Auswahl der Briefe
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Nr.
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Überschrift / Katholische Briefe | Kapitel |
1 | 1. Petrus | 1 - 5 |
2 | 2. Petrus | 1 - 3 |
3 | 1. Johannes | 1 - 5 |
4 | 2. Johannes | 1 |
5 | 3. Johannes | 1 |
6 | Jakobus | 1 - 5 |
7 | Judas | 1 |
Der erste Brief des Petrus
Einleitung
Der heilige Petrus stammte aus Bethsaida am Galiläischen Meer. Mit seinem Bruder Andreas schloß er sich dem Heiland an, der ihn öfters auszeichnete und ihm das Oberhirtenamt in seiner Kirche verlieh. Nach der Himmelfahrt Jesu predigte er in Jerusalem, Palästina und Rom. Hier starb er im Jahre 67 n. Chr. den Martertod am gleichen Tage wie der hl. Paulus. Der erste Petrusbrief ist an die Christen in Kleinasien gerichtet. Sie lebten als Minderheit unter einer heidnischen Umgebung und hatten wegen ihres Glaubens mancherlei Leiden zu ertragen. Als oberster Hirte der ganzen Kirche schreibt Petrus diesen Brief zur Ermahnung, Tröstung und Ermutigung an sie. In begeisterter, bildhafter Sprache legt er ihnen unter häufiger Verwendung des Alten Testamentes die Heilswahrheiten vor und wendet sie geschickt auf das tägliche Leben an. Der Brief wurde um das Jahr 64 in Rom (= Babylon, 5,13) abgefaßt.
1 Eingang. 1 Petrus, Apostel Jesu Christi, an die auserwählten Fremdlinge, die in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien zerstreut leben 2 und die auserwählt sind zufolge der Vorbestimmung Gottes des Vaters durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blute Jesu Christi. Gnade und Friede werde euch in Fülle! 2: Die Christen sind von Gott dem Vater vorherbestimmt zum Glauben, in der Taufe durch den Heiligen Geist geheiligt und dazu berufen, dem Sohne Gottes zu gehorchen und sich mit seinem Blute zu besprengen, das heißt, sich von Sünden zu reinigen und zu heiligen durch Christi Blut.
Größe der Wohltaten Gottes
3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zur lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. 3: Die Christenhoffnung ist lebendig durch die Auferstehung Jesu Christi; denn diese verbürgt dem Christen die eigene Auferstehung und Verklärung. 5 In Gottes Kraft werdet ihr durch den Glauben behütet, damit ihr das Heil empfanget, das schon bereit ist, um am Ende der Zeit geoffenbart zu werden. 6 Darüber frohlocket, wenn ihr auch jetzt noch für kurze Zeit, wenn es sein soll, durch mancherlei Prüfungen Trübsal leiden müßt! 7 Euer Glauben soll dadurch als echt erprobt und kostbarer erfunden werden als vergängliches Gold, das durch Feuer geläutert wird, zum Lobe, zum Ruhme und zur Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi. 8 Ihn liebet ihr, ohne ihn gesehen zu haben, an ihn glaubet ihr, wenn ihr ihn auch jetzt nicht schauet. Im Glauben an ihn dürft ihr mit unaussprechlicher, verklärter Freude frohlocken, 9 wenn ihr einst das Ziel eures Glaubens, das Heil der Seele erlangt. 10 Nach diesem Heile haben die Propheten, die von der euch zugedachten Gnade weissagten, geforscht und gesucht. 11 Sie sannen darüber nach, auf welche Zeit und welche Umstände der in ihnen wirkende Geist Christi hinweise, der ihnen zum voraus die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit bezeugte. 12 Ihnen ist geoffenbart worden, daß sie nicht sich selbst, sondern euch mit dem zu dienen hätten, was euch jetzt verkündet worden ist durch diejenigen, welche in der Kraft des vom Himmel gesandten heiligen Geistes euch die Frohbotschaft gebracht haben. Darin Einblick zu gewinnen, gelüstet sogar die Engel. 3-12: Frohes Selbstbewußtsein darf trotz aller Leiden die Christen erfüllen. Gott hat sie überreich beschenkt. Das Heil in Christus, wonach die Propheten sich sehnten, und die Wahrheit des Evangeliums, worin selbst die Engel eine Erhöhung ihres Glückes erkennen, ist ihr herrlicher Besitz.
Ermahnungen zu verschiedenen Tugenden
Gehorsam und heilige Furcht. 13 Umgürtet daher die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern, setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi dargeboten wird! 13: Wie die Wanderer, Arbeiter und Kämpfer das lange, weite Obergewand um die Hüften gürteten, um sich leichter bewegen zu können, so sollen sich auch die Christen zur Arbeit oder zum Kampf im Dienste Gottes rüsten und durch Abstreifen alles dessen, was sie hierbei hindert, ihrem Ziele entgegenwandern. — Sie müssen geistig nüchtern, d. h. vom Taumel der Sünde frei sein. 14 Seid gehorsame Kinder und gestaltet euer Leben nicht mehr nach den Gelüsten, denen ihr früher in den Zeiten eurer Unwissenheit dientet, 15 sondern seid heilig in eurem ganzen Wandel nach dem Vorbild des Heiligen, welcher euch berufen hat! 16 Es steht ja geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig (3 Mos 19,2). 17 Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person jeden nach seinem Werke richtet, so führt einen gottesfürchtigen Wandel in der Zeit eurer Pilgerschaft! 18 Ihr wisset ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Gütern, mit Silber oder Gold, von eurem törichten, von den Ahnen überkommenen Wandel losgekauft wurdet, 19 sondern durch das kostbare Blut Christi, dieses makellosen und unbefleckten Lammes. 20 Vor der Grundlegung der Welt ward er schon zum voraus dazu bestimmt, am Ende der Zeiten aber geoffenbart um euretwillen, 21 die ihr durch ihn an Gott glaubet, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit verliehen hat, so daß euer Glaube zugleich auch Hoffnung auf Gott ist.
Bruderliebe und sittliche Reinheit. 22 Reinigt eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit zu ungeheuchelter Bruderliebe, liebet einander innig mit aufrichtigem Herzen! 23 Seid ihr doch wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen durch das lebendige und bleibende Wort Gottes. 24 Denn alles Fleisch ist wie Gras und all seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras verdorrt und die Blume fällt ab. 24: Vgl. Jak 1,10-11. 25 Doch des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit (Is 40,6. 7). Das ist das Wort, das euch als Heilsbotschaft verkündet worden ist.
2 Festhalten an Christus. 1 So legt denn ab alle Bosheit, alle Arglist, Heuchelei, Neid und alle bösen Nachreden! 2 Wie neugeborene Kinder tragt Verlangen nach der geistigen lauteren Milch, damit ihr durch dieselbe zum Heile heranwachset. 3 Ihr habt ja schon gekostet, wie gut der Herr ist (Ps 34,9). 4 Zu ihm tretet hinzu als zu dem lebendigen Stein, der zwar von Menschen verworfen worden, bei Gott aber als auserlesen und kostbar gilt. 5 Als lebendige Steine lasset euch selbst aufbauen zu einem geistigen Tempelbau, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistige Opfer darzubringen, die Gott um Jesu Christi willen wohlgefällig sind. 6 Deswegen heißt es auch in der Schrift: Siehe, ich lege in Sion einen auserlesenen, kostbaren Eckstein; wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden (Is 28,16). 7 Euch nun, die ihr gläubig seid, wird die Ehre zuteil; den Ungläubigen aber gilt: 8 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden und ein Stein des Anstoßes und ein Fels, über den man fällt (Is 8,14); sie stoßen sich daran, weil sie dem Worte nicht gehorchen. Das war ihnen ja bestimmt. 8: Es ist hier keineswegs im Sinne von Calvin behauptet, die ungläubigen Juden seien vorherbestimmt worden zur Sünde, sondern nur, daß ihnen im Falle ihrer Sünde die Strafe vorherbestimmt wurde. 4-8: Vgl. Mt 21,42-44. 9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliger Stamm, ein Gott zugeeignetes Volk, ihr sollt die Großtaten dessen verkünden, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. 9: Die Christen sind eine königliche Priesterschaft: Könige, weil zur Herrschaft im Himmel berufen, Priester, weil von Gott geweiht, um die geistigen Opfer der Anbetung, der Verdemütigung, der Selbstverleugnung, kurz der guten Werke überhaupt darzubringen. Jeder Christ empfängt in der heiligen Firmung das Sakrament des Laienpriestertums, um in der Zusammenarbeit mit dem amtlichen Priestertum am Aufbau des Gottesreiches mitzuwirken. 10 Einst waret ihr kein Volk, jetzt seid ihr das Volk Gottes, einst Nichtbegnadigte, jetzt seid ihr Begnadigte (Os 1,6. 9; 2,3. 25).
Christliche Pflichtenlehre
11 Geliebte! Ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger: Enthaltet euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele streiten! 12 Führet einen ehrbaren Lebenswandel unter den Heiden! Sie sollen, während sie euch als Übeltäter schmähen, eure guten Werke sehen und um ihretwillen am Tage der Heimsuchung Gott die Ehre geben.
Pflichten gegen die Obrigkeit. 13 Unterwerfet euch um des Herrn willen jeglicher menschlichen Ordnung, sowohl dem König als dem obersten Herrn, 14 als auch den Statthaltern, weil sie von ihm zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lobe der Rechtschaffenen entsandt sind. 15 Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr durch einen rechtschaffenen Wandel den Unverstand der törichten Menschen zum Schweigen bringt. 16 Ihr seid Freie, aber ihr dürft die Freiheit nicht zum Deckmantel der Bosheit machen, sondern müßt euch als Diener Gottes zeigen. 17 Erweiset jedermann Achtung, liebet die Brüder, fürchtet Gott, ehret den König! 17: Das N. T. schärft die Pflicht des Gehorsams gegen die Obrigkeit wiederholt ein, obwohl die christliche Religion vor dem römischen Staatsrecht als unerlaubt galt. Vgl. 1 Tim 2,1-3.
Pflichten der Sklaven. 18 Ihr Sklaven unterwerfet euch in aller Furcht euren Herren, nicht bloß den gütigen und milden, sondern auch den launenhaften. 19 Denn das ist wohlgefällig, wenn einer im Gedanken an Gott Trübsal erträgt und Unrecht leidet. 20 Was für ein Ruhm wäre es doch, wenn ihr wegen eurer Sünden Züchtigung aushalten müßtet! Nein! Wenn ihr Gutes tut und dabei Leiden zu ertragen wißt — das ist wohlgefällig vor Gott. 21 Dazu seid ihr ja berufen; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr in seine Fußstapfen tretet. 22 Er hat keine Sünde getan, und kein Trug ist in seinem Munde gefunden worden (Is 53,9). 23 Da er gescholten wurde, schalt er nicht wieder, da er litt, drohte er nicht, sondern stellte seine Sache dem gerechten Richter anheim. 23: Christus wehrte sich nicht gegen das Unrecht, sondern vertraute darauf, daß der Vater im Himmel ihm Recht verschaffen werde. Der lateinische Text spricht vom „ungerechten Richter“ (= Pilatus), dem sich Christus freiwillig überließ. 24 Er hat unsere Sünden an seinem Leibe auf das Holz hinaufgetragen, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden (Is 53,6). 25 Denn ihr waret wie irrende Schafe; jetzt aber seid ihr zurückgekehrt zum Hirten und Hüter eurer Seelen.
3 Belehrung für die Ehegatten. 1 Ebenso ihr Frauen, seid euren Männern untertan, damit diese, wenn sie etwa dem Worte nicht gehorchen, durch den Wandel ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, 2 wenn sie euren in Gottesfurcht keuschen Wandel beobachten. 3 Euer Schmuck bestehe nicht in Äußerlichem, in künstlichem Haargeflecht, in goldenem Geschmeide oder Kleiderpracht, 4 sondern es sei der verborgene, innerliche Mensch mit einem allezeit sanften und milden Sinn; der hat hohen Wert in Gottes Augen. 5 So schmückten sich einstmals auch die heiligen Frauen, die auf Gott hofften; sie waren ihren Männern untertan. 6 So gehorchte Sara dem Abraham, indem sie ihn „Herr“ nannte. Ihre Kinder seid ihr geworden, wenn ihr Gutes tut und euch durch keine Drohung einschüchtern laßt. 1-6: Von dem Einfluß einer frommen, keuschen und allzeit gütigen Frau auf ihren Mann erwartet der Apostel mehr als von der Predigt des Missionars. 7 Gleicherweise sollt ihr Männer einsichtsvoll zusammenleben mit den Frauen als den schwächeren Geschöpfen, erweiset ihnen Achtung als den Miterben der Gnade des Lebens, damit eure Gebete nicht gestört werden. 7: Nur dort, wo die Eheleute sich in heiliger Ehrfurcht als Gotteskinder begegnen, kann im Familienleben das Gebet die rechte Pflege finden.
Ermahnungen für alle. 8 Seid endlich alle einträchtig, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig! 9 Vergeltet nicht Böses mit Bösem, noch Schmähung mit Schmähung! Im Gegenteil, segnet, weil ihr ja dazu berufen seid, Segen zu ererben. 10 Denn wer seines Lebens froh werden und gute Tage haben will, der halte seine Zunge von Bösem fern und seine Lippen von trügerischem Gerede; 11 er wende sich weg vom Bösen und tue Gutes, er suche Frieden und trachte ihm nach. 12 Denn die Augen des Herrn sind auf die Gerechten gerichtet, und seine Ohren hören auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber wendet sich wider die Übeltäter (Ps 34,13-17). 13 Wer könnte euch auch Übles zufügen, wenn ihr eifrig nach dem Guten trachtet? 14 Indes, wenn ihr auch um der Gerechtigkeit willen leiden müßtet, Heil euch! Fürchtet euch nicht vor ihrer Drohung und laßt euch nicht bange machen! 15 Den Herrn Christus aber heiligt in euren Herzen und seid allezeit zur Verantwortung bereit einem jeden gegenüber, der von euch Rechenschaft über eure Hoffnung fordert. 16 Aber bewahrt dabei Sanftmut und Ehrfurcht und haltet euer Gewissen rein, damit die, welche euren guten Wandel in Christus schmähen, gerade darin beschämt werden, worin ihr verleumdet werdet. 17 Denn es ist besser, wenn es nun doch einmal Gottes Wille sein sollte, ihr leidet wegen guter als wegen böser Taten. 13-17: Das vorbildliche Leben der Christen ist die beste Werbung für den Glauben; aber es sichert die Gläubigen nicht immer vor der Verfolgung durch die Böswilligen. Vgl. Mt 5,10-12.
Das unschuldige Leiden des Heilandes als Vorbild. 18 Ist ja doch auch Christus einmal für unsere Sünden gestorben, der Gerechte für Ungerechte, damit er uns zu Gott führe; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach aber lebendig gemacht. 19 Im Geiste ging er auch hin und predigte den Seelen im Gefängnis, 20 die einst ungläubig gewesen waren zur Zeit, als Gottes Langmut zuwartete in den Tagen Noes, als die Arche gebaut wurde. In ihr wurden nur wenige, nämlich acht Seelen, durch das Wasser hindurch gerettet. 20: Es scheint vorausgesetzt zu sein, daß die ungläubigen Zeitgenossen des Noe durch die Sintflut Kraft der vorausgegangenen Predigt des Noe zu Glauben und Buße geführt und so ewig gerettet wurden. Zu ihnen stieg die Seele Christi vor der Auferstehung in die Vorhölle hinab. 21 Sein Gegenbild, die Taufe, errettet jetzt auch euch. Denn sie ist nicht ein Ablegen körperlichen Schmutzes, sondern eine Anrufung Gottes um ein gutes Gewissen durch die Kraft der Auferstehung Jesu Christi. 22 Er sitzet zur Rechten Gottes, nachdem er [den Tod verschlungen hat, damit wir Erben des ewigen Lebens würden, und] aufgefahren ist in den Himmel, wo ihm Engel, Mächte und Gewalten untertan sind.
4 Das Beispiel der Christen. 1 Da Christus also im Fleische gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung! Denn wer dem Fleische nach gelitten hat, hat mit der Sünde gebrochen, 2 so daß er den Rest seiner irdischen Tage nicht mehr im Dienste menschlicher Gelüste verlebt, sondern nach dem Willen Gottes. 3 Lange genug habt ihr in der Vergangenheit den Willen der Heiden vollbracht und in Ausschweifungen, Lüsten, Trunkenheit, Schmausen und Zechen und frevelhaftem Götzendienst gelebt. 4 Es befremdet sie, daß ihr nicht mehr mit ihnen euch hineinstürzt in den Strudel eines liederlichen Lebens. Deshalb schimpfen sie über euch.
Das Gericht
5 Sie werden aber dem Rechenschaft geben müssen, der bereit steht, die Lebendigen und die Toten zu richten. 6 Denn dazu ist auch Toten die Heilsbotschaft verkündet worden, damit sie zwar im Fleische nach Menschenart gerichtet werden, aber im Geiste leben nach Gottes Art.
Ermahnung zur Frömmigkeit. 7 Das Ende aller Dinge hat sich genähert, seid daher besonnen und nüchtern, um beten zu können. 8 Vor allem aber habt einander innig lieb, denn die Liebe deckt eine Menge Sünden zu. 9 Übt Gastfreundschaft gegeneinander ohne Murren! 10 Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes! 11 Hat einer die Redegabe, so trage er Gottes Wort vor; hat jemand ein Amt, so verwalte er es mit der Kraft, die Gott ihm schenkt, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus. Sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen. 10-11: Es sind die in der christlichen Urkirche von Gott verliehenen außerordentlichen Gnadengaben, Charismen, gemeint. Nicht menschliches Geltungsbedürfnis soll durch sie befriedigt, sondern Gottes Ehre gefördert werden.
Ermahnung zur Geduld. 12 Geliebte! Stoßt euch nicht an der Feuerprobe, die zur Läuterung über euch kommt, als ob euch etwas Befremdliches damit widerfahre! 13 Nein, freut euch vielmehr in dem Maße, als ihr an Christi Leiden teilnehmen dürft, damit ihr bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne habet. 14 Werdet ihr um des Namens Christi willen geschmäht — dann Heil euch! Denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes ruht auf euch. 15 Sehet zu, daß ja keiner von euch als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder wegen unbefugter Einmischung in fremde Angelegenheiten (als Spitzel?) zu leiden habe; 16 wenn er aber als Christ leidet, braucht er sich nicht zu schämen; vielmehr verherrliche er Gott durch diesen Namen. 16: Hier wird bereits der Name „Christ“ als Ehrenname betrachtet. Die Heiden hatten ihn wohl zuerst als Schimpfwort geprägt in Antiochien (Apg 11,26; 26,28). 17 Denn es ist Zeit, daß das Gericht bei dem Hause Gottes seinen Anfang nimmt. Wenn es aber zuerst zu uns kommt, was wird das Ende sein bei denen, welche der Heilsbotschaft Gottes nicht gehorchen? 18 Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird der Gottlose und der Sünder bleiben? 19 So mögen dann die, welche nach Gottes Willen leiden, dem getreuen Schöpfer ihre Seelen dadurch anbefehlen, daß sie Gutes tun. 12-19: Immer wieder schärft der Apostel den jungen Christengemeinden ein, daß die Berufung zum Christentum keinen Freibrief gegen Leiden und Verfolgungen auf Erden bedeute, daß vielmehr gerade das unschuldige Leiden um Christi willen ein Zeichen der Auserwählung, also ein Grund zur Freude sei.
5 Mahnungen an die kirchlichen Vorsteher. 1 Die Ältesten unter euch mahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, aber zugleich auch der Genosse der einst sich offenbarenden Herrlichkeit: 2 Weidet die euch anvertraute Herde Gottes und wachet über sie, nicht gezwungen, sondern aus freien Stücken nach Gottes Absichten; nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern mit Hingebung. 3 Zeigt euch nicht als Gewaltherrscher gegen die euch Anvertrauten, sondern als Vorbilder der Herde! 4 Wenn dann einmal der Oberhirte erscheint, werdet ihr den unverwelklichen Ehrenkranz davontragen. 5 Ihr Jüngeren sodann, seid den Ältesten untertan! Ihr alle aber traget im gegenseitigen Verkehr das Kleid der Demut; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.
Mahnung zur Demut und Wachsamkeit. 6 Demütigt euch also unter die machtvolle Hand Gottes, daß er euch zur rechten Zeit erhöhe! 7 Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch. 8 Seid nüchtern und wachet! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlinge. 9 Widersteht ihm standhaft im Glauben! Wisset, daß dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt kommen. 8-9: Täglich wiederholt die Kirche im liturgischen Abendgebet (Komplet) diesen Aufruf zur Wachsamkeit und zum Kampfe. 10 Der Gott aller Gnade aber, der euch in Christus zu einer ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird euch nach kurzem Leiden selber ausrüsten, kräftigen, stärken und auf festen Grund stellen. 11 Sein ist die [Herrlichkeit und die] Macht in alle Ewigkeit! Amen.
Persönliches Schlußwort. 12 Durch Silvanus, den treuen Bruder, wie ich ihn schätze, habe ich euch in Kürze geschrieben zur Mahnung und Bezeugung, daß dies die wahre Gnade Gottes ist, worin ihr steht. 13 Es grüßt euch die mitauserwählte Gemeinde in Babylon und mein Sohn Markus. 13: Unter Babylon ist die Stadt Rom zu verstehen, die mehr und mehr dem alttestamentlichen Babylon, der den Juden feindlichen Hauptstadt, sich ähnlich zeigte und schließlich zum Mittelpunkte der Christenverfolgung wurde. 14 Grüßet einander mit dem Kuß der Liebe! Frieden sei mit euch allen, die ihr in Christus [Jesus] seid! [Amen.]
Der zweite Brief des Petrus
Einleitung
Verfolgungen und Gefahren von außen hatten den Apostel Petrus veranlaßt, sein erstes Sendschreiben an die kleinasiatischen Christengemeinde zu richten. Nun bedrohten ernstere Gefahren von innen das Glaubensleben und die Sitten derselben Gemeinden. Gewissenlose Irrlehrer nahmen die Verzögerung der Wiederkunft Christi zum Anlaß, um die Lehre der Apostel zu bekämpfen und ins Lächerliche zu ziehen. Zugleich diente ihnen die Freiheit der Gotteskinder zum Deckmantel eines ungezügelten Sinnengenusses und der Ablehnung jeder Autorität. Schon der Apostel Judas hatte sich in seinem Briefe gegen die Verführer gewandt. Petrus kannte dieses Schreiben und verwendete manchen Gedanken daraus, um ein zweites Mal die Brüder in der Diaspora Kleinasiens durch ein oberhirtliches Wort zu unterweisen und zu festigen. Er schrieb den Brief in der Erwartung seines baldigen Todes (1,14) als Gefangener in Rom, also 66-67.
1 Eingangsgruß. 1 Simon Petrus, Diener und Apostel Jesu Christi, an die, welche den gleich kostbaren Glauben wie wir erlangt haben durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Erlösers Jesus Christus. 2 Gnade und Friede werde euch reichlich zuteil durch die Erkenntnis Gottes und unseres Herrn [Christus] Jesus!
Vorbereitung auf die Wiederkunft des Herrn
Von seiten Gottes. 3 Seine göttliche Macht hat uns alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, geschenkt mittels der Erkenntnis dessen, der uns durch seine eigene Herrlichkeit und Kraft berufen hat. 4 Dadurch hat er uns die kostbarsten und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch sie der göttlichen Natur teilhaftig werdet, wenn ihr den in der Welt herrschenden verderblichen Lüsten entronnen seid.
Von seiten der Gläubigen. 5 Eben deswegen wendet allen Fleiß auf und betätigt in eurem Glauben die sittliche Tatkraft, in der sittlichen Tatkraft die Erkenntnis, 6 in der Erkenntnis die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit die Ausdauer, in der Ausdauer die Frömmigkeit, 7 in der Frömmigkeit die Bruderliebe, in der Bruderliebe die Liebe (überhaupt). 3-7: Das Erhabenste, dessen wir fähig sind, schenkte uns Gott in der Gnade; er läßt uns an seiner göttlichen Natur teilnehmen durch das Leben der Übernatur. Solcher Adel verpflichtet zu einem sittenreinen Leben. Gottes Gabe wird zur Aufgabe für uns. 8 Denn sind diese Tugenden bei euch zu finden und im Zunehmen begriffen, so lassen sie euch nicht ohne Erfolg und Frucht für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. 9 Wer aber diesen Besitz nicht hat, ist blind, handelt wie ein Kurzsichtiger und vergißt, daß er von seinen früheren Sünden gereinigt worden ist. 10 Liebe Brüder! Seid deswegen vielmehr darauf bedacht, eure Berufung und Auserwählung [durch eure guten Werke] gewiß zu machen. Denn tut ihr dies, so werdet ihr nimmermehr zu Fall kommen. 11 Denn so wird euch in reichem Maße der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus gewährt werden.
Von seiten des Apostels. 12 Darum will ich stets an diese Dinge erinnern, obwohl ihr davon wißt und im Besitze der Wahrheit fest gegründet seid. 13 Ich erachte es aber für meine Pflicht, solange ich in diesem Zelte bin, euch durch Mahnung wach zu halten; 14 ich weiß, daß es bald zur Niederlegung meines Zeltes kommen wird, wie es mir auch unser Herr Jesus Christus kundgetan hat. 15 Ich will aber dafür Sorge tragen, daß ihr immer wieder auch nach meinem Hingang euch daran erinnern könnt. 12-15: Durch besondere Offenbarung weiß der Apostel um seinen bevorstehenden Tod. Der Brief soll noch wirken, wenn sein Verfasser längst heimgegangen ist.
Wiederkunft des Herrn durch seine Verklärung gesichert. 16 Wir haben uns nicht an ausgeklügelte Fabeln gehalten, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus kundtaten, sondern wir sind Augenzeugen seiner Erhabenheit gewesen. 17 Denn er empfing von Gott Vater Ehre und Herrlichkeit, da von der hocherhabenen Herrlichkeit die Stimme an ihn erging: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe; [ihn höret!] 18 Diese Stimme haben wir vom Himmel kommen hören, als wir mit ihm auf dem heiligen Berge waren. 16-18: Vgl. Mt 17,1-9. 19 So steht uns das Prophetenwort um so fester, und ihr tut gut, euch daran zu halten als an eine Leuchte, die an dunklem Orte scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in eurem Herzen aufgeht. 20 Darüber müßt ihr euch vor allem klar sein, daß keine Schriftweissagung eine willkürliche Deutung zuläßt. 21 Denn noch nie erging eine Weissagung durch menschlichen Willen, sondern durch den Heiligen Geist getrieben, sprachen die heiligen Gottesmänner. 19-21: Nur mit heiliger Ehrfurcht darf Gottes Wort in der Bibel gedeutet werden; denn der Geist Gottes spricht darin zu uns.
Falsche Propheten
2 Einführung. 1 Es gab aber auch im Volke falsche Propheten, wie auch in eurer Mitte falsche Lehrer auftreten werden. Sie werden verderbliche Irrlehren einführen, und weil sie den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen, sich selbst jähes Verderben zuziehen. 2 Viele werden ihre Ausschweifungen mitmachen; ihretwegen wird der Weg der Wahrheit gelästert werden. 3 Aus Habgier wollen sie mit trügerischen Worten ein Geschäft an euch machen. Aber das ihnen schon längst gesprochene Urteil säumt nicht, und ihr Verderben schlummert nicht.
Ihr plötzlicher Untergang. 4 Hat ja doch Gott der Engel, die gesündigt hatten, nicht geschont, sondern sie in die finsteren Abgründe der Hölle hinabgestoßen, wo sie bis zum Gericht gefangengehalten werden. 5 Auch die alte Welt hat er nicht verschont, sondern nur Noe, den Herold der Gerechtigkeit, mit sieben anderen gerettet, als er über die Welt der Gottlosen die Flut kommen ließ. 6 Auch die Städte Sodoma und Gomorrha hat er zu völliger Vernichtung verurteilt und in Asche gelegt zum warnenden Beispiel für künftige Frevler, 7 dagegen den gerechten Lot der unter dem zuchtlosen Wandel der Gottlosen schwer zu leiden hatte, errettet. 8 Denn mit Auge und Ohr mußte der Gerechte, da er mitten unter ihnen wohnte, Tag für Tag frevelhafte Taten wahrnehmen, was seine gerechte Seele quälte. 8: Im Lateinischen lautet der Vers: „Denn bei allem, was er sah und hörte, blieb er doch gerecht, obgleich er inmitten derer wohnte, die Tag für Tag seine gerechte Seele durch Freveltaten quälten.“ 9 So weiß der Herr Fromme aus der Prüfung zu erretten, Ungerechte aber zur Strafe auf den Gerichtstag aufzubewahren, 10a besonders die, welche in unreiner Begierde der Fleischeslust frönen und jegliche Herrschaft verachten. 4-10: Die drei alttestamentlichen Beispiele zeigen, wie Gott durch ein plötzlich hereinbrechendes Ereignis die Bösen bestraft; die zwei letzten beweisen, wie er dabei zugleich die Guten errettet. Beides wird in der kommenden Wiederkunft sich wiederholen.
Ihr Lästern und ihre Unzucht. 10b Verwegen und frech, scheuen sie sich nicht, Majestäten zu lästern, wo doch Engel, 11 die ihnen an Kraft und Stärke überlegen sind, gegen sie beim Herrn kein lästerndes Urteil vorbringen. 12 Diese Menschen aber gleichen unvernünftigen Tieren, welche von Natur nur dazu da sind, daß man sie fängt und tötet. Sie lästern, was sie nicht verstehen, und werden durch ihr eigenes verderbliches Tun zugrunde gehen 13 und den Lohn ihrer Ungerechtigkeit davontragen. Bei Tage zu schwelgen, halten sie für Lust; sie sind Schmutz- und Schandflecken, schwelgen in ihren Betrügereien, wenn sie mit euch zusammen schmausen. 14 Ihre Augen sind voll ehebrecherischer Gier und im Sündigen unersättlich. Haltlose Seelen ködern sie; ihr Herz ist auf Habsucht eingeübt, sie sind Kinder des Fluches. 15 Sie haben den geraden Weg verlassen und sind in die Irre gegangen, indem sie den Weg Balaams, des Sohnes des Bosor, einschlugen, der ungerechten Lohn liebhatte. 16 Er wurde aber wegen seiner Verkehrtheit zurechtgewiesen. Denn ein stummes Lasttier fing mit menschlicher Stimme zu reden an und wehrte der Unvernunft des Propheten. 15-16: Balaan sollte auf Befehl des Moabiterkönigs Balak, der ihm hierfür Lohn in Aussicht stellte, durch einen Gottesspruch Israel verfluchen (4 Mos 22,7 ff). Er galt in der späteren Überlieferung als abschreckendes Beispiel, wie Gewinnsüchtige von Gott gestraft werden.
Ihr betrügerisches Vorgehen. 17 Brunnen ohne Wasser sind sie und Nebelwolken, vom Sturmwind gejagt. Für sie ist die dunkelste Finsternis vorbehalten. 18 Durch stolze Reden ohne jeden Inhalt verlocken sie mittels sinnlicher Begierden und Ausschweifungen diejenigen, welche eben erst denen entronnen sind, die im Irrtum wandeln. 19 Sie versprechen ihnen Freiheit und sind doch selbst Sklaven des Verderbens. Denn wenn jemand von einem andern überwältigt worden, so ist er dessen Sklave geworden. 20 Wenn nämlich die, welche durch die Erkenntnis unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus den Befleckungen der Welt entronnen sind, sich von diesen doch wieder verstricken und überwältigen lassen, so sind die letzten Dinge für sie schlimmer als die ersten. 21 Es wäre für sie besser, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit gar nicht kennengelernt, als daß sie nach erlangter Erkenntnis sich wieder von dem ihnen überlieferten heiligen Gebote abwandten. 22 Bei ihnen ist eingetroffen, was das richtige Sprichwort sagt: Der Hund kehrt zum eigenen Auswurf zurück, und das gewaschene Schwein wälzt sich wieder im Kot. 17-22: Mit Vorliebe wandten sich die Irrlehrer an jene Christen, die erst kürzlich getauft und in der Wahrheit noch nicht hinreichend gefestigt waren. Unverblümt kennzeichnet Petrus das Schmachvolle des Rückfalles.
Leugner der Wiederkunft Christi
3 Ihre Lehre. 1 Dies ist, Geliebte, schon der zweite Brief, den ich euch schreibe. In beiden wollte ich euren lautern Sinn durch Erinnerung wachhalten, 2 damit ihr an die einst von den heiligen Propheten gesprochenen Worte und das von euren Aposteln überlieferte Gebot des Herrn und Heilandes denkt. 3 Vor allem sollt ihr wissen, daß in den letzten Tagen Spötter mit frechen Reden auftreten werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: 4 Wo bleibt seine verheißene Ankunft? Seitdem die Väter heimgegangen sind, bleibt alles so, wie es vom Anfang der Schöpfung an war.
Widerlegung aus der Sintflut. 5 Bei dieser Behauptung entgeht ihnen, daß Himmel und Erde schon längst durch Gottes Wort aus Wasser und mittels Wasser Bestand hatten. 6 Gerade dadurch ging die damalige Welt in der Wasserflut zugrunde. 7 Der jetzige Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort fürs Feuer aufgespart. Sie werden aufbewahrt für den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen. 5-7: Das gewaltige Ereignis der Sintflut widerlegt die frivole Behauptung der Irrlehrer, bis jetzt habe sich noch keine Verheißung erfüllt, alles sei beim alten geblieben.
Zeit des Weltgerichtes. 8 Das eine aber soll euch nicht entgehen, Geliebte, daß ein Tag beim Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag (Ps 90,4). 9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie einige es für Verzögerung halten; er übt Langmut um euretwillen, da er nicht will, daß jemand verlorengehe, sondern alle sich zur Buße wenden. 10 Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb; dann wird der Himmel mit gewaltigem Krachen vergehen, die Elemente in Feuersglut sich auflösen, die Erde aber mitsamt ihren Werken verbrennen. 8-l0: Wir dürfen an Gottes Verheißung nicht unsere kleinen menschlichen Maßstäbe anlegen. Gott ist der Zeitlose, der Ewige, darum auch der Geduldige, doch ebenso der Gerechte und Wahrhaftige. Sein Tag kommt immer noch früh genug. Keiner vermag sich seinem Gerichte zu entziehen.
Ermahnungen
11 Wenn nun das alles sich so auflöst, welch heiliger Wandel und welche Gottseligkeit müssen euch da zu eigen sein! 12 Wie müßt ihr die Ankunft des Tages Gottes erwarten und ersehnen! Um dessentwillen wird der Himmel sich im Feuer auflösen und die Elemente im Brand zerschmelzen. 13 Wir erwarten aber gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel und eine neue Erde auf denen Gerechtigkeit ihre Wohnstätte hat.
Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn. 14 Befleißigt euch deshalb, Geliebte, in solcher Erwartung von ihm unbefleckt und untadelig erfunden zu werden in Frieden, 15 und erachtet die Langmut unseres Herrn als Heil. So hat auch unser lieber Bruder Paulus euch geschrieben mit der ihm eigenen Weisheit, 16 wie in allen seinen Briefen, wo er von diesen Dingen redet. Manches ist in ihnen schwer zu verstehen, was dann die Ungebildeten und Ungefestigten, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben verdrehen. 15-16: Die Briefe des heiligen Paulus sind also damals weit über jene Kreise hinaus bekannt gewesen, für die sie zunächst bestimmt waren. Sie wurden zu den Heiligen Schriften der Offenbarung gezählt. Es ist nicht Sache jedes einzelnen Christen, den oft sehr schwierigen Sinn der Bibel festzustellen. Gott hat seine Offenbarung dem kirchlichen Lehramt zu treuen Händen anvertraut, damit alle Zeiten in ihr die Wahrheit finden. 17 Ihr, meine Lieben, wißt das jetzt; hütet euch daher, daß ihr euch nicht durch den Irrtum der Gottlosen mit fortreißen lasset und euren festen Halt verliert.
Schluß. 18 Wachset vielmehr in der Gnade und der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm sei Ehre jetzt und auf den Tag der Ewigkeit! Amen.
Der erste Brief des Johannes
Einleitung
Zwar nennt der Verfasser dieses Briefes sich nicht mit Namen; aber der Inhalt weist unzweideutig auf den Apostel Johannes hin, dem wir das vierte Evangelium verdanken. Die Zeugnisse dafür reichen bis in die apostolische Zeit zurück. Wahrscheinlich war der erste Johannesbrief ein Begleitschreiben zum Johannesevangelium. Daher die mehr unpersönliche Form ohne Adresse und Grüße. In väterlich warmen Worten bestärkt der greise Apostel seine Kinder im Glauben an den menschgewordenen Gottessohn. In ihm besitzen wir das neue Leben aus Gott, den Erweis unbegreiflicher Gottesliebe. Unser Erdenleben muß darum von dankbarer Gegenliebe erfüllt sein, die sichtbar wird in tätiger Nächstenliebe. Das ist die beste Abwehr aller Irrlehrer und „Antichristen“. Sie glauben, die Gemeinschaft mit Gott beibehalten zu können, ohne die sittlichen Forderungen Jesu zu erfüllen, indem sie leugnen, daß Jesus der gottgesandte Erlöser ist. Der Brief ist zu Ephesus gegen Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben worden.
Eingang
Die Offenbarung des ewigen Lebens
1 1 Was von Anfang an war, was wir gehört und mit eigenen Augen gesehen haben, was wir geschaut und was unsere Hände berührt haben, es betrifft das Wort des Lebens —2 ja, das Leben ist sichtbar erschienen, und wir sahen es. Wir bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschienen ist, — 3 was wir gesehen und gehört haben, das tun wir also euch kund, damit auch ihr Gemeinschaft habet mit uns und wir so Gemeinschaft haben mit dem Vater und mit Jesus Christus, seinem Sohne. 4 Wir schreiben [euch] dies, damit [ihr euch freuet und] unsere Freude vollkommen sei. 1-4: Der ewige Logos, das göttliche Leben, sichtbar auf Erden erschienen in Christus, ist der Inhalt der wohlbezeugten apostolischen Lehre. Ihr Ziel ist die Lebensgemeinschaft mit Gott.
Die Botschaft Jesu und sein Erlöserblut
Sündigt nicht. 5 Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm (Jo 8,12). 6 Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und dabei in der Finsternis wandeln, so lügen wir und handeln nicht nach der Wahrheit. 7 Wenn wir aber im Lichte wandeln, so wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns von jeder Sünde rein. 8 Wenn wir sagen, wir hätten keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht; er vergibt uns unsere Sünden und wird uns rein machen von aller Ungerechtigkeit. 10 Sagen wir, wir hätten nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. 8-10: Sündenbewußtsein ist nicht knechtseliges Minderwertigkeitsgefühl, sondern ehrliche Selbsterkenntnis im Lichte des allheiligen Gottes.
2 1 Meine Kindlein, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündiget. Wenn aber einer sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten. 2 Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, doch nicht nur für unsere, sondern auch für die der ganzen Welt.
Haltet die Gebote. 3 Daran sehen wir, daß wir ihn erkennen, wenn wir seine Gebote halten. 4 Wer sagt: Ich kenne ihn, ohne daß er seine Gebote hält, der ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. 5 Wer sein Wort hält, in dem ist wahrhaft die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir es, daß wir in ihm sind. 6 Wer da sagt, er bleibe in ihm, der muß selbst so wandeln, wie er wandelte. 7 Meine Lieben! Es ist kein neues Gebot, das ich euch schreibe, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das Wort, das ihr gehört habt, das ist das alte Gebot. 8 Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot. Dies ist wahr in ihm und in euch. Denn die Finsternis ist vorüber, und schon leuchtet das wahrhaftige Licht. 7-8: Vgl. Jo 13,34. 9 Wer sagt, er sei im Lichte, aber seinen Bruder haßt, der ist noch in der Finsternis. 10 Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Lichte und kein Anstoß ist in ihm. 11 Wer aber seinen Bruder haßt, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis, er weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen geblendet hat.
Sündigt nicht, habt die Welt nicht lieb. 12 Ich schreibe euch, Kindlein, weil euch die Sünden um seines Namens willen vergeben sind. 13 Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen besiegt habt. 14 Ich habe euch geschrieben, ihr Kinder, weil ihr den Vater kennet. Ich habe euch geschrieben, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch geschrieben, ihr Jünglinge, weil ihr stark seid, das Wort Gottes in euch wohnt und ihr den Bösen überwunden habt. 15 Habet die Welt nicht lieb, noch das, was in der Welt ist. Die Liebe des Vaters ist nicht in dem, der die Welt lieb hat. 16 Denn alles, was in der Welt ist, ist Fleischeslust und Augenlust und Hoffart des Lebens. Dies ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. 17 Die Welt vergeht samt ihrer Lust. Wer aber Gottes Willen tut, bleibt in Ewigkeit. Laßt euch nicht verführen. 15-17: Die Liebe zur gottfeindlichen Welt ist unvereinbar mit der Liebe zu Gott; denn niemand kann zwei Herren dienen. 18 Kindlein, es ist die letzte Stunde. Wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind jetzt schon viele Antichristen aufgetreten. Daher wissen wir, daß es die letzte Stunde ist. 18: In Erinnerung an die Worte des Herrn (Mt 24; Mk 13; Lk 21) unterwiesen die Apostel die Gläubigen über die Vorzeichen der Wiederkunft Christi. Dazu gehörte das Auftreten des Antichristen, in dem sich der ganze Haß der gottfeindlichen Mächte verkörpert. Die Irrlehrer sind seine Vorläufer und Gehilfen. Ihr Auftreten zeige den Beginn der „letzten Stunde“, der Endzeit, an. Vgl. 2 Thess 2,3-12; 1 Petr 4,7; 2 Petr 3,8 ff. 19 Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen, aber sie gehörten nicht zu uns. Hätten sie zu uns gehört, so wären sie doch bei uns geblieben. Allein an ihnen sollte offenbar werden, daß nicht alle zu uns gehören. 20 Ihr aber seid gesalbt von dem Heiligen. Ihr wisset alles. 20: Der Heilige ist Christus. Er salbt die Seinen durch die Mitteilung des Heiligen Geistes, der sie „in alle Wahrheit einführt“. Vgl. Jo 16,13. 21 Wenn ich euch schrieb, tat ich dies nicht, weil ihr die Wahrheit nicht wisset, sondern weil ihr sie wisset und weil aus der Wahrheit keine Lüge kommt. 22 Wer anders ist der Lügner, als der, welcher leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. 23 Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch verbleiben. 24 Wenn das, was ihr von Anfang an gehört habt, in euch verbleibt, dann werdet auch ihr im Sohne und im Vater bleiben. 25 Und die Verheißung, die er selbst uns gab, ist das ewige Leben. 26 Soviel wollte ich euch über eure Verführer schreiben.
27 Die Salbung aber, die ihr von ihm empfinget, bleibt in euch. Dann ist es nicht nötig, daß euch jemand belehre. Diese Salbung belehrt euch über alles, und so ist es wahr und keine Lüge. Verharret in ihm, wie sie euch belehrt hat. 28 Und nun Kindlein, bleibet in ihm, damit wir Zuversicht haben, wenn er erscheint, und nicht bei seiner Ankunft vor ihm zuschanden werden.
Wir sind Kinder Gottes
Kennzeichen der Gotteskindschaft. 29 Wenn ihr wisset, daß er gerecht ist, so wisset auch, daß jeder, der Gerechtigkeit übt, aus ihm geboren ist.
3 1 Seht, welch eine große Liebe der Vater uns geschenkt hat: Wir dürfen uns Kinder Gottes nennen; ja, wir sind es. Darum erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. 2 Geliebte! Jetzt sind wir Kinder Gottes, und was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen aber, daß wir ihm ähnlich sein werden, wenn er erscheint. Denn wir werden ihn sehen, so wie er ist. 3 Jeder nun, der dies von ihm hofft, heiligt sich, wie er heilig ist. 4 Ein jeder, der Sünde begeht, tut auch Unrecht; die Sünde ist das Unrecht. 4: Die Sünde widerstrebt dem von Gott gesetzten Rechte, daher kann der Sünder nicht zu Gott kommen. 5 Ihr wisset aber, daß er erschienen ist, um unsere Sünden hinwegzunehmen, und daß in ihm keine Sünde ist. 6 Wer in ihm bleibt, sündigt nicht. Wer aber sündigt, hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt. 7 Kindlein, niemand möge euch verführen. Wer Gerechtigkeit übt, der ist gerecht, wie jener gerecht ist. 8 Wer Sünde begeht, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören. 9 Jeder, der aus Gott geboren ist, begeht keine Sünde, denn Gottes Samen bleibt in ihm. Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. 9: Der Samen Gottes ist der in der heiligen Taufe in die Seele gelegte Keim göttlichen Lebens, die heiligmachende Gnade. Solange diese Gnade im Menschen ist, lebt er in Gemeinschaft mit Gott. All sein Tun ist geheiligt. Aber das Gnadenleben kann verlorengehen. Es stirbt durch die bewußte Abkehr von Gott in der schweren Sünde, die darum Todsünde heißt.
Laßt uns die Brüder lieben. 10 Daran erkennt man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Wer nicht Gerechtigkeit übt und wer seinen Bruder nicht liebt, der ist nicht aus Gott. 11 Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habet (Jo 13,34): 12 Wir sollen einander lieben, nicht wie Kain tat, der aus dem Bösen war und seinen Bruder tötete. Und weshalb tötete er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. 13 Brüder, wundert euch nicht, wenn die Welt euch haßt. 14 Wir wissen, daß wir vom Tod zum Leben gekommen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tode. 15 Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Mörder. Ihr wisset aber, daß kein Mörder ewiges Leben in sich behalten kann. 16 Daran haben wir die Liebe [Gottes] erkannt, daß er sein Leben für uns hingab. So müssen auch wir das Leben geben für die Brüder. 17 Wie kann die Liebe Gottes in dem bleiben, der irdisches Gut besitzt, aber sein Herz verschließt, wenn er seinen Bruder Not leiden sieht? 18 Meine Kindlein, wir wollen lieben, nicht mit Worten und nicht mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit. 19 Daran erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind, und können ihm gegenüber unser Herz beruhigen. 20 Denn wenn unser Herz uns verurteilt, so ist Gott größer als unser Herz, und er weiß alles. 18-20: Werktätige Nächstenliebe aus Liebe zu Gott ist das beste Heilmittel für ängstliche Seelen und das sicherste Zeichen der Gotteskindschaft. 21 Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so vertrauen wir zuversichtlich auf Gott. 22 Und wir werden von ihm alles empfangen, um was wir ihn bitten, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist. 23 Und dies ist sein Gebot, daß wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er uns geboten hat. 24 Wer seine Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daß er in uns bleibt, das erkennen wir an dem Geiste, den er uns gegeben hat.
4 Unterscheidet die Geister. 1 Geliebte, trauet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister ob sie aus Gott seien, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. 2 Daran kennt man den Geist Gottes, jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist, der ist aus Gott, 3 jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, daß er komme; er ist bereits auf der Welt. 1-3: Vgl. 1 Kor 12,3. 4 Kindlein, ihr seid aus Gott und habt jene (Antichristen) überwunden. Denn der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist. 5 Jene sind von der Welt, darum reden sie von der Welt, und die Welt hört auf sie. 6 Wir sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.
Christus, die Offenbarung der Liebe Gottes
Gottes Liebe zu uns. 7 Geliebte, wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. 8 Wer nicht liebt kennt Gott nicht, denn Gott ist die Liebe. 9 Daran ist die Liebe Gottes an uns offenbar geworden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn auf die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. 10 Darin erweist sich die Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt als Sühneopfer für unsere Sünden.
Unsere Liebe zu Gott. 11 Geliebte, wenn Gott uns so sehr liebte, müssen auch wir einander lieben. 12 Nie hat Gott jemand gesehen. Doch wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen. 12: Die christliche Nächstenliebe stellt am sichersten die Verbindung mit dem unsichtbaren Gott her. Sie ist ein Gotteserweis der Tat. 13 Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er von seinem Geiste uns gegeben hat. 14 Und wir haben gesehen und bezeugen es, daß der Vater seinen Sohn schickte als Heiland der Welt. 15 In jedem, der bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, bleibt Gott, und er bleibt in Gott. 16a Und wir haben erkannt und an die Liebe geglaubt, die Gott zu uns hat. 16b Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. 17 Darin ist die Liebe [Gottes] bei uns vollendet, daß wir am Tage des Gerichtes Zuversicht haben, weil auch wir in dieser Welt sind, wie er ist. 18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht hat Pein. Wer aber fürchtet, ist in der Liebe noch nicht vollkommen. 17-18: Der Apostel meint die knechtische Furcht, die mit Liebe unvereinbar ist. Die kindliche Furcht, Gott zu beleidigen, ist dagegen ein Ausdruck der ehrerbietigen Liebe. 19 Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. 20 Wenn einer sagt: Ich liebe Gott, dabei aber seinen Bruder haßt, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, ist nicht imstande, Gott zu lieben, den er nicht gesehen hat. 21 Und wir haben dies Gebot von Gott: Wer Gott liebt, der muß auch seinen Bruder lieben.
5 Sieghafter Christusglaube. 1 Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren, und jeder, der den Vater liebt, liebt auch dessen Kind. 2 Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. 3 Denn das ist die Liebe Gottes, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. 4 Denn was aus Gott geboren ist, besiegt die Welt, und das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube. 5 Wer ist es denn, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? 6 Er ist es, Jesus Christus, der gekommen ist durch Wasser und Blut und Geist, nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und Blut. Und der Geist ist es, der dafür Zeugnis gibt, denn der Geist ist die Wahrheit. Es sind nämlich drei, die Zeugnis geben [im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind Eins. 7 Und drei sind, die Zeugnis geben auf Erden]: 8 der Geist und das Wasser und das Blut; und diese drei sind auf ein und dasselbe Ziel gerichtet. 9 Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, so ist doch das Zeugnis Gottes größer. Dies aber ist das Zeugnis Gottes, [das größer ist], daß er Zeugnis gab von seinem Sohne. 10 Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Zeugnis [Gottes] in sich. Wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er an das Zeugnis nicht glaubt, das Gott von seinem Sohne gegeben hat. 11 Darin besteht das Zeugnis, daß Gott uns ewiges Leben gab, und dieses Leben ist in seinem Sohne. 12 Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat auch das Leben nicht. 5-12: Gegenüber den Irrlehrern jener Zeit hebt Johannes die absolute Notwendigkeit des Glaubens an Christus, den Gottessohn und Erlöser hervor. Ein dreifaches Zeugnis verbürgt diesen Glauben: der Heilige Geist der als Geist der Wahrheit in der Kirche wirkt (Jo 14,17; 15,26-27; 16,13); sodann das Zeugnis des himmlischen Vaters bei der Taufe Jesu (= Wasser); endlich der Erlösungstod am Kreuze (= Blut). Die in Klammern gesetzte Erweiterung in Vers 7-8 bildet das vielumstrittene „Comma Joanneum“. Es fehlt in allen wichtigen Textzeugen der alten Zeit und dürfte eine Randbemerkung sein, die später in den Text einbezogen wurde, Die darüber gefällte Entscheidung des römischen Offiziums vom 13.1.1897 ist durch die Erklärung vom 2.6.1927 wesentlich gemildert. Die wissenschaftliche Untersuchung der Frage ist freigestellt.
Kraft des Gebetes. 13 Dies schreibe ich euch, damit ihr wisset, daß ihr ewiges Leben habet, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt. 14 Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, daß er uns erhört, wenn wir nach seinem Willen um irgend etwas bitten. 15 Und wenn wir wissen, daß er all unsere Bitten erhört, so wissen wir auch, daß wir das von ihm Erbetene (schon) erhalten haben.
Von der Todsünde. 16 Sieht jemand, daß sein Bruder eine Sünde begeht, die keine Todsünde ist, so soll er beten und ihm so zum Leben verhelfen, denen nämlich, die keine Todsünde begehen. Es gibt auch eine Todsünde. Wo es sich um eine solche handelt, sage ich nicht, daß man deshalb beten soll. 17 Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; doch es gibt Sünde, die nicht todbringend ist. 16-17: Die Todsünde, von der hier die Rede ist, ist der Abfall vom Glauben gegen besseres Wissen.
Schluß. 18 Wir wissen, daß jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt. Wer aus Gott geboren ist, ist auf seiner Hut, und der Böse rührt ihn nicht an. 19 Wir wissen: Wir sind aus Gott, die ganze Welt aber ist in des Bösen Gewalt. 20 Wir wissen aber auch: Der Sohn Gottes ist gekommen und hat uns Einsicht verliehen, daß wir den Wahrhaftigen [Gott] erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben. 21 Kindlein, hütet euch vor den Götzen! [Amen.]
Der zweite Brief des Johannes
Einleitung
Der „Älteste“, der diesen Brief geschrieben hat, kann nicht irgendein unbekannter Presbyter der Urkirche gewesen sein. Beim Apostel Johannes treffen alle Voraussetzungen zu, um in ihm mit der kirchlichen Überlieferung den Verfasser zu erblicken. Die „auserwählte Herrin“, an die das Schreiben gerichtet ist, dürfte wohl keine einzelne christliche Frau, sondern eine Christengemeinde Kleinasiens sein. Die Mahnung zur Bruderliebe und die Warnung vor Irrlehrern rückt den Brief inhaltlich an den ersten Johannesbrief heran, von dem ihn wohl auch kein längerer Zeitraum trennt.
1 Wandel in Glaube und Liebe. 1 Der Älteste an die auserwählte Herrin und ihre Kinder, die ich in Wahrheit liebe, und nicht ich allein, sondern alle, die die Wahrheit erkannt haben, 2 um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und mit uns ewig sein wird. 3 Gnade wird mit uns sein, Barmherzigkeit und Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohne des Vaters, in Wahrheit und Liebe. 4 Ich habe mich sehr gefreut, daß ich unter deinen Kindern solche gefunden habe, die in der Wahrheit wandeln, wie der Vater es uns geboten hat. 5 Und nun bitte ich dich, o Herrin, daß wir einander lieben. Kein neues Gebot schreibe ich dir damit, sondern jenes, das wir von Anfang an hatten. 6 Und das ist die Liebe, daß wir nach seinen Geboten wandeln. Denn das ist sein Gebot, daß ihr darin wandelt, wie ihr von Anfang an gehört habt. 7 Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleische erschien. So einer ist der Verführer und der Antichrist. 8 Sehet euch vor, daß ihr nicht verlieret, was ihr erarbeitet habt, sondern daß ihr vollen Lohn empfanget. 9 Jeder, der darüber hinausgeht und in der Liebe Christi nicht verharrt, hat Gott nicht. Wer in der Lehre verharrt, der hat den Vater und den Sohn. 10 Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht mitbringt, so nehmet ihn nicht ins Haus auf und grüßet ihn nicht. 11 Denn wer ihn grüßt, macht sich seiner bösen Werke teilhaftig. 10-11: Das ist nicht Mangel an Liebe, sondern eine Forderung christlicher Selbstachtung und Glaubenstreue. 12 Noch vieles hätte ich euch zu schreiben. Ich will es aber nicht mit Papier und Tinte tun. Ich hoffe vielmehr, bei euch sein und von Mund zu Mund mit euch sprechen zu können, damit unsere Freude vollkommen sei. 13 Es grüßen dich die Kinder deiner auserwählten Schwester. 13: Gemeint sind die Christen der Gemeinde, in der Johannes weilte.
Der dritte Brief des Johannes
Einleitung
Auch bei diesem Brief ist „der Älteste“ der Apostel Johannes. Den Empfänger Gajus kennen wir nicht näher. Das kurze, wohl gegen Ende des Lebens vom hl. Johannes geschriebene Brieflein eröffnet lehrreiche Einblicke in das Leben der Urkirche. Der Quertreiber Diotrephes nimmt sogar gegen den Apostel und die Wandermissionare eine feindselige Stellung ein. Ähnlich wie im zweiten Briefe läßt die Bemerkung am Schluß vermuten, daß Johannes keine schriftlichen Mitteilungen in unrechte Hände geraten lassen möchte. Ob schon Spitzel am Werke waren?
1 Liebevolles Verhalten gegen Missionare. 1 Der Älteste an den geliebten Gajus, den ich in Wahrheit liebe. 2 Mein Lieber, ich wünsche, daß es dir in jeder Hinsicht wohlergehe und du gesund seiest, wie es deiner Seele wohlergeht. 3 Ich freute mich sehr, da Brüder kamen und deine Treue bezeugten, wie du in der Wahrheit wandelst. 4 Eine größere Freude habe ich nicht, als wenn ich höre, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln. 5 Mein Lieber, du handelst getreu in allem, was du an den Brüdern tust, zumal an fremden. 6 Diese haben angesichts der Gemeinde deine Liebe bezeugt, und du wirst wohltun, sie Gottes würdig weiter zu geleiten. 7 Denn im Namen Gottes sind sie ausgezogen, ohne etwas von den Heiden anzunehmen. 8 Darum liegt uns die Pflicht ob, solche Männer aufzunehmen, um so Mitarbeiter an der Wahrheit zu werden.
Klage über Diotrephes. 9 Ich habe wohl an die Gemeinde geschrieben, aber Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an. 10 Deshalb werde ich ihm seine Werke vorhalten, wenn ich komme, daß er böswillige Reden gegen uns führt und — als wäre dies noch nicht genug — die Brüder selbst nicht aufnimmt, ja diejenigen, die sie aufnehmen wollen, daran hindert und aus der Gemeinde ausschließt. 11 Mein Lieber, ahme das Böse nicht nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, ist aus Gott, wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen. 12 Den Demetrius erkennen alle an, auch die Wahrheit selbst. Und wir stimmen diesem Zeugnisse bei, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist.
Schluß. 13 Noch vieles hätte ich zu schreiben, ich will es aber nicht mit Tinte und Feder tun. 14 Ich hoffe, dich bald zu sehen, dann wollen wir von Mund zu Mund reden. 15 Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße auch die Freunde, jeden einzeln!
Der Brief des Jakobus
Einleitung
Im Verzeichnis der neutestamentlichen Schriften folgt auf die Briefe des hl. Paulus eine Gruppe von sieben Schreiben, die unter dem Namen „Katholische Briefe“ zusammengefaßt werden: Der Jakobusbrief, zwei Petrusbriefe, drei Johannesbriefe und der Judasbrief. Katholische Briefe heißen sie, weil sie nicht wie die Paulusbriefe an eine Einzelgemeinde, eine bestimmte Gruppe von Gemeinden oder an eine Einzelperson gerichtet, sondern, wie es der Bedeutung des Wortes „katholisch“ entspricht, für die Allgemeinheit bestimmt sind. Dabei werden der zweite und dritte Johannesbrief wegen des gleichen Verfassers in die Gruppe einbezogen. Sie heißen auch „kanonische Briefe“. Der Verfasser des an erster Stelle stehenden Jakobusbriefes ist der Apostel Jakobus der Jüngere, der Sohn des Alphäus. Durch seine Mutter war er mit Jesus verwandt und wird darum der „Bruder des Herrn“ genannt. Als Bischof von Jerusalem genoß er höchstes Ansehen. Im Jahre 62 starb er den Marterod. Er richtete sein apostolisches Sendschreiben an „die zwölf Stämme in der Zerstreuung“, d. h. an die in der Diaspora lebenden Judenchristen. Aus ernstem Verantwortungsbewußtsein warnt er sie vor einem Glauben ohne Werke, vor leichtfertigem Reden, Klassengeist und Verzagtheit. In rechter Liebe sollen sie nach wahrer Weisheit streben und durch Gebet und gute Werke einander helfen. Der Brief ist zwischen den Jahren 48-62 geschrieben worden.
1 1 Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, sendet den zwölf Stämmen in der Zerstreuung seinen Gruß.
Über die Versuchungen
Nutzen der Versuchung. 2 Erachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet. 3 Wisset, daß die Prüfung eures Glaubens Geduld wirkt; 4 die Geduld aber soll ein Werk vollenden, damit ihr vollkommen werdet und untadelhaft und in keiner Beziehung versagt.
Gebet um Weisheit. 5 Wenn es einem von euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen ohne weiteres gibt und nichts vorhält — und sie wird ihm gegeben werden. 6 Er bitte aber in gläubigem Vertrauen und zweifle nicht, denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswelle, die vom Wind bewegt und umhergetrieben wird. 7 Ein solcher Mensch soll nicht glauben, daß er etwas vom Herrn empfange. 8 Er ist ja ein Mann mit geteiltem Herzen und unbeständig auf allen seinen Wegen. 5-8: Diesem vertrauensvollen Gebet hat Jesus Erhörung zugesichert. Vgl. Mk 11,22-24. 9 Der Bruder in niedriger Stellung rühme sich wegen seiner Hoheit,10 der Reiche wegen seiner Niedrigkeit; denn wie eine Blume auf der Wiese wird er vergehen. 9: Heiliges Selbstbewußtsein, wie es dem Gotteskind ziemt, soll jeden Christen erfüllen, nicht törichte Überheblichkeit. 11 Die Sonne geht auf mit ihrer Glut und versengt das Gras; und seine Blüte fällt ab, und die Schönheit ihres Anblicks ist dahin. So wird auch der Reiche auf seinen Wegen dahinwelken.
Gott nicht Urheber der Versuchung. 12 Selig der Mann, der in der Versuchung standhält. Wenn er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, die der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben. 13 Keiner sage, wenn er versucht wird: Von Gott werde ich versucht. Gott kann nicht zum Bösen versucht werden, er versucht auch selbst niemand. 14 Vielmehr wird ein jeder versucht, indem er von seiner eigenen Lust gereizt und verlockt wird. 15 Alsdann, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. 16 Täuschet euch nicht, meine lieben Brüder! 17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter, bei dem kein Wandel ist und kein Schatten der Veränderung. 18 Aus freiem Willen hat er uns ins Leben gerufen durch das Wort der Wahrheit, damit wir gleichsam Erstlinge seiner Geschöpfe seien. 14 f: Der freie Wille ist gleichsam der Vater, die böse Begierlichkeit die Mutter der Sünde
Mahnung zu werktätigem Glauben
19 Wisset es, meine vielgeliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell bereit zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorne. 20 Denn der Zorn eines Mannes tut nicht, was vor Gott gerecht macht. 21 Leget darum ab alle Unreinigkeit, alles Böse, das noch in euch ist; in Sanftmut nehmet das eingepflanzte Wort auf, das eure Seelen retten kann.
Täter des Wortes. 22 Werdet Vollbringer des Wortes, nicht bloß Hörer, sonst würdet ihr euch selbst betrügen. 23 Wer ein Hörer des Wortes ist und kein Vollbringer, der gleicht einem Manne, der sein natürliches Aussehen im Spiegel betrachtet, 24 dann aber, wenn er sich betrachtet hat, weggeht und gleich vergißt, wie er aussah. 25 Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei verharrt, wer kein vergeßlicher Hörer, sondern ein tätiger Vollbringer ist, der wird selig werden in seinem Tun. 26 Wenn einer meint, er sei religiös, dabei aber seine Zunge nicht zügelt und so sich selbst betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos. 27 Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott dem Vater ist es, wenn man Waisen und Witwen in ihrer Not besucht und sich selbst unbefleckt bewahrt von dieser Welt. 26-27: Die Zunge zügeln, werktätige Liebe üben und nicht ein „Weltmensch“ sein, sind drei unerläßliche Stücke echter Relgiosität, ohne daß damit alle Pflichten erschöpft wären; denn Gott schreibt vor, wie wir ihn zu verehren haben. Es ist nicht in unser Belieben gestellt.
2 Verhalten gegen reich und arm ohne Ansehen der Person. 1 Meine Brüder, haltet euren Glauben an unseren Herrn der Herrlichkeit, Jesus Christus, frei von Menschenrücksichten. 2 Wenn nämlich in eure Versammlung ein Mann mit goldenem Ring, mit prächtigem Gewand eintritt und zugleich ein Armer in schmutzigem Kleide, 3 und ihr schaut dann auf den mit dem prächtigen Gewande und sagt zu ihm: Du, mach es dir hier bequem, während ihr zu dem Armen sagt: Du bleib dort stehen, oder: Setz dich unten an meinen Fußschemel, 4 habt ihr da nicht in euch ein parteiisches Urteil gefällt, seid zu Richtern geworden, geleitet von bösen Gedanken? 5 Höret es, meine vielgeliebten Brüder! Hat nicht Gott die Armen in dieser Welt auserwählt zu Reichen im Glauben und Erben des Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? 6 Ihr aber habt dem Armen die Ehre genommen. Sind es nicht gerade die Reichen, die euch gewaltsam unterdrücken und euch vor die Gerichte schleppen? 7 Lästern nicht sie den erhabenen Namen, der [in der Taufe] über euch angerufen wurde? 8 Ja, wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, — dann tut ihr recht. 8: Der schöne Titel „königliches Gesetz“ hebt die Erhabenheit und allgemeine Verpflichtung des Gebotes der Nächstenliebe hervor. 9 Wenn ihr aber Menschenrücksichten walten lasset, dann begehet ihr Sünde und werdet vom Gesetze als Übertreter überführt. 10 Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem einzigen Stück fehlt, der verfehlt sich gegen das Ganze. 11 Der nämlich gesagt hat: Du sollst nicht ehebrechen, der hat auch gesagt: Du sollst nicht töten. Wenn du also zwar die Ehe nicht brichst, aber tötest, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden. 12 So redet denn und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. 13 Denn ein Gericht ohne Erbarmen wird über den ergehen, der kein Erbarmen geübt hat. Barmherzigkeit aber kann stolz auf das Gericht herabschauen.
Glaube ohne Werke tot. 14 Was hilft es, meine Brüder, wenn einer sagt, daß er Glauben habe, wenn er keine Werke hat? Kann etwa der Glaube ihn seligmachen? 15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleider sind und Mangel leiden am täglichen Unterhalte, 16 und einer von euch sagt zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch — ihr gebet ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen — was nützt das? 17 Also auch der Glaube, wenn er keine Werke hat; er ist tot für sich allein. 18 Ja, da könnte einer sagen: Du hast Glauben, ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich will dir aus meinen Werken meinen Glauben zeigen. 19 Du glaubst, daß ein einziger Gott ist. Du tust wohl; auch die bösen Geister glauben und zittern. 19: Die bösen Geister müssen glauben und einsehen, daß es nur einen Gott gibt, aber dieser Glaube rechtfertigt und beseligt sie nicht, sondern erfüllt sie mit Furcht vor dem Gerichte und der Strafe. 20 Willst du wohl erkennen, du törichter Mensch, daß der Glaube ohne Werke wirkungslos ist? 21 Ist unser Vater Abraham nicht aus Werken gerechtfertigt worden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altare opferte? 22 Du siehst, daß der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und daß durch die Werke der Glaube erst vollendet wurde. 23 So erfüllte sich das Schriftwort: Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet, und er wurde Gottes Freund genannt (1 Mos 15,6). 24 Ihr seht also, daß der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein. 25 Wurde nicht ebenso Rahab, die Buhlerin, durch Werke gerechtfertigt, da sie die Kundschafter aufnahm und auf einem andern Weg fortschaffte? (Jos 2,4.) 26 Gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. 14-26: Der Apostel denkt wohl an solche Leser seines Briefes, die der Ansicht sind, wenn sie mit innerer Überzeugung an der göttlichen Offenbarung festhalten, so sei dies genügend. Diesen sagt der Apostel, ein solcher Glaube ist wohl etwas Gutes, aber er kann nicht das ewige Heil verleihen. Der Glaube muß praktisch betätigt werden durch die Erfüllung der göttlichen Gebote, besonders der Nächstenliebe. — Ein Widerspruch mit der Lehre des heiligen Paulus, der sagt, daß der Mensch durch den Glauben und nicht durch die Werke des Gesetzes gerechtfertigt werde, liegt nicht vor. Der heilige Paulus verwirft nur die Werke des alttestamentlichen Gesetzes. Denn auch der heilige Paulus verlangt einen Glauben, der sich durch die Werke betätigt. — Zum rechten Glauben gehört die Liebe; denn der Glaube ist mehr als bloßes Fürwahrhalten; er ist eine übernatürliche Tugend, die das ganze Leben formt. Religion ohne Konfession ist ein Unding; denn die Form der Religion hat nicht der Mensch, sondern Gott zu bestimmen.
Warnung vor Zungensünden
3 Schwierigkeiten. 1 Meine Brüder! Tretet nicht viel als Lehrer auf. Ihr wißt, daß wir damit nur ein um so strengeres Gericht auf uns laden. 2 Wir fehlen alle ohnehin schon genug. Wer in Worten nicht fehlt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaume zu halten. 3 Wenn wir den Pferden die Zäume ins Maul legen, damit sie uns folgen, so lenken wir ihren ganzen Körper. 4 Seht, auch die Schiffe, so groß sie sind und obgleich sie von starken Winden getrieben werden — sie werden von einem ganz kleinen Steuer gelenkt, wohin der Druck des Steuermannes will. 5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied, darf sich aber doch großer Dinge rühmen. Seht, ein kleiner Funke — wie groß der Wald, den er in Brand steckt! 6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt von Ungerechtigkeit. Die Zunge ist unter unsern Gliedern das Organ, das den ganzen Leib befleckt und das Lebensrad in Brand steckt, sie, die selbst von der Hölle ihr Feuer empfängt. 6: Durch das verheerende Feuer der Sünde bringt die Zunge Verderben in das Leben des Menschen hinein, ist so ein Werkzeug der Hölle. 7 Jegliche Art der Landtiere und Vögel, der kriechenden Tiere und der Seetiere wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Natur. 8 Die Zunge aber kann kein Mensch bändigen, das nimmermüde Übel todbringenden Giftes. 9 Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. 10 Aus demselben Munde geht Segen und Fluch hervor. Das, meine Brüder, sollte nicht so sein! 11 Läßt denn die Quelle aus derselben Öffnung süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln? 12 Kann denn, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch keine Salzquelle süßes Wasser geben.
Von der wahren Weisheit. 13 Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige durch seinen guten Wandel seine Werke in weiser Sanftmut. 14 Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Hader in eurem Herzen habet, dann rühmt euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit. 15 Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern die irdische, sinnliche, teuflische. 16 Denn wo falscher Eifer und Hader sind, da gibt es Unfrieden und allerlei böse Händel. 17 Die Weisheit, die von oben kommt, ist vor allem lauter, dann friedfertig, bescheiden, nachgiebig, [dem Guten hold,] voll Erbarmen und guter Früchte, frei von Parteilichkeit, ohne Heuchelei. 18 Frucht der Gerechtigkeit wird in Friede gesät für jene, die Frieden halten.
Ermahnungen
4 Warnung vor Neid und Streit. 1 Woher kommen Streitigkeiten und Kämpfe unter euch? Woher anders als von euren Begierden, die da streiten in euren Gliedern? 2 Ihr begehrt und kommt nicht zum Besitz; ihr mordet und neidet und könnet nicht erlangen; ihr streitet und kämpft und erhaltet nicht, weil ihr nicht betet. 3 Ihr betet und erlanget nicht, weil ihr schlecht betet, um es in euren Lüsten zu verbrauchen. 4 Ihr Ehebrecher! Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit dieser Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also Freund dieser Welt sein will, der wird ein Feind Gottes. 4: Ehebrecher im übertragenen, geistigen Sinne ist der Sünder, der Gott die Treue nicht hält und sich an die Welt hängt. 5 Oder meint ihr, daß die Schrift umsonst sagt: Voll Eifersucht verlangt er nach dem Geiste, den er in uns Wohnung nehmen ließ. 6 Um so größer ist auch die Gnade, die er schenkt. Deshalb spricht die Schrift: Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade (Spr 3,34). 5-6: Nicht im Wortlaut, aber dem Sinne nach ist dieser Gedanke im Alten Testament oft ausgesprochen; Gott verlangt Gegenliebe von dem Menschen, und zwar die ganze, ungeteilte Liebe. Wir gehören ihm zu eigen, nicht einem andern. Er kennt unsere Schwachheit und bemißt danach seine Gnade für die Demütigen. 7 Unterwerfet euch also Gott! Widersteht dem Teufel, so wird er von euch fliehen. 8 Nahet euch Gott, und er wird sich euch nahen, reinigt die Hände, ihr Sünder, läutert die Herzen, ihr Menschen mit geteilter Seele! 9 Fühlet euer Elend, trauert und weinet; euer Lachen soll sich in Klagen und eure Freude in Trauer verwandeln. 10 Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.
Warnung vor dem Richten über andere. 11 Redet einander nicht übel nach meine Brüder! Wer seinen Bruder lästert oder richtet, der lästert und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, dann bist du nicht Vollbringer, sondern Richter des Gesetzes. 12 Nur einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der Macht hat zu retten und zu verderben. Du aber, wer bist du, daß du den Nächsten richtest? Wohlan! 13 Ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in die und die Stadt reisen und da ein Jahr zubringen, Handel treiben und Gewinn machen — 14 ihr wißt doch gar nicht, was der morgige Tag bringt. Was ist denn euer Leben? Ein Dunst seid ihr, der eine kleine Weile sichtbar ist und dann verschwindet. — 15 Ihr sollt lieber sagen: Wenn der Herr will und wir noch das Leben haben, dann werden wir dies oder jenes tun. 16 Nun aber prahlt ihr in eurem Übermut. Jedes Prahlen dieser Art ist böse. 17 Wer also versteht, Gutes zu tun und tut es nicht, dem ist´s Sünde.
5 Warnung an die Reichen. 1 Wohlan, ihr Reichen! Weinet und klaget über das Elend, das über euch kommen wird. 2 Euer Reichtum ist vermodert, eure Gewänder sind Mottenfraß geworden. 3 Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird ein Zeugnis wider euch sein und wie Feuer euer Fleisch verzehren. Noch in der Endzeit habt ihr Schätze aufgehäuft. 4 Sehet, der Lohn, den ihr den Arbeitern, die eure Felder eingeerntet haben, vorenthalten habt, er schreit, und der Schrei der Schnitter ist zu den Ohren des Herrn der Heerscharen gedrungen.4: Die Habsucht wird zur „himmelschreienden Sünde“, wenn der Habsüchtige den Arbeitern den wohlverdienten Lohn vorenthält. 5 Ihr habt auf Erden gepraßt und geschwelgt, ihr habt eure Herzen gemästet am Schlachttag. 6 Ihr habt den Gerechten verurteilt und gemordet und er widersetzt sich euch nicht.
Ermahnung zum geduldigen Ausharren. 7 So harret denn aus, meine Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde, er harrt in Geduld, bis sie Früh- oder Spätregen bekommt. 8 So seid auch ihr geduldig; stärket eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe. 8: Sowohl für den einzelnen Christen als für die ganze Christenheit ist die Zeit des Streitens und Leidens kurz im Vergleich zur Ewigkeit. 9 Klaget nicht gegeneinander, meine Brüder, damit ihr nicht dem Gerichte verfallet. Siehe, der Richter steht vor der Türe. 10 Meine Brüder! Nehmet euch zum Vorbild im Leiden und Dulden [bei einem harten Tod] die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. 11 Sehet, wir preisen die selig, die ausgehalten haben. Von der Geduld des Job habt ihr gehört, und den durch den Herrn herbeigeführten Ausgang kennt ihr; denn barmherzig ist der Herr und voll Mitleid.
Schlußermahnungen. 12 Meine Brüder! Vor allem schwöret nicht, weder beim Himmel noch bei der Erde, noch sonst einen Eid. Euer Ja sei ein Ja, und euer Nein sei ein Nein, damit ihr nicht dem Gerichte verfallet. 12: Leichtfertiges Schwören verrät Mangel an Wahrhaftigkeit. Auf das Ja oder Nein eines Christen muß sich jeder verlassen können. Vgl. Mt 5,34-37. 13 Ist jemand unter euch unglücklich? Er bete! Ist jemand guten Mutes? Er singe Loblieder!
Verhalten der Kranken. 14 Ist jemand unter euch krank? Er rufe die Priester der Kirche zu sich, die sollen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. 15 Das glaubensvolle Gebet wird dem Kranken zum Heile sein, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er etwa Sünden begangen hat, so wird ihm verziehen werden. 14-15: Die Salbung mit Gebet, die der Priester der Kirche im Namen, d. i. im Auftrag, in der Vollmacht des Herrn an den Kranken vornehmen soll, ist das Sakrament der heiligen Ölung. — Aus Vers 16 ersehen wir, daß auch ein Bekenntnis der Sünden notwendig ist. 16 Bekennet also einander eure Sünden und betet füreinander, auf daß ihr geheilt werdet. Viel vermag beharrliches Gebet des Gerechten. 17 Elias war ein Mensch wie wir [den Leiden unterworfen]. Er betete inständig, daß es nicht regnen solle, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. 18 Dann betete er abermals, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht (3 Kg 17,1; 18,45). 19 Meine Brüder! Wenn einer unter euch von der Wahrheit abgeirrt ist und es bringt ihn jemand zur Umkehr, 20 der wisse: Wer einen Sünder von seinem Irrwege zurückführt, der wird seine Seele vom Tode retten und eine Menge von Sünden bedecken.
Der Brief des Judas
Einleitung
Der heilige Judas ist ein Bruder Jakobus des Jüngeren, er ist also Verwandter des Heilandes und hat den Beinamen Thaddäus (= der Beherzte). Nach der Zerstreuung der Apostel soll er in Syrien gepredigt und den Martertod erlitten haben. — In seinem Briefe wendet er sich gegen Irrlehrer, welche die Freiheit vom Gesetz als Zügellosigkeit und Ungebundenheit auffaßten und die Gottheit Jesu leugneten. Verfaßt ist der Brief sicher vor der Zerstörung Jerusalems, wohl zwischen 62 und 67. Der heilige Petrus hat ihn bereits in seinem zweiten Schreiben benutzt. Die Vertrautheit mit den Schriften des Alten Testamentes und der Überlieferung Israels setzt als Empfänger judenchristliche Gemeinden voraus.
1 Veranlassung. 1 Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die in Gott, dem Vater, geliebten und für Jesus Christus aufbewahrten Berufenen. 1: Aus Liebe hat Gottvater die Christen wie ein Kleinod aus der verdorbenen Welt abgesondert und bewahrt sie in innigster Lebensgemeinschaft auf für seinen Sohn. 2 Barmherzigkeit werde euch zuteil und Friede und Liebe in Fülle! 3 Geliebte! Da mir sehr am Herzen liegt, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, so hielt ich es für nötig, euch schriftlich zu ermahnen, daß ihr kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für allemal überliefert ist. 4 Denn es haben sich gewisse Leute eingeschlichen, für welche längst dieses Strafurteil geschrieben wurde; es sind Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes zur Befriedigung der Lüste mißbrauchen und unsern alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen. 4: Die Christliche Lehre von der Erlösung und Freiheit vom mosaischen Gesetz verkehren und verdrehen sie, um ein zügelloses Leben damit zu rechtfertigen. In den göttlichen Strafurteilen des Alten Bundes, wie sie die folgenden Verse aufzählen, ist das kommende Geschick der Irrlehrer vorgebildet.
Belehrungen
Beispiele der Strafgerechtigkeit. 5 Ich möchte euch aber daran erinnern — obwohl ihr schon alles ein für allemal wisset —, daß der Herr zwar sein Volk aus dem Lande Ägypten errettet, das zweite Mal aber die Ungläubigen vernichtet hat. 6 Auch die Engel, die ihre Würde nicht bewahrten, sondern ihre Wohnstätte verließen, hat er aufbewahrt zum großen Gerichtstage mit ewigen Fesseln in der Finsternis. 7 Auch Sodoma und Gomorrha und die umliegenden Städte, die auf ähnliche Weise wie diese Unzucht trieben und unnatürlicher Wollust nachgingen, stehen als warnendes Beispiel da: Sie leiden die Strafe ewigen Feuers! 8 Trotzdem beflecken auch diese Träumer in ähnlicher Weise das Fleisch, verachten die Herrschaft und lästern die Majestäten. 8: Dreifach ist die Sünde der Irrlehrer: Unzucht, Verachtung der Oberhoheit Christi und Lästerung der Engel.
Anmaßung der Irrlehrer. 9 Als dagegen der Erzengel Michael wegen des Leichnams des Moses mit dem Satan in Streit und Wortwechsel geriet, wagte er es doch nicht, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich! 9: Im Anschluß an 5 Mos 34,5 ff. hatte die jüdische Überlieferung die Geschichte von der Beisetzung des Moses weiter ausgeschmückt. Ein ähnliches Wort Michaels gegen Satan findet sich in Zach 3,1 ff. 10 Diese aber lästern alles, was sie nicht verstehen. Das aber, was sie von Natur, wie die unvernünftigen Tiere, kennen, wird zu ihrem Verderben. 11 Wehe ihnen! Denn sie gehen den Weg des Kain, sind dem Irrtum des Balaam aus Gewinnsucht ganz hingegeben und gehen zugrunde durch die Empörung des Kore. 12 Sie sind Schandflecken, die bei euren Liebesmahlen schamlos mitschmausen und sich selbst weiden, Wolken ohne Wasser, die von Winden umhergetrieben werden, Bäume im Spätherbst, unfruchtbar, zweimal abgestorben und entwurzelt. 13 Sie sind wilde Meereswogen, die ihre eigene Schande ausschäumen, irrende Sterne; ihnen ist die dunkelste Finsternis auf ewig aufbewahrt.
Prophetenworte Henochs und der Apostel. 14 Von diesen hat auch Henoch, der siebente Nachkomme von Adam her, prophezeit mit den Worten: Siehe, es kommt der Herr mit seinen Zehntausenden von Heiligen, 15 um Gericht zu halten über alle und um alle Gottlosen zu bestrafen wegen all ihrer gottlosen Werke, die sie verübt, und wegen aller Lästerungen, die gottlose Sünder gegen ihn ausgestoßen haben. 14: Das Buch Henoch gehört nicht zur Heiligen Schrift. Es entstand im 2. vorchristlichen Jahrhundert. Ein Beweis gegen die Inspiration des Briefes liegt nicht in der Verwendung dieser Prophezeiung zur Abwehr der Irrlehrer. 16 Das sind die Leute, die da murren, unzufrieden sind mit ihrem Geschick und doch nach ihren Lüsten wandeln. Ihr Mund führt hochtrabende Reden, während sie den Menschen um des Gewinnes willen schmeicheln. 17 Ihr aber, Geliebte, erinnert euch der Worte, welche die Apostel unseres Herrn Jesus Christus früher ausgesprochen haben. 18 Sie sagten euch: In der letzten Zeit werden Spötter kommen, die nach ihren gottlosen Lüsten wandeln. 19 Sie sind es, die Parteien bilden, Sinnenmenschen, denen der Geist fehlt.
Ermahnungen
20 Ihr aber, Geliebte, bauet euch fest auf eurem heiligsten Glauben auf; betet im Heiligen Geiste. 21 Bewahret euch in der Liebe Gottes und harret auf das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben! 22 Der einen erbarmt euch, weil sie noch schwanken; 23 andere rettet und entreißt sie dem Feuer; wieder anderer erbarmt euch in Furcht, bewahret Abscheu sogar vor dem Kleide, das vom Fleische befleckt ist. 22-23: Bei allem apostolischem Eifer zur Belehrung der Zweifelnden, zur Rettung der Gefährdeten und zur Wiedergewinnung der Abgefallenen ist Wachsamkeit über sich selbst nötig, damit der Abscheu vor dem Bösen nicht verlorengeht.
Schluß. 24 Ihm aber, der die Macht hat, euch vor jedem Fehltritt zu bewahren und euch zu befähigen, unbefleckt und voll Frohlocken vor seiner Herrlichkeit zu erscheinen [bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus], 25 ihm, dem alleinigen Gott, der uns zum Heiland geworden ist durch Jesus Christus, unsern Herrn, ihm gebührt Herrlichkeit, Majestät, Kraft und Herrschaft vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.
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