteserkenntnis zu besitzen, und bezeichnet sich selbst als Kind des Herrn.

Weish 2:14 Er ward uns zur Anklage gegen unsere Gesinnung, und lästig ist uns schon sein Anblick.

Weish 2:15 Denn sein Lebenswandel ist verschieden von dem der anderen, und ganz absonderlich sind seine Pfade.

Weish 2:16 Wir gelten ihm nicht als echte Volksgenossen, und er hält sich von unseren Wegen wie von etwas Unreinem fern. Das Ende der Gerechten preist er selig und prahlt mit Gott als seinem Vater.

Weish 2:17 Wollen wir sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm enden wird!

Weish 2:18 Ist nämlich der Gerechte ein Sohn Gottes, so nimmt dieser sich seiner auch an und rettet ihn aus seiner Gegner Hand.

Weish 2:19 Mit Übermut und Marter wollen wir ihn prüfen, um seine Sanftmut zu erkennen und seine Langmut zu erproben.

Weish 2:20 Zu schmählichem Tod wollen wir ihn verurteilen; denn nach seinen Worten erlangt er ja Vergeltung!"

Weish 2:21 Solches denken sie; aber sie täuschen sich, da ihre Bosheit sie verblendet hat

Weish 2:22 und sie die Geheimnisse Gottes nicht kennen und auf keinen Lohn für die Frömmigkeit rechnen, noch an einen Ehrenpreis für makellose Seelen glauben.

Weish 2:23 Denn Gott schuf den Menschen zur Unvergänglichkeit, und als Abbild seines eigenen Wesens machte er ihn.

Weish 2:24 Aber durch des Teufels Neid kam der Tod in die Welt, und diesen müssen alle kosten, die ihm angehören.

 

Weisheit Kapitel 3

 

Weish 3:1 Die Seelen der Gerechten aber sind in Gottes Hand, und keine Marter kann sie mehr berühren.

Weish 3:2 Zwar schien es in der Toren Augen, als wären sie gestorben, und als ein Unheil ward ihr Ende eingeschätzt,

Weish 3:3 ihr Scheiden von uns weg als Untergang; sie aber sind im Frieden.

Weish 3:4 Denn wenn sie nach der Menschen Ansicht auch Bestrafung litten, so war doch ihre Hoffnung voll von Unsterblichkeit,

Weish 3:5 und nach geringer Züchtigung erfahren sie viel Gutes; denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig.

Weish 3:6 Wie Gold im Ofen hat er sie erprobt und wie ein volles Opfer angenommen.

Weish 3:7 Sie leuchten auf zur Zeit des Endgerichtes und gleichen Funken, die durch Stoppelfelder lodern.

Weish 3:8 Sie werden Völker richten, herrschen über Nationen, und ewig wird der Herr ihr König sein.

Weish 3:9 Die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit begreifen und die Getreuen in Liebe bei ihm verweilen; denn Gnade und Erbarmen erlangen seine Auserwählten, und seine Frommen geziemende Vergeltung.

Weish 3:10 Die Gottlosen aber werden ihrer Gesinnung gemäß Strafe erleiden, sie, die sich um den Gerechten nicht kümmerten und abfielen vom Herrn;

Weish 3:11 denn wer Weisheit und Zucht mißachtet, ist unselig; umsonst ist ihre Hoffnung, vergeblich sind ihre Bemühungen und ihre Werke wertlos.

Weish 3:12 Ihre Frauen sind töricht und ihre Kinder lasterhaft; fluchbeladen ist ihr Geschlecht.

Weish 3:13 Denn selig eine Unfruchtbare, die unbefleckt blieb, die ein sündiges Beilager nicht kannte! Sie wird Frucht haben beim Endgericht der Seelen.

Weish 3:14 Selig auch der Unfruchtbare, der mit seiner Hand nichts Gesetzwidriges tat und gegen den Herrn nichts Schlechtes plante; denn ihm wird für die Treue auserlesener Gnadenlohn geschenkt und im Tempel des Herrn ein herzerfreuendes Los.

Weish 3:15 Denn guter Bemühungen Frucht ist herrlich, und unvergänglich die Wurzel der Einsicht.

Weish 3:16 Kinder der Ehebrecher aber werden ihr Ziel nicht erreichen, und Nachkommen aus gesetzwidrigem Ehebett werden zunichte.

Weish 3:17 Denn selbst wenn sie lang leben, werden sie für nichts geachtet, und ruhmlos wird schließlich ihr Alter sein.

Weish 3:18 Müssen sie aber vorschnell sterben, so haben sie keine Hoffnung und am Tag der Entscheidung keinen Trost.

Weish 3:19 Denn schlimm ist das Ende eines ungerechten Geschlechtes.

 

Weisheit Kapitel 4

 

Weish 4:1 Besser ist Kinderlosigkeit, gepaart mit Tugend; denn Unsterblichkeit liegt in ihrem Andenken, weil sie bei Gott Anerkennung findet und bei den Menschen.

Weish 4:2 Ist sie vorhanden, so ahmt man sie nach, ist sie entschwunden, so sehnt man sie herbei. ln der Ewigkeit schreitet sie bekränzt im Festzug, nachdem sie im Wettstreit um unbefleckte Kampfpreise gesiegt hat.

Weish 4:3 Doch der Gottlosen zahlreiche Nachkommenschaft bringt keinen Nutzen und treibt, weil sie von unrechten Schößlingen abstammt, keine Wurzel in die Tiefe, noch kann sie festen Grund fassen.

Weish 4:4 Denn wenn sie auch für eine Zeitlang üppig in die Zweige schießt, so wird sie doch, dastehend ohne festen Halt, vom Winde erschüttert und von der Gewalt der Stürme entwurzelt werden.

Weish 4:5 Ringsum werden die verkümmerten Äste abgeknickt, und ihre Frucht wird unbrauchbar sein, unreif zum Essen und zu nichts tauglich.

Weish 4:6 Denn die gesetzwidrigem Beischlaf entstammenden Kinder sind Zeugen der Verderbtheit wider ihre Eltern bei ihrer Prüfung.

Weish 4:7 Der Gerechte aber, wenn er frühzeitig stirbt, wird in Ruhe sein.

Weish 4:8 Denn ehrenvolles Alter ist nicht das hochbetagte, und nicht wird es bemessen nach der Jahre Zahl.

Weish 4:9 Vielmehr ist Einsicht für die Menschen weißes Haar, und ein unbeflecktes Leben Greisenalter.

Weish 4:10 Da er Gott wohlgefiel, ward er von ihm geliebt, und da er unter Sündern leben mußte, wurde er entrückt.

Weish 4:11 Er ward hinweggerafft, damit nicht Bosheit seine Einsicht änderte oder Trug seine Seele verführte.

Weish 4:12 Denn der Zauber des Lasters verdunkelt das Gute, und der Taumel der Begierde verwandelt arglosen Sinn.

Weish 4:13 Vollendet in kurzer Frist, hat er doch lange Zeiten erfüllt.

Weish 4:14 Denn wohlgefällig war seine Seele dem Herrn, deshalb enteilte sie mitten aus der Bosheit. Die Leute sahen es wohl, aber verstanden es nicht und nahmen sich solches nicht zu Herzen,

Weish 4:15 [daß nämlich seine Auserwählten Gnade und Erbarmen erlangen und seine Frommen geziemende Vergeltung.]

Weish 4:16 So verurteilt der verstorbene Gerechte die lebenden Gottlosen, und die frühvollendete Jugend das betagte Alter des Ungerechten.

Weish 4:17 Denn sie sehen das Ende des Weisen, verstehen aber nicht, was der Herr mit ihm beabsichtigt, und wozu er ihn in Sicherheit gebracht hat.

Weish 4:18 Sie sehen, aber mißachten es; doch der Herr wird ihrer lachen.

Weish 4:19 Und sie werden danach zu einem verachteten Leichnam und zum Hohn unter den Toten für ewig; denn er wird sie lautlos zu Boden brechen und aus ihren Grundfesten herausrütteln. Bis aufs äußerste werden sie verwüstet; sie werden sich in Qualen winden, und die Erinnerung an sie wird verschwinden.

Weish 4:20 Voll Angst werden sie bei der Abrechnung ihrer Sünden erscheinen, und ihre Missetaten werden ihnen gegenüber als Ankläger auftreten.

 

Weisheit Kapitel 5

 

Weish 5:1 Dann wird der Gerechte mit großer Zuversicht dastehen vor dem Angesicht derer, die ihn bedrängten und seine Bemühungen ablehnten.

Weish 5:2 Wenn sie ihn sehen, werden sie von schrecklicher Furcht erschüttert werden und sich entsetzen über seine unerwartete Errettung.

Weish 5:3 Sie werden voll Reue zueinander sprechen und in Seelenangst seufzen:

Weish 5:4 "Dieser war es, der uns einst zum Gelächter diente und zu schmähenden Spottreden, uns Toren! Wir hielten sein Leben für Irrsinn, sein Ende für schimpflich.

Weish 5:5 Wie ist er nun zu den Gottessöhnen gerechnet und ist sein Los unter den Heiligen!

Weish 5:6 So irrten wir also ab vom Wege der Wahrheit, der Gerechtigkeit Licht hat uns nicht geleuchtet, und die Sonne ging uns nicht auf.

Weish 5:7 Wir verstrickten uns in die Dornen der Sünde und des Verderbens, und weglose Wüsten durchzogen wir, doch den Weg des Herrn erkannten wir nicht.

Weish 5:8 Was hat der Übermut uns genützt, und was hat der Reichtum, mit Prahlerei verbunden, uns eingebracht?

Weish 5:9 Vorbeigegangen ist all das wie ein Schatten und wie eine vorübereilende Botschaft,

Weish 5:10 wie ein Schiff, das wogendes Wasser durchschneidet, nach dessen Durchfahrt keine Spur mehr zu finden ist, noch seines Kieles Pfad in den Wogen;

Weish 5:11 oder gleichwie vom Vogel, der die Luft durchflog, kein Anzeichen seiner Bahn mehr sich findet; vielmehr wurde die leichte Luft - durch den Schlag der Schwingen gepeitscht und gespalten durch die sausende Kraft der bewegten Flügel - nur durchstoßen, und danach ward kein Anzeichen des Durchfluges mehr gefunden;

Weish 5:12 oder es ist vorbeigegangen wie ein Geschoß, das nach dem Ziele abgeschossen wird, wobei die zerteilte Luft sogleich wieder in sich zusammenfließt, so daß man seine Bahn nicht mehr erkennen kann.

Weish 5:13 So wurden auch wir geboren und schwanden dahin, und kein Kennzeichen der Tugend hatten wir aufzuweisen, sondern in unserer Bosheit wurden wir verschlungen."

Weish 5:14 Denn der Gottlosen Hoffnung gleicht der Spreu, die vom Winde verweht, gleicht dünnem Schnee, der vom Sturme gejagt, dem Rauch, der vom Winde zerstreut wird, und der flüchtigen Erinnerung an einen Eintagsgast.

Weish 5:15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit, im Herrn ist ihr Lohn und die Sorge für sie beim Höchsten.

Weish 5:16 Deshalb werden sie die Königskrone der Herrlichkeit empfangen und das Diadem der Schönheit aus der Hand des Herrn; denn mit der Rechten wird er sie beschützen, mit dem Arm sie beschirmen.

Weish 5:17 Als Rüstung wird er seinen Eifer anziehen und als Waffe die Hoffnung gebrauchen zur Abwehr der Feinde.

Weish 5:18 Er wird Gerechtigkeit anlegen als Panzer und unbestechliches Gericht aufsetzen als Helm.

Weish 5:19 Als Schild wird er unbesiegbare Heiligkeit ergreifen

Weish 5:20 und unerbitterlichen Zorn schärfen als Schwert. Mit ihm aber wird die Natur kämpfen gegen die Toren.

Weish 5:21 Es werden dahinfahren die zielsicheren Geschosse der Blitze und wie von einem wohlgerundeten Bogen - den Wolken - nach dem Ziele fliegen.

Weish 5:22 Und aus einer Steinschleuder werden zorngefüllte Schloßen geworfen; wüten wird gegen sie des Meeres Wasser, und Ströme werden jäh über ihnen zusammenschlagen.

Weish 5:23 Entgegentreten wird ihnen der Geist der Kraft und wie ein Sturm sie zerstreuen. Ja, die Sünde wird die ganze Erde verwüsten, und das Laster die Throne der Herrscher umstürzen.

 

Weisheit Kapitel 6

 

Weish 6:1 Hört nun, ihr Könige und merkt wohl; lernt, ihr Richter der Enden der Erde!

Weish 6:2 Lauscht, ihr Herrscher über die Volksmenge, die ihr euch brüstet mit Völkermassen!

Weish 6:3 Denn vom Herrn ward euch die Macht gegeben und die Herrschaft vom Höchsten, der eure Werke prüfen und eure Pläne untersuchen wird.

Weish 6:4 Denn, obwohl nur Diener seines Reiches, habt ihr nicht recht gerichtet noch das Gesetz gehalten, noch seid ihr gewandelt nach Gottes Willen.

Weish 6:5 Furchtbar und schnell wird er über euch kommen, da ein strenges Gericht über die Machthaber ergeht.

Weish 6:6 Denn der geringste Mensch ist verzeihenden Erbarmens wert, Mächtige aber werden machtvoll gezüchtigt.

Weish 6:7 Denn der Herr des Alls wird niemand schonen, noch sich um Größe kümmern. Er hat ja den Kleinen und Großen erschaffen und sorgt in gleicher Weise für alle.

Weish 6:8 Über die Starken aber kommt ein gar strenges Gericht.

Weish 6:9 An euch also, ihr Regenten, ergehen meine Worte, damit ihr Weisheit lernt und keine Fehltritte begeht.

Weish 6:10 Denn die das Heilige heilig hüteten, werden als heilig gelten, und die darin unterwiesen sind, werden Rechtfertigung finden.

Weish 6:11 Verlangt daher nach meinen Worten, begehrt, so werdet ihr Bildung erlangen!

Weish 6:12 Strahlend und unverwelklich ist die Weisheit, leicht wird sie erkannt von denen, die sie lieben, und gefunden von denen, die sie suchen.

Weish 6:13 Den Verlangenden schon gibt sie sich rasch im voraus zu erkennen.

Weish 6:14 Wer früh sich aufmacht nach ihr, braucht sich nicht abzumühen; denn er findet sie an seiner Türe sitzend.

Weish 6:15 Denn das Nachsinnen über sie ist schon vollendete Klugheit, und wer ihretwegen nicht schläft, wird rasch ohne Sorge sein.

Weish 6:16 Sie selbst geht ja umher und sucht, die ihrer würdig sind, freundlich erscheint sie ihnen auf ihren Pfaden, und in jedem Gedanken begegnet sie ihnen.

Weish 6:17 Denn ihr Anfang ist ganz aufrichtiges Verlangen nach Bildung, ernstes Nachdenken über Bildung aber ist Liebe.

Weish 6:18 Liebe aber ist Halten ihrer Gebote, Beobachtung der Gebote aber ist Sicherung der Unsterblichkeit.

Weish 6:19 Unsterblichkeit aber bewirkt Sein in Gottesnähe.

Weish 6:20 So führt Verlangen nach Weisheit empor zur Herrschaft.

Weish 6:21 Wenn ihr daher Freude habt an Thronen und Zeptern, ihr Regenten der Völker, dann schätzet die Weisheit, damit ihr auf ewig herrschen könnt!

Weish 6:22 Was die Weisheit ist und wie sie geworden, will ich berichten und keine Geheimnisse euch verbergen, sondern vom Anfang der Schöpfung her will ich ihr nachspüren, ihre Kenntnis ins Licht stellen und keinesfalls an der Wahrheit vorübergehen!

Weish 6:23 Auch nicht mit zehrendem Neid will ich zusammengehen, da dieser nichts mit der Weisheit gemein hat.

Weish 6:24 Eine große Zahl von Weisen aber ist Heil für die Welt, und ein verständiger König ist Wohlstand für das Volk.

Weish 6:25 Daher laßt euch erziehen durch meine Worte, dann werdet ihr Nutzen haben!

 

Weisheit Kapitel 7

 

Weish 7:1 Auch ich bin zwar nur ein sterblicher Mensch, allen gleich und ein Abkömmling des erdgeborenen Erstgeschaffenen, und im Mutterschoß ward ich gebildet zu Fleisch,

Weish 7:2 in der Frist von zehn Monaten geronnen im Blut durch den Samen des Mannes und durch die Lust, die mit dem Beischlaf verbunden war.

Weish 7:3 Und als ich entstanden war, sog auch ich die gemeinsame Luft ein und fiel auf die Erde, wie das ihr immer in gleicher Weise widerfährt, und weinte gleichfalls den ersten, allen gemeinsamen Laut.

Weish 7:4 In Windeln ward ich aufgezogen und in Sorgen;

Weish 7:5 denn kein König hatte je einen anderen Anfang des Daseins.

Weish 7:6 Denselben Eintritt ins Leben gibt es für alle, und gleich ist der Ausgang.

Weish 7:7 Deshalb betete ich, und es ward mir Einsicht gegeben, ich flehte, da kam mir der Geist der Weisheit.

Weish 7:8 Ich zog sie Zeptern und Kronen vor und achtete Reichtum für nichts im Vergleich mit ihr,

Weish 7:9 noch stellte ich unschätzbare Edelsteine ihr gleich. Denn alles Gold ist vor ihr wie ein wenig Sand, und wie Kot ist Silber zu erachten im Vergleich mit ihr.

Weish 7:10 Mehr als Gesundheit und schöne Gestalt liebte ich sie und wollte lieber sie besitzen als das Tageslicht; denn unauslöschlich ist der Glanz, der von ihr ausgeht.

Weish 7:11 Doch kamen zu mir alle Güter zugleich mit ihr, und unzählbarer Reichtum lag in ihren Händen.

Weish 7:12 Ich freute mich an allen, weil die Weisheit sie leitet, wußte aber nicht, daß sie auch ihre Urheberin ist.

Weish 7:13 Arglos habe ich gelernt, neidlos teile ich mit, ihren Reichtum verheimliche ich nicht.

Weish 7:14 Denn ein unerschöpflicher Schatz ist sie für die Menschen; die ihn gebrauchten, erwarben Freundschaft mit Gott, empfohlen durch die aus der Bildung stammenden Gaben.

Weish 7:15 Mir aber gebe Gott, dem Verständnis gemäß zu reden und dem Verliehenen gemäß würdig zu denken! Denn er selbst ist ja sowohl der Weisheit Führer als auch der Weisen Lenker.

Weish 7:16 Denn in seiner Hand sind wir und unsere Worte, jegliche Einsicht und Kenntnis in künstlerischem Tun.

Weish 7:17 Er war es nämlich, der mir untrügliches Wissen über die Dinge gab, zu kennen den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente,

Weish 7:18 Anfang, Ende und Mitte der Zeiten, der Sonnenwenden Wechsel und den Wandel der Jahreszeiten,

Weish 7:19 den Kreislauf des Jahres und die Stellung der Gestirne,

Weish 7:20 die Natur der Tiere und die Triebe der Raubtiere, die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen, die Unterschiede der Pflanzen und die Heilkräfte der Wurzeln.

Weish 7:21 Alles, was verborgen und was offenbar war, erkannte ich; denn aller Dinge Bildnerin, die Weisheit, hat es mich gelehrt.

Weish 7:22 Denn es wohnt ihr ein Geist inne: denkend, heilig, einzigartig, vielfältig, fein, beweglich, durchdringend, unbefleckt, klar, unverletzlich, das Gute liebend, scharf,

Weish 7:23 unhemmbar, wohltätig, menschenfreundlich, sicher, fest, arglos, alles vermögend, alles beobachtend und alle Geister durchdringend, die denkenden, reinen und feinsten.

Weish 7:24 Denn beweglicher als alle Bewegung ist die Weisheit; sie geht hindurch und durchdringt alles vermöge ihrer Reinheit.

Weish 7:25 Sie ist ja ein Hauch der Kraft Gottes und ein lichter Ausfluß der Herrlichkeit des Allherrschers; deshalb dringt nichts Beflecktes in sie ein.

Weish 7:26 Denn sie ist ein Abglanz ewigen Lichtes, ein ungetrübter Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Abbild seiner Vollkommenheit.

Weish 7:27 Obwohl sie nur eine ist, vermag sie doch alles, und obwohl in sich selbst verbleibend, erneuert sie alles. Von Geschlecht zu Geschlecht geht sie in lautere Seelen ein und rüstet Gottesfreunde und Propheten aus.

Weish 7:28 Denn Gott liebt nichts außer dem Menschen, der mit der Weisheit zusammenwohnt.

Weish 7:29 Diese nämlich ist herrlicher als die Sonne und als jegliche Stellung der Gestirne. Verglichen mit dem Tageslicht, muß man ihr den Vorzug geben;

Weish 7:30 denn auf dieses folgt die Nacht, über die Weisheit aber siegt keine Schlechtigkeit.

 

Weisheit Kapitel 8

 

Weish 8:1 Sie erstreckt sich kraftvoll von einem Ende zum andern und leitet das All vortrefflich.

Weish 8:2 Diese liebte und erstrebte ich von Jugend auf, suchte sie als Braut mir heimzuführen und ward ein Liebhaber ihrer Schönheit.

Weish 8:3 Ihrer adeligen Herkunft macht sie Ehre, da sie mit Gott zusammenwohnt, und der Herrscher des Weltalls hat sie liebgewonnen.

Weish 8:4 Denn in das göttliche Wissen ist sie eingeweiht und wählt aus unter seinen Werken.

Weish 8:5 Wenn aber Reichtum ein begehrenswerter Besitz ist im Leben, was ist reicher als die Weisheit, die das All kunstvoll ausstattet?

Weish 8:6 Wenn schon kluge Begabung Kunstwerke schafft, wer ist in aller Welt ein größerer Künstler als sie?

Weish 8:7 Und wenn jemand Gerechtigkeit liebt, ihrer Bemühungen Früchte sind Tugenden! Denn Maßhaltung lehrt sie und Klugheit, Gerechtigkeit und Starkmut; es gibt im Leben nichts Nützlicheres für die Menschen als diese.

Weish 8:8 Wenn aber jemand auch reiches Wissen begehrt, sie weiß das Vergangene und erschließt das Zukünftige. Sie versteht sich auf sprichwörtliche Redewendungen und Auflösung von Rätseln; Zeichen und Wunder erkennt sie im voraus und was die Verhältnisse und Zeitläufe bringen werden.

Weish 8:9 Ich beschloß also, diese zur Lebensgemeinschaft heimzuführen, da ich wußte, daß sie mir Ratgeberin sein werde im Glück und Trost, in Sorgen und Trübsal.

Weish 8:10 Ich werde ihretwegen Ruhm bei der Menge erlangen und - wenn auch jung - Ehre bei Alten.

Weish 8:11 Scharfsinnig beim Richten wird man mich finden, und vor den Herrschern werde ich Bewunderung ernten.

Weish 8:12 Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten, wenn ich rede, werden sie aufmerksam, und wenn ich ausführlicher spreche, werden sie die Hand auf den Mund legen.

Weish 8:13 Ich werde durch sie Unsterblichkeit erlangen und ewiges Andenken bei meinen Nachkommen hinterlassen.

Weish 8:14 Völker werde ich regieren, und Nationen werden mir untertan sein.

Weish 8:15 Fürchten werden mich schreckliche Tyrannen, wenn sie von mir hören, unter dem Volk werde ich als tüchtig erscheinen und im Krieg als tapfer.

Weish 8:16 Komme ich dann nach Hause, will ich ausruhen bei ihr; denn der Umgang mit ihr bringt keine Bitterkeit mit sich und keinen Verdruß die Lebensgemeinschaft mit ihr, sondern Frohsinn und Freude.

Weish 8:17 Indem ich dieses bei mir erwog und in meinem Herzen bedachte, daß nämlich Unsterblichkeit liege in der Gemeinschaft mit der Weisheit,

Weish 8:18 in der Freundschaft mit ihr edle Freude und in ihrer Hände Bemühungen unerschöpflicher Reichtum, in der Übung des Umgangs mit ihr Klugheit, sodann Ruhm in der Teilnahme an ihren Gesprächen, ging ich umher und suchte, wie ich sie für mich gewinnen könnte.

Weish 8:19 Ich war ein wohlveranlagter junger Mann und hatte eine gute Seele empfangen;

Weish 8:20 oder vielmehr, weil ich gut war, kam ich in einen unbefleckten Leib.

Weish 8:21 In der Erkenntnis aber, daß ich ihrer nicht anders habhaft würde, als wenn Gott sie gibt - auch das schon war Sache der Einsicht, zu wissen, wessen Gnade sie ist -, so wandte ich mich an den Herrn, bat ihn und sprach aus meinem ganzen Herzen:

 

Weisheit Kapitel 9

 

Weish 9:1 Gott der Väter und Herr des Erbarmens, der du das All durch dein Wort gemacht

Weish 9:2 und durch deine Weisheit den Menschen ausgerüstet hast, damit er herrsche über die Geschöpfe, die durch dich entstanden,

Weish 9:3 die Welt leite in Heiligkeit und Gerechtigkeit, und in Geradheit der Seele Gericht halte,

Weish 9:4 o gib mir die Weisheit, deine Throngenossin, und schließe mich aus der Zahl deiner Kinder nicht aus!

Weish 9:5 Denn dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd, ein schwacher und kurzlebiger Mensch, zu gering an Einsicht für Recht und Gesetz.

Weish 9:6 Denn selbst wenn einer vollkommen wäre unter den Menschenkindern, so wird er doch, wenn von dir her die Weisheit fehlt, für nichts geachtet.

Weish 9:7 Du hast mich erwählt zum König deines Volkes und zum Richter über deine Söhne und Töchter.

Weish 9:8 Du hast befohlen, einen Tempel zu bauen auf deinem heiligen Berg und in der Stadt deiner Wohnstätte einen Opferaltar, ein Abbild des heiligen Zeltes, das du von Anfang an vorausbereitet hast.

Weish 9:9 Bei dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt und dabei war, als du die Welt erschufst, und weiß, was wohlgefällig ist in deinen Augen und was recht ist nach deinen Geboten.

Weish 9:10 Sende sie aus dem heiligen Himmel, und vom Thron deiner Herrlichkeit schicke sie, damit sie die Aufgabe übernehme, mir beizustehen, und ich erkenne, was dir wohlgefällig ist!

Weish 9:11 Denn sie ist es, die alles weiß und versteht, und sie wird mich bei meinen Handlungen besonnen leiten und mich in ihrem Glanz bewahren.

Weish 9:12 Dann werden meine Werke angenehm sein, ich werde dein Volk gerecht leiten und des Thrones meines Vaters würdig sein.

Weish 9:13 Denn welcher Mensch vermag den Willen Gottes zu erkennen, oder wer kann begreifen, was der Herr wünscht?

Weish 9:14 Sind doch die Gedanken der Sterblichen schwächlich und hinfällig unsere Erwägungen.

Weish 9:15 Denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den gedankenreichen Verstand.

Weish 9:16 Kaum erraten wir die irdischen Dinge, und was auf der Hand liegt, finden wir mit Mühe; das Himmlische aber, wer könne es je ergründen?

Weish 9:17 Wer aber hat deinen Willen erkannt, ohne daß du Weisheit mitteiltest und deinen heiligen Geist aus der Höhe sandtest?

Weish 9:18 Nur so wurden die Pfade der Erdbewohner recht gelenkt, die Menschen belehrt über das, was dir wohlgefällt, und durch die Weisheit gerettet.

 

Weisheit Kapitel 10

 

Weish 10:1 Sie war es, die den erstgebildeten Vater der Welt, als er allein erschaffen war, beschirmte; sie riß ihn heraus aus seinem Fall

Weish 10:2 und gab ihm Kraft, über alles zu herrschen.

Weish 10:3 Ein Ungerechter aber, der von ihr in seinem Zorn abfiel, ging in brudermordendem Grimm zugrunde.

Weish 10:4 Den seinetwegen überschwemmten Erdkreis hat wieder die Weisheit gerettet, indem sie auf geringwertigem Holz den Gerechten steuerte.

Weish 10:5 Sie erkor sich, als die Völker wegen einmütiger Bosheit verwirrt wurden, den Gerechten, bewahrte ihn untadelig vor Gott und erhielt ihn starkmütig bei allem Mitleid mit seinem Kind.

Weish 10:6 Sie rettete beim Untergang der Gottlosen einen Gerechten, da er floh vor dem Feuer, das auf die fünf Städte herabfiel.

Weish 10:7 Als Zeugnis ihrer Bosheit sind bis jetzt vorhanden dampfendes Ödland und Pflanzen, die zur Unzeit fruchten, und als Denkmal einer ungläubigen Seele eine ragende Salzsäule.

Weish 10:8 Weil sie nämlich die Weisheit verachtet haben, wurden sie nicht nur gestraft wegen Unkenntnis des Guten, sondern hinterließen auch der Welt ein Mahnmal der Torheit, damit sie nicht verborgen bleiben konnten mit ihren Verfehlungen.

Weish 10:9 Die Weisheit aber rettete aus Nöten ihre Diener.

Weish 10:10 Sie hat den Gerechten, als er vor dem Zorn des Bruders floh, geleitet auf geraden Pfaden; sie zeigte ihm das Reich Gottes und gab ihm Kenntnis von heiligen Dingen; sie ließ ihn wohlhabend werden in Anstrengungen und lohnte reichlich seine Mühen.

Weish 10:11 Bei der Habsucht seiner Bedränger stand sie ihm bei und machte ihn reich.

Weish 10:12 Sie behütete ihn vor Feinden und beschützte ihn vor Verfolgern; einen harten Kampf entschied sie für ihn, damit er erkenne, daß stärker als alles die Frömmigkeit ist.

Weish 10:13 Sie ließ den verkauften Gerechten nicht im Stich, sondern rettete ihn vor der Sünde.

Weish 10:14 Sie stieg mit ihm hinab in den Kerker und verließ ihn nicht in Fesseln, bis daß sie das Zepter der Herrschaft ihm brachte und Macht über seine Bedrücker. Seine Verleumder aber erwies sie als Lügner und gab ihm ewigen Ruhm.

Weish 10:15 Sie hat das heilige Volk und den untadeligen Stamm errettet vor dem Volk der Bedränger.

Weish 10:16 Sie zog ein in die Seele des Knechtes des Herrn und widerstand furchtbaren Königen durch Zeichen und Wunder.

Weish 10:17 Den Heiligen gab sie den Lohn für ihre Mühe, leitete sie auf wunderbarem Wege und wurde ihnen zum Schutzdach bei Tage und zum Sternenlicht während der Nacht.

Weish 10:18 Sie führte diese durch das Rote Meer und geleitete sie durch die vielen Wasser.

Weish 10:19 Ihre Feinde aber ließ sie ertrinken und spülte sie empor aus der Meerestiefe.

Weish 10:20 Deshalb plünderten die Gerechten die Gottlosen aus und besangen, o Herr, deinen heiligen Namen und priesen einmütig deine siegreiche Hand.

Weish 10:21 Denn die Weisheit öffnete den Mund der Stummen und machte die Zungen der Unmündigen laut.

 

Weisheit Kapitel 11

 

Weish 11:1 Sie führte ihre Unternehmungen zum Erfolg durch die Hand eines heiligen Propheten;

Weish 11:2 eine unbewohnte Wüste durchzogen sie, und in unwegsamem Gelände schlugen sie Zelte auf.

Weish 11:3 Sie widerstanden Feinden und wehrten Gegner ab.

Weish 11:4 Als sie Durst litten, riefen sie dich an, und aus steilem Felsen ward ihnen Wasser gegeben und Linderung des Durstes aus hartem Gestein.

Weish 11:5 Denn womit ihre Feinde gezüchtigt wurden, damit wurde ihnen in ihrem Mangel wohlgetan.

Weish 11:6 Statt des nie versiegenden Quells des Nilstromes, der durch Mordblut getrübt war

Weish 11:7 zur Strafe für den Befehl des Kindermordes, gabst du ihnen unverhofft reichlich Wasser

Weish 11:8 und zeigtest durch den damaligen Durst, wie sehr du die Gegner bestraft hattest.

Weish 11:9 Denn als sie geprüft oder vielmehr mit Milde gezüchtigt wurden, erkannten sie, wie schwer die mit Zorn gerichteten Gottlosen geplagt worden waren.

Weish 11:10 Denn diese stelltest du wie ein warnender Vater auf die Probe, jene aber zogst du vor dein Strafgericht, um sie wie ein strenger König zu verurteilen.

Weish 11:11 Ob fern, ob gegenwärtig, wurden sie in gleicher Weise gepeinigt.

Weish 11:12 Denn doppelter Schmerz erfaßte sie und Stöhnen in der Erinnerung an das Vergangene.

Weish 11:13 Als sie nämlich hörten, wie das, womit sie gestraft worden waren, diesen zur Wohltat wurde, verspürten sie den Herrn.

Weish 11:14 Denn ihn, den sie einst bei der Aussetzung in den Fluß warfen und höhnend ablehnten, mußten sie am Ende der Ereignisse anstaunen, nachdem sie ungleich mehr als die Gerechten an Durst gelitten.

Weish 11:15 Für ihre unvernünftigen Gedanken voll Gottlosigkeit, durch die sie, irregeleitet, vernunftloses Gewürm und niedriges Getier verehrten, sandtest du ihnen eine Menge vernunftloser Tiere zur Strafe,

Weish 11:16 damit sie erkennen sollten, daß man gestraft wird, womit man sündigt.

Weish 11:17 Denn es wäre nicht unmöglich gewesen für deine allmächtige Hand, die aus gestaltlosem Stoff die geordnete Welt erschuf, über sie eine Menge von Bären oder grimme Löwen zu schicken

Weish 11:18 oder neugeschaffene, wuterfüllte, unbekannte Bestien, feurigen Atem schnaubend oder brausenden Dampf ausstoßend oder schreckliche Funken aus den Augen sprühend,

Weish 11:19 von denen nicht erst der Angriff sie umzubringen, sondern allein schon der furchtbare Anblick sie zu verderben vermocht hätte.

Weish 11:20 Aber selbst abgesehen davon, hätten sie durch einen einzigen Hauch stürzen können, vom Strafgericht verfolgt und hinweggefegt vom Odem deiner Macht. Doch alles hast du nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.

Weish 11:21 Denn dich groß und mächtig zu zeigen, steht allzeit bei dir, und wer vermag der Kraft deines Armes zu widerstehen?

Weish 11:22 Denn wie ein Stäubchen auf der Waage ist die ganze Welt vor dir und wie ein Tropfen vom Morgentau, der auf die Erde herabfällt.

Weish 11:23 Du aber erbarmst dich aller, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie Buße tun.

Weish 11:24 Denn du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du geschaffen; denn hättest du etwas gehaßt, dann hättest du es nicht erschaffen.

Weish 11:25 Wie könnte etwas bestehen, wenn du es nicht wolltest, oder wie könnte nicht von dir ins Dasein Gerufenes erhalten bleiben?

Weish 11:26 Ja, alles schonst du, weil es dein eigen ist, du lebenliebender Herrscher!

 

Weisheit Kapitel 12

 

Weish 12:1 Denn dein unvergänglicher Geist ist in allem.

Weish 12:2 Daher strafst du die Fehlenden erst ein wenig und verwarnst sie, indem du sie an ihre Sünden erinnerst, damit sie von ihrer Bosheit lassen und an dich glauben, Herr.

Weish 12:3 Denn du haßtest zwar die einstigen Bewohner deines heiligen Landes,

Weish 12:4 weil sie Schändlichstes trieben, Zauberwerke und unheilige Feiern.

Weish 12:5 Die erbarmungslosen Kindermörder und die Mahlgemeinschaft von Menschenfleischfressern, die eingeweihten Teilnehmer inmitten des blutigen Opfermahls

Weish 12:6 und die Eltern, die eigenhändig hilflose Wesen ermordeten, wolltest du durch die Hand unserer Väter vertilgen,

Weish 12:7 damit das von dir unter allen am meisten geschätzte Land einer würdigen Ansiedlung von Gotteskindern teilhaftig würde.

Weish 12:8 Aber auch mit jenen, weil sie Menschen waren, bist du schonend verfahren und sandtest als Vorläufer deines Heeres Wespen, damit diese sie allmählich ausrotteten,

Weish 12:9 obgleich du mächtig gewesen wärest, in einer Schlacht die Gottlosen den Gerechten zu unterwerfen oder sie durch furchtbare Tiere oder durch ein gestrenges Wort auf einmal zu vernichten.

Weish 12:10 Allmählich strafend gabst du Raum für die Buße, obwohl du wußtest, daß ihre Abstammung schlecht und ihre Bosheit angeboren war und ihre Gesinnung ewig sich nicht wandeln würde.

Weish 12:11 Denn ein von Anfang an verfluchter Stamm waren sie. Auch nicht aus Scheu vor irgend jemand gabst du Straffreiheit für ihre Sünden;

Weish 12:12 denn wer darf sagen: "Was hast du getan?" Oder wer kann deinem Urteil widerstehen? Wer könnte dich belangen ob des Untergangs von Völkern, die du selbst geschaffen hast? Oder wer könnte gegen dich auftreten als Anwalt ungerechter Menschen?

Weish 12:13 Denn keinen Gott gibt es außer dir, der Sorge trägt für alles, so daß du beweisen müßtest, daß du nicht ungerecht gerichtet hast;

Weish 12:14 noch auch kann ein König oder Herrscher dir vor die Augen treten wegen derer, die du straftest.

Weish 12:15 Vielmehr weil du gerecht bist, lenkst du das All in Gerechtigkeit; den, der keine Strafe verdient hat, zu verurteilen, hältst du für unwürdig deiner Macht.

Weish 12:16 Denn deine Stärke ist die Quelle der Gerechtigkeit, und deine Herrschaft über alles läßt dich alles schonen.

Weish 12:17 Denn Stärke zeigst du, wenn man nicht glaubt an die Vollkommenheit deiner Macht, und an denen, die darum wissen, strafst du den Trotz.

Weish 12:18 Du aber, dem Stärke zu Gebote steht, richtest in Milde, und mit viel Schonung regierst du uns; denn es steht bei dir, wann immer du willst, dich mächtig zu zeigen.

Weish 12:19 Du hast aber dein Volk durch solche Taten belehrt, daß der Gerechte menschenfreundlich sein muß, und erfülltest deine Söhne mit guter Zuversicht, daß du nach Sünden Buße anbietest.

Weish 12:20 Denn wenn du schon die Feinde deiner Kinder und des Todes Schuldige mit solcher Zurückhaltung und Nachsicht bestraft hast, daß du Zeit und Raum gabst, inzwischen von der Bosheit abzulassen,

Weish 12:21 mit welcher Sorgfalt bist du erst mit deinen Söhnen ins Gericht gegangen, deren Vätern du Eide und Verträge voll guter Verheißungen gabst!

Weish 12:22 Während du uns also erziehst, schlägst du unsere Feinde tausendfach, damit wir selbst beim Richten an deine Güte dächten, wenn wir aber gerichtet werden, auf Erbarmen hofften.

Weish 12:23 Daher hast du auch die in törichtem Dasein ungerecht Dahinlebenden durch ihre eigenen Greuel gepeinigt.

Weish 12:24 Denn sie irrten sogar über die gewöhnlichen Irrwege noch weit hinaus, indem sie, nach unmündiger Kinder Art getäuscht, die selbst unter den Tieren verächtlichsten aller häßlichen Lebewesen für Götter hielten.

Weish 12:25 Deshalb hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern zur Verspottung die Strafe gesandt.

Weish 12:26 Die aber, die sich nicht warnen ließen durch den spottenden Tadel, sollten ein Gericht erfahren, das Gottes würdig war.

Weish 12:27 Denn durch die Tiere, unter denen sie litten und unwillig waren, durch diese Tiere, die sie für Götter gehalten und mit denen sie nun bestraft wurden, lernten sie den kennen, von dem sie vorher nichts wissen wollten, und erkannten den wahren Gott. Deshalb war auch die äußerste Strafe über sie gekommen.

 

Weisheit Kapitel 13

 

Weish 13:1 Nichtig waren ja von Natur aus alle Menschen, denen Unkenntnis Gottes eigen war und die aus den sichtbaren Gütern nicht den Seienden zu erkennen vermochten, noch bei der Betrachtung der Werke den weisen Schöpfer erkannten,

Weish 13:2 die vielmehr das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, das gewaltige Wasser oder die Leuchten des Himmels für weltbeherrschende Götter hielten.

Weish 13:3 Wenn sie nun, durch deren Schönheit erfreut, sie für Götter ansahen, hätten sie doch erkennen sollen, wieviel besser deren Herr ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie erschaffen.

Weish 13:4 Wenn sie aber erschreckt waren über deren Macht und Wirkkraft, hätten sie aus ihnen folgern sollen, wieviel mächtiger ihr Schöpfer ist.

Weish 13:5 Denn aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird vergleichsweise ihr Urheber erschaut.

Weish 13:6 Gleichwohl trifft diese nur geringer Tadel; sie gehen nämlich vielleicht nur irre bei ihrem Suchen nach Gott und ihrem Willen, ihn zu finden.

Weish 13:7 Denn bei seinen Werken verweilend, forschen sie und lassen sich verführen durch den Augenschein, weil das Geschaute gar schön ist.

Weish 13:8 Immerhin sind auch sie nicht entschuldbar;

Weish 13:9 denn wenn sie so viel zu erkennen vermochten, daß sie die Welt beurteilen konnten, wie war es möglich, daß sie den Herrn dieser Dinge nicht noch schneller fanden?

Weish 13:10 Erbärmlich aber waren jene, und auf tote Dinge gerichtet war die Hoffnung derer, die Werke von Menschenhänden Götter nannten, Gold und Silber, Kunstwerke und Tierbilder oder unnütze Steine, das Werk uralter Herkunft.

Weish 13:11 Es sägte zum Beispiel ein Holzschnitzer einen geeigneten Stamm heraus, schälte geschickt ringsum seine ganze Rinde ab, und nach sachgemäßer Bearbeitung fertigte er ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch.

Weish 13:12 Die Abfälle der Arbeit aber verheizte er zur Bereitung der Mahlzeit und sättigte sich.

Weish 13:13 Jedoch ein Stück Abfallholz davon, zu nichts brauchbar, ein krummes und von Ästen durchwachsenes Holz, nahm er, schnitzte daran mit Eifer in seinen Mußestunden und formte es mit Geschicklichkeit in der Erholungszeit, gab ihm die Gestalt eines Menschen

Weish 13:14 oder machte es irgendeinem niedrigen Tier ähnlich, bestrich es mit Rötel und färbte seine Oberfläche mit Schminke rot, und jeden Fleck an ihm bestrich er;

Weish 13:15 dann machte er ihm eine entsprechende Behausung, brachte es an einer Mauer an und sicherte es mit Eisen.

Weish 13:16 Damit es also nicht herunterfiele, mußte er für dasselbe Vorsorge treffen, weil er wußte, daß es sich selbst nicht helfen kann; ist es doch nur ein Abbild und bedarf der Hilfe.

Weish 13:17 Wenn er aber für seine Besitztümer, seine Ehe und Kinder betet, schämt er sich nicht, das Leblose anzureden, und um Gesundheit ruft er das Schwache an.

Weish 13:18 Um Leben bittet er das Tote, um Beistand fleht er das Hilfloseste an, um Schutz für eine Reise das Wesen, das nicht einmal den Fuß gebrauchen kann,

Weish 13:19 für Handel, Arbeit und Erfolg der Hände erbittet er sich Kraft von dem, dessen Hände völlig kraftlos sind.

 

Weisheit Kapitel 14

 

Weish 14:1 Wer ferner sich zu einer Seefahrt anschickt und vorhat, wilde Wogen zu durchmessen, der ruft ein Holz an, das morscher ist als das ihn tragende Fahrzeug;

Weish 14:2 denn dieses hat der Erwerbstrieb ersonnen und die künstlerische Weisheit gebaut.

Weish 14:3 Deine Vorsehung aber, o Vater, steuert es hindurch, weil du auch im Meer einen Weg bahntest und in den Wogen einen sicheren Pfad,

Weish 14:4 um so zu zeigen, daß du aus jeder Lage retten kannst, so daß auch einer ohne Seemannskenntnis das Schiff besteigen kann.

Weish 14:5 Du willst ja, daß die Werke deiner Weisheit nicht ungenützt bleiben; deshalb vertrauten die Menschen auch dem geringsten Holz ihr Leben an, und auf einem Floß die Wogen durchquerend, wurden sie gerettet.

Weish 14:6 Denn auch im Anfang, als die übermütigen Riesen umkamen, flüchtete sich die Hoffnung der Welt auf ein Floß und hinterließ, von deiner Hand gesteuert, der Welt Samen für die Fortpflanzung.

Weish 14:7 Denn gesegnet wird ein Holz, durch das Gerechtigkeit geschieht.

Weish 14:8 Das handgemachte Götzenbild jedoch ist selbst verflucht, ebenso auch der, der es gemacht. Denn dieser hat es angefertigt, jenes aber wurde, obwohl vergänglich, Gott genannt.

Weish 14:9 Denn vor Gott ist in gleicher Weise verhaßt der Gottlose und dessen gottloses Werk.

Weish 14:10 So wird denn auch das Werk samt dem Verfertiger bestraft werden.

Weish 14:11 Deshalb wird auch über die Götzenbilder der Heiden Heimsuchung kommen, weil sie in der Schöpfung Gottes zum Greuel wurden, zum Anstoß für die Seelen der Menschen und zum Fallstrick für die Füße der Toren.

Weish 14:12 Anfang der Götzenbuhlerei ist nämlich das Sinnen auf Götzenbilder, und solche zu erfinden ist Verderbnis des Lebens.

Weish 14:13 Denn sie waren nicht von Anfang an, noch werden sie für immer sein.

Weish 14:14 Denn durch Irrwahn der Menschen kamen sie in die Welt, und darum ist ihr jähes Ende beschlossen.

Weish 14:15 Ein Vater nämlich, durch allzu frühe Trauer gequält, machte sich ein Bild des so schnell dahingerafften Kindes, und den damals doch bereits toten Menschen verehrte er nun wie einen Gott und führte bei seinen Untergebenen Geheimkulte und Opferfeiern ein.

Weish 14:16 Dann wurde mit der Zeit die gottlose Sitte gefestigt und wie ein Gesetz beobachtet,

Weish 14:17 und auf Befehl von Gewaltherrschern wurden die Schnitzwerke angebetet. Wer die Herrscher wegen weiter Entfernung nicht von Angesicht verehren konnte, vergegenwärtigte sich ihre Gestalt in der Ferne und machte sich ein wahrnehmbares Abbild vom verehrten König, damit sie dem Abwesenden, als wäre er anwesend, durch ihren Eifer schmeicheln konnten.

Weish 14:18 Der Ehrgeiz des Künstlers trieb dann auch jene, die den König nicht kannten, zur Förderung der göttlichen Verehrung an.

Weish 14:19 Denn er, der vielleicht dem Herrscher zu gefallen trachtete, erreichte durch seine Kunst ein besonders schönes Abbild.

Weish 14:20 Die Menge aber, angezogen von der Anmut des Werkes, hielt den noch vor kurzem als Menschen Verehrten für ein göttliches Wesen.

Weish 14:21 Und dies wurde zu einer Falle für das Leben, daß nämlich die Menschen entweder dem Unglück oder der Tyrannei sich fügten und Dingen aus Stein und Holz den Namen gaben, der niemandem zukommt.

Weish 14:22 Sodann genügte es nicht, in der Gotteserkenntnis zu irren, sondern sie, die im großen Unfrieden der Unwissenheit leben, nennen so große Übel auch noch Frieden.

Weish 14:23 Während sie nämlich kindermordende Opferfeiern und heimliche Kulte oder wilde Gelage mit fremdartigen Gebräuchen begehen,

Weish 14:24 halten sie weder Leben noch Ehe mehr rein, sondern einer bringt den anderen hinterlistig um oder fügt ihm durch Ehebruch Leid zu.

Weish 14:25 Alles Tun ohne Unterschied beherrschen Blutdurst und Mordlust, Diebstahl und Betrug, Verderbtheit, Untreue, Aufruhr und Meineid,

Weish 14:26 Störung des Guten, Vergessen der Wohltaten, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Ehezerrüttung, Ehebruch und Ausschweifung.

Weish 14:27 Denn die Verehrung der namenlosen Götzen ist jeden Übels Anfang, Ursache und Ende.

Weish 14:28 (Ihre Anbeter) rasen im Freudentaumel oder weissagen Lügen, führen ein Leben voll Ungerechtigkeit oder sind schnell bei der Hand, falsch zu schwören.

Weish 14:29 Da sie ja leblosen Götzen vertrauen, rechnen sie nicht damit, für falsche Eide bestraft zu werden.

Weish 14:30 Für beides aber wird sie gerechte Vergeltung ereilen, daß sie, schlecht über Gott nachdenkend, Götzen anhingen und daß sie in Mißachtung heiliger Scheu trügerische Meineide schworen.

Weish 14:31 Denn nicht die Macht der beim Eid angerufenen Götzen, sondern die Bestrafung der Sünder folgt stets auf die Übertretung der Frevler.

 

Weisheit Kapitel 15

 

Weish 15:1 Du aber, unser Gott, bist gütig und treu, langmütig und das All mit Erbarmen lenkend!

Weish 15:2 Denn auch wenn wir sündigten, sind wir dein, da wir deine Macht kennen. Wir wollen aber nicht sündigen, im Bewußtsein, dir anzugehören.

Weish 15:3 Denn dich verstehen ist vollkommene Gerechtigkeit, und deine Macht erkennen ist Wurzel der Unsterblichkeit.

Weish 15:4 Uns hat ja nicht verführt, was der Menschen schlechte Kunst sich ausdachte, noch der Maler nichtsnutzige Arbeit, eine Figur, mit bunten Farben bepinselt,

Weish 15:5 deren Anblick die Toren reizt, daß jemand Lust hat an eines toten Bildes lebloser Gestalt.

Weish 15:6 Liebhaber des Bösen und solcher Hoffnungen würdig sind die Hersteller, die Anhänger und die Anbeter.

Weish 15:7 Da knetet etwa ein Töpfer mühsam weiche Erde und formt für unseren Gebrauch jedes einzelne Stück. Aber aus demselben Ton bildet er die sauberen Zwecken dienenden Gefäße wie auch die für das Gegenteil, alle in gleicher Weise. Für welche von diesen beiden Gebrauchsmöglichkeiten ein jedes verwendet werden soll, darüber entscheidet der Tonarbeiter.

Weish 15:8 Mit übel angewendeter Mühe formt er einen nichtigen Götzen aus demselben Ton, er, der vor kurzem aus Erde entstanden, alsbald wieder zu ihr zurückkehrt, von der er genommen ward, wenn das Darlehen der Seele von ihm zurückgefordert wird.

Weish 15:9 Aber es macht ihm keine Sorge, daß er dahinsinken wird und daß er ein kurzfristiges Leben hat, sondern er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergießern, ahmt Erzbildner nach und hält es für einen Ruhm, Fälschungen herzustellen.

Weish 15:10 Asche ist sein Herz, minderwertiger als Erde seine Hoffnung und wertloser als Ton sein Leben;

Weish 15:11 denn er erkannte den nicht, der ihn geformt, ihm eine tätige Seele eingehaucht und den Lebensodem eingeblasen hat.

Weish 15:12 Vielmehr hielt er unser Leben für eine Spielerei und das Dasein für einen einträglichen Jahrmarkt; denn man müsse, sagt er, woher auch immer, selbst aus Schlechtem Gewinn ziehen.

Weish 15:13 Er weiß nämlich besser als alle, daß er Sünde tut, wenn er aus Erdenstoff zerbrechliche Gefäße und zugleich Figuren fertigt.

Weish 15:14 Allesamt aber sind sie höchst unvernünftig und armseliger als eines Kleinkindes Seele, die Feinde deines Volkes, die es geknechtet haben.

Weish 15:15 Denn sogar alle Götzen der Heidenvölker hielten sie für Götter, die weder die Augen brauchen können zum Sehen, noch die Nase, um Luft einzuziehen, noch die Ohren zum Hören, noch die Finger der Hände zum Tasten, und deren Füße untauglich sind zum Gehen.

Weish 15:16 Denn ein Mensch hat sie gemacht und einer, dem der Geist nur geliehen, sie gebildet; denn kein Mensch kann einen Gott auch nur sich selbst ähnlich machen.

Weish 15:17 Vielmehr als Sterblicher kann er nur Totes schaffen mit frevelnden Händen; denn vollkommener ist er als die von ihm verehrten Dinge; bekam doch er selber Leben, jene aber nicht.

Weish 15:18 Sogar die häßlichsten Tiere verehren sie; denn verglichen nach der Dummheit, sind diese noch minderwertiger als die anderen Tiere.

Weish 15:19 Sie sind auch nicht schön, so daß man an ihnen, wie sonst etwa beim Anblick von Tieren, Gefallen haben könnte; sie sind vielmehr des Lobes Gottes und seines Segens bar.

 

Weisheit Kapitel 16

 

Weish 16:1 Deswegen wurden sie mit Recht durch ähnliches Getier gequält und durch eine Menge von Ungeziefer gepeinigt.

Weish 16:2 Statt solcher Strafe hast du deinem Volke wohlgetan und für sein begehrliches Verlangen außerordentliche Kost als Nahrung vorgesehen, nämlich Wachteln,

Weish 16:3 damit jene, wenn sie nach Speise begehrten, wegen der Widerlichkeit der gesandten Tiere auch den gebieterischen Hunger unterdrückten, diese aber nach kurzem Mangel sogar eine außerordentliche Kost erhielten.

Weish 16:4 Denn über jene, die Bedrücker, mußte unerbittlicher Mangel kommen, diesen aber sollte nur gezeigt werden, wie sehr ihre Feinde gepeinigt wurden.

Weish 16:5 Denn auch als der furchtbare Grimm wilder Tiere über sie kam und sie durch Bisse der sich ringelnden Schlangen umkamen, währte dein Zorn nicht bis zum Ende.

Weish 16:6 Zur Warnung nur wurden sie für kurze Zeit erschreckt, zur Erinnerung an die Vorschrift deines Gesetzes; sie hatten ja ein Zeichen der Errettung.

Weish 16:7 Denn wer sich diesem zuwandte, wurde gerettet, nicht durch das Geschaute, sondern durch dich, den Retter aller.

Weish 16:8 Eben dadurch aber überzeugtest du unsere Feinde, daß du es bist, der von allem Übel erlöst.

Weish 16:9 Denn jene wurden getötet durch die Bisse der Heuschrecken und Fliegen, und es fand sich kein Heilmittel für ihr Leben, weil sie es verdient hatten, von solchen gezüchtigt zu werden.

Weish 16:10 Über deine Söhne aber obsiegten nicht einmal die Zähne giftspritzender Schlangen; denn dein Erbarmen trat dagegen ein und heilte sie.

Weish 16:11 Denn zur Erinnerung an deine Worte wurden sie gestochen und schnell wieder gerettet, damit sie nicht, in tiefe Vergessenheit versunken, gleichgültig würden gegen deine Wohltat.

Weish 16:12 Denn weder Kraut noch Wundpflaster heilte sie, sondern dein Wort, o Herr, das alles heilt.

Weish 16:13 Du hast ja Macht über Leben und Tod und führst hinab zu der Unterwelt Toren und wieder herauf.

Weish 16:14 Ein Mensch jedoch kann wohl töten in seiner Bosheit, aber den entflohenen Lebensgeist nicht zurückgeben, noch die hinweggenommene Seele erlösen.

Weish 16:15 Doch deiner Hand zu entfliehen, ist nimmer möglich.

Weish 16:16 Denn während die Gottlosen leugneten, dich zu kennen, wurden sie durch die Macht deines Armes geschlagen, verfolgt durch ungewöhnliche Regengüsse, Hagel und unentrinnbare Gewitter und vom Feuer der Blitze verzehrt.

Weish 16:17 Denn was das Sonderbarste war: in dem alles löschenden Wasser entfaltete das Feuer noch mehr Kraft; denn die Natur kämpft für die Gerechten.

Weish 16:18 Bald nämlich wurde die Flamme gebändigt, damit sie nicht die gegen die Gottlosen entsandten Tiere verbrenne; vielmehr sollten jene selbst sehen und erkennen, daß sie von Gottes Gericht bedrängt wurden.

Weish 16:19 Bald aber loderte sie mitten im Wasser weit über die übliche Kraft des Feuers, um die Erzeugnisse des frevelhaften Landes zu vernichten.

Weish 16:20 Statt dessen gabst du deinem Volke Engelsspeise zu essen und gewährtest ihnen unaufhörlich fertiges Brot vom Himmel her, das jeglichen Genuß enthielt und jedem Geschmack entsprach.

Weish 16:21 Denn deine Kost offenbarte deine süße Güte gegen deine Kinder: dem Begehren eines jeden Essenden entgegenkommend, wandelte sie sich zu dem, was er wünschte.

Weish 16:22 Obwohl wie Schnee und Eis, hielt sie doch dem Feuer stand und schmolz nicht, damit man erkenne, daß das Feuer, welches im Hagel flammte und durch die Regengüsse hindurchblitzte, nur die Früchte der Feinde verdarb.

Weish 16:23 Dasselbe Feuer hinwieder vergaß sogar seine eigene Kraft, damit die Gerechten Nahrung hätten.

Weish 16:24 Denn die Schöpfung, die dir, dem Urheber, untertan ist, spannt sich an zur Strafe an den Ungerechten und schwächt sich ab zum Wohltun an jenen, die auf dich vertrauen.

Weish 16:25 Deshalb wandelte sie sich auch damals in alles Beliebige und diente deinem alles ernährenden Schenken, je nach Wunsch der Bittenden.

Weish 16:26 Dadurch sollten deine Söhne, die du, o Herr, liebtest, lernen, daß nicht die verschiedenen Arten der Früchte den Menschen ernähren, sondern daß dein Wort jene erhält, die auf dich vertrauen.

Weish 16:27 Denn was vom Feuer zwar nicht vertilgt wurde, schmolz doch sogleich, von einem flüchtigen Sonnenstrahl erwärmt,

Weish 16:28 damit deutlich kund würde, daß man mit dem Dankgebet zu dir der Sonne zuvorkommen und gegen Anbruch des Lichtes vor dich hintreten soll.

Weish 16:29 Denn des Undankbaren Hoffnung schmilzt wie winterlicher Reif und zerrinnt wie unnützes Wasser.

 

Weisheit Kapitel 17

 

Weish 17:1 Ja, groß sind deine Gerichte und schwer zu begreifen; deshalb fielen zuchtlose Seelen in Irrtum.

Weish 17:2 Während nämlich die Frevler meinten, ein heiliges Volk unterdrücken zu dürfen, lagen sie da, gefangen in Finsternis und gefesselt in langer Nacht, eingeschlossen in ihren Behausungen, ausgeschlossen von der ewigen Vorsehung.

Weish 17:3 Denn im Glauben, mit geheimen Sünden verborgen zu bleiben unter der dunklen Decke der Vergessenheit, wurden sie zersprengt in furchtbarem Schrecken und durch Trugbilder geängstigt.

Weish 17:4 Denn auch nicht der Schlupfwinkel, der sie barg, bewahrte sie vor Furcht, sondern beunruhigende Geräusche rasselten rings um sie herum, und düstere Gestalten mit finsteren Mienen tauchten auf.

Weish 17:5 Keines Feuers Gewalt vermochte Licht zu verbreiten, auch nicht die strahlenden Flammen der Gestirne konnten jene grauenhafte Nacht erhellen.

Weish 17:6 Als einziges leuchtete ihnen ein von selbst entstandener, schreckenerregender Feuerherd. Ganz entsetzt aber hielten sie, wenn jener Anblick nicht mehr zu sehen war, das Geschaute für um so schlimmer.

Weish 17:7 Das Gaukelwerk der Zauberkunst versagte, ebenso die äußerst schmähliche Probe auf ihr Prahlen mit Wissen.

Weish 17:8 Denn sie, die versprachen, Ängste und Schrecken von der kranken Seele zu bannen, erkrankten selbst an lächerlicher Furcht.

Weish 17:9 Denn wenn auch sonst nichts Schreckhaftes sie ängstigte, gingen sie nun; durch das Vorbeilaufen von Getier und das Zischen von Schlangen aufgejagt, zitternd zugrunde und weigerten sich, die Luft anzusehen, der man doch nirgends entfliehen kann.

Weish 17:10 Denn als etwas dem Wesen nach Feiges wird die Schlechtigkeit durch ihr eigenes Zeugnis verurteilt; stets nimmt sie das Schlimmste an, vom Gewissen bedrängt.

Weish 17:11 Denn Furcht ist nichts anderes als Preisgabe der von der Vernunft dargebotenen Hilfsmittel.

Weish 17:12 Wenn aber die innere Zuversicht recht gering ist, hält sie für um so schlimmer das Nichtwissen um die Ursache, welche die Qual veranlaßt.

Weish 17:13 So lagen jene in dieser wahrhaft machtlosen Nacht, die aus den tiefsten Winkeln der machtlosen Unterwelt heraufgestiegen war, im nämlichen Schlafe wie sonst;

Weish 17:14 doch wurden sie bald von gespenstischen Ungeheuern gejagt, bald gelähmt durch Preisgabe des Mutes; denn plötzliche und unerwartete Furcht kam über sie.

Weish 17:15 So wurde denn, wer immer es war, an der Stelle zusammensinkend festgehalten und in diesem Kerker ohne Riegel eingesperrt.

Weish 17:16 Denn ob einer Bauer war oder Hirte oder Tagelöhner bei einsamer, mühevoller Arbeit, er wurde ergriffen und mußte den unentrinnbaren Zwang ertragen; denn mit ein und derselben Kette der Finsternis wurden sie alle gefesselt.

Weish 17:17 Ob pfeifender Wind, ob auf weitgreifenden Zweigen lieblicher Vogelgesang, ob das Rauschen mächtig strömenden Wassers, ob das tosende Krachen stürzender Felsen,

Weish 17:18 ob das unsichtbare Laufen springender Tiere, ob die brüllende Stimme wildester Bestien, ob aus der Bergschlucht widerhallendes Echo - alles erschreckte und lähmte sie.

Weish 17:19 Denn die ganze Welt erstrahlte in glänzendem Licht und war eifrig beschäftigt mit unbehinderter Arbeit.

Weish 17:20 Nur über jene war drückende Nacht ausgebreitet, ein Abbild der Finsternis, die sie einst aufnehmen sollte; sich selbst aber waren sie noch mehr zur Last als die Finsternis.

 

Weisheit Kapitel 18

 

Weish 18:1 Deinen Frommen jedoch strahlte hellstes Licht. Jene hörten ihre Stimme, ohne ihre Gestalt zu sehen, und priesen sie glücklich, da ihnen kein Leid geschehen.

Weish 18:2 Sie dankten, daß die, welche vorher Unrecht litten, nicht Böses vergalten, und baten um Verzeihung für das feindselige Betragen.

Weish 18:3 Dafür hast du eine feuerflammende Säule gespendet als Führerin für die unbekannte Reise und als unschädliche Sonne für den ruhmvollen Wanderzug.

Weish 18:4 Denn jene waren es wert, des Lichtes beraubt und in Finsternis verwahrt zu werden, sie, die eingesperrt in Verwahrung gehalten hatten deine Söhne, durch die das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben werden sollte.

Weish 18:5 Ihnen aber, die beschlossen hatten, die Kleinkinder der Heiligen zu töten, wobei nur ein einziges Kind zwar ausgesetzt, aber gerettet wurde, raubtest du zur Strafe ihre große Kinderschar und ließest sie insgesamt in gewaltiger Wasserflut umkommen.

Weish 18:6 Jene Nacht wurde unseren Vätern vorausverkündet, damit sie in sicherer Kenntnis der eidlichen Zusagen, auf die sie sich verlassen konnten, guten Mutes wären.

Weish 18:7 Von deinem Volke wurde bereits der Gerechten Rettung, der Feinde Untergang erwartet.

Weish 18:8 Womit du nämlich die Gegner straftest, damit brachtest du uns Ruhm durch die Berufung.

Weish 18:9 Denn im verborgenen opferten die frommen Kinder der Guten und verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, daß die Frommen gleichmäßig an denselben Gütern wie auch Gefahren teilhaben sollten; zuvor stimmten sie bereits die Lobgesänge der Väter an.

Weish 18:10 Doch es hallte entgegen das mißtönende Geschrei der Feinde, und es klang dazwischen die Klage um die betrauerten Kinder.

Weish 18:11 Mit gleicher Strafe wurde Knecht samt Herr gezüchtigt, und Untertan samt König mußte Gleiches leiden.

Weish 18:12 In gleicher Weise hatten alle durch dieselbe Todesart unzählige Tote; denn nicht einmal zum Begraben reichten die Überlebenden aus, da in einem Augenblick der wertvollere Teil ihrer Nachkommenschaft umgekommen war.

Weish 18:13 Obwohl sie nämlich die ganze Zeit infolge ihrer Zaubereien ungläubig geblieben waren, bekannten sie beim Untergang der Erstgeborenen, daß das Volk Gottes Sohn sei.

Weish 18:14 Denn als lautlose Stille alles umfing und die Nacht in ihrem schnellen Lauf die Mitte erreichte,

Weish 18:15 da sprang dein allgewaltiges Wort vom Himmel her, vom Königsthron, ein grimmiger Krieger, mitten in das dem Verderben geweihte Land.

Weish 18:16 Als scharfes Schwert trug er deinen eindeutigen Befehl, trat hin und erfüllte alles mit Tod; er berührte den Himmel und stand auf der Erde.

Weish 18:17 Da brachten furchtbare Traumgesichte sie plötzlich in Verwirrung, und unerwartete Ängste überfielen sie.

Weish 18:18 Halbtot stürzte der eine hier, der andere dort nieder, indem er kundtat, aus welchem Grunde er sterben mußte.

Weish 18:19 Denn die Träume, die sie schreckten, hatten es vorher schon angezeigt, damit sie nicht umkamen, ohne zu wissen, warum sie so Schweres erlitten.

Weish 18:20 Aber auch an die Gerechten rührte die Prüfung des Todes, und eine Massentötung geschah in der Wüste; doch nicht für lange Zeit währte der Zorn.

Weish 18:21 Denn eilends trat ein Mann ohne Tadel als Vorkämpfer ein und führte seines Amtes Waffe, Gebet und sühnendes Rauchopfer. Er trat dem Zorn entgegen und machte dem Unheil ein Ende; so zeigte er, daß er dein Diener war.

Weish 18:22 Er überwand die Schwierigkeit nicht mit Körperkraft oder Waffengewalt, sondern bezwang den Strafenden durch das Wort, indem er an die Eide und Bündnisse mit den Vätern erinnerte.

Weish 18:23 Denn als die Toten schon in Haufen übereinander lagen, trat er dazwischen, wehrte dem Zorn und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab.

Weish 18:24 Denn auf seinem bis zu den Füßen herabwallenden Gewand war die ganze Welt dargestellt, der Väter Ruhm auf der geschnittenen Inschrift der vier Reihen von Edelsteinen und deine Pracht auf dem Diadem seines Hauptes.

Weish 18:25 Davor wich der Verderber zurück, und das scheute er; denn nur diese eine Probe des Zornes genügte.

 

Weisheit Kapitel 19

 

Weish 19:1 Über die Gottlosen aber kam bis ans Ende unbarmherziger Zorn; denn er wußte im voraus ihr zukünftiges Verhalten,

Weish 19:2 daß sie nämlich erst selbst ihnen auszuziehen erlaubten, ja schleunigst sie wegschickten, dann aber, sich anders besinnend, sie verfolgen würden.

Weish 19:3 Denn während sie noch mit Trauer zu tun hatten und an den Gräbern der Toten klagten, da faßten sie schon einen anderen törichten Plan, und denen, die sie flehentlich fortgedrängt hatten, setzten sie nach wie Entlaufenen.

Weish 19:4 So zog sie das verdiente Verhängnis zu diesem äußersten Schritt und flößte ihnen Vergessen des Geschehenen ein, damit sie das an ihren Qualen noch fehlende Strafmaß vollends erfüllten,

Weish 19:5 damit auch dein Volk den unvermuteten Durchzug erlebte, jene aber einen ungewöhnlichen Tod fänden.

Weish 19:6 Denn die ganze Schöpfung wurde in ihrer Eigenart wieder neu gestaltet, deinen Aufträgen gehorchend, damit deine Kinder unversehrt erhalten blieben.

Weish 19:7 Man sah die Wolke, die das Heerlager beschattete, das Auftauchen trockenen Bodens aus vorher vorhandenem Wasser, einen unbehinderten Weg aus dem Roten Meere entstehen und eine grünende Ebene aus mächtigen Wogen.

Weish 19:8 Da hindurch zogen sie vollzählig, beschirmt von deiner Hand und staunenswerte Wunder schauend.

Weish 19:9 Denn wie Rosse weideten sie, wie Lämmer hüpften sie und priesen dich, Herr, der sie rettete.

Weish 19:10 Denn sie gedachten noch ihrer Erlebnisse in der Fremde, wie statt der Entstehung durch Tiere die Erde es war, die Mücken hervorbrachte, statt der Entstehung durch Wassertiere der Fluß es war, der eine Menge von Fröschen ausspie.

Weish 19:11 Später aber sahen sie auch eine neue Entstehung von Vögeln, als sie, von Begierde getrieben, üppige Speisen verlangten.

Weish 19:12 Denn zur Erquickung stiegen für sie aus dem Meere Wachteln empor.

Weish 19:13 Auch die Strafen kamen über die Sünder nicht ohne vorausgehende Zeichen durch starke Blitze. Denn mit Recht litten sie für ihre eigenen Bosheiten, weil sie besonders starken Fremdenhaß getrieben hatten.

Weish 19:14 Denn gewisse andere nahmen die unbekannten Männer bei ihrer Ankunft nicht auf, diese aber machten Wohltäter, die zu Gast bei ihnen waren, zu Sklaven.

Weish 19:15 Und nicht nur das! Freilich wird eine bestimmte Ahndung über jene anderen kommen, da sie die Fremden feindselig empfingen;

Weish 19:16 aber diese haben nach einer hochfestlichen Aufnahme die, welche bereits an ihren Bürgerrechten Anteil bekommen hatten, mit furchtbaren Frondiensten mißhandelt.

Weish 19:17 Sie wurden aber auch mit Blindheit geschlagen wie jene an der Tür des Gerechten, als, von gähnender Finsternis umhüllt, ein jeder den Durchgang durch seine Türe suchte.

Weish 19:18 Denn die Elemente wandeln sich untereinander, wie auf einer Harf die Töne des Rhythmus Art ändern, obwohl klanglich stets gleichbleibend, was man deutlich aus der Betrachtung des Geschehenen wahrnehmen kann:

Weish 19:19 Die Landtiere wurden in Wassertiere verwandelt, und schwimmende Tiere wechselten aufs Land über.

Weish 19:20 Feuer zeigte sich im Wasser über die ihm eigene Kraft hinaus wirksam, und Wasser vergaß seine löschende Kraft;

Weish 19:21 Flammen hinwieder fraßen nicht das Fleisch von leicht vertilgbaren Tieren, die in ihnen sich tummelten; auch ließ sich die leicht schmelzbare, eisartige Himmelsspeise nicht schmelzen.

Weish 19:22 Denn in allem, Herr, hast du dein Volk erhöht, verherrlicht und nicht verschmäht, sondern standest ihm immer und überall bei.

 

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Jesus Sirach

 

 

Jesus Sirach Kapitel 1

 

Sir 1:1 Alle Weisheit kommt vom Herrn und ist bei ihm auf ewig.

Sir 1:2 Den Sand der Meere und die Tropfen des Regens und die Tage der Ewigkeit, wer kann sie zählen?

Sir 1:3 Des Himmels Höhe, der Erde Breite und des Ozeans Tiefe, wer kann sie ergründen?

Sir 1:4 Noch vor dem All ward die Weisheit erschaffen und kluge Einsicht seit ewigen Zeiten.

Sir 1:5  Sir 1:6 Die Wurzel der Weisheit, wem ward sie enthüllt, und ihre Pläne, wer hat sie erkannt?

Sir 1:7  Sir 1:8 Nur einer ist weise und ehrfurchtgebietend gar sehr: der Herr, der auf seinem Throne sitzt.

Sir 1:9 Er hat sie geschaffen, geschaut und gezählt und ausgegossen auf all seine Werke.

Sir 1:10 Bei den Menschen verweilt sie gemäß seiner Zuteilung; er spendet sie denen, welche ihn lieben.

Sir 1:11 Die Furcht des Herrn ist Ehre und Ruhm, ist Herrlichkeit und ein prachtvoller Kranz.

Sir 1:12 Die Furcht des Herrn erquickt das Herz, gibt Frohsinn, Freude und langes Leben.

Sir 1:13 Dem Gottesfürchtigen geht es am Ende gut, und am Tag seines Todes wird er gepriesen.

Sir 1:14 Der Weisheit Anfang ist die Gottesfurcht, und mit den Treuen ward sie schon im Mutterschoß gebildet.

Sir 1:15 Sie schuf für immer sich ein Wohnzelt bei den Menschen und will bei ihren Kindern dauernd bleiben.

Sir 1:16 Der Weisheit Fülle ist die Furcht des Herrn, sie sättigt sie mit ihren Früchten überreich.

Sir 1:17 Ihr ganzes Haus füllt sie mit Schätzen an, die Speicher mit den Gütern, die sie schenkt.

Sir 1:18 Der Weisheit Krone ist die Furcht des Herrn, läßt Heil und blühende Gesundheit sprießen.

Sir 1:19 Verstand und einsichtsvolles Wesen gießt sie aus und mehrt die Ehre aller, die an sie sich halten.

Sir 1:20 Der Weisheit Wurzel ist die Furcht des Herrn, und ihre Zweige sind ein langes Leben.

Sir 1:21 Die Furcht des Herrn hält Sünden fern; wer in ihr bleibt, der wendet ab den Zorn.

Sir 1:22 Ungerechter Zorn kann niemals recht behalten; denn seines Zornes Wut bringt ihn zu Fall.

Sir 1:23 Wer Langmut übt, hält bis zur rechten Stunde aus, und dann erst wird die Freude ihm erblühen.

Sir 1:24 Ja, bis zur rechten Zeit verbirgt er seine Worte, dann werden vieler Lippen seine Einsicht künden.

Sir 1:25 In der Weisheit Vorratskammern liegen kluge Sprüche; doch dem Sünder gilt die Gottesfurcht als Greuel.

Sir 1:26 Wenn du verlangst nach Weisheit, halte die Gebote, dann wird der Herr sie dir zum Lohne geben.

Sir 1:27 Denn Zucht und Weisheit, das ist Gottesfurcht, Treue und Ergebenheit sein Wohlgefallen.

Sir 1:28 Du sollst der Furcht des Herrn nicht widerstehen und ihr nicht nahen mit geteiltem Herzen!

Sir 1:29 Sei kein Heuchler vor den Menschen und habe acht auf deine Lippen!

Sir 1:30 Überhebe dich nicht selbst, daß du nicht fällst und Schande über dich heraufbeschwörst, daß nicht von dir der Herr Verborgenes enthüllt und dich inmitten der Gemeinde stürzt, weil du der Furcht des Herrn zwar nahen wolltest, jedoch dein Herz mit Trug erfüllt war.

 

Jesus Sirach Kapitel 2

 

Sir 2:1 Mein Sohn, wenn du dich aufmachst, um dem Herrn zu dienen, bereite deine Seele auf Versuchung vor!

Sir 2:2 Mach fest dein Herz und bleibe stark, und überstürze dich zur Zeit der Prüfung nicht!

Sir 2:3 Ihm hange an und fall nicht ab; dann wirst du in der Folgezeit erhöht.

Sir 2:4 Was immer über dich auch kommen mag, nimm an, und sei geduldig in der Krankheit und in Not!

Sir 2:5 Im Feuer nämlich wird das Gold geprüft, wer Gott gefällt, im Flammenherd der Not.

Sir 2:6 Vertrau auf Gott, er nimmt sich deiner an; und hoff auf ihn, so wird er deine Wege ebnen!

Sir 2:7 Ihr Gottesfürchtigen, erwartet sein Erbarmen, und weicht nicht ab, um nicht zu Fall zu kommen!

Sir 2:8 Ihr Gottesfürchtigen, vertraut auf ihn, und euer Lohn wird nicht verzögert werden!

Sir 2:9 Ihr Gottesfürchtigen, erhofft euch Gutes, erhofft euch Freude ohne Ende und Erbarmen!

Sir 2:10 Schaut auf die früheren Geschlechter und seht zu: Wer vertraute auf den Herrn und wurde je zuschanden? Oder wer verblieb in Furcht vor ihm und ward verlassen? Oder wer rief zu ihm auf, und er verschmähte ihn?

Sir 2:11 Denn gnädig und barmherzig ist der Herr; er läßt die Sünden nach und hilft zur Zeit der Trübsal.

Sir 2:12 Weh den feigen Herzen und den schlaffen Händen, dem Sünder, der auf zweierlei Geleisen wandelt!

Sir 2:13 Weh dem schlaffen Herzen, weil es nicht vertraut; es wird daher auch keinen Schutz genießen!

Sir 2:14 Weh euch, die ihr die Hoffnung aufgegeben habt! Was wollt ihr tun, sobald der Herr euch heimsucht?

Sir 2:15 Die Gottesfürchtigen gehorchen seinem Wort, und die ihn lieben, halten seine Wege ein.

Sir 2:16 Die Gottesfürchtigen erstreben sein Gefallen, und die ihn lieben, sind erfüllt von dem Gesetz.

Sir 2:17 Die Gottesfürchtigen bereiten ihre Herzen und beugen sich vor ihm in aller Demut:

Sir 2:18 "Wir wollen lieber fallen in die Hand des Herrn, doch nimmer fallen in der Menschen Hände; denn gleichwie seine Größe ist auch sein Erbarmen, und wie sein Name, so sind seine Werke."

 

Jesus Sirach Kapitel 3

 

Sir 3:1 Vernehmt, ihr Söhne, das Recht des Vaters und handelt danach, damit es euch wohlergehe!

Sir 3:2 Denn der Herr hat den Vater zu ehren den Kindern geboten und das Recht der Mutter festgesetzt vor den Söhnen.

Sir 3:3 Wer seinen Vater ehrt, büßt Sünden ab,

Sir 3:4 und einem Schätzesammler gleicht, wer seine Mutter achtet.

Sir 3:5 Wer seinen Vater ehrt, wird auch von seinen Kindern Freude ernten und wird Erhörung finden, wenn er betet.

Sir 3:6 Wer seinen Vater achtet, der wird lange leben; wer seine Mutter ehrt, der ehrt den Herrn.

Sir 3:7 Wer den Herrn fürchtet, ehrt den Vater und dient seinen Eltern wie Herrschern.

Sir 3:8 Mein Sohn, in Wort und Tat sollst du den Vater ehren, auf daß des Segens Fülle komme über dich.

Sir 3:9 Des Vaters Segen macht die Wurzeln fest, der Fluch der Mutter aber reißt den Steckling aus.

Sir 3:10 Suche deine Ehre nicht durch Schmähung deines Vaters; denn keine Ehre wäre das für dich!

Sir 3:11 Die Ehre eines Menschen ist die Ehre seines Vaters, und schwer versündigt sich, wer seiner Mutter flucht.

Sir 3:12 Mein Sohn, verteidige die Ehre deines Vaters und laß ihn nicht im Stich, solange du lebst!

Sir 3:13 Wenn sein Verstand auch abnimmt, habe mit ihm Nachsicht, und nicht beschäme ihn, solange er lebt!

Sir 3:14 Wohltat am Vater wird dir nie vergessen und wird als Opfer für die Sünden eingesetzt.

Sir 3:15 Am Tag der Not wird es dir angerechnet, um gleich der Sonnenwärme über Reif zu tilgen deine Sünden.

Sir 3:16 Denn gottlos handelt, wer geringschätzt seinen Vater, und seinen Schöpfer kränkt, wer verachtet seine Mutter.

Sir 3:17 Mein Sohn, wenn du auch reich bist, wandle doch in Demut; dann wirst du mehr geliebt, als wer Geschenke gibt!

Sir 3:18 Halte dich für zu gering dem Großen gegenüber, so wirst du auch vor Gott Erbarmen finden!

Sir 3:19  Sir 3:20 Denn groß ist das Erbarmen Gottes, und sein Geheimnis offenbart er Kleinen.

Sir 3:21 Was für dich zu wunderbar ist, das erforsche nicht, und was vor dir verhüllt ist, untersuche nicht!

Sir 3:22 Nur was dir zusteht, suche zu erklären, und um Verborgenes bemüh dich nicht!

Sir 3:23 Was deine Kräfte übersteigt, darüber streite nicht; denn das, was dir gezeigt wird, ist schon zu viel für dich.

Sir 3:24 Gar mannigfach ist ja der Menschen Denken, und böse Phantasiegebilde führen in die Irre.

Sir 3:25 Der Wahrheit gegenüber lehne dich nicht auf, und über deine Torheit schäme dich!

Sir 3:26 Ein trotzig Herz nimmt einst ein schlimmes Ende, wer aber Gutes liebt, wird dadurch recht geleitet.

Sir 3:27 Ein trotzig Herz muß vielen Kummer leiden, und Frevler häufen Sünde über Sünde. 25 Wo das Auge mangelt, fehlt das Licht, und wo die Einsicht mangelt, fehlt die Weisheit.

Sir 3:28 Für eines Prahlers Wunde gibt es keine Heilung; denn von schlimmer Art ist sein Gewächs.

Sir 3:29 Ein weises Herz versteht der Weisen Sprüche; ein Ohr, das auf die Weisheit merkt, erfreut.

Sir 3:30 Feuerflammen löscht das Wasser aus, und Sünden sühnt Mildtätigkeit.

 

Jesus Sirach Kapitel 4

 

Sir 4:1 Mein Sohn, verspotte nicht die Lebensart des Armen, und laß die Augen des Betrübten nicht verschmachten!

Sir 4:2 Wer Mangel leidet, den enttäusche nicht; verbirg dich nicht vor dem Zermürbten!

Sir 4:3 Bring ein zerschlagenes Gemüt nicht in Erregung, und einem Dürftigen versage nicht die Gabe!

Sir 4:4 Verachte nicht die Bitten eines Elenden

Sir 4:5 und gib ihm keinen Anlaß, dir zu fluchen!

Sir 4:6 Wenn der Betrübte schreit in seinem Seelenschmerz, so hört sein "Fels" auf dessen Rufen.

Sir 4:7 Mach dich beliebt in der Gemeinde und beuge vor dem Herrn der Stadt dein Haupt!

Sir 4:8 Neige dem Bedürftigen dein Ohr, und gib ihm freundlich Antwort auf den Gruß!

Sir 4:9 Vor den Bedrängern rette den Bedrängten, und recht zu richten sei dir nicht zuwider!

Sir 4:10 Sei wie ein Vater für die Waisenkinder, vertritt des Gatten Stelle bei den Witwen! Dann wird dich Gott als seinen Sohn bezeichnen, dir gnädig sein und dich erretten vor der Grube.

Sir 4:11 Die Weisheit belehrt ihre Söhne, mahnt alle, die sie begreifen.

Sir 4:12 Wer immer sie liebt, liebt das Leben, Wohlgefallen erlangt, wer sie sucht.

Sir 4:13 Wer sie ergreift, findet Ehre und wohnt im Segen des Herrn.

Sir 4:14 Die ihr dienen, dienen dem Heiligtum; wer sie liebt, den liebt auch der Herr.

Sir 4:15 "Wer auf mich hört, richtet recht, und wer auf mich horcht, wohnt in meinen Gemächern.

Sir 4:16 Vertraut er auf mich, so erlangt er mich auch und wird mich besitzen für alle Geschlechter.

Sir 4:17 Denn unerkannt begleite ich ihn und erprobe ihn erst durch meine Versuchungen. Furcht und Zagen bring' ich über ihn, bis sein Herz erfüllt ist von mir.

Sir 4:18 Dann wende ich mich und führ' ihn geradeaus und decke ihm meine Geheimnisse auf.

Sir 4:19 Jedoch wenn er abweicht, verwerfe ich ihn und gebe ihn preis den Verwüstern."

Sir 4:20 Mein Sohn, beachte gut die rechte Zeit zum Reden und fürchte dich vor Bösem; auch sollst du deiner selbst dich niemals schämen müssen!

Sir 4:21 Es gibt ja eine Scham, die führt zur Sünde, und eine Scham, die führt zu Gunst und Ehre.

Sir 4:22 Schade nicht dir selber durch Parteilichkeit und strauchle nicht zu deinem eigenen Sturz!

Sir 4:23 Halte nie ein Wort zur rechten Zeit zurück, und deine Weisheit sollst du nicht verbergen!

Sir 4:24 Denn in der Rede wird die Weisheit kund, und Einsicht in der Antwort deines Mundes.

Sir 4:25 Der Wahrheit gegenüber lehne dich nicht auf, und über deine Torheit schäme dich!

Sir 4:26 Nicht schäme dich, von Sünde abzulassen, und stelle dich der Strömung nicht entgegen!

Sir 4:27 Unterwirf dich einem Toren nicht und sei vor einem Herrscher nicht parteiisch!

Sir 4:28 Streite bis zum Tode für Gerechtigkeit, dann wird der Herr für dich auch kämpfen!

Sir 4:29 Sei nicht mit deiner Zunge prahlerisch und dabei schlaff und matt in deinen Taten!

Sir 4:30 Sei nicht in deinem Hause wie ein Löwe, entfremdet und gefürchtet bei den Dienern!

Sir 4:31 Deine Hand sei nicht zum Nehmen ausgestreckt, geschlossen zum Zurückerstatten!

 

Jesus Sirach Kapitel 5

 

Sir 5:1 Verlaß dich nicht auf deinen Reichtum, und sage nicht: "Es steht in meiner Macht!"

Sir 5:2 Folge deinem Herzen nicht und deinen Augen, um bösen Lüsten nachzugehen!

Sir 5:3 Sprich nicht: "Wer kommt heran an mein Vermögen?" Denn die Vergangenheit sucht heim der Herr.

Sir 5:4 Sprich nicht: "Ich sündigte, doch was ist mir geschehen?" Der Herr ist ja an Langmut überreich!

Sir 5:5 Verlaß dich nicht auf die Verzeihung, indem du Sünde über Sünde häufst!

Sir 5:6 Sprich nicht: "Gar groß ist sein Erbarmen, und er verzeiht die Menge meiner Sünden!" Bei ihm ist zwar Erbarmen, doch auch Zorn, und auf den Frevlern ruht sein Grimm.

Sir 5:7 Säume nicht, zu ihm dich zu bekehren, und schieb es nicht von Tag zu Tag hinaus! Denn plötzlich kann sein Zorn entbrennen, und weggerafft wirst du zur Zeit der Rache.

Sir 5:8 Vertraue nicht auf trügerische Schätze, weil sie am Tag des Zornes doch nichts nützen!

Sir 5:9 Worfle nicht nach jedem Wind, und gehe nicht nach jedem Weg!

Sir 5:10 Bleib fest bei deiner Überzeugung, dein Wort sei unveränderlich!

Sir 5:11 Sei zum Hören schnell bereit, doch mit Bedachtsamkeit gib Antwort!

Sir 5:12 Gib Antwort deinem Nächsten, wenn du kannst, wenn aber nicht, leg auf den Mund die Hand!

Sir 5:13 Ruhm und Schmach sind in der Hand des Schwätzers, des Menschen Zunge ist sein Untergang.

Sir 5:14 Du sollst nicht doppelzüngig heißen und mit deiner Zunge nicht verleumden! Denn Schande ist für einen Dieb bestimmt und schlimme Schmach für einen Doppelzüngigen.

Sir 5:15 Im kleinen und im großen geh nicht fehl und sei statt eines Freundes nicht ein Feind!

 

Jesus Sirach Kapitel 6

 

Sir 6:1 Schimpf und Schande erntet ein verleumderisches Weib. Genauso ist der Doppelzüngige ein schlechter Mann.

Sir 6:2 Stürze nicht in die Gewalt der Leidenschaft; sie weidet deine Kraft ab wie ein Rind.

Sir 6:3 Sie frißt dein Laub, raubt deiner Frucht die Wurzel und läßt als dürren Baum dich dann zurück.

Sir 6:4 Ja, freche Leidenschaft vernichtet ihre Opfer, und des Gegners Schadenfreude trifft sie.

Sir 6:5 Sanfte Rede mehrt die Zahl der Freunde, und milde Lippen werden gern gegrüßt.

Sir 6:6 Die Leute, die dich grüßen, mögen zahlreich sein, doch einer nur aus tausend werde dein Vertrauter!

Sir 6:7 Erwirbst du einen Freund, erwirb ihn durch Erprobung, und schenk ihm dein Vertrauen nicht zu rasch!

Sir 6:8 Denn mancher ist ein Freund je nach der Lage und hält nicht stand am Tag der Not.

Sir 6:9 Gar mancher Freund verwandelt sich zum Feind und deckt mit Schmähung dein Zerwürfnis auf.

Sir 6:10 Gar mancher Freund ist wohl dein Tischgenosse, am Tag des Unglücks aber ist er nicht zu finden.

Sir 6:11 Geht es dir gut, so ist er eins mit dir, geht es dir schlecht, sagt er sich los von dir.

Sir 6:12 Trifft dich ein Unglück, wendet er sich gegen dich und wird vor deinen Blicken sich verbergen.

Sir 6:13 Von deinen Feinden sondere dich ab, vor deinen Freunden nimm dich wohl in acht!

Sir 6:14 Ein treuer Freund ist eine starke Burg, und wer ihn fand, hat einen Schatz gefunden.

Sir 6:15 Ein treuer Freund ist unbezahlbar, für seinen Wert genügt kein Preis.

Sir 6:16 Ein Schutz fürs Leben ist ein treuer Freund, und wer Gott fürchtet, der erlangt ihn.

Sir 6:17 Der Gottesfürchtige schließt rechte Freundschaft; denn wie er selber, so ist auch sein Freund.

Sir 6:18 Mein Sohn, von deiner Jugend auf nimm Zucht an, und bis zum Greisenalter sollst du Weisheit ernten!

Sir 6:19 Nahe ihr gleichwie ein Pflüger und ein Schnitter, und harre auf den Reichtum ihrer Ernte! Du mußt in ihrem Dienste ja nur kurz dich mühen und kannst schon morgen ihre Frucht genießen.

Sir 6:20 Rauh ist sie für den Toren zwar, der Einsichtslose kann sie nicht ertragen.

Sir 6:21 Sie liegt auf ihm gleichwie ein schwerer Stein, er zögert nicht, sie wegzuwerfen.

Sir 6:22 Denn Zucht ist, was ihr Name sagt; nicht vielen ist sie leicht erreichbar.

Sir 6:23 Hör zu, mein Sohn, nimm meine Lehre an, und meinen Rat verachte nicht!

Sir 6:24 Laß deine Füße in ihr Netz geraten und deinen Hals in ihre Schlingen!

Sir 6:25 So beuge deinen Nacken und ertrage sie, und werde ihrer Stricke niemals überdrüssig!

Sir 6:26 Mit deinem ganzen Herzen tritt an sie heran, und halte ihre Wege ein mit deiner ganzen Kraft!

Sir 6:27 Frage nur und forsche, suche nur und finde, und hast du sie erfaßt, dann laß sie nicht mehr los!

Sir 6:28 Denn schließlich wirst du Ruhe bei ihr finden, sie wird in Wonnen sich für dich verwandeln!

Sir 6:29 Ihr Netz wird dir zu einer starken Burg, und ihre Schlingen werden goldene Gewänder.

Sir 6:30 Ein Diadem aus Gold ist dann ihr Joch, und ihre Stricke sind ein Purpurband.

Sir 6:31 Du kannst als Prachtgewand sie um dich legen, als Ruhmeskranz sie auf das Haupt dir setzen.

Sir 6:32 Mein Sohn, wenn du bereit bist, kannst du weise werden, und wenn du aufmerkst, kannst du Klugheit lernen.

Sir 6:33 Und wenn du willig zuhörst, nimmst du Wissen auf, und wenn du neigst dein Ohr, erlangst du Zucht.

Sir 6:34 Im Rat der Alten suche Platz; wer weise ist, dem schließ dich an!

Sir 6:35 Mit Freuden höre jedes Weisheitswort, kein kluger Spruch soll dir entgehen!

Sir 6:36 Sieh zu, wer Einsicht hat, und such ihn auf, und seiner Türe Schwelle trete aus dein Fuß!

Sir 6:37 Gewinne Einsicht in die Furcht des Höchsten, und sein Gebot betrachte allezeit! Dann wird er selbst dein Herz mit Einsicht füllen und wird, wie du begehrst, dich weise machen.

 

Jesus Sirach Kapitel 7

 

Sir 7:1 Verübe Böses nicht, dann trifft dich auch nichts Böses;

Sir 7:2 bleibe der Sünde fern, dann zieht sie weg von dir!

Sir 7:3 Säe nicht auf Unrechtsfurchen, sonst mußt du siebenfach es ernten!

Sir 7:4 Von Gott begehre keine Herrscherstellung, und auch vom König keinen Ehrenplatz!

Sir 7:5 Halt dich nicht selber für gerecht vor Gott, und vor dem König spiele nicht den Klugen!

Sir 7:6 Streb nicht danach, ein Herrscher einst zu sein, wenn du dem Übermut zu steuern nicht die Kraft hast! Damit du nicht vor einem Mächtigen dich fürchtest und einen Makel bringst auf deine Lauterkeit.

Sir 7:7 Setze dich nicht selbst ins Unrecht beim Gericht im Tore, und bringe dich nicht selbst zu Fall vor der Gemeinde!

Sir 7:8 Denk nicht daran, den Sündenfall zu wiederholen; denn bei irgendeinem bleibst du nicht mehr straflos!

Sir 7:9 Sprich nicht: "Er wird die Menge meiner Gaben sehen; wenn ich dem Höchsten opfere, nimmt er es an!"

Sir 7:10 Sei beim Gebet nicht ungeduldig und, wenn du Armen gibst, nicht zögernd!

Sir 7:11 Verachte keinen, den die Not verbittert hat, gedenke, daß es einen gibt, der hoch und niedrig macht!

Sir 7:12 Kein Unrecht plane gegen deinen Bruder, noch gegen Freund und Weggenossen!

Sir 7:13 Hab keine Lust an irgendeiner Lüge; fürwahr, sie hat nichts Angenehmes zu erwarten!

Sir 7:14 Im Kreis der Fürsten führe keine kecken Reden, und wiederhole nicht die Worte beim Gebet!

Sir 7:15 Beim harten Werk des Ackerbaues sei nicht hastig; denn er ist von Gott als Anteil zugewiesen.

Sir 7:16 Nicht schätze dich zu hoch ein unter Volksgenossen, denk an den Zorn, der nicht hinausgezögert wird!

Sir 7:17 Gar sehr, gar sehr erniedrige den Übermut; denn was die Menschen zu erwarten haben, ist Verwesung.

Sir 7:18 Vertausche nicht den Freund um Geld, noch auch um Ophirgold den trauten Bruder!

Sir 7:19 Verachte nimmer eine kluge Frau, denn edler Anmut Wert geht über Perlen!

Sir 7:20 Den Knecht, der zuverlässig schafft, mißhandle nicht; auch nicht den Lohnarbeiter, der sich selbst dir hingibt!

Sir 7:21 Den Knecht, der klug ist, liebe wie dich selbst; versage ihm die volle Freiheit nicht!

Sir 7:22 Hast du Vieh, so schau persönlich nach, und wenn es brauchbar ist, behalte es!

Sir 7:23 Hast du Söhne, halte sie in Zucht, und suche für sie Frauen in der Jugendzeit!

Sir 7:24 Hast du Töchter, so behüte ihren Leib, und zeige ihnen kein zu freundliches Gesicht!

Sir 7:25 Bringst du die Tochter fort, so zieht die Plage fort; doch gib sie einem Manne, der verständig ist!

Sir 7:26 Hast du eine Frau, so stoß sie nicht von dir; doch traue keiner, die verschmäht ist!

Sir 7:27 Aus ganzem Herzen ehre deinen Vater, und nie vergiß die Schmerzen deiner Mutter!

Sir 7:28 Gedenke, daß du ohne sie nicht wärest; wie könntest du vergelten, was sie dir getan?

Sir 7:29 Aus deiner ganzen Seele fürchte Gott, und seine Priester halte heilig!

Sir 7:30 Mit allen deinen Kräften liebe deinen Schöpfer, und lasse seine Diener nicht im Stich!

Sir 7:31 Ehre Gott und achte seine Priester; entrichte ihren Anteil, wie dir aufgetragen: den Speiseanteil von den Opfern und den Zehnten, die ordentlichen Opfer und die heiligen Gaben!

Sir 7:32 Und auch dem Armen streck die Hand entgegen, damit der Segen ungeschmälert auf dich komme!

Sir 7:33 An alle Lebenden verteile Gaben, und selbst dem Toten sollst du Liebe nicht versagen!

Sir 7:34 Halte dich nicht fern den Weinenden, und sei betrübt mit den Betrübten!

Sir 7:35 Weigere dich nicht, den Kranken zu besuchen, denn von ihm empfängst du Gegenliebe!

Sir 7:36 Bei allen deinen Werken denke an das Ende, dann wirst du nie und nimmer Schlechtes tun!

 

Jesus Sirach Kapitel 8

 

Sir 8:1 Streite nicht mit einem Mächtigen, damit du nicht in seine Hände fällst!

Sir 8:2 Streite nicht im Zorne gegen einen Reichen, sonst zahlt er einen Preis für dich, und du gehst unter. Denn viele schon hat Gold gewissenlos gemacht und hat der Fürsten Herz auf schiefe Bahn gebracht.

Sir 8:3 Zanke nicht mit einem Schwätzer, und lege nicht noch Holz aufs Feuer!

Sir 8:4 Habe keinen Umgang mit dem Toren, damit er Einsichtsvolle nicht verachte!

Sir 8:5 Beschäme keinen, der sich abkehrt von der Sünde; bedenke, daß wir alle schuldig sind!

Sir 8:6 Beschimpfe keinen alten Mann; denn Greise werden manche auch von uns!

Sir 8:7 Juble nicht, wenn jemand stirbt, bedenk, wir werden insgesamt dahingerafft!

Sir 8:8 Verwirf die Reden weiser Männer nicht, wirf dich vielmehr auf ihre Weisheitssprüche! Denn dadurch wirst du Bildung lernen und vor den hohen Herren stehen können.

Sir 8:9 Verschmähe nicht die Überlieferung der Alten, die sie von ihren Vätern überkommen haben! Denn dadurch kannst du Einsicht lernen und Antwort geben, wann es nötig ist.

Sir 8:10 Stoße nicht zur Glut des Frevlers vor, daß dich die Flamme seines Feuers nicht verbrenne!

Sir 8:11 Vor einem Prahler zieh dich nicht zurück, um ihn als Feind im Hinterhalt zurückzulassen!

Sir 8:12 Borge keinem, der an Macht dich übertrifft, denn hast du ihm geborgt, hast du dein Geld verloren.

Sir 8:13 Leiste keinem Bürgschaft, der dich überragt, denn hast du dich verbürgt, so bist du zahlungspflichtig.

Sir 8:14 Rechte nicht mit einem Richter; denn nach seinem Willen richtet er!

Sir 8:15 Mit einem Rücksichtslosen gehe nicht auf Reisen, damit du dir nicht schweres Ungemach bereitest! Denn er wird nach seinem eignen Kopfe gehen, und durch seine Torheit wirst du weggerafft.

Sir 8:16 Einem, der zum Zorne neigt, biete nicht die Stirn, und reite nicht mit ihm zusammen durch die Wüste! Denn Blutschuld wiegt gar leicht in seinen Augen, und wo kein Helfer ist, da wird er dich erschlagen.

Sir 8:17 Mit einem Toren pflege keinen Rat, denn dein Geheimnis kann er nicht verschweigen!

Sir 8:18 Vor einem Fremden tue nichts Geheimes; du weißt ja nicht, wie er zuletzt sich zeigt!

Sir 8:19 Erschließe nicht dein Herz vor jedem Menschen, und stoße nicht das Glück von dir!

 

Jesus Sirach Kapitel 9

 

Sir 9:1 Sei nicht eifersüchtig auf die Frau an deiner Brust, damit sie selbst nichts Schlimmes lerne wider dich!

Sir 9:2 Liefre dich der Frau nicht selber aus, indem du über dich sie herrschen läßt!

Sir 9:3 Du sollst dich einer fremden Frau nicht nähern, damit du nicht in ihre Netze fällst!

Sir 9:4 Auch leg dich nicht zu einer Saitenspielerin, damit du nicht gefangen wirst durch ihre Töne!

Sir 9:5 Auf eine Jungfrau wende nicht dein Augenmerk, damit du ihretwegen nicht in Strafe fällst!

Sir 9:6 Gib einer Dirne dich nicht hin, damit sie nicht dein Erbe dir entreißt!

Sir 9:7 Schau nicht umher am Zugang zu der Stadt, und streife nicht herum an ihren öden Plätzen!

Sir 9:8 Verhülle dir vor einer hübschen Frau das Auge, und schau nach keiner Schönheit, die nicht dein! Schon viele stürzten ins Verderben wegen einer Frau, und sie verbrennt wie Feuer ihre Freunde.

Sir 9:9 Mit einer Ehefrau geh nicht zu Tisch und sitze nicht betrunken neben ihr, damit du nicht zu ihr dein Herz hinneigst und so in deinem Blut zu Grabe sinkst.

Sir 9:10 Gib einen alten Freund nicht auf, denn ein neuer ist nicht treu! Neuer Freund gleicht neuem Wein; ist dieser alt, dann trinkt man ihn.

Sir 9:11 Auf einen Frevler sei nicht eifersüchtig; du weißt ja nicht, wie ihm sein Unglückstag verläuft.

Sir 9:12 Hab kein Gefallen am Erfolg des Sünders, bedenke, daß er bis zum Tod nicht straflos bleibt!

Sir 9:13 Bleib einem Manne fern, der Macht zu töten hat, so mußt du nicht in Todesängsten zittern! Doch nahst du ihm, verfehle dich in nichts, damit er nicht dein Leben raube! Wisse, daß du zwischen Netzen schreitest und über einer Gitterfalle wandelst!

Sir 9:14 Antworte deinem Nächsten möglichst gut; berate dich mit weisen Männern!

Sir 9:15 Mit Einsichtsvollen pflege Überlegung und jegliche Beratung nur mit ihnen!

Sir 9:16 Gerechte Männer seien deine Tischgenossen, und in der Gottesfurcht erblicke deinen Ruhm!

Sir 9:17 In weisen Händen wird das Rechte festgehalten; der einsichtsvolle Weise herrscht in seinem Volk.

Sir 9:18 Ein Schwätzer ist gefürchtet in der Stadt, verhaßt ein prahlerischer Mund.

 

Jesus Sirach Kapitel 10

 

Sir 10:1 Ein weiser Herrscher gründet fest sein Volk, und die Regierung eines Einsichtsvollen ist geordnet.

Sir 10:2 Wie der Herrscher eines Volkes sind auch seine Räte, und wie das Oberhaupt der Stadt, so sind auch ihre Bürger.

Sir 10:3 Ein zügelloser König bringt der Stadt Verderben; doch volkreich wird die Stadt durch Klugheit ihrer Fürsten.

Sir 10:4 In Gottes Hand befindet sich die Weltherrschaft, und er setzt über sie den rechten Mann zur rechten Zeit.

Sir 10:5 In Gottes Hand ruht der Erfolg des Menschen, und er verleiht dem Herrscher seine Würde.

Sir 10:6 Mit keinerlei Gewalttat füge andern Böses zu, und auf dem Weg des Übermutes wandle nicht!

Sir 10:7 Verhaßt vor Gott und Menschen ist der Übermut, und beiden gilt Bedrückung als Verbrechen.

Sir 10:8 Die Herrschaft geht von einem Volk zum andern über infolge der Gewalttat und des Übermuts.

Sir 10:9 Was brüstet sich der Mensch aus Staub und Asche, er, dessen Leib lebendig in Verwesung fällt?

Sir 10:10 Ein wenig Krankheit macht den Arzt verlegen; ein König heut, und morgen tot!

Sir 10:11 Beim Tod des Menschen wird sein Anteil werden Geschmeiß und Maden, Asseln und Gewürm.

Sir 10:12 Des Stolzes Anfang ist der Trotz des Menschen, so daß sein Herz von seinem Schöpfer abfällt.

Sir 10:13 Denn wie ein See voll Frevel ist die Sünde; die Quelle, die aus ihr hervorgeht, sprudelt Schandtat. Deshalb wirkt Gott in Wundern und in Plagen und schlägt sie bis zur völligen Vernichtung.

Sir 10:14 Den Thron der Stolzen stürzt Gott um und setzt an ihre Stelle die Bescheidenen.

Sir 10:15  Sir 10:16 Der Herr verwischt die Spuren der Nationen, schlägt ihren Wurzelsproß bis auf den Boden ab.

Sir 10:17 Er fegt sie aus dem Lande weg und tilgt sie aus, und die Erinnerung an sie verschwindet von der Erde.

Sir 10:18 Nicht ziemt dem Menschen Überheblichkeit, noch frecher Zorn dem Wesen, das ein Weib gebar.

Sir 10:19 Welches Geschlecht ist geachtet? Das Menschengeschlecht. Welches Geschlecht ist geachtet? Das gottesfürchtige. Welches Geschlecht ist verachtet? Das Menschengeschlecht. Welches Geschlecht ist verachtet? Das die Gebote übertritt.

Sir 10:20 Im Kreis der Brüder ist ihr Oberhaupt geehrt, der Gottesfürchtige jedoch in Gottes Augen.

Sir 10:21  Sir 10:22 Ob Siedler nur und Fremdling, ob heimatlos und arm, was ihren Ruhm bedeutet, das ist die Furcht des Herrn.

Sir 10:23 Man darf den einsichtsvollen Armen nicht verachten und einen Menschen der Gewalttat niemals ehren.

Sir 10:24 Wer Fürst ist, Herrscher oder Richter, ist geehrt; jedoch ist keiner größer als der Gottesfürchtige.

Sir 10:25 Ein einsichtsvoller Knecht wird noch erhöht, ein weiser Knecht braucht nimmermehr zu klagen.

Sir 10:26 Spiele nicht den Weisen, wenn du Arbeit tun sollst, und spiele nicht den hohen Herrn, wenn du zur Zeit in Not bist!

Sir 10:27 Besser ist, wer Arbeit leistet und Besitz in Fülle hat, als wer den hohen Herrn spielt, aber nichts zu essen hat.

Sir 10:28 Mein Sohn, in aller Demut ehre auch dich selbst, und stelle dir das Urteil aus, das du verdienst!

Sir 10:29 Wer wird wohl einen, der sich selber unrecht gibt, verteidigen, und wer wird einen ehren, der sich selbst entehrt?

Sir 10:30 Selbst Arme gibt es, die man ehrt ob ihrer Einsicht, und andere gibt es, die man ehrt ob ihres Reichtums.

Sir 10:31 Wer in seiner Armut schon geehrt ist, wie erst, wenn er reich wird! Doch wer in seinem Reichtum schon entehrt ist, wie erst, wenn er arm wird!

 

Jesus Sirach Kapitel 11

 

Sir 11:1 Die Weisheit eines Niedrigen hebt sein Haupt und läßt ihn unter Fürsten sitzen.

Sir 11:2 Lobe keinen Menschen seiner Schönheit wegen, und verachte niemand wegen seiner Unansehnlichkeit!

Sir 11:3 Gar winzig unter Vögeln ist die Biene, und doch bringt sie das beste Gut hervor!

Sir 11:4 Mach dich nicht lustig über das Gewand des Armen, verhöhne keinen, so er Trauertage hat! Denn rätselhaft sind Gottes Werke, und vor den Menschen ist sein Tun verborgen.

Sir 11:5 Schon viele waren tief gebeugt und kamen auf den Thron, und Männer, an die niemand dachte, trugen eine Krone.

Sir 11:6 Viel Hohe sind gar sehr dem Spott verfallen, und auch Geehrte sind dem Unheil preisgegeben worden.

Sir 11:7 Ehe du geprüft hast, tadle nicht; erst untersuche, dann weise zurecht!

Sir 11:8 Entgegne keine Silbe, ehe du gehört hast, und mitten in der Unterhaltung rede nicht!

Sir 11:9 Entbrenne nicht im Zorn, wo keine Kränkung vorliegt, und tritt nicht auf im Streit der Übeltäter!

Sir 11:10 Mein Sohn, warum denn übertreibst du die Geschäftigkeit, da doch nicht straflos bleibt, wer sie übereilig steigert? Wenn du zu hastig läufst, erreichst du nicht das Ziel, wenn du zu eifrig suchst, kannst du nichts finden.

Sir 11:11 Da gibt es manchen, der sich abmüht, quält und übereilt, und doch kommt er nur um so mehr zurück.

Sir 11:12 Da gibt es manchen, matt und niedersinkend auf dem Weg, an Kraft gar arm und überreich an Schwäche; jedoch das Auge Gottes blickt ihn gütig an; er schüttelt von ihm ab den Staub und Schmutz.

Sir 11:13 Er hebt sein Haupt empor, und er erhöht ihn, so daß gar viele über ihn erstaunt sind.

Sir 11:14 Das Gute und das Böse, Leben sowie Tod, die Armut und der Reichtum, alles kommt vom Herrn.

Sir 11:15 (Vers fehlt)

Sir 11:16 (Vers fehlt)

Sir 11:17 Der Lohn des Herrn steht fest für die Gerechten, und was er will, gelingt für immer.

Sir 11:18 Gar mancher strebt nach Reichtum und lebt knauserig, doch sein Erspartes teilt ein andrer auf.

Sir 11:19 Er spricht zu seiner Zeit: "Ich habe Ruh' gefunden, und jetzt will ich genießen mein Vermögen." Doch weiß er nicht, was seine Frist sein wird, und einem andern hinterläßt er es und stirbt.

Sir 11:20 Mein Sohn, steh fest in deiner Pflicht und geh ihr nach, bei deinem Werk verharre bis ins Alter!

Sir 11:21 Sei nicht erstaunt im Hinblick auf die Übeltäter; wend eifrig dich zum Herrn und harre auf sein Licht! Denn einfach ist es in den Augen Gottes, plötzlich und sofort den Armen reich zu machen.

Sir 11:22 Der Segen Gottes ist der Anteil des Gerechten, und zur bestimmten Zeit blüht seine Hoffnung auf.

Sir 11:23 Sprich nicht: "Wohlan, ich hab' erreicht, was ich mir wünschte; was soll mir jetzt noch fehlen?"

Sir 11:24 Sprich nicht: "Ich habe jetzt genügend, und welches Unheil kann mich überkommen?"

Sir 11:25 Das Glück von heute läßt das Unglück vergessen, das Unglück von heute läßt das Glück vergessen.

Sir 11:26 Denn einfach ist es in den Augen Gottes, am Tag des Endes jedem seinen Wandel zu vergelten.

Sir 11:27 Schlechte Zeiten lassen die Lust vergessen, und das Ende eines Menschen gibt erst Kunde über ihn.

Sir 11:28 Vor dem Tode preise niemand glücklich; denn erst an seinem Ende wird der Mensch erkannt.

Sir 11:29 Nicht jeden Menschen laß dein Haus betreten; denn zahlreich sind die Sünden des Verleumders!

Sir 11:30 Das Herz des Frevlers gleicht dem Rebhuhn, eingesperrt im Korb, und dem Spione gleicht es, der nach einer Blöße späht.

Sir 11:31 Das Gute dreht der Ohrenbläser um in Böses und stiftet Aufruhr unter deinen Lieben.

Sir 11:32 Aus einem Funken macht er große Glut, und heimlich lechzt der Taugenichts nach Blut.

Sir 11:33 Vor einem Bösen hüte dich; denn Böses zeugt er! Warum sollst du für immer einen Makel auf dich laden?

Sir 11:34 Wenn du dem Fremden Wohnung gibst, macht er deinen Wandel andersartig und läßt dich unter deinen Lieben fremd erscheinen.

 

Jesus Sirach Kapitel 12

 

Sir 12:1 Tust du Gutes, wisse wohl, wem du es tust, so wirst du Dank für deine Guttat haben!

Sir 12:2 Tust du dem Gerechten Gutes, findest du Vergeltung, wenn vielleicht nicht von ihm selber, so doch von dem Herrn.

Sir 12:3 Wer den Frevler unterstützt, erntet keinen Dank und hat damit gewiß kein gutes Werk getan.

Sir 12:4 Gib dem Guten, und den Bösen weise ab! Labe den Bescheidenen, und gib dem Frechen nichts!

Sir 12:5 Gib ihm keine Waffen in die Hand, damit er nicht mit ihnen dir entgegentrete! Doppelt Unheil wirst du ernten müssen für alles Gute, das du ihm erweist.

Sir 12:6 Denn die Bösen haßt auch Gott und übt Vergeltung an den Frevlern.

Sir 12:7  Sir 12:8 Im Glück kann man den Freund nicht recht erkennen, jedoch im Unglück bleibt der Feind nicht mehr verborgen.

Sir 12:9 Im Glück des Menschen gibt sich auch der Feind als Freund, jedoch im Unglück zieht sich selbst ein Freund zurück.

Sir 12:10 Nie und nimmer traue einem Feind; denn seine Bosheit gleicht dem Rost am Eisen.

Sir 12:11 Selbst wenn er dir sich unterwürfig zeigt und sich verbeugt, nimm dich in acht und hüte dich vor ihm! Sei gegen ihn gleichwie ein Spiegelputzer, und achte auf den Rost, der noch zurückblieb!

Sir 12:12 Stell ihn nicht an deine Seite neben dich, sonst stürzt er dich und tritt an deine Stelle! Laß ihn nicht zu deiner Rechten sitzen, sonst sucht er deinen Sitz sich zu erobern! Hernach erst würdest du begreifen meine Worte und müßtest klagend dich in meine Klage teilen.

Sir 12:13 Wer hat Mitleid, wenn ein Schlangenbändiger gebissen wird, oder wenn sich jemand einem Raubtier nähert?

Sir 12:14 So steht's mit dem, der zu dem Frevler sich gesellt und sich in seine Sünden mitverwickelt.

Sir 12:15 Er steht zu dir nur für begrenzte Zeit, doch wenn du wankst, hält er nicht kräftig stand.

Sir 12:16 Auf seinen Lippen hat der Gegner süße Worte, doch tiefe Gruben heckt er aus in seinem Herzen. Mit seinen Augen weint der Feind, jedoch zu seiner Zeit wird er nicht satt an Blut.

Sir 12:17 Trifft dich ein Unglück, findet er sich ein; zum Schein als Helfer spürt er deiner Ferse nach.

Sir 12:18 Er schüttelt seinen Kopf und schwingt erregt die Hände und ändert unter vielerlei Gerede sein Gesicht.

 

Jesus Sirach Kapitel 13

 

Sir 13:1 Wer Pech berührt hat, dessen Hand klebt fest; wer sich dem Prahler anschließt, lernt von seinem Wandel.

Sir 13:2 Wie kannst du etwas heben, das zu schwer für dich? Was schließt du dich an einen an, der reicher ist als du? Wie kann der Topf zum Kessel sich gesellen? Wenn beide aneinanderstoßen, bricht der Topf.

Sir 13:3 Der Reiche handelt unrecht, und er prahlt dazu; der Arme leidet Unrecht und muß Gnade heischen.

Sir 13:4 Solang du ihm von Nutzen bist, bemüht er sich um dich, sobald du aber stürzest, steht er fern von dir.

Sir 13:5 Solang du hast, macht er dir schöne Worte und bringt dich so in Armut ohne viel Bedauern.

Sir 13:6 Er schmeichelt dir, weil er dich nötig hat, er lächelt dir entgegen und bestärkt dein Hoffen.

Sir 13:7 Solang es nützt, treibt er den Spott mit dir, setzt zweimal, dreimal dich in Schrecken; doch schließlich sieht er dich und geht an dir vorüber und schüttelt spottend über dich das Haupt.

Sir 13:8 Drum hüte dich, dräng nicht zu sehr voran, und werde nicht den Einsichtslosen ähnlich!

Sir 13:9 Nähert sich ein Fürst, so ziehe dich zurück, und desto mehr wird er dich kommen lassen!

Sir 13:10 Dräng dich nicht auf, sonst wirst du abgewiesen; und zieh dich nicht zurück, sonst wirst du leicht vergessen.

Sir 13:11 Verlaß dich nicht auf freien Ton mit ihm, und traue nicht der Menge seiner Reden! Denn er versucht dich nur mit seinen vielen Reden und forscht dich aus, indem er mit dir spaßt.

Sir 13:12 Rücksichtslos übt er die Herrschaft aus und ohne Schonung; Verschwörung plant er gegen vieler Menschen Leben.

Sir 13:13 Drum hüte dich und sieh dich vor, und gehe nicht mit Menschen der Gewalttat!

Sir 13:14  Sir 13:15 Ein jedes Lebewesen liebt nur seinesgleichen, und jeder Mensch den, der ihm ähnlich ist.

Sir 13:16 Ein jedes Lebewesen lebt bei seinesgleichen, und nur an seinesgleichen halte sich der Mensch!

Sir 13:17 Gesellt sich wohl der Wolf zum Lamm? Genauso nicht der Frevler zum Gerechten.

Sir 13:18 Hat etwa die Hyäne Frieden mit dem Hund? Wie wird der Reiche Frieden halten mit dem Armen?

Sir 13:19 Des Löwen Fraß sind wilde Esel in der Wüste; so sind des Reichen Weide die Geringen.

Sir 13:20 Ein Greuel für den Stolz ist alle Demut; ein Greuel für den Reichen ist der Arme.

Sir 13:21 Ein Reicher wankt; er wird gestützt vom Freund. Ein Armer wankt; er wird vom Freund verstoßen.

Sir 13:22 Ein Reicher redet, und gar viele stimmen bei und nennen seine dummen Reden schön. Ein Armer redet, und sie schreien: "Pfui"; selbst wenn er Kluges redet, ist kein Platz für ihn.

Sir 13:23 Ein Reicher redet, und es schweigen alle und heben seine Einsicht zu den Wolken. Ein Armer redet, und sie sagen: "Wer ist der?" Und wenn er strauchelt, geben sie ihm Stöße.

Sir 13:24 Gut ist Reichtum, wenn kein Unrecht an ihm klebt, doch schlimm ist Armut, ausgelöst durch Sünde.

Sir 13:25 Das Herz des Menschen ändert auch sein Antlitz und macht es heiter oder aber düster.

Sir 13:26 Das Zeichen eines frohen Herzens ist ein sonnig Antlitz, doch grüblerische Sorgen sind nichts als quälende Gedanken.

 

Jesus Sirach Kapitel 14

 

Sir 14:1 Glückselig, wem sein Mund noch nie hat Leid gebracht, und über den sein kummervolles Herz sich nicht betrübt!

Sir 14:2 Glückselig, wem die Seele keinen Vorwurf macht, und dessen Zuversicht nicht leer zusammenfällt!

Sir 14:3 Nichtpassend für ein enges Herz ist Reichtum, und wozu nützt das Gold dem Geizigen?

Sir 14:4 Wer an sich selber geizt, der sammelt für den andern; in seinen Gütern schwelgt ein Fremder.

Sir 14:5 Wer selber sich nichts gönnt, wem wird der Gutes tun? Sein eigen Glück wird er nicht finden.

Sir 14:6 Am schlimmsten geht es dem, der sich nichts gönnt, und seiner Mißgunst Lohn wird ihm zuteil.

Sir 14:7 Selbst wenn er Gutes tut, tut er es nur aus Irrtum und offenbart am Ende seine Bosheit.

Sir 14:8 Gar schlimm ist, wer ein Auge voller Mißgunst hat, sein Antlitz abseits wendet und hinwegsieht über Menschen.

Sir 14:9 Dem Auge eines Toren scheint sein Gut zu klein, ein geizig Auge dörrt den Menschen aus.

Sir 14:10 Das Auge des Geizigen stürzt sich auf die Speise; an seinem Tisch herrscht Ruhelosigkeit.

Sir 14:11 Mein Sohn, wenn du imstande bist, so mach dir's wohl und pflege dich, so gut du es vermagst!

Sir 14:12 Gedenke, daß der Tod nicht säumt und dir die Frist der Totenwelt verborgen ist!

Sir 14:13 Bevor du stirbst, tu Gutes deinem Freund, und gib ihm zum Geschenk, soviel du kannst!

Sir 14:14 Versag dir nicht das Glück des Tages, und geh am Anteil des Vergnügens nicht vorbei!

Sir 14:15 Mußt du nicht andern deine Güter hinterlassen und dein Erspartes Leuten, die es dann verlosen?

Sir 14:16 So gib dem Bruder und ergötze auch dich selbst, denn in der Totenwelt ist kein Genuß mehr zu erwarten!

Sir 14:17 Jeder Mensch wird alt wie ein Gewand; es gilt das ewige Gesetz: man muß einst sterben!

Sir 14:18 Gleichwie am grünen Baum der Blätterwuchs, wovon das eine welkt, das andre frisch ersprießt, so sind auch die Geschlechter all von Fleisch und Blut: das eine stirbt, das andre wächst heran.

Sir 14:19 Dem Moder sind verfallen seine Werke, und das Erzeugnis seiner Hände folgt ihm nach.

Sir 14:20 Selig der Mensch, der auf Weisheit sinnt, zur Einsicht erhebt seine Blicke;

Sir 14:21 der ihre Wege mit Sorgfalt beachtet und aufmerksam folgt ihren Pfaden;

Sir 14:22 der wie ein Späher leise hinter ihr hergeht und lauert an all ihren Straßen;

Sir 14:23 der durch die Fenster hineinschaut zu ihr und lauscht an dem Spalt ihrer Türen;

Sir 14:24 der im Bereich ihres Hauses verweilt und seinen Zeltpflock in ihre Mauer schlägt;

Sir 14:25 der neben ihr sich errichtet sein Zelt und so eine treffliche Heimstatt bewohnt;

Sir 14:26 der in ihr Laubwerk sein Nestchen sich baut und Herberge findet in ihren Gezweigen;

Sir 14:27 der Schutz sucht vor Hitze im Schatten bei ihr und wohnt wohlgeborgen in ihren Gemächern.

 

Jesus Sirach Kapitel 15

 

Sir 15:1 Wohlan, wer den Herrn fürchtet, tut all dies, und wer das Gesetz hält, wird ihrer teilhaftig.

Sir 15:2 Sie geht ihm entgegen gleichwie eine Mutter und nimmt ihn zu sich wie die Frau seiner Jugend.

Sir 15:3 Sie speist ihn sodann mit dem Brote der Klugheit und reicht ihm zum Trunke das Wasser der Einsicht.

Sir 15:4 Er stützt sich auf sie und wird niemals mehr wanken, verläßt sich auf sie und wird nimmer enttäuscht.

Sir 15:5 Sie hebt ihn empor über seine Gefährten und bringt ihn zu Wort in dem Kreis der Gemeinde.

Sir 15:6 Nur Frohsinn und Freude bei ihr wird er finden, und ewigen Ruhm gibt sie ihm zu Besitz.

Sir 15:7 Verworfene Menschen erlangen sie nimmer, und Männer der Missetat schauen sie nicht.

Sir 15:8 Gar weit ist sie weg von den Prahlern, und Männer der Lüge beachten sie nicht.

Sir 15:9 Nicht ziemt sich das Loblied im Munde des Frevlers, und nicht ist es ihm übergeben von Gott.

Sir 15:10 Im Munde des Weisen erklinge das Loblied, und wer die Befugnis hat, der soll es lehren!

Sir 15:11 Sprich nicht: "Von Gott kommt meine Sünde!" Denn was er haßt, bewirkt er nicht.

Sir 15:12 So sage nicht: "Er selber ließ mich stürzen!" Es müßte ja nicht sein, daß es auch Sünder gibt.

Sir 15:13 Das Böse und das Greuelhafte haßt der Herr und läßt es denen, die ihn fürchten, nicht begegnen.

Sir 15:14 Am Anfang schuf der Herr den Menschen und übergab ihn seinem eigenen Wollen.

Sir 15:15 Du kannst, wenn du gewillt bist, die Gebote halten, nur Treue braucht es, seinen Willen zu erfüllen.

Sir 15:16 Feuer ist und Wasser vor dich hingeschüttet; was dir gefällt, danach streck deine Hände aus!

Sir 15:17 Es liegen vor dem Menschen Tod und Leben; was ihm gefällt, wird ihm gegeben werden.

Sir 15:18 Denn reich an Weisheit ist der Herr, gar stark an Macht und alles überblickend.

Sir 15:19 Die Augen Gottes sehen seine Taten, und er durchschaut ein jedes Werk des Menschen.

Sir 15:20 Er gab dem Menschen kein Gebot, zu sündigen, noch unterstützt er trügerische Leute.

 

Jesus Sirach Kapitel 16

 

Sir 16:1 Verlange nicht nach hübschen Kindern, wenn sie doch nichts taugen und freu dich nicht an Söhnen, wenn sie Schlimmes treiben!

Sir 16:2 Nicht juble über sie, auch wenn sie zahlreich werden, wenn keine Gottesfurcht in ihnen steckt!

Sir 16:3 Verlaß dich nicht auf ihre Lebensdauer, und setze kein Vertrauen auf ihr Ende! Denn lieber einer, der den Willen Gottes tut, als tausend andere, und lieber sterben kinderlos als schlechte Söhne haben!

Sir 16:4 Durch einen einzigen Weisen wird die Stadt bevölkert, doch durch die Sippe der Verbrecher wird sie bald verödet.

Sir 16:5 Viel solches hat mein Auge selbst geschaut, doch noch viel mehr mein Ohr gehört:

Sir 16:6 Das Feuer brannte in der Frevler Rotte, und Zorn erglühte wider ein verruchtes Volk.

Sir 16:7 Er hat den Fürsten in der Urzeit nicht verziehen, die sich in ihrer Heldenkraft empörten.

Sir 16:8 Er schonte nicht die Stadtgenossen Lots, die unbesorgt in ihrem Übermute blieben.

Sir 16:9 Er schonte nicht das Volk, dem Bann verfallen, vom Land verdrängt um seiner Sünde willen.

Sir 16:10 Auch nicht die sechsmal hunderttausend Mann zu Fuß, die wurden weggerafft ob ihres Herzens Bosheit.

Sir 16:11 Wenn nun erst ein Einzelmensch den Nacken steift, es wäre doch ein Wunder, wenn er straflos bliebe! Denn Erbarmen und auch Zorn sind ihm zu eigen; er vergibt zwar und verzeiht, doch auch den Zorn ergießt er.

Sir 16:12 So groß wie sein Erbarmen ist auch seine Strenge, und jeden richtet er nach seinen Taten.

Sir 16:13 Nicht entkommt der Frevler mit der Beute, doch des Gerechten Hoffnung täuscht er nicht.

Sir 16:14 Wer Wohltat spendet, erntet seinen Lohn, und jeder Mensch empfängt nach seinen Werken.

Sir 16:15 [Der Herr verhärtete das Herz des Pharao, das ihn nicht kannte, obwohl sich seine Werke unterm Himmel offenbarten.

Sir 16:16 In seiner ganzen Schöpfung zeigt sich sein Erbarmen; sein Licht und auch sein Dunkel teilte er den Menschen mit.]

Sir 16:17 Sprich nicht: "Ich bin vor Gott verborgen, und wer gedenkt dort oben meiner? Ich werde unter vielen Leuten nicht bemerkt, und was bin ich inmitten aller Geister?"

Sir 16:18 Sieh zu, die Himmel, ja die höchsten Himmel, das Weltmeer und die Erde wanken, wenn er nachschaut.

Sir 16:19 Der Grund der Berge und der Erde Stützen beben, sobald er auf sie blickt.

Sir 16:20 "Jedoch auf mich merkt er nicht auf, und wer beachtet meinen Wandel?

Sir 16:21 Kein Auge sieht mich, wenn ich sündige, und wer erfährt es, wenn ich heimlich täusche?

Sir 16:22 Gerechtes Handeln, wer vermeldet es? Was soll die Hoffnung? Liegt doch fern die Frist!"

Sir 16:23 Nur Einsichtslose äußern solches, und nur ein Tor denkt dieses aus!

Sir 16:24 Hört auf mich und nehmt entgegen meine Weisheit, und lenket euren Sinn auf meine Worte!

Sir 16:25 Wohl erwogen lasse meinen Geist ich strömen, und in Bescheidenheit tu' ich mein Wissen kund.

Sir 16:26 Als Gott am Anfang seine Werke schuf und ihnen für ihr Dasein die Gesetze wies,

Sir 16:27 da hat für immer seine Werke er geordnet und ihren Machtbereich für ihre ganze Dauer. Sie werden alle weder matt noch müde, und nicht erlahmen sie in ihrer Kraft.

Sir 16:28 Keines braucht das andre zu beengen, und ewig widerstreben seinem Wort sie nicht.

Sir 16:29 Dann hat der Herr zur Erde hergeschaut und sie mit seinen Gütern angefüllt.

Sir 16:30 Mit Tieren aller Art bedeckt' er ihre Fläche, und alle kehren sie zu ihr zurück.

 

Jesus Sirach Kapitel 17

 

Sir 17:1 Der Herr erschuf den Menschen aus der Erde und läßt zurück zu ihr ihn wiederkehren.

Sir 17:2 Begrenzter Tage Frist verlieh er ihnen und ließ sie herrschen über alles Irdische.

Sir 17:3 Nach seinem Gleichnis hat mit Kraft er sie bekleidet und hat nach seinem Ebenbilde sie erschaffen.

Sir 17:4 Die Furcht vor ihnen legte er in jedes Lebewesen, auf daß sie herrschten über Landgetier und Vögel.

Sir 17:5  Sir 17:6 Er hat gebildet Zunge, Aug' und Ohr und ihnen eingesenkt ein Herz zum Denken.

Sir 17:7 Mit kluger Einsicht hat er sie erfüllt und sie gelehrt, zu kennen Gut und Bös,

Sir 17:8 um ihnen kundzutun die Größe seiner Werke, damit sie seine Furcht in ihre Herzen pflanzten;

Sir 17:9 daß sie für immer seine Wunder rühmten

Sir 17:10 und seinen heiligen Namen priesen.

Sir 17:11 Die Weisheit hat er ihnen dargeboten und das Gesetz des Lebens mitgeteilt.

Sir 17:12 Für ewig schloß er einen Bund mit ihnen und ließ sie wissen seine Satzungen.

Sir 17:13 Es sahen ihre Augen seine große Pracht, und ihre Ohren hörten seine mächt'ge Stimme.

Sir 17:14 Er sprach zu ihnen: "Hütet euch und fallt nicht ab!" und gab Gebote, wie ein jeder sich verhalten soll zum Nächsten.

Sir 17:15 So liegen ihre Wege allezeit vor ihm und sind vor seinen Augen nimmermehr verborgen.

Sir 17:16 (Vers fehlt)

Sir 17:17 Für jedes Volk bestellt er einen Herrscher, doch Israel ist der Besitz des Herrn.

Sir 17:18 (Vers fehlt)

Sir 17:19 Vor ihm sind alle ihre Werke sonnenklar, und seine Augen ruhen stets auf ihren Wegen.

Sir 17:20 Vor ihm sind nicht verborgen ihre Frevel, und all ihre Sünden liegen vor dem Herrn.

Sir 17:21 (Vers fehlt)

Sir 17:22 Bei ihm liegt wie ein Siegel eines Menschen Guttat, und er bewahrt wie einen Augenstern sein Wohltun.

Sir 17:23 Später dann erhebt er sich, um ihnen zu vergelten, und bringt, was sie verdienten, über ihre Häupter.

Sir 17:24 Jedoch den Büßern bietet er den Rückweg an und spendet frischen Mut den Hoffnungslosen.

Sir 17:25 Wende dich zum Herrn und gib die Sünde auf, fleh vor ihm und schaffe fort das Ärgernis!

Sir 17:26 Bekehre dich zum höchsten Herrn und wende dich vom Unrecht ab, und hasse ernstlich jede Greueltat!

Sir 17:27 Wer wird im Totenreich den Höchsten preisen statt der Lebenden, die ihm den Lobpreis zollen?

Sir 17:28 Beim Toten, der kein Dasein hat, fällt jeder Lobpreis weg; jedoch wer lebt und munter ist, der kann den Herrn lobpreisen.

Sir 17:29 Wie groß ist die Barmherzigkeit des Herrn und seine Nachsicht gegen alle, die zu ihm sich wenden!

Sir 17:30 Denn nicht ist ja der Mensch wie Gott, noch gleicht sein Plan dem Plan der Menschen.

Sir 17:31 Was ist heller als die Sonne? Doch selbst sie verfinstert sich; also neigt sich nach dem Bösen das Begehren von Fleisch und Blut.

Sir 17:32 Er mustert selbst das Heer der Himmelshöhe und erst recht die Menschen, die nur Staub und Asche sind.

 

Jesus Sirach Kapitel 18

 

Sir 18:1 Der lebt in Ewigkeit, schuf alles insgesamt, der Herr allein steht über allem Urteil.

Sir 18:2 (Vers fehlt)

Sir 18:3 (Vers fehlt)

Sir 18:4 Niemand kann geziemend seine Werke kundtun, und wer ergründet seine Wundertaten?

Sir 18:5 Wer kann beschreiben seine Kraft und Größe, und wer beendet je die Zählung seiner Machterweise?

Sir 18:6 Man braucht nichts wegzunehmen, nichts hinzuzufügen, und unerforschlich bleiben seine Wundertaten.

Sir 18:7 Wer fertig ist, steht immer noch am Anfang, und wenn er aufhört, ist er gar verlegen.

Sir 18:8 Was ist der Mensch, und wozu ist er nötig? Worin besteht sein Nutzen und worin sein Schaden?

Sir 18:9 Die Zahl der Lebenstage eines Menschen sind hundert Jahre, wenn es viele sind.

Sir 18:10 Einem Tropfen aus dem Meer und einem Sandkorn gleichen diese kurzen Jahre in der Zeit der Ewigkeit.

Sir 18:11 Drum ist der Herr mit ihnen so geduldig und schüttet sein Erbarmen aus auf sie.

Sir 18:12 Er schaut und weiß, daß schlimm ihr Ende ist, deshalb erzeigt er ihnen große Nachsicht.

Sir 18:13 Nur auf den Nächsten zielt das Mitleid eines Menschen, jedoch auf alle Wesen die Barmherzigkeit des Herrn. Er weist zurecht, erziehet und belehrt und führt zurück gleichwie ein Hirt die Herde.

Sir 18:14 Selig, die auf sein Erbarmen hoffen, und die entgegennehmen seine Forderungen!

Sir 18:15 Mein Sohn, der Wohltat hänge keinen Makel an, und keiner Gabe Worte, die verletzen!

Sir 18:16 Macht nicht der Tau die Hitze schwinden? So übertrifft ein gutes Wort die Gabe.

Sir 18:17 Gewiß, ist nicht ein (gutes) Wort noch besser als die Gabe? Doch beides ziert den Mann, der Gutes tut.

Sir 18:18 Der Tor spricht lieblos Worte bitterer Schmähung, und des Ergrimmten Gabe macht die Augen trübe.

 

Jesus Sirach Kapitel 19

 

Sir 19:1 Wer solches tut, wird nie zu Reichtum kommen, und wer das Kleine nicht beachtet, kommt zu Fall.

Sir 19:2 Wein und Weiber machen hemmungslos das Herz, und wer sich hängt an Dirnen, wird verwegen.

Sir 19:3  Sir 19:4 Wer schnell Vertrauen schenkt, ist leichten Sinnes; es schadet selber sich, wer sich verfehlt.

Sir 19:5 Wer sich über Schlechtes freut, der wird geschmäht,

Sir 19:6 und Einsicht mangelt dem, der Reden weiterträgt.

Sir 19:7 Verbreite niemals eine Rede weiter, so wird dich niemand schmähen können!

Sir 19:8 Gleich über Freund und Feind erzähle nichts, und hast du einen Freund, enthülle nichts!

Sir 19:9 Denn wer dich hört, der hütet sich vor dir und wird zu seiner Zeit dir Haß erzeigen.

Sir 19:10 Hast du ein Wort gehört, so sterbe es in dir; sei ohne Angst, es wird dich nicht zerreißen!

Sir 19:11 Ob eines Wortes nur gerät der Tor in Wehen wie die Gebärende durch ihres Leibes Frucht.

Sir 19:12 Ja, wie ein Pfeil, der in dem Schenkel steckt, so ist ein Wort im Innern eines Toren.

Sir 19:13 Stell deinen Freund zur Rede, ob er nicht etwas getan; und wenn er wirklich es getan hat, daß er es nicht wieder tue!

Sir 19:14 Stell deinen Freund zur Rede, ob er nicht etwas gesagt; und wenn er wirklich es gesagt hat, daß er es nicht wiederhole!

Sir 19:15 Stell deinen Freund zur Rede, denn gar oft geschieht Verleumdung; du sollst nicht jedem Worte dein Vertrauen schenken!

Sir 19:16 Manchen gibt es, der entgleiste, aber ohne Absicht, und wer hat mit seiner Zunge sich noch nie versündigt?

Sir 19:17 Stell zur Rede deinen Nächsten, ehe du ihm grollst; gewähre dem Gesetz des Höchsten seinen Raum!

Sir 19:18  Sir 19:20 Alle Weisheit ist zugleich die Furcht des Herrn, und in jeder Weisheit steckt Erfüllung des Gesetzes.

Sir 19:22 Erfahrung in der Schlechtigkeit ist keine Weisheit, und keine Einsicht ist der Rat der Sünder.

Sir 19:23 So gibt es eine Schlauheit, doch sie ist ein Greuel; auch gibt es manchen Toren, dem die Bosheit fehlt.

Sir 19:24 Besser arm an Klugheit, aber gottesfürchtig, als überreich an Klugheit, doch gesetzeswidrig!

Sir 19:25 Wohl gibt es schlaue Klugheit, aber sie ist unrecht; ja, es gibt Verkehrte, die die Tugend heucheln.

Sir 19:26 Mancher geht einher, von Traurigkeit gebeugt, und dennoch ist von Trug erfüllt sein Inneres.

Sir 19:27 Er neigt das Antlitz und er stellt sich taub, doch unversehens tritt er dir entgegen.

Sir 19:28 Und wenn die Kraft ihm fehlt, um Unrecht auszuüben, so wird er doch das Böse tun, sobald Gelegenheit.

Sir 19:29 Am Aussehen wird der Mensch erkannt, und an den Mienen des Gesichtes kennt ihn wohl der Weise.

Sir 19:30 Des Menschen Kleidung offenbart auch seine Taten, des Menschen Schritte geben Kunde über ihn.

 

Jesus Sirach Kapitel 20

 

Sir 20:1 Mancher Vorwurf wird gemacht zur falschen Zeit, doch mancher schweigt still, und der ist weise.

Sir 20:2 Nichts Gutes erntet, wer den Zornigen zurechtweist; doch dem, der Lob erteilt, bleibt Schimpf erspart.

Sir 20:3  Sir 20:4 Wie ein Entmannter, der bei einem Mädchen schläft, so ist, wer mit Gewalt das Recht erzwingen will.

Sir 20:5 Gar mancher schweigt und wird für klug gehalten, und manchen lehnt man ab trotz vielen Redens.

Sir 20:6 Gar mancher schweigt, weil er nicht Antwort weiß, und mancher schweigt, weil er die Zeit bedenkt.

Sir 20:7 Der Weise schweigt bis zu der rechten Zeit, der Tor jedoch beachtet nicht die Zeit.

Sir 20:8 Wer viele Worte macht, der wird verabscheut, und wer sich frech benimmt, gehaßt.

Sir 20:9 Es gibt Erfolge für den Menschen, die zum Mißerfolge werden, es gibt wohl auch Gewinne, die Verluste bringen.

Sir 20:10 Es gibt Geschenke, die dir keinen Nutzen bringen, es gibt sogar Geschenke, die man doppelt zahlen muß.

Sir 20:11 Es gibt Beschämung um des Ruhmes willen, und manchen, der aus Niedrigkeit sein Haupt erhob.

Sir 20:12 Gar mancher kauft sich viele Dinge billig ein und muß sie dennoch siebenfach bezahlen.

Sir 20:13 Der Weise macht mit wenig Worten sich beliebt, jedoch die Freundlichkeit der Toren ist vergebens.

Sir 20:14 Nichts wird dir nützen ein Geschenk des Toren, denn er hat statt eines Auges sieben.

Sir 20:15 Er gibt nur wenig, aber schimpft gar viel und reißt gleich einem Herold seinen Mund auf. Heute leiht er, morgen fordert er zurück; ein solcher Mensch stößt überall auf Haß.

Sir 20:16 Der Tor muß es gestehn: "Ich habe keinen Freund und finde keinen Dank für meine guten Werke; die von meinem Brote essen, haben böse Zungen."

Sir 20:17 Wie oft, wie zahlreich verspotten sie ihn!

Sir 20:18 Lieber soll man durch den Boden statt durch seine Zunge straucheln! Genauso wird der Sturz der Bösen eilends kommen.

Sir 20:19 Ein unbeliebter Mensch: ein Wort zur falschen Zeit! Im Munde eines Toren findet es sich dauernd.

Sir 20:20 Ein Spruch aus eines Toren Munde wird verachtet; denn er spricht ihn nie zur rechten Zeit.

Sir 20:21 Mancher lehnt es ab, zu sündigen aus Armut, und in seiner Ruhe läßt er sich nicht stören.

Sir 20:22 Mancher richtet sich zugrunde nur aus Scham, er vernichtet sich selbst, weil er verheimlicht.

Sir 20:23 Mancher gibt aus Scham dem Freund Versprechungen und macht ihn sich zum Feinde ohne Grund.

Sir 20:24 Ein schlimmer Schandfleck an dem Menschen ist die Lüge, im Munde eines Toren findet sie sich dauernd.

Sir 20:25 Besser noch ein Dieb als ein Gewohnheitslügner, beide aber werden nur Verderben ernten.

Sir 20:26 Schande ist das Ende eines Lügners, und seine Schmach ruht immerdar auf ihm.

Sir 20:27 Wer weise ist im Reden, kommt voran, und ein verständnisreicher Mensch gefällt den Großen.

Sir 20:28 Ein Landwirt richtet seine Garbenstöße auf, und wer den Großen wohlgefällt, kann Unrecht mildern.

Sir 20:29 Gaben und Geschenke blenden selbst die Weisen und wenden, wie im Maul ein Zügel, Strafen ab.

Sir 20:30 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz, was nützen diese beiden?

Sir 20:31 Besser einer, der verbirgt die Torheit, als einer, der verbirgt die Weisheit!

 

Jesus Sirach Kapitel 21

 

Sir 21:1 Mein Sohn, wenn du gesündigt hast, so tue es nicht wieder, und bete wegen deiner früheren Sünden!

Sir 21:2 Flieh vor der Sünde wie vor einer Schlange; denn wenn du dich ihr näherst, beißt sie dich! Den Löwenzähnen gleichen ihre Zähne; das Leben rauben sie den Menschen.

Sir 21:3 Wie ein doppelschneidig Schwert ist jedes Unrecht, und für seine Wunde gibt es keine Heilung.

Sir 21:4 Gewalttat sowie Übermut verwüsten eine Stadt, und das Haus des Stolzen wird zusammenstürzen.

Sir 21:5 Vom Munde dringt des Armen Beten bis zu (Gottes) Ohr, und sein Gericht wird auch in aller Eile kommen.

Sir 21:6 Wer Tadel haßt, geht in des Sünders Spur, jedoch zu Herzen nimmt ihn sich, wer gottesfürchtig ist.

Sir 21:7 Von weitem wird der Schwätzer schon erkannt; wenn er entgleist, bemerkt es der Verständige.

Sir 21:8 Wer sich sein Haus mit fremdem Gut erbaut, gleicht einem, der für seinen Trümmerhaufen Steine sammelt.

Sir 21:9 Der Frevler Rotte ist ein Haufen Werg; ihr Ende wird die Feuerflamme sein.

Sir 21:10 Der Weg der Sünder ist von Steinen frei gemacht, doch liegt der Schlund der Unterwelt an seinem Ende.

Sir 21:11 Wer das Gesetz befolgt, beherrscht sein Streben, und Weisheit ist Vollendung in der Furcht des Herrn.

Sir 21:12 Wer unklug ist, will keine Zucht entgegennehmen; es gibt jedoch auch Klugheit, die mit Bitternis erfüllt.

Sir 21:13 Des Weisen Wissen wächst wie eine Quelle, und wie ein frischer Quellbach ist sein Rat.

Sir 21:14 Das Herz des Toren ist wie eine rissige Zisterne; denn keine Weisheit kann es in sich bergen.

Sir 21:15 Sobald ein weises Wort der Einsichtsvolle hört, so lobt er es und fügt noch weiteres hinzu. Der Zügellose hört es und beginnt zu spotten und wirft es (mit Verachtung) hinter sich.

Sir 21:16 Des Toren Rede ist wie eine Last beim Wandern, doch Anmut findet sich auf eines Weisen Lippen.

Sir 21:17 Den Mund des Klugen sucht man in der Volksversammlung, und seine Worte überlegt man sich im Herzen.

Sir 21:18 Wie ein Gefängnis ist die Weisheit für den Toren, und Wissen gleichwie Fesseln für den Dummen.

Sir 21:19 Wie Ketten an den Füßen ist für Toren Zucht, wie Schellen an der rechten Hand.

Sir 21:20 Der Tor erhebt beim Lachen seine Stimme, der Kluge aber lächelt kaum vernehmbar.

Sir 21:21 Die Zucht ist für den Weisen wie ein Schmuck aus Gold und wie ein Armband an der rechten Hand.

Sir 21:22 Der Fuß des Toren stürmt mit Eile in ein (fremdes) Haus, jedoch der einsichtsvolle Mensch verneigt das Antlitz.

Sir 21:23 Der Tor schaut von der Tür ins Haus hinein, doch der Gebildete bleibt draußen stehen.

Sir 21:24 Wenn einer an der Türe lauscht, besitzt er keine Bildung, der weise Mann jedoch verschließt sein Ohr.

Sir 21:25 Der Frevler Lippen plaudern ihrer Seele Torheit aus, doch abgewogen auf der Waage sind der Klugen Worte.

Sir 21:26 Im Mund der Toren liegt ihr Herz, jedoch der Weisen Mund in ihrem Herzen.

Sir 21:27 Verflucht der Frevler seinen Gegner, so verflucht er nur sich selbst.

Sir 21:28 Sich selbst besudelt der Verleumder, und man haßt ihn, wo er wohnt.

 

Jesus Sirach Kapitel 22

 

Sir 22:1 Der Faule ist wie ein beschmutzter Stein; ein jeder zischt ob seiner Häßlichkeit.

Sir 22:2 Es gleicht der Faule einem Batzen Mist; wer ihn berührte, schüttelt sich die Hand.

Sir 22:3 Eine Schande für den Vater ist ein ungezogener Sohn; und zur Schmach ist ihm geboren eine solche Tochter.

Sir 22:4 Eine kluge Tochter macht vermögend ihren Mann; jedoch zum Kummer ihres Vaters wird die Schändliche.

Sir 22:5 Dem Vater und dem Manne macht die Freche Schande, und von beiden erntet sie Verachtung.

Sir 22:6 Musik bei Trauer ist zur Unzeit eine Rede, doch Zucht und Schläge zeugen stets von Weisheit.

Sir 22:7 Scherben leimt zusammen, wer belehrt den Toren, und aus tiefem Schlummer weckt er einen Schläfer.

Sir 22:8 Wer spricht zu einem Toren, spricht zu einem Schläfer, und dieser sagt am Ende: "Was ist los?"

Sir 22:9 (Vers fehlt)

Sir 22:10 (Vers fehlt)

Sir 22:11 Weine um den Toten, denn das Licht erlosch ihm; weine um den Toren, weil erlosch die Einsicht! Um den Toten weine weniger, da er die Ruhe fand; doch des Toren schlechtes Leben ist noch schlimmer als der Tod!

Sir 22:12 Sieben Tage währt die Trauer über einen Toten, die Trauer um den Toren aber alle Tage seines Lebens.

Sir 22:13 Sprich nicht viel mit einem Toren, und verkehr mit keinem Schwein! Nimm dich davor in acht, sonst hast du Ärger, und du wirst bespritzt, wenn es sich schüttelt! Meide ihn, so hast du Ruhe, nicht Verdruß mit seiner Torheit!

Sir 22:14 Was ist schwerer wohl als Blei? Wie könnt' es anders heißen als: "Ein Tor"?

Sir 22:15 Sand und Salz und Eisenstücke sind leichter als ein Tor zu tragen.

Sir 22:16 Gebälk aus Holz, zum Bauwerk fest verbunden, zerfällt bei keinerlei Erschütterung. So ist ein Herz, gestützt auf weisen Rat; zu keiner Zeit wird es verzagen.

Sir 22:17 Ein Herz, durch kluge Sinnesart gefestigt, ist wie ein Kalkverputz an glatter Mauer.

Sir 22:18 Steinchen, die zuoberst liegen, halten vor dem Sturm nicht stand. Ein feiges Herz mit törichter Gesinnung hält ebenso vor keinem Schrecken stand.

Sir 22:19 Ein Stoß ins Auge treibt Tränen heraus, und ein Stoß ins Herz treibt die Freundschaft aus.

Sir 22:20 Wer Steine nach den Vögeln wirft, verjagt sie, und wer den Freund beschimpft, verjagt die Freundschaft.

Sir 22:21 Hast du das Schwert gezogen gegen einen Freund, verzweifle nicht, denn immer noch ist Umkehr möglich!

Sir 22:22 Hast du den Mund geöffnet gegen einen Freund, hab keine Angst, es ist ja noch Versöhnung möglich! Beschimpfung nur, Verrat von Anvertrautem und Verleumdung, vor diesen dreien flieht ein jeder Freund.

Sir 22:23 Halt selbst in Armut deinem Freund die Treue, damit du ebenso mit ihm sein Glück genießen kannst! Harre bei ihm aus auch in der Zeit der Drangsal, damit du auch an seinem Erbe Anteil hast!

Sir 22:24 Dem Feuer gehen Rauch und Qualm voraus und ebenso dem Blutvergießen Streitigkeiten.

Sir 22:25 Beschäme nicht den Freund, wenn er verarmt ist, und nicht verbirg dich dann vor ihm!

Sir 22:26 Hast du einen Freund, dann plaudere nichts aus; denn wer dich hören wird, nimmt sich vor dir in acht.

Sir 22:27 O wäre doch vor meinem Munde eine Wache und auch ein kunstvoll Siegel über meinen Lippen, damit ich nicht mit ihnen Wüstes rede und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürze!

 

Jesus Sirach Kapitel 23

 

Sir 23:1 O Herr und Vater, meines Lebens Gott, laß mich durch sie nicht stürzen!

Sir 23:2 Ach, stünde eine Geißel über meinem Denken und eine Rute weiser Zucht vor meinem Herzen, auf daß sie ihrer Fehler nimmer schonten und ihnen keine Sünden mehr erlaubten,

Sir 23:3 damit nicht meine Laster sich noch mehren und meiner Sünden Zahl noch größer werde; sonst käme ich zu Fall vor meinen Gegnern und würde über mich mein Feind frohlocken.

Sir 23:4 O Herr und Vater, meines Lebens Gott, gib ihrem Plane mich nicht preis! Gestatte mir nicht unbeherrschte Augen,

Sir 23:5 und die Begierde halte fern von mir!

Sir 23:6 Nicht möge Sinnenlust und Unzucht mich erfassen, und überlaß mich nicht dem Triebe ohne Scham!

Sir 23:7 Vernehmt, o Söhne, von der Zucht des Mundes! Wer sie beachtet, wird (durch Reden) nicht gefangen.

Sir 23:8 Durch seine Lippen wird verstrickt der Sünder, durch sie muß stürzen der Verleumder und der Stolze.

Sir 23:9 Gewöhne nicht ans Schwören deinen Mund, und nenne aus Gewohnheit nicht des Heiligen Namen!

Sir 23:10 Denn wie ein Knecht, der stets in Strafverhandlung steht, wohl niemals frei von Rutenstreichen bleibt, so wird, wer dauernd schwört und nennt den heiligen Namen, von Sünden niemals frei und ledig bleiben.

Sir 23:11 Ein Mensch, der oftmals schwört, häuft Schuld auf sich, nicht weichen wird von seinem Haus die Rachegeißel. Wenn er sich unbedacht verfehlt, ruht seine Schuld auf ihm, wenn er (den Schwur) nicht hält, versündigt er sich doppelt, und wenn er Falsches schwört, bleibt er nicht ungestraft; denn übervoll von Schicksalsschlägen wird sein Haus.

Sir 23:12 Es gibt ein Reden, das der Pest vergleichbar ist; es möge sich im Erbe Jakobs niemals finden! Denn von den Frommen ist dies alles fern, und in den Sünden wälzen sie sich nicht.

Sir 23:13 Gewöhne nicht an Torheit deinen Mund, denn darin liegen manche Sündenwort!

Sir 23:14 Denk an deinen Vater und an deine Mutter, sobald du in dem Kreis der Großen sitzest, damit du nicht vor ihnen Anstoß gibst und so zum Toren wirst durch dein Benehmen! Dann wünschst du wohl, du wärest nie geboren, und fluchest deinem Tage der Geburt.

Sir 23:15 Ein Mensch, der sich gewöhnt an schändliches Gerede, nimmt keine Zucht mehr an, solang er lebt.

Sir 23:16 Zwei Menschenklassen häufen Sünden auf, und eine dritte ist es, die den Zorn erregt. Die glühende Begierde ist wie Feuerbrand; sie löscht nicht aus, bis sie sich aufgezehrt. Der Mensch, der mit dem eignen Leibe Unzucht treibt, hört nimmer auf, bis daß das Feuer ausgebrannt.

Sir 23:17 Dem Wüstling schmeckt gar süß ein jedes Brot; er läßt nicht nach, bis er dem Untergang verfällt.

Sir 23:18 Ein Mensch treibt Ehebruch auf seinem Lager, indem er bei sich denkt: "Wer kann mich sehen? Das Dunkel hüllt mich ein, die Wände bergen mich, und niemand sieht mich. Was soll ich mich fürchten vor der Sünde?" Des höchsten Herrn gedenkt er nicht;

Sir 23:19 nur vor den Menschenaugen hat er Furcht. Er denkt nicht, daß die Augen Gottes vieltausendmal noch heller als die Sonne sind, daß sie auf alle Menschenwege blicken und bis in die verborgensten der Winkel dringen.

Sir 23:20 Bekannt ist alles ihm, schon ehe es geschieht, und ebenso, wenn es vollendet ist.

Sir 23:21 Ein solcher wird gerichtet in den Straßen seiner Stadt, und wo er es nicht ahnt, wird er ergriffen.

Sir 23:22 So auch die Frau, die ihren Mann verläßt und sich von einem Fremden Erben schafft.

Sir 23:23 Denn erstens war sie dem Gesetz des Höchsten untreu, und zweitens hat sie gegen ihren Mann gesündigt, zum dritten brach in Unzucht sie die Ehe und schuf von einem fremden Manne sich die Kinder.

Sir 23:24 Sie wird der Volksversammlung vorgeführt, und Strafe wird auf ihre Kinder kommen.

Sir 23:25 Die Kinder werden keine Wurzel treiben und ihre Zweige keine Früchte bringen.

Sir 23:26 Zum Fluch nur hinterläßt sie ihr Gedenken, und ihre Schmach wird niemals ausgetilgt.

Sir 23:27 Dann werden alle, die im Lande wohnen, merken und alle Überlebenden genau erkennen, daß in der Tat nichts besser ist als Gottesfurcht, nichts süßer, als des Herrn Gebote zu erfüllen.

 

Jesus Sirach Kapitel 24

 

Sir 24:1 Die Weisheit lobt sich selbst und rühmt sich mitten unter ihrem Volk.

Sir 24:2 In der Gemeinde Gottes öffnet sie den Mund und rühmt sich selbst vor seiner großen Heerschar:

Sir 24:3 "Ich bin hervorgegangen aus dem Mund des Höchsten, und wie ein Nebel deckte ich die Erde.

Sir 24:4 Ich wohnte in den Himmelshöhen, auf einer Wolkensäule stand mein Thron.

Sir 24:5 Den Himmelskreis durchzog ich ganz allein und bin gewandelt in des Abgrunds Tiefe.

Sir 24:6 In Meeresflut und auf der ganzen Erde, in jedem Volk und Stamm versuchte ich zu herrschen.

Sir 24:7 Bei allen diesen sah ich mich um eine Ruhstatt um, in wessen Erbbesitz ich wohl verweilen könnte.

Sir 24:8 Da gab des Weltalls Schöpfer mir die Weisung, der mich erschaffen, ließ mein Zelt die Ruhe finden. Er sprach: "In Jakob sollst du dir dein Zelt errichten, in Israel dir Erbbesitz gewinnen!"

Sir 24:9 Von Urzeit her, von Anfang an ward ich erschaffen und werde nicht vergehen bis in Ewigkeit.

Sir 24:10 Im heil'gen Zelte tat ich Dienst vor ihm und wurde dann auf Sion eingesetzt.

Sir 24:11 Ich ließ mich nieder in der Stadt, die ihm so lieb wie ich, und in Jerusalem entstand mein Machtbereich.

Sir 24:12 In einem hochgeehrten Volke schlug ich Wurzel, im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz.

Sir 24:13 Ich wuchs empor wie eine Zeder auf dem Libanon, gleich der Zypresse auf den Hermonbergen.

Sir 24:14 Ich wuchs empor wie eine Palme zu Engedi und wie die Rosenpflanzungen in Jericho, wie ein gar schöner Ölbaum in der Ebene; ich wuchs empor wie die Platane an den Wassern.

Sir 24:15 Es war mein Duft wie Zimt und feiner Aspalath, und wie die beste Myrrhe gab ich Wohlgeruch, wie Galbanum, wie Onyx und wie Stakte und wie die Weihrauchwolke in dem (heil'gen) Zelt.

Sir 24:16 Ich streckte meine Äste aus wie eine Terebinthe, und meine Zweige waren Zweige voll von Pracht und Zier.

Sir 24:17 Ich trieb gleich einem Weinstock holde Sprossen, und meine Blüten wurden üppig reiche Früchte.

Sir 24:18  Sir 24:19 Kommt her zu mir, die ihr nach mir verlangt, und eßt euch satt an meinen Früchten!

Sir 24:20 An mich zu denken süßer ist als Honig, und mein Besitz geht über Honigwaben.

Sir 24:21 Die mich genießen, hungern noch, und die mich trinken, dürsten noch.

Sir 24:22 Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, und wer mir dient, fällt nicht in Sünde."

Sir 24:23 Dies alles ist das Bundesbuch des Höchsten, das Gesetz, das Moses uns geboten hat als Erbbesitz für die Gemeinde Jakobs.

Sir 24:24  Sir 24:25 Weisheit spendet es in Fülle gleich dem Pischon und wie der Tigris in der Zeit des Frühlings.

Sir 24:26 Es bietet Einsicht übervoll dem Euphrat gleich und wie der Jordan in der Zeit des Sommers.

Sir 24:27 Es strömt von Bildung über gleich dem Nil und wie der Gichon in der Zeit des Herbstes.

Sir 24:28 Der Erste kam, darin zu forschen, nie zum Ende, und auch der Letzte wird es nicht ergründen.

Sir 24:29 Denn reicher als das Meer ist seines Sinnes Fülle, sein Rat ist tiefer als der große Abgrund.

Sir 24:30 Auch ich ging aus nur wie ein Graben von dem Strom und gleichwie eine Wasserleitung in den Garten.

Sir 24:31 Ich dachte: "Meinen Garten will ich tränken und will bewässern meine Beete!" Doch sieh, der Graben wurde mir zum Fluß, und selbst der Fluß ward mir zum Meere.

Sir 24:32 So laß ich weiter gleich dem Frühlicht meine Lehre leuchten und will sie strahlen lassen bis in große Ferne.

Sir 24:33 Noch weiter gieße ich Belehrung gleich Prophetenworten aus und will sie bis auf späteste Geschlechter hinterlassen.

Sir 24:34 Seht, daß ich nicht für mich allein mich mühte, vielmehr für alle, die nach ihr verlangen!

 

Jesus Sirach Kapitel 25

 

Sir 25:1 Drei Dinge gibt es, die mir wohl gefallen und die vor Gott und Menschen lieblich sind: Eintracht unter Brüdern, Liebe zwischen Freunden und Mann und Frau, die gut zusammenhalten.

Sir 25:2 Drei Menschenklassen gibt es, die ich hasse, und ihre Lebensweise stößt mich ab: den stolzen Bettler und den trügerischen Reichen, dazu den geilen Greis, dem Einsicht fehlt.

Sir 25:3 Hast du in deiner Jugend nicht gesammelt, wie könntest du im Alter etwas finden?

Sir 25:4 Wie gut steht grauen Häuptern kluges Urteil an, und alten Männern, guten Rat zu wissen!

Sir 25:5 Wie gut steht doch den Greisen Weisheit an, den Ehrenwerten Rat und Einsicht.

Sir 25:6 Der Greise Ehrenkrone ist Erfahrung, ihr Ruhm die Furcht des Herrn.

Sir 25:7 Neun, die ich im Sinne habe, preise ich, das zehnte will ich stets im Munde führen: Ein Mann, der Freude hat an seinen Kindern, wer lebend noch den Sturz der Feinde schaut.

Sir 25:8 Glücklich auch der Gatte einer klugen Frau und wer nicht gleichsam wie mit Ochs und Esel pflügen muß. Glücklich, wer durch seine Zunge nicht zu Fall kommt und wer nicht Sklave wird bei einem, der geringer ist als er.

Sir 25:9 Glücklich sodann, wer einen Freund gefunden, und wer vor aufmerksamen Ohren sprechen kann.

Sir 25:10 Wie groß ist endlich, wer die Einsicht fand! Doch keiner übertrifft den Gottesfürchtigen.

Sir 25:11 Die Furcht des Herrn ragt über alles weit hinaus, wer sie ergreift, mit wem ist der vergleichbar?

Sir 25:12  Sir 25:13 (Lieber) jedes Leid, nur nicht Herzeleid; (lieber) jede Bosheit, nur nicht Frauenbosheit!

Sir 25:14 Lieber jede Drangsal, nur nicht Drangsal der Verstoßenen, und jede Rache, nur nicht Rache der Verfeindeten.

Sir 25:15 Kein Gift ist schlimmer als das Schlangengift, kein Zorn ist schlimmer als der Weiberzorn.

Sir 25:16 Lieber will ich bei den Löwen und den Drachen hausen als mit einem bösen Weib zusammenwohnen.

Sir 25:17 Die Bosheit einer Frau macht düster ihre Miene, verfinstert ihr Gesicht gleich dem der Bärin.

Sir 25:18 Inmitten seiner Freunde sitzt ihr Mann, und unwillkürlich seufzt er auf.

Sir 25:19 Kaum eine Bosheit gleicht der Bosheit einer Frau; das Los des Sünders möge auf sie fallen!

Sir 25:20 Wie ein Aufstieg über Sand für die Füße eines Greises ist ein geschwätzig Weib für einen stillen Mann.

Sir 25:21 Laß nicht durch Frauenschönheit dich zu Falle bringen, und auch nach ihrer Habe sollst du nicht begehren!

Sir 25:22 Denn harte Knechtschaft und Beschämung ist es, wenn eine Frau den Mann ernähren muß.

Sir 25:23 Bedrückten Sinn und trübes Angesicht und Herzeleid bringt eine böse Frau, erschlaffte Hände und der Knie Wanken die Frau, die ihren Mann nicht glücklich macht.

Sir 25:24 Die erste Sünde kam von einer Frau, und alle müssen wir um ihretwillen sterben.

Sir 25:25 Dem Wasser sollst du keinen Abfluß lassen und keine Herrschaft einer schlechten Frau!

Sir 25:26 Geht sie nicht an deiner Seite, trenn sie ab von deinem Leibe!

 

Jesus Sirach Kapitel 26

 

Sir 26:1 Eine gute Frau - wie glücklich ist ihr Mann, und seiner Tage Zahl verdoppelt sich.

Sir 26:2 Die wackere Frau pflegt sorgsam ihren Mann, und er erreicht in Frieden seiner Jahre Vollzahl.

Sir 26:3 Ein gutes Brautgeschenk ist eine gute Frau, wer gottesfürchtig ist, erhält sie zum Besitz.

Sir 26:4 Ob arm, ob reich, das Herz ist froh, das Antlitz allzeit heiter.

Sir 26:5 Vor drei Dingen bangt mein Herz, und das vierte fürchte ich: Ein übles Stadtgespräch und Volksauflauf sowie Verleumdung; alles das ist schlimmer als der Tod.

Sir 26:6 Herzeleid und Traurigkeit ist eine Frau voll Eifersucht. Diesen Dingen insgesamt gemeinsam ist der Zunge Geißel.

Sir 26:7 Ein wackelnd Ochsenjoch ist eine schlechte Frau, wer sie berührt, gleicht dem, der einen Skorpion ergreift.

Sir 26:8 Gar viel Verdruß macht die dem Trunk ergebene Frau, und ihre Schande kann sie nicht verbergen.

Sir 26:9 Der Frau Verderbtheit zeigt sich in den frechen Blicken, und leicht wird sie erkannt an ihren Augenwimpern.

Sir 26:10 Streng wache über eine sittenlose Frau, sonst findet sie Gelegenheit und nützt sie für sich aus.

Sir 26:11 Der Frau mit unverschämten Blicken gehe wachsam nach, und wenn sie sündigt gegen dich, so wundere dich nicht!

Sir 26:12 Gleichwie ein durst'ger Wandersmann den Mund auftut, um jedes Wasser, das erreichbar ist, zu trinken, so setzt sie sich vor jedem Pflocke nieder und öffnet ihren Köcher vor dem Pfeil.

Sir 26:13 Die Anmut einer Frau erquickt den Mann, und ihre Klugheit ist ein Labsal seinen Gliedern.

Sir 26:14 Vom Herrn geschenkt ist eine Frau, die schweigsam ist; kein Preis genügt für eine Zuchterfüllte.

Sir 26:15 Anmut über Anmut ist die keusche Frau; kein Wert reicht an die Seele, die enthaltsam ist.

Sir 26:16 Der Sonne gleich, die aufstrahlt in den Höhen Gottes, so ist die Schönheit einer Frau als ihres Hauses Zier.

Sir 26:17 Wie eine Lampe, leuchtend auf dem heil'gen Leuchter, so strahlt die Schönheit des Gesichtes auf dem hohen Körper.

Sir 26:18 Wie gold'ne Säulen über Silbergrund, so schöne Beine über wohlgebauten Fersen.

Sir 26:19 [Mein Sohn, nimm dich in acht in deiner Jugendzeit, und opfre deine Kraft nicht Fremden hin!

Sir 26:20 Hast du von allem Feld ein gutes Fruchtland ausgesucht, dann streu getrost den Samen aus in deinen Zeugungen!

Sir 26:21 Dann werden deine Früchte bei dir sein, nicht wird dein Stamm sich überall befinden.

Sir 26:22 Die Dirne ist dem Auswurf gleich zu achten; gar erst die schon Vermählte gilt als Todesnetz für ihre Freunde.

Sir 26:23 Dem Frevler wird ein schlechtes Weib als Anteil zugeeignet, ein frommes aber wird zuteil dem Gottesfürchtigen.

Sir 26:24 Ein unverschämtes Weib zerstört das Schamgefühl, doch eine Frau, die schamhaft ist, hat selbst vor ihrem Manne Scham.

Sir 26:25 Ein Weib, das schamlos ist, wird wie ein Hund geachtet; die aber Schamgefühl besitzt, ist gottesfürchtig.

Sir 26:26 Bei allen gilt als weise eine Frau, die hochschätzt ihren Mann, die aber ihn mißachtet, wird als schlecht erkannt von allen.

Sir 26:27 Ein Weib, das vorlaut und geschwätzig ist, gleicht einem Kriegshorn, das zum Kampfe bläst, und jeder Mann, der dazu schweigen muß, verbringt sein Leben unter Kriegsaufruhr.]

Sir 26:28 Zwei Dinge sind es, die mein Herz betrüben, und ob des dritten überkommt mich Unmut: ein Reicher, der in Armut und in Not gerät, und hochberühmte Männer, wenn man sie verachtet; wer von Gerechtigkeit sich abkehrt und zur Sünde wendet; der Herr hält ihn fürs Racheschwert bereit.

Sir 26:29 Nur schwerlich bleibt ein Kaufmann frei von Schuld, noch kann ein Händler frei von Sünde bleiben.

 

Jesus Sirach Kapitel 27

 

Sir 27:1 Des Geldes wegen haben viele schon gesündigt, und wer es anzuhäufen sucht, verbirgt sein Auge (vor den Armen).

Sir 27:2 Zwischen zwei vereinten Steinen hält ein Pflock, und zwischen Kauf und Verkauf drängt sich Sünde ein.

Sir 27:3 Wenn du nicht festhältst an der Furcht des Herrn, wird schnell und bald dein Haus zerstört.

Sir 27:4 Schüttelt man das Sieb, so bleibt der Schmutz zurück; so auch das Schmutzige am Menschen, wenn man ihn beurteilt.

Sir 27:5 Beurteilt wird ein Tongefäß je nach des Ofens Hitze und ebenso ein Mensch nach den Gedanken, die man über ihn sich macht.

Sir 27:6 Je nach der Sorte eines Baumes wird die Frucht; so auch das Urteil über jeden je nach dessen Art.

Sir 27:7 Lobe keinen, ehe du ihn nicht genau beurteilt hast; denn das ist die Erprobung für den Menschen!

Sir 27:8 Strebst du nach Gerechtigkeit, so wirst du sie erlangen und dich mit ihr bekleiden wie mit einem Prachtgewand.

Sir 27:9 Die Vögel lassen sich bei ihresgleichen nieder, und Treue kommt zu denen, die sie üben.

Sir 27:10 Der Löwe lauert auf die Beute; so auch die Sünde auf die Übeltäter.

Sir 27:11 Des Weisen Rede ist beständig Weisheit, der Tor dagegen wechselt wie der Mond.

Sir 27:12 Unter Toren achte auf die Zeit, doch verweile unter Klugen!

Sir 27:13 Der Toren Rede ist ein Greuel, und ihr Lachen sündige Lust.

Sir 27:14 Haarsträubend ist das Reden dessen, der viel schwört; die Ohren muß man sich verstopfen, wenn er streitet.

Sir 27:15 Zu Blutvergießen führt der Streit der Unbeherrschten, und gräßlich ist ihr Schelten anzuhören.

Sir 27:16 Wer Geheimnisse verrät, vernichtet das Vertrauen und findet keinen Freund, der mit ihm einig ist.

Sir 27:17 Liebe deinen Freund und bleib ihm treu; doch tatst du sein Geheimnis kund, dann lauf ihm nicht mehr nach!

Sir 27:18 Denn gleichwie einer, der sein Erbgut aufgerieben, zerstörtest du die Freundschaft mit dem Nächsten.

Sir 27:19 Als ob du einen Vogel aus der Hand entlassen hättest, so gabst den Freund du auf und holst ihn nicht mehr ein.

Sir 27:20 Lauf ihm nicht nach, denn weit ist er entfernt und floh wie die Gazelle aus der Schlinge.

Sir 27:21 Denn eine Wunde wird verbunden, und ein Streit wird ausgesöhnt; doch wer Geheimnisse verrät, hat keine Hoffnung mehr.

Sir 27:22 Unheil plant, wer mit dem Auge zwinkert; doch wer es merkt, zieht sich von ihm zurück.

Sir 27:23 Vor deinen Augen macht er süße Worte und bewundert deine Reden; doch später dreht er seine Worte um, und deine Reden bringt er in Verruf.

Sir 27:24 Gar vieles hasse ich, doch nichts so sehr wie ihn, und auch der Herr wird über ihn nur Haß empfinden.

Sir 27:25 Auf den, der einen Stein emporwirft, fällt er nieder, und wer im stillen Schläge austeilt, erntet Wunden.

Sir 27:26 Wer eine Grube gräbt, der fällt in sie hinein, wer eine Falle stellt, der fängt sich selbst darin.

Sir 27:27 Wer Unheil plant, auf den rollt es zurück, und er weiß nicht, woher es auf ihn kommt.

Sir 27:28 Spott und Schande ist das Los der stolzen Frevler, und wie ein Löwe lauert ihnen Strafe auf.

Sir 27:29 Fallen sowie Netze sind für jene, die sie stellten; sie haften fest an ihnen bis zu ihrem Tod.

Sir 27:30 Auch Groll und Zorn sind greuelhaft, und nur der Sünder hält an ihnen fest.

 

Jesus Sirach Kapitel 28

 

Sir 28:1 Wer Rache sucht, erfährt vom Herrn die Rache, und Er wird seiner Sünden stets gedenken.

Sir 28:2 Vergib das Unrecht deinem Nächsten; dann werden, wenn du bittest, deine Sünden auch vergeben!

Sir 28:3 Der Mensch hält gegen einen andern fest im Zorn, und da will er Heilung suchen bei dem Herrn?

Sir 28:4 Mit seinesgleichen kennt er kein Erbarmen, und wegen seiner eignen Sünden bittet er?

Sir 28:5 Er ist doch selbst nur Fleisch und hält am Zorne fest; wer wird da seine Sünden sühnen können?

Sir 28:6 Ans Ende denk, und mache Schluß mit Feindschaft, an Grab und Tod, und bleibe den Geboten treu!

Sir 28:7 An die Gebote denk, und grolle nicht dem Nächsten, an das Gesetz des Höchsten, und vergib die Schuld!

Sir 28:8 Halte dich vom Streite fern, und du verringerst Sünden; denn Streit entfacht ein Mensch, der zornig ist.

Sir 28:9 Ein Sündenmensch bringt Freunde durcheinander, und Feindschaft streut er zwischen Friedliche.

Sir 28:10 Je nach dem Brennstoff flammt das Feuer auf, und je nach Machtbefugnis wächst ein Streit. Je nach der Macht des Menschen ist sein Zorn, und je nach Reichtum mehrt er seine Wut.

Sir 28:11 Harz und Pech entfachen Feuer, und jäher Streit bringt Blutvergießen.

Sir 28:12 Bläst du den Funken an, so flammt er auf, doch wenn du auf ihn spuckst, erlischt er. Und beides kommt aus deinem Munde!

Sir 28:13 Verflucht soll sein die dritte Zunge; denn viele, die in Frieden lebten, hat sie umgebracht.

Sir 28:14 Schon viele hat die dritte Zunge heimatlos gemacht und sie von einem Volk zum andern Volk vertrieben. Sie hat schon feste Städte ganz zerstört und großer Herren Häuser eingerissen.

Sir 28:15 Bewährte Frauen hat die dritte Zunge fortgejagt und sie beraubt der Früchte ihrer Arbeit.

Sir 28:16 Wer auf sie achtet, findet keine Ruhe und kann in Frieden nimmer wohnen.

Sir 28:17 Geißelhieb verursacht eine Strieme, doch Zungenhieb zerschmettert Knochen.

Sir 28:18 Schon viele sind gefallen durch des Schwertes Schärfe, doch mehr noch sind gefallen durch die Zunge.

Sir 28:19 Glücklich, wer vor ihr geborgen ist und ihrem Grimme nicht zum Opfer fällt, wer nicht an ihrem Joche ziehen muß und nicht gebunden ist mit ihren Stricken!

Sir 28:20 Ihr Joch ist ja ein Joch von Eisen, und ihre Stricke sind aus Erz.

Sir 28:21 Durch sie zu sterben, ist ein schlimmer Tod, und besser ist das Totenreich als sie.

Sir 28:22 Doch keine Macht besitzt sie über Fromme; sie werden nicht versengt durch ihre Flamme.

Sir 28:23 Nur die den Herrn verlassen, fallen ihr anheim; sie lodert auf an ihnen, ohne zu erlöschen. Sie stürzt gleich einem Löwen auf sie los, zerreißt sie wie ein Panther.

Sir 28:24 Schau, du zäunst mit Dornen deinen Weinberg ein; so mache Tor und Riegel auch für deinen Mund!

Sir 28:25 Dein Silber und dein Gold versiegelst du; so mache auch für deine Worte Waage und Gewicht!

Sir 28:26 Gib acht, daß du durch sie nicht strauchelst und fällst vor dem, der darauf lauert!

 

Jesus Sirach Kapitel 29

 

Sir 29:1 Wer seinem Nächsten borgt, erweist sich fromm, und die Gebote hält, wer dessen Hand ergreift.

Sir 29:2 Zur Zeit der Not soll man dem Nächsten borgen, doch auch zur rechten Zeit dem andern rückerstatten!

Sir 29:3 Ja, halte Wort und zeige dich als zuverlässig, dann wirst du stets erhalten, was du brauchst!

Sir 29:4 Oft gibt es Schuldner, die ein Darlehen suchen und dann ihren Helfern Verdruß bereiten.

Sir 29:5 Bis daß er es erlangt hat, küßt er ihm die Hand und redet schmeichlerisch um seines Nächsten Geldes willen. Doch kommt die Zeit der Rückerstattung, dann enttäuscht er ihn und gibt ihm erst nach langer Zeit zurück.

Sir 29:6 Selbst wenn er (zahlen) könnte, wird die Hälfte kaum entrichtet, und er betrachtet es wie ein gefunden Gut. Und wenn er nicht kann, bringt er ihn ums Geld und macht ihn grundlos sich zum Feind. Nur Fluch und Schmähwort gibt er ihm zurück, und statt mit Dank vergilt er ihm mit Schmach.

Sir 29:7 Gar viele halten nicht aus Bosheit sich zurück, sondern weil sie unverdienten Ärger fürchten.

Sir 29:8 Indessen hab Geduld mit dem Verarmten, und laß ihn auf die Wohltat nicht vergeblich warten!

Sir 29:9 Nimm dich des Armen an um des Gebotes willen, und weise ihn nicht leer in seiner Not von dannen!

Sir 29:10 Gib hin das Geld dem Bruder und dem Freunde zuliebe, und laß es unter einem Stein nicht rosten und verderben.

Sir 29:11 Leg deinen Schatz nach dem Gebot des Höchsten an, dann bringt er dir weit mehr an Nutzen als das Gold!

Sir 29:12 Die guten Werke schließe ein und lege in dein Schatzhaus; dann werden sie aus allem Unglück dich erretten!

Sir 29:13 Noch besser als ein starker Schild und eine schwere Lanze werden sie vor jedem Feinde für dich streiten.

Sir 29:14 Ein guter Mensch verbürgt sich für den Nächsten; doch wer die Scham verlor, der flieht vor seinem Bürgen.

Sir 29:15 Vergiß die Freundlichkeit des Bürgen nicht; denn sich persönlich gab er hin für dich!

Sir 29:16 Ein Sünder nur läßt außer acht des Bürgen Güte,

Sir 29:17 und wer mißachtet seinen Retter, der mißachtet seinen Schöpfer.

Sir 29:18 Das Bürgen hat schon viele Gutgestellte ruiniert und sie umhergeworfen gleich der Meereswoge, hat reiche Männer aus der Heimat fortgetrieben, so daß sie unter fremden Völkern irren mußten.

Sir 29:19 Der Sünder fällt anheim der Bürgschaft, und wer Gewinn erstrebt, verfällt Prozessen.

Sir 29:20 Nimm dich des Nächsten an nach deinen Kräften; doch achte auf dich selbst, daß du nicht stürzest!

Sir 29:21 Des Lebens Haupterfordernis ist Brot und Wasser, ist Kleidung sowie Wohnung, um die Blöße zu bedecken.

Sir 29:22 Besser ist des Armen Leben unter seines Daches Schutz als süße Leckerbissen in der Fremde.

Sir 29:23 Ob viel, ob wenig, sei zufrieden; du brauchst doch keinen Vorwurf zu hören wegen deiner Wohnung!

Sir 29:24 Von Haus zu Haus zu wandern, ist ein schlimmes Leben; du darfst den Mund nicht auftun, wo du weilst als Fremder.

Sir 29:25 Ein Fremdling bist du und mußt Schande schlucken und obendrein noch bittre Reden hören:

Sir 29:26 "Komm her, du Fremder, deck den Tisch, und wenn du etwas hast, gib mir zu essen!"

Sir 29:27 "Zieh ab, du Fremder, einer Ehrung wegen; ein Bruder kam als Gast zu mir; ich brauch' das Haus!"

Sir 29:28 Gar hart für einen Mann, der Einsicht hat, ist dieses: gescholten werden ob der Wohnung und geschmäht als Gläubiger.

 

Jesus Sirach Kapitel 30

 

Sir 30:1 Wer liebhat seinen Sohn, hält stets den Stock für ihn bereit, damit er sich am Ende freuen kann.

Sir 30:2 Wer seinen Sohn bestraft, wird Freude an ihm haben und sich vor den Bekannten seiner rühmen können.

Sir 30:3 Wer seinen Sohn belehrt, erregt den Neid des Feindes und kann vor Freunden über ihn frohlocken.

Sir 30:4 Es ist, wenn einst der Vater stirbt, als wäre er nicht tot, er hat ja doch sein Ebenbild zurückgelassen.

Sir 30:5 Solang er lebt, kann er mit Freuden auf ihn blicken, und wenn er stirbt, dann hat er keinen Kummer.

Sir 30:6 Er hinterläßt für Feinde einen Rächer, für Freunde einen, der den Dank abstattet.

Sir 30:7 Wer seinen Sohn verwöhnt, verbindet seine Wunden, und unter jedem Schrei erbebt sein Herz.

Sir 30:8 Ein ungeübtes Pferd geht hart, ein zügelloser Sohn geht jählings durch.

Sir 30:9 Verzärtle deinen Sohn, so setzt er dich in Schrecken, scherze du mit ihm, so wird er dich betrüben!

Sir 30:10 Lach nicht mit ihm, damit du nicht Verdruß erlebst und dir am Ende deine Zähne stumpf machst!

Sir 30:11 Laß ihm die Herrschaft nicht in seiner Jugend, und dulde seine schlimmen Streiche nicht!

Sir 30:12 Beug ihm den Kopf in seiner Jugendzeit, und schlag ihn aufs Gesäß, solang er klein ist, daß er nicht widerspenstig wird und gegen dich sich auflehnt und dir durch ihn ein Herzeleid entsteht!

Sir 30:13 Bestrafe deinen Sohn und mach sein Joch ihm schwer, damit er nicht in Torheit gegen dich sein Haupt erhebt!

Sir 30:14 Besser arm, jedoch gesunden Leibes, als reich und kranken Körpers!

Sir 30:15 Ein Leben in Gesundheit ziehe ich dem Golde vor und frohen Sinn den Perlen.

Sir 30:16 Kein Reichtum übertrifft den Reichtum der Gesundheit, kein Gut ein heiteres Gemüt.

Sir 30:17 Besser sterben als ein nutzlos Leben, und besser ist die ew'ge Ruhe als beständig Leid.

Sir 30:18 Leckerbissen, dargeboten dem verschloss'nen Mund, sind wie die Opferspeise, hingestellt vor Götzen.

Sir 30:19 Was nützt sie wohl den Heidengötzen, die nicht essen und nicht riechen können? So steht es mit dem Menschen, der zwar Reichtum hat, ihn aber dennoch nicht genießen kann.

Sir 30:20 Mit seinen Augen sieht er ihn und seufzt wie ein Entmannter, der umarmt ein Mädchen.

Sir 30:21 Gib deine Seele nicht den Sorgen hin, und bring dich nicht zu Fall mit deinem Grübeln!

Sir 30:22 Die Herzensfreude ist dem Menschen Leben, und Frohsinn mehrt dem Menschen seine Lebenstage.

Sir 30:23 Beschwichtige dich selbst, beruhige dein Herz, und halte den Verdruß dir fern! Denn viele hat die Sorge schon getötet, und der Verdruß ist nie von Nutzen.

Sir 30:24 Neid und Zorn verkürzen das Leben, und vor der Zeit macht Sorge alt.

Sir 30:25 Der Schlaf des Frohen schmeckt wie Leckerbissen, und seine Mahlzeit mundet ihm.

 

Jesus Sirach Kapitel 31

 

Sir 31:1 Schlaflosigkeit infolge Reichtums läßt den Leib abmagern, und Sorge über ihn verscheucht den Schlaf.

Sir 31:2 Die Sorge um den Unterhalt vertreibt den Schlummer, und mehr als schwere Krankheit hindert sie den Schlaf.

Sir 31:3 Der Reiche plagt sich, um Vermögen anzuhäufen, und wenn er ausruht, frönt er den Genüssen.

Sir 31:4 Der Arme plagt sich, sein Vermögen, wenn auch klein, zu halten, und wenn er ausruht, fängt er an zu darben.

Sir 31:5 Wer Gold liebt, wird nicht schuldlos bleiben, und wer nach Geld jagt, fällt dadurch in Sünde.

Sir 31:6 Gar vielfach sind des Goldes Schlingen und der Perlen Fesseln.

Sir 31:7 Ja, eine Falle ist dies für den Toren, und jeder Einsichtslose läßt sich damit fangen.

Sir 31:8 Selig der Reiche, der schuldlos befunden wird, und welcher nicht abweicht, dem Mammon zu folgen!

Sir 31:9 Wo ist ein solcher, damit wir ihn preisen können? Denn er leistete Wunderbares in seinem Volke.

Sir 31:10 Wer wurde darin geprüft und blieb doch unversehrt? Es soll ihm das zum Ruhm gereichen! Wer konnte zwar sündigen, sündigte aber nicht, wer konnte zwar Böses tun, wollte es aber nicht?

Sir 31:11 Daher ist gefestigt sein glücklicher Wohlstand, und die ganze Gemeinde verkündet sein Lob.

Sir 31:12 Mein Sohn, wenn du am Tische eines Großen sitzest, so reiß dabei nicht deinen Rachen auf! Sprich nicht: "Es steht im Überfluß darauf!"

Sir 31:13 Bedenke, daß ein neidisch Auge etwas Schlimmes ist! [Von dem, was Gott erschuf, ist nichts so neidisch wie das Auge; daher muß es bei jedem Anlaß weinen.]

Sir 31:14 Wohin er blickt, streck du die Hand nicht aus, damit du in der Schüssel nicht mit ihm zusammentriffst!

Sir 31:15 Achte deinen Nächsten wie dich selbst, und überleg dir alles, was du selber hassest!

Sir 31:16 Iß wie ein rechter Mann, was vor dir liegt, und sei nicht gierig, sonst wirst du verachtet!

Sir 31:17 Aus Anstand höre auf als erster, und schlürfe nicht, damit du keinen Anstoß gibst!

Sir 31:18 Ferner, wenn du unter vielen sitzest, strecke deine Hand nicht vor dem Nachbarn aus!

Sir 31:19 Genügt nicht für den einsichtsvollen Mann auch weniges? Dann würgt es ihn auf seinem Lager nicht.

Sir 31:20 Schmerz, Schlaflosigkeit und Qual und Magenkrampf bekommt der Tor. Gesunder Schlaf erquickt den Leib, der gut verdaut, und steht man morgens auf, so ist man munter.

Sir 31:21 Doch hast du dich von Leckerbissen übermannen lassen, steh auf und spei sie aus, dann wird dir wieder leichter!

Sir 31:22 Vernimm, mein Sohn, und nicht mißachte mich, so wirst du schließlich meine Worte doch begreifen! Bei allem deinem Tun sei schön bescheiden, so wird dir auch kein Schaden widerfahren!

Sir 31:23 Wer Anstand übt beim Mahle, erntet Lob; das Urteil über seinen Anstand bleibt bestehen.

Sir 31:24 Wer unanständig ist beim Mahle, wird im Tor geschmäht; das Urteil über seine Unanständigkeit steht fest.

Sir 31:25 Und auch beim Weine zeig dich nicht als Held; denn viele schon hat Rebensaft zu Fall gebracht!

Sir 31:26 Der Ofen prüft das Werk des Schmiedes; so dient der Wein zur Probe für die Prahler.

Sir 31:27 Wie Lebenswasser ist der Wein dem Menschen, wenn er ihn trinkt in rechtem Masse. Was hat der für ein Leben, der des Weins entbehrt? Zur Freude wurde dieser ja von Anfang an geschaffen.

Sir 31:28 Herzensfreude, Wonne, Lust ist Wein, zur rechten Zeit mit Maß getrunken.

Sir 31:29 Kopfweh, Hohn und Schmach bringt Wein, in Ärger und in Zorn getrunken.

Sir 31:30 Zuviel des Weines ist ein Fallstrick für den Toren, vermindert Kraft und schlägt gar viele Wunden.

Sir 31:31 Beim Weingelage tadle nicht den Nächsten, und nicht verachte ihn in seiner Heiterkeit! Kein Schmähwort sollst du zu ihm sprechen, und streite vor der Leute Augen nicht mit ihm!

 

Jesus Sirach Kapitel 32

 

Sir 32:1 Machen die Leute dich zum Speisemeister, überheb dich nicht, und sei in ihrem Kreis wie einer unter ihnen! Sorge erst für sie, und nachher laß dich nieder;

Sir 32:2 bereite, was sie brauchen, und danach nimm Platz, damit du dich an ihrer Ehrung freuen kannst und Lohn empfängst ob deines feinen Anstands.

Sir 32:3 Ergreif das Wort, du Greis, denn dir geziemt es; doch bescheide deine Weisheit, und verdränge nicht Gesang!

Sir 32:4 Verschwende nicht, wo Lieder klingen, kluge Reden; was willst zur Unzeit du den Weisen spielen?

Sir 32:5 Wie eine Perle von Rubin an goldenem Geschmeide ist eines Liedes Weise bei dem Weingelage.

Sir 32:6 Goldrand an einem Siegel von Smaragd ist Liederschall beim süßen Rebensaft.

Sir 32:7 Ergreif das Wort, du Jüngling, wenn du mußt, nur wenn man zweimal, dreimal dringend dich ersucht!

Sir 32:8 Auch fasse kurz dein Reden ab und meide große Breite, und sei gleich einem Wissenden und dennoch Schweigenden!

Sir 32:9 Melde dich inmitten hoher Herrn nicht zum Wort, und streite nicht zum Überdruß mit Greisen!

Sir 32:10 Der Blitz strahlt vor dem Hagel auf, und Gunst strahlt auf vor dem Bescheidenen.

Sir 32:11 Zur festgesetzten Stunde säume nicht, und geh nach Hause, ohne umzuschauen!

Sir 32:12 Dort magst du scherzen und den Mut dir kühlen in Gottesfurcht und nicht in Unverstand!

Sir 32:13 Und für das alles preise deinen Schöpfer, der dich so reichlich labt mit seinen Gütern!

Sir 32:14 Wer Gott sucht, der wird Zucht erlangen, und wer an ihn sich hält, erreicht Erhörung.

Sir 32:15 Wer Weisung sucht, wird sie erhalten; doch wer als Narr sich aufführt, kommt dadurch zu Fall.

Sir 32:16 Wer gottesfürchtig ist, versteht, was Rechtens ist, und läßt aus seiner Seele klugen Rat entspringen.

Sir 32:17 Der Mann des Unrechts lehnt Belehrung ab, und wie es ihm von Nutzen ist, verdreht er das Gesetz.

Sir 32:18 Der weise Mann verbirgt die Einsicht nicht, der Stolze und der Prahler halten keine Weisung.

Sir 32:19 Vollbringe keine Sache ohne Überlegung, dann brauchst du nach der Tat dich nicht zu ärgern!

Sir 32:20 Auf einem Weg mit Fallen wandle nicht, und strauchle nicht durch Anstoß deiner Füße!

Sir 32:21 Fühl dich vor Räubern auf dem Wege niemals sicher,

Sir 32:22 und nimm dich wohl in acht auf deinen Pfaden!

Sir 32:23 Bei allen deinen Werken nimm dich selbst in acht; denn wer dies tut, beachtet das Gebot.

Sir 32:24 Die Weisung hält, wer sich in acht nimmt; wer auf den Herrn vertraut, wird nicht zuschanden.

 

Jesus Sirach Kapitel 33

 

Sir 33:1 Wer gottesfürchtig ist, den trifft kein Unglück; denn wenn er in Versuchung kommt, wird Er ihn wieder retten.

Sir 33:2 Wer Weisung haßt, wird niemals klug und schwankt gleich einem Schiff im Sturm.

Sir 33:3 Ein kluger Mensch versteht sich auf die Rede, und seine Weisung ist verlässig wie die heiligen Lose.

Sir 33:4 Richte deine Worte dir zurecht, dann magst du reden, und ein Wohnhaus, dann kannst du dich niederlassen!

Sir 33:5 Des Toren Herz ist wie ein Wagenrad, und wie ein rollend Rad ist all sein Denken.

Sir 33:6 Ein falscher Freund ist wie ein geiles Roß; es wiehert unter jedem Reiter.

Sir 33:7 Warum denn überragt ein Tag den andern Tag, obwohl doch alles Licht des Jahres von der Sonne kommt?

Sir 33:8 Durch Gottes Weisheit sind sie unterschieden, und er bestimmte unter ihnen Feiertage.

Sir 33:9 Er hat von ihnen einige gesegnet und geheiligt und andere bestimmt von ihnen als gemeine Tage.

Sir 33:10 Die Menschen insgesamt sind Lehmgefäße, und aus dem Staube ist der Mensch gebildet.

Sir 33:11 Die Weisheit Gottes hat sie dann geschieden, und er hat ihre Wege mannigfach gemacht.

Sir 33:12 Er hat von ihnen einige gesegnet und erhöht, von ihnen einige geheiligt und sich nahen lassen. Er hat von ihnen andere verflucht und tief erniedrigt und sie von ihrer Stellung weggestoßen.

Sir 33:13 Wie Lehm ist in der Hand des Töpfers, daß er ihn knete, wie es ihm beliebt, so ist der Mensch in seines Schöpfers Hand, daß ihm sein Anteil zugemessen werde.

Sir 33:14 Dem Schlechten steht das Gute, Tod dem Leben gegenüber; der Frevler ist des guten Menschen Widerpart.

Sir 33:15 Schau auf alle Werke Gottes; paarweise sind sie angeordnet, eines steht dem andern gegenüber.

Sir 33:16 Als letzter hab' auch ich mich angestrengt,

Sir 33:25 wie einer, der noch hinter Winzern her Nachlese hält. Durch Gottes Segen kam ich gut voran, und wie ein Winzer füllte ich die Kelter.

Sir 33:26 Seht, daß ich nicht für mich allein mich mühte, vielmehr für alle, die nach Bildung streben!

Sir 33:27 So hört auf mich, ihr Fürsten dieses Volkes, und horchet auf, ihr Leiter der Gemeinde!

Sir 33:28 Den Sohn, die Frau, den Bruder und den Freund laß zeitlebens über dich nicht herrschen! Solange du noch lebst und Odem in dir ist, laß niemand über dich zur Macht gelangen!

Sir 33:29 Gib dein Vermögen keinem andern hin, sonst mußt du umgekehrt bei ihm um Gnade bitten!

Sir 33:30 Denn besser ist es, deine Söhne bitten dich, als daß du auf die Hände deiner Söhne blicken mußt.

Sir 33:31 Bei allen deinen Werken sei der Oberherr, und bring auf deine Ehre keinen Makel!

Sir 33:32 Zur Zeit, da deine Lebenstage klein an Zahl, am Tag des Todes erst verteile du das Erbe!

Sir 33:33 Heu und Stock und Last (gehören) für den Esel, Brot und Züchtigung und Arbeit für den Sklaven.

Sir 33:34 Halt deinen Knecht zur Arbeit an, sonst sucht er Weichlichkeit und wird, wenn er sein Haupt erhebt, sich wider dich empören!

Sir 33:35 Den Nacken krümmen Joch und Strick, und für den schlechten Sklaven ziemt sich Block und Folter.

Sir 33:36 Halt deinen Knecht zur Arbeit an, sonst wird er widerspenstig;

Sir 33:37 denn wenn er müßig geht, kommt er auf manche Bosheit!

Sir 33:38 Befiehl ihn zu der Arbeit, wie es ihm gebührt, und wenn er nicht gehorcht, leg ihn in schwere Ketten! Jedoch sei gegen niemand unbeherrscht, und widerrechtlich handle nicht!

Sir 33:39 Hast du nur einen Knecht, dann sei er ganz dir gleich; denn wie dein eigen Ich so würdest du ihn missen! Hast du nur einen Knecht, so schätze ihn als Bruder, und sei nicht zornig auf dein eigen Blut!

Sir 33:40 Denn beutest du ihn aus, und er entläuft und geht verloren, auf welche Weise wirst du ihn dann wieder finden?

 

Jesus Sirach Kapitel 34

 

Sir 34:1 Täuschende Erwartung ist des Toren leere Hoffnung, und Träume regen nur die Dummen auf.

Sir 34:2 Wie einer, der den Schatten faßt und nach dem Winde jagt, so ist, wer sich verläßt auf Träume.

Sir 34:3 Das Traumgesicht ist nur ein Spiegelbild, das Abbild eines Angesichts anstatt des Angesichtes selbst.

Sir 34:4 Was kann denn Reines kommen von dem Unreinen, und was kann Wahres kommen von der Lüge?

Sir 34:5 Nichtig sind Wahrsagung, Zeichendeuterei und Träume, und nur was du erwartest, bildest du dir ein.

Sir 34:6 Wenn sie vom Höchsten nicht als Heimsuchung gesandt sind, dann schenke ihnen keinerlei Beachtung!

Sir 34:7 Schon viele führten Träume in die Irre, so daß sie strauchelten auf ihrem Pfade.

Sir 34:8 Doch frei von Trug erfüllt sich das Gesetz, und ganz vollendet ist die Weisheit in verlässigem Munde.

Sir 34:9 Ein vielgereister Mann hat reiches Wissen, und ein Erfahrungsreicher kann gar Weises sprechen.

Sir 34:10 Wer nicht Erfahrungen gemacht hat, weiß nur wenig,

Sir 34:11 wer aber viel gereist ist, sammelt große Klugheit.

Sir 34:12 Auf meinen Reisen sah ich allerlei, und viele Dinge sind hinweggegangen über mich.

Sir 34:13 In Todesnöten bin ich oft geschwebt und ward errettet, während sie vergingen.

Sir 34:14 Am Leben bleibt der Geist der Gottesfürchtigen,

Sir 34:15 denn ihre Hoffnung richtet sich auf ihren Retter.

Sir 34:16 Wer gottesfürchtig ist, braucht nicht zu zagen, und nimmer wird ihm bang, denn Er ist seine Hoffnung.

Sir 34:17 Ja, glücklich ist die Seele eines Gottesfürchtigen!

Sir 34:18 Auf wen verläßt er sich, und wer ist seine Stütze?

Sir 34:19 Des Herren Augen sind auf die gerichtet, die ihn lieben. Er ist ein starker Schild und eine feste Stütze, ein Schutz vor Glutwind und ein Schirm vor Hitze, Bewahrung vor dem Straucheln und ein Halt vor Sturz,

Sir 34:20 dem Herzen Freude und ein Licht den Augen, Gesundung für das Leben und ein Segen.

Sir 34:21 Ein Opferstück von ungerechtem Gut ist ein beflecktes Opfer,

Sir 34:22 und Gaben aus der Hand der Bösen sind nicht wohlgefällig.

Sir 34:23 Kein Wohlgefallen hat der Höchste an der Frevler Gaben, und er verzeiht die Sünden selbst für viele Opfer nicht.

Sir 34:24 Den Sohn vor seines Vaters Augen schlachtet, wer vom Vermögen Armer Opfer darbringt.

Sir 34:25 Nur kärglich Brot ist Lebensunterhalt der Armen, und wer es vorenthält, der ist ein Blutmensch.

Sir 34:26 Den Nächsten mordet, wer den Unterhalt ihm wegnimmt,

Sir 34:27 und Blut vergießt, wer vorenthält den Lohn des Arbeiters.

Sir 34:28 Wenn einer aufbaut und der andre niederreißt, was haben sie dann mehr davon als nur die Mühe?

Sir 34:29 Wenn einer betet und der andre flucht, auf wessen Stimme wird der Herr wohl hören?

Sir 34:30 Wer sich ob (der Berührung) einer Leiche wäscht und wieder sie berührt, was hat der dann von seinem Waschen?

Sir 34:31 So ist ein Mensch, der seiner Sünden wegen fastet und doch dieselben immer wieder tut. Wer wird auf sein Gebet wohl hören, was wird ihm nützen all sein Fasten?

 

Jesus Sirach Kapitel 35

 

Sir 35:1 Wer das Gesetz befolgt, entrichtet viele Opfer,

Sir 35:2 wer die Gebote hält, der gibt ein Friedensopfer.

Sir 35:3 Wer Liebe übt, bringt Speiseopfer dar,

Sir 35:4 und Dankesopfer weiht, wer Wohltat spendet.

Sir 35:5 Des Herrn Gefallen ist die Abkehr von dem Bösen, ein Sühneopfer ist die Abkehr von dem Unrecht.

Sir 35:6 Erscheine nicht mit leeren Händen vor dem Herrn,

Sir 35:7 denn alles dies geschieht der Vorschrift wegen!

Sir 35:8 Die Opfergabe des Gerechten spendet Fett für den Altar, und vor den Höchsten kommt ihr Wohlgeruch.

Sir 35:9 Das Opfer des Gerechten ist Gott angenehm, und nimmer wird vergessen sein Erinnerungsopfer.

Sir 35:10 Den Herrn verehre gebefreudig, und mach nicht klein die Gabe deiner Hände!

Sir 35:11 Bei all deinen Werken zeig ein frohes Antlitz, und gib mit Freude deinen heiligen Zehnten!

Sir 35:12 Gib Gott in gleicher Weise, wie er dir gegeben, gebefreudig und so gut du es vermagst,

Sir 35:13 weil er ja doch der Gott ist der Vergeltung und siebenfach es dir ersetzen wird!

Sir 35:14 Versuche nicht Bestechung, denn er nimmt sie nicht entgegen,

Sir 35:15 und baue auf kein Opfer aus Erpressung! Denn er ist der Gott des Rechtes, und nicht gibt es bei ihm Parteilichkeit.

Sir 35:16 Er nimmt nicht gegen Niedrige Partei, und er erhört das Flehen des Bedrängten.

Sir 35:17 Er läßt nicht unbeachtet des Verwaisten Rufen noch auch die Witwe, wenn sie vielfach klagt.

Sir 35:18 Rinnt nicht die Träne auf der Wange nieder,

Sir 35:19 und spricht nicht Seufzen gegen den, der sie verursacht?

Sir 35:20 Die Kümmernisse des Bedrückten finden Ruhe, des Armen lautes Rufen kommt zum Schweigen.

Sir 35:21 Der Notschrei des Erniedrigten durchdringt die Wolken und läßt nicht nach, bis er zum Ziele kommt. Er weicht nicht, bis der Höchste Nachschau hält

Sir 35:22 und Recht schafft als gerechter Richter.

Sir 35:23 Jede Speise schluckt der Hals, doch ist die eine Speise besser als die andere.

Sir 35:24 bis er vergolten hat dem Menschen all sein Tun, des Menschen Treiben je nach seiner Tücke,

Sir 35:25 bis er entschieden hat den Rechtsstreit für sein Volk und es erfreut durch seine Hilfe.

Sir 35:26 Gar lieblich ist die Huld des Herrn zur Zeit der Drangsal, der Regenwolke gleich zur Zeit der Dürre.

 

Jesus Sirach Kapitel 36

 

Sir 36:1 Errette uns, du Gott des Alls,

Sir 36:2 und lege Angst vor dir auf alle Heidenvölker!

Sir 36:3 Dem fremden Volke schwing die Hand entgegen, damit es deine Machterweise schaue!

Sir 36:4 Wie du an uns vor ihren Augen dich als heilig zeigtest, so zeig an ihnen auch vor unsern Augen deine Ehre,

Sir 36:5 damit sie merken, wie auch wir es merkten, daß es keinen Gott gibt außer dir.

Sir 36:6 Erneuere die Zeichen, wiederhole deine Wunder,

Sir 36:7 zeig glorreich deine Hand und stark den rechten Arm!

Sir 36:8 Weck auf den Zorn, und gieße aus den Groll,

Sir 36:9 den Gegner beuge, stoß zurück den Feind!

Sir 36:10 Beschleunige das Ende, achte auf die Zeit; denn wer kann zu dir sagen: "Was vollbringst du?"

Sir 36:11 Verzehrt in Zornesglut soll werden, wer entkommt; Verderben mögen finden, die dein Volk bedrücken!

Sir 36:12 Schlag ab das Haupt der Moabfürsten, das da spricht: "Es gibt nicht einen außer mir!"

Sir 36:13 Sammle alle Stämme Jakobs,

Sir 36:14 (Vers fehlt)

Sir 36:15 (Vers fehlt)

Sir 36:16 gib ihnen Erbbesitz wie in der Vorzeit Tagen!

Sir 36:17 O hab Erbarmen mit dem Volk, das deinen Namen trägt, mit Israel, das du den Erstgeborenen nanntest.

Sir 36:18 Erbarm dich deiner heil'gen Stadt, Jerusalems, der Stätte deiner Wohnung!

Sir 36:19 Den Sion fülle an mit deinem Glanz, mit deiner Herrlichkeit erfülle deinen Tempel!

Sir 36:20 Bestätige, was ehedem du selbst veranlaßt hast, erfülle, was in deinem Namen einst geweissagt wurde!

Sir 36:21 Gib denen ihren Lohn, die auf dich harren, und deine Seher mögen sich als zuverlässig zeigen!

Sir 36:22 Erhöre doch das Flehen deiner Diener, so wie du Wohlgefallen hast an deinem Volk; und alle Erdengrenzen sollen anerkennen, daß du allein der ewig treue Gott bist!

Sir 36:23 Jede Speise schluckt der Hals, doch ist die eine Speise besser als die andere.

Sir 36:24 Der Gaumen prüft geschenkte Leckerbissen, ein kluges Herz jedoch der Lüge Leckerbissen.

Sir 36:25 Ein hinterlistig Herz verursacht Leid, jedoch ein rechter Mann vergilt es ihm.

Sir 36:26 Jedweden Mann nimmt zwar die Frau, doch ist die eine Frau wohl besser als die andre.

Sir 36:27 Die Schönheit einer Frau erhellt das Angesicht und überbietet alle Lust der Augen.

Sir 36:28 Hat sie dazu noch eine sanfte Zunge, dann zählt ihr Mann nicht zu den Durchschnittsmenschen.

Sir 36:29 Wer eine Frau gewinnt, gewinnt die beste Habe, die Hilfe, die ihm gleicht, und eine Säulenstütze.

Sir 36:30 Wenn eine Mauer fehlt, wird Weideland der Weinberg, und wenn die Gattin fehlt, wird einer fremd und unstet.

Sir 36:31 Wer traut wohl einer Rotte Krieger, die weiterzieht von Stadt zu Stadt? So ist der Mann, der keine Heimat hat, der Rast macht, wo er abends ankommt.

 

Jesus Sirach Kapitel 37

 

Sir 37:1 Ein jeder Freund sagt: "Ich bin Freund", doch mancher Freund trägt nur den Namen "Freund".

Sir 37:2 Ist es denn nicht ein Kummer, der dem Tode nahekommt, wenn sich ein gleichgesinnter Freund in einen Feind verwandelt?

Sir 37:3 Du übler Mensch, wozu bist du erschaffen? Nur um das Erdenrund mit Falschheit zu erfüllen?

Sir 37:4 Ein schlechter Freund ist, wer nur nach dem Tische schielt; jedoch zur Zeit der Not sich abseits stellt.

Sir 37:5 Der gute Freund tritt gegen Feinde in den Kampf und greift zum Schilde gegen Widersacher.

Sir 37:6 Vergiß den Kampfgenossen nicht, verlaß ihn nicht, wenn Beute du gemacht!

Sir 37:7 Ein jeglicher Berater deutet mit der Hand, doch mancher rät nur einen Weg zum eignen Nutzen.

Sir 37:8 Sei auf der Hut vor dem, der Rat erteilt; erforsche vorher, was er nötig hat! Denn er denkt ebenfalls nur an sich selbst. Weshalb soll er den Vorteil haben?

Sir 37:9 Er spricht zu dir: "Dein Weg ist ganz der rechte"; dann stellt er sich abseits und schaut, wie du verarmst.

Sir 37:10 Berate dich mit deinem Neider nicht; vor dem, der eifersüchtig ist, verbirg Geheimes!

Sir 37:11 (Sprich nicht) mit einer Frau von ihrer Nebenbuhlerin, noch vor dem Gegner von dem Kampf mit ihm, nicht mit dem Händler über das Geschäft, noch vor dem Käufer von der Ware; nicht mit dem Geizhals über Gutestun, noch vor dem Herzensharten von Beglückung andrer; nicht mit dem Faulen über seine Arbeit, noch vor dem Lohnarbeiter von der Aussaat; nicht mit dem faulen Sklaven über schweren Dienst! Verlaß dich nie auf diese, wenn du Rat einholst!

Sir 37:12 Jedoch (berate dich) mit einem stets besorgten Mann, den als gesetzestreu du kennst und dessen Herz nach deinem Herzen ist, der wenn du strauchelst, sich um dich bemüht!

Sir 37:13 Doch achte auch auf das, was dein Gewissen rät; denn nichts ist treuer dir als dieses!

Sir 37:14 Viel bessere Auskunft gibt dem Menschen das Gewissen als sieben Wächter auf der hohen Warte.

Sir 37:15 Bei all dem aber flehe auch zu Gott, daß er in Treue deine Schritte lenke!

Sir 37:16 Der Anfang jeder Tat entspringt dem Wort, und jedem Werk geht der Entschluß voran.

Sir 37:17 Die Wurzel aller Pläne ist das Herz,

Sir 37:18 vier Reiser sind es, die daraus entsprießen: Glück und Unglück, Tod und Leben; doch insgesamt herrscht über sie die Zunge.

Sir 37:19 Gar mancher Weise zeigt sich klug für viele, doch für sich selber ist er töricht.

Sir 37:20 Auch lehnt man manchen Weisen ab ob seiner Rede; er schließt sich selber aus von jeglichem Genuß.

Sir 37:21 (Vers fehlt)

Sir 37:22 Auch gibt es Weise, die sind weise für sich selber; die Früchte ihres Wissens zeigt ihr Leib.

Sir 37:23 Dann gibt es Weise, die sind weise für ihr Volk; die Früchte ihres Wissens dauern an.

Sir 37:24 Wer weise für sich selber ist, versorgt sich mit Genüssen, und alle, die ihn sehen, preisen ihn gar glücklich.

Sir 37:25 (Vers fehlt)

Sir 37:26 Wer weise für das Volk ist, kommt zu Ehren, und dauernd bleibt sein Ruhm bestehen.

Sir 37:27 Mein Sohn, in deiner Lebensweise prüf dich selbst; sieh zu, was dir nur schadet, und gestatte es dir nicht!

Sir 37:28 Denn nicht ist alles gut für alle, und nicht ist jedem jede Kost bekömmlich.

Sir 37:29 Verlange nicht nach jeglichem Genuß, und stürz dich nicht auf alle Leckerbissen!

Sir 37:30 Im Übermaß von Speise nistet ja die Krankheit, und wer zu viel verzehrt, bekommt die Brechruhr.

Sir 37:31 Schon viele sind gestorben wegen Unbeherrschtheit, jedoch wer sich bezähmt, verlängert sich das Leben.

 

Jesus Sirach Kapitel 38

 

Sir 38:1 Schätze hoch den Arzt, so wie er nötig ist; denn Gott hat ja auch ihn erschaffen!

Sir 38:2 Von Gott erhält der Arzt die Weisheit, vom König erntet er Geschenke.

Sir 38:3 Des Arztes Kunst erhöht sein Haupt, und auch vor Fürsten darf er stehen.

Sir 38:4 Gott bringt aus Erde Heilgewächs hervor, und wer vernünftig ist, verschmäht es nicht.

Sir 38:5 Ist nicht durch Holz das Wasser süß geworden, um seine Kraft zu offenbaren?

Sir 38:6 Dem Menschen hat er den Verstand gegeben, um sich durch seine Machterweise Ehre zu verschaffen.

Sir 38:7 Hierdurch behebt der Arzt den Schmerz,

Sir 38:8 und auch der Salbenmischer fertigt Salben, damit sein Schöpfungswerk kein Ende nehme, noch Heilerfahrung von der Erde schwinde.

Sir 38:9 Mein Sohn, in Krankheit säume nicht! Bestürme Gott; denn er nur macht gesund!

Sir 38:10 Laß ab von Frevel, ordne deine Hände, und reinige das Herz von allen Sünden!

Sir 38:11 Weih des Erinnerungsopfers angenehmen Duft, mach fett die Gabe, so die Mittel reichen!

Sir 38:12 Doch auch dem Arzt gewähre Zutritt, er soll nicht weichen, denn auch er ist nötig!

Sir 38:13 Denn zur gegebenen Zeit liegt der Erfolg bei ihm.

Sir 38:14 Auch er fleht im Gebete ja zu Gott, daß er die Untersuchung ihm gelingen lasse und auch die Heilung zur Erhaltung eines Lebens.

Sir 38:15 Nur wer vor seinem Schöpfer sündigt, wird in des Arztes Hände überliefert.

Sir 38:16 Mein Sohn, laß um den Toten Tränen fließen, betrübe dich, und sing das Klagelied! Bestatte seinen Leib, wie es ihm zusteht, und nicht verstecke dich bei seinem Sterben!

Sir 38:17 Betrübe dich, mein Sohn, und halte heiße Klage, und habe um ihn Trauer, wie es ihm gebührt, den einen oder andern Tag um des Geredes wegen; dann tröste über Kummer dich hinweg!

Sir 38:18 Nur Schaden geht hervor aus Kummer; denn Herzenstrauer bricht die Kraft.

Sir 38:19 Beständig Leid ist schlimmer als der Tod, ein elend Leben ist ein Fluch fürs Herz.

Sir 38:20 Lenk deinen Sinn nicht mehr auf ihn zurück; laß ab von der Erinnerung an ihn, und denke an die Zukunft!

Sir 38:21 Gedenke sein nicht mehr, denn er hat keine Hoffnung; du kannst ihm nichts mehr nützen, und dir schadest du.

Sir 38:22 Bedenke, daß sein Schicksal auch das deine ist; ihn traf es gestern, heute dich!

Sir 38:23 Wie der Verstorbene ruht, so ruhe die Erinnerung an ihn; ja, tröste dich beim Scheiden seiner Seele.

Sir 38:24 Des Schriftgelehrten Weisheit mehrt das Wissen, und wer von schwerer Arbeit frei ist, kann die Weisheit pflegen.

Sir 38:25 Wie kann die Weisheit pflegen, wer den Pflugstiel hält, und wer sich brüstet mit dem Treiberstecken, wer Rinder treibt, die Ochsen rückwärts wendet und mit den Kälbern seine Unterhaltung führt,

Sir 38:26 wer aufmerksam verfolgt, wie er die Furchen eggt, und sorgsam wacht, wie er die Mast vollendet?

Sir 38:27 Und auch der Handwerksmann muß schaffen und der Künstler, der Tag und Nacht beschäftigt ist; wer Siegelringe schneidet, und wer beharrlich wechselnd bunte Fäden webt, wer aufmerksam ein Muster treulich wiedergibt und sorgsam wacht, wie er das Werk vollendet.

Sir 38:28 So auch der Schmied, der bei dem Amboß sitzt und auf die eisernen Geräte achtet, dem Feuersglut das Fleisch zum Schmelzen bringt und der durchglüht wird von des Ofens Hitze, dem seines Hammers Lärm das Ohr betäubt und dessen Augen auf das Muster des Gerätes blicken, der aufmerksam auf die Vollendung seiner Werke achtet und sorgsam wacht, bei der Vollendung Zierat zu verwenden.

Sir 38:29 So auch der Töpfer, der bei seiner Arbeit sitzt und mit den Füßen seine Scheibe dreht, der immerdar in Sorge ist um seine Arbeit und dessen ganze Tätigkeit nach großer Anzahl strebt,

Sir 38:30 der mit dem Arm die Form dem Lehme gibt und vor den Füßen dessen Zähigkeit geschmeidig macht, der aufmerksam beachtet die Vollendung der Glasur und sorgsam wacht, ob recht der Ofen brennt.

Sir 38:31 Sie insgesamt verlassen sich auf ihre Hände, und jeder ist geschickt in seinem Handwerk.

Sir 38:32 Ja, ohne sie wird keine Stadt bevölkert, und wo sie wohnen, leiden sie nicht Hunger.

Sir 38:33 Doch in der Volksversammlung fragt man sie mitnichten, noch ragen sie hervor in der Gemeinde. Sie sitzen nie auf einem Richterstuhl, und auf Gesetz und Recht verstehen sie sich nicht. Sie zeigen keine Bildung und kein Wissen, noch findet man sie unter Herrschern.

Sir 38:34 Vielmehr verstehen sie die weltlichen Geschäfte, und all ihr Sinnen geht auf Übung des Gewerbes. Ganz anders, wer der Gottesfurcht die Seele hingibt und über das Gesetz des Höchsten nachsinnt.

 

Jesus Sirach Kapitel 39

 

Sir 39:1 Er spürt der Weisheit aller Alten nach, beschäftigt sich mit den Prophetenreden,

Sir 39:2 bewahrt die Worte hochberühmter Männer und dringt in Tiefen der Erfahrungssprüche ein.

Sir 39:3 Er forscht in den geheimnisvollen Gleichnisreden und wendet sich den rätselhaften Sprüchen zu.

Sir 39:4 Im Kreis der Großen darf er Dienste tun und darf erscheinen vor den Fürsten. Er wandert durch die Lande fremder Völker und prüft das Gute und das Böse bei den Menschen.

Sir 39:5 Er richtet seinen Sinn darauf, den Herrn zu suchen, und betet vor dem Allerhöchsten. Er öffnet seinen Mund zum Bittgebet und fleht ob seiner Sündenschuld.

Sir 39:6 Wenn Gott, dem Höchsten, es gefällt, wird er erfüllt vom Geist der Einsicht. Er selbst bringt Weisheitsreden dann hervor und preist den Herrn bei seinem Beten.

Sir 39:7 Er kennt sich aus in Rat und Wissenschaft, und tief erforscht er das Verborgene.

Sir 39:8 Er kündet offen seiner Lehre Zucht und rühmt sich im Gesetz des Bundes Gottes.

Sir 39:9 Gar viele preisen seine Einsicht, und nimmermehr wird sie vergehen. Sein Angedenken wird kein Ende haben, und weiterleben wird sein Ruhm für alle Zeiten.

Sir 39:10 Die Volksversammlung spricht von seiner Weisheit, und die Gemeinde kündet laut sein Lob.

Sir 39:11 Lebt er, so preist man seinen Namen mehr als tausend andre, und geht er in die Ruhe ein, so reicht es ihm.

Sir 39:12 Noch weiter will ich als ein Weiser sprechen, denn wie der Vollmond bin ich übervoll.

Sir 39:13 Ihr frommen Söhne, hört auf mich, dann sproßt ihr auf wie eine Rose, die an Wasserläufen wächst!

Sir 39:14 Wie Weihrauch gebt ihr süßen Wohlgeruch und setzet Blüten an wie eine Lilie. Erhebt die Stimme und lobsingt im Chor und preist den Herrn ob aller seiner Werke!

Sir 39:15 Gebt seinem Namen große Ehre, jubelt einen Lobgesang auf ihn mit Harfenliedern und mit Saitenspiel und sprecht mit Jubel also:

Sir 39:16 Die Werke Gottes insgesamt sind gut, und alles, was man braucht, gibt er zur rechten Zeit.

Sir 39:17 Er stellt die Wasser durch sein Wort wie einen Wall zurecht und seinen Speicher durch die Rede seines Mundes.

Sir 39:18 Sein Wille setzt sich auf der Stelle durch, es gibt kein Hindernis für seine Hilfe.

Sir 39:19 Das Treiben aller Menschen liegt vor ihm, vor seinen Augen kann sich nichts verbergen.

Sir 39:20 Von Urzeit an und bis auf ewig schaut er nieder, und kann man etwa seine Hilfe zählen? Nichts ist zu klein und zu gering bei ihm und nichts für ihn zu wunderbar und schwer.

Sir 39:21 Man sage nicht: "Wozu ist jenes da?", denn alles ist zu seinem Zwecke ausgewählt. Man sage nicht: "Das eine ist doch schlechter als das andre", denn alles ist zu seiner Zeit von Wert.

Sir 39:22 Sein Segen ist so überströmend wie der Nil und tränkt dem Euphrat gleich das Erdenrund.

Sir 39:23 Genauso hat sein Grimm die Völker einst vertrieben und machte wasserreiches Land zu Wüstenei.

Sir 39:24 Geebnet für die Frommen ist sein Pfad und umgekehrt für Frevler unwegsam.

Sir 39:25 Von Anfang an erschuf er Gutes für die Guten und umgekehrt das Gute und das Böse für die Bösen.

Sir 39:26 Das Wichtigste zum Leben für den Menschen ist Wasser, Feuer, Eisen, Salz, das Mark des Weizens, Milch und Honig, das Blut der Trauben, Öl und Kleidung.

Sir 39:27 All das erweist sich für die Guten gut und wandelt sich zum Bösen für die Bösen.

Sir 39:28 Da gibt es Stürme, die geschaffen sind für das Gericht, die durch ihr Wüten Berge selbst versetzen. Sie gießen ihre Kraft zur Zeit des Unheils aus und stillen so den Ingrimm ihres Schöpfers.

Sir 39:29 Auch Feuer, Hagel, Hunger, Pest sind für das Strafgericht geschaffen.

Sir 39:30 Die wilden Tiere, Skorpione, Nattern, und auch das Racheschwert, um Frevler zu vertilgen: all dieses ist zu seinem Zweck erschaffen, liegt in dem Speicher da und wird zur rechten Zeit entsandt.

Sir 39:31 Wenn er Befehl an sie erteilt, frohlocken sie und widerstreben nicht bei ihrem Auftrag seinem Wort.

Sir 39:32 Darum war ich von Anfang an fest überzeugt, bedachte es und leg' es schriftlich nieder:

Sir 39:33 Die Werke Gottes insgesamt sind gut, und alles, was man braucht, gibt er zur rechten Zeit.

Sir 39:34 Man sage nicht: "Das eine ist doch schlechter als das andre"; denn alles ist zu seiner Zeit von Wert.

Sir 39:35 So jubelt denn von ganzem Herzen, und preist den Namen des Allheiligen!

 

Jesus Sirach Kapitel 40

 

Sir 40:1 Gar große Mühsal ist verhängt von Gott, und schweres Joch liegt auf den Menschenkindern vom Tage an, da sie den Mutterschoß verlassen, bis zu ihrer Rückkehr zu der Mutter aller Lebenden:

Sir 40:2 Ihr Grübeln und die Sorge ihres Herzens, ihr Denken an die Zukunft, an den Todestag.

Sir 40:3 Von dem, der auf dem Thron erhaben sitzt, bis hin zu dem, der sitzt in Staub und Asche;

Sir 40:4 von dem, der Krone trägt und Diadem, bis hin zu dem, der Kleider trägt aus Fellen:

Sir 40:5 Zorn herrscht und Eifersucht, die Sorge und der Schrecken, die Todesfurcht, der Zank und Streit. Und selbst zur Zeit der Ruhe auf dem Lager verwirrt der Schlaf der Nacht noch seinen Sinn.

Sir 40:6 Ein wenig, einen Augenblick nur hat er Ruhe, dann wird er mitten unter Schreckensbildern aufgestört. Er irrt hinweg im Traumgesicht der Seele, wie ein Entronnener vor dem Verfolger flieht.

Sir 40:7 Ist es soweit, daß er gerettet ist, dann wacht er auf und wundert sich ob seiner Furcht vor nichts.

Sir 40:8 Bei allen Wesen, von den Menschen bis zum Vieh, und bei den Sündern siebenfach verstärkt

Sir 40:9 herrscht Pest und Blutvergießen, Fieber, Schwert, Verwüstung und Verderben, Hungersnot und Tod.

Sir 40:10 Das Übel ist erschaffen für den Frevler und seinetwegen die Vernichtung auferlegt.

Sir 40:11 Zur Erde kehrt, was aus der Erde stammt, zurück und, was von oben stammt, nach oben.

Sir 40:12 All Unrecht und Bestechung werden ausgerottet, doch Redlichkeit bleibt ewiglich bestehen.

Sir 40:13 Des Frevlers Habe rinnt dahin gleichwie ein Bach und wie ein starker Strom nach dem Gewitterregen.

Sir 40:14 Wenn dieser schwillt, dann werden Felsen mitgerollt; jedoch versiegt er plötzlich und für immer.

Sir 40:15 Der Schößling dessen, der Gewalttat übt, setzt keine Triebe an; denn eines Frevlers Wurzel liegt auf Felsenriffen

Sir 40:16 wie eine Kresse an dem Rand des Baches; sie wird von jedem Regen weggeschwemmt.

Sir 40:17 Die Güte aber wankt auf ewig nicht, und Wohltun hat Bestand für immer.

Sir 40:18 Süß ist des Reichen und des Zechers Leben, doch beide übertrifft, wer einen Schatz gefunden.

Sir 40:19 Kind und Stadt verewigen den Namen, doch mehr als beide, wer die Weisheit fand. Rinderzucht und Pflanzung bringen Ruhm dem Namen, doch mehr als beide eine liebe Frau.

Sir 40:20 Wein und Rauschtrank machen froh das Herz, doch mehr als beide Liebe zwischen Freunden.

Sir 40:21 Flötenspiel und Harfe zieren den Gesang, doch mehr als beide eine reine Stimme.

Sir 40:22 Schönheit und Gestalt gefallen sehr dem Auge, doch mehr als beide Blumen auf der Wiese.

Sir 40:23 Freund und Weggenosse führen, wenn es Zeit ist, doch mehr als beide eine kluge Frau.

Sir 40:24 Bruder und Gehilfe retten in der Notzeit, doch mehr als beide rettungbringende Wohltat.

Sir 40:25 Gold und Silber stützen vor dem Fall den Fuß, doch mehr als beide guter Rat.

Sir 40:26 Gut und Macht erheben hoch das Herz, doch mehr als beide Gottesfurcht.

Sir 40:27 Die Gottesfurcht ist wie ein Paradies voll Segen, und über alle Herrlichkeit erstrahlt ihr Baldachin.

Sir 40:28 Mein Sohn, ein Bettlerleben führe nicht; denn lieber sterben als betteln!

Sir 40:29 Wer blicken muß nach fremdem Tisch, des Leben ist als Leben nicht zu rechnen. Befleckung für die Seele sind geschenkte Bissen und Magenschmerzen für den weisen Mann.

Sir 40:30 Im Mund des Frechen ist das Betteln süß, in seinem Innern aber brennt es wie ein Feuer.

 

Jesus Sirach Kapitel 41

 

Sir 41:1 Tod, wie bitter ist Erinnerung an dich für den, der ruhig wohnt in seinem Heim, für den, der sorglos ist, der Glück in allem hat und der noch Kraft besitzt, Vergnügen zu genießen!

Sir 41:2 O Tod, wie gut ist doch dein Los für den, der arm und kraftlos ist, für den, der strauchelt und an alles stößt, der mißvergnügt ist und die Hoffnung aufgab!

Sir 41:3 Fürchte nicht den Tod, dein Los; bedenke, daß vergangene und kommende Geschlechter sind wie du!

Sir 41:4 Das ist der gottgewollte Anteil aller Menschen; was willst du widerstreben dem Gesetz des Höchsten? Ob tausend Jahre hundert oder zehn, es gibt im Reich der Toten kein Beschwerderecht auf Leben.

Sir 41:5 Verderbte Brut ist das Geschlecht der Bösen, ein Torenstamm haust im Gehöft des Frevlers.

Sir 41:6 Dem Sohn des Sünders wird die Herrschaft weggerissen, und Armut weilt bei seinen Kindern.

Sir 41:7 Die Kinder selbst verfluchen einen schlechten Vater; denn seinetwegen werden sie verachtet.

Sir 41:8 Weh euch, ihr frevelhaften Männer, die ihr verließet das Gesetz des Höchsten!

Sir 41:9 Wenn ihr euch mehrt, so ist es nur zum Schaden, und wenn ihr Kinder habt, zur Jammerklage; zur Freude ohne Ende, wenn ihr strauchelt, und wenn ihr sterbet, ist es zur Verfluchung.

Sir 41:10 Was immer aus dem Nichts kommt, kehrt zum Nichts zurück; so auch der Sünder aus der Nichtigkeit zur Nichtigkeit.

Sir 41:11 Vergänglich ist der Mensch dem Leibe nach, jedoch des Frommen Name wird nicht ausgetilgt.

Sir 41:12 Um deinen Namen sei besorgt, denn er begleitet dich noch mehr als tausend teure Schätze!

Sir 41:13 Das Gut des Lebens währt begrenzte Zeit, das Gut des Namens aber unbegrenzte Zeit.

Sir 41:14 Verborgne Weisheit und versteckter Schatz, was ist der Nutzen, den sie beide bieten?

Sir 41:15 Besser ist, wer seine Torheit heimlichhält, als einer, der verheimlicht seine Weisheit.

Sir 41:16 Die Lehre von der Scham vernehmt, ihr Söhne, und pflegt die Scham nach meinem Urteil! Nicht jede Scham zu üben, ist geziemend, nicht immer ist es trefflich, sich zu schämen.

Sir 41:17 Der Unzucht schäme dich vor Vater und vor Mutter, der Lüge vor dem Fürsten und Gebieter!

Sir 41:18 Vor Herr und Herrin schäm dich des Betrugs, vor der Gemeinde und dem Volke der Gesetzesübertretung, vor dem Genossen und dem Freund des Abfalls,

Sir 41:19 und vor dem Ort, an dem du wohnst, des Übermuts! Schäm dich, zu ändern Eide und Verträge, beim Mahl den Ellenbogen aufzustemmen, die Gabe zu verweigern, die erfleht wird,

Sir 41:21 zurückzuweisen deinen Volksgenossen, zu unterlassen die Verteilung deiner Opfergaben,

Sir 41:20 zu schweigen vor dem andern, der dich grüßt, auf eine fremde Frau den Blick zu werfen ,

Sir 41:22 sowie an ihre Magd heranzutreten! Schäm dich beleidigender Worte vor dem Freunde, und nach dem Schenken einer Gabe schimpfe nicht!

 

Jesus Sirach Kapitel 42

 

Sir 42:1 Schäm dich, ein Wort, das du vernommen, weiterzuerzählen und irgendeine heimliche Beratung zu enthüllen! Dann bist du schamhaft in der Tat und findest Gunst bei allen Menschen.

Sir 42:2 Es fehlt ihm keine Kenntnis, und nichts kann ihm entgehen.

Sir 42:3 der Abrechnung mit Freund und zugereistem Gast und der Verteilung von Besitz und Erbe,

Sir 42:4 des Staubabwischens an der Hand- und Hebelwaage, der Reinigung der Maße und Gewichte! Nicht schäme dich, bald viel, bald wenig einzukaufen

Sir 42:5 und auf den Preis (zu schauen) für des Händlers Ware, die Kinder oftmals zu bestrafen und einen schlechten Sklaven zu verprügeln!

Sir 42:6 Nicht schäm dich eines Siegels für die schlechte Frau und eines Schlüssels dort, wo viele Hände sind;

Sir 42:7 wenn jemand etwas hinterlegt, es aufzuschreiben; die Rückerstattung und die Übernahme, alles mache schriftlich!

Sir 42:8 Nicht schäm dich der Zurechtweisung des Dummen und des Toren sowie des Greises, der da strauchelt und sich plagt mit Unzucht! Dann bist du wahrhaft aufmerksam und ein gewandter Mann vor allen Menschen.

Sir 42:9 Die Tochter ist für ihren Vater wie ein Schatz, der schlaflos macht; die Sorge, die er mit ihr hat, verscheucht den Schlummer: in ihrer Mädchenzeit, auf daß sie nicht verblühe, und in der Ehe, daß sie nicht verstoßen werde;

Sir 42:10 solang sie Jungfrau ist, daß nicht verführt sie werde; in ihres Gatten Haus, daß sie nicht Unzucht treibe; in ihres Vaters Haus, daß sie nicht schwanger werde; in ihres Mannes Haus, daß sie nicht kinderlos.

Sir 42:11 Die Tochter ohne Zucht bewache streng, damit sie dich den Feinden nicht zum Spott mache, zum Stadtgespräch, zum Anlaß eines Volksauflaufs, und dich beschäme bei versammeltem Gericht am Tore! Der Ort, an dem sie wohnt, soll nicht das Fenster sein, auch nicht der Ausblick auf die Wege ringsumher!

Sir 42:12 Ihre Schönheit soll sie keinem Manne zeigen und unter Frauen nicht vertrauten Umgang haben!

Sir 42:13 Denn von den Kleidern kommt die Motte her und von der einen Frau die Schlechtigkeit der anderen.

Sir 42:14 Viel besser ist des Mannes Derbheit als die Freundlichkeit der Frau, und Schande bringt hervor die Tochter voll der Schande.

Sir 42:15 Der Werke Gottes will ich nun gedenken und will erzählen, was ich wahrgenommen! Durch Gottes Wort entstanden seine Werke, und er vollbringt, was ihm gefällt, durch seinen Auftrag.

Sir 42:16 Der Sonne Strahl ergießt sich über alles und Gottes Herrlichkeit auf alle seine Werke.

Sir 42:17 Selbst Gottes Heilige genügen nicht, um seine Wunderwerke aufzuzählen. Gott gibt selbst seinen Heeresscharen Kraft, daß sie vor seiner Herrlichkeit bestehen können.

Sir 42:18 Die Meerestiefe und das Herz erforscht er, und alle ihre klugen Pläne kennt er. Denn alles Wissen ist dem Herrn zu eigen, er schaut das Kommende bis in die fernste Zeit.

Sir 42:19 Vergangenheit und Zukunft tut er kund, enthüllt die tiefen Rätsel des Verborgenen.

Sir 42:20 Es fehlt ihm keine Kenntnis, und nichts kann ihm entgehen.

Sir 42:21 Die Größe seiner Weisheit hat er fest gegründet; nur er ist einzig und allein von Ewigkeit. Man braucht nichts anzufügen und nichts wegzunehmen, und er hat niemand nötig, der ihn lehrte.

Sir 42:22 Wie wonnevoll sind alle seine Werke, wie herrlich anzuschauen sind sie alle!

Sir 42:23 Er lebt und hat Bestand für ewig, und alles fügt sich ein, wo immer es gebraucht wird.

Sir 42:24 Sie alle sind verschieden voneinander, und keines hat er so gemacht, daß es entbehrlich wäre.

Sir 42:25 Das eine wechselt mit dem andern ab an Wert, und wer wird satt, die Schönheit anzuschauen?

 

Jesus Sirach Kapitel 43

 

Sir 43:1 Der Himmelshöhe Schönheit ist das klare Firmament, und herrlich ist die Himmelsfeste anzusehen.

Sir 43:2 Sobald die Sonne aufgeht, spendet sie die Wärme; wie staunenswert ist dieses Werk des Herrn!

Sir 43:3 Sie setzt, wenn sie im Mittag steht, die Welt in Glut; wer kann vor ihrer Hitze dann bestehen?

Sir 43:4 Ein angefachter Ofen bringt den Guß zum Glühen, doch der die Sonne schickt, versengt die Berge. Der Leuchte Flammenzungen schwelen überm Land, geblendet wird das Auge durch ihr Feuer.

Sir 43:5 Fürwahr, der Herr ist groß, ihr Schöpfer, und sein Befehl läßt seinen Helden strahlen.

Sir 43:6 Der Mond auch leuchtet zu bestimmten Zeiten, zur Herrschaft bis zum Ende und als Zeitmerkmal für immer.

Sir 43:7 Durch ihn weiß man die Feste und genauen Zeiten; ist er erschöpft, gefällt ihm (neuerdings) sein Kreislauf.

Sir 43:8 Von einem Monat auf den andern wird er neu; wie staunenswert ist er in seinem Wechsel! Er hält zurück das Heer der Sterne in der Höhe, bedeckt das Firmament mit seinem Glanz.

Sir 43:9 Des Himmels Schönheit ist die Pracht der Sterne, ein Schmuck, der strahlt in Gottes Höhen.

Sir 43:10 Auf Gottes Wort hin stehen sie geordnet da, und nicht ermatten sie auf ihren Posten.

Sir 43:11 Schau den Regenbogen an, und preise seinen Schöpfer; denn überaus geschmückt mit Herrlichkeit ist er!

Sir 43:12 Den Himmelskreis umgibt er rings mit seiner Pracht, und Gottes Hand hat n der Höh' ihn ausgespannt.

Sir 43:13 Den Blitz schreibt seine Allmacht hin und läßt die Pfeile des Gerichtes leuchten.

Sir 43:14 Um seinetwillen schuf er einen Speicher und fliegen Wolken wie die Vögel aus.

Sir 43:15 In seiner Größe macht er dicht die Wolken und werden Hagelsteine zermalmt. 17a Das Brüllen seines Donners läßt die Erde beben,

Sir 43:16 und Berge wanken selbst durch seine Kraft. Sein Schrecken jagt den Südwind jäh voran, 17b den starken Nord, den Sturmwind und Orkan.

Sir 43:17 Noe, der Gerechte, ward fehlerfrei befunden, zu der Vernichtung Zeit war er der Überlebende. Um seinetwillen blieb ein Rest erhalten, und in einem Bund mit ihm endete die Sintflut.

Sir 43:18 Die Augen blendet seine weiße Pracht, das Herz erzittert, wenn er niederrieselt.

Sir 43:19 Und auch den Reif gießt er wie Salz herab, wie Saphir läßt er Eiskristalle glänzen.

Sir 43:20 Er läßt den kalten Nordwind wehen, und es gefriert zu Eis die Quelle. Mit einer Decke überzieht er jedes Wasser und hüllt den Teich ein wie in einen Panzer.

Sir 43:21 Was auf den Bergen wächst, versengt er wie die Dürre, die grüne Wiese wie mit Feuerflammen.

Sir 43:22 Für alles bringt der Wolken Träufeln Linderung, der Tau, der sich ergießt und dürres Land erquickt.

Sir 43:23 Nach seinem Plan ließ er den Ozean sich senken und breitete im Meer die Inseln aus.

Sir 43:24 Die Meerumsegler schildern seinen Umfang; wir sind entsetzt, was unser Ohr vernimmt.

Sir 43:25 Dort gibt es Wunderdinge, seiner Werke staunenswerteste, die Tiere aller Art, des Weltmeers Ungeheuer.

Sir 43:26 Um seinetwillen hat Erfolg sein Bote, und durch sein Wort vollzieht er seinen Willen.

Sir 43:27 Nochmal so viel wie dies - wir wären nicht am Ende; so sei der Schluß der Rede: Er ist alles!

Sir 43:28 Wir können nur noch preisen, aber nicht ergründen, und größer ist er noch als alle seine Werke.

Sir 43:29 Ehrwürdig ist der Herr gar sehr, gar sehr, und wunderbar sind seine Machterweise.

Sir 43:30 Die ihr den Herrn lobpreist, erhebt die Stimme, so laut ihr könnt, denn es wird nie genügen! Wenn ihr erhebt die Stimme, schöpfet neue Kraft, ermüdet nicht, denn ihr kommt nie ans Ende!

Sir 43:31 Wer sah ihn je und kann davon erzählen, und wer kann ihn so preisen, wie er ist?

Sir 43:32 Die Menge des Verhüllten übertrifft all dieses, nur wenig habe ich gesehn von seinen Werken.

Sir 43:33 Der Herr hat jegliches gemacht, und Weisheit hat den Frommen er verliehen.

 

Jesus Sirach Kapitel 44

 

Sir 44:1 Die frommen Männer will ich nun besingen und unsre Väter in der Reihenfolge.

Sir 44:2 Viel Ehre hat der Höchste ihnen zugeteilt, und groß sind sie gewesen seit der Vorzeit Tagen;

Sir 44:3 als Erdbeherrscher in der Königswürde und Männer, hochberühmt durch ihre Macht, Berater wegen ihrer großen Einsicht und Seher aller Dinge im Prophetenamt,

Sir 44:4 Gebieter über Völker durch ihr kluges Sinnen und Fürsten kraft der Schärfe ihres Denkens, gelehrte Redner durch ihr Schriftverständnis und Spruchgewandte durch ihr Wissen von Verhaltensregeln,

Sir 44:5 Erfinder dichterisch geformter Lieder, Verfasser schriftlich mitgeteilter Sprüche,

Sir 44:6 bewährte Männer, über Macht verfügend und ungestört auf ihrem Wohnsitz lebend:

Sir 44:7 Sie alle waren hochgeehrt zu ihrer Zeit; ihr Ruhm erscholl in ihren Tagen.

Sir 44:8 Von ihnen hinterließen manche einen Namen, so daß man sich von ihrem Lob erzählte.

Sir 44:9 Doch manche unter ihnen haben kein Gedenken; es war mit ihnen, als sie endeten, zu Ende. Sie waren dann, als ob sie nie gewesen wären, und ebenso nach ihnen ihre Kinder.

Sir 44:10 Jedoch die andern sind die frommen Männer, und ihre Hoffnung wird kein Ende nehmen.

Sir 44:11 Bei ihrem Stamme bleibt ihr Gut erhalten, und all ihr Erbe bleibt bei ihren Enkeln.

Sir 44:12 Ihr Stamm hält fest an ihrem Bund, und ihre Kinder auch um ihretwillen.

Sir 44:13 Für immer steht ihr Angedenken fest, und ihre Frömmigkeit wird nie vergessen.

Sir 44:14 In Frieden ist ihr Leib bestattet, ihr Name lebt durch kommende Geschlechter.

Sir 44:15 Von ihrer Weisheit redet die Gemeinde, und die Versammlung kündet laut ihr Lob.

Sir 44:16 Henoch wandelte mit dem Herrn und wurde entrückt, ein Beispiel der Gotteserkenntnis für alle Geschlechter.

Sir 44:17 Noe, der Gerechte, ward fehlerfrei befunden, zu der Vernichtung Zeit war er der Überlebende. Um seinetwillen blieb ein Rest erhalten, und in einem Bund mit ihm endete die Sintflut.

Sir 44:18 Ein ewiger Bund ward mit ihm geschlossen: nie wieder zu vertilgen alle Lebewesen.

Sir 44:19 Abraham war Vater einer Völkermenge; kein Makel fiel auf seine Ehre.

Sir 44:20 Er hielt das Gebot des Höchsten und trat in einen Bund mit ihm. An seinem Fleische schnitt er sich das befohlene Bundeszeichen, und in der Prüfung ward er als treu befunden.

Sir 44:21 Daher versprach ihm Gott mit einem Schwur, durch seine Nachkommenschaft die Völker zu segnen, sie zahlreich zu machen wie den Staub der Erde und wie die Sterne seine Nachkommen zu erhöhen, ihnen Besitz zu erteilen von Meer zu Meer und vom Euphratstrom bis an die Grenzen der Erde.

Sir 44:22 Auch dem Isaak versprach er das gleiche um Abrahams, seines Vaters, willen. Den Bund mit allen Vorfahren übertrug er auf ihn,

Sir 44:23 und Segen ruhte auf Israels Haupt. Ihn nannte er seinen Erstgeborenen und verlieh ihm sein Erbe. Er gab ihm Bestand in Stämmen, im Anteil von Zwölfen. Und er ließ von ihm einen Mann abstammen, der Gnade fand bei allen Lebenden.

 

Jesus Sirach Kapitel 45

 

Sir 45:1 Der Liebling Gottes und der Menschen, Moses - sein Andenken sei gesegnet!

Sir 45:2 Ihn nannte er einen Gott und gab ihm Stärke in furchterregenden Taten.

Sir 45:3 Durch sein Wort ließ er eilends die Wunder geschehen und verlieh ihm Macht vor dem König. Er hieß ihn, zum Volke zu gehen, und ließ ihn seine Herrlichkeit schauen.

Sir 45:4 Ob seiner Treue und Ergebenheit erkor er ihn aus allen Menschen.

Sir 45:5 Er ließ ihn seine Stimme hören und zum Wolkendunkel kommen. Er legte das Gesetz in seine Hand, die Lehre des Lebens und der Einsicht, auf daß er Jakob seine Satzungen lehre, Israel seine Gebote und Vorschriften.

Sir 45:6 Und er erhöhte einen Heiligen gleich jenem, den Aaron aus dem Stamme Levi.

Sir 45:7 Er bestellte ihn für die ewig gültige Satzung und legte seine Ehre auf ihn. Er beglückte ihn mit seiner Herrlichkeit und umgürtete ihn mit höchster Schönheit.

Sir 45:8 Er bekleidete ihn mit vollendetem Prunk und schmückte ihn mit Prachtgewändern: mit den Beinhüllen, dem Leibrock und Obergewand,

Sir 45:9 und mit klingenden Glöckchen umgab er ihn und mit den Granatäpfeln ringsherum; sie sollten bei seinem Schreiten lieblich erklingen und aus dem Allerheiligsten ihn vernehmbar machen zur Erinnerung für die Kinder seines Volkes;

Sir 45:10 sodann mit den heiligen Gewändern aus Gold, violettem Purpur und rotem Purpur in Kunststickerarbeit, mit dem Brustschild des Schiedsspruches, den Urim und Tummim,

Sir 45:11 aus Karmesin, in Weberarbeit; mit den Edelsteinen, geschnitten wie Siegel, in Einfassungen, eine Steinschneidearbeit, zur Erinnerung mit eingegrabener Schrift nach der Zahl der Stämme Israels;

Sir 45:12 ferner mit dem Diadem aus Feingold über dem Kopfbund mit der eingegrabenen heiligen Inschrift, eine erhabene Herrlichkeit und ein gewaltiger Ruhm, eine Lust für das Auge und eine vollkommene Schönheit.

Sir 45:13 Vor ihm gab es nichts Ähnliches, und bis auf ewig darf es kein anderer tragen. Nur seinen Söhnen ward es anvertraut, und so halten es seine Söhne durch alle Geschlechter.

Sir 45:14 Sein Speiseopfer wird ganz verbrannt als regelmäßiges Opfer zweimal täglich.

Sir 45:15 Und Moses führte ihn ein in sein Amt und salbte ihn mit dem heiligen Öl. So ward ihm ein ewiger Bund zuteil, wie auch seinem Stamm, solange der Himmel besteht: den Dienst zu verrichten und ihm Priester zu sein und sein Volk zu segnen in seinem Namen.

Sir 45:16 Aus allen Menschen erkor er ihn, um Brandopfer und Fettstücke darzubringen, den lieblichen Duft des Gedenkopfers zu weihen und den Söhnen Israels Versöhnung zu schaffen.

Sir 45:17 Auch hat er ihm seine Gebote gegeben, ihn zum Herrscher gemacht über Recht und Gesetz.

Sir 45:18 Als Unwürdige gegen ihn sich empörten und in der Wüste gegen ihn eiferten, die Genossen des Datan und des Abiram und die Rotte des Korach in heftigem Zorn,

Sir 45:19 da sah es der Herr und ergrimmte und vernichtete sie in der Glut seines Zornes. Er schuf gegen sie ein Wunderzeichen und verschlang sie mit seiner Feuerflamme.

Sir 45:20 Ja, er vermehrte noch Aarons Ruhm und gab ihm sein Erbe: Die heiligen Erstlinge gab er ihm zur Speise, und die Opfer des Herrn dürfen sie essen.

Sir 45:21 Die Schaubrote wurden sein Anteil, und die Weihegaben gehören ihm und seinem Stamme.

Sir 45:22 Aber am Landbesitz des Volkes erhielt er kein Erbteil, und in seiner Mitte fiel ihm kein Erbe zu. Denn der Herr ist sein Anteil und sein Erbe unter den Söhnen Israels.

Sir 45:23 Dann Pinchas, der Sohn Eleasars, erhielt die hohe Würde als dritter, weil er sich einsetzte für den Gott des Alls und für sein Volk in die Bresche trat, als er willig dem Trieb seines Herzens folgte und Versöhnung erwirkte den Söhnen Israels.

Sir 45:24 Daher stellte Gott auch für ihn eine Ordnung auf, einen Heilsbund zur Pflege des Heiligtums: Ihm und seinem Geschlecht solle gehören das Hohepriestertum für immer.

Sir 45:25 So ging ja auch sein Bund mit David, dem Sohne Isais aus dem Stamme Juda, auf Erbnachfolge eines Mannes vor seiner Herrlichkeit. Ganz so gehört des Aaron Erbe ihm und seinem Stamme. Nun lobt den Herrn, den gütigen, der euch mit Herrlichkeit gekrönt!

Sir 45:26 Er möge Herzensweisheit euch verleihen, sein Volk zu richten in Gerechtigkeit, daß euer Erbgut niemals weiche noch eure Würde bis in fernste Zeiten!

 

Jesus Sirach Kapitel 46

 

Sir 46:1 Ein starker Held war Josua, der Sohn des Nun, Gehilfe Moses' im Prophetenamt, dazu geschaffen, um in seiner Zeit zu werden die große Rettung für die Auserwählten Gottes, um Rache zu vollziehen an dem Feind und Israel in seinen Erbbesitz zu führen.

Sir 46:2 Wie herrlich war er, wenn die Hand er hob, den Speer schwang wider eine Stadt!

Sir 46:3 Wer konnte je vor ihm bestehen, da er die Kriege führte für den Herrn?

Sir 46:4 Blieb nicht auf seinen Wink die Sonne stehen, und wurde nicht ein Tag zu zweien?

Sir 46:5 Er rief zu Gott, dem Allerhöchsten, in Not umringt von seinen Feinden; und Gott, der Höchste, sandte ihm Erhörung durch Hagelsteine und durch Schloßen.

Sir 46:6 Er warf sie auf das Volk der Feinde, und er vernichtete am Abhang seine Gegner, daß alle Völker, die dem Bann verfallen, merken sollten, daß der Herr auf ihre Kriege achthat. Auch weil er Gott in allem folgte

Sir 46:7 und in der Zeit des Moses Frömmigkeit bewies, er und Kaleb, Sohn des Jephunne, da sie beim Aufruhr der Gemeinde standhaft blieben, den Zorn abwandten von der Volksgemeinschaft und zum Verstummen brachten schlimme Worte.

Sir 46:8 Drum wurden auch nur diese beiden ausgenommen von den sechsmal hunderttausend Mann zu Fuß, indem er sie zu ihrem Erbland kommen ließ, ein Land, das überfloß von Milch und Honig.

Sir 46:9 Und er verlieh dem Kaleb große Stärke, die bis ins Greisenalter ihm erhalten blieb, so daß das Bergland er besetzen konnte, und auch sein Stamm behielt das Erbe,

Sir 46:10 damit die Söhne Jakobs alle merken sollten, wie gut es ist, dem Herrn in allem zu gehorchen.

Sir 46:11 Sodann die Richter, jeder seinem Namen nach, jeder, dessen Herz nicht übermütig wurde und der von Gott nicht abgewichen ist - gepriesen sei ihr Angedenken!

Sir 46:12 Möge ihr Gebein aus ihrer Ruhestätte sprießen und ihren Ruhm auf ihre Söhne übertragen!

Sir 46:13 Der Liebling seines Volkes und die Wonne seines Schöpfers, sehnlichst erfleht vom Schoße seiner Mutter an, dem Herrn geweiht für das Prophetenamt, Samuel, der Richter war und Priesterdienste tat! Nach Gottes Willen führte er die Königswürde ein und salbte Herrscher über das Volk.

Sir 46:14 Nach dem Befehl des Herrn berief er eine Volksversammlung, die Zelte Jakobs suchte er als Richter auf.

Sir 46:15 Ob seines Mundes Zuverlässigkeit ward er befragt als Seher, und auch in seiner Auskunft war er als Prophet verlässig.

Sir 46:16 Auch er rief einst zu Gott, als er das Milchlamm opferte;

Sir 46:17 da donnerte der Herr vom Himmel nieder, und mit gewaltigem Getöse vernahm man seine Stimme.

Sir 46:18 Er schlug die gegnerischen Feldherrn, vernichtete die Fürsten der Philister alle.

Sir 46:19 Und um die Zeit, da er zur Ruhe einging auf der Lagerstatt, rief er den Herrn zum Zeugen an und seinen Gesalbten: "Von wem nahm ich Bestechungsgaben, oder Schuhe nur, entgegen?" Und niemand konnte wider ihn das Wort ergreifen.

Sir 46:20 Sogar nach seinem Tode wurde er befragt und kündete dem König sein Geschick, und aus der Erde als Prophet erhob er seine Stimme, um so des Volkes Sünde auszutilgen.

 

Jesus Sirach Kapitel 47

 

Sir 47:1 Nach ihm stand ferner Natan auf, um vor David hinzutreten.

Sir 47:2 Denn wie das Fett vom Opfer ausgehoben wird, so David aus dem Volke Israel.

Sir 47:3 Mit Löwen spielte er, als wären sie nur Böcklein, mit Bären wie mit jungen Lämmern.

Sir 47:4 In seiner Jugend streckte er den Riesen nieder und nahm vom Volk die Schmach hinweg, indem er mit der Hand die Schleuder schwang und so des Goljat Stolz zerbrach.

Sir 47:5 Er rief zu Gott, dem Allerhöchsten, und dieser legte Kraft in seine Rechte, so daß er niederschlug den kampferprobten Mann und damit seines Volkes Macht erhöhte.

Sir 47:6 Darum besangen ihn die Mädchen und ehrten ihn im Zuruf "zehnmal tausend." Als er die Krone trug, stand er im Krieg

Sir 47:7 und warf ringsum die Feinde nieder. Er schlug zurück die feindlichen Philister, und bis zur Gegenwart zerbrach er ihre Macht.

Sir 47:8 Er stimmte Lobgesänge an bei allem, was er tat, auf Gott, den Höchsten, mit verherrlichenden Worten. Aus seinem ganzen Herzen liebte er den Schöpfer, und alle Tage pries er ihn mit Psalmen.

Sir 47:9 Vor den Altar bestellte er die Saiteninstrumente und regelte den Liederklang zur Harfe.

Sir 47:10 Den Festen hat er Glanz verliehen, die Feiertage festgelegt im Jahreslauf. Vom Lobpreis seines heiligen Namens erscholl das Heiligtum schon vor dem Morgen.

Sir 47:11 Auch hat der Herr ihm seine Schuld verziehen und seine Macht erhöht für immer, hat ihm das Recht des Königtums verliehen und seinen Thron gefestigt über Israel.

Sir 47:12 Um seinetwillen ist nach ihm erstanden ein weiser Sohn, der unbehelligt wohnen konnte:

Sir 47:13 Als Salomo regierte, herrschte Frieden, und Gott verschaffte ihm von allen Seiten Ruhe. Da baute er ein Haus für seinen Namen und gründete ein Heiligtum für immer.

Sir 47:14 Wie weise warst du doch in deiner Jugendzeit und ließest Bildung überströmen gleich dem Nil!

Sir 47:15 Die Erde hast du überdeckt mit deiner Flut, und bis zu Himmelshöhen stiegen Lieder auf.

Sir 47:16 Dein Ruhm drang hin bis zu den fernsten Inseln, und man begehrte dich zu hören.

Sir 47:17 Durch Lied und Spruch, durch Rätsel und durch Frage versetztest du in Staunen alle Völker.

Sir 47:18 Du wardst benannt nach des Gelobten Namen, nach dem auch Israel benannt ist. Du häuftest Gold wie Eisen auf und mehrtest Silber gleich dem Blei.

Sir 47:19 Doch gabst du Frauen deinen Körper hin und ließest ihnen Herrschaft über deinen Leib.

Sir 47:20 So brachtest du auf deine Ehre einen Makel und hast dein Ehebett entweiht. Deshalb kam Zorn auf deiner Söhne Schar und Jammer über deine Lagerstatt,

Sir 47:21 indem das Volk zu zwei Regierungsstämmen wurde und ein rebellisch Königreich aus Ephraim.

Sir 47:22 Gleichwohl ließ Gott von seiner Huld nicht ab und keines seiner Worte auf die Erde fallen. Nicht nahm er seinem Auserwählten Sproß und Sohn, und die Familie seines Freundes tilgte er nicht aus.

Sir 47:23 Als in Verzweiflung Salomo entschlief, da hinterließ er einen stolzen Sohn als Erben, der reich an Torheit, arm war an Verstand: Rehabeam, der durch sein Urteilswort das Volk entzweite; dazu Jerobeam, den Sohn des Nebat, der Israel zum Sündigen verführte. Ja, er brachte Ephraim zu Fall,

Sir 47:24 so daß er die Verstoßung aus dem Land verschuldete. Es wurde ihre Sünde riesengroß,

Sir 47:25 und allem Bösen gaben sie sich hin.

 

Jesus Sirach Kapitel 48

 

Sir 48:1 Da erhob sich ein Prophet wie Feuer, und sein Wort war wie ein brennender Ofen.

Sir 48:2 Er zerbrach ihnen die Stütze des Brotes, durch seinen Eifer verringerte er ihre Zahl.

Sir 48:3 Auf Gottes Wort hin verschloß er den Himmel und ließ dreimal Feuer herniederfallen.

Sir 48:4 Wie ehrfurchtgebietend warst du, Elias, und wer dir gleichkommt, möge sich rühmen!

Sir 48:5 Du wecktest einen Toten vom Tode auf, aus der Unterwelt nach dem Willen des Herrn.

Sir 48:6 Du stürztest Könige in das Grab und Hochgeehrte von ihren Lagern.

Sir 48:7 Du vernahmst am Sinai Strafbefehle und am Horeb Urteilssprüche der Rache.

Sir 48:8 Du salbtest Könige für die Vergeltung und einen Propheten als Nachfolger an deiner Statt.

Sir 48:9 Du wurdest im Sturm nach oben entrückt und in Feuergarben zum Himmel.

Sir 48:10 Von dir steht geschrieben, du stehest bereit für die Frist, um den Zorn zu beschwichtigen, eh' er entbrennt, um der Väter Herz ihren Söhnen zuzuwenden und Jakobs Stämme wiederherzustellen.

Sir 48:11 Selig, wer dich sieht und stirbt, denn auch er wird leben!

Sir 48:12 Elias war es, der im Sturm entschwand, doch Elisäus ward mit seinem Geist erfüllt. Doppelt soviel Zeichen wirkte er, und Wunder wurden alle Worte seines Mundes. Solang er lebte, bebte er vor niemand, und seinen Geist hat keiner überwältigt.

Sir 48:13 Nichts war zu wunderbar für ihn, und seine Leiche hatte noch vom Grabe aus Prophetenkraft.

Sir 48:14 Er wirkte Wunder während seines Lebens, bei seinem Tode staunenswerte Werke.

Sir 48:15 Bei all dem aber hat das Volk sich nicht bekehrt; sie ließen nicht von ihren Sünden ab, bis sie aus ihrem Lande fortgerissen und in alle Welt vertrieben wurden. Jedoch für Juda blieb ein kleiner Rest und immer noch ein Fürst vom Hause Davids.

Sir 48:16 Von ihnen übten manche das, was recht war doch manche unter ihnen unbegreiflichen Verrat.

Sir 48:17 Hiskia hat seine Stadt befestigt, indem er Wasser leitete in ihre Mitte; und er durchbohrte mit dem Erz die Felsen und dämmte rings den Teich mit Bergen ein.

Sir 48:18 In seinen Tagen zog einst Sanherib herauf und hat den Rabsake gesandt. Er hob gegen Sion seine Hand und schmähte Gott in seinem Übermut.

Sir 48:19 Da wurden sie verzagt trotz ihres Herzens Übermut und zitterten gleich einer Frau in Wehen.

Sir 48:20 Sie riefen laut zu Gott, dem Höchsten, und streckten ihre Hände nach ihm aus. Da hat er auf ihr lautes Flehgebet gehört und sie errettet durch die Hand des Isaias.

Sir 48:21 Er schlug das Lager der Assyrer und setzte sie durch eine Seuche in Verwirrung.

Sir 48:22 Denn Hiskia tat, was gut war, und hielt an Davids Wegen fest, die ihm gebot der Seher Isaias, der Große und in den Gesichten Zuverlässige.

Sir 48:23 Auf dessen Wink blieb einst die Sonne stehen, dem König hat das Leben er verlängert.

Sir 48:24 Starken Geistes schaute er die fernste Zukunft und tröstete die Trauernden auf Sion.

Sir 48:25 Für alle Zeit hat er das Künftige verkündet und das Verborgene, bevor es eintraf.

 

Jesus Sirach Kapitel 49

 

Sir 49:1 Der Name des Josia ist wie dufterfüllter Weihrauch, gar gut gewürzt, ein Werk des Salbenmischers. Süß wie Honig auf dem Gaumen ist sein Angedenken und wie ein Lied beim Weingelage.

Sir 49:2 Denn er hat sich gegrämt ob unseres Abfalls und hat die Götzengreuel abgeschafft.

Sir 49:3 Er gab sein Herz vollkommen hin an Gott, und in der Zeit des Frevels übte er die Frömmigkeit.

Sir 49:4 Ausgenommen David, Hiskia und auch Josia, waren alle schlecht, und das Gesetz des Höchsten haben sie verlassen, die Könige von Juda ganz und gar.

Sir 49:5 Sie gaben einem andren ihre Macht und ihre Ehre einem fremden Volk.

Sir 49:6 Sie legten Feuer an die heilige Stadt, und deren Straßen wurden öde,

Sir 49:7 des Jeremias wegen, da sie ihn mißhandelten, und er war doch vom Mutterschoße an geschaffen als Prophet, um auszureißen, einzureißen, zu vernichten, aber auch um aufzubauen, einzupflanzen und zu stärken.

Sir 49:8 Ezechiel schaute Gesichte und beschrieb die Gestalten des göttlichen Thronwagens.

Sir 49:9 Er gedachte auch des Job, der die Wege der Gerechtigkeit einhielt.

Sir 49:10 Ferner die Zwölf Propheten - ihr Gebein möge sprießen aus ihrer Ruhestätte! Sie brachten Jakob Heilung und Hilfe durch zuversichtliche Hoffnung.

Sir 49:11 Wie könnten wir Serubbabel passend rühmen! Er war wie ein Siegelring an der Rechten,

Sir 49:12 ebenso Jesua, des Jozadak Sohn, die in ihren Tagen das Gotteshaus bauten und den heiligen Tempel wieder errichteten, der bestimmt ist zu ewiger Herrlichkeit.

Sir 49:13 Nehemia - sein Gedenken in Ehren! Er hat unsere Trümmer aufgerichtet und unsere Ruinen wieder beseitigt, hat Tor und Riegel eingesetzt.

Sir 49:14 Kaum einer der auf Erden Erschaffenen kommt Henoch gleich; so ist er denn auch leiblich entrückt worden.

Sir 49:15 Ward je ein Mensch geboren gleich Joseph? So wurde selbst sein Leichnam aufbewahrt.

Sir 49:16 Sem, Set und Enos sind geehrt, doch alle Menschen übertrifft an Ruhm Adam.

 

Jesus Sirach Kapitel 50

 

Sir 50:1 Der Größte unter seinen Brüdern und der Ruhm seines Volkes, der Hohepriester Simon, des Onias Sohn! In dessen Zeit ward das Gotteshaus ausgebessert und in seinen Tagen der Tempel befestigt.

Sir 50:2 In dessen Zeit ward die Mauer ausgebaut, die Zinnen der Gotteswohnung am Königspalast.

Sir 50:3 In seinen Tagen wurde der Teich gegraben, ein Becken, an Größe dem Meere gleich.

Sir 50:4 Er sorgte für sein Volk gegen Plünderung vor und befestigte wider den Feind seine Stadt.

Sir 50:5 Wie herrlich war er, wenn er aus dem Zelte blickte und hervortrat zwischen dem Vorhang!

Sir 50:6 Wie ein leuchtender Stern zwischen den Wolken und wie der Vollmond in den Tagen des Osterfestes,

Sir 50:7 wie die strahlende Sonne über dem Königspalast und wie der Regenbogen, der im Gewölk erscheint,

Sir 50:8 wie ein blühender Zweig in den Tagen des Festes und wie eine Lilie an Wasserbächen, wie eine Libanonzeder in den Tagen des Sommers

Sir 50:9 und wie das Weihrauchfeuer auf dem Speiseopfer, wie ein Gefäß aus Gold und wie ein Becher, der ganz besetzt mit Edelsteinen ist,

Sir 50:10 wie ein grünender Ölbaum voller Früchte und wie ein Olivenbaum mit üppigen Zweigen.

Sir 50:11 Wenn er die herrlichen Gewänder angelegt und sich mit aller Pracht bekleidet hatte, wenn er emporstieg zum erhabenen Altar, mit Glanz den Hof des Heiligtums erfüllte,

Sir 50:12 wenn er die Opferstücke nahm aus seiner Brüder Hand, wobei er selbst beim Stoß des Opferholzes stand, im Umkreis rings der Söhne Kranz wie junge Zedern auf dem Libanon; und wie die Weiden an dem Bach umgaben ihn

Sir 50:13 die Söhne Aarons insgesamt in ihrem Schmuck. In ihren Händen hielten sie die Feueropfer für den Herrn im Angesicht der ganzen Volksversammlung Israels,

Sir 50:14 bis daß er fertig war mit seinem Dienste am Altar und mit der Ordnung aller Opferschichten für den Höchsten.

Sir 50:15 Nun streckte er die Hand aus nach dem Becher und opferte vom Taubenblut. Er goß es aus am Fuße des Altars zum angenehmen Wohlgeruche für den Höchsten, den König des Alls.

Sir 50:16 Dann stießen die Söhne Aarons in die getriebenen Trompeten; sie bliesen und ließen gewaltigen Schall ertönen zur Erinnerung vor dem Höchsten.

Sir 50:17 Alles Volk beeilte sich gemeinsam und fiel aufs Angesicht zur Erde nieder, um anzubeten vor dem Höchsten, vor dem Heiligen Israels.

Sir 50:18 Da ertönte der Psalmengesang und ließ zur Musik gar süßen Jubel erklingen.

Sir 50:19 Das ganze Volk des Landes jubelte im Gebet vor dem Allerbarmer, bis er den Dienst des Herrn vollendet hatte und ihm nach dem Gesetz die Opfer dargebracht.

Sir 50:20 Sodann stieg er herab und hob die Hände über Israels ganze Gemeinde. Auf seinen Lippen war das Segenswort des Herrn, und seines Namens durfte er sich rühmen.

Sir 50:21 Da fielen sie zum zweiten Male nieder, um von ihm den Segen zu empfangen.

Sir 50:22 Nun lobt den Herrn, den Gott des Alls, der Wunderbares wirkt im Lande, der einen Menschen so erhöht vom Mutterschoße an und aus ihm macht, was seinem Willen dient.

Sir 50:23 Er gebe Weisheit euch ins Herz, und Friede herrsche unter euch!

Sir 50:24 Beständig bleibe seine Huld bei Simon, und er erhalte ihm den Bund mit Pinchas, der niemals ihm gebrochen werden soll noch seinem Stamm, solang der Himmel währt.

Sir 50:25 Zwei Völker verabscheue ich, und das dritte ist überhaupt kein Volk:

Sir 50:26 die Bewohner von Seïr und Philistäa und das törichte Volk, das in Sichem haust.

Sir 50:27 Erziehung zur Weisheit und Sprüche für passende Gelegenheit von Jesus, dem Sohne Eleasars, des Sohnes Sirachs, dessen Herz von Schriftdeutung überströmte und der Einsicht hervorquellen ließ.

Sir 50:28 Selig der Mensch, der über sie nachsinnt, und wer es sich zu Herzen nimmt, wird weise!

Sir 50:29 Denn wenn er danach handelt, ist er tüchtig zu allem, da die Furcht des Herrn ihr Wesensinhalt ist.

 

Jesus Sirach Kapitel 51

 

Sir 51:1 [Gebet Jesus', des Sohnes Sirachs] Preisen will ich dich, König und Herr, will dich loben, Gott meines Heiles, will deinen Namen verkünden, du Hort meines Lebens!

Sir 51:2 Denn du hast mich befreit vom Tode; du hast meinen Leib vor der Grube bewahrt, meinen Fuß der Gewalt der Hölle entrissen. Du hast mich beschirmt vor der Geißel gehässiger Zungen und vor den Lippen der treulosen Lügner. Vor meinen Gegnern warst du mir Beistand;

Sir 51:3 nach der Größe deiner Huld halfest du mir aus der Schlinge derer, die meinen Sturz suchten, und aus der Hand jener, die mein Leben verfolgten. Aus vieler Bedrängnis hast du mich gerettet

Sir 51:4 und aus den Nöten der Flamme rings um mich her; aus den Gluten des Feuers - nicht irdisch entfacht,

Sir 51:5 aus dem Schoße des Meeres - nicht wirklich von Wasser, vor schändlichen Lippen und Erfindern von Lüge

Sir 51:6 und vor den Pfeilen der täuschenden Zunge. Schon war ich nahe dem Tode, und mein Leben am Rande der Unterwelt tief.

Sir 51:7 Ich wandte mich ringsum und fand keinen Helfer, ich spähte nach Beistand, doch keiner war hier.

Sir 51:8 Da gedachte ich der Barmherzigkeit des Herrn und seiner Huld seit ewigen Zeiten; er rettet ja alle, die Schutz bei ihm suchen, und erlöst sie von jeglichem Übel.

Sir 51:9 So erhob ich vom Boden her meine Stimme, von den Toren der Unterwelt schrie ich.

Sir 51:10 Ich rief: "O Herr, mein Vater bist du, mein Gott und mein rettender Held. Verlaß mich nicht am Tage der Drangsal, am Tag der Vernichtung und Wirrnis!

Sir 51:11 Ich will deinen Namen beständig lobpreisen und im Gebete deiner gedenken." Da hörte der Herr auf mein Rufen und achtete auf mein Flehen.

Sir 51:12 Er hat mich befreit von jeglichem Übel und gerettet am Tage der Drangsal. Darum danke ich nun und will loben und preisen den Namen des Herrn.

(1) Danket dem Herrn, denn er ist gut; denn ewig währt seine Huld!

(2) Danket dem Gott der Lobgesänge; denn ewig währt seine Huld.

(3) Danket dem Hüter Israels; denn ewig währt seine Huld.

(4) Danket dem Schöpfer des Alls; denn ewig währt seine Huld.

(5) Danket dem Erlöser Israels; denn ewig währt seine Huld.

(6) Danket dem, der die Versprengten Israels sammelte; denn ewig währt seine Huld.

(7) Danket dem, der seine Stadt und sein Heiligtum baute; denn ewig währt seine Huld.

(8) Danket dem, der dem Hause Davids Macht verlieh; denn ewig währt seine Huld.

(9) Danket dem, der Zadoks Söhne zum Priestertum erkor; denn ewig währt seine Huld.

(10) Danket dem Schild Abrahams; denn ewig währt seine Huld.

(11) Danket dem Fels Isaaks; denn ewig währt seine Huld.

(12) Danket dem Starken Jakobs; denn ewig währt seine Huld.

(13) Danket dem, der Sion auserkor; denn ewig währt seine Huld.

(14) Danket dem König aller Könige; denn ewig währt seine Huld.

(15) Er erhöhte die Macht seines Volkes, ein Ruhm für all seine Frommen, für Israels Söhne, das Volk, das ihm nahesteht. Lobet den Herrn!

Sir 51:13 Als ich noch ein Jüngling war, gewann ich sie schon lieb und suchte sie.

Sir 51:14 In meiner Jugend habe ich um sie gebetet, und bis zum Lebensende will ich nach ihr streben.

Sir 51:15 Sie wuchs heran wie eine reife Traube, mein Herz erfreute sich an ihr. Es wandelte mein Fuß in Treue gegen sie, seit meiner Jugend forschte ich ihr nach.

Sir 51:16 Ich schenkte ihr für kurz Gehör und nahm Belehrung an, und überreiches Wissen habe ich gefunden.

Sir 51:17 Ihre Unbefangenheit gereichte mir zur Ehre, und meinem Lehrer will ich Dank abstatten.

Sir 51:18 Ich sann darauf, ein hohes Gut mir zu erwerben, und wurde nicht enttäuscht, da ich es fand.

Sir 51:19 Mein Sehnen mühte sich um sie, mein Antlitz wandte ich von ihr nicht ab. Mein Arm hat ihre Tore aufgetan, und ich umkreiste und erblickte sie.

Sir 51:20 Ich heftete mein Augenmerk auf sie und habe sie als rein befunden. Durch sie gewann ich klugen Sinn von Anfang an; darum auch will ich niemals von ihr lassen.

Sir 51:21 Mein Herz war in Erregung, sie zu schauen; daher erwarb ich sie als köstlichen Besitz.

Sir 51:22 Der Herr hat meine Lippen mir zum Lohn gegeben, und danken will ich ihm für meine Zunge.

Sir 51:23 Kehrt ein bei mir, die ihr unwissend seid, und haltet euch in meiner Schule auf!

Sir 51:24 Wie lang noch wollt ihr vielerlei entbehren und eure Seele argen Durst erleiden lassen?

Sir 51:25 Ich öffne meinen Mund und spreche; erwerbt euch Besitz, es kostet ja kein Geld!

Sir 51:26 Beugt euren Nacken in ihr Joch, und eure Seele trage ihre Last! Nahe ist sie denen, die sie suchen, und wer sich ganz ihr hingibt, findet sie.

Sir 51:27 Seht selbst, wie ich nur kurz mich mühte und viel Ruhe für mich fand!

Sir 51:28 So hört auf meine knapp gefaßte Lehre, und Gold und Silber werdet ihr durch sie erwerben!

Sir 51:29 An meinem Lehrstuhl möge eure Seele sich erfreuen, und meines Liedes sollt ihr euch nicht schämen!

Sir 51:30 Vollbringet eure Werke vor der Zeit, dann gibt er euch den Lohn zu seiner Zeit! [Weisheit Jesus', des Sohnes Sirachs.]

 

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